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(17. Fortsetzung.) „Was dem einen si«n Uhl, is dem andern sien Nachtigall/ antwortete ich etwas spitz. „Mensch/ mein Kamerad tippte sich an die Stirn.„Gehen wir lieber dort in den Wald, da haben wir Schatten/ Ich war herzlich gern damit einverstanden, denn auch mir lies der Schweiß die Stirn herunter. Wir machten uns also auf die Socken. Kaum im Wald angelangt, legte sich mem Kamerad auf die Seite und schlief ein. Nachdem ich«ine Weil« geruht hatte, sah ich mich ein bißchen im Walde um. Da viel Erdbeerblätter wucherten, dacht« ich, wo Blätter sind, müsien auch Beeren sein. Und richtig, ich fand genug der Neinen erfrischenden Früchte. Nach- dem ich verschiedene verputzt hatte, machte ich mir auch einen schönen Strauß Erdbeeren aus Früchten und Blättern. Gegen Abend tippelten wir zum Kirchdorf hinunter. Mein Kamerad spöttelte noch immer wegen des großen Blumenstraußes, den ich an mein Felleisen gebunden hatte� Aber ich dacht«, spotte du nur ruhig, wer zuletzt lacht, lacht am besten und der Erdbeer- strauß, den ich unter meinem chut oerborgen hatte, machte dazu einig« lustige Sprünge. Als wir ins Dorf kamen, erblickten wir im ersten Haus« einen Schlächterladen. „Komm'/ ermunterte ich meinen Gefährten,„hier schieben wir hinein/ Mein Kollege, ein etwas phlegmatischer Mensch, hatte dazu kein« Lust.„Geh' allein rein/ grinste er,„ich werde warten/ „Schaf!" rief ich ihm zu, betrat den Laden und sprach die Frau Meisterin, die mit ihrem ungefähr achtzehn Lenzen zählenden Töchter- lein hinter der Theke stand, als reisender chandwerksbursche an. Beide musterten mich von oben bis unten. „Wo wollen Sie denn mit dem Blumenstrauß hin?" lacht« die Meisterin schließlich.„Ein reisender Handwertsbursche mit einem Blumenstrauß, ha, ha, ha!" „Den will ich Ihnen verehren, Frau Meisterin!" Ich band den Strauß los und überreichte ihn mit höflicher Verbeugung. „Ach, ist der schön!" staunte das Töchterchen.„Aber da haben Sie etwas verloren!" Sie wies auf den Erdbeerstrauß, der mir beim Abnehmen des Hutes auf den Boden gefallen war. Ich be> dankte mich und überreichte den Strauß mit ausgesuchter Höflichkeit dem jungen Mädchen. Das Töchterchen nahm ganz entzückt beide Sträuße und stellte sie in«in Wasserglas , während mir die Frau Meisterin ein großes Paket mit Wurst und gekochtem Fleisch zurecht machte. „Von mir sollen Sie aber für die schönen Beeren auch etwas bekommen!" rief das Mädchen lachend, zog ein silbernes Geld- beutelchen und schenkte mir«in blankes Fünfzigpfennigstück. Ich bedankte mich herzlich, beide gaben mir die Hand und ich trat, von Mutter und Tochter begleitet, aus der Türe auf die Straße, wo ich noch einmal meinen Hut zog. Mein Kamerad mochte große Augen und hatte den Spott ver- gejsen. Es fiel uns auf, daß sehr viel festlich gekleidete Menschen die Straßen bevölkerten. Da mußte irgend etwas los sein. Wir er- kundigten uns bei einem alten Mütterchen. „Da geiht man hin, biem Buer Kretschmer is hüt Hochtied," wackelte das Frauchen mit dem Kopf,„dat is der reichste Buer im Dorp. Siene Dochter Heirat Hüde. Da kriegt ihr wat Godes." „Vor Nachmittag in der vierten Stunde dürfen wir dort nicht erscheinen, wenn wir was herausschlagen wollen/ blinzelte ich meinem Gefährten zu und hatte dabei meine eigenen Gedanken. Wir ließen uns die Flaschen neu füllen und gingen in den Wold zurück, um zunächst mal ordentlich zu futtern. Der tausend, war das eine Portion, die mir da die Frau Meisterin zurecht gemacht hotte! Wir konnten gar nicht alles oerputzen. Nachdem die Flaschen leer und die Bäuche voll waren, legten wir uns auf's Ohr. Wie ich nun so da lag und darüber nachdachte, wie ich wohl am besten etwas von dem neugebackenen Ehepaar herausschlagen könne, kam es mir ein, ein schöner Strauß und«in schönes Hochzeitsgedicht— Donnerwetter, das war doch was, und ich freute mich schon im Vor- aus auf die blöden, verduztcn Gesichter der Bauern. Aber das Gedicht, das Gedicht Ich lag auf dem Rücken und schaute durch die Aeste der Bäume in den tiarblauen Himmel hin- ejn, dacht« an Jugend, an Glück und Liebe, und da kam mir denn. ohne daß ich es wollte, Zeile auf Zeile in den Sinn. Schnell«in Stück Papier , den Bleistift und aufgeschrieben! Als das Gedicht fertig war, konnte ich es gar nicht erwarten, bis mein Tippelbruder erwachte. Aber das dauerte noch ein Weilchen. Er sah mich erstaunt an, als er ausgeschnarcht hatte:„Was hast du denn da für«in Käspapier in der Hand?" „Du weißt doch, daß wir zur Hochzeit gehen wollen, da habe ich das Hochzeitsgedicht gemacht, das ich dort vortragen werde." „Mensch, du bist wohl total manoli?!" „Halts Maul und höre zu!" „Das hast du gemacht? Verkohl mich doch nicht, Mensch!" zweifelte mein Kamerad, als ich deklamiert hatte. „Ob du es glaubst oder nicht, ist egal, du sollst mir bloß sagen, wie es dir gefällt." „Junge, wenn du das gemacht hast, während ich geschlafen habe, kannst du mehr wie Brot esien! Lies mir's noch mal vor." Ich verbesserte wahrend des Lesens noch einige Stellen und mein Kollege lobte das Gedicht als sehr gut. Es war nachmittags in der dritten Stunde, als wir beide mit einem großen Blumenstrauß bewaffnet ins Dorf schritten. Unsere Stiefel hatten wir mit frischem Gras blank geputzt. Die Halskragen und das Borhemdchen auf die linke, aber reine Seit« gedreht, so daß wir ganz sauber und manierlich.aussahen. Schon von weitem winkten Girlanden und Ehrenpforten. Die Straße war mit weißem Sand und Taimengrün bestreut. Blumen lagen auf dem Wege, den das Brautpaar bis zur Kirche zurückgelegt hatte. Es roch nach Küche», frischem Kaffee und Zigarren. Junge, festlich gekleidet« Mädchen und Burschen zogen schäkernd hin und her. Wer im« aber sah mit dem großen Feldblumenstrauß, lacht« hell auf. Es war i>ns doch etwas unheimlich zumute. Gott sei Dank, als wir im Hausflur standen! Eine ältere Frau wollte uns gerade mit ein paar Stücken Kuchen abspeisen, als mir ein bekanntes Gesichtchen entgegenlachte. Es war die Fleischer- meisterstochter.
„Da sind Sie ja auch noch! Warten Sie, ich werde Ihnen was zu trinken besorgen." Sie ging ins Zimmer zurück und kam mit einem Tablett wieder, auf dem vier Gläser Wein standen. „Greifen Sie zu, ich habe gleich für jeden zwei gefüllt. An einem haben Sie doch nicht genug." Der Anfang ist ja recht gut, dachte ich und leerte die Gläser auf ihr Wohl. Als mein Kollege auch seine beiden Gläser hinter die Binde gegossen hatte, bekam er Mut und wendete sich an das Fräulein. „Mein Kamerad hat ein prachtvolles Gedicht gemacht, das möchte er der Braut gern persönlich vortragen. Wollen Sie ihm nicht dazu verhelfen, liebes Fräulein?" „Können Sie denn so etwas?" „Ja," ich verbeugte mich tief,„auch einen schönen Strauß haben wir mitgebracht." Das Mädel lachte wie ein Kobold. „Kommt mir nach. Wo ich hinzeige, da sitzt das Br�ptpaar." Sie öffnete die Türe. Ein ungeheures Durcheinander tonte uns entgegen, als«wir in die Stube traten. Die Fleischerstochter klatschte in die Hände und rief:„Silencium, eine Ueberraschung." Alles hatte sich um uns geschart. Das war noch nie dagewesen, daß zwei reisende Handwerksburschen mit dem Felleisen auf dem Rücken zu einer Bauernhochzeit erschienen! Manche glaubten, wir gehörten zur näheren Verwandtschast und hätten uns nur ver- kleidet. Mein Reisegefährte hielt den großen Feldblumenstrauß dem Brautpaar entgegen und ich deklamierte laut und mit Pathos: „Hem' grüßen wir das neuvermählte Paar! Es grüßt euch die Jugend im lockigen Haar! Es grüßt euch das Glück, das euch heute scheint, Es grüßt euch die Liebe, die euch beide vereint. Und ein Jubeln und Jauchzen zieht durch euer Haus, Denn ein Engel streut heute die Lieb« aus. Der Engel der Liebe kommt heut' zu euch gezogen, Wie ein Vöglein vom klarblauen Himmel geflogen. Nun hütet die Liebe, laßt sie nicht hinaus, Denn sie bewahrt und schützet immer das Haus, Und bringt euch auf ollen Lebenswegen Das Glück und den Frieden und häuslichen Segen. Und nehmt sie in acht und hütet sie fein. Denn sie soll euer steter Begleiter sein. Und auch den Glauben, den Rechten vergesset nicht, Falls die Not zu euch tritt und das Brot euch bricht, Denn das Glück hält sich oft nicht lange auf. Es wechselt sehr schnell seinen Siegeslauf. Auch die Hoffnung mit ihrem goldenen Schein, Laßt sie stets freudig zur Türe herein. Und tritt sie mal zu euch, im schimmernden Kleid, So haltet auch für sie eure Herzen bereit. Denn wenn Glaube, Liebe und Hoffnung sich paaren, Werdet ihr stets auf den Wogen des Glückes fahren, Und Kummer, Sorge und Ungemach Flieht dann von selbst euer häusliches Dach. Und nur Freude, Glück und Zufriedenheit Werden von Engeln auf eure Wege gestreut. Und nun hebt die Gläser und ruft: Vivat hoch! Das junge Paar soll leben, dreimal hoch! Hoch, hoch! Es lebe hoch!"
Alles, was nur schreien konnte, stimmte in das dreimakige Hoch ein. daß die Scheiben klirrten und das Haus zusammenstürzen wollte. Die alle Brautmutter weinte vor Rührung salzige Tränen und nahm meinem Kollegen den Blumenstrauß ab. Ein vierschrötiger Bauer klopfte uns auf die Schulter:„Dat hebt ihr aber good gemacht, Iungens, nu kümmt man mit, ihr füllt ock wat goodes tau cete» heben," und führte uns in eine andere Stube. Wir erhielten ein reichliches Hochzeitsmahl. Dazu Wein, Bier und Schnaps, soviel wir nur immer mochten. Dieser und jener brachte uns ein« Handvoll Zigarren, so ixzß wir bald die Taschen voll hatten. Als ich gerade darüber sinnierte, wie es möglich fei, aus der Hochzeit auch klingende Münze einzuheimsen, kam die alte Brautmutter und jaulte:„Ach, dat war doch zu scheen, kommen se doch noch mal rüber, tau mine Tochter, se will dat Gedicht gern noch mal hören." Dos ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Ich dacht- gleich, jetzt ist der richtige Augenblick gekommen Die alte Dam- führte uns wieder hinüber zum Brautpaar. Ich stellte mich in Positur und trug meinen Glückwunsch noch einmal vor. Zlls das dreimalige Hoch verklungen war, nahm ich meinen Hut und hielt ihn dem Bräutigam recht dicht unter die Nase. Da half es ihm nichts, er mußte sich schon bequemen und seinen Obolus hinein- werfen. Und so wanderte ich vom einen zum anderen und jeder warf sein Scherflein hinein. Als auch die Fleischermeisterstochter ihr silbernes Beutelchen zog und etwas in meinen Hut hineinwarf, ob- wohl ich aus Anstandsgefühl an den Damen vorbeigegangen war, wollten natürlich die anderen Bauerntöchter auch nicht zurückstehen und griffen In ihre Geldtäschchen. Die Kochfrauen kamen indes mit einer neuen Ladung Futter. Alles nahm wieder an den Tischen Platz. Die Bauern riefen nach ihrer Tischdame, die Tischdamen noch ihrem Herrn. Das war für uns das Zeichen, Schluß zu machen. Wir hatten unseren Zweck er- reicht und verdufteten uns in das kleine Zimmerchen, in dein wir gespeist hatten, um unsere Ränzel zu nehmen und zu verschwinden. Es war auch die höchste Zeit für uns, denn wir torkelten bereits hin und her. Auf dem Hofe, ans Haus gelehnt, stand einsam und verlassen eine kleine, kugelrunde Deern und lächelte vielsagend. Lächelte. zwinkerte mit den Augen und machte ganz verliebte Nasenlöcher. Ich stieß meinen Kollegen in die Seite, trat auf die quablige Magd ' zu und fragte sie, weshalb sie hier so verlassen stehe. „Ach," sagte sie und ergriff meine Hand,„wollt ihr schon gehn?" „Ja." sagte ich.„wir sind hier fertig." „Ick häw glöwt, ihr blift hier tau Nacht." Nun sah ich erst nach dem Himmel und wurde gewahr, daß die Sonne bereits im lintergehen begriffen war:„Wie spät ist's denn?" „In de söbente Stund," antwortete die quablige Magd, sah mich ganz verliebt an und drückte immer meine Hand. „Ja, hier können wir nicht bleiben, oder wir müßten in den Gasthof gehen." „Ihr könnt ock hier blieweu, wenn ihr man wullt: up dein Heuboden is noch ville Platz," lachte die Kugelrunde. „Gut," sagte ich,„machen wir. Willst du uns zeigen, wo der Heuboden ist?" „Ick war die Hinnertür upmaken, da geiht man rinn,'nc Leiter stecht drinnen." Wir gingen ihr durch eine tletz,e Hinterpforte nach und befanden uns nun hinter einer Scheune aus Ackerland. Sie öffnete die Scheunentür. „Nu geiht man rinn." „lln wenn kümmst du?" „Wenn ick Tied häw." Sie schlug die Tür zu und verschwand. Mein Kamerad kletterte gleich ins Heu und bald hörte ich sein Schnarchen. Ich packte mich unten ins Stroh und beschloß aus die kugelrunde Magd zu warten. Der Schlaf übermannte mich jedoch. Ich schlief fest ein und erwachte durch ein Knarren der Scheunen- tür. Langsam ging das Tor auf. Ich wollte die Magd gleich in Empfang nehmen und griff nach ihrem Bein, um sie auf mein Lager zu ziehen, erwischte aber einen Schasfftiefel, der sich mächtig wehrte. „Dunnertie!/ fluchte eine dunkle Männerstimme,„wat is denn hier los?"(Forffetzung folgt.)
Rätsel- Ecke des„Abend".
aKiunniiiuuiHtnniinnniitnniiiumumuamiiiuiiniiiiniuNnii Spiralen-Kreuzworträtsel.
Wagerecht: 2. französischer Artikel: 3. Fluß in Rußland : 5. Backwar«: 6. körperliche Absonderung: 8. männlicher Vorname: 9. Fähre: 11. bekannter Ienenser Berg: 12. Kamelart.— Senkrecht: 1. Tierprodukt: 2. Teil des Auges: 4. Fischprodukt: 5. Insekt: 7. ausländische Münz«: 8. Dickhäuter: 10. gefährlicher Ge- birgsteil: 11. berühmte Kartenlegerin." Orei Silben. „Eins" ist nicht Tag,„zwei" sst ein„i", Ein Körperteil„Drei— vier". Streichst du das„e". voll Harmonie Singt's Ganze Lieder dir. v, Versrätsel. Da« erste benennt eine dienende Frau. Dos letzte zeigt einen stolzen Bau. Cr ist zwar heute nicht mehr modern, Doch als Zeugen der Vorzeit erhall man ihn gern. Und fügt zwischen beiden«in Zeichen man ein. Gleich wird«ine deutsch « Großstadt es sein. ab".
iiraiuuiinimmtnmiitiiimimiiminiiiinnim
Rösselsprung.
Die fehlende Mittelfilbe. Aus den Silben ball dir berg blan bol bürg buhr bruch fal sin Hain heit mas mal nel reis schin schlag speck strauß streich schür trun wol sind 12 dreisllbig« Wörter zu bilden mit gleicher zu ergänzender Mittelsilbe.— Wie heißt die Silbe und, wie heißen die Wörter? ad. (Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)
Auflösung der Rätsel aus voriger Rummer. Rösselsprung: Feiger Gedanken, Allen Gewalten Bängliches Schwanken. Zum Trutz sich erhalten, Weibisches Zagen, Nimmer sich beugen, Aengslliches Klagen Kräftig sich zeigen Wendet kein Elend, Rufet die Arme Macht dich nicht frei. Der Götter herbei. Silbenrätsel: 1. Glasur: 2. Urkunde: 2. Talbit: 4. Ele- ment: ö. Selen«: 6. Raschkow: 7. Cged«: 8. Iris.—„Gutes Reise- wetter." Chemie und Geographie: Brom— Rom. Zahlenrätsel: 1. pfingstausflug: 2 Faust: 3. Institut: 4. Nassau : S. Gist: 6. Saffian: 7. Taufpatin: 8. August: 9. Alan: 10. Stint: 11. Fluß: 12. lustig; 13. Unna : 14 Saul. Zweierlei: Motto— Lotto.