Dienstag
2. Juli 1929
Unterhaltung und Wissen
Henry Hellssen: La Bella Aragona
I.
Eine junge Dame stand am Fenster des Palazzo Loredan und sah auf den Canal Grande hinaus. Es war Hochsaison. Benedig wimmelte von Fremden, und aus den Gondeln und Motorbooten stießen die Führer fanjarenartige Erklärungen durch Mega.
phone aus:
,, Rechts, meine Damen und Herren, sehen Sie den Palazzo del Duca, lints Palazzo Loredan, im fünfzehnten Jahrhundert erbaut, jetzt bewohnt von dem verbannten Don Fernando, dem Prätendenten auf den Thron Silvaniens..."
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Die junge Dame am Fenster zog sich rasch zurüd. Sie war wie alle in diesem Hause daran gewöhnt, als eine Sehens würdigkeit betrachtet zu werden, aber sie legte feinen Wert darauf, photographiert zu werden, und die Kodakapparate fnipsten schon. Der Baporetto glitt weiter.
Eine Tür ging auf, und die Dame wandte den Kopf gegen die tiefe Kühle des Zimmers:
,, Guten Tag, Miguel!"
Sie nichte flüchtig einem jungen, ihr gleichaltrigen Manne zu, der, sehr elegant gekleidet, sich über den schwarz- weiß getäfelten
Marmorboden bewegte.
zwanzig Lire?"
„ Guten Tag, Dolores! Sag' mal, du hast wohl nicht gerade Gerade weil Dolores Miguel liebte, was er selbst nicht ahnte, haßte sie ihn wegen seines tameradschaftlichen Tones. Sie hatten allerdings als Kinder zusammen gespielt und waren seitdem täglich zusammen gewesen.
Wozu brauchst du den zwanzig Lire?"
-
-TO
Aragona zu erzählen... ihrer Schönheit, ihren Juwelen ihrer Schönheit, ihren Juwelen- fie trug Manschetten aus Platinarmbändern mit Saphiren und Smaragden bis zu den Ellenbogen, und jeder Schmud, hieß es, war das Dentmal eines Liebhabers ihrem Parfüm, fie schwamm sozusagen in Trejur" ihren Hunden... Plöglich platzte es aus ihm ,, Dolores, glaubst du, Donna Christina Isabella ließe fich dazu bewegen, die Aragona in Audienz zu empfangen?"
heraus:
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Dolores zog die Augenbrauen spit hoch:
,, Was in aller Welt will diese Person bei Donna Chriftina Isabella?"
Nachträglich bereute sie den Ausdrud: diese Berson. Das war nicht überlegen. Aber Miguels Begeisterung irritierte sie.
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Miguel erklärte ganz sprunghaft, daß die Aragona das einzige Bestreben hätte, vor dem heiligen Vater im Vatikan singen zu dürfen. Trog ihrer scheinbaren Lasterhaftigkeit( übrigens nur ein Geschäftstrick) war sie fanatisch fromm und Klammerte sich an ihren Kinderglauben. Was man auch über fie fagen könnte, die Seele, betonte sie, wäre stets rein verblieben, und nur einmal hätte sie über das ungerechte Schicksal geweint, nämlich als die Geistlichkeit Mailands gegen einen Gesang von ihr protestiert und ihn gotteslästerlich genannt hatte. Gerade in diesem Lied von einem kleinen Mädchen aus einer Hafenkneipe, die der Madonna Blumen bringt fehrte sie ihr Innerftes nach außen, und es schmerzte sie, daß man sie deswegen von der Kanzel in den Bann tat. Nun wollte sie es den Bapst selbst hören laffen. Nur er fonnte hier entscheiden. Und da ihr Umgang sie bisher nicht in den Kreis der Kardinale geführt hatte, benutzte sie die Gelegenheit, sich Rom durch Donna Christina hatte großen Einfluß auf das heilige Kollegium. Der Papst Isabella zu nähern. Donna Christina Isabella das mußten hatte ihr die Tugendroje übersandt.
" Ich soll Graf Altieri im Restaurant vom Grand Hotel treffen... alle er will mich La bella Aragona vorstellen."
,, Der Sängerin?"
,, Findest du das anstößig?"
,, Lieber Miguel, ich bin nicht dein Kindermädchen. Aber ich verstehe nicht, wie man für zwanzig Lire Kavalier bei La bella Aragona spielen tann.
,, Für die Garderobe. Graf Altieri zahlt das Frühſtüd." Dolores nahm einen Schein aus einem abgenutzten Porteeinem abgenutzten Portemonnaie.
,, Bitte! Obwohl ich dir nicht so viel Geld geben dürfte.. heute sind die Zeitungen nicht gelommen, weil das Abonnement nicht erneuert worden ist. Und all die Briefe, die dort unfrantiert liegen
,, Du legft ja immer aus. Du finanzierst die rechtmäßige Regierung von Silvanien. Haha!"
Miguel lachte gezwungen. Während Dolores ganz ruhig fagte: ,, Einer muß es ja tun."
,, Daß mir diesen Selbstbetrug immer noch fortsetzen! Daß Don Fernando es will, daß du es willst, daß ich es will
Für Don Fernando ist die Illusion, daß er Silvanien regiert, der Sinn des ganzen Daseins. Sein Leben und wohl schließlich
auch mein Leben, dein Leben..."
,, Mein Leben, nein, dante! Mein Leben ist das Leben der lebendigen Menschen! Ich hasse diese tote Stadt. Ach, wenn man doch wegkommen fönnte, selbst wenn es im Gefolge von La bella Aragona wäre. Paris die Riviera... die Welt!" Er sah auf seine Armbanduhr:
,, Aber ich muß mich beeilen! By, by, Dolores!" Ruderschläge verkündeten, daß er sich fortrudern ließ. Dolores fühlte einen Seufzer aufsteigen, aber sie unterdrückte ihn.
"
II.
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Die Aemter und Hofchargen alle unbesoldet- wurden von Don Fernando unter die immer weniger werdenden überlebenden Fernandisten verteilt die, mit Funktionen überbürdet, selbst faum wußten, welche Titel jie trugen. Dolores hatte den Titel ihrer Mutter als Ehrendame bei Ihrer Majestät der Königin geerbt. Ferner war sie Geheimer Kabinettssekretär bei Seiner Majestät, Chef der königlichen Zivilliste und Ministerialdirektor im Ministerum des Aeußeren. Der Herzog von Campoamor, Miguels Bater, war Oberhofmarschall und Präsident des Staatsrats, die Herzogin nahm die Pflichten einer Grande Maitresse de la Cour wahr, und Miguel selbst fonnte auf seine Visitenkarte setzen er tat es aber zu Don Fernandos Aerger nicht Kammerherr, Chef des Marstalls( wozu die alte Gondel gehörte), sowie Minister der schönen Künste. Diese lezte Beschäftigung war jogar als besondere Aufmerksamkeit seitens des Fürsten gedacht: Don Fernando wußte ja, daß er gerne mit den Damen vom Theater verkehrte.
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Dolores bekleidete das Amt des Chefs der Zivilliste hauptsächlich deswegen, weil sie anscheinend als einzige in dem Kreise Geld hatte. Niemand war natürlich so unfein, direkt von Geld zu sprechen. Aber es gab gewiß Kleine Ausgaben, die sich selbst bei äußerster Sparfamfeit nicht vermeiden ließen, u. a. das Porto für den sehr umfangreichen Briefwechsel, aber Don Fernando legte die Briefe bloß auf den Tisch seines Geheimen Kabinettssekretärs... und nach einem stillen Uebereinkommen frantierte Dolores sie.
Niemand wagte sie zu fragen, wie sie das Geld beschaffte In Wirklichkeit wurde es durch harte Arbeit verdient. Wenn Dolores als Geheimer Kabinettssekretär die Post des Tages erledigt, und ihn damit sanft eingeschläfert, was ihr als Ministerialdirektor den politischen Leitartikel des„ Temps" Seiner Majestät vorgelesen im Ministerium des Aeußeren oblag, in dem blauen Salon geknigt und nach dem Befinden Ihrer Majestät gefragt hatte, verließ fie in der alten Gondel den Palazzo Loredan und fuhr nach der Piazetta hinüber. Dort ging fie an Land und verschwand. Ihr Dasein während des übrigen Tages blieb für Don Fernando und seinen Hofstaat ein Rätsel. Die Portiers im Hotel Danieli",„ Grand Hotel" und ,, Europe " wußten ausgezeichnet, daß ,, Signorina Altavilla" Unterricht im Italienischen an Ausländer erteilte, und sie empfahlen sie gerne, denn sie sah gut aus und räumte ihnen reich lich Prozente ein. Manchmal half sie Amerikanerinnen Einfäufe von Murano - Spizen und Schildpatt in den Geschäften am Markusplak machen. Dagegen ließ fie fich nicht gerne darauf ein, Führer in den Kirchen zu sein. Sie fürchtete Donna Christina Isabella zu treffen, welche jetzt, nachdem der eigene Beichtvater des Hofes Tindisch geworden war, jeden Tag die Messe an einer anderen Stelle härte
III.
Eine Gondel näherte sich. Dolores hörte das Blätschern, und einen Augenblid später stürmte Miguel herein. Er war etwas rot von den vielen Cocktails. Zuerst begann er atemlos von Sa bella
IV.
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Dolores lächelte bloß über Miguels naive Begeisterung, und um, die darauffolgende, etwas peinliche Bause zu beenden, sprang Miguel fopfüber in ein anderes Thema:
Hast du gesehen, Dolores, zu Hause in Silvanien find Unruhen ausgebrochen!"
Obwohl keiner von ihnen jemals in Silvanien gewesen war, sagten doch beide immer: zu Hause.
,, Unruhen... woher weißt du...?"
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"
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,, Die Mittagsausgabe des ,, Corriere ". Großes Telegramm auf der ersten Seite mit Revolution und so... Ich kam nicht dazu, genau zu lesen. Die Aragona sprach die ganze Zeit." ,, Aber warum hast du keine Zeitung getauft? Ich habe dir doch gegeben ,, Ausgegeben. Ich mußte für die Aragona Zigaretten faufen." Wir müssen es Don Fernando sagen... fofort!" Auf dem Wege durch die Vorhalle gab Dolores dem Gondoliere Geld für Beitungen. Sie selbst stieg mit Miguel die pruntvolle Treppe unter den Fresken Pietro Longhis hinauf. Auf dem Absatz saß ein uralter Lakai und schlief. Es war Gonzola, der in seiner gebrechlichen Person alle untergeordneten Hoffunktionen vom Gilberfämmerer bis zum Läufer vereinte.. trogdem er vor Alter faum gehen konnte! Dolores weckte ihn sanft, und er glitt durch die Türspalte wie ein Schatten... hinein, um fie feierlich bei Don Fernando zu melden.
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V.
Silvaniens Thronprätendent, der 49 Jahre im Eril verbracht hatte stand vor einem zersprungenen Spiegel er war jetzt 67 in dem großen Saal mit Bergamascos' Ramin und Tipolos Decengemälde. Man störte ihn beim Einstudieren heroischer Stellungen. Ein langes Leben des Wartens hatte er fich täglich vor dem Spiegel darauf eingeübt, vor das Volk in einer Haltung zu treten, die an die Standbilder seiner tapferen und begabten Vorfahren auf den Plägen fich gegen die jungen Leute: in Silvaniens weißen Städten erinnerte. Aergerlich wandte er
,, Neues von Wichtigkeit?"
Dolores erzählte von den Unruhen in Silvanien. Man hatte noch feine Einzelheiten, aber große Dinge schienen im Werden zu sein. Don Fernando hörte sie an, während er die Stellung einnahm, in der sein Ururgroßvater, der große Reorganisator, vor Silvaniens Parlamentsgebäude verewigt war. Dann sagte er, und feine Stimme hatte einen leicht zurechtweisenden Klang:
Beilage
des Vorwärts
daran gewöhnt, links zu gehen. Das lag ihnen im Blut. Und jetzt war also die Revolution eine Tatsache. Der junge König telegraphierte aus dem Hotel Negresco" in Nizza , daß er leider nicht sofort nach Hause tommen tönne. Er trainierte gerade für die Schlußrunde im Tennis, wo er im Gemischten Doppel mit Suzanne Lenglen als Partnerin spielen sollte..
Die Revolutionsregierung telegraphierte zurüd, der König tönnte bleiben, wo er war, und sein Training fortsetzen: Er şei abgesetzt! Zuerst wollte man die Republik ausrufen, aber da Gilvaniens Bauern sich nun einmal an die Monarchie gewöhnt hatten und absolut nicht geneigt waren, etwas Neues zu probieren, verfiel man auf Don Fernando. Er sollte so ein netter, junger Mann sein, sagten die Alten im Lande. Sie hatten ihn noch als den Achtzehnjährigen in der Erinnerung. ( Schluß folgt.)
Hans Rabe stieg die zweiundneunzig Stufen zum Dachgeschoß des Hauses Kurze Straße 3-5 hinauf und trat durch die schwere eiserne Tür in den Bodenraum. Der Fußboden war mit 3ement ausgegossen, und die Wände mit ihren Klappfenstern standen schräg Die Ausstattung des Raumes bestand aus etwa einem halben Duzend Feldbetten und einigen großen Wandregalen für Bücher und Zeitschriften. Auch ein grüner Gartentisch mit zwei Stühlen war vorhanden. Und in der Mitte stand auf einer hochgestellten Margarinerifte ein Spiritusfocher. Diesen Bodenraum hatte der Berliner Lehrerverein als Asyl für obdachlose Junglehrer zur Verfügung ge= stellt. Als Hans Rabe eintrat, war einer von ihnen gerade dabei, ein lila fariertes Oberhemd mit Hilfe von grüner Seife und HandBaar Soden hingen bereits über einer Schnur zum Trocknen da. bürste in einer Waschschüssel zu reinigen. Ein blaugestreiftes und ein Hans trat neben seinen Kameraden. Haben wir noch etwas EßKopf. Wir müssen auf Fritz warten, vielleicht bringt er etwas bares da?" fragte er nach einer Weile. Der andere schüttelte den
mit.
"
Bu rauchen auch nichts?" ,, Sieh mal in meiner rechten Rocktasche nach"- eine Bewegung mit dem Kopf zum Kleiderständer, da wird sich noch eine halbe Zigarette finden." Hans bolte sie und legte sich rauchend aufs Bett.
Nachdem etwa zwanzig Minuten vergangen waren, kam Fritz Graap. Er hatte ein Brot unterm Arm und eine Tüte, aus der er Katao, Zucker und eine Büchse kondensierter Milch hervor holte. Sofort wurden die beiden anderen munter. Hans Rabe ging zum Spirituskocher und machte sich daran, einen Rakao zu bereiten. Als sie hernach beim Essen waren, fragten sie Friß, woher er das Geld zum Einkauf befommen hätte. Der aber schwieg.( Erst ein paar Wochen später erzählte er so ganz nebenbei, wie es seine Art war, daß er damals seinen Cutaway ins Leihhaus getragen hätte.) Was meint ihr," fragte Frig, als die Mahlzeit beendet war ,,, ob ich wieder mal ein Gesuch an die Regierung schreiben soll? Man muß den Herren doch dauernd auf der Pelle fizen, wenn man eine Anstellung haben will." Er wartete eine Antwort der beiden anderen nicht ab, sondern setzte sich gleich an den grünen Gartentisch. Auch vergaß er nicht, zuvor eine Decke auf den Stuhl zu legen, um die Hose zu schonen.„ Viel Glück," bemerkte endlich Hans Rabe ironisch. Unterlaß es ja nicht, hinzuzufügen, daß du dich in Hauptsache von Geldborgen ernährst und bald auf die Mildtätigkeit deiner Mitmenschen angewiesen sein wirft." Dann verließ er das Asyl, während der dritte, Franz Becker, sich seiner Socken erbarmte.
Hans Rabe schritt über den Alexanderplatz . Alle fünf Schritte stand hier ein Mensch, der den Vorübergehenden ins Ohr brüllte: ,, Die neuesten Lieder und Schlager, nur zehn Pfennig!"- ,, leber hundert der neuesten Berliner Wige, nur einen Groschen!" Hans während einer ganzen Viertelstunde fand sich kein Käufer. wartete, ob jemand von ihnen etwas verkaufen würde. Aber ,, Wovon
Aber dann fiel ihm das eigene Dasein ein. Ich lebe ja auch und leben diese Leute?" dachte er. Wie find folche Existenzen möglich?" habe nicht einmal eine solch fümmerliche Beschäftigung wie sie." Er ging weiter, in die Königstraße hinein. Es begann zu dämmern. Die Straßenlampen und Reklamelichter flammten auf. Autos und Straßenbahnen rasten auf dem Fahrdamm vorüber, und auf den Bürgersteigen hastete die Menge dahin. Die Schar derer, die es empfand sich als Fremdkörper in dieser Masse. Als eine sehenswerte immer und ewig eilig hatten, der immer Geschäftigen. Hans
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Kuriosität: der Mann, der Zeit hatte! Wenn er sich ein Schild umhängen und darauf schreiben würde: Beit ist Geld! Ich habe Zeit! Bitte, gib mir Geld für meine Zeit!" ob ihm das vielleicht ein Filmengagement einbringen würde oder sonst etwas? Dann stand er eine Weile vor der Buchhandlung gegenüber dem Rathaus. Gehatte er für eine Stunde wenigstens an etwas anderes zu denken Worten über Inhalt und Problemstellung berichtet wurde. als an den Erwerb des nächsten Mittagessens.
,, Warum habe ich heute feinen politischen Vortrag bekommen? richten einzuholen. Vorläufig wünsche ich allein zu sein. Ich muß Wo sind die Zeitungen? Sie werden gebeten, möglichst viel Nachwissenhaft studierte er die Umschläge der Bücher, auf denen in furzen das reiflich überdenken."
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Nun
Mittlerweile war der Junglehrer auf seinem Gang bis in die Friedrichstraße gekommen. Er blickte in die Fenster der hell erleuch Eine Gruppe jedoch fesselte seinen Blid länger. 3wei Paare hatten teten Cafés hinein. Gleichgültig schaute er über die Besucher hinweg. an dem Tisch zunächst der großen Spiegelscheibe Platz genommen. Männer aber zeigten schlaffe, übersättigte Gefichtszüge. Ihr Auge Die beiden Frauen schön, mit weichen, schlanken Gliedern. Die blickte stumpf und blasiert, was auch das eingeklemmte Monofel nicht verbergen fonnte. Doch diese Eleganz der Kleidung verriet eine wohlgefüllte Brieftasche. ,, Das einzig Positive bei dieser Art
Er sah bedrückt aus, denn allmählich hatte er sich das Denken abgewöhnt. Wenn er zu Dolores Sie sagte Sie-, meinte er den Ministerialdirektor im Ministerium des recht und schlecht und Aeußeren. Jedesmal, wenn er sie in Donna Christina Isabellas Salon traf, titulierte er sie Ihre Hoheit... denn dort war sie die Ehrendame, der einzige noch lebende Bertreter des Geschlechts der Herzöge von Altavilla . Dolores eilte in die Kanzlei, um zu sehen, ob der Gondoliere die Zeitungen gebracht hatte. Sie lagen an dem gewöhnlichen Plaz, und während Miguel, den das Ganze nichts anzugehen schien er dachte daran, fortzukommen, denn er hatte La bella Aragona versprochen, bei ihr Tee zu trinken eifrig die sensationell aufgemachten Telegramme zu lesen. den Fensterrahmen lehnte und eine Zigarette anzündete, begann sie Mensch," dachte Hans." Allerdings auch das, worauf es am meisten
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Die Situation in Silvanien schien die zu sein:
sich an
Der regierende Fürst, ein schöner und liebenswürdiger junger Mann, interessierte sich nur für Sport und fand daher sehr wenig Gelegenheit, seine Person mit dem Wohl und Wehe des Landes zu befassen.
solange man ihm seine Apanage bezahlte, konnte Silvanien sich Zu Hause im eigenen Lande war er fast nie, und seinetwegen so einrichten, wie es wollte. Eine Offiziersclique hatte die Macht an sich gerissen und das Parlament nach Hause geschickt. Sie regierte diftatorisch mit einem General an der Spitze. Alles ging ausgezeichnet, bis der Diktator von einem unbezähmbaren Reformdrang ergriffen wurde. Der Tropfen, der den Becher zum Heberlaufen brachte, war eine Verfügung, fünftig rechts statt wie bisher links zu fahren. Der Diktator handelte unter dem Einfluß internationaler Automobilorganisationen. Das Ganze schien ihm eine Bagatelle zu sein, die man mit einem Federstrich erledigen fonnte. Er vergaß aber mit dem Starrfinn der Bevölkerung zu rechnen. Reine Macht der Welt auch nicht eine Militärclique!- könnte Silvaniens Bauern dazu bewegen, rechts zu fahren. Selbft wenn die Menschen nicht protestierten, würden es doch die Maultiere tun. Tausend Jahre, vielleicht noch länger, maren die Maultiere
antommt," fügte er hinzu. Ihm fiel jener Sonntag ein, an dem er am Müggelsee ein Stück Weges hinter zwei blonden, lustigen Mädeln hergegangen war. umgeblickt und wären gewiß nicht abgeneigt gewesen, den Tag mit ihm zu verbringen. Aber was sollte er tun? Er hatte nur noch Sie hatten sich ein paarmal nach im nächsten Wegkreuzung war er seitwärts abgebogen. Und die Stundie dreißig Pfennig für die Rückfahrt in der Tasche und hätte nicht einmal für sich selbst eine Tasse Kaffee bezahlen können. An der spannung eine seelische Depression beschert. Eine sinnlose But überden draußen hatten ihm statt der erhofften Erholung und Entfam ihn bei dieser Erinnerung. Die Scheibe zertrümmern und die beiden Männchen da in die Gosse zerren! Aber ebenso schnell, wie die Erregung gekommen war, sezte auch die Reaktion ein. Hans wie von schwerer Arbeit in sein Asyl im Dachgeschoß zurück, Rabe wandte sich um, kniff die Lippen zusammen und ging mi
Konstantinopels Bevölkerung. Nach der Volkszählung von Ende 1927 hat Konstantinopel 690 735 Einwohner. Davon sind 625 400 3046 Gerben, 2475 Briten , 2245 Franzosen, 1387 Deutsche , 1355 Türfen, 25 419 Griechen, 7190 Italiener, 5647 Russen, 3470 Bulgaren ,
ist also nach wie vor von recht bunter Mischung. Albaner und 13 101 von anderen Nationalitäten. Die Bevölker