Das Gefangn Die Enthüllungen Die Eröffnung der heutigen Verhandlung im Bornstein-Prozeß benutzt der Vorsitzende, um einem Berliner Mittagsblatt darüber Vorhaltungen zu machen, daß es Zeugen vor der Ver» nehmung interviewt habe. Das Gericht ist zur Er- forschung der Wahrheit da und sieht seine Arbeiten er- schwert, wenn die Zeugen ihre Bekundungen und Wahrnehmungen vorher in der Presse veröffentlichen. Der Nebenkläger Jörns behauptet bei dieser Gelegenheit, Runge habe auch bei der Hauploerhandlung davon gesprochen, daß er auch seinen Bruder, wenn er Spartakist wäre, erschießen würde. Der Nebenkläger macht noch immer den Versuch, obwohl Runge be- reits vereidigt ist, dessen Auesage zu erschüttern. Der Vorsitzende kommt dann noch einmal auf die Zeugen- Vernehmung des Referendars Liepmann zu sprechen und teilr dazu mit, daß dieser nicht, wie in der kommunistischen Presse be- hauptet wurde,„zufällig in einem Restaurant in der Nähe des Ge- richts gewesen" sei und dort gefunden wurde. Liepmann habe viel- mehr in einem Schreiben an das Gericht seine Bereitwilligkeit, als Zeuge aufzutreten, mitgeteilt. Daraus sei er zur folgenden Ver- Handlung als Zeuge geladen und befand sich auch, als der Wacht- meister ihn holen wollte, bereits im Gerichtsgebäude. Rechtsanwalt Dr. L e v i stellt einige Beweisanträgc und ver- langt u. a. die Vernehmung des Friseurs Rühleck«, der im Eden- Hotel Friseur war und Totzeuge bei der Ermordung Rosa Luxemburgs sei. Des weiteren beantragt er die Vernehmung des Direktors des Zellengefängnisses und des früheren Abgeordneten Ledebour , der von Januar bis Mai 191S in diesem Gefängnis gesessen hat. Nach der Beratung verkündet der Vorsitzende, daß der Zeuge Rühleck« ver. nommen wird, die anderen beiden aber abgelehnt werden. Das Gerich, unterstellt als wahr, daß tatsächlich die Beschuldigten im Lieb- knecht-Luxemburg-Prozeß als Häftlinge weit besser behandelt wurden als alle anderen. Der Nebenkläger Jörns verlangt dann die Verlesung einiger Schriftstücke, aus denen er beweisen will, daß er nach d«r Flucht Runges Nochsorschungen zu dessen Wiederverhoftung angestellr habe. Das wird als wahr unterstellt. Er verlangt dann die Verlesung einiger Briefe, die der G e r i ch t s h e r r General Hoffmann an das Husarenregiment 8 geschrieben hat. In diesen Briefen wird darüber Klage geführt, daß der Haftbefehl des Herrn Jörns vom Husarenregiment nicht richtig durchgeführt wurde. Ein Bericht der S. Eskadron des 8. Husarenregiments vom 13. Februar 1919 be- hauptet, Runge sei beim Eintreffen des Haftbefehls bei, der Eskadron bereits verschwunden gewesen. Hier hakt Rechtsanwalt Dr. Levi ein und fragt wieder, warum der Kriegsgerichtsrat nicht untersucht habe, ob Runge durch Helfershelfer die Flucht ermöglich wurde. Jörns betrachtet das alles als Beiwerk. Selbst als später der wieder oerhaftete Runge aussagte, Hauptmann Wehl�r. der Führer der Es- kadron, Hobe von seinem Verschwinden gewußt, wurde kein Verfahren wegen Begünstigung eingeleitet. Rechtsanwalt Levi fragt weiter, ob Jörns denn nicht stutzig wurde, daß Runge, nachdem er vom Jägerregiment verschwunden war, nun auch beim-Husarenregiment rechtzeitig verschwand. ZNIt erregter Stimme fragt Zorns, ob denn der Verteidiger kein menschliches Empfinden dafür habe, daß die Kameraden eben dem Manne rechtzeitig halsen! Rechtsanwalt Levi antwortet, es sei gl«ichgült°g, wie er als Privatmann oder Politiker darüber denke, gleichgültig sei aber nicht, ob eine Strasvollstckeckungsbehörde, wie Jörns es damals war. aus Sympathie für die Mörder handelte. Es kommt dann der-Fall Bogel zur Verhandlung. In dem Artikel des„Tagebuches" war behauptet, daß Jörns durch sein Der- halten - die Flucht des Vogel gefördert habe. Aus den Akten stellt der Vorsitzende fest, daß am 17. Mai 1919 ein Leutnant Lindemann ins Militärarrestgefängnis kam und dort einen Ausweis vorlegte, der ihn ermächtigte, den Gefangenen Vogel mitzunehmen. Der Ausweis war gefälscht, Herr Jörns will keine Vorstellung davon haben, wie das möglich war. Er war an diesem Nachmittag spazieren gegangen und war aus allen Wolken gefallen, als ihm die Flucht mitgeteilt wurde. Indessen waren merkwürdige Dinge vor der Flucht passiert: Hauptmann Pabst hat eines Tages die Verlegung Vogels nach Moabit verfügt. Jörns war nach einigen Bedenken damit einverstanden, obwohl er wußte, daß die Sicherheit des Gefangenen in Moabit nicht gewährleistet seit Auf Vorhalt des Verteidigers erklärt Jörns dazu noch, er erinnere sich nicht mehr, daß ihm einig« Tage vor der Flucht Vogels von Pabst gesagt wurde, e s stehe eine Flucht bevor. Er gibt aber die Möglichkeit zu, auch daß er Sprech-
!s der Mörder. im Lorns-prozeß. erlaubnis für Offiziere noch erteilt habe, als Vogel bereits zwei Monate in Untersuchungshaft saß! Die Erörterung wendet sich der Tatsache zu, daß der Kapitän- leutnant C a n a r i s, der im Mordprozeh Liebknecht-Luxemburg Richter war, vor der Verhandlung den Angeklagten von P f l u g k- H a r t u n g wiederholt im Gefängnis besucht hat. Dazu brauchte er die Erlaubnis von Jörns. Dieser er- widert, die Sprecherlaubnis fei immer kurzerhand erteilt worden, ohne daß man den Namen des Besuchers besonders beachtete. Er wisse nicht, ob er Sprecherlaubnis an Canaris gegeben habe, und wenn, so sei er eben der Meinung gewesen, es handle sich um dienst- liche Gespräche. Den Canaris als Richter abzulehnen, habe er gar keinen Grund gehabt, da ihm doch nicht gegenwärtig war, daß Canaris den Pflugk-Hartung besucht hatte, und schon gar nicht, daß die beiden miteinaflder befreundet waren. Verteidiger Levi stellt daraus den Antrag, den Herrn C a- naris aus dem Reichswchrminlsterium als Zeugen über diese Sprecherlaubnis zu zitieren. Das Gericht wird später darüber beschließen. Rechtsanwalt Levi betont noch, daß Haupt- mann Pabst sich um die Auswahl der Beisitzer gekümmert habe. Jörns behauptet, keinen Einfluß auf die Ernennung der Richter gehabt zu haben. Es folgt die Vernehmung des Gesandten a. D. Herbert o. B e r g e r, der zu jener Zeit preußischer Staatskommissar für die öffentliche Sicherheit gewesen ist. Er soll darüber aussagen, woher Vogel den falschen Paß bekommen hat. Don Berger erklärt, darüber gar nichts sagen zu können, seine Behörde habe damit nichts zu tun gehabt Um ins Ausland zu gehen, habe man damals in der Verwirrung«inen Pah nicht gebraucht. Weder Vogel noch Jörns hat der Zeuge gekannt. Auf Fragen des Verteidigers erklärt er weiter, nichts davon zu wissen und auch nicht zu glauben, daß sein damaliger Untergebener Othmar Strauß den falschen Paß beschafft hätte, ebensowenig daran, daß Othmar Strauß an Pabst und Vogel Geld ins Ausland geschickt hätte. Eine Frage Levis, ob v. Berger in anderen Fällen von falschen Pässen wisse, beanstandet das Gericht. Von Berger erklärt noch, daß der Eden-Mord und die Flucht Vogels in seiner Behörde vom politischen Gesichtspunkt nicht erörtert worden seien. Mit den st ras recht- l i ch e n Konsequenzen hätte diese Behörde nichts zu tun gehabt. Das Staatstommissariat ist erst nach dem Ed'n-Mord errichtet» worden. Zu jener Zeit war de/ Zeuge noch bei der Waffen- stillstandskommission. Er hält es für ouegeschlosien, daß Othmar Strauß an dem Mordabend Im Eden-Hotel gewesen sei. Verteidiger Levi fragt, ob der Zeug« auch noch im Mai Be- Ziehungen zur Waffenstillstandskommission gehabt habe. Vor- sitzender: Was haben wir denn mit der Waffenstillstandskoin« Mission zu tun? Verteidiger Levi: Die nächst« Frage hätte das aufgeklärt. Der falsche Paß ist nämlich über die Wasfenstillslandstommission gegangen. wie Beamte des Auswärtigen Amtes ausgesagt haben. Man erörtert nun die Besprechung Jörns.mit Pabst vom IS. Mak 1919. Es hatte nämlich der UTP-Abgeordnete Dr. Oskar Cohn in der Nationaloersammlung von der bevor st ehe»den Flucht Vogels mit einem salschen Paß gesprochen und darauf hatte Minister Roskc einen eindringlichen Vefehl erlassen, alles Roligc zur Verhinderung einer solchen Flucht zu tun. Deshalb gab es eine Besprechung Pabst— Jörns über die Verlegung von Vogel und Runge aus der weniger sicheren in eine sichere Arrestanstalt. Verteidiger Levi: Di« Sache ist einfach die, daß die nördlich« Anstalt einen sehr scharfen Kommandanten hatte, den Major v. Prittwitz, über den sich ja auch Runge hier beklagt hat. Pabst hat auf Befehl von Noske zwar zunächst die Verlegung angeordnet, dann aber fielen ihm plötzlich die schon mehrfach bewährten Wanzen ein. Er hat mit diesen Wanzen die Ausführung des Befehls hintertrieben, weil die Entfernung aus der nördlichen Anstalt nicht so leicht gewesen wäre wie aus Moabit . Am IS. Mai hat Jörns unglückfeligerweis« noch dem Pabst Sprecherlaubnis erteilt, die von Pabst dazu benutzt wurde, Ilie Flucht durchzuführen. Der Nebenkläger I o'r n s verlangt dann noch die Verlesung einer Reihe Schriftstücke, aus denen bewiesen werden soll, daß Jörns auch recht zahlreich« Verhaftungen angeordnet habe. Er muß selbst zugeben, daß es in sehr vielen Fällen Verhaftungen von Leuten waren, die absolut nichts mit der Sache zu tun haben Der Vorsitzende bespricht dann die weitere Durchführung des Prozesses. Heute nachmittag soll Kapitänleutnant Canaris vom Reichswehrministerium vernommen werden und dann der Staats- anmalt zu Wort kommen. Am Freitag vormittag soll der Neben- klüger Jörns sein Plädoyer halten und Im Anschluß daran der Ver- teldiger sprechen. Urteilsberatung und Verkündung sollen noch am gleichen Tage folgen.
Oer Raiffeisenskandal. Behandlung im ZieichstagSaueischuß. Im Reichstagsausschuß für die Durchführung des landwirt- jchaftlichen Notprogramms stand aus der Tagesordnung die Berichterstattung über den gegenwärtigen Stand der Ratio- nalisierung der landwirtschastlichen Genossenschaften. Präsident Klepper(Preußische Zentralgenossenschastskasie) gab einen Uebcrblick über die finanzielle Lage der zentralen Geldstellcn der Genofsenschaftsoerbände. Die Verluste bei einer Reihe von ge- nossenschaftlichen Unternehmungen, insbesondere bei der Deutschen Raiffeisenbank und der genossenschaftlichen Zentralkasse des Reichs- landbundes, betrugen etwa SO Millionen Mark. Es sei er- forderlich, nunmehr die Mittel aus dem im Vorjahre bereitgestellten 2S-Millionen-Fonds heranzuziehen. Abg. Schiele(Dnat.) begrüßt es. daß die Bestimmung, wonach die Gelder nur zur Rationalisierung unter Ausschluß der Sanierung verwendet werden sollten, fallen gelassen werden solle. Reichsernährungsminister Dietrich erklärte, daß er Bedenken dagegen habe, die Reichsbeihilfe von 2Z Millionen Mark lediglich zur Deckung der Verluste zu verwenden. Ein großer Fortschritt sei die Erkenntnis, daß eine Rationalisierung ohne Sanierung nicht möglich sei. Er könne die Sache vor dem Reichstag nur dann ver- treten, wenn ihm bei der Verteilung der Mittel die Entscheidung zustehe. Abg. Tempel(Soz.) erklärte, daß im Mittelpunkt der ganzen Debatte der Skandal der Raiffeisenbank stehe, der nicht nur wegen der Höhe der Verluste, sondern auch wegen der Geschäfts- führung. die Erregung der Oeffentlichkeit hervorgerufen habe. Die Verschuldung der Landwirtschaft datlere schon au» dem Jahre 1924, wo die Preußenkasse Geschäfte gutgeheißen habe, die zu verwerfen seien. Damals seien, wie sich hinterher herausgestellt habe, für Kredite, die vor der Ernte gewährt wurden, Zinssätze von 18 bis 25 Proz. erhoben worden. Heute verlange man 25 Millionen Mark für die Landwirtschaft, wo sonst für allerdrin- gendste Zwecke kein Geld vorhanden sei. Aber wir sind trotzdem bereit, zu helfen. Die Mittel müssen jedoch bei einer Vertrauens- würdigen Stelle tonzentriert werden. Bedingung sei ein Kontrollrecht des Reichstags in Form einer vierteljähr- lichen Berichterstattung. Abg. Hörnle(Komm.) verlangte vor der Bewilligung der 25 Millionen Mark Rsichsmittel die Vorlegung des R e o i s i o n s- berichts der Preußenkasse.
Max Hölz schwer verletzt. Prügelei mit Stahlhelmern und Hitlerleuten. Karlsruh«, 24. April. (Eigenbericht.) Am Dienstag abend kam es in Karlsruhe im Verlauf einer öffentlichen kommunistischen Versammlung zu schweren blutigen Zusammen st ößen zwischen Kommunisten und Anhängern des Stahlhelms bzw. den Nationalsozialisten. Der Referent Max Hölz , der während seiner Rede wiederholt Drohungen gegen die im Saal anwesenden Gegner ausstieß, mußte bewußtlos aus dem Saal getragen werden. Der Stahlhelm und die Nationalsozialisten hatten ihre Anhänger zum Besuch der kommunistischen Versammlung aufgefordert. Dieser Aufforderung war sehr stark Folg« geleistet worden. Im Verlaufe seiner Ausführungen wurde Hölz, der von seiner Frau begleitet war. wiederhalb unterbrochen. Er drohte seinen Wider- sachern Prügel an und behauptete u. o., daß es in diesem Frühjahr anläßlich der Kündigung von mehr als 329 Tarifen nicht ohne Tote abgehen würde. Die Hitler -Leute veranstalteten schließ- lich ein Pfeifkonzert, so daß Hölz nicht mehr weitersprechen konnte. Plötzlich entstand eine wüste Schlägerei. Kommunisten, Stahlhelm- leute und NationalsoziBisten traktierten sich gegenseitig mit Stühlen und Stöcken. Hölz erhielt einen Schlag mit einem Stuhl über den Kops und brach bewußtlos zusammen. Ein Pollzeibeamter erhielt einen Messerstich. außerdem gab es noch andere Verletzte. Die Ruhe konnte erst wieder hergestellt werden, nachdem das im Saal anwesende Pvli- zeiaufgebot wesentlich verstärkt worden war.
Ein verschwundenes(Schulschiff. Seit 120 Tagen überfällig. Kopenhagen , 24. April. Die Kopenhagener sowohl wie die dänische Bevölkerung be- findet sich seit Monaten in tlesster Unruhe und Sorge über das geheimnisvolle verschwinden des dänischen S ch u l s ch i s s e» »K j ö b e n h a v n". das am 18. Dezember von Montevideo zu einer Fahrt nach Australien ausgelaufen war und feit 120 Tagen über- fällig ist. Man kann sich kaum noch der Befürchtung erwehren. daß da» Schiff mit vielen jungen Menschen untergegangen ist. Jetzt hat man qn der schwedischen Küste In der Röhe vom M a t m ö eine Flasche gesunden, in der sich ein Zettel befand, des Inhalts, daß das Schulschiss an einer kleinen Insel in der Rahe der Rorsolk- Gruppe aus dem 30. Längen- und 170. Breitengrad gestrandet sei. Zahlreiche Schüler seien malariakrank. Es werde um rasche Hilfe gebeten. Das Schiff hätte infolge von Eis und Redet südlich von Australien vorbeiaehen müssen. Es muß aber als auegeschlossen gelten, daß eine Flasche von Bris bane im Laufe von zwei Monaten— der Zettel trägt das Datum des 20. Februar— bis nach dem Oeresund gelangen kann. Es liegt hier zweifelsohne ein sehr schlechter Scher; vor, und die schwedische Polizei will eine strenge Untersuchung einleiten. Auch die Kopen- Hagener Polizei ist zur Teilnahme an der Untersuchung aufgefordert worden, da der dänische Text des Zettels darauf deutet, daß der Briefschreiber ein Däne ist.
Meidet Einkäufe am-t. Mai. Ein Parteifreund, der sebst Geschäftsmann ist, sendet uns diese beachtliche A�tchrisl: „In-inigen Tagen seiern wir wieder den Fe st tag des Proletariats, den großen Feiertag der Arbeiterschaft, nicht, weil sie ihn feiern muß, sondern weil sie ihn seiern will, den 1. Mai. Es wird in sedem Jahr in der Parteipresse und in den Versammlungen auf die Bedeutung dies«; Tages hingewiesen: auch in den vier großen überfüllten Frauenoersammiungen in der vorigen Woche wurde der 1 Mai erwähnt. Was ich aber bis jetzt in jedem Jahr vermißt hatze, ist: Männer und Frauen, soweit sie in Betrieben beschäftigt sind, feiern den 1. Mai durch Arbeitsruhe. Jeder Sonntag und j«der Feiertag, den das Gesetz vorschreibt, aber muß nicht nur durch Arbeitsruhe gefeiert werden, sondern es ist auch jeder Einkauf verboten. Die Verkaufsstellen der Konsum- genossenschaften sind ja am 1. Mai geschlossen, Ich möchte aber nicht wissen, wieviel Frauen, die sonst nur im Konsum kaufen, an diesem Tage ihr« Einkäuse in anderen Geschäften machen, weil eben
der Konsum geschlosien hat. Nun frag« ich: Sollte es nicht möglich sein, einmal im Jahr das freiwillig zu wn, was wir in jeder Woche einmal und außerdem in jedem Jahr« noch etwa stchsmal tun müssen, weil«s die Kirche so will? Sollen wir nicht am 1. Mai seden Einkauf meiden. Sollen wir nicht unsere Einkäufe einen Tag vorher besorgen? Wenn keine Käufer kommen und jeder Geschäftsmann steht, daß absichtlich nicht gekaust wird, dann hat er auch kein Interesse mehr daran, seinen Laden am 1. Mai zu öffnen, auch wenn er den 1. Mai nicht als seinen Feiertag betrachtet. Ich bin selbst Ladeninhaber, aber solang« In dieser Sache so wenig geschieht, bin ich gezwungen, auch mein Geschäft offen zu halten, denn so glänzend stehe ich auch nicht da. daß ich ohne weiteres auf eine Tageseinnahme verzichten kann und mir vielleicht noch Kunden für immer weglaufen lasse. Was Ihr acht Tage später, am chimmelfahrtstage. tun müßt, weil es die Kirche will, das tut am 1. Mai freiwillig, weil ihr es selbst wollt: Meldet am 1. Mai jeden Einkauf l"
Feuer am Velle-Alltance-Platz. In einem photographischen und kinotechnischen Atelier am Belle-Alliance-Platz 9 brach heute mittag aus noch ungeklärter Ursache Feuer aus, das größeren Um- fang anzunehmen drohte. Die Feuerwehr, die bald zur Stelle war, konnte den Brand nach halbstündiger Löschtätigkeit nieder- kämpfen. Von anderer Seite erhalten wir dazu folgenden ergänzenden Bericht: Es handelt sich um das Atelier der„Correx Gesell- s ch a f t für K l n o t« ch n i k m. b. H." Der Geschästsführer ver- suchte zunächst der Flammen, die Zelluloid und Verpackungsmaterial in Brand gesetzt hatten, mittels eines Handlöschers selbst Herr zu <»
werden. Der verhältnismäßig kleine Raum, der noch dazu mit Kisten und verschiedenen Werkbänken ausgefüllt war, war jedoch im Nu in ziemlich großem Umfang von den Flammen ergriffen, wobei sich eine erhebliche Rauchentwicklung bemerkbar machte. Auch die Glasdecke des Ateliersraums platzte zum Teil unter der Einwirkung der Hitze. In dem Betrieb werden Entwicklungsapparote für Filme hergestellt und Im gleichen Raum lagerten mehrere Filme, die jedoch von den Flammen unversehrt blieben. Da die Sicherheitsvorschriften allem Anschein In diesen, Betrieb sehr zu wünschen übrig lassen, hat die Baupolizei und Kriminalpolizoi eine Untersuchung in die Wege geleitet, durch die vor allem festgestellt werden soll, ob etwa.noch mehr als die an- meldepflichtige Menge Zelluloid dyrt gelagert worden ist und genügend Notausgänge vorhanden sind. Perso- nen sind bei dem Feuer das sehr leicht größere Ausdehnung hätte annehmen können, glücklicherweise nicht verletzt worden.
Ein Gesandter Lr?ands in Berlin . Ausdehnung der irifcken Selbständigkeit. Die Regierung des irischen Freistaates hat die Errichtung von Gesandtschaften in Paris und Berlin beschlossen. Professor Adolf lveißmann, der bekannte Berliner Musikwisien- schaftler, ist kurz nach seiner Ankunft in Palästina, wo er an der Jerusalemer Hebräischen Universität Vorträge über Musik halten sollte, gestern in Haifa am Herzschlag plötzlich verschieden. Weller für Berlin : Fortdauernd kühl mit wechselnder Bewöl- kung, tagsüber Neigung zu einzelnen Schauern.— Für Deulstt� land: Ueberall kühl und veränderlich, besonders im Norden einzelne Schauer.