Adolf Weißmann . Prof. A d o l f W e i ß m a n n. der weit über die Grenzen Deutfchlarrds bekannt« Musikschriftstsller und Musikkritiker, ist im Alter von S6 Jahren in Haifa einem Herzschlag erlegen. Der Verstorbene mar seit fast 30 Jahren als Musikkritiker in Berlin tötig und gehört« zu den markantesten Erscheinungen der Per» liner.Musilpublizistik. Cr begann seine-Wirksamkeit 1900 am ,.Ber. liner Dageblatt',. seit 1916 ist er bis zu seinem Tod« ständiger Musik» reserent der-„B. Z- am Mittags gewesen. Schürss des Urteils und Weite des Blicks, dazu umfassend«, gründlich« Sachkenntnis und ein außerordentlich sicheres und feines Gefühl für die Strömungen d« Zeit, aber auch für die Bedürfnisse des Tages— oll dies, was den echten Kritiker ausmacht, ist ihm in seltenem Maß zu eigen gewesen. Er besaß ein feinhöriges Ohr nicht«ur für die Musik und ihr« ewig wechselnden Formen, sein reger, immer wacher Lebenssinn war auch allen Erscheinungen und Bewegungen des Musiklebens, ja. der ge« samten geistigen und künstlerischen Umwelt, zugewandt und den großen, weiten Zusammenhangen der Zeit offen. Ws blendender Stilist und geistvoller Schriftsteller hat er verstanden, die von ihm behandelten Fragen auch dem nicht fachlich interessierten Leser nahezubringen und so die Gegenständ« seiner Kritik in den Vordergrund des ösfent» lichen Interesses zu rücken. Besondere Verdienste hat Profesior Weihmann sich noch dem Kriege um-die Wiederanknüpfung internationaler Beziehungen aus dem Gebiet der Musik erworben. Er war der erst« Präsident der Sektion Deutschland der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik , deren Gründung auf seine Initiative erfolgt ist, und hat durch häufig« Auslandsreisen, aber auch durch fruchtbare kritisch« und fcuilletonistische Arbeit viel dazu beigetragen, von Berlin aus in Deutschland dos Interesse für die modgrne Musik des Auslands, aber auch im Ausland das Verständnis für das zeitgenässische deutsch « Schaffen zu beleben. Noch vor kurzem hat er hier in einem ge» d ankenreich cn, g�allvollen Vortrag von seinen Bemühungen, die jüngsten Bestrebungen der jüdischen Musik zu fördern, Zeugnis ob» gelegt: oben hotte er sich nach Palästina begeben, um in Jerusalem an der Universität«ine Reihe von Vorträgen über deutsche Musik zu halten...- Adolf Weißmann hat eine Reihe wertvoller Bücher veröffentlicht, die ihn überleben werden: die Musikstadt Berlin hat in ihm einen ihrer besten Köpfe,- die Berliner Zeitungswelt einen ihrer glänzendsten Vertreter verloren. K. P.
Plädoyer für Zorns. Strafantrag im Edemprozeß. Im Prozeß gegen das„Tagebuch" wegen Beleidigung de« jeßiaen Reichsgerichlsrotes Jörns mußte man auf die Zeugen- aussage des Kapitänleutnants Canaris vom Reichswohrministerium, einstigen Richters im Mordprozeß Liebknecht-Luxemburg, v« r- ziehten. Cr' ist' Schiff in weiter Ferne. In seinem Eifer, zu beweisen, daß«r den Hastbeschl gegen Bogel auf M or d' nicht aus Deranlassung Landsberg», sondern höchstens-• auf V die Notiz de» preußischen Justizministers zum Schreiben des Iustizministers Heine- hin ausgedehnt habe, führte Nebenkläger Jörns neue Erinnerungen«in, die ihm inzwischen gekommen wären und die er sich telephomsch vom damaligen Ober, Krieg-gerichtsraß jetzigen Oberheeresamvalt Bruck in Stettin hätte ..fernmÄiidlich" b'ejtBigen laffen. Da aber Bogel schon in Haft saß. als-Jörn» bei Laichsberg in Weimar «vschüm. habe er gar k einen Anlyß-gehäbt, den MbÄwerdacht gegen Bogel und seine Verhaftung dem Reichsfustizminister mitzuteilen!---- Friseur R ü h l e ck e erklärt al» Zeug«, von d«n Morbabevd gar nichts bekunden zu können, da fein Laden um dies« Stund« bereits geschlossen war. Damit war die Beweisaufnahme geschlossen und«s folgte der Schlußvarkrag da Skaaksanwall» Vlepavkal. Er begann niit der Mahnung an das Gericht, eingedenk zu sein, welch« Züstarde damals, im Frühjahr 1919 in Berlin herrschten. Man könne, wo» damals geschehen oder unterlassen worden sei, nicht mit dem Maßstab, von heute messen. � Dann bezeichnet« der Staatsanwalt die Wort« des unter An. klage stehenden Artikels, Jörns gehör« nicht auf den Platz eines Reichsawvalts, als formal« Beleidigung<?)- Du Wahrheits- beweis für die Beschuldigung der Rechtsbeugung zugunsten des Mörders Karl Liebknechts und Rosa. Luxemburgs durch Jörns, der gegen sie die Todesstrafe beantragt habe, sei mißglückt. Der Staatsanwalt ging die einzelnen Beweispunft« durch und kam überall zu dem Schluß, Jörns Hab« in jenem Augenblick feine Maßnahmen noch nicht als unzulänglich zu erkennen vennocht. so» bald das möglich war, Hab« er danach gehandelt. Gewiß erschein« da«-«ine oder andere Versäumnis von damals heut« ziemlich schwer. erbet entweder lag die Abhilfe außerhalb der Macht und de» b«örd- kichen Vermögens des Herrn Jörn» oder es lag an den ganzen Zeitumständen. So hätten auch die Bollzugsratsvertreter Rusch und Wegmann schon vor dem Kriegsgericht im Mai-1919 zugegeben, daß zu ihren Angriffen in der Press« nicht da« Perhallen Jörn,' als die Militärjustiz Anlaß gegeben habe. Der Zeuge Runge sei «in schwerer Psychepach und glaube deshalb manches,«as er sich nur eingeredet oder- aus der Brest « ufw- eingeprägt habe. 20? der Staatsanwalt die Freiheit der verhafteten Offizier« im Gefängnis als.,$« r a d» z u... e i g e n a r t i g" bezeichnete, erregt« dj «/«r �Kraftauxdruck" lebhafte Heiterkeit. Dagegen hört» man Ruf« des Staunens-und der Egtrüfwng,-als der. Staatsanwalt wegen schwerer Beleidigung eines hohen Beamten unter Berücksichtigung der Unbestraftheit des Angellagten 1000 Mark Geldstrafe beantragte, außerdem Urteilspublitation im„Tagebuch", der„Raten Föhne ", dem„Vorwärts" usw. So sehr der Staatsanwalt sich nachzuweisen bemüht hott«, daß die Angrissc gus Jörns unberechtigt seien— zu einer positiven Er- klörung, die ilntersuchungsmethod�des Herrn Jörns sei einwand- frei gewesen, gelangte er nicht. Es war ein Plädoyer auf mildern« Umstände für den Nebenlläger! Herr Jörns will seine Schlußrede erst am Freitag vormittag halten: er' erklärt« sich aber liebenswündigerwels« bereit— dem B e r t eid i g e r den Vortritt zu lasten. Dieses sellan» Angebot ptasst�cm fröhlicher Hellerkell ab. bevor-noch der Vorsitzende e» höflich zurückgewiesen' hatte. Am Schluß rief ein Zuhörer:„Der Staatsanwalt schützt die Mörder!" Der-Vorsitzende ordnete-an.-daß der Lieferant dieses recht albernen Ruis festgestellt werde. Zuerst legt« der es darauf an. unerkannt zu bleiben, schließlich«rklörte«r drauß«n sein Bedauern über seine„Tat".- Am Freitag dürste btr Prozeß zu Ende gehen.
Die absterbende Todesstrafe.
„Auf melne Existenz nimmt keiner Rücksicht!"
Gens. 24. April. (Eigenberichi.) Die vorberelkende Abrüstuogskommission des Völkerbundes lehnte am INikkwoch den Ankrag de» Grafen vern- ffotff auf Aerbok des Bombenabwurfe» ans der Lusl ab. Außer Deutschland stimmten nur Rußland , China , Holland und Schweden für den Antrag. Bernstorff begründet« seinen Antrag mit einem längeren Zitat aus der Rede d« Brauck «r« s in der ersten Tagung der Kominissivn. in der de Brouckere die Schrecken des Luftkrieges gegen die Zivilbevölkerung eindrucksvoll schildert«. Spanien und Belgien lehnten die deutschen Forderungen ob. well b« i i h n e n Bombenaviatik nur eine Bert«idigun-g sei. Demgegenüber konnte Bernstorsf.feststellen, daß die militärischen Sachverständigen in der Kommission seinerzeit«instimmig sestgestellt hätten, daß das Luftbombardement eine ausgesprochen« Osfenssv- w a f f« sei. Der Engländer C u s h« n d u n, dbr Grieche P o l i t i i und der Pol« dezvyiji'Iten dagege» die SUmpetenj., der Kommission zur Beratung des deutschen Antrags. Hiergegen wandte sich der hollöndisch«'Dov!»rechtl«r Rutgers . LI t w in ow betonte gegen die Zuständigke iiibedenken, daß die Kommistton am Tag« vorher erst ein Verbot des Gaskrieges angenommen habe und damst auch kompetent sei für wsllere V«rbote. Der französisch« Delegierte M a s s i g l l behauptete, daß bi« deutsche Forderung nur dazu da sei, die fatalen Konseguenzen, di« sich für einige Staaten aus v« r» trag l i ch übernommenen Verpflichtungen ergeben, zu beseitigen.!!) E« sei ober nicht die Aufgab« der Kommission, die bestehenden Ver- träge(jus»ulöschen. B« r n st o r f s erwidert«, daß Frankreich nicht daran d«nke. durch die allgemein« Abrüstimg Deutschlands einseitige Abrüstungsverpslichtungen aus dem Bersailler Vertrag zu erleichtern, daß die Versailler Abrüstungsbestimmungen überhaupt von vorn- herein als Modell für die künftigen allgemeinen Abrüstung«-. arbeiten gedacht gewesen seien. Man habe in Versailles prinzipiell das Berbot gewisser Kampfwerkze'uge und Kampfmittel für die kW» rüstung der betroffenen Staaten angewandt, man habe insbesondere di« Angrifszwoffe verboten..Nach dem Kellogg-Pakt sei es mir logisch, daß die Abrüstungskommission diesem Beispiel folge. Der Präsident Loudon sprang wie immer der Mehr»
heit der Kommission bei und bat Bernstorff angesichts der Z>»> ständigkeitsbedenken, seinen Antrag zurückzuziehen. Bernstorsf verlangte jedoch eine Abstimmung und betonte, daß die deutsche' Regierung auf.Z'e d,<in.Fa 1 l-das Verbot des Bvmbenabwurss auf der endgüstigen Konferenz wiederum fordern werde.. Der Präsident versicherte dann.' dgß eine Ablehnung des deutschen Antrags n i ch t s darüber besage, ob" die abwesenden Staaten den Bombenabwurf, für erlaubt, oder ni-lst- erlgubt hiellen. Es folgte die Zlbstiminupg.. England und der ameiikanische Soffchlag. condon, 24. April. (Eigenbericht.) Ehamberlain teilte am Mittwoch im Unterhaus mit.-seine Regierung wünsche ebenso-sehr wi« die Regierung der Vereinigten Staaten , daß nicht nur e in« A b r üst u n g s b e g r« n zun gl sondern eine tatsächliche Rüstungs Verminderung vor» genommen werde.„Wir haben",. fuhr Ehamberlain fort,„schon früher BdrMäLe für'«jn«- Mche allgemeine Herabsetzung der NüftüMxN z�r Sse" gemoG-Jnh Pakisil'-'M'Btandpunkt'-höerträM,- daß' sich hie Verminderung"' auf ä7l«'/ K a'k e g o r i« n N ckn Kri«gsschifs«n beziehen. M.".". sl.l." Der Abgeordnete der Lobour Porfy, KenworthH, hetöni». daß Ehamberlain lediglich Allgemeinheiten gesagt, ober nichts' Aus- drückliches über eine Annahme der amerikanischen Dorschläg« mit» g«tsill habe. Ehamberlain erwiderte in gereiztem Ton. er begreife di« Motive nicht, die zu«wer derortigeb Behauptung führten. Die Regierung werde die amerikanischen Anregungen beraten, Auf di« Frage eines liberalen Abgeordneten, ob die Regierungserklärung dahin zu verstehen sei, daß nunmehr die im anglo-sranzösischen Pakt niedergelegte Politik als erledigt zu betrachten fei, antwortet« Eham» berlain wörtlich:„Einett a n g lo- f ra nz o sis ch« n Pa kt hat es überhaupt niemals gegeben." In diesem Zusam-menhang ist sein Interview, da» de? ersten Lords der Admiralität, Bridge man. an eine amertkanisch« Presseagentur bemerkenswert. Darm wird' betont, daß die amen, kanischsn Erklärungen m Genf die Aussichten auf«in» Annäherung sehr wesentlich erleichtert hätten. Seiner Meinung Nach see ein Erfolg wahrscheinlich,„falls nicht versucht werde, das Tempo allzu sehr zu beschleunigen".
wegen Schmuggel» wurden m Kattmvitz dreizehn polnische Zoll» beamte und Kaufleute verhastet.' Die unterschlagen«« Zölle sollen drei Mwwnev Zlotq betrag«».___...
Mrischastliches Aachrichienweseu. Soll da« Wirtschastsministerillm oder da« Auswärtige Amt federführend sein? Der Ausschuh für den Reichshaushall setzte in der Mittwoch- sitzung die. Beratung des Haushalts des Reichswirtschastsminist«. riums faxt. Für die. Förderung des wirtschaftlichen Mach- richte nwesens werden in diesem Haushalt 163 300 Mark an» gefordert. Für die gleich« Zweckbestimmung: für das wirtschaftlich« Nachrichtenwesen.- verlangt das Auswärtige Amt in seinem Etat 150 000 Mark lieber die Bewirtschaftung dieser beiden Etats- pysten durch Reichswirtschaftsministerium und Auswärtiges Amt en'spann sich eine lange Debatte, in der di« Abg. H e i n, g(Soz.) und Keil(Soz.) und di« Vertreter der beiden Ministerien' wieder- hott das Wort ergriffen. Die Bemängelungen unserer Genossen er- streckten sich sowohl aus die etatrcchtllche Selle wie auf die Zweck- mäßigkell der Betreuung dieser Posten durch zwei verschiedene Ressort». Die Angelegenhell wurde für den Haushalt 1929 durch einen sozialdemokro tischen Antrag dahin erledigt, daß im Haus- halt des Auswärtigen Amtes der Ansatz um 200000 Mark gekürzt und der entsprechende Posten im Haushall de» Reichswirtschoftsministeriums um die gleiche Summe«höht wird. Außerdem wurde die solgende, von den Sozialdemokraten vor- geschlagene Entschließung angenommen:'.' „Die Reichsregierung zu ersuchen, bis zur Haushallsbiratung 1930 dem Haushaltsausschuß eine zu s o m m e n f a s s- n d e Danstellu ug ü b e r dos-w> r tsch alt Ii ch e Nachrichten» Wesen vorzulegen.- Dabei ist zu berücksichtigen, daß mach der Reichshaushallsordnung Einnahmen und Ausgaben getrennt von- einander in voller Höh«" im Haushaltsplan zu veranschlagen sind." Damit ist da» unzweckmäßige Nebeneinander zweier Instanzen besestigt. vi« Mittel des Nachrichtendienste, lverden im wesentlichen für.die„E i I d i« n st< G m. b. H." und die„Industrie- und Handelszeitung" aufgewendet. Dies« Unternehmen waren irüher im Besitz von Stinnes: sie sind heute Organe d«S Relchs. Der Reichstag besitzt selbstverständlich ein Recht, Wer die Wirtschaftsweise der beiden Betriebe genau infor» « i« r t zu werden.. Diesem.. Zweck dient die Entschließung.
Zur Frage der Hebung der Wirtschaftlichkell oerlangte' Frau Abg. Sender(Soz.) Nachahmung der amerikänischen psychologi» scheu Mechoden, um festzustellen, wie di« Rationalisierung auf die Arbeiterschaft wirkt, und di« Heranziehung der Arbeiter zu diesä» Feststellungen. Ministerialdirektor Dr. P o s s« erklärt«, daß bei den bevorstehenden Neuwahlen mehr Arbeitervertreter al» bisher in du» Organisation hineingenommen werden sollen. Es sei aber-euch jetzt schon der Prüfung der Wirkung der Rationalisierung auf die Ar- beiterschost großes Gewicht beigelegt. Der Beamie im neuen Siaai. Kundgebung de« Bunde « repubftkanischer Deamien. In einer Kundgebung de» Bundes republikanischer Beamter sprach am Mittwoch der Staatssekretär im preußischen Innenministermm- Dr. Ahegg über das Thema:„.Der Beamte - im neuen Staat". Cr wies darauf hin, daß ein schwerer Widerspruch zwischen dem Ansturm der Rechtsopposllipn gegen die Verfassung und ihrem steten.Pochen auf jedes. ihrer-versostungsmäßigen Recht« besteh«. In der Beamtenschaft sei eine Spaltung zwischen republikanischen und nichtrepublikanischen Beamten vorhanden Da?.sei ein Unding, denn in der Republik dürfe es nur republi» konisch« Beamte geben. Man könne nicht am' Morgen für den Staat arbeiten, den man am Abend bekämpft. Damit der neue Staat sich das D.ertrauen des ganzen Volkes erringe, müssen alle Beamten im. Sinn« des neuen. Geistes arbeiten, Es gell«, neues aufzuhauen, nicht der VeMngenhell. nachzutrauern. Mit einem Auf- ruf zu treuem Zusammenstehen zum Schutz der Republik und der gewonnenen Freihell schloß der Redner. Doruuiersuchung wegen Mord. Gegen Christian Stolberg eröffnet. fMrschberg. 24. ApeA. Der Untersuchungsrichter hat dem Grafen Christian zu Slol» berg eröffnet, daß die Voruntersuchung gegen ihn aus Mord lautet.