Sonnabend
15. Juni 1929
Unterhaltung und Wissen
Die erste deutsche Journalistin
3wei Göttinger Professorentöchter sind in der deutschen Geistesgeschichte berühmt geworden, beides die Töchter berühmter Philologen, beide mit feltenen Baben ausgestattet, in tragische Schicksale verstrict, sich vielfach in ihren Lebensläufen berührend und doch so entgegengesetzt wie mur möglich: es sind Caroline Schlegel und Therese Huber , die eine das Kind des großen Hebraisten Michaelis. die andere die Tochter des macht weniger hervorragenden klassischen Philologen Henne. Caroline lebt fort als die genialste Frau der Romantif, ein durch und durch, fünstlerisches Wesen, das sich fortreißen ließ von seinen Leidenschaften und doch auch in den bedenflichsten Lagen nie seine Annut und Hoheit verlor; Therese dagegen hatte eine größere Begabung des Verstandes, war flug, energisch, gebildet und tüchtig. So hat sie nicht jene Verklärung erfahren, die ihrer so anders artigen Jugendfreundin zuteil wurde, aber sie lebt nicht nur fort im Briefwechsel Schillers und Goethes, in der Lebensgeschichte ihres Mannes Georg Forster und ihres zweiten Mannes, des bedeutenden Schriftstellers Huber, sondern sie erscheint uns ehrwürdig als die erste deutsche Frau, die sich selbständig mit der Feder ernährte, die ihre Kinder als Schriftstellerin durchbrachte und aus dem Journalismus einen Beruf machte.
Nach den Schilderungen Carolinens, die der Nebenbuhlerin freilich nicht recht wohl wollte, war sie schon als junges Mädchen Freigeist und Kokette und sehr eifrig auf der Jagd nach dem Mann. Als sie aber dann mit 20 Jahren den berühmten Reisenden und genialen Schriftsteller Georg Forster heiratete, da war die Ehe von Anfang an nicht glücklich, denn als Therese Forster die Hand zum Bunde reichte, war sie unglücklich verliebt in jenen dämonischen Friedrich Ludwig Meyer, der damals so vielen Frauen den Kopf verdrehte. Sie folgte dem Gatten nach Polen und dann nach Mainz , wo er in das gefährliche Abenteuer der revolutionären Bewegung verstrict wurde. Therese hat versucht, dem unglücklichen und schwankenden Forster eine gute Frau zu sein, soweit dies ohne innigere Anteilnahme der Seele und der Sinne möglich war, aber als dann der junge Ludwig Ferdinand Huber bei ihnen Hausfreund wurde, da wandte sich diesem ihr ganzes Herz zu; sie ließ Forster im Stich und floh nach Straßburg , wo sie mit Huber zusammenlebte. Nachdem Forster , die tiefe Wunde des verlassenen Ehemannes nach Paris mit sich tragend, dort gestorben war, heiratete Therese Huber und wurde nun eine ideale Gattin und Mutter. Nun erst entdeckte die in den Stürmen des Daseins gereifte Frau ihre schriftstellerische Begabung; fie legte aber darauf so wenig Gewicht, daß sie zunächst nur als Gehilfin ihres Mannes tätig war und ihre ersten Erzählungen unter seinem Namen erscheinen ließ.
Huber, der die Redaktion der Cottaschen ,, Allgemeinen Zeitung ", des damals wichtigsten Blattes, übernommen hatte, starb 1804, und mun mußte Therese sich selbst und ihre zahlreichen Kinder durchbringen, so gut es ging. Eigentlich machte ihr die Hausarbeit mehr Freude als das Bücherschreiben, denn sie war im Grunde auch für damalige Zeit altmodisch". Mir ist das Gedrucktwerden immer cin, heunruhigendes, schmerzliches, demütigendes Gefühl," schrieb fie 1810 an ihren Bater, es geziemt dem Weibe nicht." Auch als fie dann die Redaktion des Morgenblattes für die gebildeten Stände" übernommen hatte und diese für die Erziehung des
deutschen Bublifums so michtige Zeitschrift auf eine hohe Stufe hob, vernachlässigte sie darüber ihre Hausfrauenpflichten nicht, stand jogar am Waschtrog, nachdem sie ihre Artifel geschrieben hatte. Durch diese erfolgreiche redaktionelle Arbeit ist sie aber die erste bedeutendere Journalisten in Deutschland geworden. Als sie am 15. Juni 1829 starb, urteilte Wilhelm von Humboldt über fic: Sie mar an Geisteskräften gewiß eine der vorzüglichsten Frauen ihrer Zeit; sie wußte auch sehr viel und besaß einen sehr hohen Grad von intellektueller Bildung. Allein das alles wurde überstrahlt durch die inneren angeborenen Geistesfräfte und durch die Fülle einer reichen schöpferischen Phantasie. Dabei hatte sie mit ihren Kindern die liebenswürdigste weibliche Enfachheit...
Beilage des Vorwärts
,, lind wer sind diese Hilfskräfte?"
Die schöne Mrs. Conftance Treewhat speiste allein im Kasino. Mit den Spizen ihrer langen rosigen Finger handhabte sie die Im allgemeinen dramatische Künstlerinnen oder Frauen aus filberne Klinge wie ein Chirurg das Stalpel, um den saftigen Leib der Gesellschaft, die die Geheimnisse des Gotha zu ergründen lieben. eines famtenen Pfirsich zu öffnen. Sie schien abgespannt. Die Sie schien abgespannt. Die Bir besigen eine Gruppe von vierundzwanzig vertauschbaren Bolonblauen Schatten des Lebensüberdruffes legten Ringe um ihre Augen tärinnen. Ich hatte Seiner Königlichen Hoheit Nummer 7 angeund verscheierten ihre schmachtenden Bupillen mit Melancholie. boten, und er hatte geruht, sie anzunehmen. Alles war in die Wege Es war zehn Uhr abends. Die Jazz des Dancin sandte seine geleitet.. Nummer 7 sollte heute abend in Cannes eintreffen. Rhythmen zu den Sternen der Riviera empor. Mrs. Treemhat Aber mein Programm wurde durch einen unglücklichen Zufall ge träumte. Borin bestehen die uneingestandenen Wünsche einer schönen treuzt. Nummer 7 het telegraphiert, daß sie sich morgen einer Amerikanerin? Noch dazu, wenn sie sich in Cannes langweilt? Blinddarmoperation unterziehen müsse. Das Abenteuer mit der Maste vor dem Gesicht, das verführerische Gespenst Abenteuer flüsterte ihr gefährlichen Rat ins Ohr:
-
Berlasse doch dieses Restaurant, Constance! Flaniere unter den Sternen im Dunkel der Nacht, dearest das unerwartete er. wartet dich mit seinem Gefolge von Ueberraschungen Der Bogel schwingt sich empor... Schönes Vogelhirnchen, tue desgleichen...! Mrs. Treewhat bezahlte ihre Rechnung, befahl ihrem Chauffeur, den Wagen in die Garage zu bringen, und wanderte ziellos unter den von dunklen Schatten verhüllten Palmen.
Ein Mann hatte beobachtet, wie sie das Restaurant verließ und war ihr gefolgt. Vor einem, im Lichterglanz erstrahlenden Lurushotel begrüßte er sie mit ausgesuchter Höflichkeit:
,, Madame, verzeihen Sie meine Unverfrorenheit. Aber es gibt im Leben Umstände, die zu Berwegenheit zwingen." ,, Mein Herr, ich tenne Sie nicht."
Ich bin ein bescheidener Beamter der Republik , Madame, Emile Hurdot, Spezialkommissär der Sicherheitspolizei." Mrs. Treewhat, besorgt und beunruhigt zugleich, blickte den Mann hoheitsvoll forschend an:
,, Aber... mein Paß ist in Ordnung... ich... ich..."
Ich bin gezwungen, Ihre Gefälligkeit in Anspruch zu nehmen. Oh, Madame, darum handelt es sich nicht... Im Gegenteil: Stellen Sie sich vor, Madame, ich bin der Person eines großen Herrn, der infognito reist, attachiert, und habe von der Regierung den Auftrag, ihn Tag und Nacht zu bewachen. Es ist zufällig der Erbprinz von Monteblanco, der seit einigen Tagen in Cannes
meilt...
4
Mrs. Treewhat war gar nicht mehr beunruhigt. Das Gespräch außerordentlich. Und was weiter, mein Herr?" mit diesem Vertreter der französischen Geheimpolizei intereffierte sie
,, Erlauben Sie, daß ich Ihnen das ziemlich einfache Problem auseinandersetze. Der Prinz von Monteblanco ist schön und ver führerisch. Das Kino hätte ihn schon längst mit Beschlag belegt, wenn ihn seine dynastischen Pflichten nicht an den Thron seiner Bäter gefeffelt hielten. Aber ist man darum weniger Mann, weil man blaues Blut hat? Der Brinz hat geruht, mir zu gestehen, die Riviera ohne Abtenteuer schiene ihm wie ein Zigeuner ohne Bioline. Berstehen Sie?"
Er ist reizend, 3hr boy", M. Hurdot."
,, Madame, wenn Sie wüßten, mie recht Sie haben... Run,
..
.
"
,, D! Welche Enttäuschung für Ihren boy"." ,, Nicht wahr, Madame? Ich habe noch nicht gemagt, es ihm mitzuteilen. Ich habe eine Autopanne zwischen Nizza und Cannes vorgeschüßt. Der Prinz erwartete daher immer noch Nummer 7.
,, Ja. und?"
***
-
.
.
,, Und Madame Sie sind mir heute abend im Rafino aufge fallen... Sie sehen Nummer 7 verblüffend ähnlich. Dieselbe blonde Schönheit... dieselbe Eleganz... derselbe Charme im Blick!""
,, Go on!"
,, Doch... Doch... Natürlich sagte ich mir sofort, das ist die ideale Nummer 7! Wenn doch diese Dame, die sich heute abend langmeilt, geneigt wäre, ihren Aufenthalt in Cannes durch ein bezaubern des Abenteuer zu würzen... selbst wenn ein Morgen nicht egiſtiert... Wenn sie bereit wäre, eine Episode zu erleben, die sich im Buche ihrer Erinnerungen mit einem rosigen Kreuz eintragen würde? Das mar es, Madame, was ich, ein bedauernsmerter, tief beunruhigter Beomter, mir zu fagen wagte."
Mrs. Treewhat betrachtete den Privattommiffär. In ihrem meideutigen Blick glänzte ein Schimmer. Sie schien zu zögern uno spielte mit ihren Perlen, die um ihren dekolletierten Hals glitten: Sie zögerte. M. Hourdot, der erfahrene Psychologe, jagte eindringlich:
,, Madame, lieben Sie unser Land?" ,, Sicherlich.
Mrs. Treemhat lachte herausfordernd. Sie streichelte immer noch die feuchten Perlen des Drients mit ihren roten Lippen und fragte:„ Mr. Hurdot, find Sie ein Gentleman? Geben Sie mir Ihr Ehrenmort, daß Seine Hoheit nicht eine alte vertrocknete Ruß ist?" ,, Madame, die Ehre meines Ministers, die Ehre des ganzen Sie werden nicht enttäuscht sein." Kabinetts steht hinter mir.. ,, Gut... Stellen Sie mich dem Prinzen vor. Ich werde heute nacht Nummer 7 sein!"
•
Einige Tage später, als die schöne Mrs. Treewhat eben von den links" zurüdfehrte, näherte sie sich dem Klubhaus des Golfplates, unt sich auszuruhen. Da bemerfte sie zu ihrer Ueberraschung, der fich eine gemiffe Erregung beimischte, hinter einer Tamarindenhede den Prinzen von Monteblanco, den Kommiffär der Sicherheits
ich unterbreitete also höheren Orts die Wünsche des Prinzen, und polizei und noch einen Mann in einem weißen Sweater, in trauman hat geruht, sie zu befriedigen.""
,, Wie das?"
,, Sehr einfach, Madame. Es entzieht sich meiner Beurteilung, ob Sie auch in den Bereinigten Staaten eine so verständnisvolle Organisation befizen. Wier hierzulande sehen alle Wünsche unserer getrönten Häupter voraus. Alle, selbst die geheimsten. Wir befigen eine Reihe freiwilliger( natürlich auch reizender) Hilfskräfte, die aus Gefälligkeit gegen die Regierung sich ohne Zögern auf dem Altar des Baterlandes opfern. Der Altar ist in diesem Falle ein Balasthotel, und der Kult entspricht weniger den Evangelien als dem Defamerone."
Glasbläser an der Ruhr
Ein Hegentessel diese Halle hier: Das surrt und knarrt, das fnirscht und freischt, das zischt und faucht, das ächzt und schreit, aus Motoren, aus Röhren, Schläuchen, Kesseln, Defen und Menschen
mittags, im Afford. Außer einer halben Stunde Mittagspause gibt's feine Unterbrechung. Reiner leistet sich den Lurus einer weiteren tleinen Bause. Selten, daß einer dem anderen mal ein scherzhaftes tehlen. Dhrenbetäubend der Lärm, maßlos die Hize; und unheimlich Wort zuruft. Nicht nur die aussehenden Hüttenmeister, manchmal
ist das Tempo, in dem hier geschafft wird.
Auf einem Eisenpodium, das einen riesigen Schmelzofen umschließt, stehen halbnadte Männer. In dicken Tropfen rinnt ihnen der Schweiß von Stirn und Brust und Rücken. Sie hantieren mit langen Stangen, an deren Spißen eine siedend heiße gallertartige Masse hängt; sie blasen und drehen sie, tauchen fie in Formen, geben fie weiter an andere Arbeiter, die sie mit ebenfalls langen Stangen oder Zangen anfassen und weiterbehandeln. Ein beängstigendes Gefuchtel für den Schauenden, der sich wundert, daß keiner dem anderen mit der gelb und rotglühenden Masse Gesicht und Körper verbrennt. Allerdings sind Bei aller Vorsicht Brandwunden und Augenverlegungen an der Tagesordnung, weil die heiße Maffe gerne spritzt. Die andere Berufskrankheit ist Tuberkulose. Der Bentilator schafft längst nicht so viel gute Luft. als diese Menschen hier zum Atmen und zum Blasen brauchen.
*
"
Diese farblose Suppe in dem Tonherd ist flüssiges Glas. Bor den Dfenlöchern stehen die Kurbelmacher mit den Pfeifen", eineinhalb Meter langen Eisenrohren, und fischen aus dem Riefentiegel die Glasmaffe. Längst haben sie die notwendige Menge im Gefühl. Hat sich genügend Glas angehängt, so reichen sie die Pfeifen den ge= übten Bläsern. Diese wiederum formen das halbflüssige Klümpchen an der Pfeifenspiße an verschiedenen Borrichtungen, nehmen dann die Pfeife in den Mund und blasen, das Rohr dabei dauernd drehend, je nach Art und Größe des zu fabrizierenden Glasgegenstandes die Masse entsprechend auf. Eben sind Kognakflaschen an der Reihe. Schnell bekommt die bereits rötlich- orangefarbene Blase unter den flinten Formerhänden ein flaschenähnliches Gesicht. Es dauert teine ganze Minute, da hält schon der dritte Mann der je weils zusammenarbeitenden Bierergruppe, der gangenbewaffnete Auftreiber, die rotglühende, nun erstarrte Flasche in die Stichslamme feines Delofens, um den Flaschentopf zu formen. Hier holen donn die 14, 15jährigen Einträger die endgültig fertigen Kognafloschen und eilen mit ihnen zu den Kühlöfen. Die letzte Station.
Das geht so von sechs Uhr früh mit dreiviertel drei Uhr nach
mehr Werksunteroffiziere als Arbeitskollegen, würden das sofort anfreiden. Es verbietet sich von selbst. Jeder will für den Wochen zahltag noch ein paar Groschen mehr herausschinden. Dabei ist fünfzig Mart das allerhöchste, was ein Bläser heimbringen kann. Aber dieses Heßen, to menschlich begreiflich es ist, bringt obendrein noch Streit mit anderen Kollegen und Streii mit der Werksleitung. Nicht selten wird nämlich der Akkordsatz erniedrigt, wenn der eine oder andere fich einige Groschen über das im Auge des Unter nehmers gebührende Maß erarbeitet, und die ganze Belegschaft flucht dann über den notgetriebenen Ueberfleiß einzelner,
Sechshundert, siebenhundert solcher Kognafflaschen muß einer am Tage blasen, wenn er den Afford einhalten will. Sechshundert bis siebenhundert Flaschen, sechshundert bis siebenhundertmal die lange Bfeife in den Mund nehmen, daran blasen, dann formen, wieder blasen, wieder formen; dazu ein Lärm, eine Size, eine Stic luft. schon tommt die nächste Pfeife, alle zwei Minuten drei Flaschen
fiebenhundert am Tag. Dabei heißt es scharf aufpassen, daß jede Flasche gelingt. denn fehlerhafte Fiaschen werden nicht bezahlt. werden von der Gesamtzahl abgezogen. Einfachere Flaschenformen tann man bereits maschinell blasen. Neben den Mundbläsern fizen an modernen Flaschenmaschinen die vom Maschinen- Abbau Uebrig gebliebenen. Ihr Schicksal ist nicht viel besser als das ihrer Kollegen an den Pfeifen. Ihre Akkordzahl ist nämlich stott fiebenhundert sieb zehnhundert Kognakflaschen.
Eine Sirene. Mittagspause. Die Halle, noch vor einer Minute eine tobende Hölle, ist jetzt ein Friedhof toter Maschinen, Kein Motor rattert, fein Rad dreht sich, teine Stichflamme zischt. Jene, die das alles bewirften, fißen oder liegen draußen im Hof. halten zwischen Scherbenhaufen und erstarrten Glasmassen dürftige Mittagsreit.
Da hat die Frau dem Mann, das Kind dem Bater, die Schwester dem Bruder Essen gebrecht. Jetzt hoden fie ftumm beieinander, auf Riften, auf Steinen, auf dem bißchen grüne Wiese. Die in blauen Hemben löffeln aus blechernen Schüsseln, essen aus Züten und Zeitungspapier, jo wie's Mutter eben einpaden fonnte. Es schmeckt
lichem Geplauder bei drei Portoflips.
Neugierig lauschte Mrs. Treewhat. Sie hörte, wie der Prinz zu dem Mann im weißen Sweater sagte:
,, Mein Alter, ich habe einen unerhörten Trick entdeckt, um die schönsten Frauen zu verführen. Ich verkaufe ihn dir für einen Flip... Gib dich für einen Prinzen von Geblüt aus, der inkognito reist, entsende zu der Schönen, die du begehrst, einen Kameradea, der sich ihr als Beamter der Sicherheitspolizei ausgibt besigt dein Freund die Gabe der Beredsamkeit, so fliegt dir die gebratene Taube in den Mund... Wie neulich zum Beispiel eine entzückende Amerikanerin..."
-
alles start nach Margarine, aber es bleibt nichts übrig. Andere liegen wie tot am Boden ausgestreckt, die Augen geschlossen oder starr zu den Wolfen gerichtet. Lebende Arbeitsleichen. Es ist täglich das gleiche. Manche sizen hier, Alte. Graue, die arbeiten nun schon seit ihrem neunten Lebensjahr auf der Hütte.
Eine halbe Stunde verrinnt schnell. wenn man nicht ant Wieder heult die Schmelzofen steht, nicht an der Deltrommel. Sirene. Und wieder hebt es an, das Surren und Knarren, das Knirschen und Kreischen, dus Zischen und Fauchen, das Aechzen und Schreien, die Hize. der Akkord.
*
Kognafflaschen. Siebenhundert mit dem Mund, siebzehnhundert mit der Maschine, pro Mann und Tag. Wer denkt bei einem Branntmeinschluck an jenen Schweiß, der an der Flasche lebt? Wilhelm Kristl.
Wer foll nicht ins Hochgebirge? Obwohl das Höhenflima den menschlichen Organismus günstig zu beeinflussen permag, gibt es leider nicht wenig Menschen, die den Aufenthalt im Hochgebirge lieber meiden follten. Das Höhenflima verlangt gewisse Mehrleistungen vom Organismus. Infolge des geringeren Sauerstoffgehalts der Luft tritt eine Bermehrung der roten Blutförperchen ein, und bei längerem Aufenthalt im Höhenflima nimmt auch der Blutfarbstoffgehalt absolut zu. Es iſt das eine Anpassung des Körpers, denn der Blutfarbstoff bindet in der Lunge den Sauerstoff und gibt diesen an die Gewebe ab. Dieser Reubildung von Blutkörperchen geht eine allgemeine Steigerung des Stoffwechsels, dabei auch eine Bermehrung der Atembewegungen, parallel. Gewiß alles Faktoren, die für Gesundheit und Wohlbefinden eines fräftigen Menschen nur förderlich sein können. Anders bei Kranken! Wie Staehelin( Basel ) in der Therapie der Gegenmart" fürzlich ausführte, dürfen alle Kranken, die eine Stoffwechselmehrleistung nicht mehr oder nur mit Mühe aufbringen können, das hochgebirge nicht aussuchen. Hierher gehören zunächst alle Fiebernden und sehr schwer Blutarme( perniziöse Anämie), ferner gibt es bestimmte Neurosen, bei denen ein Hochgebirgsaufenthalt nicht angezeigt ist. Noch wichtiger sind aber Störungen der Kreis. fauforgane, weil besonders an den Blutkreislauf die höchsten Anforderungen gestellt werden. Menschen, die an schwerer Arterienvertaltung, an Blutdruckerhöhung, an Brustfrämpfen, an Herzfehlern, die mit rascher Kurzatmigkeit einhergehen, leiden, gehören nicht ins Hochgebirge. Wegen der Trockenheit der Luft ist das Hochgebirge auch zmedmäßig zu meiben bei trockenem Bronchialtatarrh und schwerer Lungenlähmung.