(5. Fortjetzung.) (Einiße Tag« später, eiiws Morgens gegen 11 Uhr, wie Lhote nach chause kam, sah er ein« Versammlung von Leuten vor seiner Tür. Die Türe ging auf«inen schmalen Vorplatz, oberhalb einer kleinen Trepp«. Auf dem ebenen Platze standen Frauen und stritten eifrig mit großen Gebärden. Aus einmal verstummten sie. Lhote war indessen näher gekommen. Ein« der Frauen lief herbei: „Lhote. Lhote, komm nicht näher(sie oertrat ihm den Weg), komm nicht näher, Lhote.«, ist zu traurig... Laß... man wird sie ohne dich pflegen... Du wirst hören, wenn es ihr bester geht... weil sonst... weil sonst.. Er schob sie heftig zur Seite und sprang die Trepp« empor. Er hatte sofort erraten, um weg es sich handelte. Und wirtlich fand«r sein« Mutter am Küchentisch zusammengebrochen. Sie regt« sich nicht mehr. Aber sie war keineswegs tot: man las es an ihren Augen ab. die den Blick nicht verloren hatten. Die Möglichkeit bestand sogar, daß sie olles sah und hörte. Nur oer- mochte sie keine einzige Bewegung auszuführen. Ihre Seele schien begroben in ihrem Leib« wie in einem Grab seltsamer Art. Lhote stürzte auf die Knie nieder. „Mutti r rief er sie an,„Mutti!"(wie die ganz Kleinen, deren Alter er längst überschritten hatte).„Mutti, hörst du nicht? Ich bin'?!" Und er neigte sich über sie. Aber sie blieb unbeweglich: ihre Augen wandten sich ihm nicht zu. Sie schien wie eins jener Stein bilder, die man in den Kirchen auf den Grabplatten liegen sieht, freilich mit einem Herzen, und mit welcher Qual in diesem Herzen. wenn sie ihren Sohn rufen hört«. Die Frauen stießen sich mit den Ellbogen an, und ganz leise flüsterten sie: „Da Ist nichts mehr zu inachen. Es ist vollkomm«ne Lähmung." Man begegnet dieser Lähmung häufig. Es ist«in« jener ffrand heilen, die am meisten bei alten Leuten einkehrt, bei solchen, die bis auf den Grund verbraucht sind: dann reißen die große» Stränge: und man weiß wohl, daß bei Krankheiten dieser Art niemal» Mittel er- fvlgreich gewesen sind: denn dies« Krankheiten kommen von weiter h«r und von weiter oben, als wir wissen. Aus diesem Grund« schüttellen die Frauen den Kopf, als er davon sprach, den Doktor kommen zu lassen. „Wie kannst du daran denken, armer Luc. Der Doktor wird nichts ausrichten, und es kostet gleich 20 Franken!" Zweifellos sah er«in, daß sie recht hatten: er drang nicht weiter daraus. Er zog«inen Schemel an den Tisch heran und setzt« sich mit schlaffen Armen nieder. Die Greisin, die auf dem Tisch lag, blieb unbeweglich, mit ihrem alten Gesicht, das wie aus Holz geschnitzt war, mit ihren schmal ge- knisfenen Lippen, mit ihrer starken, hakenförmigen Nase, mit ihren tiesliegenden Augen. Unter den Kopf, den ein« weiße Haube be- kleidete, war ein Kissen von gewürfeltem Stoff geschoben. Man hätte ebensogut sagen können, daß sie nicht mehr atme: tzermaßen ungewiß und unregelmäßig war die Bewegung, das Auf- Hnd Ab, das ihr« Brust hob. Und das Herz? Schlug es noch? Wird es noch lange schlagen? Menschen traten«in, gingen wieder. Einige sprachen ein wenig. andere sagten kein Wort. Ob sie sprachen oder schwiegen: e» kam auf das selbe heraus. Und Lhote hatte sich immer noch nicht kxwegt. So»erging«in« lang« Zeit: man merkte, es wurde Abend. Die schweren Schuhe mit den Holzsohlen begannen über den Dorfplatz zu klappern, und di« Tür wurde aufgestoßen. Es schneite ein wenig. Es war alles grau, und ein Geruch wie von nassem Z«ug schwoll dumpf unteo der niedrigen Decke d«s Raumes.. Da schlug es vier Uhr, die Tür öffnet« sich nochmals: Braniyu trat ein. Man wunderte sich gar nicht, ihn kommen zu sehen. Man wußte um seine Freundschaft mit Lhote. Die Leute wichen zurück. damit er mühelos durchkomme. Er schritt bis an d«n Tisch, auf dem die Gressin log, und Lhote sah bei ihr. Er berührte mit der Hand Lhote » Schulter. Lhote hob den Kopf und betrachtet« Ihn mit seinen verstörten Augen, ohne anscheinend zu verstehen, was man von ihm wollte. „Lothe," sagte Branchu,„erkennst du mich nicht?" Lhote macht« ein Zeichen der Zustimmung, gleich einem Ja. Dann lieh er seinen Kopf wieder zurücksallen. Dann sah man Branchu sich der Greisin zuwenden. Er nahm ihre Hand, er hob diese Hand empor und hielt sie einen Augenblick zwischen seinen Fingern. Einen Augenblick noch schien er nachzusinnen. Er schmieg noch immer. Wie er von neuem feine Stimme erhob, da erkannt« man sie kaum wieder. .Lhvte, was würdest du sagen, wenn ich sie gesund machte?" Lhote gab noch immer keine Antwort. Aber seine schrecklich aufgerissen«« Augen verließen jetzt Branchu nicht mehr. Dann sah man Branchu noch näher an den Tisch herantreten. Er entfaltete die Arme, seine Hände öffneten sich, er hielt sie auf- getan, und langsam senkte er sie nieder. Er legte sie flach auf die Brust der Greisin. Dann lieh er si« von links und von rechts darübergleiten, anfänglich noch kaum in starker Bewegung, dann nach und nach heftiger. Sie glitten nieder, sie stiegen empor. Sie tasteten nach dem Herzen hin» Sie erreichten den Hals, dann die Wangen, dann die Stirn. Plötzlich begann er stärke? zu drücken und warf den Oberkörper zurück. Da ließ st« einen schweren Seufzer vernehmen. „So," sagt« Branchu, indem er sich zurückzog,„das ist dis ganze Kunst." Und darauf, zum zweitenmal, brach er in ein Gelächter aus. (Das erstemal hatte er so gelacht, als er sagte, er hatte fem Schild eigentlich in Rot malen sollen.) Dieses Lochen klang, wie wenn Irgend etwas in der Luft zerbrochen würde. All« traten gleichzestig näher. Und inmitten dieses Kreises ändert« die alte Marguerite nach und nach di« Farbe. Ihr« bisher starren Zlugen bewegten sich unter den Lidern. Ihr« Hände suchten sich auf dem Kleide. Man sah sie die Lippen regen, wie wenn sie sprechen woMe. Unversehens sagte sie:„Wo bin ich?" Und sie oersuchte, sich aufzurichten.
„Ist es möglich?" sagten die Leute,„aber es ist möglich, sie ist aufgewacht, ist wieder erstanden." Und sie drängten sich um sie:.Lhote! Hörst du nicht? Si« hat gesprochen!" Lhote allein schien nichts vernommen zu haben. Aber die Leute strömten herbei, sie führten ihn hin. Er sah die Greisin an. sie sah ihn an. Da begann über den alten, zahnlosen Mund ein Lächeln zu huschen, das in seiner zarten Regung lieblich wie«in Schmetterling war. der sich auf ein« Blüte setzt. Dann streckt« sie ihrem Sohn die Arme entgegen. Dieser hatte bis jetzt noch immer nicht begriffen. Aber wie dieses Zeichen� kam. da ßegriff er. Man konnte nicht mehr im Zweifel sein: si« schien vollständig geheilt. Sie hatte ihren großen Sohn um den Hals gefaßt und sagte:„Bist du es. bist du es wirklich?" Und di« Frauen, di« sie umgaben, hatten schon zu sprechen begonnen und beeilten sich, ihr beizubringen, was Ihr zugestoßen sei: denn sie wußte noch nichls davon:„Ihr seid gefallen, man ist dazu gekommen, man hat Euch aufgehoben, Ihr warst wie tot: da kam glücklicherweise Branchu.." „Und er hatte nur, nicht wahr..." Aber sie kamen nicht mehr weiter, weil Lhote sich aufgerichtet hatte. Und er hob di« Hand, feierlich:„Ich weiß, wer er ist: er ist Jesus!" Ein heftiger Lärm hatte sich vor dem Hause erhoben. Ein kräftiger Stoß erfolgte. Die Tür « gab plötzlich nach und schlug gegen die Mauer. Wo kann man diese Menge unterbringen? Keine Möglichkeit, si« eintreten zu lassen. Die Menge trat dennoch ein; zu heftig stieß die Neugier, und man drängte sich förmlich um die alt« Marguerite. Man sagte zu ihr:„Ist es wahr?" Und sie antwortet«:„Ihr seht es!" Sie schien sehr zufrieden. Sie hatte ein ganz verjüngtes Aus- sehen: ihre Farbe war frisch, die Augen lebhafter als sonst. Man hatte Kaffee gemacht, man reicht« ihn ihr: sie trank ihn in einem alten Lehnsessel mit Strohsitz: da hinein hatte man sie gebettet. Und um sie herum die Nachbarinnen, die jedem neuen Ankömmling die ganze Geschichte wieder erzählten, mit wichtigen Gebärden. So wurde in dem Wirrwarr, der sich breit gemacht hatte, Lhote für einen Augenblick vergessen. Branchu war seit langem ver- schwunden. Aber plötzlich erhob sich Inmitten der Dunkelheit, die inzwischen die Küche umschlungen hatte, die Stimm« von neuem: die Stimm« Lhotes ließ sich vernehmen, und sie war dumpf und unterdrückt, wie wenn man von einer Ueberlegung und vom Nachsinnen zurück- kommt: „Er ist Jesus: er ist wiedergekommen!" Jemand stieg auf eine Bank, um die Lampe anzuzünden. Und Lhote schritt bis in die Mitte des Raumes und begann wieder: „Hört alle, die ihr da seid! Das Unheil hat ausgehört." Er war blaß bi» unter seinen schwarzen Bart. War die» der
fröhliche Kamerad, der so gut zu plaudern und scherzen verstand, der Mensch mit der Lederschürze, der die Hufe der Maultiere schärst« und mit dem, der das Tier hielt, Spähe tauschte? Und er hob von neuem die Hand:„Wahrlich ich sage euch, die ihr mich hört: der Herr ist unter uns. Einst war er Tischler; jetzt ist er Schuhmacher. Aber was macht es aus, daß der Beruf wechselt? Man kennt ihn daran, wie' er Kranke gesund macht und die Toten in ihren Särgen aufrichtet!" Viele waren beinahe seiner Meinung. Andere blieben un- gläubig. Aber, letzten Endes, konnte man leugnen, daß ein großes Wunder geschehen war? Wenn andere nachfolgen würden? Man sah durch die offene Tür so viele Menschen eintreten, daß man nicht wußte, woher sie all« kommen mochten. Die Nacht nahm si« nun alle auf, weil alle zusammen Lhote folgten, der hinausging. Es gab darunter selbst mehrere Kranke, aber wo der Stern sich befindet, wußten sie wohl und welchem Stern entgegen si« sich wandten: weil Lhote ihnen voranschritt. „Vielleicht?" fragte man sich.„Ist man irgendeiner Sache sicher? Und wir haben in uns einen solchen Durst nach Glauben. Lhote schrstt ihnen voran, und er bog nach links. Es schneite leiser, ein leiser, feiner Schnee siel fortgesetzt: er kam von unten, von oben, von allen Seiten, wie immer, wenn der Wind weht und diese kalten Nadeln sich einem auf die Wimpern stürzen.(Forts, folgt.)
Ovooerstog. 27..Juni. Berlin . 16.00 Prot. Dr. Erich Schmitt , Bonn : Der Kampf um die Macht in China 16.30 Dr. Ptiedrich Lether: Das neue Recht, 17.00 Konzert. I. a) J. S. Bach: PrSludinm und fuge: b) G. F. Händel: Grobschmied-Variationcn(Marie Zweit, Flügel).— Z. Pr. Schubert (Oertie Ost, Sopran).— 3. J. Massenet(Max Kapliclc, Bariton).— d. J, Brahms : a) Ballade op, 10: b) Romanze; c) Intermezzo(Marie Zweig).— 5. J. Brahms(Qertie Ost). 6. Rieb. Trunk,— 7. Rieh. StrauB(Mai Kaplick. Am Plügel: W. v. Vult<e). 18.00 QretesJter Humor..(Sprecher:, Meinhart Maur .) Anschließend: Mitteilungen des Arbeitsamtes Berlin-Mitte außerhalb des Programms der Punk-Stunde. 18. 40 Walter Bernhard Sachs; Riuber in der Mark. 19.05 Der Liebhaber-Photograph. Prof. O. Mente, 19.30 Rundfunkmusik für alle? Zwiegespräch zwischen Max Butting und Prof. Dr. Sachs. 30.00 Mit dem Mikro auf Reisen; Magdeburg. (Sprecher: Alfred Braun .) 20.30 Gesangsvorträge. Händel . Haydn , Beethoven , Reger, Wolf(Emmy von Stetten, Sopran: am Plügel: Bruno Seidler-Winkler ). 21.00 Unterhaltungsmusik Hotel Kaiserhof. Nach den Abendmeldungen bis 0.30 Tanzmusik. Während der Pause: Bildfunk. 2.00 etwa; Uebertragnng von New York : Entscheidung um die Weltmeistei- schaft im Boxen zwischen Max Schmeiing und Paolino.(Am Mikrophon in Berlin : Hans BOtticher.) Kdnigswuslerhauseu. 16.00 Dr. Elisabeth Blochmann : Die charakterologische Bedeutsamkeit von Spiel und Arbeit des Kindes. 16.30 Karl Maertin:„Hymne eines Steinmetzen"(Einführung Dr. Konrad Dürre; Rezitation Dr. Leonhard Blaß). 18.00 Maximilian Müller-Jabusch : Weltpolitische Stunde. 18.30 Spanisch für Portgeschrittene. ISJS Dr. Keysenbrecht: Genossenschaftliche Absatzregelung in den Nachbar. ländern. 19.20 Dr. Pritz Klein: Tschitscherin und Paul Boncour. 20.00 Klaviervorträge. I. J. K. Fischer(um 1720): Präludium F-Dur.— 2. J.S.Bach: Präludium C-Moll.— 3. Mendelssohn-Bartholdy: Präludium E-Moll.— d. P. Chopin : Präludium Des-Dur.- 5. J. Aican; Präludium „Abendgebet".— 6. P. Busonr: Präludium E»-MolI aus op. 37.— 7. A. Skrjabin: Präludium. — 8. Cl. Debussy ; Präludium.— 9. Wl. Vogel: Präludium E-Moil.— 10, A. Casella: Preludio. (Alice Jacob- Loewensohn, Plügel.)
FÜR DEN KLEINGÄRTNER.
Wann soll man ernten? Anscheinend eine sonderbar« Frage: der Laie wird meinen, daß«» gleichgültig ist, ob ich am Vormittag um ll> Uhr oder am Nachmittag um 6 Uhr ein« Kirsch« pflück« oder«inen Kohlrabi schneide. Aber di« von der Wissenschaft, befruchtete moderne Praxis urteill anders: der frühe Morgen ist die beste Zeit zum Pflücken des Obstes: di« oft noch vom Nachllau benetzten Früchte haben dann d«n meisten Saft und das s«inst« Aroma. Bei Regen- wetter zu pflücken soll man nach Möglichkest vermeiden. Namentlich gilt dies für Winterobst, bei dem das Pflücken nicht so dringlich ist. Auch soll man bei ihm die Mittagsstunde bevorzugen. Wichtig ist, daß Fallobst rechtzeitig aufgelesen wird. In ihm lebt allerhand Ungeziefer, das bei längerem Liegen der Frucht sein« Gaststätte verläßt und zu neuen Untaten auszieht. Wenn wir nun noch hinzu- fügen, daß da» große Obst, also vor allem Birnen und Aepfel, das in veifem Zustand« abgenommen wird, seinen ursprünglichen Ge- schmack in den ersten drei, vier Tagen nicht verliert, so wird diese Mitteilung auch dem Verzehrer, dem kaufenden Publikum, wertvoll sein— der Obstzüchter hat naturgemäß das Bestreben, seine Ware so schnell als möglich abzusetzen. Nun ein paar Worte über das Ernten des Gemüses. Auch hier wird von der Wissenschaft ein deutlicher Fingerzeig gegeben, in- dem sie durch Reaktion des farblos gemachten Blattes nachweist, daß das am Abend abgeschnittene Blattgemüse mehr Stärke ent- hält als das im Laufe des Tages geerntete. Die Menge der vor- handelten Stärk« wird aus der mehr oder weniger dunklen Färbung des Blattes ersehen: wenig Stärke gibt halboiolette, viel Stärke tief- blaue Färbung. Daß di« am Abend abgeschnittene Gemüsepflanze die meiste Stärk« enthält, folgt aus der Arbeit, die das grüne Blatt ür die Ernährung der Pflanze leistet. Es nimmt aus der Luft Kohlensäure auf. zerlegt sie in Sonnenlicht und wandest sie in Stärke um. Je länger di« Pflanze das Sonnenlicht genießt— also bis In den Abend oder in die späte Nachmittagsstunde hinein—. um so wertvoller ist das Gemüse. Aufmerksame Hausfrauen werden chon bemerkt haben, daß am Abend frisch erhaltenes Gemüse sich länger frisch hält als etwaiges im Laufe des Tages erhaltene,. Selleriekultor. Sellerie ist ein Gemüse, das mit besonderer Aufmerksamkeit tultioiart werden muß. Da nun im allgemeinen em Auspflanzen unger Sämlinge im Juli nicht mehr gebräuchlich ist. so erübrigt os sich, auf di« Kulturbedingungen jetzt«inzugehen. Wohl aber sei einiges betreffs der Weiterkultur mitgeteill. Weist der Boden vor dem Pflanzen nicht genügend stark« Nahrung auf, so empfehlen Ich Dunggüsse mit Jauch« oder Nährsalzen im Laufe des Sommers: bei trübem oder Regenwetter ist auf zwei Teile Wasser«in Teil Jauche zu geben, bei trockenem Wetter entsprechend schwächer. Hat man nach den Maifrösten ausgepflanzt, so wird jetzt auch die Zwischenfrucht(meist Salat) fort sein, und man wird gründlich und
mtfflUMmnwnnimiuiiuninimwiuDUMimuumuimuumwimmmiimiiimuuiimuiiiimmti häusig hacken können. ReichlichesGieße» darf nicht vergessen werden. Die Ansicht, daß die unteren Blätter zu entfernen sind, ist natürlich falsch: sie haben ihre wichtige Roll« als Träger der Nahrung aus der Luft zu leisten. Wichtig ist, was jetzt allerdings, falls versäumt, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, zweierlei: einmal verwende man nur regelrecht verschulte Pflanzchen, also solche, die tüchtig bewurzelt, schon ein Eigenleben geführt hoben, und nicht die im Saatbeet kümmerlich aufgezogene Massenware, und zweitens lasse man die Pflanzen sich genügend Nahrung suchen — ein Abstand von 40 bis 45 Zentimeter im Quadrat ist durchaus angebracht. Durch die bereits erwähnte Zwischenkultur söhnt man sich ja auch mit dieser„Platzverschwendung" aus. Nun soll man auch so pflanzen, daß das Wachstum des Selleries ein möglichst schnelles und ungestörtes ist: eventuell also erst Auspflanzen im Juni— ober auch nicht später. Und dann lasse man ihn auf dem Lande bi» zum ersten Frost, der so stark ist. daß die kräftig entwickelten Blätter die Einwirkung de» Frostes auf die Knolle nicht mehr aufheben. Gerade wie beim Kohl ist das feuchte Herbst- wetter von Einfluß auf das Wachstum, aber natürlich hält der Kohl einen stärkeren Kältepuff aus. Frost freie Ueberwinte- r u n g ist notwendig, da das Fleisch der vom Frost befallenen Knallen im Gebrauch nicht schneeweih, sondern grau und schwarz gesprenkelt wird. Sommervermehrung der Stachelbeeren. Bon Ende Juni, Anfang Juli werden dünne Triebe in einer Läng« von etwa A) Zentimeter geschnitten und bis zur Hälfte in di« Erde eines halbfchattigen Beetes gesteckt. Bei guter Feuchtigkeit der Beet« erfolgt Bewurzelung in einigen Wochen. Für den Winter bleiben die Trieb« noch am gleichen Platz, man deckt das Beet mit altem kurzen Mist ab. Im Frühjahr werden die mit Wurzeln ver- sehenen Stecklinge ausgepflanzt. Man kann aber auch Vermehrung durch Senker erzielen, indem man im Sommer die Sträucher ge» nügcnb hoch aufhäufelt. Da sich die Aeste leicht bewurzeln, gewinnt man auf diese Weis» Senker, die im Frühjahr aufgeschult werden. Schnittlauchvermehrung. Schnittlauch ist die unumgänglich« Beigabe zum»»hlbekömm- sichen Meißen Käse. Gut gepflegt, namentlich gegossen, wächst er im Sommer freudig immer wieder, so daß man ihn vielfach zu Ein. fassungen von Wegen verwendet. Die im Sommer erscheinenden Blütenköpf« müssen e n t f« r n l werden: sie würden die Stöcke schwächen. Und si« sind auch nicht notwendig, da Anzucht»»n Samen nicht nötig, daher auch nicht übktch ist. Man permehrt den Schnittlauch vielmehr durch Teilung des Stockes, und zwar kann dies beim Verpflanzen im Frühjahr oder im August geschehen. Solche geteilte Stöcke müssen solange nicht geschnitten werden, bis sie sich hinreichend gestockt haben. Für die Küche im Winter werden im Herbst Stocke mit Erdballen in Töpfe eingepflanzt. Während des Winters getrieben« Töpfe«erden gern otlouft