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Hr. 180 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Donnerstag. IS. April 1929

Abrechnung mit den Hugenberg-Christen.

In der Mittwochfitzung des Preußischen Landtags wurde in der Aussprache über den Kultüsetat zunächst die Debatte über die Volksschulen zu Ende geführt. Zum Kapitel evangelische und katholische Kirche erhielt sodann das Wort Abgeordnete Krau Wellmann(Soz.>: Wir möchten keinen Zweifel darüber lassen, daß wir die Staats- Zuschüsse für die 5iirchen nach der abermaligen Erhöhung von Millionen in diesem Jahre für viel zu hoch halten. Wir hoffen deshalb von dem neuen Kirchensteuergesetz mit seinen erhöhten Ein- nahmen, daß es den Staat entlastet. Wir wünschen weiter das Zu- standekommen eines R e i ch s g e s c tz e s, das die endgültige Trennung von Kirche und Staat durchführt.(Sehr wohrl bei den Sog.) Damit komme ich zur Stellung der Sozialdemokratie zu Staat und Kirche. Wir haben uns mit dem Zentrum zusammengefunden auf der Grundloge des Staates, um den Gedanken der Demokratie weiter zu entwickeln. Dennoch können wir erst zu einer Wirtschaft- lichen und sozialen Einheit durch die Ueberbrückunq der konsefsio- nellen Gegensätze kommen. Wir bedauern lebhaft die Verhängnis- vollen Folgen eines konfessionellen Systems, das den Menschen nicht nach seinem inneren Wert, sondern nach der Zugehörigkeit zu einer Konfession beurteilt. Die Deutschnationalen bezeichnen uns als rcligionsfeindlich. Nun, der Sozialismus hat nichts mit dem Für oder Wider die Religion zu tun. Wir stehen nur auf dem Stand- punkt, daß derjenige aus der Kirche austreten soll, der innerlich nichts mehr mit ihr zu tun hat. Die Herren von rechts aber bekennen sich äußerlich zur Religion, würden aber aus innerster Ueberzeugung niemals die letzte Konsequenz ziehen, weil das nicht zum guten Ton gehört.(Sehr wahr! bei den Soz.) Der Sozialismus verlangt unbedingte Gewissensfreiheit und Toleranz. (Lachen und Zurufe rechts.) Ich glaube sogar, daß er Ihnen gegen- über(nach rechts) viel zu viel Toleranz bewiesen hat. Er ist tolerant auch gegenüber Religion und Kirche, aber wir wollen auch keine Knechtung durch die Religion. In seinen sittlichen und ethischen Zielen ist der Sozialismus identisch mit der universellen Religion. Der Sozialismus braucht auch nicht deswegen an die religiösen Gefühle zu appellieren, wie es z. B. die Deutschnationalen tun. Auch die Wirtschaftspartei braucht ja zu chrem Stimmensang den Appell an das religiöse Gefühl. Sie alle wollen gegen den angeblichen sittlichen und religiösen Versall des Volkes kämpfen, n u r<oe r g e j j e n sie Wort und Tat in Einklang zu bringen. Räch der christlichen Moral der herreu von rechts bestrafte be- kannllich das alle System die Armut mit dem Verlust des politischen Wahlrechts.(Sehr wahr! hei den Soz.)

Sozialdemokratie und Religion. Auch heute noch beweist die Kirche namentlich die evangelische trotzdem sie jährlich von der Republik 51 Millionen bezieht, dieser gegenüber wenig Toleranz und Takt. So enthält z. B. das Gesang- buch für Rheinland und Westfalen noch heute Gesangstcxte, die den früheren Kaiser verherrlichen und den Segen des Himmels auf fein Haupt herabflehen. Bei einer Konfirmation in Weilmünster kenn- zeichnete der Geistliche die Herrlichkeit des heutigen Staates im Fressen, Saufen, huren, Kammerln und Bubikopffrisuren". Unter dem frischen Eindruck seines Besuches beim früheren Kaiser in Doorn wettert ein evangelischer Geistlicher in einem Flugblatt: Wehe denen, die diesen Mann in die Verbannung gejagt haben, welche die Dynastie stürzten und die Dynastie politischer Krippenhengste, der jüdischen Banken, Warenhäuser, Zeitungen und Ministerien aufgerichtet haben." Auf Weisung der beiden Generalsuperintendenten in Schlesien gedachte ein Pfarrer des 70. Geburtstages des ehemaligen Kaisers und beschwerte sich dann hinterher darüber, daß sich dabei absieht- liches husten und Räuspern bemerkbar gemacht habe,(hört, hört! bei den Soz.) Die DeulschnaNonalen nennen sich religiös und christlich und bringen damit den unter Führung von hugenberg eingeleiteten Kampf gegen die soziale Gesetzgebung in Einklang! (Lärm rechts.) Sic benutzen das Christentum nur als Deckmantel. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an das Verhalten evangelischer Geistlicher während des Krieges. Ist der Krieg wirklich mit der Lehre Christi in Einklang zu brin­gen?! In derDeutschen Tageszeitung" hat es vor einiger Zeit der Pfarrer Eckert in einem Leitartikel unter der UeberschriftSpin schönrer Tod.. den Heldentod als den schönsten Tod gefeiert. Ich darf im Gegensatz dazu das Buch von Remarque Im Westen nichts Reues" stellen, dos durch die Schilderung der absoluten Wahrheit so erschütternd wirkt.(Lärm rechts. Ruse: Waren Sie denn dabei?) Ich war nicht dabei, aber Pfarrer Eckert war dabei, und er und Sie alle haben trotzdem nichts gelernt.(Sehr gut! bei den Soz.) Krieg urib Sittlichkeit sind nicht miteinander zu vereinbaren. Sie wollen keine Völkerverständigung, weil Sie im Innern nicht religiös sind und die Religion und die Kirche nur als Schutzschild für Ihre nationalistischen Treibereien benutzen. wir nehmen den von den Deulschnalionalen angekündigten Kampf zwischen Kreuz und Marxismus auf. Wir sehen seinem Ende mit Ruhe und absoluter Siegeszuversicht entgegen. Vicht Kapitalismus, Monarchismus oder Kirche, sondern der Sozialis­mus wird uns von wirtschaftlicher und politischer Entrechtung befreien.(Beifall bei den Soz.) Abg. Koch-Oeyichausen(Dnat.): Dgs praktische Verhallen der Sozialdemokraten ist anders als es die Rednerin darstellt. Wir haben

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die Epoche Adolph Hoffmanns noch nicht vergessen. Sollten einmal die beiden Linksfraktionen eine Stimme über die Mehrhell haben, würde der Kirche der Brotkorb ganz bestimmt hächer gehängt. Ueber die vorgebrachten Beschwerden diskutiere ich nicht, da ich sie nicht kenne. Aber es ist kein Verbrechen, wenn die Kirche eines Mannes gedenkt, der SS Jahre lang ihr Schirmherr war. Ich bedauere den Freispruch des Malers Grosz, der auch dem Zentrum zeigen sollte. daß wir einer Verweltlichung und Säkularisierung des öffentlichen Lebens entgegengehen. Abg. Linneborn(Z.) wendet sich gegen die Behauptung der Nationalsozialisten, daß im katholischen Dogma die Lehre vom jüdischen Ritualmord enthalten fei. Das deutsche Volk lasse sich von den Vationalsozialislen nicht zum Antisemitismus aufputschen. (Widerspruch bei den Nat.-Soz.) Abg. Dr Ausländer(Komm.) erklärt, daß der häusliche Streit nicht darüber hinwegtäuschen könne, daß alle bürgerlichen Parteien urst» die Sozialdemokratie sich einig wären über die Geschenke, die der Kirche gegeben werden. Es handele sich in Wahrhell nicht um Religion, sondern um politische Geschäfte. Die katholische Kirche untevstütze jetzt schon m Rußland den Kampf gegen den Bolsche. wismus. Eine Demonstration. Eine vesucherin wirft von der Tribüne mit den Worten: Zch bitte um Schutz vor der BeHandlungsweise der Behörden von Hannover pn mir und meinem Kindel" ein Schriftstück in den Saal, das von sozialdemokratischen Abgeordneten ausgehoben und zur Kenntnis genommen wird. Abg. Schuster(D Vp.) kritisiert, daß der Minister unterlassen habe, die Bedeutung der religiösen und ewigen Werte der Er» Ziehung hervorzuheben. Auch seine Partei wünsche die Völker- Versöhnung, sei ober auch bereit, das Vaterland zu verteidigen. Er wünscht die baldige Bekanntgabe des Ergebnisses der Konkordats- Verhandlungen., Abg. Prelle(D. Frakt.) beschwert sich über unangebrachte Spar« samkeit der Kirche gegenüber. Sollte ein Konkordat kommen, so müßten auch Verträge mll der evangelischen Kirche geschlossen werden. Abg. Graue(Dem.) erklärt, daß sein« Partei die für die Kirche angeforderten Mittel bewilligen werde. Es sei nicht richtig, daß man die Religion mit Politik durchsetzen wolle. Religion sei kein Narkotikum für die Massen, sondern habe sehr viel sllr sie getan. Der Antisemitismus sei eine Schande. Der evangelisch« Ober- kirchenrat habe 1918'sofort seine politische Neutralität erkläU, während die katholische Kirche chrem Dogma nach gar nicht tole- rant sein könne. Es folgt die Beratung des Abschnitts Provinz« alschul»

12.-» 22 de BH

ES IST WIRKLICH EINE FREUDE einen dieser schönen Opel-Sechszylinder zu besitzenl Stabil in der Konstruktion, graziös in der Linienführung, zweckmäßig und formenschön, sind die 40 PS-Modelle Lieblinge der eleganten Welt. Sie sind wendig und flink im Verkehr, ausdauernd und zuverlässig auf Reisen. Ihre starke Maschine gehorcht auch der zartesten Hand. Wie alle Opel -Wagen sind sie niedrig gebaut und ausgezeichnet gefedert. Inder Kurve liegen sie sicherund ruhig, über schlechte Wege gleiten sie spielend hinweg; die Hand am Steuer fühlt keine Erschütterung. Es sind gute Fahrzeuge, sparsam im Gebrauch und billig in der Anschaffung. Konstruktion, Material und Kundendienst garantieren ihren Wert,

OPEL ADAM OPEL A.-G., RÖSSELSHEIM A. M.