Kampf dem roten Hahn!

Ein Museum der Brandabwehr.

Von der Altruppiner Feuersprige, die 1763| Brände in und um Rheinsberg   löschte, bis zur kleinen blanken Motorsprite Typ 1929 ist in dem neuesten Museum Berlins  , das die Feuerfocietät Brandenburg in ihren Räumen errichtet hat, alles vertreten, was Menschen je ersonnen haben, um das Feuer zu bekämpfen.

Ein Zuber aus Holz, ein eisernes Rohr zwischen zwei Leder­schläuchen das ist die Kastensprize, die Anno 1758 über das Ber­ liner   Pflafter holperte. Eine tragbare, stattliche Straßenlaterne mit rotem Deloberlicht, diesen Borläufer unserer Berkehrsampel, schwenkte der Herr Brandmeister, während die dickbauchigen Feuer hörner die Nachbarn herbeiriefen. Die Kommune Auerbach mar jogar 1823 noch poetisch und führte ein solches Amulett am Bagen mit:

Feuer setzt mich in Bewegung, Alles tommt mit mir in Regung. Alles eilt, mich hinzufahren

Zu den schrecklichen Gefahren."

Aber beffer hilft noch der Spruch:

,, Lieber, heil'ger Florian, Schirm' unser Haus

Zünd' andre an!"

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Das Geheimnis der Quellenfinder. Den Wünschelruten wird ein historischer Rückblid geschenkt: Bereits vor 2000 Jahren wurde ihre Kraft, Wasserquellen unter dem Erdreich anzuzeigen, von der chinesischen Regierung an­erfannt! Bei uns steht dieses Problem noch nicht auf dem Boden der anerkannten Wissenschaft. Erwiesen ist jedoch, daß bei dem Wünschelrutengänger nicht der Apparat, sondern eine noch un bekannte, geheime Fähigkeit mitspielt, die manche Menschen beson ders fein reagieren läßt. Jedenfalls findet man mit ihrer Hilfe oft unbekannte Chausseezisternen, die zu wasserarmen Gehöften ab­geleitet werden. Dies alles zeigen uns hübsche anschauliche Modell­landschaften: Richtig und falsch angelegte Bauerngüter, Fangbeden für Regenwasser, Stauseen und winzige Telegrapheneinrichtungen, von Stanniol glänzende Flußläufe und eine Postagentur, die rot erglühend die Unheilsbotschaft aufnimmt und an alle Nachbarn surrend weitergibt. Die Sirenen heulen! In 8 Kilometer Umfreis sammeln sich die Eimerhandbrudsprigen, von 35 Kilo­meter an eilen die großen Automobilsprizen herbei. Da sind die verschiedenen Hydranten nicht nur für den Fachmann inter­effant. Kurios mutet das Wenderohr einer noch nicht einmal alten Landfeuerfprize an. Wie vertrauenerwedend blinken da die hübschen, mennigroten und fupfernen Feuerlöschbrunnen von heute! Während heute die handliche Motorsprize, die an jedem Wagen als Anhänger fahren kann, nur zwet Hände zur Bedienung braucht, arbeiteten früher 16 Mann mühselig und zeitraubend an der großen Bump. vorrichtung. Dabei schöpft die heutige Sprige tapfer dreimal soviel Waffer wie die ältere Schwester und läßt sich mehrfach vergabeln.

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Feueralarm auf dem Lande!

Da stehen wiederum kleine Nachbildungen von erntegefüllten Scheunen, hier führt man geängstigte Pferde mit sackverhüllten Köpfen aus dem brennenden Stall. Da wird ein braver Wehrmann mod bewußtlos fortgetragen. Dort schlägt das Feuer lodernd aus dem Schuppendach. Und in all dem realistischen Entsetzen fehlt die Ro­mantit nicht: Auf einem Hügel fit der Hirtentnabe mit Knopf­augen und neben, ihm sein treuer Budel mit prächtigem Chenille schweif... Ein besonderes Kapitel ist der Blitschutz: Für Stadt und Land, Industrien und Privathäuser. Jährlich erfolgen 6000 bis 7000 Bligschläge in Deutschland  , die 1400 Menschenopfer fordern! Da ist eine sommerliche Landschaft mit unheilvollen schwarzen Wolken, die sich über einer appetitlichen Molkerei mit einer roman­tischen Mühle ballen. Da surren auch schon die Motoren: Bio lette Blige zuden, hüllen die Dächer in einen fnisternden

Theater. Lichtspiele usw.

Montag.

22.4

Staats- Oper

Unter d. Linden

A.-V. 105

20 Uhr

Montag, d. 22. 4. Städt. Oper

Bismarckstr. Turnus III

19 Uhr

Salome Zauberflöte

Staats- Oper Staatl. Schausph.

Am Pl.a.Republ.

R.-S. 96 20 Uhr

Fidelio

am Gendarmenmarkt

R.-S. 36

20 Uhr

Der Londoner   ver­lorene Sohn

Staatl. Schiller- Theater, Charith.

20 Uhr

Gespenster

SCALA

8 Uhr

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Matinee des Novemberstudios.

Erich Mühsam  : Sacco und Vanzetti".

Seit einiger Zeit führt das Theater einen energischen Kampf gegen die überlebten Methoden der Justiz, gegen das grausame und sinnlose Räderwerk der anspruchsvollen, unmenschlichen und mittelalterlichen Gerichtsmaschinerie. Die Bühnen, die damit er­freulicherweise stets von neuem ihre Lebendigkeit und Zeitverbunden­heit betonen, finden sich in einem konzentrischen Angriff gegen die Schande der Todesstrafe.

Dann fommen ein paar Stallungen, richtige ländliche Pferde­und Kuhställe. Aber die elettrischen Anlagen zwischen Holz und Kuhställe. Aber die elektrischen Anlagen zwischen Holz und Stroh sind schlecht geschützt. Anders die modernen, feuer­sicheren Kästen im Mustergut! Diese morschen Holzverschalungen, Am vergangenen Sonntag hat sich in der Volksbühne Eleonore die verrosteten Eisenpfeiler, die von Bligen aufgerissenen Leitungen Kaltowska für Jakubowsti eingesetzt, gestern hat das November­sie sprechen deutlicher als ermüdende Tabellen und Statistiken, Studio im Theater in der Stadt" Erich Mühsams„ Sacco und die feiner liest... Aber auch die Hausfrau bekommt einen Banzetti" aufgeführt. Es hält damit die Erinnerung an das Mar­höflichen Nasenstüber: Wer sonst ist der Urheber der Brandspuren- tyrium der beiden italienischen Anarchisten wach, die auf faden­die eine gute Nähmaschine zu einem schiefen, verkohlten Wrad ge- scheinige Verdächtigungen hin 7 Jahre lang im Kerfer schmachteten gemacht haben? Da stand die elektrische Plätte und fie" ging und ebensolange zwischen der Hoffnung auf Befreiung und der rasch einmal zur Nachbarin... Auch gibt man für die Kinder Aussicht auf Hinrichtung schweben mußten. Mit der szenischen bunte Bildersprüche mit nach Hause, die sagen: So soll es Bearbeitung der Sacco- Banzetti- Tragödie," so äußert sich der Autor nicht sein. selbst, war feine Dramatisierung im gewöhnlichen Sinne beab sichtigt. Der historische Ablauf der Ereignisse hat ein Drama von so ungeheurer Eindringlichkeit geschaffen, daß der dichterischen Er­findung so gut wie nichts zu tun übrig blieb. Daher habe ich es als meine einzige Aufgabe betrachtet, das wirkliche Geschehen unter Bunktierung bestimmter, für die Entwicklung der Ereignisle be deutungsvoller Daten in Dialogen und angedeuteten Handlungen für die Bühne einzurichten.. Bon den auftretenden, mit Namen genannten Personen ist feine einzige eroacht, auch alle nebenbei erwähnten Namen find historisch."

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Man muß sich wirklich wundern, wenn man dieses Museum durchwandert hat, wohin Leichtsinn, Unbedachtsamkeit und Unwissen führen tönnen! Die beliebte Anhäufung von Bodentram, eine selbst geflicte Elettroleitung, die harmlosen Preßfohlen unter Treppen und Verschlägen. Rauchen im Bett ist Selbstmord heißt es! Tausend Kleinigkeiten, die man täglich vergißt. Tausend Kleinig feiten, an die man hier denken lernt. Und so macht uns die Feuer­societät ein toftbares Geschenk: Daß wir in diesem jüngsten Museum sehen und vorbeugen lernen! Eine Tafel am Ausgang jagt: 400 Millionen Reichsmart an Sachwerten frißt alljährlich in Deutsch­ land   das Feuer! Daher: Kampf dem roten Hahn

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Der alte Schneeballtrick.

Vor Amsterdamer Schwindelfirmen wird gewarnt.

Das berüchtigte„ Schneeball- oder Goldregen­system", das feine Entstehung in Holland   hat, breitet sich neuerdings wieder über Berlin   aus.

Besonders eine Firma Credit Continental. Am ft er dam" entfaltet eine emfige Tätigkeit. Es tann nicht dringend genug vor ihr gewarnt werden. Das System besteht darin, daß der Empfänger des Briefes, der vier Karten enthält, eine selbst behalten und die drei anderen weitervertreiben soll.. An diese erste Serie fchließen sich je nachdem drei oder vier andere an, so daß die Zahl der Karten, die zu vertreiben sind, mit jeder Serie wächst. Aussicht auf einen Gewinn wird nur dem gemacht, der imstande ist, den ganzen Wust an den Mann zu bringen. Das gelingt in den seltensten Fällen. Abgesehen davon aber ist noch niemand befannt ge­worden, der einen Gewinn erhalten hätte. Die Firma sucht ihre Kunden in der Hauptsache in den minderbemittelten Kreisen. Sie rechnet darauf, daß hier ihre Versprechungen auf günstigen Boden fallen. Während in den Wintermonaten das platte Land, besonders Ostpreußen  , mit den Briefen über Schwemmt wurde, gehen diese jezt mehr Berliner   Einwoh

nern zu.

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Nach einem ähnlichen System arbeitet die zweite Firma„ A me rican Financing Co.", die ihren Siz ebenfalls in Amster dam hat. Hier handelt es sich um die A- F- C- Reihe, in der für drei Scheine à 5 m. ein Gewinn von 2000 m. bar versprochen wird. Die Spieler follten dessen eingedenk sein, daß selbst im Falle eines Gewinnes ihnen teine Rechtsmittel zur Seite stehen, um ihn einzutreiben, denn die Beteiligung an ausländischen Lotterien ist gefeßlich verboten. Empfänger der Briefe werden gebeten, sie mit­samt dem Umschlag an Kriminalfommissar Bossehl, im Polizei­dienstgebäude in der Georgenkirchstraße 30a einzusenden.

Nach achtjährigem Suchen verhaftet. Der Ende 1920 verhaftete und während des Transports von Reval   nach Narwa   geflüchtete Kommunist Pelju ist jetzt wieder verhaftet worden. Die Polizei hat ihn 8% Jahre lang gesucht, während dieser Zeit hat er in ver schiedenen Orten Estlands   unter falschem Namen gelebt.

Der Absicht Mühsams entspricht der Regisseur des November Studios, Leopold Lindtberg  , indem er die dramatische Ge staltung der Szenen mit sachlichen Hinweisen verbindet. Auf der einen Seite der Bühne ist eine Leinewand aufgespannt, auf der Daten oder Namen aufleuchten. Es entsteht so ein dramatisierter Tatsachenbericht. Mit einfachsten Mitteln hat Elfriede Liebthal ein einprägjames Bühnenbild geschaffen: die meisten Szenen spielen sich auf einem hohen Gerüst ab, zu dem durch Bodeste unterbrochene Treppen führen. Trog der strengen Sachlichkeit, die im Werk selbst, in der Regie und in der Darstellung durchgeführt ist, entsteht eine lebendige, aufrüttelnde, erschütternde und anklagende Wirkung. Wenn etwa die beiden Gefangenen in der Belle gezeigt werden und auf der Leinwand die Jahreszahlen 1923, 1924, 1925 vorüber­wandern, während dazu eine Uhr ihr eintöniges Tiden hämmert. Dder wenn Sacco plöglich, ohne äußere Veranlassung, von seiner Pritsche aufspringt und ruhelos vor den Gitterstäben hin und her läuft wie ein Raubtier in seinem Käfig. Oder wenn ein einziger Darsteller auf der Bühne die vollkommene Illusion einer erregten Bolfsversammlung schafft, indem aus dem Zuschauerraum leiden­schaftliche Zurufe ertönen.

Eine neue dramatische Form ist im Werden, die dichterische Reportage, der Piscator   schon vor Jahren den Adel der Kunst zu verleihen versucht hat. Noch ringt sie um letzte Gestaltung. Ein hoher ethischer Wert ist auch Mühsams„ Sacco und Vanzett." eigen. Das Wert wirbt für Menschlichkeit und wahre Gerechtig teit. Es fämpft eben gegen die Kulturbarbarei der Todesstrafe, es macht insbesondere den schändlichen elektrischen Stuhl zum Sinn­bild amerikanischer Zivilisation.

Die Darsteller legten insgesamt wohltuende Zurückhaltung an den Tag und erzielten damit gerade die stärtsten Wirkungen. Jeder enizelne war an seinen richtigen Platz gestellt. Friedrich Gnas und Ernst Busch  ( Sacco und Vanzetti) und neben ihnen Lotte Lieven, Dora Gerson  , Hans Leibelt   und Hans Marland wurden von einem ergriffenen Publikum unaufhörlich

vor die Rampe gerufen. Auch dem Autor wurde begeisterte Zu­stimmung zuteil. Ernst Degner.

Berantwortlich für die Redaktion: Franz Klühs  , Berlin  ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin  . Berlag: Vorwärts Verlag G. m. b. H., Berlin  . Drud: Vorwärts Buch­bruckerei und Berlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Hierzu 1 Beilage.

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