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(10. Fortsetzung.) Sie sprang in einen der Wagen, warf eine alte bunte Decke und ein Tamburin heraus, breitete die Decke auf den Boden aus, nahm das Tamburin zur Hand und tanzte, während Hannes dazu spielte „Tanzt vor Freude, daß du willst mit uns ziehen!" blinzelte mich Hannes an. Erst Hing der Tanz langsam und schwebend, dann bewegte sich Sascha immer schneller in tollen Wirbeln, bis sie vom Taumel über- mältigt mir an die Brust flog, beide Arme um meinen Nacken legte, mich küßte, umarmte und mit sich zog. „Du tanzen? Du mit mir!" Eine Menge Landvolk hatte sich inzwischen versammelt, das voller Neugierde umherstand und zuschaute. Ich war im ersten Augenblick ganz benommen von diesem Ausgang des Tanzes, faßte mich aber schnell, zog meinen Rock aus und tanzte— begeistert, wie ich war— um Sascha herum. Don den Zuschauern wurde vereinzelt Beifall geklatscht. Ich richtete mich in allem nach Sascha, die es sehr gut verstand, dafür zu sorgen, daß ich nicht aus der Rolle fiel. Bald nahm sie mich bei der Hand und wir schwangen gemeinschaftlich bald das rechte, bald das linke Bein, während sie das Tamburin auf ihren Knien und auf dem Kopf erklingen ließ, bald tanzte sie allein und ich wild um sie herum, bis sie Ntich endlich bei der Hand nahm und mit mir den Kreis der Zuschauer passierte, jedem ihr Tamburin zur Zahlung eines Scherfleins unter die Nase haltend. So etwas schienen die Bauern noch nicht gesehen zu haben; ihre Freigebigkeit war erstaunlich. In Saschas Tamburin ver- sammelte sich ein ganz ansehnliches Stück Geld, und auch der Gast- wirt machte sein Geschäft. Hannes legte seine Fiedel weg und holte eine neue Stärkung. Sascha winkte mich zu sich in den Wagen, in dem sie die Decke und das Tamburin verstaute, und fragte mich, ob ich Pferde' zu putzen verstände. Das verstand ich allerdings nicht „Schadet nichts," meinte sie,„ich werde dir zeigen, wie du es machst. Ist alles, was du hast zu tun, und dem Pferd Futter und Wasser geben. Aber bloß mein Pferd, nicht die anderen, die gehen dir nichts an. Mußt du aber auch halten zu mir fest und treu, willst du?" Ich versprach es ihr gerne und reichte ihr zur Besiegelung meines Bersprechens die Hand. Sie sah mir lange in die Augen, als ob sie in mein Inneres dringen wolle. Dann nahm sie meine linke Hand. Nachdem sie eine Weile nachdenklich hineingeschaut hatte, sagte sie:„Bist du ein sehr guter Junge und bist du sehr verliebt!" Da mußte ich doch laut lachen, als sie das so trocken heraus- brachte und keine Miene dabei verzog. „Da passen wir beide ja ausgezeichnet zusammen, Sascha, ich glaube sicher, du bist verliebter wie ich." Sie schüttelte ernst den Kopf und las weiter:„Werden wir fein Zeitlang zusammen, wird kommen etwas zwischen uns und wirst du mich verlassen." Sie warf den Kopf in den Nacken, sah mich an und schlug mir mit der Hand auf den Rücken:„So, nu komm. Da ist Hannes. Werd' ich dir erzählen heute nacht, wenn wir sind allein, alles. Wenn kommen die Weiber, wir brechen auf." Wir gesellten uns wieder zu Hannes. Die Flasche ging reihum. Ich fragte, wen wir noch zu erwarten hätten. Es war die Frau des Hannes, seine beiden Kinder und noch eine Zigeunerin mit zwei Kindern, die alle zusammen die Umgegend unsicher machten, betteln, stehlen und wahrsagen gingen. Zu dem einen Wagen gehörte Hannes, seine Frau und zwei Kinder, zu dem anderen Wagen ein altes grundhäßliches Zigeunerweib mit zwei Kindern, deren Mann irgendwo im Kittchen saß, und zum dritten Wogen Sascha und jetzt auch»ch. Es dauerte nicht lange, als die beiden Weiber mit den vier Kindern angezogen kamen, und nun ging ein großes Gesalbader los, von dem ich kein Wort verstand, weil sie nur in ihrer Sprache redeten. Aus den Gebärden und Gesichtsausdrücken entnahm ich ober, daß sie gute Geschäfte gemacht hatten. Die Kinder waren ungezogene, verwahrloste und verwilderte Rangen, die sich umherbalgten, beschimpften und bespuckten. Es war nur ein Glück, daß Sascha keine Kinder hatte! Als man mit dem Gegacker fertig war, wurden die Pferde angeschirrt und die Wagen zum Weiterfahren hergerichtet. Hannes war Führer. Er fuhr mit seinem Wagen als erster. Das alte Zigeunerweib mit allen vier Gären nahmen wir in die Mitte. Sascha und ich beschlossen den Zug. Ich koimte mir wohl denken, daß ich mich �unter dieser Gesell- schaft recht komisch ausnahm, gleichsam wie ein weißes Schaf unter lauter schwarzen, aber hotte ich nun einmal A gesagt, so mußte ich auch B sagen, da half alles nichts. Trotzdem wäre ich wohl kaum mit der Bande gezogen, wenn ich im Besitz von Legitimations- papieren gewesen wäre. Ich stach aber doch zu auffallend von der Gesellschaft ab, und jeder sah sofort, daß ich aus anderem Holz geschnitzt war. wie diese Zigeuner. Deshalb sagte ich während der Fahrt zu Sascha.„Ich habe dir versprochen, treu und fest zu dir zu halten. Das wird mir aber dadurch sehr erschwert, daß ich ganz anders aussehe wie ihr. Du mußt mir also dazu verhelfen, daß ich wenigstens ein wenig Aehnlichkeit mit euch habe. Sascha drückte mir die Pferdeleine in die Hand und brachte ein Bündel alter Sachen hervor. Da sah ich denn ein blau und rot- kariertes Hemd hervorleuchten. Das paßte ja ganz vortrefflich für mich. Es war eine Art Bluse, die ich bequem über meinen Rock ziehen konnte. Ich wischte dann einige Male mit der Hand über den Boden der Bratpfanne und färbte mir auf diese Weise Gesicht und Hände. Ich mochte wohl einem Zirkusclown recht ähnlich sehen. denn Sascha lachte, daß ihr die Augen tränten, und hielt mir ein Stück Spiegelglas vor mein Gesicht, damit ich mich beaugerrfcheini- gen könne. Ja, ich sah wirklich aus, daß man sich vor mir fürchten konnte, aber Sascha meinte:„Hast gut gemacht deine Sache, mein Junge." Sie brachte noch ein paar lange Stulpenstiefel zum Dar- schein, die mir bis über die Knie reichten, und einen grünen Filzhut mit einer Auerhahnfeder daran.
„Nun kannst du machen dich fein, wirst doch sein zufrieden?" Nun, und ob ich zufrieden war! Vor Bergedorf machten wir halt und beschlossen, durch die Stadt die Pferde am Zügel zu führen, damit wir schneller durch den Ort und nicht mit der Polizei in Konflikt kamen. Als sie mich in meinem neuen Aufzug« sahen, mußten olle herzlich lachen. Besonders die Kinder amüsierten sich über mich. Aus den Gesichtern der Erwachsenen las ich aber auch Anerkennung dafür, daß ich es»er- stand, mich in die Lage zu schicken. Sascha und die beiden anderen Weiber machten Toilette, das heißt, was man so bei Zigeunern Toilette nennt. Selbst Hannes nahm eine klein« Säuberung seines äußeren Menschen vor. Das geschah nur, wenn wir durch eine Stadt mußten. Hannes band sich eine blaue Schärpe vor und warf den Hut auf den Wagen. Sein Haar, ein pechschwarzer Locken- köpf, war ihm der beste Schmuck. Wir tranken noch«inen ordentlichen Schluck aus der Flasche, verstauten Weiber und Kinder auf den Wagen und nahmen die Pferd« am Zügel. Das alte Zigeunerweib schlug ihrem Gaul die Peitsche über die Schinken, Sascha schlenkerte die Lein« und mit Hallo ging's durch die Stadt. Ein Zirkus konnte kaum größeren Auflauf verursachen als unser Durchzug. Vor und hinter uns führt« die Schuljugend Indianer- tänze auf. Unsere Pferde, die an solchen Tumult nicht gewöhnt waren, wurden unruhig und Hannes hatte alle Mühe, daß ihm sein Gaul nicht durchging. Höh a höh, hö hö! Sascha und ich wurden am meisten bewundert. Sascha hatte sich aber auch wirklich schön gemacht. Sie hatte ein« feuerrote Bluse angezogen. Um den Hals trug sie eine Kette aus bunten Steinen, die im Nachmittags- sonnenschein in allen erdenklichen Farben schillerten und in ihrem schwarzen Haar blitzte und blinkte es, als sei der Kopfputz mit lauter Diamanten durchzogen. Ein paar schwere, silberne Ohr- gehänge reichten ihr bis auf die Schultern. Di« staunende Menge gab uns das Geleit bis zum Stadttor und noch darüber hinaus. jIch war froh, als wir Bergedorf hinter uns hatten und die anderen auch. Kaum waren wir aus dem Stadt- gebiet heraus, wurde Halt gemacht. Die Pferde bekamen den Hafer- sack umgehängt. Wir Männer setzten uns in den Straßengraben und nahmen eine Stärkung zu uns. Die Weiber holten aus einem abseits stehenden Hause ein paar Eimer Wasser, um die Pferde zu tränten. Dann kletterten wir auf die Wagen und fuhren langsam weiter. „Wo bleiben wir'heute?" fragte ich Sascha. „Im Wagen," war die lakonische Antwort. Ich hatte gehosft, wir würden in einem Dorfwirtshaus Quartier machen. Als es Abend wurde, fuhren wir auf eine Wiese. Die Werber
suchten trockenes Holz, schirrten die Pferde ab, schlugen Holzpflöcke in die Erde und koppelten die Pferde an langen Stricken an. Hannes und ich setzten uns ins Gras, lehnten uns an den Wagen, schmauchten gemütlich unsere Pfeife und sahen den Weibern zu, die inzwischen Feuer anzündeten und das Abendessen bereiteten. Sascha machte für uns beide Eier mit Schinken und briet uns hinterher«in ordentliches Stück Fleisch. Dann stärkten wir uns noch mit einigen Schluck Branntwein und legten uns zur Ruhe, sollten wir doch in aller Herrgottsfrühe wieder aufbrechen. Als ich mit Sascha unser Lager im Wagen bezogen hatte, er- zählte sie mir, daß man ihren Mann«ingelocht hatte, weil er einem anderen aus Eifersucht sein Messer zwischen die Rippen gejagt hatte. „Da kann ich mich ja auf was Schönes gefaßt machen, wenn dein Mann uns eines Tages überrascht!" „Kriegt viel« Jahre. Kommt lange nicht wieder. Nicht gut, wenn Mann eifersüchtig ist." Ja, es war ein freies und ungebundenes Leben, das diese Leutchen führten. Scham kannten sie nicht. Die vier Gören, zwei Jungen und zwei Mädel in Alter von 5 bis 9 Jahren, olle schwarz wie die Nacht, rauften sich täglich, zankten und balgten sich und spien sich an, indem sie sich die gemeinsten Schimpswörter an den Kopf warfen. Die Alten sahen zu und sagten nichts. Ward's gar zu toll, so gab es«inen Klaps oder die Weiber fuhren mit furchtbarem Gekreisch dazwischen, ohne jedoch etwas auszurichten. Die Gören stoben auseinander, lachten die Alten aus und machten ihnen eine lange Nase. Ihr Hauptschimpfwort war:„F.'.. deine Mutter!" Das brüllten sie sich täglich dutzende Male ins Gesicht. Wie ausgepicht die Kehlen und der Magen dieser Natur- menschen war, davon kann man sich kaum einen Begriff machen. Mit Vorliebe steckten Hannes und das alte Zigeunerweib die Reste aus der Tabakpfeife in den Mund. Di« Asche wurde in die hohle Hand geklopft, der Pfeifensaft darauf gegossen und das ganze in den Mund gestopft. Selbst die Kinder taten das gleiche. Unser Unigang war vollständig ungezwungen. Jeder ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Man begriff gar nicht, daß ich mich darüber wundern konnte. Sascha trank wohl recht gern Bräunt- wein, aber sie kaut« keinen Tabak. Ab und zu nahm sie mir die Pfeife aus dem Mund, tat ein paar Züge und klemmte sie mir wieder zwischen die Zähne. Sie war erst siebzehn Jahre alt und schon drei Jahre verheiratet gewesen. Trieben sie ihr« Sinne zu mir, ging sie in den Wagen und winkte oder wir liefen abseits in die Wiesen. Die Dörfer mieden wir möglichst und kampierten an ver- borgenen Orten. Dann machten sich die Weiber auf den Weg, um die Bauern und kleinen Leute heimzusuchen. Sie sagten wahr, bettelten und stahlen, was ihnen in die Hand fiel, so daß wir Männer immer gut und ausreichend zu essen und trinken hatten und uns um nichts zu kümmern brauchten. Wir rauchten, tranken und sorgten nur für die Reinlichkeit des Pferdes. So verlebte ich gute Tage. Sascha hatte mich unendlich lieb und oerlangte von mir nur die Erfüllung meiner Mannespflicht. Ich wünschte mir in diesen Tagen nur, auch ein Zigeuner zu sein,«in halber war ich ja schon. Von einem Ort ging es zinn andern. Hatten die Weiber genug herangeschafft, hielten wir unter freiem Himmel Rast und lagen manchmal tagelang auf einer Stelle. Ich war ungefähr fünf Wochen mit der Gesellschaft umher- gezogen und bis jetzt immer noch von der Polizei verschont ge- blieben. Jedoch, das wußte ich, trifft uns ein Gendarm und re- vidiert uns, so bin ich geliefert und er nimmt mich wegen Daga- bondag« mst, wenn es mir nicht gelingt, vorher auszurücken. Und das sollte jetzt auch bald geschehen.(Fortsetzung folgt.)
WAS DER TAG BRINGT,
Die Ausnutzung der spanischen Wasserkräfte. Die umfangreichen Pläne für die Nutzbarmachung der spanischen Wasserkräfte, deren Durchführung Spanien zu einem der an mate- riellen Energien reichsten Länder machen wird, reifen langsam. Fast alle größeren Flüsse sind in ein System zur Gewinnung elektrischer Kraft einbezogen: unter diesen sind der Guadalquivir und der Douro die bedeutendsten Kraftquellen. Di« Anlagen im Becken des Gua- dalquivir werden nach ihrer Fertigstellung in einigen Jahren zwei Milliarden Kilowattstunden liefern. Hinsichtlich der Ausnutzung der Wasserkräfte des Douro ist mit Portugal ein Abkommen geschlossen. Für Spanien kommt danach die Gewinnung elektrischer Kraft aus dem Douro im Werte von 300 Millionen Pesetas jährlich in Frage. Die Verteilung des gewonnenen Stromes über ganz Spanien in� einem einheitlichen System von Uebcrlandleitungen wird durch eine große Gesellschaft erfolgen, die ausschließlich mit spanischem Kapital und spanischem Personal arbeitet. Die Eisenbahnen sollen allmählich elektrifiziert werden. Was die Gewinnung der enormen Mengen elektrischen Stroms bei gleichzeitig überflüssig werdender Einfuhr von Kohle für Spaniens sonstige industrielle Entwicklung bedeuten wird, läßt sich heute erst abschätzen.
Alonts«, 13. Mai. Berlin . 16.00 Rej.-Rat Dr. 7acher; Schabenplage. 16.30„Paris ". Von H. v. Wedderkop. 17.00 Unterhaltungsmusik der Kapelle Emil RoAsz. Anschließend: Mitteilungen des Arbeitsamtes Berlin-Mitte . 18.10 Campe als Sprachschöpfer(Deutscher Sprachverein ). 19.00 Dr. H. Oriovins: Zur Eröffnung des deutschen Sommerluftverkehrs. 19.30 Prof. Dr. 0. Bchüncmann: Die Vorgeschichte der gegenwärtigen Oper. •19.55 Bildfunk. 20.05 Theodor Däubler liest eigene Dichtungen. 20.30 Von Warschau : Internationaler Programmaustausch. Orchesterkonzerl. Dirigent: Qrzegorz Fitelberg. 1, Karlowicz : Litauische Rhapsodie.— 2. Paderewski: Polnische Fantasie für Klavier und Orchester(Boleslaw Woltowicz, Klavier).— 3. Lieder für Sopran.— A. Szymanowskl: Balletonnsik ans„Harnasie" CPhilharmonlsches Otchesfer). Nach den Abendmeldungen; Bildfunk. Anschließend bis 0.30 Tanzmusik(Artnr Cuttmanns Jazz-Sinfoniker). Königswnsterhansen. 16.00 Französisch(kulturkundlich-literarische Stunde). 16.30 Theophjl Demetriescu: Die Entwicklung der Variafionsform, 18.00 W. Möhns: Pioniere der Funktechnik, 18.30 Englisch für Anfänger. 18.55 Landesök.-Rat Riggl: Wie lernt der Bauernsohn Grünlandwirtschaft 19.20 Prof. Dr. Zimmer: Aus amerikanischen Nationalparks. 19.55 Von Berlin : Bildfunk. 20.00 Lieder von Schumann, Wolf(Charlotte Jaekel, Mezzosopran. Am Flügel: B. Seidler-Winkler). 20.30 Kammermusik für Bläser(Münchener Bläser-Vereinigung). 21.15 Das geistliche deutsche Volkslied. Uebcrtragnngen gregorianischer Gesänge.(Madrigalchor. Dirigenti Prof. C. Thiel.)
Pyramiden als Kalender? Nach einer neuen wissenschaftlichen Erklärung von M. V. Cots- worth, dem Präsidenten der Internationalen Kalenderliga, sollen die großen Pyramiden in Aegypten zur Festlegung �>es damaligen Kalendersystems gedient haben.„Nur unbrauchbare Pyramiden wurden als Grabmäler benutzt," sagt dieser Gelehrte.„Die Pyramiden waren die geeignetsten Bauwerke, die man nicht hoch genug aufführen konnte, um die Mittagslängen der kürzesten jähr- lichen Schatten genau festzustellen, die die von ihnen vergötterte Sonne von der Pyramidenspitze herunterwarf." Unverhoffte Wirkung. Die chilenische Militärmacht hielt kürzlich bei Talca ihre Jahres- manöver ab, die zu einer ungewollten Panik unter der Bevölkerung führten. Als nachts die Scheinwerfer ihre Lichtkegel durch die Luft spielen ließen, räumten die Einwohner fluchtartig ihre Häuser und kampierten auf freiem Felde, weil sie glaubten, ein riesiger Komet kündig« den Weltuntergang an.— Die Moral von der Gkschicht'?— Das für militärische Spielereien weggeworfen« Geld würde auf dem Gebiet« der Volksbildung sicher bessere Dienste leisten— und das nicht nur in Chile ! Der amerikanische Filmexport. Das Handelsdepartement der Vereinigten Staaten veröffentlicht die Zahlen über die Ausfuhr amerikanischer Filme im Jahre 1927, die eine wesentliche Steigerung gegenüber dem Export des Jahres 1926 zeigt. Die Ausfuhr von Filmen nach Europa stieg z. B. von 63 Millionen Fuß auf fast 70 Millionen Fuß, die Ausfuhr nach den lateinamerikanischen Ländern Fdn 73,5 Millionen auf fast 83 Millionen Fuß. Der Gesamtwert der amerikanischen Filmausfuhr betrug 7 Millionen Dollar. Das Liszt-Aeffchen. In Südamerika ist ein zierliches Aeffchen einheimisch, von dessen Kopf lange weiße Haare herabhängen. Diese Aeffchen, bei den Brasilianern„Pinche" genannt, besitzen ganz eigen l ae Stimmen: wenn sie„singen", eriiyiern ihre langgezogenen flöten- den oder hell trillernden Töne, wie schon Brehm seinerzeit be- obachtet«, sehr an Vogelstimmen, um so mehr, ols auch die ab- wechslungreichen Gesänge eher Vogelstiminen ähnlich sind als den bekannten, wenig schönen„Affenkonzerten". Weil nun der kleine Pinche nicht nur eine richtige Künltlermähne besitzt, sondern auch, wenigstens im Vergleich mit seinen Artgenossen, ausgesprochen musi- kalisch ist, hat man ihm den Beinamen..Liszt-Aeffchen" gegeben. Der Polenführer Trompczynski, viele Jahre im Reichs- und Preußischen Sandtag, dann Senats- Marschall in Polen , ist«in sehr witziger Herr. Als er einmal als Rechtsanwalt vor einer preußischen Zivilkammer in Posen mit schwarzer(statt weißer) Krawatte erschien, rügt« ihn der archaistische Vorsitzende mit den Worten:„Aber Herr Rechtsanwalt..." Worauf Dr. v. Trompczynski erwarte:„Herr Direktor, glauben Sie, ich als Jurist könnte Ihnen nicht beweisen, daß mein« Krawatte weiß ist?"