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(9. Fortsetzung) Wieder schrieb ich an dem Bries uird es erwuchs ein Kunstwerk daraus. Ich steckte das dicke Schreiben in einen festen Umschlag und warf es anderen Tags, als ich abgelöst wurde, in den Kam- pagmebriefkasten. Am zweiten Tage kam der Dize zu mir auf die Bude und sagte: Pionier Seemann, Sie sollen sofort zum Leutnant kommen. Aber gehen Sie im Ordonnanzanzug!" .Zu Befehl, Herr Feldwebel!" Ich zog mich vorschriftsmäßig an, tief die drei Villen weiter, wo unser Zugleutnant ein schönes möbliertes Zimmer als Ouarrier hatte, und klopfte an. .Herein!" Ich trat ein. Eine angenehine Wärme umfang mich. Solch schöne Wärme hatte ich seit den Tagen in Berlin bei meinen Eltern nicht mehr verspürt. Denn unser Quartiere waren kalt. Der Leutnant sah auf dem Sofa und rauchte eine Zigarette. Eine Menge Stummel lagen im Aschbecher. Pionier Seemann zur Stelle!" .Setzen Sie sich!" Ich setzte mich. Sagen Sie. Seemann , haben Sie den Brief geschrieben?" Er überreichte mir den Brief. Ich nickte. Es ist kaum zu glauben. Der Brief hat einen hohen literan- schen Wert." Ich errötete und sagte nichts. Was sind Sic von Beruf, Seemann?" Tischler, Herr Leutnant!" Schreibt man denn in solch einem Beruf Briese? Ich lachte: Im Felde lernt man Briefe schreiben." Die möchte ich mal sehen, lieber Seemann ." Sie liegen zu Hause, Herr Leutnant." Haben Sie vor dem Kriege für Zeitungen geschrieben?" Nie, Herr Leutnant!" Sonderbar, und da schreiben Sie solche Briefe? Was ich doch für Leute in meinem Zuge habe! Aber Sie dürfen den Brief nicht nach Berlin senden. Sie wissen doch...!" Es steht doch nichts darin, was vom Militär handelt!" Briefe dürfen nicht befördert werden. Armeebefehl!" Seit diesem Tage war mir der Leutnant, der etwa in meinem Alter sein mochte, sehr zugetan und lächelte, wenn er mich sah. Wir hatten wenig zu tun. Der Dienst war eintönig und für uns bewegliche Frontkämpfer sehr langweilig. So beschlossen wir, wohl zwanzig Mann an der Zahl, eine Mundharmonikatapell« zu gründen. Viele junge Kameraden hatten ihre Instrumente aus der Heimat mitgenommen. Ballentin und ich ließen uns von einer Ordonnanz aus Mühlheim welche mitbringen. Wir spielten viele Militärmärsche und Soldatenlieder. Mindestens einmal in der Woche brachten wir den Unteroffizieren ein Ständchen. Inzwischen hatten wir noch einen schönenWaldteufel" gebaut, wobei uns Papa, wie wir unseren Korporalschastsführer Vater jetzt nannten, half, und nun war die Musik schön, das heißt für uns Soldaten. An den Sonntagen marschierte unsere Kapelle nach dem Mittag- essen nach Kirchhain , einem Dorf etwa zwei Wegstunden entfernt. Die Stiche sprach sich herum und bald hatten wir großen Anhang. wenn wir Sonntags aus Sierenz auszogen. Eins unserer Lieblingslieder war: Lustig ist das Zigeunerleben, hoherorio ho. Brauchst dem Kaiser kein' Zins zu geben, horio horio ho. Lustig ist es im grünen Wald, Wo das Echo laut erschallt... Horio horio, horio ho... Horio horio ho. In Kirchhain , einen» großen Dorf, war ein Gasthof. Dort marschierten wir ein und konzertierten. Der Wirt sah uns gern, denn das jetzt leerstehende Gebäude war dann voller Soldaten, die alle Bier tranken. Er schenkte uns manches Bier umsonst ein; wir aßen auch Schweinebraten und jungen Löwenzahnsalat für achtzig Pfennige. Das war ein M�nu für uns arme Soldaten, welches uns sehr mundete und etwas Delikates in der eintönigen Kost war. Abends um acht Uhr marfchieiten wir wieder nach Haufe, um beim Abfragen auf der Bude zu fein. Aber es passierte doch ein Zwischenfall. Wenn wir am Sonntagabend aus dem Wirtshaus marschierten auf der einsamen Chaussee, war es stockdunkel und es war eine ausgelassene Gesellschaft, die da marschierte. Am vorletzten Sonntag vor unserer Abreise aus Sierenz waren wir auch sehr lustig. Es lief sich bei Sang und Klang sehr schön, wir lachten und machten auch unsere Witze über den Dize, der in» zwischen wieder die Feldwebelgeschäste übernommen hatte und den wir alle nicht leiden konnten. Als wir die'fte des Weges zurückgelegt hatten, kam uns ein Reiter entgegen und rief:Platz da, Ihr Bande!" Das klang sehr schneidig. Der kleine Dicke, der etwas viel Vier getrunken hatte, fühlte sich stark und antwortete: Halt die Fresse,' du Affe!"« Wer hat dSs gerufen?" schrie der Offizier zurück, denn ein solcher war es. Das geht dich Affen gar nichts an!" gab Ballentin zurück. Unser Papa, der zismllch betrunken war, rief:Reißt doch da- Arschloch vom Pferd! Was steht ihr da und haltet Maulaffen feil?" Der Offizier leuchtete mit seiner Taschenlampe auf unsere Achse'stücke. So ein Schwein!" rief ich unwillkürlich und schlug nach der Lampe . Aber das hätte ich gar nicht nötig gehabt, im Nu war der Offizier vom.Pferde gerissen und viele Fäuste bearbeiteten den Kerl. Ballentin, der Dicke und andere hieben, was sie nur tonnten. auf ihn ein. Der Offizier schrie kläglich, obwohl er vorher ein großes

Maul hatte. Dem Pferde gab unser Papa einen Tritt. Es galop- pierte ohne Reiter nach Kirchhain . Papa aber rief:Immer feste, immer feste auf den Maul- äffen, der darf gar nicht zur Besinnung kommen!" Als wolle die verhaltene Wut der leidenden Soldaten sich an dem Opfer austoben, so prügelten sie alle aus dem Offizier herum. Schließlich sagte Papa:Ist genug, Kameraden. Schmeißt das Vieh in den Chausseegraben!" Das geschah denn auch. Stolz, einmal emen der verhaßten Menschenschinder verprügelt zu haben, zogen wir lachend und musi- zierend nach Sierenz. Am Donnerstogvormittag nach der Paroleausgabe kam der Kompagnieführer und machte ein sehr böses Gesicht. Dann las er mit lauter Stimme vor: Am Sonntag morgen um vier Uhr ist auf der Straße, die von Kirchhain nach Sierenz führt, ein Oberleutnant schwer verletzt aufgefunden worden. Er ist von einem Truppenteil, der in Sierenz stationiert ist, überfallen worden. Der Oberleutnant machte im Krankenhause die Aussage, daß die Truppe, die ihn überfiel, schwarze Achselstücke trug. Es können demnach nur Minenwerfer-Truppen gewesen sein..." Alle rechts raustreten, was Sonntag in Kirchhain war!" rief der Leutnant, nachdem er die Vorlesung beendet hatte. lieber die halbe Kompagnie trat aus dem Miede. Sie sind alle in Kirchhain gewesen?" Keine Antwort. Ich frage, ob Sie in Kirchhain waren!" Der Leutnant wurde rot im Gesicht. Jawohl!" riefen ein paar Stimmen. Was haben Sie da gemacht?" Keine Antwort. Die Augen des Leutnants gingen vom einen zum anderen. Kommen Sie mal her, Unteroffizier Vater!" schnauzte er unseren Papa an. Der trat vor.

.Sie sirtd doch der Aelteste von den Leuten. Wie roax das nun am Sonntag?" Wir waren im Gasthaus in Kirchhain und haben Bier gc» trunken. Am Abend sind wir nach Hause marschiert." Sie sollen großen Radau gemacht haben." Davon ist mir nichts bekannt, Herr Leutnant." Unteroffizier Vater, Sie lügen!" Ich lüge nie, Herr Leutnant...!" Sic kommen am besten weg, wenn Sie die Wahrheit sagen." Es ist mir nichts bekannt, Herr Leutnant!" Wegtreten!" Kommen Sie mal her!" Der Leutnant winkte den Jüngsten heran. Was hoben Sie auf dem Rückmarsch von Kirchhain nach hier- her erlebt? Erzählen Sie es in aller Ruhe, mein Sohn, es geschieht Ihnen nichts." Wir.... wir.....' Immer langsam Ueberlegen Sie ruhig. Ich habe Zeit." Wir haben in Kirchhain Bier getrunken und sind still noch Hause gegangen." Still?" Jawohl, Herr Leutnant." Wieviel Bier haben Sie getrunken?" Gar nichts. Nur eine Setter." Sie sagten doch. Vier?" Die anderen, Herr Leutnant." Und di« waren betrunken?" Kein einziger." Unteroffizier Bater auch nicht?" Den habe ich gar nicht dort gesehen, Herr Leutnant." Unteroffizier K., kommen Sie mal her. Sie sind doch der Vernünftigste in der Kompagnie. Wenn Auszeichnungen verteitt werden, sind Sie der erst«...., also sagen Sie mir alles, was Sie wissen. Ich setze in Sie mein volles Vertrauen und erwarte, daß Sie mich nicht enttäuschen." Der Unteroffizier schwieg. Ueberlegen Sie sich's ganz gencku. Bor dem Kriegsgericht kommt es auf Ihre Aussage an. Zunächst mal. wer waren die Rädelsführer?" Der Unteroffizier schwieg. Legen Sie los. Kommen Sie ein bißchen näher. Sie können es mir leise sagen oder später in der Schreibstube..." Ich weiß von nichts, Herr Leutnant." Da wurde der Leutnant wild. Sie lügen! Alle lügen! So etwas habe ich nicht erlebt, so» lange ich beim Generalstab war! Wegtreten!" Wir traten weg. Bald darauf marschierten wir zu den Minenwerferständen. Unterwegs haben wir gesungen, daß»in echter Mllttär sein« Freude daran haben konnte. lFortsetzung folgt.»

RätsehEcke desAbend

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Kastenrätsel. Die Buchstaben in neben- stehender Figur sind so zu ordnen, daß die senkrechten Leisten Wörter folgender Be- deutung ergeben: 1 Natur- erscheinung: 2. Insektenlarve! 3. Vogel: 4. Fahrzeug: 5. deut­ scher Dichter: 6. Komponist: 7. Stadt am Rhein : 8. Haus- tier: 9. Männername. Die

mittelste wagerecht« Buchstabenreihe nennt einen Balkanstaat. Silbenrätsel. Aus den Silben a al al au bau burgh chi chi dem din dom dot drun e e e el fri ga gu in is ka la li mie mist ni ni ob ra ra ra ri f« sen sten sti sur tan tät te te ten ter tut u ve ze sind 17 Wörter zu bilden, deren dritte Buchstaben, von unten nach oben und Anfangsbuchstaben von oben nach unten gelesen, eine

Sonaabenck, 20. April. Berlin . 16.00 Heinz Ludwirs: Vom Kom6dianten zum Schauspieler. 16.30 Mit dem Mikro in der Baumblüte(Liebertrasunt von Werder ). 18.10 San.-Hat Dr. Paul Frank; Medizinisch-hygienische Plauderei. 18.35 Dr. Siegfried Mauermann; Westeuropa und der deutsche Qeist. 1S.00 Otto Debald: Wie sieht es in einer modernen Angestellten-Gewerkschaft aus? 19.30 F. von Lncanus: Tiere der Vorzeit. 20.00 Schlager und Operettenmelodien. Dir.: Bruno Seidler-Winkler . Nach den Abendmeldungen bis 0.30: Tanzmusik(Kapelle Gerhard HoHmann). KOnigswnsterhansen. 16.00 Wolff, Konetzky: Zur praktischen Durchführung der Richtlinien In der Volksschule. 16.30 Otto Mosbach: Aus den Gesetzen für Wehrmachtangeh6rlgc. 17,00 Nachmillagskonzert von Hamburg . 18.00 Bernhard Otte : Wird Wohlfahrt Plage? 18.30 Französisch für Anfänger. 18.55 Dr. Hektor Amman: Die Schweiz und die Schweizer . Sonntag, 21. April. Berlin . 06.55 Stundenglockenspiel der Potsdamer Qamlsonkirche. Morgenfeier. Olockengeläut des Berliner Doms. 11.30 Großes Schauspielhaus. Orchesterkonzerf. Mitw.: Mafalda Salvatini , Sopran, und Robert Hütt, Tenor. Dir.: Bruno Seidler-Winklcr. 13.15 E. Nebermann: Schachlunk. 14.30 Für den Landwirt. 15.30 Märchen.(Erzählt von Ania Simon.) 16.00 Dr. Leopold Hirschberg : Seb. Bachs Kantateu. 16.30 Unterhaltungsmusik der Kapelle Gebrüder Stelner. 18.00 Zwiegespräch: Wahlrechtsreform. Chefredakteur Nuschke und Chef­redakteur Baecker 19.30 Dr. Leo von zur Mühlen: Reisecindrücke aus dem heutigen Turkestan , 30.00 Hundertjahrfeier des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches. Uebertragung der Festsitzung aus dem Reichstag . 20.45 Konzert des Musikkorps des I. Ball. S.(Preuß.) Inf.-Regt. Ltg.: Ober- musikmeister Wilhelm Hagemann. Anschließend: Zeit, Wetter. Nachrichten. Sport Ansehließend b's 0.30: Tanzmusik(Kapelle Daios Bela). Königswusterhausen. 13.45 14.15 Bildlunkversuche. 18.45 Fred Hamel: Die Aufführungsprazis barocker Chorwerke. 19.10 Dr. von Rapen: Sitten und Gebräuche in Albanien , 19.35 K. W. Qoldschmidt: Klassische und moderne Briefschreiber.

Lebensregel ergeben,(ch ist ein Buchstabe.) Die Wörter bedeuten: 1. Gebäck, 2. Sammclobjekt, 3. Prophet, 4. soviel wie Stufe, 5. Teil des Eis, 6. Anstalt, 7. Stadl in Schottland , 8. Wohnzins, 9. mittel­alterlicher Goldmacher, 19. großer Wasserfall, 11. Insel in der Ost- se«, 12. deutsche Insel, 13. Haartracht, 14. Gestalt aus den Nibelun- gen, IS. biblisches Boll, 16. Kinderspielzeug, 17. Fahrzeug. ps. Rösselsprung.

(Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

P5.

Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel: Wagerecht: 1. Gas: 4. ade: 5. Solei; 7. prall: 8. Pol: 11. Ida: 12. Kekse: 15. Erker; 17. Sie: 18. oft; 21. Belag: 25 Arena: 26. Inn: 27. das: 29. Cibau; 33. Irene: 34. di«: 35. Ost. Senkrecht: 1. Gala: 2. Adel: 3. Seil: 6. Ort: 8. Pike: 9. Oder: 10. Lakk: 13. Se«: 14. er; 16. Gift: 17. So: 19. et: 20. der: 22. Leid: 32. Anna: 24. Gans: 28. Pan: 29 Lido: 30. Iris: 31. Beet: 32. ue.

Silbenrätsel:!. Dattel: 2. Abutiion: 3. Santiago: 4. Adda;

22. Reuse: 23. Testament: 24. Soda: 25. Zrene: 26 Chomchito: 27. Dorpat : 28. Iguanodon: 29. Erika: 30. Z«tner: 31. Elentier: 32. Innung. Das Alte stürzt, es ändert sich di« Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen. Zahlenrätfel: Reichswirtfchafterat. Eich«, Ire. Charter. Seife, Watte, Isar , Reichsrat, Teer. Schaf. Ehasse. Arras , Fichte. Tiara, Safe, Ratte, Affe. Tara. Kapselrätsel: Ruderboot. Hoechst. Wach«. Steg. Zipfel. Pelz. Puder, Emden . Esmeralda, Wunsch. Lohenarin. Ostsee . Lessing ,

Ächel, Zuckerhut, Nebel. Inka , Hannibal , Kunstdünger. Kiew , Neuenahr , Regulator, Meter.Der h sechste Gipfel, zu dem des Menschen Seele sich erheben kann, ist di« wahre Gu«te." Literaturrätsel: I. Schiller. 2. llhland, 3. Vroste-Hüls- hoff. 4. Eichendorff. S. Raab«. 6. Mann, 7. Anzengruber, S. Restroy, 9. Rietzsche. Sudermann.