Parlamentarierinnenfundgebung im Reichstag.
Die Ansprachen von Parlamentarierinnen aus sieben Ländern, zu denen der Kongreß des Weltbundes für Frauenstimmrecht gestern abend in den Plenarsaal des Reichstages eingeladen hatte, fanden ein so großes, von viel Jugend durchsetztes weibliches Auditorium, daß in einem anderen Saal des Reichstages eine Parallelversamm lung stattfinden mußte.
Furtwängler in der Städtischen Oper
Tristan und Isolde" als Festspiel.
haben mit diesen Gerüchten. Aber er wird mit ihnen zu tun haben, und das heißt, zu tun gehabt haben, wenn mun, sich anschickte, verschleiert sie wahr geworden, er oder offen, die Nachfolge Walters anzutreten. Offen: als Opern direktor oder verschleiert: als periodischer Gastdirigent. Dies. 3weite scheint beabsichtigt zu sein nicht mur mit Furtwängler : man will sich einstweilen mit großen Dirigiergästen behelfen. Aber das wäre aus der gegenwärtigen Verlegenheit ein Ausweg, vor dem, wenn es noch nicht zu spät ist, ernstlich gewarnt werden muß.
sobald sie Die Vorsitzende, Frau Plaminkova Tschechoslowakei, im Rahmen des Weltbundes Borsitzende der Bereine der Stimmrechtsländer, sagte in ihren Eröffnungsworten, daß hier Stationen des teils erfreulichen, teils dornenvollen Weges der Frauenstimmrechtsbewegung aufgezeigt werden sollten.
Zuerst sprach Marie Judhacz, die als erster weiblicher Redner in der deutschen Nationalversammlung mit lebhaftem Beifall
Deutschnationale Taftif.
Young Plan
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Hugenberg
3mmer drauf los hauen! So sehen wir aus, als ob wir ihn leidenschaftlich betämpfen und-friegen ihn durch!
begrüßt wurde. Sie wolle nur ein Teilgebiet für ihre heutigen Ausführungen auswählen, nämlich den gesetzlichen Frauen und Kinderschuß. Die Frau hat in Deutschland damit nicht ganz von vorne anzufangen brauchen, fie brauchte nur auf dem Wege weiterzuschreiten, den einsichtige Männer ihr vorangegangen waren. Nach einem Wort unserer unvergeßlichen Lily Braun dürfen die Frauen ,, niemals ruhen, solange noch eine schwangere Frau unter schweren Basten feucht". An diesem Punkte soll sich die Solidarität der Frauen der ganzen Welt bewähren, wie sich auch im Deutschen Reichstag alle weiblichen Mitglieder auf dieser Linie geeinigt haben, mit ihrer Gesetzgebung noch über das Washingtoner Abkommen hinausgegangen sind und dennoch ihr Bert nur als einen Anfang empfinden. Die Frauen der ganzen Welt sind eines Willens, für die Freiheit der persönlichen Entwicklung und für die Freiheit des ganzen menschlichen Geschlechtes zu tämpfen.
Die amerikanische Abgeordnete Barth gab eine lebendige Schilderung von der Geschichte des Frauenstimmrechts in USA . Bor 60 Jahren wurde den Frauen des Staates Wyoming das Stimmrecht gegeben. Als 20 Jahre später Wyoming sich den Vereinigten Staaten anschließen wollte und Washington mit Rücksicht auf eine einheitliche Gefeßgebung die Wiederabschaffung des Frauen stimmrechts verlangte, antwortete Wyoming durch seinen Gou verneur, daß es lieber noch 100 Jahre außerhalb der Union bleiben als diese gerechte und bewährte Einrichtung wieder aufgeben wolle. Wyoming hat 1924 den ersten weiblichen Gou verneur gewählt und damit ein Beispiel gegeben, dem inzwischen verneur gewählt und damit ein Beispiel gegeben, dem inzwischen drei weitere Teilstaaten gefolgt find. Die Vorsitzende, Frau Blemintova, teilte daraufhin mit, daß 1861 schon einmal in Böhmen das Frauenwahlrecht bestanden hat.- Frau BißNorwegen lagt die Männer aller Parteien in ihrem Lande an, daß fie wohl die Angehörigen aller möglichen Berufsschichten auf ihre Wahlvorschlagslisten sezen, aber keine Frauen. Die bürgerlichen Frauen brachten daraufhin zu den Wahlen 1928 eine Frauenlifte heraus. Dadurch wurde die Frau als Wählerin entdeckt. Eine belgische Abgeordnete aus Brüssel flagte über die heimischen Zustände. Nach Mrs. Rathlone, Mitglied des englischen Bartamentes, sprach eine Utrainerin, Mitglied des polnischen Sjem, im Namen der Frauen der Minderheitsgebiete, denen die Kinder durch eine fremdsprachige Schule entrissen werden. Als die Rednerin den Frauen der deutschen Minderheiten ihre warme Teilnahme befundete, wurde ihr mit minutenlangem stürmischem Beifall gedankt. Danach erschien Reichstagsabgeordnete Frau Dr. May auf dem Plan und trug in recht unglüdlich gewählter, scharf anflagender Form den ausländischen Delegierten Beschwerden gegen das Versailler Diftat, die Rheinlandbesaßung und die Kriegsschuldlüge vor. Was durch die taktvolle Art Severings bei seiner Begrüßung des Kongreffes allgemeine Zustimmung gefunden hatte, erweckte in der Wiederholung durch Länge und Breite und aggressiven Ton Befremdung.
Die erste Vorsitzende des Weltbundes, Mrs. Corbett Ashby und Frau Blaminkova juchten durch ihre neutralen, die Anllagen der deutschen Delegierten mit feinem Worte berührenden Schlußworte den Eindruck wieder auszugleichen. Für den Unbeteiligten und namentlich für die Jugend, die die Arbeit dieser Frauen für den Bölkerfrieden nicht fennen, mußte so wiederum der unglückliche Eindruck entstehen, als ob sie nicht hören wollten. Wenn die sonst so gelungene Kundgebung mit einem Mißton endete, so war das Schuld derjenigen, die ihn wissentlich hineingetragen hatten.
Sonntags- Kundgebung für den Bölkerfrieden.
In einer Rundgebung für den Weltfrieden flingt der Jubi. fäumsfongreß der Frauen aus. Bertreterinnen aller Länder werben in der Boltsbühne am Bülowplaz Sonntag, den 23. Juni, 11% Uhr, ihr Bekenntnis zum Weltfrieden ablegen. Unter Mit mirtung unserer ersten Kräfte vom Staatstheater und unter Leitung von Albert Florath tommt ein Sprechchor ,, Stimmen aus dem eltall" von Eleonore Kaltowska zur Aufführung. Da die Nachfrage zu der Rundgebung sehr groß ist, stehen Karten nur noch in beschränkter Zahl zur Verfügung. Numerierte Size zu 2 M., unnumerierte zu 0,50 Mt., sind im Kongreßbureau bei Kroll zu haben.
Auf der Bühne ein Aufgebot erster Kräfte, wie wir sie in Berlin seit langem nicht erlebt. Frida Leider als Isolde, Lauritz Melchior als Tristan und in den übrigen Hauptrollen Sigrid Onegin , Schorr, Kipnis, man darf und muß es eine Feft Spielbesetzung nennen. Man müßte es nicht, denn es wäre nicht mehr und nicht weniger als die den Ansprüchen des Hauses entsprechende„ erste" Besetzung gehobene Alltagsbesetzung sozusagen menn in der Führung der Städtischen Oper all die Zeit der hohe Kurs eingehalten worden wäre, in dem sich der Aufstieg des ersten Jahres vollzogen hat. Daß von diesem Kurs mehr und mehr abge= michen worden ist( und das ist nicht in erster Linie auf Gründe finanzieller Art zurückzuführen), hat schließlich den Mann, der die Mitverantwortung nicht länger tragen mochte, in die Fremde getrieben. Die„ Bruno- Walter- Krise", die vor kurzem die Deffentlichfeit beschäftigt hat, ist in Wirklichkeit und ihren tieferen Ursachen nach eine Krise der Städtischen Oper gewesen, und die dauert fort. Nun also erscheint zum ersten Male Wilhelm Furtwängler am Dirigentenpult des Hauss. Er hat mit dem Orchester, das von Zeit zu Zeit solcher Auffrischung dringend bedarf, ausgezeichnete Arbeit getan, man spürt es und die Gänger unterwerfen sich seinem Willen. Aber er meistert die„ Tristan"-Partitur nicht mit der unbedingten Ueberlegenheit, mit der etwa er eine Beethoven- oder Brahms Symphonie inwendig wie auswendig beherrscht. Ueber
dem ersten Aft lag etwas wie Unentschlossenheit des Willens, eine Zurückgehaltenheit des Grundtempos, die sich nicht als innere Breite, sondern eher als innere Gehemmtheit zu erkennen gab, und manches tlang ein wenig steif. Doch wie im Laufe des Abends die Leiftung des Dirigenten und mit ihr der Gesamteinbrud der Aufführung wuchs, so wäre gewiß zu erwarten, daß er bei weiterer Betrauung auch innigere Bertrautheit mit den akustischen Berhält niffen des Raumes gewinnt. Ein anderes bleibt die Frage, ob er sich in der Oper, der er und die ihm wohl ein bißchen fremd geworden, noch einmal zu jener höchsten Freiheit der Bersönlichkeit emporringen würde, die wir am Symphonie- Dirigenten bewundern. Heute zumindest muß ihm diese legte Selbstverständlichkeit auch im Technischen, in der souveränen Herrschaft über die Ausdrucksmittel der Oper fehlen, die nun einmal von einem führenden Opernkapell meister zu fordern ist. Seine Berufung wäre ein Experiment; ist es beabsichtigt, und wie ist es beabsichtigt?
Es läßt sich nicht im Nebenamt führender Opernkapellmeister sein und Furtwängler ist seiner Bestimmung nach Konzertdirigent. Was die Behörde mit ihm, was er selbst mit sich vor hat,
wiffen wir zur Stunde nicht. Aber wir wissen noch, daß er vor ein paar Monaten, als er sich unter Verzicht auf den Bosten des Wiener Operndirektors der Stadt Berlin zur Verfügung stellte, in aller Bestimmtheit öffentlich erklärt hat, Operntätigkeit in Berlin , gar an der Berliner Stadtoper, tomme für ihn nicht in Frage. Das war gerade zu der Zeit, als die ersten Gerüchte von Walters bevor stehendem Rücktritt auffamen; Furtwängler wollte nichts zu tun
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Ist es notwendig, auszuführen, was Ständigkeit der künstlerischen Führung für das Gedeihen des Theaters eine unerläßliche Bedingung bleibt? Ein Jahr ohne ständige Führung könnte für die Städtische Oper, deren innerer Bestand gelockert ist, ein gefährliches Jahr werden. Nicht am Abend, nicht unter den Augen des Publikums vollzieht sich in der Oper der wichtigste Teil Der Kapellmeisterarbeit, sondern im Betrieb des Tages, im Probenalltag. Beitigt diese erzieherische, kunstorganisatorische Arbeit, diese Führer, dem er zu danken ist, sichtbar emporgeht, so ist das ein unsichtbare Führerarbeit so sichtbaren Erfolg. daß der Erfolg den gutes Beichen. So war es bei Walter. Von innen, von unten her, muß die Leistung, die Geltung, die Anziehungskraft des Operntapellmeisters begründet sein. Ein berühmter Dirigentenname, non außen, von oben her als Dekoration und Attraktion aufgefeßt,
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mag das Publikum blenden; aber sein Glanz läßt sich nicht in fünftTerische Substanz umsehen. Gewiß, hie und da ein großer Sänger als Gast in einer Star- Rolle, das hat noch teinem festgefügten Ensemble geschadet; aber das Dirigentenpult ist fein Ort für Starproduktionen.
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Kapellmeistergastspiel in der Oper: als Norm, auch nur Norm in der Verlegenheit, ist es abzulehnen. Und nur gastweise tönnte Furtwängler zur Verfügung stehen, dessen Haupttätigkeit ja im Konzertsaal festgelegt ist oder, wie wir hoffen, nun festgelegt werden foll. Der Bertrag, durch den zugleich mit der Situation des Philharmonischen Orchesters die Stellung seines fünstlerischen Leiters definitiv und auf lange Sicht zu regeln ist, steht, wie man hört, vor dem Abschluß; sofern er nicht an finanziellen Forderumgen scheitert, über deren Höhe ein wenig phantastische Gerüchte in Umlauf sind. Es wäre vielleicht besser, in solchen Fragen die Bilbung von Gerüchten zu unterbinden; es wäre vielleicht richtiger, von den einschlägigen Verhandlungen die Deffentlichkeit nicht ganz Teil des Berliner Musitlebens genommen werden soll, ist nun einmal ein Glied des Volkskörpers ein recht wichtiges Glied des Störpers, an dem zuletzt doch das Volk zu spüren befommt, was in nicht- öffentlicher Verhandlung beschlossen worden ist...
auszuschließen. Die öffentliche Hand, in die nun ein wesentlicher
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Der Fall Furtwängler bildet einen entscheidenden Faktor in der zukünftigen Gestaltung des Berliner Musitlebens; wir wollen ihn mit Aufmerksamkeit verfolgen. Klaus Pringsheim .
Das Diaghileff Ballett.
Bon den ursprünglichen Borzügen des Diaghileff- Balletts ist nicht viel übrig geblieben. Bier Stücke sette man uns gestern in der Staatsoper Unter den Linden vor:„ Das Lied der Nachtigall",„ Der verlorene Sohn", Die Raße", Nachtigall",„ Der verlorene Sohn",„ Die Kaze", Polovßer Tänze". Zum Teil sehr schöne Dekorationen, die aber stilistisch nicht immer mit den Farben und Linien der Tanzenden zusammenflangen. Bruntvolle Massenentfaltung auf der Bühne, zusammenflangen. Brunkvolle Massenentfaltung auf der Bühne, aber feine rechte tänzerische Disziplin. Die Reihenbewegungen flappten nicht, der Aufbau der farbenprächtigen Tableaus ging klappten nicht, der Aufbau der farbenprächtigen Tableaus ging schwerfällig ponstatten. Zuweilen leuchtete ein nettes choreographi schwerfällig vonſtatten. Zuweüen leuchtete ein nettes choreographi sches Motiv auf, um rasch hinter dem Bust dekorativer und akroba tischer Elemente zu verschwinden. Ein paar technisch sehr tüchtige Solisten: Leon Boizitovity, Serge Lifar , die Nifitina, die Dubrovska, die Tschernicheva. Aber nicht eine einzige Leistung, die padte und fesselte. Alles nur auf den äußeren optischen Eindruck gestellt, ohne Wärme, ohne Geele. Trog allem optischen Eindruck gestellt, ohne Wärme, ohne Seele. Trotz allem modernen Aufpuz nichts als altes Ballett. Eine Kunst, die endgültig tot ist und an der alle Wiederbelebungsversuche scheitern, notwendig scheitern müssen. Eine Kunst, über die die Entwicklung, namentlich bei uns in Deutschland , längst hinweggegangen ist.
Wie konnte man auf die Idee verfallen, solche Dinge im Rahmen der Berliner Festspiele 1929 vorzuführen? Auf musikalischem Gebiet hat man doch große und ernste Kunst geboten. Auf dem des Tanzes begnügt man sich mit Vorführungen, die zum allergrößten Teil leichteftes Unterhaltungsgenre sind. Und einer Stilgattung angehören, erstorben und erstarrt, die hier mit virtuosem, aber doch nur äußerlichen Mitteln zu einem vorübergehenden Scheinleben galvanisiert wird. Bir fragen: Kennen die Arrangeure des Berliner
Diesmal
" Ja, ja, die Frau'n..."
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Titania- Palaft.
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Dieser troßige Wunsch, mit der Schablone Geschäfte machen zu wollen, hat in fünstlerischer Hinsicht die Krise in der Filmindustrie heraufbeschworen. Aus dieser Klemme bringt auch feine Hals über Kopf erfolgte Umstellung auf den Tpnfilm Hilfe. Denn was uns fehlt und verlangt wird, das sind Manuskripte und nochmals Manuffripte. ist Hans und zum wievielten Male eigentlich Albers der übliche Film- Don- Juan, der mit eleganten Manieren fotettiert und sich lässig auf Chaiselongues und in Paradebetten rätelt. Dabei spielt er so lasch, so abgefchmackt, daß man ihm beim allerbesten Willen die enthusiasmierte Dauerfüfferei nicht glauben fann. Der Regisseur Edmund Heuberger hat nicht den geringsten Einfluß auf ihn und er brachte es nicht einmal fertig, seinen Star por bedentlich albernen Bofen zu bewahren. Aber nicht nur der Hauptdarsteller geht seine eigenen Wege, auch die reichlich unerfahrenen Mary Barter und Georgia Sind entgleiten der Leitung des Regiffeurs. Ihr Spiel ist ohne Anmut, ohne Drollerie, die unbedingt dann und wann vonnöten wäre. Zudem vermißt man es peinlich, daß Heuberger fich nicht einmal bemüht, optisch zu wirken. Seine Anweisungen genügen für die Dilettantenbühne eines Theatervereins, eine wahre Filmregie aber handelt nach fest umriffenen Gesetzen, die zwar nicht in Paragraphen gefaßt sind, nach denen ein Bollblut- Filmregisseur jedoch unfehlbar aus seinem Gefühl heraus arbeitet.
e. b.
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Festspielprogramms teine großen und ernſten tänzerischen Werte und wissen sie nichts von der Existenz einer neuen Kunst der törper rhythmischen Bewegung, die das alte Ballett aus dem Sattel marj und seit einem Jahrzehnt im glänzenden Siegeszug höchsten und reinsten Zielen zufliegt? Ist ihnen nicht bekannt, daß man dieser Kunst, die eine deutsche Schöpfung ist, allenthalben, wo man fie erlebt, zujubelt, daß ihre Vertreter bei allen Kulturnationen der Welt unerhörte Triumphe feiern? Sind ihnen die Namen Wigman , Balucca, Georgy, Kreuzberg unbekannt? Es muß wohl so sein. Wie wollten sie uns anders die Tatsache erklären, daß sie sich von fernher eine geschminkte Leiche kommen lassen, statt das kraftstrogende künstlerische Leben, das rings um sie in reicher Fülle wächst und blüht, in den Rahmen ihrer Festspiele zu schließen? Soli des Kreuzberg , Jens Keith , Edgar Frank, der Bigman, Palucca, Georgy, Storonel, Seist, Normann, Uhlen, Gruppentänze der Palucca, der Klamt, der Trümpy, der Ballmann, Bühnentänze der Hannoverschen und Essener Oper: Was für ein Programm hätte sich gestalten lassen! Es unterliegt feinem Zweifel, daß solche Aufführungen, trotz des Scala- Gastspiels, Glanz- und Gipfelpunkte der Berliner Festspiele
gewesen wären.
Und fühlten, abgesehen von allem anderen, die verantwortlichen Herren nicht die Verpflichtung, den in- und ausländischen Besuchern die neue deutsche Tanzkunst vor Augen zu führen, um die uns die Welt beneidet? Fühlten sie nicht, wie schmachvoll es ist, diese Kunst aus Veranstaltungen, die in der deutschen Reichshauptstadt stattfinden, gänzlich auszuschließen?
Nun wird allenthalben, teils höhnisch, teils tlagend, der Ruf ertönen: Berlin hat wieder einmal persagt. John Schikowski.
3wei Denkmäler.
In Königsberg hat sich ein Arbeitsausschuß für eine FriedrichEbert- Ehrung" gebildet, der am diesjährigen Verfassungstag eine tunftvoll ausgeführte Büfte des ersten Reichspräsidenten der Stadt Königsberg zum Geschent machen will. Es handelt sich in der Hauptsache bei der Beschaffung der Mittel um freiwillige Spenden, die bei der Stadtbank Königsberg in Preußen auf das Konto Ebert-" Ehrung" eingezahlt werden können. Es ist zu hoffen, daß recht bald eine ansehnliche Summe dem Ausschuß zur Verfügung steht. Zu dem Ehrenausschuß zählen unter anderem auch der Oberpräsident Siehr und Intendant Leopold Jeßner .
In Nürnberg foll anläßlich des 125. Geburtstages des großen Religionsphilosophen und freien Denters Ludwig Feuerbach ein Denkmal errichtet werden. Auch hier steht zu hoffen, daß genügend Spenden einlaufen, um diesem Kämpfer für die Freiheit des Geistes ein würdiges Gedächtnismal esrichten zu fönnen.
Die Gesangsgemeinschaft Rosebery d'Arguto veranstaltet am Freitag, bem 21. Buni 1929, 20 Uhr, im Dberlhaeum Berlin - Neuköln, Berliner Straße 10, eine Abendfe'er. Es werden Darbietungen zum Thema thres Leiters Neuform und Neugestaltung des Boltsgefanges und Bollstanzes" geboten. Eintrittspreis 50 Pfennige.
Berichtigung. Stravinsky - Konzert. In unserem geftrigen Stonzertbericht ist bei der Besprechung des Strawinsky- Abends in der Republikoper infolge eines redaktionellen Bersehens der Name des Dirigenten, lemperer, nicht erwähnt. Es erscheint um so gebotener, bies nachzuholen, als für die bon Klemperer erzielte Leistung fein Wort der Anerkennung und der Zuftimmung au start wäre.