Moderne Kabarettdichtung.
Von Walther G. Oschitewfti.
Dos erste von wirklicher» Künstlern gemachte Kabarett vor dem Kriege war das von den Dichtern Wedekind, Lautensack, Leo Greiner ousgchaltenc der„E l s Scharfrichter"' in Mimchcm Um die gleiche Zeit bemühten sich wildgeworden« Bürger in Berlin ,«in modernes Literaturbrettl zu schaffen: das Kind erhielt einen Wasser- köpf, und wir wissen, daß jene Harmlosigkeiten, die man noch heure in den Lokalen vor» Berlin W. als dichterisches Ragout serviert bekommt, einem nicht das Herz heiß machen. Doch bald daraus versuchte der bekannte Philosoph Dr. Friedländer, der unter dem Namen Mynona eine ganze Reih« mehr oder weniger origineller Frechheiten verbrach, den wohltemperierten Bürger in den Bauch zu stoßen: mit ihm bemühten sich die Scheerbart, Blaß, Lichten st«in, Hardekopf, dos schon langweilige Nebenher der menschlichen Seele lyrisch aufzusangen und den Ausgang der naturalistischen Literatur ins Bizarre und Groteske zu steigern: mit van Hoddis möchten die Literoturprofessorcn den Expressionismus datieren. Was wahrend der Kriegsjahrc und kurz nachher an Empörungen, Erschütterungen, Verzwcislungen geschrieben wurde, ist größtenteils bekannt. In dieser Zeit, wo die Christusse sich wie die Wanzen ver- mehrten und man fünf Jahre Krieg benötigte, um herauszu- bekommen, daß der Mensch nicht gut ist, explodierten die aufgeregten Gemüter zu einem abstrakten Humbug, zu einer Schwindelindustrie, die unter dem Namen Dadaismus nicht nur als soziologische oder psychopathische Erscheinung, sondern auch als ein künstlerischer Lebenszustand von nicht fortzuleugnender Bedeutung und Originoli- tat ist. Es sei nur erinnert, daß Künstler, wie George Groß , Emmy Hennings , Hans A r p, Walter Mehring, Richard H ü l s e n b e ck, sich noch heute rühmen, Erfinder und Gründer, Hochstapler und Trompeter dieses Ismus gewesn zu sein. Wöhrend all« dies« Leute wieder zu einem ausbalancierten(aber darum nicht weniger antibürgerlichen) Lebensgefühl gekommen sind, dichtet nur noch Hans A r p seinen abstrakten, erbarmungslosen Bürgerschreck: „Privaten Kampfer menge ich Mit dem Hollundermark der Zeit, lind klimm am Mast- und Segeldarm Endgültig in die Ewigkeit." Wer will leugnen, daß die Arpschen Dichtungen, denen kein Geringerer als Hermann Hesse Freuich sein muh,-eine ganz geheim- nisoolle, überstürzte Welt sind? Metaphysisch in der Potenz, von einer ungeheuren Sinnfälligkeit bestimmt: der letzte Versuch eines überempfindlichen Menschen, die Welt jenseits des Denkens mit einem magischen Gewände zu überziehen. Das vor einiger Zeit dem europäischen Publikum vorgelegte Gedichtbuch von Hans Arp „Der Pyramidenrock"<bei Egen Neutsch in Zürich erschienen), ist eine solche Kundgebung des Ileberstürzens der Klangformen, der Auf- lösung jedes begrifflich erfaßbaren Gegenstandes, dem Maler Paul Klee nahe— ein« köstliche Symbolik und Musikalität einer rätsel- haften und zauberischen Welt. Was dann folgt, ist durch die Namen Mehring, Reimann, Kästner , Theobald Tiger zeitlich und dichterisch inter - punktiert. Keiner wird mehr Gefahr laufen, das Draufloshämmern Mehringscher Sensationsstrophen mit dem Dadaismus in Beziehung zu setzen. Das Inner« und auch das Aeußer« ist gewandelt. Der geistige Habitus ist aktiver, das Wort wieder Sprache geworden, das Erlebnis wieder Gedanke. Die sich heute noch allzu verrückt, weil romantisch, weil substanzlos, in der Dichtung gebärden, sind schon unoriginell und langweilig. Was besonders nottut für das dichterische Kabarett ist eine bodenständige, urhaft«, un-
erschrocken« Dichtung des Augenblicks, blut- und zeit berauscht, abseits des„großen Weges"! Wer sind die heutigen Leute dafür? Neben Erich Weinert und Theobald Tiger , aus- gesprochene politisch-aggressioe Natur«n, Erich Kästner , Bertold Brecht , Peter Scher , Erich Mühsam , vor allem aber zwei Kerle, Eck. und Strebepseiler einer unterirdischen Literatur: Walter Mehring und Joachim Ringelnatz . Mehring ist der erste Vertreter eines neueren, eminent europäischen Chansons,«in ins Dichterische übersetzter Iazzmusiker. Ein Mann, Pariser von Geblüt, durch Zufall in Berlin geboren, Typ des modernen GroßstadtdichtersI Ein mit allen Hunden Gehetzter, mit allen Wassern Gewaschener. Die Telegraphen stanze der deutschen Literatur; wenn er schreibt, knistert« in seinen Fingern. Immer bemüht, aufreizend zu wirken, ein politischer Journalist,«in dichtender Politiker, dem das Heute Dreck, dos Morgen alles ist. Sein soeben bei S. Fischer, Berlin , unter dem Titel„D i e G«- dichte, Lieder und Chansons des Wolter Mehring" erschienener Sammelbond erinnert uns eindringlich an die bislängst ungebührlich unterschätzte Bedeutung dieses Dichters. Herrlich, wie aus den Seiten dieses Buches der Rhythmus unserer Zeit knallt: „Die Linden long, Galopp! Galopp! Zu Fuß, zu Pferd, zu zweit. Mit der Uhr in der Hand, mit'm Hut aus'm Kopp: Keine Zeit! Keine Zeit! Keine Zeit! Man knutscht, man küßt, man boxt, man ringt' Ein Pneu zerplatzt, die Taxe springt! Mit«enmal krocht det Mi«der! Und wer in Halensee geschwooft. Ieschwitzt, det ihm die Reese looft, Der fährt immer mal wieder Mit der Hand übern Alexonderplatz. Neuköllner und Kassube, Von Nepp zu Nepp cen ecnz'ger Satz, Rin in die gute Stube! Mach Kasse! Mensch! Die Großstadt schreit! Keine Zeit! Keine Zeit! Keine Zeit!" R i n g« l n a tz ist unkultivierter, triebhafter,«in Schnapskopf, Seemann, der schon einmal ertrunken sein muß. da er ganz grün im Gesicht ist und stets besoffen auf das Podium jumpt. Sein« lllose ist dreimal so groß wie ein gutausgewachsener Holzhacker- daumen, spitz wie eine Tauschere: seine Füße sind Moosquallen— aber er ist«in großer Dichter. Er erfindet förmlich erst die Sprach«, er atmet den Geruch seines Fleisches und betastet den Urfinn der Worte, bevor er zu schreiben beginnt. Ob ihm die Frechheiten die Mädchen von St. Pauli zuflüstern oder der Wind, der sich in die Segel haut, weiß man nicht. Man weiß nur, daß es noch Erde gibt, Salzwasser, das Meer, Teerfässer, Margarinegeruch, daß noch Frauen lieben können, daß man Wein trinken, Grog saufen, priemen und kleine Mädchen poussieren darf. Hier sin seinen Büchern „K u tte ld a dd e l du",„Tu r n g e d i ch t e", Kurt Wolfs, Verlag, München ,„Briefe eines A r t i st e n",„Allerdings", Ernst Rowohlt , Verlag, Berlin , und„Geheime» Kinderspiel- b u ch", Verlag Gustav Kiepenheuer , Berlin ), ist noch Leben, Rausch. Dasein, Wirklichkeit. Nichts ist die moderne Kabarettdichtung für Großmütter, Sittlichkeitsoereine und Wandervögel, alles für die Ewigjungen, die noch Blut in den Adern haben, den«n die Welt groß, schön, gefährlich und gemein scheint.„Nur für Kinder, die keinen Schiß haben," sagt Ringelnatz .
Aitio überfährt Landarbeiierinnen. Eine getötet, zwei schwer verletzt. heule morgen fuhr in Hohenschönhausen aus der tands- berger Chausiee ein Auto in eine Gruppe Landarbeiteriunen hinein. Drei Arbeilerinnen wurden schwerverlchl in das Krankenhaus Am Friedrichshain eingeliefert. Eine ist bereits ver- starben, die zweite ist noch bewußtlos. Die Nomen dieser beiden sind unbekannt. Die dritte Arbeiterin Anna Goczmaga erlitt einen komplizierten llolerschenkelbruch. Die Arbeite- rinnen wohnen in Hohenschönhausen in der„Weißen Taube" und sind in der Gärtnerei Mohncorps. Landsberger Chaussee 7/8, be- schästigt. Die Behörden scheinen die täglichen Automobil- todesopser al» eine von einer höheren Macht geschickte Prüfung der bösen Menschheit anzusehen» die man in Geduld hinnehmen muh und gegen die man eben nichts machen tonn, sonst würden
„Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren."
„OaS deutsche Volk müßte mit Dlindheit geschlagen sein, wenn es nicht in uns seine geborenen Führer erkennt.*
sie doch wohl gegen das nicht anders als verbrecherisch zu bezeich- nende Verhalten gewisser Automobilisten endlich energisch einschreiten. Der Fußgänger scheint rechtlos zu fein. Nach einer weiteren Darstellung hat sich das Unglück wie folgt abgespielt: Die Arbeiterinnen, die in einer Gärtnerei beschäftigt sind, gingen auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstätte auf dem Bürger- steig. In dem Augenblick, als sich neben ihnen ein Auto befand, wurde dieses Auto von einem anderen in schnellster Fahrt überholt. Der Führer des ersten Autos muß wohl durch das überholende Auto verwirrt worden fein, denn er warf plötzlich seinen Wagen herum und geriet auf den Dürgerste-g mitten in die Arbeiterinnen hinein. Drei Arbeiterinnen wurden niedergerissen und erlitten schwere Verletzungen. Im Krankenhaus am Friedrichshain , wohin sie sofort gebracht wurden, starb die ZI Jahre alle Frau G o l l n i ck den Aerzten unter den Händen, während die 18jährige Anna G i tz m a i e r und die 17jährige Emma Natter mit schweren Verletzungen danieder- liegen.
Oer Raubüberfall im Westen. Frau Nasse in der Nacht vernommen. Der Raubüberfall in der Nürnberger Straße, über den wir berichteten, hat in der Nachbarschaft das größte Aufsehen erregt. Trotzdem noch in der Nacht alle erreichbaren Jen- gen herangeholt und vernommen wurden, konnte niemand eine verdächtige Wahrnehmung mitteilen, die auf die Spur des Täters hätte führen können. Auch ein Z e i t u n g s h ä n d l e r, der an der Ecke der Nürn- berger und Kurfürstenstrahe seinen Stand hat und gelegentlich für die beiden Frauen auch Gänge besorgte, konnte zur Aufklärung nicht beitragen. Im Laufe der Nacht konnte die Überfallene Frau Nasse von den Kriminalbeamten noch vernommen werden. Als man die Frau zuerst zwischen Tür. Ladentisch und Regal ein- geklemmt auffand, war sie so wenig Herr ihrer Sinne, daß sie keine genauen Angaben machen konnte. Allem Anschein nach ist nur e I n Mann an der Tat beteiligt gewesen. Da» steht aber mll Sicherheit noch nicht fest. Aus den Verletzungen der Toch- ter Paula Nasse geht deutlich hervor, daß sie die Schläge in dem Augenblick erhielt, als sie dem Täter den Rücken zuwandte. Außer der sehr schweren Schädelverletzung sind noch sechs sogenannte Platz- wunden festgestellt, ein Beweis, mit welcher Roheit der aäter zugeschlagen hat. Das Mädchen schwebt immer noch in Lebensge- fahr. Auch das Befinden der Mutter gibt mit Rücksicht auf ihr hohes Alter zu großen Besorgnissen Veranlassung. An barem Gelde dürste der Täter nicht allzuviel erbeutet haben. Da» Geschäft war den Tag über ziemlich ruhig gewesen, in der Kasse können sich höchstens 2 0 Mark befunden haben. Ohne Zweifel hat auch hier der Täter das Geschäft und die Gepflogen- heilen der beiden Frauen schon seit einiger Zeit beobachtet. Personen, die solche Burschen in der Gegend haben herum- lungern sehen, werden unter Hinweis auf die Belohnung von 1000 M. gebeten, sich unverzüglich bei Kriminalkommissar D r ä g e r im Raubdezernat des Polizeipräsidiums, Zimmer 8l, zu melden.
poale-Zion-Konferenz in Berlin . Die 8. Weltkonferenz des Jüdischen Soziatistischen Weltver- vomdes P o a l« Z i o n(oereinigt mit d. Z. S. Derbond). der der Doziallstischen Arbellerinternationale angeschlosien ist, wird in der Zeit vom 18. bis 24. Juli d. I. in Berlin stallsinden. Es werden an der Konferenz Delegierte aus Palästina, Amerika , Argentinien . Belgien , Brasilien , Bulgarien , England, Frankreich . Lettland . Lllauen, Ocsterroich, Polen , Rumänien, Tschechoslowakei II. a. teilnehmen. Di« Eröffnung der Weltkonferenz findet am 18. Juli abends 8 Uhr in den Räumen des Hackeschen Hofs, am Hackcscheu Markt, statt. Zulasiungskarten erhältlich ini Sekretariat Auguststr: 17, Tel. Norden Zg8S.
„Oos lehie Fori." Titania-palast . Thema: Kameradschaft und Männertreu« überall. Milieu: dos einsame Fort in der Wüste, in der vier aus ihrer Bahn gesprengte Weiße die Araber zum Kampf gegen die Franzosen führen. Es ist ein aussichtsloser Kampf und schließlich unterliegt das letzt« Fori Die vier sind Desperados: Untreu« der Frauen hat sie hinausge- trieben ins Abenteurertum. Zwei repräsentieren die höhere Schicht, den nordischen Ofizierstyp: der Leutnant Brant(Fritz O d e m a r) beherrscht, diszipliniert, ritterlich bis zum letzten: Albert Stein- rück gibt dem Kommandanten das scharf« Gepräge seines ver- witterten, von Kämpfen und Leidenschaften zerwühllen Kopses— eine einprägsame Leistung des zu früh uns Entrissenen. Leben und Bewegung bringen in den Film, dessen Regie Kurt Bernhardt weit über den Durchschnitt hinausführt, zwei Galgenvögel: Croff und Gestine, beides Vertreter südländischer Rassen. Verkommen, zerlumpt, dem Trunk und Spiel ergeben, bereit, sich auf dos erste in ihren Bereich kommende Weib zu stürzen, aber mll Humor und Laune ausgestattet und bereit, sich dem besseren Kops unterzuordnen. Heinrich George und Alexander C r a n a ch haben hier ein paar Prachtkerle geschaffen, jeder in seiner Art charakterisierend. George das brutal-gutmütige Vieh, Cranach der gerissene Lump und Spaß- vogel. Maria Pa udler, die sich als Tochter des gefangen ge- haltenen Majors in die Löwenhöhle traut und den Konflikt unter den Männern hervorruft— der Leutnant verhilft ihr zur Flucht, kehrt aber zu den Kameraden zurück— ist über ihr Lächeln hinaus wenig ausdrucksvoll. Der gute Ausgang ist merkwürdigerweise gestrichen. Der Baritöteil dauerte genau so lange als der Film und brachte allzu viel Musik: die Paukerei auf zwei Flügeln paßte nicht zu den parodistifchen Künsten der lebhaft beklatschten Wcintraub Sycopalors.
Theatersubventionen in Preußen. Nach der Kürzung des für staatliche Subventionen angesetzten Theateretats von 2000 000 Mark auf 1200 000 Mark ist jetzt von der Preußischen Landesbühn««ine Neuaufteilung der staatlichen Subventionen erfolgt. Bon bisher unterstützten Bühnen werden künftig Brandenburg , Stellin, Greiswald. Stralsund , Münster , Lands. berg(Warthe ), Hamborn . Oberhausen , Bonn und Düren nichts mehr erhallen. Für die Potsdamer Bühne sind 8000 Mark vorgesehen, Remscheid erhäll 15000 und kleinere Beträge die Theater in Biel «. seid, Hagen , Osnabrück und Hildeshenn. Die 14 Wanderbühnen müssen sich eine Herabsetzung ihr,r Zuschüsse von 25000 Mark auf 22 500 Mark gefallen lassen. An größeren Subventionen bleiben der vertraglich Königsberg zugesichert« Zuschuß in Höhe von 150 000 Mark erhalten. Das oberschlesische Dreistädtetheater erhält 100000 Mark, 00 000 Mark sind für Breslau vorgesehen und 100 000 Mark für die Theater in der Nordmark. Die im Barjahrs eingerichtete Wanderkammcropsr erhält einen Zuschuß van 25 000 Mark.
Eine Woche in der Lust. Zwei amerikanische Flieger, Roy L. Mitchell und Byron K. New- comb, haben einen neuen Dauerrekord für den ununterbrochenen Flug in einem Flugzeug aufgestellt, indem sie 174 Stunden und 50 Sekunden in der Lust blieben und damll den bisherigen Rekord um eine Stunde und 28 Minuten schlugen. Dieser Ausenthalt in den Lüsten, der mehr als sieben Tage und sechs Stunden dauert«, war aber mit den größten Anstrengungen und Entbehrungen verknüpft. Mitchell, der seine Erlebnisse in der„New Aork Times" erzählt. erklärt, daß die furchtbarste Zeit des Fluges die während eines nächt- lichen Sturmes war, der sie immer wieder zur Erde niederdrückte und ihren Eindecker wie eine Feder hm- und herschleudert«. Die gefährliche Lage wurde noch dadurch verschlimmert, daß ihr Brennstoff während des Orkans auslief und sie daher einem Hilfsflugzeug, das sie mit Vorräten versorgt«, während des Sturmes das Zeichen zum Aufftieg geben mußten, um ihr« Tanks wieder aufzufüllen. Diese illeuoersorgung erfolgte, während Blitze die beiden Flugzeuge um- zuckten und die Stürme um sie herum tobten. Das Hilfsflugschifs wurde beschädigt, als es zu landen versuchte. Nachdem die beiden Flieger die ganze Nacht mit Aufbietung aller chrer Kräft« gegen den Sturm angekämpft hatten, waren sie am Morgen so erschöpft, daß sie beide sofort in Schlaf fielen. Mitchell, der an der Reihe war, die Kontrollapparate zu bedienen, erwacht« aus seinem Hindämmern, als sie 500 Fuß Höhe verloren hatten und bereits in gefährliche Nähe des Erdbodens geraten waren. Cr bracht« die Maschine noch glücklich in die Höhe. Regen und Nebel erschwerten ihre Aufgabe immer wieder, und während einer Nacht waren sie gezwungen, in kleinen Kreisen nur 50 Fuß über dem Flugplatz zu stiegen, um nicht die Orientierung zu verlieren. Di« Flieger, die am 28. Juni aufge- stiegen waren, hatten eigentlich die Absicht, sich 200 Stunden in der Luft zu halten, aber obwohl der Motor dieser Aufgabe gewachsen gewesen wäre, mußten sie doch schon noch 174 Stunden hinabgehen.
»Faust " in chinesischer Sprache. Eine chinesische Uebersetzung des ersten Teil» von Goethes „Faust " ist in Schanghai erschienen, und zwar innerhalb eines Jahres bereits in der dritten Auflage. Ueberfetzer ist der Dichter Guo Me-jo, der früher auch schon den„Werther" übertragen hat: zurzeit wird er wegen seiner feindlichen Haltung gegen die jetzigen chinesischen Machchaber steckbrieflich verfolgt. Die neu«„Faust "« Uebersetzung ist berells seine zweite: die erste hat er 1920 geschrie- den. sie kam damals nicht zum Druck und wurde teilweise von Ratten ausgefressen. Als der Dichter daran ging, die verlorenen Teile wieder herzustellen, entschloß er sich zu einer völligen Neu- gestallung, die er, während er für die erste Arbeit auch nur zwei Monate gebraucht hatte, jetzt in zehn Tagen vollendete Ernst Schierlltz, der den chinesischen „Faust" in der„Frankfurter Zeitung " bespricht, rühmt sowohl die Genauigkeit wie die künstlerische Form- gebung außerordentlich. Daß Goethes Hauptwert den Chinesen so viel später zugänglich gemackit wird als zahlreiche andere sein-- Dichtungen, erklärt Schierlltz aus der Kluft zwischen dem konni-' nischen Menschen und dem tatbesessenen Helden Goethes.