Einzelbild herunterladen
 

Das Gericht ohne Dolmetscher.

Unverständlichkeiten im Orlow- Prozeß.

Seit Jahren treiben die internationalen politischen Brunnen­vergifter ihr Unwesen. Einem Dolchstoß in den Rücken der eng­lischen Arbeiterpartei tam der gefälschte Sinowiew- Brief kurz vor den Parlamentswahlen von 1924 gleich. Gefälschte Doku­mente drohten die Bemühungen der amerikanischen   Senatoren Borah und Norris, Beziehungen zwischen Sowjetrußland und Amerika   anzubahnen, zu untergraben. In Italien  , Frankreich  , Belgien  , Rumänien   tauchten immer wieder Fabrikate russischer Dokumentenfälscher auf. Drugilowffi wurde seinerzeit in Berlin  verhaftet und wieder entlassen er soll später in Rußland   erschossen worden sein; in Paris   erschienen fürzlich drei Dokumentenfäscher vor Gericht; sie hatten ihre Erzeugnisse auch der dortigen Sowjetvertretung angeboten und waren von dieser zur Anzeige gebracht worden. Die Hauptpersonen des Fälschungs konzerns in Paris   und in Berlin   blieben aber stets ungeschoren.

-

Endlich ist es nun gelungen, einem Teil dieser Schädlinge auf die Spur zu kommen. Die Berliner   Polizei hat in Orlow und Pawlonowifi einen guten Fang gemacht. Ihr Prozeß verfpracy zu einer politischen Angelegenheit von internatio nalem Ausmaß zu werden; nun sollte endlich in die weiß­gardistischen und vielleicht auch in die sowjetistischen Spio­nagenester hineingeleuchtet werden. Aber was zeigte der erste Tag des Drlow- Prozesses? Daß die Beleuchtung dieser Zustände abgewürgt werden soll.

Der Angeklagte Drlom will ausführlich über die Organisation der Sowjetnachrichtenzentrale erzählen; will erflären, wie er seinen Nachrichtendienst jenem angepaßt hat; ob er dem Gericht nur lautere Wahrheit gesagt hätte, kann dahingestellt bleiben jedenfalls hat

-

er etwas zu erzählen. Und es unterliegt feinem Zweifel, daß die ihm zur Last gelegten Handlungen nur einen ganz fleinen Ausschnitt aus seiner Gesamttätigkeit darstellen. Der Vor­sigende erklärt aber: Das interessiert uns nicht, das Gericht will nur wiffen: Haben Sie Dokumente gefäscht und haben Sie dafür Geld bekommen?

Das mag für den Paragraphen im Strafgesetzbuch genügen, die Deffentlichkeit will aber noch ganz anderes wissen.

Wie wenig Verständnis die Prozeßleitung für die eminente Bedeutung dieses Prozesses hat, der an Interesse das meiste in Moabit   seit langem erlebte, übertrifft, beweist auch die Tatsache, wie schlecht für die Presse gesorgt worden ist. Die paar Tische reichen nicht aus; die Berichterstatter waren gezwungen, entweder Plätze im Zuhörerraum einzunehmen oder sich ihrer Knie als Tische zu bedienen. Schließlich tam alles durcheinander: Regierungsvertreter, Sachverständige, Pressevertreter. War es etwa Absicht, diesen großen Prozeß in dem fleinen Saal sich abspielen zu laffen?

Schließlich die Dolmetscher! Der bereidigte, Dom Gericht bestellte Dolmetscher fonnte weder pollfommen Russisch, noch vollkommen Deutsch  . Schriftftücke zu über­setzen war er überhaupt nicht imstande. Dazu war er offensichtlich frant und in der Hauptsache damit beschäftigt, sein frankes, tränendes Auge trocken zu wischen. Die Fragen des Vorsitzenden, die Ant­worten oder Erklärungen der Angeklagten konnte er deshalb nur ungenügend verdolmetschen. Das führte schließlich dazu, daß der Sachverständige, Herr v. Boß, troß Einspruchs des Staats­anwaltes, sich immer wieder versucht fühlte, einzuspringen und dabei weniger Uebersehungen als Erläuterungen zu den Aussagen der An­geflagten gab. Als er dann selbst als Dolmetscher ver­eidigt wurde, verfiel auch er bald in den Fehler des ersten Dol­metschers. Nun begannen die Herren einander zu forrigieren. In einem Falle griff selbst das Publikum ein, und der Vorsitzende saß, angesichts so vieler Helfer, völlig hilflos da.

Gibt es denn keine Dolmetscher mehr in Berlin  ? Der gericht liche Dolmetscher hat die Pflicht, Schlag auf Schlag, Satz für Sah, die Fragen des Vorsitzenden und die Antworten und. Erklärungen des Angeklagten zu übersetzen. Insbesondere in einer so wichtigen Berhandlung wie dieser bedarf es eines redegewandten und intelligenten Menschen, der gleich gut beide Sprachen beherrscht. Der Prozeß Orlow Bawlonowsti hat eben erst begonnen. Es ist noch nicht allzuviel versäumt worden. Der Prozeß darf nicht in bloßen Tatbestandsfeststellungen verrieseln. Die politische Deffentlichkeit würde der deutschen Justiz Dank wissen, wenn sie das unheimliche politische Nachrichten" oder Spionage­net so gründlich durchleuchtet, daß es nicht wieder dunkel genug für seine Forteristenz werden könnte.

"

Trüber Ferienbeginn.

Drei Ausstellungen.

Ererbtes Talent; Deutsche   Landschaften; Moderne Graphik.

|

Eine hübsche Idee führt die Kunsttammer Wasservogel in der Richter fehlt hier nicht; wegen seines Vaters Robert, der Arzt Leipziger Straße   durch:" Ererbtes Talent" zu zeigen, d. h. und Maler zugleich ist. nicht bloß Söhne und Töchter von bildenden Künstlern, wie die Familie Lepsius, Otto Higberger, der Bildhauer ist wie sein gleichnamiger Vater( und auch ungefähr seinen Stil geerbt hat). die beiden Töchter Ludwig Bartnings, Ursula und Esther, die man ebenfalls nicht sehr weit vom Stanım seiner zarten und be­stimmten Blumen- und Landschaftsmalerei wiederfindet. Sondern auch Großnichten, Söhne, Neffen und sonstige Cognaten von Dichtern, Musikern und sonstwie schöpferisch begabten Menschen, wobei manchmal noch der große Batersname als Träger des Re- scher Lande ist keineswegs bloß eine Darbietung farbiger Reise­spekts schirmend sich aufbaut: Moriz Heimann, Gerhard Haupt­ mann  , Morse  ( der Telegraphenerjinder war im Hauptberuf Maler), Julius Hart   und Albert Einstein   oft aber schon die vorhandene löst, den man mit dem verwandtschaftlichen Namen verbindet. Leistung sich als etwas ganz Selbständiges von dem Begriff völlig

1

Diese Fälle allein sind es, die die Ausstellung interessant machen und rechtfertigen, und die im Grunde damit zugleich ihren Ginn verkehren. Denn eigentlich erwartet man einen sichtbaren Zusammen hang zwischen dem väterlichen Namen und dem Talent des Erben; 3. B. könnte man die Dynastien Bartning  , Lipfius, Hizberger, Augenschein von einer heimlichen Blutgemeinschaft zwischen dem Lederer usw. in Paralleldarbietungen studieren, oder aber sich durch Dichter Gerhart und dem Maler Joo Hauptmann, dem großen Physiker Albert und der Bastlerin Margot Einstein, die ganz lustige Figuren aus Wachs fnetet, überzeugen wollen. Aber leider ist damit beim besten Willen nichts anzufangen; die Idee ist eben nur eine Idee, unsinnlich und journalistisch, und sie stammt auch von dem Journalisten Joe Jaretti. Auf dem sozusagen darwinisti­schen Gebiet der Abstammungsveranschaulichung ist alles purer Bu­fall und Zusammenhanglosigkeit, und man darf sich nur freuen, einige interessante Bekanntschaften zu machen oder zu erneuern.

Da ist vor allem das fabelhafte Maltalent von Annot  ( das Imit dem ihres Großoheims Menzel nicht das Allergeringste zu tun hat), da ist die noble und versprechende Landschaftskunst von Hans Kraus, dem Sohn des Bildhauers; die höchftkultivierte Porträt malerei von Raffaelo Bufoni, voll blendender Feinheiten, die ruhige Sachlichkeit der Porträts und Stilleben von Manfred Hirzel, schöne Landschaften der Tochter von Alice Berend  , der Dichterin: Carlotta Jörnsson- Berend, und sehr mon­däne und schicke Bildnisse aus der diplomatischen Gesellschaft von Ilse Josty; auch der abseitige und altmodisch- geistreiche Erit

Wochenend- Chen.

UZ.  - Kurfürstendamm  .

Zuerst die Feststellung, daß sich das Niveau des englischen Films immer mehr hebt. Die Darsteller spielen nicht für die Groß­aufnahme, ftilifieren sich feineswegs auf einen bestimmten Typ, der augenblicklich eine Hochtonjunttur erlebt, sondern sie bemühen sich um eine ungefünftelte, natürliche Haltung; selbst die Frauen haben hin und wieder den Mut, häßlich zu sein. Es entsteht also ein Lustspiel, das in seinem realistischen gedämpften Stil an ameri­tanische Komödien, von Lubitsch, D'Arrast und der Lubitsch- Epi­gonen inszeniert, entfernt erinnert. Allerdings legt der Regiffeur Harry Lachman   mehr Wert auf der rein dekorativen Rahmen als die Amerikaner. Und dieses Moment wirkt störend.

Lachyman will die Atmospäre luxuriösen Lebens geben, die Atmosphäre eines Reichtums, der nicht erarbeitet, der ererbt worden ist. Die Menschen jedoch stehen im Berufsleben. Hier klafft ein Riß, der übrigens bei den Engländern weniger peinlich berührt als im deutschen Durchschnittsfilm. Manches ist zu weit, zu liebevoll ausgesponnen, Filmmige aus Urväterzeit sollen galvanisiert werden. Konzentration würde dem Film wenig schaden.

Trotzdem vergißt man diese Mängel über die Darstellung und Regie. Und man übersieht beinahe, daß die Handlung in unzäh­ligen Variationen bereits vorliegt. Ehepaare, die sich trennen, so um die Ferien herum und dann doch einsehen, daß sie am besten zueinander passen, wurden schon gezeigt, als der Film noch gar nicht geboren war. Wäre das Manuskript origineller, dann könnte man wirklich von einem erstklassigen Film sprechen.

Neben Thomas George Gee, der Benson und Brody wirkt Monty Banks   in diesem Bersuch zu einem Kammerspiel zu über. laut und zu grotest. F.S.

Die Reisenden drängen sich noch nicht auf den Bahnhöfen. Um heutigen ersten Ferientag geht es auf den Bahnhöfen merk­würdig still zu. Der große Ansturm der Reisenden, der sich sonst auf diesen Termin zu fonzentrieren pflegt und auf Straßen und die Bahnhöfen ein lebensgefährliches Gedränge entfaltet, hat sich dies­mal nicht eingestellt. Am Stettiner Bahnhof war der mor­gendliche Bäderzug wohl gut besetzt, aber lange nicht überfüllt; am Bahnhof Friedrichstraße ist es ganz still, allerdings erwartet man zu dem abendlichen Insterburger Sonderzug ein leb­hafteres Reisebild. Am Anhalter Bahnhof   erreichte der Ver. fehr bis in die ersten Vormittagsstunden taum das normale tägliche Mag. Ob das trübe Wetter die Reiselust verscheuchte, oder ob es die Fahrpreiserhöhung war? Einzig die Reisebureaus auf den Bahnhöfen wimmeln von Auskunftheifchenden, die in Riefen­schlangen anstehen. Hier hat es aber mehr den Anschein, als ob es fich um Bergnügungsreifende, mit längerem Fahrziel, weniger um Familien mit ihren Kindern handelt.

Aufruhr im Junggesellenheim."

Capitol.

Bor Jahren war es fast in allen Lichtspieltheatern Brauch, sich Hochsommerzeit mit amerikanischen   Grotesken zu vertreiben. Den Kampf gegen die Hige braucht man augenblicklich nicht zu führen, aber der Kampf gegen die sommerliche Flaute bleibt trotzdem bestehen. Gegenwärtig versucht man es mit deutscher   Lustigkeit, die anderer Art ist, als die amerikanische. Die Deutschen   wagen sich nie an eine Groteste, sie spielen Inhalt und nimmer auf Tempo. Also, Beef und Steat, zwei arme Junggesellen, die die Allüren ganz großer Lebemänner haben, tommen auf alle möglichen Ideen, um sich Geld zu verschaffen. Sie erfinden sogar ein uneheliches Kind, damit es für sie zur Einnahmequelle wird. Als der Schwindel end­lich rauskommt, da wird das Ende dennoch gut, weil der falsche Bater sein Kind einfach heiratet. Manfred No a ist ein durchschnitt­lich guter Regisseur, der diesmal mit brolligen geborgten und eigenen Einfällen die Lacher auf seine Seite zwingt. Die lustigen Insgesamt haben gestern 12 Borzüge, 2 Kinderfonderzüge Strolche im Gesellschaftsanzug spielen Siegfried Arno   und Kurt und 3 Ferienfonderzüge Berlin   verlassen. Haupt- und Vorzüge Gerron  . Sie sind vorzüglich in ihren Rollen, wenn sie auch oft waren bis zu 90 Prozent besetzt. Nach ihrer Erfahrung rechnet ein wenig aufdringlich mit ihrem Können brillieren. Ganz ent die Reichsbahn damit, daß am Mittwoch der Hauptzückend ist die jugendfrische Käthe von Nagy   als untergeschobenes ansturm auf die Bahnhöfe einsetzt. Man glaubt, daß das Kind. Trude Hesterberg   ist eine feffe Witwe, Adele Sandrod augenblicklich herrschende trübe Better die Reiselust der Berliner   eine der ultigsten Erbianten, die man jemals gesehen hat, und Albert nur memg beeinflussen wird, zumal die Mehrzahl der Ferienreisen Paulig bewährt sich als ihr würdiger Bruder. Yvette Darnys den in ihren Aufenthaltsorten Abmachungen getroffen haben und soll laut Programm eine luftige Ehefrau spielen, sie trägt jedoch nur deshalb in den meisten Fällen an bestimmte Termine gebunden hypermoderne Kleider. Angelo Ferrari   fommt leider überhaupt find. Um Donnerstag und Freitag wird mit einem taum über das nicht zur Geltung. Das Bublitum nahm das anspruchslose Lustspiel normale Maß hinausgehenden Reiseverkehr gerechnet, am Sonn- sehr lach und beifallsfreudig auf. abend wird die legte große Welle der Ferienreifenden erwartet.

Haussuchung bei der Roten Jahne". In den Redaktions­räumen der Berliner Roten Fahne" wurde am Montag ge­haussucht. Der Polizei fiel nach den Mitteilungen des tommunifti­schen Blattes lediglich völlig belanglofes Material in die Hände" Angeblich erfolgte die Haussuchung im Zusammenhang mit der vor wenigen Tagen erfolgten Berhaftung zweier Redakteure der Roten Fahne".

Zwei Vorstellungen am Abend.

e. b.

Verschiedene Berliner   Bühnen haben auch in der vergangenen Saison den Versuch unternommen, eine zweite Abendvorstellung einzuführen, und zwar bisher meist nur in Form der Nachtvor­stellungen. Jetzt beginnt man sich aber auch allgemein nicht nur von seiten der Bühnenleiter, sondern auch von seiten der Verkehrs­

Der Verein Berliner Künstler hat nicht genug an seiner vor­züglichen Uebersicht über 100 Jahre Berliner   Kunst im Moabiter  Ausstellungspart; er veranstaltet jegt auch im Künstlerhaus, Bellevue­straße, eine Schau Deutsche Städtebilder und Land­fchaften". Man hat sich diesesmal mit einer fleinen Auslese von 140 Bildern begnügt nebst einer sehr sehenswerten Auswahl großer Photographien, die die Reichsbahnzentrale für den Deutschen   Reise­verkehr RWB." beigesteuert hat. Die Ausstellung der Maler deut­prospekte. Es gibt eine tüchtige Anzahl guter Kunstwerke darunter, und überhaupt ist zu erkennen, daß echter Kunstwert und land­schaftliche Schönheit der Darstellung durchaus nicht immer sich aus­zuschließen brauchen; oder daß man langweilige Landschaften bevor zugen muß, um gute Kunstwerke hervorzubringen, wie das fast aus­nahmslos bei den großen französischen   Meistern zu bemerken ist. Die besten Deutschen   bringen die Bereinigung guter Malerei und interessanter Gegenstände durchaus zustande. Beweise: der ganz herrliche Walchensee von L. Corinth  , die ernsthaft als Raum- und Farbenprobleme genommenen Motive von Bassau und dem Boden­ see   von May Kaus, das bezaubernde Erfurtbildchen von Fuhr, der schön und mild gemalte märkische See von Bató, Lesser Urys großartig einfache Rheinlandschaft, von Georg Schrimpf  zwei oberbayerische Seenbilder, die das Beste alter deutscher Tra­dition mit neuer Empfindung erfüllen, und die wunderbaren Groß­miniaturen des Schwaben   H. Hörner, dem das Dächergewirr der Städte nicht den Blick für die große Raumeinheit verwirrt. Auch Sedendorf, Dettmann. Franz Lent( der so etwas wie ein moderner C. D. Friedrich zu werden verspricht), R. Jacobi, Thoms, Agthe, Ph. Frank dürfen nicht ver­geffen werden, wenn von der Uebertragung landschaftlicher Raum­form in malerische Werte die Rede ist.

Die Moderne Galerie Wertheim zeigt eine ausgezeichnete Aus­wahl deutscher   Graphit aus der Gegenwart; eine feine, aber mit großer Kenntnis und Geschmack zusammengebrachte Kollektion von Nolde  , Kandinsky  , Hedel, Schmidt- Rottluff  , Feininger  , Bedmann, Hofer u. a., die zum großen Teil frühe und seltene Blätter enthält, darunter solche aus den Brücke­Mappen um 1910 und andere, die man kaum je mehr zu sehen be­tommt, und die diese Bahnbrecher der neuen Kunst von ihrer stärksten Seite zeigen Dr. Paul F. Schmidt.

industrie und verschiedener Wirtschaftskreise für eine regelmäßige zweite Abendvorstellung zu interessieren. Eine dieser Tage veran-. staltete Umfrage bei den Berliner   Bühnenleitern, die den Beginn der Abendvorstellung zum Gegenstand hatte, fommt zu dem Schluß, daß an und für sich ein späterer Beginn der Theater vorstellungen wünschenswert wäre. Den gleichen Standpunft nimmt schon seit längerer Zeit auch der Berliner   City- Ausschuß ein, allerdings mit dem Untergedanken, daß man der typischen Berliner   Abendvor stellung eine zweite Borstellung vorausschicken müsse, deren Beginn etwa zwischen 6 und 7 Uhr anzusehen wäre, und die in der Haupt­fache dem fremden Publikum dienen soll. Anregungen zu solchen Borstellungen sind verschiedentlich von denjenigen Theatern, die in der City gelegen find, ergangen. Es sind auch bereits Besprechungen darüber aufgenommen worden, für diese Vorstellungen in den Zentren der Fremdenindustrie, wie den großen Hotels u. a., be­sondere Abonnements beizulegen. Ob sich solche Pläne bereits in der bald beginnenden neuen Saison verwirklichen lassen werden, steht allerdings noch dahin.

Krause Haare- fraufer Ginn.

Ein Vortrag Prof. Hans Friedenthals. Einen breiten Raum im Denten der ,, Gebildeten" nimmt neuer­dings die Physiognomit ein, d. h. die Kunst, aus der äußeren Ge­fichtsbildung und allen anderen sichtbaren oder unsichtbaren Körper­teilen auf seelische Eigenschaften des Trägers zu schließen. Die Naturwissenschaft betrachtet die Dinge mit lächelnder Stepsis. So sprach Prof. Dr. Hans Friedenthal in der Physiognomi­schen Studiengesellschaft" über die charakterologische Be­deutung des Haarwuchses des Menschen".

Professor Friedenthal erklärte, daß das Haar feine Charatter­deutung zulaffe wie etwa die Chiromantie oder Graphologie, dafür aber für die Wissenschaft ein untrügliches Erkennungsmerkmal für soziologische Forschung und Anthropologie sei. Der Redner zeigte in den Lichtbildern u. a. eine verblüffende entwicklungsgeschichtliche menschlichen Fötus   im zweiten Monat fich in Gelentnähe ein Bulft. Feststellung, daß nämlich an der noch flossenartigen Hand eines ansatz befindet, der genau dem Bulistanjah an gleicher Stelle bei einer Rage entspricht, die später hier Fühlhaare trägt. Diese un­scheinbaren Merkmale lassen Rückschlüsse bis auf die ältesten Ent­wicklungsgänge der Schöpfung ziehen, während die Physiognomik traufen Haare des Afrikaners find verbunden mit dem ungebrochenen nur Wahrscheinlichkeitsbeobachtungen aufzustellen vermag. Die Naturell des Naturmenschen im Gegensatz zu den Raffen der Straff­der geschlechtlichen Hormonmenge zusammen, so daß dadurch eben­haarigen; außerdem hängt starke Behaarung und storres Haar mit Die negroide Hinneigung des Europäers in der Kunst, Musik, Tanz falls auf ein charakterologisches Zeugnis hingedeutet werden kann. und in der Sucht, das Haar furz zu tragen oder zu fräufeln, wäre der Ausdruck des Verlangens nach dem, was er nicht befigt. Lange Haare und starke Behaarung waren immer bei den Völkern der Ausbrud für Kraft und Stärte. Würde der Mensch seine Haare nie beschneiden, so könnte man an dem Haar in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen genau das After ablesen. Bei den Europäern hat der Mann die türzeren Haupthaare, während bei Ostasiaten und Indianern die Frau die durchschnittlich kürzere Kopfbehaarung auf­weist. Uebrigens find rote Haare mur der Hinweis auf Raffen­herkunft, nicht auf Charakterveranlagung.

reichen Diskussion, in welcher die verschiedensten Ansichten zu Wort Die interessanten Ausführungen gaben den Anlaß zu einer reichen Diskussion, in welcher die verschiedensten Ansichten zu Wort famen. Es wurde in Aussicht genommen, in einer eigenen Sigung die Diskussion zu vervollständigen.

F. N.

Büsten von Ebert und Hindenburg   für Weimar  . Der Stadtverwaltung ist ein Antrag zugegangen, aus Anlaß der Wiederkehr des Tages der Reichs. berfassung Büften der beiden Reichspräsidenten Ebert   und von Hindenburg anfertigen zu lassen, die im Bernhard- Saal des Rathauses zur Aufstellung

gelangen sollen.

Schmelings Stulptur. Der Bildhauer Ernesto de Fiori   zeigt für furze Beit eine Stulptur, Schmeling" darstellend, in der Galerie Thannhauser, Bellevuestr. 13; die Plaftit ist im Auslagefenster der Galerie ausgestellt.