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fchaftspolitik perfnüpft worden. Die politischen Bertreter der reinen Güterofonomie um das Schidial der Sozialversicherung.

Nicht minder aber ist das Leben der Gemertschaften felbst zum staatspolitischen Problem geworden. Es mar der Erfolg der Sozialdemokratie, daß die un­abhängigen Gemertschaften in der neueren Sozialgesetzgebung zu unmittelbaren Benennungstörperschaften für die Be fegung der Selbstverwaltung der sozialen Einrichtungen gemacht werden fonnten. Ihre Anerkennung als Prozeß pertreter in den Arbeitsgerichtsbehörden und die Berufung ihrer Funktionäre zu Arbeitsrichtern fönnen als Höhepunkte dieser Entwicklung gekennzeichnet werden. Die von der Real­tion gewollte Anerkennung der gelben Werfpcreine fönnte heute nur noch durch Rückwärtsrevidierung dieser Geseze erreicht werden, so daß auch das Ringen zwischen Gemert­schaften und Gelben sich zu einem politischen Kampf ent midelt hat. Schließlich tritt die Politisierung der wichtigsten Gemertschaftsfragen in dem Streit um die Erhaltung der Arbeitslosenversicherung und ihrer Leistungen besonders deutlich in die Erscheinung. Ihre Gegner haben die Finanz­und Kassennot des Reiches zum Vorwand genommen, um den ihnen perhaßten Rechtsanspruch des Ar­beitslofen auf Unterstügung zu beseitigen. Gerade Dieser Rechtsanspruch aber ist die Bestätigung für die Tat­sache, daß der Erwerbslose in der kapitalistischen Wirtschaft burch deren System unverschuldet beschäftigungslos wird. Dieser jüngste Zweig der deutschen Sozialversicherung ist aleichzeitig eine Kritif des geltenden Wirtschaftssystems. Der Magdeburger Parteitag wird in Uebereinstimmung mit der Reichstagsfrattion den Kampf gegen einen Abbau der Ar­beitslosenversicherung zu einem Politifum ersten Ranges machen müssen. Alle anderen politischen Erwägungen wer den zurückzutreten haben, um die Arbeitslosenversicherung aufrechtzuerhalten.

Der Magdeburger Parteitag wird von der sozialen Frage und damit von den Problemen der Gewerkschaft beherrscht sein. Er wird den politischen Willen zur gefeßlichen Festlegung des Achtstundentages befunden, und fo im ganzen mehr als seine Vorgänger das höchste Interesse der Gewerkschaften beanspruchen dürfen.

Die freien Gewerkschaften mären feine Gewerkschaften, würden sie nicht als Organisationen auf ihre Unabhängigkeit non politischen Barteien und auf ihre Autonomie größten Wert legen. Sie handeln aber im mohlverstandenen gemert­fchaftlichen Interesse ihrer Mitgliedschaften, wenn sie ihnen den Weg zur wirksamen politischen Bertretung ihrer For derungen aufzeigen. Möge Magdeburg die Sozialdemokratie zum politischen Erfolge führen. Der politische Erfolg wird nicht zulegt einer aufsteigenden und siegreichen Gewerkschafts­bewegung dienen.

Die Arbeitslosenversicherung.

Der Reichsarbeitsminister schlägt Beitragserhöhung vor.

Wie der Berliner Lokal- Anzeiger" berichtet, hat der Reichsarbeitsminister einen Entwurf zur Arbeits­Infenversicherung ausgearbeitet, der die zeitweise Erhöhung der Beiträge von 3 auf 4 Prozent

porsieht

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berday

Bekanntlich haben die Gemertschaften erflärt, daß sie fich mit der zeitmeisen Erhöhung der Beiträge abfinden mürden. Da die bürgerlichen Barteien eine Steuererhöhung ablehnen und da der Reichsarbeitsminister nicht gemillt ist, den Forderungen der Bereinigung der Deutschen Arbeit­geberverbände nachzukommen, hat er zur Sanierung der Finanzverhältnisse der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung diese Erhöhung der Beiträge in Aussicht genommen.

Man darf mohl annehmen, daß diese Borlage die Zu­stimmung des Reichstabinetts und des Reichstags finden wird. Damit würde die Krise beseitigt sein, die andernfalls zu den ernstesten politischen Komplitationen führen müßte.

Amtliches sächsisches Wahlergebnis. Keine wesentliche Verschiebung gegenüber dem vorläufigen Ergebnis.

Dresden , 25. Mai. Der Bandeswehlausschuß trat am Sonnabend mittag in der Kreishauptmannschaft Dresden zufammen, um das Gesamtergebnis der fächsischen Landtagswahlen und die Berteilung der Stimmen auf die einzelnen Barteien porzunehmen. Danady find im ganzen abgegeben morden 2 702 183 gültige Stimmen. Es erzielten: 1. So­zialdemokraten 922 932, 33 2bgeordnete. 2. Deutschnationale Volks. partei 218 309, 8 bgeordnete. 3. Deutsche Boltspartei 363 382, 13 Abgeordnete. 4. Reichspartei des deutschen Mittelstandes( Wirt­fchaftspartei) 304 884, 11 Abgeordnete. 5. Kommunistische Partei 345 530, 12 Abgeordnete. 6. Deutsche Demokratische Partei 115 289, 4 Abgeordnete. 7. Kommunistische Opposition 22 129, 02bge. orbnete. 8. Wolfsrechtspartei 70 131, 3 Abgeordnete. 9. Alte So­zialdemokratische Partei 39-568, 2 bgeordnete. 10. Nationalsozia liftische Deutsche Arbeiterpartei 133 958, 5 Abgeordnete. 11. fant cus. 12. 3entrum 25 460, 0 Abgeordnete. 13. Sächsisches Landvolk 140 611, 5 Abgeordnete.

Nicht ausgewiesen. Berwarnung des Prawda" Korrespondenten Großmann .

In der Angelegenheit der Ausmeifung des Berliner Korrespon­denten der Branda", Gregor Großmann, hat der preußische Minister des Innern an den Polizeipräsidenten non Berlin einen Erlah gerichtet, aus dem der Amtliche Preußische Bressedienst das Folgende entnimmt:

Wenn es zutrifft, daß Großmann feit 1893 im Inlande ansässig und bereits 66 Jahre alt ist, daß seine Ehefrau schwer nervenfrant und daß seine beiden Söhne deutsche Hochschulen besuchen, mill ich mich aus Gründen der Menschlichteit bamit ein nerstanden erflären, daß die Ausweisung aufgehaben und Großmann der Aufenthalt im Infande meifer

gestattet wird."

Der Minister erfucht den Bolizeipräsidenten ferner, den Jour nalisten Großmann bei der Befanntgabe der Aufhebung der Aus meifung entsprechend zu ermarnen, da er für die Beitergabe des beanstandeten telegraphischen Berichts an die Bramba" auch dann die Verantwortung trägt, wenn er ihn nicht selbst verfaßt hat.

Der Kundenkongreß in Stuttgart .

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Herzlich Willkommen

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Als Vortrupp bemerkte man eine Anzahl Journalisten, Kameralente, Photographen ust.

Herzlich

Willkommen

Auf­ruf

Jugendbünde, Gesundbeterfetten, Naturapoffel ftellten das Gros der Teilnehmer.

GU

Herzlich Gwillkomen

Prominente Geistesgrößen mit stark zurüd liegender Bohemevergangenheit erschienen als Führerschaft auf der Bildfläche.

HABEKING

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Nur die wirklichen Kunden tippelten derweil ahnungslos auf der Landstraße, ohne von ihrem" Kongreß Notiz zu nehmen.

Im Zeichen des Parteitags.

Borbereitungen in Magdeburg .

Magdeburg , 25. Mai. ( Eigenbericht.)

Der sozialdemokratische Reichsparteitag hat in der Stadthalle mit Sitzungen des Parteivorstandes und des Parteiausschusses begonnen. Etwa tausend Delegierte und Gäste aus allen Zeilen des Reiches werden in Mag deburg erwartet. Die feierliche Eröffnung des eigent lichen Parteitages erfolgt Sonntagabend.

Vor der Stadthalle find Maften mit tiefigen roten Bannern aufgestellt. Von der Salle selbst wehen die Farben des Reiches, Breußens und der Stadt Magde burg. Die Mitglieder der Reichstags und Landtags fraftipnen find größtenteils bereits in Magdeburg ein getroffen, so auch der Parteivorsitzende Wels, der die Bitung des Parteiausschusses leitete. 3u Beginn der Sihung des Parteiausschusses fraf Reichskanzler MüI. ler in der Stadthalle ein.

Die Hauptversammlung des Vereins Arbeiter. breise begann heute nachmittag und wird am Sonntag. vormittag zu Ende geführt.

Gigung des Parteiausschusses.

Magdeburg , 25. Mai. ( Eigenbericht.) Der Parteiausschuß der Sozialdemokratischen Partei befaßte sich am Sonnabend in einer mehr. stündigen Sigung mit einer ganzen Reihe organisato. rischer Fragen und nahm dann ein Referat des Wirt. schaftspolitikers Naphtali über das Reparatinus. problem entgegen. Im Verlaufe der Debatte nahm 1. a. auch der Reichskanzler Hermann Müller dos Wort.

Am Sonntag werden Reichsminister Schering und der preußische Ministerpräsident Braun in Magdeburg erwartet.

Das Bolt grüßt den Parteitag.

Magdeburg , 25. Mai. ( Eigenbericht.)

Ganz Magdeburg meiß heute, daß Parteitag ist. Die Arbeiter wußten es fängst, sie haben seit Monaten ihre Vorbereitungen ge­troffen, um die Vertreter des Proletariats würdig zu empfangen und haben sich auf diesen Tag monatelang gefreut. Den trägen Bürgern und den Stahlhelmern, die ja hier ihren Hauptfit haben, ist es in die Ohren getrommelt und gepfiffen, ist es im Marschtritt der Zehntausende eingehämmert worden, daß der sozialdemokratische

Der hessische Ferngasskandal.

Barteitag beginnt und daß das Herz des arbeitenben tagdeburg im gleichen Taft mit der politischen Arbeiterbewegung aus ganz Deutschland und der Internationale lebt.

Im Anschluß an einen mitteldeutschen Jugendtag in der Stadthalle formierte sich in den späten Abendstunden ein adelzug, der vom Roten Horn aus über die Hauptstraße der Stadt den Breiten Weg zum Alten Marit marschierte. Arbeiter. jugend noran in blauen Blusen mit roten Schleifen, roten Fahnen. ein schier endloser 3ug. Alle Freiheitslieber, die mir Alten einst schon gesungen, brausen aus jugendlichen Rehlen wieder auf und hallen durch die nachtstille Stadt.

Nun erklingen die Töne der Kapellen lauter und träftiger. Dem

Wald der roten Fahnen folgt ein endloser Zug der schmargrot goldenen. Das Reichs banner marschiert auf in strammen Biererreihen. Man sieht vom Alter gebeugte Gestalten und von Arbeit zerfurchte Gefichter, aber auch viel Jungoolt mit hohen Stirnen und hellem Blid. Kapelle folgt auf Rapelle, Zug auf 3ug, die Fenster der Häuser sind dicht befeht. An dem Bord der Bürger. steige stehen die Maffen in schwarzen Reihen. Ueber eine Stunde lang, bauert der 3ug. Um 11 1hr hat er den Breiten Weg betreten, und es wird bald Mitternacht, bevor die legte Fadel auf dem Alten Markt verlischt.

Roch im Abmarsch bilden sich einzelne 3üge, die mit hollender Mufit zu ihren Quartieren zurüdmarschieren. Fenster werden ge öffnet, neugierige Hälse reden sich, begeisterte Surufe werden laut. Ja, ganz Magdeburg meiß, daß der sozialdemokratische Parteitag beginnt!

3m Urteil der Gegner.

Bürgerliche Preffeftimmen zum Parteitag.

Die Deutsche Allgemeine 3eitung schreibt: Der Barteitag darf auch beim Gegner ber Sozialdemokratie bas größte Intereffe beanspruchen; melche Beschlüsse er für den tünftigen Kurs der Partei faffen wird, ist von allgemein- politischer Bedeutung, da ja die Sozialdemokratie dant der Opferfreudigkeit und Disziplin ihrer Anhänger und dank der Wahlfaulheit des Bürgertums zurzeit noch den st är f ften parlamentarifen Machtfaktor darstellt."

Die Kreuz 3eitung" äußert sich:

,, Auf eine Art fann man daher schon sagen, daß dieser Parteis tag ein historisches Ereignis fein wird: er macht beutlich, daß es praktisch bereits heute wieder eine gefchloffene So. zialdemokratie gibt!"

schlägen geirrt habe. Wir verzichten darauf, das Wort geirrt in Anführungszeichen zu sehen, obwohl nach dem geschlossenen Ring

Auch Profeffor Eberle protestiert/ Siemens entschuldigt sich der Broteste dazu immerhin ein gemisfer Anlaß vorläge.

Gtartenburg. lehnt Ruhrgas ab.

Wir erfahren weiter, daß der Provinsiallandtag von Sfarfen. burg, der größten und wichtigsten Provinz Heffens, in feiner Sihung nom 23. Mai mit 46 gegen 4 Stimmen beschloffen hat, das Angebot der Ruhrgas- 2.- G. in Effen endgültig abzulehnen.

Bir wir erfahren, haben nicht nur Profeffor Heidebröt, Gas mertsdirettor Ruß, die Südwestdeutsche Gas- 2- G. und die Fern gasgesellschaft Saar gegen die tendenziösen Entstellungen im Bericht bes hetoga- Borstandes, für den der Borfigende Hiemenz verantwort lich ist, protestiert, sondern auch der zweite Fachgutachter Uni- juchten Ehrenabend für den jüdischen Philantropen David Brown. Derfitätsprofeffor Dr. Eberle. Profeffor Eberle hat in einer Handelstommerfigung. feinen Einspruch erhoben und nach: gemiesen, daß die Berechnungen in seinem Gutachten als richtig an erfannt merden müssen. Bürgermeister Siemens, der Verantwort fiche für den Borstandsbericht, hot in einem Entschuldigungsschreiben an Herrn Profeffor Eberle zugegeben, daß er sich in seinen Auf­

Henry Ford erschien als Gast auf dem non 2000 Juben be Ford ließ erklären, daß er glüdlich sei, Bromn und seiner großen Raffe Tribut erweisen zu fönnen. Mit den Hafen= Nur freuzlern wird es Ford nun endgültig verschüttet haben. ausgiebige Dollarsendung fönnte ihn da rehabilitieren.

( Weitere Nachrichten siehe 1. Beilage 2. Seite.)