2ad.
Freitag
5. Juli 1929
Unterhaltung und Wissen
Beilage
des Borwärts
Victor Schiff : Vom Baskenland nach Madrid
noch niedrige und schmutzige Mietstasernen in einem Gewimmel von in der heißesten Tageszeit unsichtbar. Aber mit der ersten Abendengen und luftlosen Gaffen gestanden haben sollen.
Man hat feine Eile.
liche Theorie auf den Kopf stellen. Denn die Stadt, die, wie mir Diese Entwicklung von Madrid dürfte manche volkswirtschaft. von allen Seiten bestätigt wurde, nicht eine größere Fabrit zählt und sozusagen feine einheimische Industrie fennt, beschäftigt gegen wärtig allein durch die Neubauten Zehntausende von Bauarbeitern. Der Automobilverfehr ist dort ebenso rege mie in Berlin , der Prozentjag der Privattraftwagen dürfte sogar höher fein als bei uns.
Breisfrage: Welche Aehnlichkeit besteht zwischen Rußland und Spanien ? Die Antwort erhält man schon an den Grenzstationen, wo man die bequemen französischen Eisenbahnwagen verlassen muß, um in weniger bequeme und auch weniger saubere spanische Wagen umzusteigen: Das spanische Eisenbahnneh hat, ebenso wie das russische, eine breitere Spurmeite als alle übrigen europäischen Länder. Offenbar ebenfalls nur aus strategischen Gründen und vielleicht infolge der gemeinsamen historischen Erfahrung. Beide Länder haben einst eine napoleonische Invasion durchgemacht. Die Erinnerung daran mag noch relativ frise gewesen sein, als man in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Eisenbahnen baute. Heute freilich mögen beide Länder diese Absonderung vom übrigen direkten kontinentalen Verkehr bedauern, die viele wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt. Die strategischen Vorteile dagegen dürften heute, zumal im Zeitalter der Flugzeuge, sehr gering sein. Abgesehen davon, daß eine Kriegsgefahr mit Frankreich zu den allerdings ganz anders sein.) Man braucht nur zu beobachten, wie die unwahrscheinlichsten Dingen der Welt gehört.
Nationaler Stolz oder Bequemlichkeit?
Aber vielleicht gefallen sich die Spanier in dieser Selbstfogar mit leitenden Stationsbeamten auf französisch nicht verständigen kann, obwohl, nur ein paar hundert Meter entfernt, jenfeits des Bidasoa - Flusses das erste französische Städtchen Hendaye liegt. Lieber verfucht der Stationsvorsteher deutsch zu radebrechen, als daß er auf französische Fragen antwortet! Die gleiche Erfahrung macht man am Fahrkartenschalter, mit den Gepäckträgern, mit den Schaffnern, mit den Kellnern im Speisewagen. Nationaler Gegensatz? Vielleicht, obwohl heute die Erinnerungen an die Blutbäder von Saragossa und Madrid in den Jahren 1807/08 eigentlich verblaßt sein sollten. Nationaler Stolz? Der ist bei den Spaniern sprichwörtlich. Vor allem dürfte es Bequemlichkeit sein, die sogar solche Spanier, die es am ehesten benötigen würden, davon abhält, fremde Sprachen zu lernen. In den Restaurants, ja selbst in den größten Hotels ist die Zahl der französisch sprechenden Angestellten sehr gering. In Spanien flagt man zwar oft darüber, daß der Fremdenverkehr im Vergleich zu den natürlichen und fünstlerischen Schönheiten des Landes viel zu gering jei. Aber man macht es den Fremden wirklich nicht leicht.
iselierung? Es muß auffallen, daß man sich auf der Grenzstation
radi
Eine andere Eigentümlichkeit, die man schon an der Grenze erfährt: mit Ausnahme ganz weniger internationaler Anschlußzüge, die einen Wagen 2. Klasse mitführen, tennt man in Spanien nur 1. und 2. Klaffe. So weiß man aus dieser einen Tatsache schon an der Grenze, daß man ein Land mit den stärksten fozialen Gegen
Dabei ist das Arbeitstempo ein ganz anderes afs im übrigen Europa . Die Indolenz ist das hervorstechendste Merkmal des Madrider Lebens.( In Barcelona und in Katalonien soll es aller Menschen auf der Straße, vor allem wie sie über die Straße gehen, um zu erkennen, daß man sich in diesem Lande grundsäglich Zeit läßt. An den Schaltern der Eisenbahn, der Post, der Banken werden in fünf Minuten fünfmal weniger Menschen abgefertigt als in jedem anderen Bande. Bis der Kellner auf den Zuruf" Bahlen!" fich bequemt, überhaupt zu reagieren und auf nochmalige Mahnung die Rechnung vorzulegen, vergeht immer eine Weile. Zeigt man Ungeduld und Aerger, so sieht einen der Schalterbeamte oder der Gastwirtsgehilfe gutmütig erstaunt, aber auch etwas mißbilligend an; wie fann man es bloß eilig haben? Das schickt sich anscheinend en? Das schickt sich anscheinend in diesem heißen Lande. nicht.
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Lage, Klima, Sitten.
Madrid liegt über 600. Meter hoch und hat infolgedessen alle Nachteile eines fontinentalen Klimas. Im Winter soll es mitunter grimmig talt sein, wenn von den Bergestetten der Guadalajara ein eisiger Wind die Schneemassen über die kastilische Hochebene her überweht. Aber im Sommer ist es mitunter der reinste Backofen. Wie die Menschen in falten Jahreszeitne leben, weiß ich nicht. Aber im Sommer arbeiten sie nur am Vormittag und am späten Nachmittag. Die Nachmittagsstunden von 1 bis 5 find für die meisten Madrider Stunden der Siesta in den Bohnungen oder der Muße auf den Terrassen der Caféhäuser. Die meisten Geschäfte find geschlossen und werden erst wieder geöffnet, wenn die drüdendste Sonnenglut gewichen ist. Vor allem die Frauen und Kinder sind
fühle beleben sich auf einmal die Straßen, die Gärten, die Promenaden. Es entsteht ein Gewimmel von Männern, Frauen, Kindern, Greisen, Säuglingen. Aus den dunklen, luftlosen Gassen strömen fie in die breiten Avenuen und Barfs und verbringen dort den ganzen Abend bis tief in die Nacht hinein. In den ersten Tagen verliert der Fremde in Madrid jedes Gefühl für die einzelnen Tagesstunden, besonders am Abend; wo gibt es sonst in Europa ein Land, wo die hauptsächliche Spielzeit der fleinen und feinsten Kinder zwischen 9 Uhr abends und Mitternacht liegt? Ein anderes überhaupt nicht fennt: Säuglinge und fleine Kinder, oft bis zum besonderes Merkmal Spaniens ist, daß man dort Kinderwagen britten und vierten Lebensjahr, werden auf dem Arm getragen. Go
wandeln des Abends unzählige Ehepaare die Promenaden entlang, der Bater trägt das ältere Kind auf dem Arm, die Mutter den Säugling. Dieses Bild wirkt auf den Fremden besonders erschütternd, weil in den meisten Kulturländern felbst der ärmste Proletarier einen Rindermagen befigt. Doch mertt man bald, daß auch gutgekleidete Angestellte, ja fogar elegante Männer und Frauen ihre Kinder so spazieren führen. Es ist also fein Zeichen besonderer einen forglosen, zufriedenen, heiteren Eindrud. Und sicher ist, daß Armut, sondern nur Landes fitte. Die meisten Menschen machen das spanische Bolt genügsamer und bescheidener in seinen Lebensansprüchen ist als manches andere. Vor allem scheint es, daß sich die breiten Massen ihres Elends gar nicht recht bewußt sind, eben weil die sozialistische Aufklärung bisher nur einen geringen Teil des Bolkes erfaßt hat, das nach wie vor dem klerikalen Einfluß
unterliegt. Aber objektiv scheint doch die Lage eines großen Teits der Bevölkerung furchtbar zu sein. Entfeßlich ist der Anblick der Männer und Frauen, die um 2 Uhr nachts vor den Terrassen hellerleuchteter Caféhäuser den nichtstuenden Bürgern und Offizieren Beitungen oder Zigaretten verkaufen und die Schuhe puzen, während ihre Kinder sorglos und heiter, aber schmußig und abge rissen auf dem Bürgersteig spielen.
Bettler, werden am nächsten Vormittag lange schlafen. Sie werden Sie alle, die Bürger und die Hausierer, die Offiziere und die auch am Nachmittag wieder schlafen. Zwischendurch werden sie auch ein paar Stunden lang arbeiten, oder was man drüben so nennt. Aber wovon leben sie, wovon lebt diese Millionenstadt, moher hat fie die Mittel zu den neuen Straßendurchbrüchen, zu den neuen Palästen, zu den Wolfenfragern? Sollte diese ungesunde, unreelle Amerifanisierung nicht doch ein schlimmes Ende nehmen?
fäßen betritt: ein Land mit einer dünnen Oberschicht und mit einem Ein neuentdeckter Menschenaffe fcheinlich, daß sich menschenähnliche Affen und ebenso auch die
ungeheuren Proletariat, aber ohne eigentlichen Mittelstand.
Eine Wüste.
21500
Die Fahrt von Iron nach Madrid ist bei Tage niemandem zu empfehlen. Sie dauert rund zwölf Stunden und führt, fobald man das reiche, üppige Bastenland bei San Sebastian verlassen hat, größtenteils durch eine deprimierende Einöde von ausgedörrtem fteinigen Boden die Hochfläche von Kastilien. Die nicht geringen Höhenunterschiede verhindern allzu flotte Geschwindigkeiten: man steigt vom Meeresspiegel bis auf 1200 Meter, um dann wieder bis auf etwa 600 Meter herunterzusausen das ist die Höhe von Madrid . Im Sommer ringt man während der Fahrt durch Kastilien nach Luft, doch soll im Winter ein eisiger Wind über diese Hochebene mehen. Ein armes, bemitleidenswertes Land. StundenTang fein Baum, fein Ader, fein Haus, nur in der Ferne erblickt man an den Hängen fahler Hügel Dörfer, die anscheinend nur aus Lehmhütten und Höhlenmohmungen bestehen. Die menigen mittleren Städte, Burgos , Valladolid , Medina del Campo , die unvermittelt aus dieser gelbgrauen Erd und Steinwüfte auftauchen, tommen einem wie Dafen vor.
Diese Wüste setzt sich fast bis vor den Toren Madrids fort Als man dann die ersten Autos, die ersten Billen, die ersten Gärten erblidt, atmet man förmlich auf und freut fich, festzustellen, daß man mieder in einer zivilifierten Gegend ist. Dann aber reibt man fich die Augen: in der Ferne tauchen am Horizont wie eine Fata Morgana die Silhouetten weißer Gespenster auf, die in den Himmel emporragen. Mit jeder neuen Minute werden die Umriffe dieser Gespenster deutlicher: dann erkennt man, daß es Paläste sind und Wolfenkrazer. Es ist, als hätte man besonders in der letzten Stunde der Fahrt Jahrhunderte übersprungen.
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I aber wovon
noch halb affenartigen Vorläufer der Menschen, sowie der Mensch selbst nicht nur an einer Stelle, sondern wie dies der sogenannte hologenistischen Theorie entspricht, allenthalben auf der Erde entDr Alfred Gradenmiz.
Den durch ihre große Menschenähnlichkeit eine Sonderstellung beanspruchenden drei Affenarten Schimpanse, Gorilla und Drang Utang wird man in 3utunft eine vierte hinzugefellen müssen, die immidelt haben. Gegensatz zu den genannten in Amerita ihre Heimat hat. Ihr Ent decker, der Geologe D. de Loys, der sie im Laufe einer dreijährigen Forschungsreise in den Urwäldern im Oberlauf des Catacumbofluffes( Venezuela ) angetroffen hat, läßt darüber, durch Dr. G. Mon tandon der französischen Akademie der Wissenschaften berichten. Der Forschungsreisende hatte gerade sein Lager an dem abschüssigen Ufer des Flusses, an einer Stelle, wo dieser eine Biegung macht, aufgeschlagen, als er ein auffälliges Geräusch in den Bäumen hörte und dessen Ursache feststellen wollte. Zu seiner Bermunde rung bemerkte er, daß der Lärm nicht von oben fam und daher nicht von den im südamerikanischen Urwald heimischen furzschwänzigen und schwanzlofen Affen, den sogenannten Spinnenaffen, herrühren und schwanzlosen Affen, den sogenannten Spinnenaffen, herrühren tonnte. Plötzlich sah er auch, wie ihm zwei große ajjenartige Tiere entgegenfamen, die in größter Wut und unter lautem Geschrei geftitulierten, Baumäste abbrachen und damit sowie auch mit ihren Erfrementen die Forschungsreisenden bewarfen. De Lons und seinen Gefährten blieb nichts übrig, als sich zur Behr zu sehen und auf die Tiere zu schießen; sie erlegten das Weibchen, während das Männchen sein Heil in der Flucht suchte.
den Gibbon( Langarmaffen) erinnert, der vielfach auch zu den Menschenaffen gerechnet wird; hinsichtlich seiner Gliedmaßen steht er hingegen dem Drang- Utang, der von den bisher befannten menschen ähnlichen Affen den fürzesten Daumen hat, am nächsten.
Die den Kreolen aus der Begleitung des Forschungsreifenden völlig unbekannte Jagdbeute wurde ins Lager geschleppt und dort unverzüglich in figender Stellung photographiert, mit seiner mehr als anderthalb Meter( genau 1,57 Meter) betragenden Statur übertrifft das Tier weit alle befannten amerikanischen Affenarten, von denen es sich durch seinen wohlproportionierten Körperbau unter scheidet; durch seine dichte Behaarung erinnert es am ehesten an die schwanzlofen. Nach den Aufzeichnungen des Forschungsreisenden hat es auch feinerlei Schwanzansag; sein Gebiß besteht aus 32 Zähnen, und fein Geficht ist auffällig menschenähnlich in noch höherem Grade, als dies von den bekannten Menschenajien gilt. Spaniens Hauptstadt liegt fast genau im geographischen Mittel. Den voneinander abstehenden Rafenlöchern nach ist es ein platt. punkt der iberischen Halbinsel. Sie zählt fast eine Million Ein- nafiger Affe; hierfür spricht auch der verkümmerte Daumen der wohner und wächst von Jahr zu Jahr infolge eines gewaltigen Ge- Borderarme. Bollte man ihn mit den Affen der alten Welt ver burtenüberschusses und der üblichen Anziehungskraft, die alle Großgleichen, so tönnte man sagen, daß er durch seinen Körperbau an städte auf das flache Land ausüben. Madrid wächst lebt es? Diese Frage habe ich mir schon gestellt, als ich vom Buge aus in der Ferne die Paläste und Wolfentrager auftauchen fah. Ich habe diese Frage später an viele Madrider gerichtet. Keiner fonnte mir eine befriedigende Erflärung für dieses soziologisch wirtschaftliche Phänomen geben. Denn Madrid ist eine Stadt ohne Industrie. Es ist auch eine Stadt ohne landwirtschaftliche Um gebung. Es ist eine Stadt ohne Fluß, denn die Berliner Banke nimmt es, wenigstens in der trodenen Jahreszeit, mit dem Manzanares auf. Also wovon lebt eigentlich diese Millionenstadt? Sie ist eben eine Hauptstatt, mit allem Drum und Dran. Um die Zentralbehörden, um den Hof, um die Botschaften und Gesandt schaften, um die reiche Aristokratie, die in den fernen Provinzen unzählige Bächter und landwirtschaftliche Arbeiter für sich schuften läßt, gruppieren sich die Banten, die Geschäfte, die Hotels und Caféhäuser, die Fakultäten und ein millionenföpfiges Proletariat. Und so entsteht eine Großstadt ohne materiellen Unterbau. Aber weit davon entfernt, zu begetieren, blüht und gedeiht diese Stadt mie taum eine andere in Europa wenigstens äußerlich. Ja, fie entwickelt sich in geradezu amerikanischen Formen. Nirgends wird so viel gebaut wie zurzeit in Madrid . Ganze Bie- tel werden nieder. gelegt, um Straßenburchbrüche durchzuführen und an diesen neuen Brachtstraßen entstehen rechts und links wirkliche Turmhäuser und Wolfenfrager, wie man sie weder in London , noch in Berlin bisher fennt. Zwölf bis fünfzehnftödige Häufer werden gegenwärtig an der neuerschlossenen Gran Bia fertiggestellt, da wo vor zwei Jahren
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In einer Zuschrift an 2a Nature" weist Montandon auf den offenbar bestehenden Parallelismus hin. Die Entdeckung zeige flar, daß Amerita ganz ebenso wie dies von Asien und Afrita befannt war, feine eigenen Menschenaffen hervorgebracht habe. Bisher glaubte man ja, daß Amerita trok feiner entsprechenden flimatischen Berhältnisse in dieser Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt. Als über den dortigen plattnafigen Affen stehend, hatte man ohne 3mischenglied- nur den Menschen gefannt und daher geglaubt, die dort heimischen Primaten" wären in ihrer Entwicklung stehen geblieben, und erst viel später wäre der Mensch aus anderen Erdteilen eingedrungen. Ja man ging in dieser Hinsicht noch weiter: Zu den Beweisgründen, nach denen man in Mittelafien die Wiege der Menschheit sehen wollte, gehörte auch der Umstand, daß die bisher bekannten Menschenaffen sämtlich am äußersten Rande der Alten Welt( Schimpanse und Gorilla an der Küste von Guinea , Drang und Gibbon in Holländisch - Indien) heimisch und gleichsam durch aufeinander folgende Wellen ihrer Nachfolger von Mittelajien aus dort hingetrieben waren.
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Die Entdeckung eines amerikanischen Menschenaffen beweist hingegen die Irrigkeit dieser Annahme und spricht für die Echtheit der auf vorhistorische Menschen deutenden gelegentlichen amerifanischen Funde. Im Lichte der neuen Tatsachen wird es also wahr
Kann man drahtlos riechen? Ein Pariser Rundfunkhörer hatte fürzlich den Radioingenieuren ein furioses Problem unterbreitet. Der wißbegierige Herr, der durchaus ernst genommen sein mill, behauptete nämlich, daß ihm sein Radiohörer nicht nur den durch Rundfunt übertragenen Gottesdienst in der Notre- Dame- Kirche übermittelt habe, sondern daß er gleichzeitig auch den Duft der während der Zeremonie brennenden Kerzen getochen habe. Er fragte daher, ob es möglich fet, daß auch Gerüche von den Radiowellen verbreitet und gleich Tönen durch den Sender vermittelt werden. Die Ingenieure glauben nicht an folche Möglichkeiten und überließen die Beantwortung der schwierigen Frage den Psychologen, die denn auch eine Erklärung zur Hand hatten. Ohne den guten Glauben des Hörers mit dem empfindlichen Geruchsorgan anzuzweifeln, versuchten sie, ihn davon zu überzeugen, daß er einer Halluzination zum Opfer gefallen sei, da von einem Rundfunkgeruch füglich nicht die Rede sein könne. Die Erflärung dieser Berwechslung von Geruchs- und Tonempfindungen gründe fich, wie der Bericht der Psychologen ausführt, auf die eine oder die andere der zmei wohlbekannten geistigen Anomalien. Die eine von diejen besteht in einer ungewöhnlich aftiven Assoziation; in dem Augenblick, wenn die Musit gehört wird, wird gleichzeitig im Gehirn eine Erinnerung an die Gerüche lebendig, die der Hörer mit denen in der Kirche zu verbinden gewöhnt ist. Die andere Erflärung, die aber nur für bestimmte abnorme Individuen zutrifft, beruht auf dem Zustande der jogenannten Synästhesie", einer Erscheinung, bei der von einem Sinn aufgenommene Eindrücke im Gehirn mit denen anterer Ginne vermischt werden. Bei einigen menigen Individuen tritt diese Störung in der Form des sogenannten Farbenhörens" auf, bei der Töne Farbempfindungen auslösen. So mögen sich unter bestimmten Voraussetzungen auch Töne in Geruchsempfindungen umjeßen. -nclapiz
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Diamantenfegen. Die Produktionsziffer der Diamanten hat in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Allein in NamaquaBand, in der früheren deutschen Kolonie Südwestafrika, find im Berlauf der letzten zwölf Monate insgesamt mehr als eine Million Karat Diamanten pefördert worden. Im belgischen Congo- Gebiet ist die Förderungsziffer für Diamanten von 16 000 Karat im Jahre 1913 auf 101 000 Karat im Berichtsjahre 1928/1929 geftiegen. Faft täglich werden neue Diamantenfelder entdeckt. Berücksichtigt man babei noch die scharfe Konkurrenz, die die echten Perlen in den fünftlich gezüchteten sogenannten japanischen Berlen erhalten haben, dann wird man wohl in nicht sehr ferner Zeit mit einer wesentfichen Entwertung von Edelsteinen und Schmucksachen rechnen dürfen.
Der Fall Helgolands ". Die Insel Helgoland stand vom Jahre 1717 bis zum Jahre 1807 un'er dänischer Oberhoheit. In der letzten Zeit der Dänenherrschaft bestand die Besatzung der Insel aus 24 Invaliden, unter dem Kommando des Obersten 3ista. is 1807 die Engländer die dänische Flotte taperten, fah Rista den Fall Helgolands voraus. Er beschloß daher, die waffenfähige Jugend der winzigen Insel militärisch zu schulen und ließ die Leute allerlei militärische llebungen machen. Als er die Jugend genügend vorgebildet glaubte, versammelte er sie und hielt ihnen eine glühende Rede voll Begeisterung für Dänemark und den edlen Beruf tes Baterlandsverteidigers. Danach, als er meinte, fie genugjam beBoden ihres Infellandes bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. geistert zu haben, fragte er, ob sie mun bereit seien, den heiligen Die blonden Inseljungen schüttelten bedächtig ben Kopf und ermiderten nur das einzige Bort,„ Nee!". Damit war der Fall Helgolands besiegelt.