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Mittwoch S. Mai �929

Unterhaltung unö ÄVissen

Vellage des Vorwärts

DK. UV. Slbertshagen: Slllltd*

tTchluß.) Maria©inner steigen, trotz allen Äämpfens, die Tränen tn bie Auaxn. Dos niedergehämmcrte Leid will aufspringen in ihr. Aber schon sausen die drei Dampfhammer in ihre Seele: seine-- letzten-- Tage---. Da ergreift sie seine beiden chöndc und setzt sich zu ihm auf die Seite des Bettes. Derchotd, es ist wirklich alles von deinem Geld gekauft und ich habe Anffft. daß du meine Verschwendung schiltst/ .Du Lieb/ locht er auf,.ja, lachen macht gesund. Ich fühle das/ Maria öffnet ihre chondtafche und nimmt aus ihrem Porte- monnaie Geld. Scheine mn Scheine zählt sie ihm auf das weihe Deckbett. Drei Reihen-- bis es achthundert Mark sind. Das Herz klopft ihr dabei, zum Zerspringen. Wer die drei Dampf- Hämmer sausen hart in ihre Seele. Ohne vom Geld aufzusehen, sagt sie, wie etwas Selbstverständliches. Nebenfächliches:.Ich habe deine.Galathea" verkauft, Berchold/ .Die.Galaiihea*-- verkauft? MeineGalathea"?" Alle Ungläubigkest schütte rt in dem Wort und oll« Glauben»- freude rankt sich darum in tausend schimmernden Blüten. .Schwester! Nun segne ich meine Krankheit!" Die Schwester beugt sich zu ihm herab. In ihren Augen steht neben der Mitsreude und dem Mitleiden das Nichtmitverstehen. Da wendet er den Kopf wieder zu Maria Sinner. Die weiß. was das für ihn bedeutet: die»Galachea" verkauft! Das heißt: Eisengitter sind zerbrochen. Mauern sind geschleift, Wolken such zerrissen. Der Weg ist frei und die Soime scheint. Entbehrung, Hunger, Berzweiflung. gehört dem Gestern an. Der Morgen prangt im Rosendust der Verheißung, des Erfüllen». Moria Sinner senkt ihre Blicke in die dankbetenden Augen des Mannes. Ihre Blicke lächeln ihm xlaubensselig zu und ihr Herz schreit kreischend in stummer Pein. Berthold Werner drängt die Geliebte zu erzählen, wie alles gekommen und so plötzlich. Und Maria erzählt. Erzählt, wie sie gegrübelt habe, ihm eine Freude zu machen, wie sie sein Bild geholt, unter den Arm ge- nommen und damit von Händler zu Händler gelaufen sei. Sechs Stunden lang! Und gerade als sie totmüde und resigniert über den Mißerfolg nach Hause gehen wollte, sei sie aus Ironie und Trotz in einen feudalen Kunstsalon in der Wilhelmstraße gegangen, habe nach dem Inhaber verlangt-- und der sei begeistert gewesen. habe ihr neunhundert Mark dafür gegeben. Aus der Stelle.--- Spät nach Mitternacht steht der Proseflor noch einmal am Bett des schlafenden Kranken. Die Schwester sitzt an seiner©eile und berührt mit den Fingerspitzen sacht den Puls. Der Arzt wun- dert sich ab des richigen Schlafes des Tddgeweihten. Flüsternd er­zählt die Schwester von der Freude, die Berthold Werner gehabt. Nach dem Fortgehen des Fräulein Sinner habe er noch lange von dem überraschenden Glück und von den kommenden Tagen des Schaffen» gesprochen. Endlich könne er nun seinen Traum er- füllen und seine Kunst am Marmor versucheNv�Nie habe das Geld dazu gereicht. Er wolle das Weib modellieren. Nicht ein Weib, sondern das Weib. Mit allen Himmeln und allen.Hollen. Das Weib aus Erde und Sternen geboren, aus Lochen und Beten, ans Sein und Ersehnen. So, wie dieQJatathea", die er gemalt. Sein jugenidheißer Traum sei das immer gewesen. Die leisen Worte der Schwester singen sich tropfend in die Ohren des Schlafenden und lösen seligen Traum des Lebens. Leuchtendes Lächeln zuckt um den Mund des Manne». Unter den geschlossenen Lidern dehnen sich blütengesegnete Weiten, schreitet die Zukunft herbei, gleich einem lichtgeschmückten Knaben. Nun senkt auch der Professor die Spitzen seiner Finger quf den Puls des Kranken. Das Gesicht des Mediziners wird ernst, die Stirnfalten stellen sich Sollte die Freude zum Wunder wer- den? Unmöglich Doch der Puls geht seltsam still, fast regelmäßig. Eine Weile noch steht der Arzt und schaut in das lächelnde Ge- sicht des Schlafenden. »Die Natur hat uns immer wieder zum Narren/ Damit geht er aus dem Zimmer. Am Nachmittag des anderen Tages wuichert sich Ntaria Sinner über die seltsame Wandlung im Krankenzimmer. Das Best ist be. streut mit Skizzenblättern, großen und kleinen. Auf Tisch und

Stuhl stehen Kartons, pyramidisch gespreizt. Berchold Werner zeichnet. Kopf und Oberkörper sind mit vielen Kissen gestützt, auch die Arme sind auf solche gebettet. »Berchold!" Des Mädchens Ruf klingt hell auf. »Hoilondin!" antwortet er, läßt Kohle und Estompe fallen und streckt ihr beide Hände hin.»Ist dos möglich, Maria? Ist das rnäglich? Muß man wirklich erst mit dem Schrei des Verzweifelns sich dos Glück erkaufen? Muß man wirklich an der Grenze von Leben und Tod das Licht der Kunft erfpüren? Heilandin?" Er zieht das Mädchen aus sein Bett, sucht hastiger Freude voll im Tischkasten und streckt ihr den Ouittungskupon einer Postanweisung entgegen. »Wenn ich gesund bin, muß ich gleich anfangen können." Maria liest die Adresse eines italienischen Marmorbergwerkes. Fünfhundert Mark hat er dorthin geschickt für einen Marmorblock. aus dem er»Das Weib" zum Leben locken will. »Nicht eher Ruhe gelösten hat er, bis ich chm die Postquitwng brachte," entschuldigt sich die Schwester, als ste die plötzliche Blässe in Maria Sinners Gesicht sieht. Fünfhundert Mark-- fort-- weg--. Aber nur für einen Moment flattert der Schmerz jäh in dem Mädchen auf, nur für die Zeit eines Vogelftiigelschlages. Dann dröhnen die Dampfhämmer rammend in ihre Seele: seine-- letzten Tage. Eines Menscheillebens letzter Wahr- heitstraum vor traumlosem Schlaf, lieber das Schreien einer wund- wehen Seele fällt der schimmernde Mantel mitsrenenden Glückes. »0 Berihold! Und noch Schöneres bringe ich dir heute." In den großen Mädchenaugen blaut der Himmel allen Gütesegen. Aus ihrer Handtasche zieht sie einen Zeitungsausschnitt, knapp um den Text ausgeschnitten. Berthold Werner lieft und liest, betrachtet, prüft das Stuck Papier von beiden Seiten und lieft wieder. Von seinerGalothea" ist die Rode. Man nennt Ihn einen Meister, der in gleichem Maße bedeutend ist, wie er bisher unbekannt war. Ein Kommender, ein Berufener, ein Reuwegiger. Die Erfchütterung in dem Manne ist so groß, daß er nichts zu sagen vermag, nichts, nur ein Wart:»Heilandin!" Seine blaste Hand ruht schweißtalt In den ihren, die andere liegt sreudemüde auf dem Legendenbnch R. C. Millchlers. »Wenn ich gesund bin--- Heilandin-- dann--- dann/ Ein zerrendes Zucken zerreißt die Worte-- wie ein Blitz­schlag. Die starren, angstvoll großen Augen flehen flehen lohend heiß-- dann sind sie gebrochen-- erloschen. Der Schwester Hand gleitet sacht über die Lider, leise streichend, das Gesicht des Toten lächelt, lächelt wie ein Kind. In fernen Welten verebbt der Schlag eines Herzens in zittern» den Kreisen. Grauer Sprühregen' netzt das Gesicht Moria Sinners, die im Dämmern des Morgvns heimschrestet. Heim. In ihrem Zimmer sielst nichts als da» Best. und auf dem Bett liegt Berthold Werners Bild der»Galathea". Alles andere hat der Trödler geholt. Für neunhundert Mark Ihxe Möbel, ihre Bücher, ihr Klavier, den tanzenden Faun nind die silberne Base. Und mor­gen kommt die Rechnung über da? Texlinserot. dos sie in der Zeitung aufgegeben hat, den Preisgesang auf Berchold Werners .Galachea". Man hatte das Inferat ob seines sonderbaren In- Haltes erst nicht aufnehmen wollen. Aber sie hott« den doppelten Preis geboten. Da hatte man schließlich eingewilligt. Zweihundert Mark! Dann blieben noch hundert Mark für die Beerdigung und ein Block Marmor vielleicht c'n Block italienischen Marmors aus dem Berthoid Werner das Weib mit allen Himmeln und Höllen---. Maria Sinn er wirst sich aus das Bett in ihrem leeren Zimmer. Run darf sie weinen. Zum erstenmal seit drei Tagen darf sie weinen, weinen. Und in das Weinen darf ahn« Hemmung das schrille Lachen schreien, das Lachen des Spottes über dos Schicksal Berthold Werners, dos Maria Sinner um seinen Betrug-- be­trogen hat. Ein Weih hat das Geschick um seine Grausamkeit betrogen.

Stichard Gerlach:

Ich. Wilhelm Ferdinand Gehrock, gehöre nicht zu den Menschen ohne Moral. Wohloersianden, ich Halle mich nicht für eiw» Spießer. meine Duldsamkeit geht sogar ziemlich weit, und theoretisch stimme ich mit Tolstoi völlig überein, wem: Ich die Dirnen als meine be- mitleidenswerten Schwestern erkenne, die durch unglückliche soziale Verhältnisse erniedrigt sind, ich weiß auch genau, daß es nicht mein Verdienst ist, wenn ich kein Verbrecher bin. Ich bin durchaus der Ansicht, die beste Methode, das Laster einzuschränken, wäre: den Rat- leidenden Wohnungen und Brot zu geben. Sie sehen schon, ich bin nicht eigentlich abschätzig und hoffärtig gegen di« zu kurz gekommene Klaffe, ja. ich tue mir etwas darauf zugute, sie gerecht zu beurteilen, und ich kann wohl beliouplen, daß ich mit Almosen, soweit es in meinen Kräften steht, nicht knauserig bin. Trotzdem, ich habe moralische Grundsätze, und wie sehr ich das menschliche Elend auch achte, so hüte ich mich allerdings doch aus Ss'bsterhallungsgründen davor, allzu nahe damst in Berührung zu kommen. Ich habe eine überaus empfindliche Nase und bin einfach nicht imstande, den Armen-Leute-Geruch zu er: ragen. E>n an­geborenes Sauberkeitsgefühl hindert mich, Sckmutz onzufasien. Ich schäme mich zum Beispiel, daß ich so rasch norübereil«. wenn di« Männer der städtischen Müllabfuhr mit ihren Säcken und Tonnen im fiousgong Hontieren, ollein ich habe eine gewisse Angst vor Bakterien und Zlnsteckung, einen gesunden Instinkt gegen schädliche Stoff« überhaupt. So führe ich denn ein bürgerlich recht geordnetes und regel- mäßiges Leben, trinke nicht zu viel, beachte Fleischspeisen gegenüber eine vernünstige Diät und enthalt« mich aller erotischen Aus- schweisungen, die so am schnellsten das Nervensystem unterwühlen. Es wundert Sie, daß ich s» brav und geruhsam lebe, weil Sie mein« Vorliebe für Morllcten, dämonische Leidenschaften und jede Art des Sichverschwendens kennen. Sie hätten mir ein starkes Triebleben zugetraut. Ich muß©i« leider mit dem Geständnis enttäuschen, daß

mein« etwaigen liederlichen Impulse lediglich die flauen Ergebnisie einer bizarren Phantasie sind. Tatsächlich vollzieht sich mein Dosein gemächlich und pedantisch einen Tag wie den arideren, ich meid« alles, was unbequem ist, ich bemüh« mich, aus jeder Log« unversehrt und unangefochten bcrvorzugehen, ich darbe lieber, als daß ich mich unkontrollierbaren Einflüssen und gewagten Erlebnissen aussetze. So ungefähr dachte ich bis vor kurzem. Ick; verließ mich auf meinen, wie ich glaubte, gesestixteu Charakter. Glaubte: Hören Sie, was mir am vorigen Mittwoch zustieß. Ich hat!« einen russischen Film gesehen, nicht» ileberwältigendes, ein bißchen aufdringlich tendenziös, aber immerhin ein« ergötzliche Enttestelung und eine verklärte Raserei wunderbarer Weiber. Diesen Russen ist olles einerlei, wenn sie sich nur ousloben können. Ich schwärme für ihren grenzenlosen Horizont und nehme da? lln- ordentliche, ja Hemmungslose, das bei chnen gong und gäbe ist, gern mit in Saus. Etwas taumelig trete ich allo aus dem dunkeltlimmernden Kino w den grellen Bogenlompenschein, da wippt und tänzelt vor mir ein ungemein zierliches weibliches Wesen. Erstaunlich geschmeidig, Donnerwetter, und s-tvck. denke ich, da sicht sie sich auch Ichon um. mit einem schwarzen Roubiierblick. Ilywillkürlich folge lch ihr ein paar Schritte. Ihr kleiner Hut ist aus weißem und braunem Leder geflochten oder gekerbt, sie hat herrliche Beine, hüpfende vergnügte Beine. Betrossen bleibe ich stehen, da schickt sie sich an. umzukehren. springt zurück. Sie hat rotgesärbse Lippen, etwas zu rot gefärbte, stelle ich noch fest, da hängt sie sich auch schon bei mir ein und zwitschert neckische Worte, ich merke, etwas frivole, etwas unon- ständige Wort«, ober ihr Arm liegt zärtlich in meinem, sie zieht mich mit, sie kichert und drückt sich leise an mich heran. Soll ich einen Reisepaß von ihr fordern? Ich bin doch schließlich kein Kall - blüter, zun, Teufel noch einmal: da entbehrt man bis zun» lieber.

druß, und di« Unbedenklichen ernten den Honigseim von allen Blüten. Ich habe di« verfluchten Gewistensbiste satt, ich pfeif« auf die Gültigkeit aller Prinzipie». Dies klein« Frauenzimmer»-Ken mir ist«in reizendes Luder, ich wäre ein gewalliger Esel, wenn ich die Gelegenheit nicht Keim Schopf ergriffe. Ich stammle also munter entsprechende Antworten, schüttle innerlich den Kopf über mich selbst, wir werden verblüffend geschwind gute Bekamste. und was meinen Sie. wo wir uns noch einer Viertelstunde befinden? In einem Hotelzimmer, in einem hübsch tapezierten Hotelzimmer. Ich mußte zu meiner Bestürzung entdecken, daß sie hier Stamm- gast war, aber schließlich war es min schon egal. Wir hielten einen kleinen Schmaus, und sie war fo entzückend, wie Sie sich nur vor- stellen wollen, gar kein Brechmittel und Ekel, wie ich es mir immer gedacht hatte. Solange ich In dem Hotel war. fühlte ich mich ganz gewiß brillant, in der Nachbarschaft des Glückes. Sie war fröhlich und ohne Bedenken, und als ich ihr meine Briestasche reichte und sie bat, sich die ongemestene Honorierung selbst zu nehmen, zog sie nur«inen Zehnmarkschein heraus, obwohl daneben noch ein Zwanziger steckte. Sie hieß Mimi und wohnte bei einer Madame in einer finsteren Gasse, und wenn ich Lust hätte, sie wiederzusehen... Sie hauchte mir mit ihren roten Lippen noch einen Kuß auf den Ohrzipfel, und dann trennten wir uns. Sowie ich allein war, folterten mich Gewistensbiste. Hatte ich nicht neulich laut und feierlich erklärt, dies« Mädchen würden nur schlecht, weil sich stets wieder Männer fänden, die sich miwehmen ließen? Mein sittliches Gleichgewicht hatte einen ffnox wegbekommen. Und außerdem: die Hälfte oder mehr von diesen Damen hatten Krankheiten, dos war keine Lappalie. Und ich rannte mit Schweißperlen auf der©ttrn durch die Straßen, bis ich eine Apatheke fand. Ich steckte errötend einige ver- öchtliche Blicke ein. Ick) hastete nach Haufe, von den widersprechendsten Borstellun- gen gejagt, ich war doch längst kein Schnlknabe mehr, ich brüstete mich zuweilen mit meinem Erfahning-schatz. In ein paar Mimiten war meine sauer errungene Haltung über den Hausen geworfen. Wenn mich bloß keiner von meinen Bekannten gesehen hat..,

JUllgarlWeUmber: WefffarCle 58 Ö hl/IC Heute vollendet Margarete Böhme ihr sechzigstes Lebensjahr. Biel «, die einst ihre Bücher lasen, werden sie fast vergessen haben. Andere hingegen werden sich plötzlich wieder an ihrTagebuch einer Verlorenen " erinnern und an die große Entrüstung. die dies Buch einst beim Erscheinen hervorgerusen Hot. Nicht nur in Deutschland. Es wurde in lS Sprachen übertragen. Frau Böhm« selbst lag ein Sensationsbedürfnis völlig fern. Ihr airf- rechter Sinn wollte nur das Unrecht zeigen, dos eine selbstgerechte und verlogene Gesellschaft an den Prost'üuierien begeht. Ihr tiefes Mitempfinden mit diesen Ausqestoßenen ließ sie aus dem Bekenntnis einer.Unglücklichen einen tückischen Fall schassen. Ein« gewisse Proste Hot sich«ii. ihx, der Lauteren�, geröcht und Schutz und«meine Per- dächtiyung aus die Herausgeberin dieses Tagebuches gehäuft. Was tat es der Frau, die ja die Niedertracht der Mensche» genugsam konnte? Margaret« Böhme stammt von schleswigschen Bauern ob.©i< sogt scibst:..Nicht den kleinen gedrückten, non hochmögenden Rftt�r- gutsbesitzern abhängigen, ostelbischen Bäurchen. sondern freie Bauern, die vor niemand den Nacken beugen, di« noch heut, wie da- mals steifnackig und hartnäckig ihr Recht verteidigen/ Von diesen Vorsahren hat sie Freimut und Unabhängigkeit der Gesinnung un» auch den Blick für ideale Berhällniste geerbt. Ihre tiefe Sympathie gill dem arbeitenden, dem schassenden Menschen. Seit ihrem ersten RomanDas Geheimnis der Rchenpostage". den sie mit s? Iahren schrieb, bis zu ihrem bislang letzten:Die Maienschneider", sind ein« Füll« von Werken entstanden. Sie sind teils nur unterhaltend, teil« aber echte Zeugen der Zeit und der sie bewegenden Probleme. Die Frauenfroge findet imTagebuch" und inDida Ibsens Geschichte", die wie eine Beleuchtung der gleichen Kreise von anderer Seite ist, ihren Niederschlag. Die Fragen nach neuen Wegen und Möglich­keiten der Erzielning, das Verhältnis der miteinander aufwachsenden Geschlechter und die Mandervogelbewegung beherrschen ihr Buch Roswitha". Das Danaergeschenk plötzlich erworbenen Reichtums mit allen moralischen rder bester unmoralischen Folgen schildert sie inFetisch", der späterDie goldene Flut" umgenannt wurde. Die eigeniümlieh« Erscheinung der neuen Heilbrinzer. wie sie neben de» Freidenkern zu Ansang des Jahrhunderts überall austauchten, teil» als reine Toren, teils als gewiegte Ausbeuter, stellt sie imApostel Dr.denscheid" dar. Doch das stärkste Buch bleibt ihr Warenhaus- romanW. A. G. M. ll.©/. Heut ist er rem technisch in vielem überHoll. Doch bei seinem Erscheinen wirkte er bedeutungsvoll auch im Zluslande. Margarete Böhme zeigt hier dos Emporkomme» des kleinen Kaufmanns zum Großbetrieb, schließlich zum Waren- Hausbesitzer. In der Nachbarschaft werden olle Handwerker und kleinen Gewerbetreibenden zugrunde gerichtet, soweit sie nicht ihr karges Brat als Angestellte bei Müllenmeister, dem Warenhaus- besttzer, finden wollen. Wir erleben das Warenhaus als Ausgeber der Heimarbeit und sehen, wie das Prinzip der Ausbeutung neben dem besten Willen, menschlich zu fein, sich durchsetzt. Und wie Zola seine späten Werke stets mit einer Zukunftsopotheose ausklingen läßt, so schlldert Margarete Böhme die Gründung des neuen Kon- zerr.s: Warenhaus-Ziktien-Gescllschast Müllenmeister und Sohn, W. A. G. M. U. S., die eine Gewinnbeteiligung oller?liige,t«llteii vorsieht. Sic schreibt hier nicht eine Utopie. Sie schreibt auch nicht in der Extasc, mit der der ZdA. ähnliche Proölerie zu behandeln pflegte. Ihr Wirklichkeitssinn, die lühle Beobachtung und die Klar- heit im geistigen Verarbeiten, geben diesem Buch ein Gewicht, da? es unter die wichtigsten Spiegelbilder der Epoche auch für künflige Zeiten stellt. llebeleiechende Gesteine. Unter den Gesteinen der Erde besitzen mehrere die Eig'mftimlichk«!!, daß ihnen, wenn sie zerrieben. ane/> schlagen oder erhitzt werden, em lehr nnanoenehmer Geruch ent- strömt. Zu diesen Gesteinen gehöre bztipielswe'se der saaenonre» Stinksvot. ein in Bauern vorkommender Flußspot bei dem der üble Geruch durch Beimengungen von Kohlenmasiersrossverbin. düngen, wie z B. Erdöl, hervorgebracht wird: ferner eine Varietät des Quarzes, Stinkquarz genannt, dessen Geruch aus seinem starken Gehalt an Erdharz oder Erdteer beruht. w>e auch der arobkörm'g« Stinkmarmor, ein oft fem getnrb'er Marmor, der. ebeusolls Erdbirz enthallend, beim Anschlagen Wir unangenehm r>«cht. Auch heim Stinkkalt und Stinkschiefer entsteht durch die in ihnen enthaltenen organischen Beimengungen beim Anschlagen«in iinangene�ne? Geruch