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Oer Wilhelm von Rußland.
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«nd Rechts solle« die Kerle fliegen.
Mexiko   nach dem Generalspuisch. Calles und Portes Gil.
ZNexiko-Lity. im Mai.(Eigenbericht.) Mexikos   letzter Militäroufstand, am S. März mit fliegenden Fahnen und noch höher stieg« nden Hoffnungen begonnen, ist nach verhältnismäßig kurzer Dauer kläglich zusammen- gebrochen. Langsam beginnen die von der Rebellion betroffenen Bundesstaaten zu ihrem normalen Leben zurückzukehren und die ihnen zugefügten Materialschäden mit Hilfe der Bundesregierung zu beheben. Die A n st i f t e r und Führer des Aufstandes, die Generäle Escobar, Manzo. Topete, Caraveo, Cruz und andere haben sich natürlich mit den in vielen mexikanischen Städten zusammen- gestohlenen Millionen rechtzeitig in den benachbarten Ber. einigten Staaten in Sicherheit gebracht. " Politisch gesehen hat der Ausstand nie große Bedeutung gehabt und es wird wohl niemals einwandfrei klargestellt werden. was mit diesem sinn- und zwecklosen Militärabenteuer in politischer Hinsicht eigentlich erzielt werden sollte. Fest steht nur. daß die treibenden Kräfte persönlicher Ehrgeiz und Machtgier waren und die Anstifter- es in erster Linie auf die machtvolle Gestast des Expräfi- denten Calles abgesehen hatten. Ihr Ruf nachBeseitigung iieS politischen Einfluffes* von Calles hatte in erster Linie den Zweck, die demokratische Entwicklung des Lande« durch«ine Diktatur von der Gnade der Militärs zu ersetzen. Ein Alalerlalschaden von 70 bis«0 Allllioneu Mark ist das Fazit dieses Derbrechens. Di« schnell« Niederwerfung des Aufstandes hat der West in verhältnismäßig kurzer Zeit zum drittenmal gezigt. daß Mexiko   sich mehr und mehr der Not- wendigkeit einer demokratischen Regierung, demokratischer Ideen und demokratischer Praktiken bewußt wird. Di« militärische Denkweise geht mehr und mehr zurück, sie fällt langsam der Vergangenheit an- heim. Gewiß befindet sich diese demokratische Entwicklung noch in bescheidenen Ansängen. Aber es handelt sich hier immerhin um«in« stetige Entwicklung, die insbesondere durch das rasche Ende des militärischen Abenteuers zahlreich« neu« Anhänger ge- funden hat. Mexikos   Regierung sitzt heute fester denn se im Sattel, und weil sie bemüht ist, demokratisch« Gedanken und Pläne im Rahmen der Derhältnisie in die Praxis umzusetzen, ist sie äugen- blicklich vor allem auf die Borberestung und friedlich« Durchführung der für November bevorstehenden Präsidentenwahlen be- dacht. Die mexikanisch- Regierung weih andererseits natürlich, daß diese Sicherung der Wahlen letzten Endes nur dem Expräsidenten Calles zu danken ist, der sich in den schwersten Tagen wieder einmal an die Spitze stellte und dos Ruder des Staatsschiffes übernahm als es notwendig wurde. Kein Zweifel, daß Calles durch sein Ber. holten deb Retter Mexikos   und seiner Zioilregierung ge- worden ist. Diese überragend« Position eines einzigen Mannes schafft natür. lich Probleme, die mit wenigen.Worten nicht ohne westeres abgetan werden können. Inzwischen hat Calles das Amt des Kriegs- Ministers niedergelegt und sich wieder In das Privatleben zurückgezogen. Das bedeutet natürlich nicht, daß sein Einfluß und
seine anerkannt« Position alsMacht hinter dem Throne" geringer werden. Sein Entschluß, nicht länger in der Regierung zu bleiben und sich nicht mit jeder Aktion des Kabinetts identifizieren zu müssen, gibt ihm vielmehr eine nicht leicht zu überbietende Waffe in die Hand. Zahlreiche Maßnahmen der gegenwärtigen Regierung des Präsi- denten Portes Gil haben die Billigung des Expräsidenten nicht gefunden und werden sie auch nicht finden. Calles ist andererseits jedoch viel zu klug, als daß er die Regierung irgendwie direkt zu beeinflussen oder zu seinen Ansichten zu bekehren versuchte. Er läßt die Regierung allein, läßt sie ihren Weg gehen und ihre Derant- wortung tragen. Damst hilft er aktiv an dem Aufbau der mexi- kanischen Demokratie und der demokratischen Regierungsmethoden. ohne daß er persönlich sein« privaten Ansichten und feine politischen Ueberzeugungen aufgeben L»ürde. Am deutlichsten ist diese Entwicklung wohl im Fall« der f r e i e n Gewerkschaftsbewegung geworden, die gegen die äugen- blicklich« Regierung in Opposition steht, und es von Anfang au abgelehnt hat, mit dem Kabinett de» Präsidenten Portes Dil zu- saatnssnzuarbeiken. Die Regierung hat. mit offenen xmd oersteckten AeindsellgkeUeu gegen dt« freien Gewerkschaft«« und den Gewerkschoftsbund geantwortet und ist mit aller Energie bemüht, gegen di« alten Arbeiterorganisationen neu« van der Re- gierung abhängige Organisationen aufzubauen. Diese Politik wird von Calles nicht gebilligt. Er ist sich seiner Unterstützung durch die Gewerkschaften während seiner Amtszeit nach wie vor bewußt und es ist nicht ausgeschlosien. daß diese Differenz zwischen den Ansichten der Behörden und seiner Auffassung eines Tages auch politische Konsequenzen haben kann. * Dr. Escobar, ein Bruder des mexikanischen Aufständischen» führers, hat sich das Leben genommen. Versuchsballon des obersten Bischofs. Washington. 21. Mai.(Eigenbericht.) Der hier weilende mexikanische Senior-Erzbischos Liopoldo y Ruiz hat in einem Interview seiner Hoffnung auf baldige Bei- lögung des mexikanischen Kirchenkonflikts Ausdruck gegeben. Er hebt hervor, daß die Regierung Portes Gil   versöhnliche Borschläge zur Beilegung des seit 1926 bestehenden Konflikts zwischen Kirch« und Staat in Mexiko   gemacht habe. Die Kirch« verfolge diese Le- strebungen mit größter Geneigtheit und unterstütze sie in jeder Weise. Unter allen Umständen müsse jedoch das mexikanische Episkopat auf der Aenderung gewisser mexikanischer Gesetz« bestehen, die der Priesterschaft nicht erlaubten, ihrem geistlichen Berufe ohne Aufgab« ihrer persönlichen Würde nachzugehen. Diese Stellungnahm« der mexikanischen Regierung zu diesen Aeußerungen ist hier unbekannt. Es muß als sehr zweifelhaft betrachtet werden, daß ein« mexikanisch« Regierung in die gefordert« Aufhebung oder Abänderung der mexikanischen Kircherfgesetze, die sich auf die mexikanische Verfassung von 1917 stützen, einwilligen wird.
Die Arbeitersänger in Paris  . Kunst schlägt Brücken! pari», 21. Mai.  (Eigenbericht.) Mit dem gestrigen Festkonzert hat die Pariser Pfingstreis« der rheinischen Arbeitersänger ihr Ziel und ihren tünst- kerischen Abschluß erreicht. Das Konzert fand w der Salle Pleyel, einem der ersten und bedeutendsten Pariser   Konzertsäle, unter Mitwirkung der OrchestreSymphoniquedeParis statt. Als Hauptnummer, sonst abendfüllend, stand Verdi» Requiem km Programm, ein Wert also, das an die Leistungsfähigkeit des Chores bekanntlich die höchsten Anforderungen stellt. Die deutschen  Arbeiterchöre, der BolkschorFreiheit"(Düsseldorf  ) und di« Freie Sänger Vereinigung"(Krefeld  ), in der Hand des Dirigenten Dr. Hans Paulig zu einem imposanten Klang- körper zusammengefaßt, hallen Gelegenheit, die außerordentlichen Vorzüge ihrer musikalischen und chorischen Kultur, die sich auf ge- funden. frischen Stimmklang und ursprünglich« Musikalität stützt, überzeugend zu beweisen. Der Dirigent fand sehr schnell inneren Kontakt mit dem Pariser   Orchester, da» sich den Int«ntwnen des temperamentvollen jungen Führer» willig unterordnete. So kam unter Mitwirkung des Düsseldorfer   Solistenquartetts. das der Sopran von Mia Bonfels-Kegler überragt, eine außerordentlich geschlossene, vor allem in den dramatischen Partien wirkungsvolle, ja mitreißend stark« Wiedergabe des großartigen Werkes zustande. Das Publikum hall« sich bei der Begrüßung der deutschen   Gäste noch ein wenig reserviert verhalten. Aber schon noch den ersten Sätzen kehrte man sich nicht mehr an die im Programm ausge» sprochene Bitte, di« Wiedergab« de» Requiem» nicht durch Beifalls- äußerungen nach den einzelnen Teilen za unterbrechen. Und als das Werk im verhauchenden Chor, uick» Orchefter-Piamfsimo aus- klang, brach begeisterter Beifall aus und dankte allen Mitwirkenden. Nach diesem Höhepunkt mußte der zweite Teil des Abends, der in nicht ganz glücklicher Auswahl noch Werk« von Beethoven   brachte, in der Wirkung«in wenig abfallen. In der Leonoren-Ouvertür« vermochte der Dirigent, zumal nach einer ohne Zweifel nur knappen Berftändigungsprobe, doch nicht den Vergleich mit großen deutschen  Beethoven  -Interpreten zu bestehen, di« man in letzter Zeit in Paris  kennengelernt hat. Und der letzte Satz der IX. Sinfonie, der dos Programm beendete, bietet den Thören«ine zwar schwierig«, doch wie man weiß, äußerst undankbare Aufgabe. Aber durch den wirkungsvollen Schluß wurden Ausführende und Hörer noch einmal zu hoher Begeisterung hingerissen. Heute sind die deutschen   Arbeitersänger im Extrazug nach Deutschland   zurückgekehrt. Es findet heute abend ein festlicher Empfang im Krönungssaal der Stadt Aachen   und anschließend ein großes Konzert statt. Klaus Pringsheim  .
Gin Vagabundenkongreß. Em originelles Experiment. Stuttgart  . 21. Mai.(Eigenbericht.) Dom 21. 23. Mai findet in Stullgart eine Veranstaltung statt, der mau den Reiz einer gewissen Originalität nicht absprechen kann. Ein jetzt in Sll�tzzart als Schriftsteller lobender früherer Missionar namens Gregor Gag, Herausgeber der ZeitschriftDer Künde' und Wortführer einerBruderschaft der Vagabunden  ', hat für dies« Tage zu einemDagabundent reffen" in Stuttgart   auf- gerufen. Auf jeden Fall hat Herr G o g seine Deranstaltung nicht unge. schickt aufgezogen. Er hat einig« Leute von Wellruf, die er..Alt» meister der Landstraße" nennt, wie KnutHamsum und Maxim G o r k i. ferner Alfons Pacquet, Norbert Jacques  , Sinclair Lewis  , Max Holz u. a. dazu«ingeladen und eine nicht uninteressante Tagesordnung aufgestellt. Unter den Referenten nndet man Namen wie den Dichter Heinrich Lerfch und Prof. Theodor Lessing   aus Hannover  . Herr G o g selbst hat sich vorbehalten, das Programm der Bruderschaft der Vagabunden zu entwickeln. AlsZiele" der Bewegung hat er bereits bekannt» gegeben: Anerkennung eines vagabundischen Schicksals innerhalb der Gesellschaft, Weckung der latenten Kräfte in Landstreichern, Kunden und Vagabunden zum eigenen Wohl und zum Wohl der Gesellschaft, Schaffung von Kundenherbergen, die wirtlich Herbergen sind. Als Zwecke" bezeichnet er: Die Erweckung der künstlerischen Kräfte in den Begabten, die Erweckung des Berftändnisses deBQagabunden für Ursachen der allgemeinen Gesellschaftsordnung. Diese Formulierung könnte hen Anschein erwecken, als wenn die Eingliederung der Baga- Hunden in diese Gesellschafteordnung und damit ihr« Befreiung aus dem Vagabundenschicksal, in das sie durch irgendeine Tücke ver. schlagen wurden, angestrebt würde. Dem widerspricht jedoch d«r InHall der von Sog herausgegebenen Zeitschrift. Da die Zeit der alten Handwertsburfchenromantik heute endgültig vorbei ist und da «s einen einheitlichenStand" der Kunden nicht gibt, so ist es natür. lich verfehlt, von Forderungen zu sprechen, die vom Standpunkt der Kunden aus an die Gesellschaft gerichtet werden müßten. Dje beste Vertretung ihrerInteressen" wäre auf jeden Fall, sie von demSchicksal", ein Kund« zu sein, so bald und so dauernd als möglich zu befreien. Daran scheint Sog und seinen Freunden, die in jedem Landstreicher einen Peter Hill« sehen möchten, am wenigsten gelegen zu sein.
Bulgarien   und sein Cx-Zar. Kammerdebatte über ein?iegierungstelegramm an Ferdinand Sofia. 21. Mai.(Eigenbericht.) Der bulgarische Ministerpräsident richtete an den ehemaligen König Ferdinand der in Deutschland   lebt anläßlich der Staatsfeier ein Telegramm, da» in den Oppositionsparteien einen ungeheuren Entrüstungssturm hervorgerufen hat. Die sozialistische Sobranse, Fraktion benutzte di« erst« Gelegen» hell, den Ministerpräsidenten zu interpellieren. Sie ließ u. a. fragen.. wer den Ministerpräsidenten beauftragt habe,namens des biil- garischen Volkes" ein derart byzantinisches Telegramm an den Kohurger zu richten, dessen katastrophal« Polllik Bulgarien an den Ahgründ geführt habe. Weder«ine Regierung noch sonst jemand, der den Gefühlen des Volkes Rechnung trage, könne und dürfe mll einem davongejagten Zaren in Verbindung treten. In gewundenen Worten erwiderte Ministerpräsident Liap- tschew, daß sein Schrill nicht mehr als ein.Akt der H ö f l i ch k e i t und menschlichen Empfindens" darstell«. Ferdinand, der sein« besten Kryft« dem bulgarischen Volke geopfert habe, könne nicht teilnahmslos zu den fttz'gen Gedenkfeiern stehen, zumal sein Sohn das heutige Bulgarien beherrsch«. 1918 Hab« Ferdinand freiwillig abgedankt, wa» er(Liaptschew) al? damaliger Minister am besten wisse. Bon einer D e r j a g u n g könne nicht die Rede sein. Hier hielt ihm der SoMist Pastuchow ent» gegen, daß Ferdinand sich lange geweigert habe, abzudanken\
und erst dem Zwang« gewichen sei. Wörtlich erklärte der sozialisti­sche Sprecher dann:Wir wollen mit unseren Nachbarn in Frieden leben und sie nicht aufs neue reizen und verärgern. Dir Sozialisten werden niemals die Unvernünftigleiten Ferdinands verzeihen."
Maffenverhastung in Kroatien  . Wieder 65 Personen festgenommen. Agra«. 21. Mar. Während der Pfingstfeiertage wurde« etwa«Z per» dächtige Personen verhastet. Der«rund der Berhaftung ist ans den Blättern nicht ersichtlich. Die Internierung pribitfchewitsch'. Belgrad  . 21. Mai. Der ehemasige Führer der bäuerfl�, demokratischen Koalition, Pribitschewitsch. ist in Bru» mll seiner Tochter und einem Freunde in einem Privathau« von einem Polizeibeamten ein« quartiert. Sonst ist seine Bewegungsfreiheit nicht begrenzt. Er so? mit den Parteiführern D a o i d o w i t s ch und I w a n o w i t s ch an einer Denkschrift gearhellet haben, die d>« gegenwärtig« politisch« Lage im Lande für das A u s l a nd darstellen sollte. Pribitschewitsch hat bei seinem jüngsten Aufenthall in Belgrad   versucht, mll diesen Politikern in Verbindung zu treten. Er hatte Davidowitsch zu einem
Besuch eingeladen, jedoch wurde Davidowitsch daran verhindert! Ministerpräsident General Zivkowitsch soll sich während einer Inspektionsreise in Kroatien   an Ort und Stelle überzeugt haben, daß die Tätigkeit Pribitschewitsch» nicht aufgehört und Pribitschewitsch auch seine Parteiorganisation ausrechterhalten habe. Die» soll zur Internierung beigetragen haben. Die Blätter bringen die Nachricht kurz und ohne Kommentar.
Hungerelend in China  . Oer Generalkrieg dauert an. Peking  . 21. Mai.  (Reuter.) Ein Mitglied einer amerikanischen   Hilfsmission berichtet- daß in der von einer Hungersnot heimgesuchten Provinz Kansu furchtbar« Zustände herrschen. Man habe einige Fäll« von Konihalismus festgestellt. Vorsichtsmaßnahmen in Kanton. Sanlan, 21. Mall Seeleute eines britischen Kanonenbootes errichteten in vet» schieden«« Tollen der Ausländerniederlassung V« rf« t h i g u n g s. werk«. Der Verkehr in den Häfen und auf den Brücken wurd« g«- sperrt und Schlldwachen aufgestellt. Das britische Konsulat warnt« seine Londsleute vor dem Verlassen Schamiens. Dieses wird von drei britischen und zwei französischen   Kanonenbooten und einem japanischen Torpodobootszerstörcr beschützt.