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Mittwoch 24. April 1929
Unterhaltung unö ÄNissen
Beilage des Vorwärts
Srantifek Xonger:
ZDas Qlüeh In der Schmiede
fteiUe farw ich diese Geschichte niederschreiben, denn ich bin schon oft. Und ehe sie einer liest, werde ich längst außerhalb mensch. licher Macht und menschlichen Rechts sein. Ick) ging schon mehrere Tage mit dem Felleisen auf dem Rücken und dem Stock in der Hand auf der langen staubigen Landstraße. In vielen Schmieden hatte ich nach Arbeit gefragt, aber nirgends welche erhalten. So bummelte ich weiter und gab meine letzten Kupfermünzen aus. die in meiner Tasche klimperten. Und wieder blieb ich bei einer Schmiede stehen. Sie war groß und stand an der Straße, die an dem langsam dahinfließenden Fluh weiterführte. Vor der Schmiede saß der Schmied. Ein großer Mensch mit graumeliertem, wirrem Haar und einem unschönen in Büscheln wuchernden Bart. Guten Tag,' sagte ich. Grüß Gott. Wohin des Weges?' Ich such« Arbeit. Ich bin Schmiedegesell.' Ah, na, ich würde einen brauchen. Hätten Sie Lust?' Wir machten keine langen Reden. Cr brauchte einen Gesellen und ich war des Wandenis überdrüssig. Es war traulich in der Schmiede und ich fühlte mich dort bald zu Hause. Ich verstand mich mit dem Schmied und mit seiner jungen Frau. Es kam mir gar nicht so vor, als ob ich bei Fremden wäre. Aber der Schmied war ein Trinker. Er ging häufig ins Wirts- haus und am Sonntag lud er mich ein, mit ihm zu kommen. Und well ich selbst wenig trank, führte ich ihn dann spät nachts nach Hau!«. Ich hörte ihn kann von meiner Schlasstätte aus mit der Schmiedin reden, sie aber antwortete ihm nie. Manchesmal schrie er und einigemal schlug er sie. Einmal, ich weiß nicht warum, ging der Schmied früher als sonst vom Wirtshaus nach Hause. Ich blieb allein zurück. Im Morgengrauen kam ich betrunken heim und schlief im Stall auf dem Stroh ein. Ich wachte erst gegen Mittag auf. Der Schmied verlachts mich und nahm mir das einmalige Der- schlafen nicht übel. Aber als ich am Tage der Schmiedin be- gegnets es war auf dem Hofe schaute sie mich so sonderbar an:.Du fängst auch schon an, dich zu betrinken?' Ihre zlugen hatten einen Ausdruck, der mir die Mte ins Gesicht trieb. Ich hörte auf ins Gasthaus zu gehen, well ich sah, daß Ihr das Freude macht». Seit damals sprach ich öfter mit ihr. Im Sommer, Sonntagnachmittags, wenn ich, anstatt ins Wirtshaus ln das Gärtchen hinter der Schmiede ging, kam sie auch dahin. Ich arbeitet« ein wenig in den Beeten, sie nähte. Und da plauderten wir, neckten uns einer Kleinigkell balber, erzählten heitere Dinge. Sie formte lachen wie ein junges Mädchen. Sic war sehr hübsch. wenn sie lachte. Und zu jener Zeit merkte ich, daß ich sie lieb haste, von Tög zu Tag lieber. Aber damals glaubt« ich nicht, daß sie je etwas von dieser Liebe erfahren würde, denn ich war von Natur aus schüchtern. Indessen eine häßliche Begebenheit führte uns zusammen. Es war an einem Sonntag, der Schmied war betrunken nach Haufe gekommen. Da vernahm ich Schreie in der Stub«. Er schlug die Frau und sie jammerte, daß ich erschrocken aus dem Bett sprang, zur Tür lief und sie öffnete. Der Schmied jagte sein Weib vor sich her: die Arme floh rrxe ein« Wahnsinnige in ein« Ecke, und als sie nicht weiter konnte, lief sie in die Mitte der Stube, dann wieder zurück, um neue Schläge zu bekommen, sprang dann auf, ramite zur Tür und fiel mir in die Anne. Der Schmied sagt« ihr nach, stolperte aber über «inen Stuhl, stürzte zu Boden, stöhnte und stand nicht mehr auf. Er war in der Trunkenheit eingeschlosen. Ich hiev die wetnende Frau in den Armen. Sie barg ihren Kopf an meiner Brust, als suche sie Schutz bei mir und schluchzt«. Sie schien mir ganz klein, schutzbedürftig und zart; Ich neigte mich
zu ihr nieder, streichelt« ihre Wangen, und als sie noch immer weinte, begann ich ihre Haare und die Stirn zu küssen. Dann suchten und fanden sich unsere Lippen. Bon dieser Stunde an trafen wir uns, so oft es nur anging. Wir waren glücklich, wenn sich unsere Hände berührten, ein Schwin- del erfaßte uns, wenn wir einander küßten. Und einmal, als der Schmied wieder lange im Wirtshaus war, wurde sie sein. Wir waren glücklich. Nur der Schmied störte unser Glück. Und je lieber mich die Schmiedin hatte, desto mehr steigerte sich ihr Ekel und Abscheu vor dem Mann.Ich werde ihn erschlagen, ich werde ihn bestimmt erschlagen,' sagte sie manchmal und mir schien das ganz natürlich. Zu jener Zeit schlug er die Frau öfter als je. Fast schien es. daß sie um unserer heimlichen Liebe willen die Schläge erdulden müsse. Mir sagte der Schmied nie ein Wort. Es kam eine sonderbare, düstere Nacht. Nicht ein Sternlein war zu sehen. Dumpfe Stille wie vor einem Gewitter. Die Schmiedin schlief in ibrer Swbe und auch meine Augen schlössen sich. Es war gegen Mitternacht, daß der Schmied heimkehrt«. Ich erwartete dos gewohnt« Fluchen und Schreien, doch seinem ersten Wort folgte ein langgezogener röchelnder Aufschrei, dann war wieder Stille. Etwas zwang mich schließlich aufzustehen. Di« Tür war offen, in der Swbe sah ich niemand. Ich trat auf den Hof. auch der war leer. Doch machte mich das erleuchtete Kellerfenster swtzig. Ich drückte mich an die Wand und schlich dem Schein nach. Im Kerzen- licht sah ich die Schmiedin: sie trug ein weites Hemd, das sie gleich einem Totenhemd umgab. Sie kniete und grub mit der Hacke ein Loch Neben ibr log etwas Längliches, dos die Frau mit ihrem Schatten verdeckte. Aber wie sie sich bewegte, erblickt« ich das grün. liche Gesicht des Schmiedes. Ich schrie auf, da erblickte mich die Frau.Komm mir,' nickte sie. Ich stieg zu ihr in den Keller binab und wir trugen dann Kartoffeln auf die frisch gegrabene Stelle. Eine Zeillang suchte man den Schmied. Er wurde nicht ge- funden.Ertrunken ist er, in seinem Rausch,' sagten die Leute. Und nach«inigen Wochen fischt« man am anderen Ufer des Flusses eine Leiif'e auf. Dos Gesicbt war verfault. Sllicke Fleisch hingen daran. Man begrub den Teten als den Schmied und er bekam einen schönen Stein auf das Grab. Ich führte das Gewerbe weiter und all« Welt fand es natür- [ich, daß ich die Sckmiedin heiratete. Einig« Monate nach der Hoch. zeit wurde unser erstes Kind geboren. Warum ich das Bekenntnis niederschreibet Rein, ich fürchte nicht, daß mein Schlaf und meine Träume unruhig sein könnten; aber ich füble die Ratwendigkest ,zu lachen. Ich muß Innner lachen, wenn die Leute von Gerechtiakeh. Vergeltung� und Strafe reden. Wir hatten Glück Rur   Glück. Das Geld strömte uns zu. ich siebte meine Frau und sie liebte mich wieder: lebten bis zum Tag« ihres Todes in schönster Harmonie, als hätte es wie einen Schmied gegeben und nie jene Nacht im Keller- Ich habe sie mn zehn Jahre überlebt. An den Kindern habe Ich auch nur Freud« gehabt. Beide Söhn« sind schon beinahe Greife. Der ein« hat studiert und ist heute ein großer Herr. Der andere hat die Schmied« übernommen und hat vier große und vernünftige Söhne. Ich habe auch eine Tochter. Sie ist der Muttor nachgeraten, hat die gleiche Gestalt und ebenso hellblonde Haare. Noch heute ist sie schön. Ihr Vkann ist Oberförster. Ihre beiden Kinder, der Student und tue Kleine sind die gescheitesten Kinder unter der Sonne. Beide hohen goldene Haar« und blaue Augen. Alle si>ü> glücklich. In Ihrer Mite ist mir so leicht ums Herz. Ich werde selig sterben können. [Deutsch  «n Anna Aurebnicd.)
Sowleiruftlond im Spiegel der Solire
Es ist bekannt, daß in Sowjetrußland keinerlei Pressefreiheit besteht. Sämlliche Presseerzeugnisse, ganz gleich, ob es sich um periodisch« Ausgaben oder um Bücher handelt, muerstchen einer Kontroll« und werden größtenteils von fowjetamllichcn Stellen oder partcikoinmunistischen Organisationen herausgegeben. Das bedeutet aber nicht, wie man annehmen könnte, daß jede Kritik an den be- stehenden Derhäkinissen untersagt ist. Vielmehr wird der Presse in dieser Beziehung, gewissermaßen als Ersatz für die Pressefreiheit, ein recht weller Spielraum gewährt und sie ist sogar berufen, Schäden und Mißstände schonungslos aufzudecken. Abhilfemaß. nahmen zu empsehlen oder Reformvorschläge zu diskutieren. Aller- dings darf sie unter keinen Umständen die Zweckmäßigkeit oder die Berechtigung der gellenden Stnatssorm oder des geltenden Wirt- fchastsfystems, kurz alles dessen, was zur Aufrcchtcrhaltumj der Diktatur des Proletariats gehört, anzweifeln, und selbstverständlich dürfen auch keinerlei Ausfälle oder kritisch« Betrachtungen gegen bzw. über Personen, die führend« Stellungen in der Sowjetregierung bekleiden, unternommen worden. Nun gibt es ober ein Gebiet literarischer und künstlerischer Be­tätigung. das sich einer viel weitergehenden Freiheit zu erfreuen hat und dem gegenüber die Sowjetregierung ein« auffallende Duld­samkeit an den Tag legt; das ist di« Satire, das Witzblatt, der soge­nannteSowjclhumor' Zurzell erscheinen in Sowjetrußland folgende führende satirische Zeitschriften:Tschudak'(früher Smechatsch"),.Krokodil',..Begemot' undBusoter'. Aus diesen humoristischen Blättern beziehen zahlreiche Zeitungen und Zell- schriften ihr Material. Die sowsetrusstschen humoristischen Blätter unterscheiden sich sehr wesentlich von den Witzblättern, wie wir sie kennen, denn sie dienen nicht lediglich der Befriedigung des Bedürfnisses nach Zerstreuung und Belustigung, sondern haben vor allem soziallrllisch« Aufgaben. Aus diesem Grunde ist für das Verständnis der sozialen Zustände In der Sowjetunion  «in regelmäßiges und aufmerksame» Studium der satirischen Blätter überaus lehrreich. Es ist Überraschend, mit welcher Offen hell und Rücksichtslosigkell Mißstände in Bild und Wort satirisch gegeißelt werden. Die humoristischen Blätter stich gewissermaßen cm öffentlicher Pranger für politisch unzuverlässige Elemente oder für Schädlinge des Sowjetstaats und der Sowjetwinschaft. K.ilik üben, wi« gesagt, an den Uebelständen auch die sonstigen Zeit- schriften. Aber doch nur, indem sie dies« Zustände schildern und
meist in recht trockener Weis« beleuchten. Dagegen verschen di« Witzblätter dos Tatsachenmaterial mit witzigen und boshaften Glossen, wodurch natürlich der Eindruck und die Wirksamkell der Kritik außerordentlich gesteigert wird. Aber nicht nur Mißstände und Laster, wie Faulheit der Industrie- «beiter, Nachlässigkeit und Unredllchkeit der Beamten und Sowjet« angestellten usw. werden angeprangert, auch die E r f o l g l o s t g- keit des ganzen Regierung!» und Wlrtschafts- ' s y st e m s wird bisweilen mll überraschender Deutlichkeit dargetan. So bringt z. B. derKrokodil' eine Bilderreih«, die das Wohlleben der Bourgeoisie in der Dorkriegszeit, dann ihre zeitweilige Be- kümmernis während der Oktoberrevolution und schließlich ihr glück- liches Wiederaufleben in der staatlichen TrustverwallungWärme und Kraft' veranschaulicht. Auch das Ffo rtb« st ehe» der sozialen Gegensätze'merlxrlb der Bevölkerung, der Herren' undDiener', wird satirisch behandeil: Es ist der 8. März. der kommunistische Frauentag. Der Hausherr. Koinrmmist, begibt sich zu einer Porteioersammlnng und sagt im Fortgehen zur Haus- angestellten:Glafcha, bereiten Sie das Mittagessen, räumen Sie die Zimmer auf, führen Sie Foxit spazieren, bügeln Sie meinen Anzug, rollen Si« die Wäsche, und dann können S!« in die Vor- sammlung gehen' Und dieGnädige' erklärt:Ich gehe jetzt zu unserem internationalen Frauentag. Denken Sl« heute das Mittag» essen selber aus und machen Sie es mal allein.' Selbst an der Stabilität de« Sowjetsystems hat der sowjetrusstsch« Humorist Zweifel. So wird z. B ein altes Weib mll einem leeren Brotkorb vor einem großen Jndnstriewerk auf der Stroh« stehettd dargestellt. Das alte Weib sagt:.Ilm   Konsum gibt es keine Stecknadeln, aber Fabriken bauen sie, als hätten sie vor, ltzü Jahre zu leben.' Offen» sichtlich wird hier angedeutet, daß die Sowjetregierung nicht glauben soll, sie werde von langem Bestand« sein, besonders, wenn sie nicht für die Bedürfnisse des Tages zu sorgen versteht. Das ganze trägt die Ueberschrist:Die nach rechts abgeirrt« Wie.' Dies« Ueber» schrift soll den Eindruck erwecken, als sei die Satire gegen die Rechts- oppositionellen gerichtet: tatsächlich aber kommt in ihr eine ab» lehnende Beurteilung der ganzen IndustrieaNsieriingspolittt zum Ausdruck. Was soll dieJndusttiealisierung', weim nicht mal Stecknadeln beschafft werden! Auch' die Zerwürfnisse und Streitigkeiten innerhalb der Kommu- nisttschen Partei werden satirisch behandelt. So heißt es z. B. unter
der Ueberschrist:Nach der Parteiversammiung": Droschkenkutscher zum Fohrgast:Nach rechts oder links?' Der Fahrgast:Bist du vernickt, kein Haar breit von dem direkten Weg zum Sozialismus!" Der satirischen Behandlung werden vorwiegend innerpolllische Ver- hältniss« unterzogen. Das feindlich« kapllalistischc Ausland ist ver- hältnismäßig sellen Gegenstand der Verspottung In den eigentlichen Witzblättern, wohl aber in den großen Tageszeitungen, wie die ..Prawda', die.IZswestija'. dieLeningradskaja Prawda' u. a. Die Karikaturen dieser Blätter richteten sich bisher vor allem gegen England. Ferner wird dieheuchleriiche' Friedensliebe der kapitalistischen   Länder, ihr« angeblichen Zlbrüstungspläne, der Völker» bund usw. verspottet. Ein besonders beliebter Gegenstand boshafter aber auch verleumderischer Verspottung ist die Sozialdemokratische Partei Deutschlands  . Daß die Sowjetregierung der Sottre so großen Spielraum läßt, beruht zweifellos auf einer wohlerwogenen Absicht: Man will der Bevölkerung die Schwere der wirtschafttiche» Lage und die Unzu- länglichkeit des bisher auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet Er- reichten dadurch weniger fühlbar machen, daß man den Grundsatz zur Geltung kommen läßtVerlachen ist ertaubt' Damit soll der weitverbreiteten Unzufriedenhell ein Aemll geöffnet werde». Bei der ausgesprochenen Neigung des Russen zur Satire ist das vsycho- logisch zweifellos vom Standpunkt der Sowjetregierung richtig und wird, wemgstenz zum Teil und zeitweilig, die gewünschte Wirkung ausüben körnien. Auf diese Weise wird die Diktatur des Proletariats dadurch gemildert, daß man den Erbitterten und Verärgerten di» Genugtuung der satirischen Verspottung gewährt. Also eine Milde-, rung der Tyrannei durch den boshaften Witz! Ausfallend ist, daß in der Sowjetkarikatur die Gestalt des rc- voltttionären Emporkömmlings, des Neureichen, sehr oft mll jüdischen Gesichtszügen erscheint. ImTschudak'(Nr. 6) findet man einen Stammbaum eines solchen.Herrn Proletariers' im heutigen Ruß- land: Di«?lhnenreihe dieser Geschlechtetofel beginnt mit einein keulenschwingenden Häuptling eines altflawisäien Stammes und mündet, über Stenka Rasin   und Ferdinand Lassalle  , sowie einige werktätige und nichtwerktätige Bertreter der Metallbranche, in den pausbockigen und krummnasigen Kopf eines Hern,..Urbild', eines Zeitgenossen von unverkennbar jüdischem Aussehen. Diese ontt- semitischen Tendenzen einiger Witzblätter sind um deswillen von politischer Bedeutung, well hinter diesem Antisemitismus sich .Zweifellos in sehr großem Umfange die Feindschaft geoen das Sowjetregime verbirgt, ein« Feindschaft, die einstweilen sich nicht in der Press« öffentlich kundgeben darf, und daher aus dem Umwege über die antisemitische Satire zum Ausdruck kommt.
ä>n{Karl SKautoky: Mbairos und{Kormoran InUnterhaltung und Mssen' wurden vor einiger Zeit über den Albatros merkwürdige Dinge berichtet. Diesem Vorbild aller Segelflieger wurden dabei Eigenschaften nachgesagt, zu denen er ganz ungeeignet ist. So ist er nicht imstande, nach Art der Stoß- taucher sich jäh ins Wasser zu stürzen, um dort lebende Fische zu fangen. Cr lebt hauptsächlich von Aas aller Art und von Weich­tieren, vor allem Kopffüßern, die an der Oberfläche des Wassers treiben. Cr ist ein unermüdlicher Segler, der ungeheure Strecken in der Luft zurücklegt, fast ohne die Flügel zu rühren. Aber er hält sich immer nur über dem Ozean, und zwar fast ausschließlich auf der südlichen Halbkugel. Die Vorstellung, aus chinesischen Flüssen gezähmte Albatrosse zum Fsschfong zu oerwenden, ist ganz absurd, ungefähr so, wie wenn wir zahme Löwen   zur Hasenjagd verwenden wollten. Hier liegt eine Berwechslung mll dem Kormoran vor. auch Scharbe genannt, einem Verwandten der besser bekannten Pelikane. Dieser bewohnt gerne die waldigen Ufer großer Ströme, findet sich aber auch an der Meeresküste. In Europa   wird er gar nicht selten ge- funden. so ständig an der Donau   unwell von Wien  . Im Gegensatz zum unzähmbaren Albatros sind Kormarane leicht in Gefangen» schast zu halten, wenn man nur ihren ungeheuren Appetit befriedigt. Sie sind sehr intelligent. Brehm erzählt darüber ein hübsches Stückchen: In einem zoologischen Garten war der Weiher in dem die Kormoran  « zu tauchen pflegten, zugefroren, ohne daß die Kor- morane dos Eis zerbrechen konnten. Als sie sahen daß das Eis an einer Stelle unter dem Gewicht ihrer schwereren Verwandten, der Pelikan:, nachgab, schwammen sie hinter diesen her und zwickien nnd peinigten sie so lange, bis diese, vor ihnen flüchtend, eine breite Rinne im Eis gebrochen hatten. Dank Ihrer Intelligenz sind sie zum Fischfang abrichtbar: Es handell sich hier mn Vögel, die in der Gefangenschaft aufgewachsen sind und deren Eier gewöhnlich von Haushühnern ausgebrütet wenden. D o o l l tt l e(zitiert nach Br e h m) berichtet über die Art des Fischsangs am Flusse Minkiang in Futschau  :Wenn di« Kormoran  « fischen sollen, stößt oder wirst der Fischer sie ins Wasser: wenn sie nicht gleich tauchen, schlägt er auch mit dein Ruder in dasselbe oder nach ihnen, bis sie in der Tiefe verschwinden. Sobald die Scharbe einen Fisch erbeutet hat, erscheint sie wieder über dem Wasser mit dem Fische im Schnabel, einfach in der Absicht, ihn zu verschlingen: daran hindert st« jedoch ein ihr los« um den Hals gelegter Faden oder Metallring, und so schwimmt sie denn wohl oder übel dem Floß zu. Der Fischer ellt so rasch wie möglich herbei, damit ihm die Beute nicht wieder entgehe: denn bisweilen findet, besonders bei großen Fischen, ein förmlicher Kampf zwischen dem Räuber und seinem Opfer statt.' Der Albatros besitzt ein« Flügelspanmveite von 3 bis i Meter und damit dl« längsten Flügel überhaupt. Man kann ihn sich schwer als gezähmtes Haustier vorstellen, es wäre auch kaum möglich, für ihn der kaum je die Lüste verläßt, ein«, geeigneten Stall aus» findig zu machen. Der Kormoran klaftert dagegen höchstens ein» «inhalb Mater und ist gewohnt, sich auch auf festem Boden, freilich etwa, ungeschickt, zu bewegen. Im Gegensatz zu dem majestätischen, harmonischen Segelfluge des Albatros steht der Flug der Scharbe ermüdend au». Sie ist außerordentlich gesellig, wenn auch zänkisch und boshaft gegen ihresgleichen, hingegen scheint der Albatros sich sieber allein und selbständig zu hatten. Nur In einem sind sie gleich, in ihrer Freßlust. Sie oermögen ungeheure Mengen zu verschlingen und verdauen unheimlich rasch. Eine Kormoransiedlung vermag auch reichen Fischbeständen in kurzer Zeit gefährlich zu werden und wird daher von Fischern nicht geduldet. Nur an südlichen Meeren werden sie durch ihren regen Stoffwechsel nützlich; helfen sie doch, den als Düngemittel so geschätzten Guano in reichlichen Mengen zu pro- duzteren.