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Gonntagsled

14. Juli 1929

Unterhaltung und Wissen

Emma uurich: Kinder am Lohntag

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Es ist nicht angenehm, afs fünfjähriger Knirps im Tabatqualm und Bierdunst unter fartenspielenden Männern zu sitzen und sich immerfort die schlechtbeschuhten Füße an dem dicken eichenen Tisch bein stoßen, nienn man ein bißchen baumelt. Man nicht aus Dancewaile dazu ein wenig mit dem Kopf, wie die Droschtengäule tun, die man durch das Fenster jehen fann, und bums, da haut man auch schon mit der Nase an einen harten Ellenbogen. , Heul nicht, junge," brummte der Vater, ohne von den Karten aufzusehen ,,, was hochst du uns auch hier auf der Belle; geht doch raus spielen!" Die Große will ja nicht," schluchzt der Knirps, und heulend retiviert er in die Ecke zu den Schwestern, die steif und Celangweilt auf ihren Stühlen ſizen.

Die kleinere versucht zu trösten: Na hör man auf, es ist ja nicht so schlimm." Trude hat schuld," bockt der Knirps, sie hat mich hingeschickt. Aber da wird Käte resolut. So? Wenn du ihm nicht direkt vor der Nase sigt, denkt er überhaupt nicht ans Nachhausegehen, das weißt du so gut wie wir! Ueberhaupt fönnten wir wirklich draußen noch ein bißchen spielen," wendet sie sich an die Große, die sind noch lange nicht fertig." Nein. Du hast, das wohl schon vergessen?"

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,, Das" war vor acht Tagen geschehen; da hatte sich ein Be­trunkener im Hausflur an Käte zu vergreifen versucht. Nur Trude mußte dapon; Käte hatte den Eltern nichts erzählt der Mutter nicht, weil sie ohnedies Sorgen genug hatte und immerfort weinte und seufzte, dem Vater nicht, weil er die Kinder dann nicht mehr mitgenommen hätte, und dann würde die Mutter wohl überhaupt fein Kostgeld mehr bekommen, wenn nicht immer jemand dabei märe, der ans Heimgehen mahnte..

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Käte findet, daß man an Trude ja am besten sähe, wie falsch das Denken ist. Sie steht auf, zupft den Bater am Arm, weist auf die Uhr und weicht ihm nicht mehr von der Seite, bis er sich endlich erhebt, den Jungen an die Hand nimmt und mit etwas unsicheren Schritten unter Rätes verachtenden und Trudes beschämten Bliden den Heimweg antritt.

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Daheim beginnt die übliche Litanei, die zunächst damit endet, daß jedem der Mädchen ein schmieriges Heft-die Kontobücher des Kaufmanns und des Milchhändlers, in denen die Schulden der Woche verzeichnet sind nebst einer Abschlagzahlung in die Hand gedrückt wird. Käte nimmt den Milchtopf, Trude den Korb, die eine eilt nach der einen, die andere schleicht nach der anderen Seite der Straße, als hätte der leere Korb Zentnerschwere. Trude denkt nicht mehr, sie flüstert nur immer vor sich hin: Wenn nur die Frau nicht da ist lieber Gott, wenn nur die Frau nicht da ist die Frau, die so entseglich feift, daß alle Kunden aufmerksam werden und einen mitleidsvoll anstarren. Gott   sei Dant, der Laden ist leer und die Gefürchtete ist nicht da. Trude bringt höflich ihr Anliegen vor, die Mutter ließe bitten, den Rest der Schulden noch anstehen zu lassen und ihr Zucker, Mehl und Kaffee für neue Rechnung zu verabreichen. Der Kauf­mann macht die üblichen Einwände, er habe lange genug Geduld gehabt und müsse darauf bestehen, daß die alte Schuld beglichen werde, ehe er neuen Kredit gäbe. Trude bittet noch einmal; der Mann besteht höflich, aber eindringlich auf seinem Recht; er fann ja nicht anders, Trude nicht bestätigend und errötend zu seinen mahnenden Worten, so lebhaft fühlt sie, wie sehr er Recht hat und fie Unrecht, Dennoch muß sie hier stehen und warten, bis er großmütig auf sein Recht verzichtet, und das ist unsinnig anstrengend. Ihre ganze kleine Berson ist angespannt wie der Mann mit den Stahlmuskeln im Zirkus, der einen Wagen über sich hinwegfahren lassen muß.

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Aber plöglich plötzlich sinft fie in sich zusammen; die Tür ist gegangen, und der Herr, der eingetreten ist, das ist das ist Herr Konrad, ihr geliebter Lehrer, derselbe, der ihr für nächste Ostern die Freistelle auf dem städtischen Lyzeum verschafft hat.

Und Käte denkt, daß man auch Treude bald nichts mehr er zählen dürfte. Du bist eine Dromflöte geworden," sagte sie laut zur Schwester, früher hast du wenigstens Geschichten zu erzählen gewußt, wenn es auch man bloß ausgedachte waren; jezt döst du nur immer vor dich hin." Aber Trude döst nicht; Trude denkt voller Angst an das, was heute abend daheim ihrer wartet. Die Szene vom vergangenen Sonnabend ist noch in frischer Erinnerung. Der Vater war betrunken nach Hause gekommen und hatte den Wochenlohn, verärgert über das wehleidige Gesicht der Mutter, auf den Tisch geworfen. Die Mutter machte ihm die üblichen Borwürfe, die immer heftiger und ungerechter wurden, als der Bater nicht antwortete. Da nahm er den Teller mit dem Effen und warf ihn mit voller Bucht auf den Boden, daß die heiße Sauce den Kindern ins Gesicht sprizte. Die Mutter schrie, die fleine Lotte betam Krämpfe, der Bater, außer sich vor But, zerschlug alles Geschirr, das auf dem Tisch stand. Die Mutter wollte mit den beiden Kleinsten fort, ins Wasser, aber irgend jemand hatte die Tür abgeschlossen; vielleicht Trude selbst, sie weiß es nicht mehr. Grauen- weiß, das ist nur ein Gedanke, der so unerträglich, so förperlich haft deutlich sieht sie den Bater mit erhobenem Arm daftehen, eine Bierflasche in der Hand, um sie der Mutter an den Kopf zu schleudern, die gellend schreit: Schlag mich doch tot, tu's doch!", fieht Käte wie eine Rage auf ihn zuspringen und ihm an der Schulter hängen, die Zähne barin vergraben, bis er zusammenzudt und leichenblaß auf einen Stuhl fintt.

Trude hätte das nicht gefonnt, nicht weil die Angst fie topflos gemacht hätte, sondern weil sie auch in diesem Augenblid fein Gefühl des Haffes gegen den Bater aufbringen fonnie, weil fie tief von der Unabwendbarkeit, der Schicksalhaftigkeit dieser schrecklichen Dinge überzeugt mar, an denen niemand eine Schuld trug, am wenigsten der Vater.

,, Entsehlich, dieses Warten," schreckt Käte sie aus ihren Medi­tationen ,,, in einer halben Stunde werden die Läden zugemacht, und wir fönnen ohne Abendbrot zu Bett gehen; aber das ist ihm ganz egal, wenn er nur sein Vergnügen hat. Schämen sollte er fich." Rein Käte, es ist ihm nicht egal; er hat nur Angst nach Hause zu gehen, wie wir Angst haben, und darum betrinft er sich, damit er mutig ist und nicht denten muß."

Michael Softfchenko

Peinliche Angelegenheit

Es war wohl im Jahre 1924 in Moskau  . Jegor Mitrofano. mitsch Sujem gab einen Gesellschaftsabend. Natürlich hatte sich heißblütige Jugend versammelt. Alles aufgehende Sterne.

Kaum hatten sie sich versammelt, als Unterhaltung, Wortstreit, Diskussionen sich anbahnten. Bald wandte sich das Gespräch be. deutenden politischen Ereignissen zu. betwe

Ein Gast machte eine Bemertung über ein Buch des Genossen Trojki. Ein anderer pflichtete bei. Ein dritter sagte: überhaupt Trozkismus. Ein vierter sagte: Bielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Es ist überhaupt ungewiß, was Genosse Trozti unter Trotz tismus versteht."

Eine Frau unter den Gästen wurde plötzlich bleich und sagte: Genossen! Läuten wir sofort Trogti an und fragen wir ihn." Schweigen trat ein. Im selben Moment wandten sich aller Mugen dem Telephon zu. Um einen Schein bleicher noch wurde Genossin Sidoroma und sagte:

Rufen wir zum Beispiel den Kreml   an..., bitten wir den Genossen Trozfi ans Telephon und stellen wir irgendeine Frage

an hn."

Geschrei erhob fich, Stimmengemirr.

Ganz recht," sagte man... In der Tat... Richtig!... Wir wollen läuten und fragen... So und so, Lew Dawidowitsch...!" Ein energischer Genosse, Mitrochin  , geht entschlossenen Schrittes auf den Apparat zu und sagt:

" Ich will gleich anrufen." Hebt den Hörer ab und spricht:

Seten Sie so freundlich... den Kreml  ...

adneles10

Die Gäste hielten den Atem an, umringten im Halbkreis den Apparat. Genoffin Anna Sidorowa wurde weiß wie ein Blatt Papier  , ging in die Küche, sich zu erfrischen. Im Zimmer ver­jammelten fich fämtliche Hausbewohner. Auch die Hausfrau, auf deren Namen die Wohnung gemietet war, war erschienen. Sie blieb an der Tür stehen und fah wehmütig der Entwicklung der Ereigniffe entgegen,

Und die Ereignisse entwidelten fich mit fürchterlicher Eile. Der energische Genoffe Mitrochin   sagte:

Der Mann hinterm Ladentisch   redet immer noch, er sagt gerade: Ich bin ein Menschenfreund. Leider bin ich ein Menschenfreund, aber wenn gewissenlose Leute das ausnutzen, so ist das gemein- gemein, jawohl." Aber Trude versteht seine Worte gar nicht; sie fommen wie aus weiter Ferne, und der ganze Laden fährt Karussell, immer schneller, immer schneller; das fommt von dem vielen Blut, das ihr in den Kopf steigt. Es braust in den Ohren, als ob man Mutters große Muschel, die auf dem Kleiderschrank steht, daran hielte, es flopft am Halse mit einem stechenden Schmerz, und Trude mehtut, im Halfe und in der Brust und sogar in den Beinen, ein Gedanke, der ganz und gar von ihr Besiz genommen hat und vor dem alles andere ganz flein   und unbedeutend geworden ist: daß er es gehört hat daß sie ihm nie wieder unter die Augen treten fann. Einen Augenblick noch steht fie festgebannt; dann ist fie draußen auf der Straße und läuft, solange der Atem reicht.

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Die Sonne ist vom Himmel gefallen die Sonne ist vom Himmel gefallen. Da unten liegt der Kanal; schwarz und fchmeichelnd gligert das schmutzige Wasser im Schein der Straßen laternen, und es wird ganz schnell gehen, Trude fann ja nicht schwimmen. Die Straße ist ganz still und menschenleer, man hört jeden Laut, der aus den Häusern dringt, und Trude hört plößlich ein Schluchzen Käte weint! Käte meint?

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Langsam strafft sich die kleine Gestalt; langsam mendet sie fich um, mit einem Aufatmen, als erwache sie aus einem tiefen Schlaf, und liest geistesabwesend das Ladenschild auf der gegenüber­liegenden Seite: ,, Milchwirtschaft August Schäfer", und noch einmal, mit erwachender Aufmerksamkeit Milchwirtschaft August Schäfer". Dann steuert sie auf den Keller zu, über dem das Schild hängt.

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war.

Beilage des Borwärts

Und niemand kam darauf, daß dieser Anruf ein Scherz gewesen Am nächsten Tage erst erfuhren fie es. Einer der Gäste selbst gestand es. Er hatte gleich nach dem ersten Gespräch das Haus verlassen und aus einer Telephonzelle angerufen. Genosse Sujem verfeindete sich mit ihm und bekam sogar Lust, ihm die Fratze einzuhauen.

( Aus dem Russischen übertragen von Sascha Rosenthal.)

Der jebildete" Kleinbürger

Aus dem Nachlaß von Marx und Engels

Der folgende Artikel ist einer polemischen Schrift von Marr und Engels entnommen, und zwar der Schrift gegen Mag Stirner, bie unter dem Titel Santt Mar" einen Teil der Deutschen Ideologie  " bildet. Die Deutsche Ideologie" von Marg und Engels ist eine unt fangreiche Auseinandersehung mit den nachhegelschen deutschen   Philo. fophen. Unter diesen galt der Verfasser des berühmten Buches Der Einzige und fein Eigentum" als der radikalste. Marg und Engels enthüllten jedoch den radikalen" Mar Stirnet als den iebildeten" Berliner   Kleinbürger des vormärzlichen Deutschland  ; fie nennen ihn auch Sancho nach der unsterblichen Gestalt des Gancho Bansa in Cer. vantes Don Quijote".

Der mitgeteilte Abschnitt zeigt die Begründer des wissenschaftlichen Gozialismus schon ganz im Besitz ihrer materialistischen Geschichts. auffassung, obwohl, fie diese Schrift schon sehr früh, im Jahre 1846, abgefaßt haben.

Die Erfindung der Lokomotive ift, fo lehren fie, nicht vom Himmel gefallen, sondern ist begründet in dem damaligen Stand der Produktiv. kräfte und der Produktionsverhältnisse. J. B. Manet.

Um dem deutschen   Bürger seine Freiheitstheorie sonnentlar zu machen, fängt Sancho jezt an, in der eigenen Sprache des Bürgers, speziell des Berliner   Bürgers, zu deklamieren: de freier Ich indes merde, desto mehr Zwang türmt sich vor Meinen Augen auf, desto ohnmächtiger fühle Ich Mich. Der unfreie Sohn der Wildnis empfindet noch nichts von all den Schranken, die einen jebildeten Menschen bedrängen: er fühlt sich freier als dieser. In dem Maße, als Ich Mir Freiheit erringe, schaffe Ich mir neue Grenzen und neue Aufgaben; habe ich die Eisenbahnen erfunden, so fühle Ich Mich wieder schwach, weil Ich noch nicht, dem Bogel gleich, die Lüfte durchsegeln kann, und habe Ich ein Problem, dessen Dunkel­heit Meinen Geist beängstigte, gelöst, so erwarten Mich schon un­zählige andere.

Nicht der unfreie Sohn der Wildnis", sondern die gebil­deten Menschen" denken sich den Wilden freier als den Gebildeten. Daß der Sohn der Wildnis"( den Fr. Halm in Szene gesetzt hat) die Schranken des Gebildeten nicht fennt, weil er sie nicht erfahren fann, ist ebenso flar wie daß der gebildete" Berliner   Bürger, der den Sohn der Wildnis" nur Dom Theater   fennt, von den Schranken des Wilden nichts weiß. Die einfache Tatsache ist diese: die Schranken des Wilden sind nicht die des Zivilisierten. Die Ver­gleichungen, die unser Heiliger zwischen beiden anstellt, ist die phan­taftische eines gebildeten" Berliners, dessen Bildung darin besteht, Don beiben nichts zu wiffen. Daß er von den Schranken des Wilden nichts meiß, ist erflärlich, obgleich davon zu wissen, nach den vielen neueren Reisebeschreibungen eben feine Kunst ist; daß er auch die des Gebildeten nicht fennt, beweist sein Erempel von den Eisenbahnen und dem Fliegen. Der tatlose Kleinbürger, dem die Eisenbahnen vom Himmel gefallen sind und der eben deswegen glaubt, sie selbst erfunden zu haben, phantasiert sogleich vom Luft. flug, nachdem er einmal auf der Eisenbahn gefahren ist. In der Wirklichkeit fam erst der Luftballon und dann die Eisenbahnen. Santt Sancho mußte dies umdrehen, weil sonst jedermann gesehen hätte, daß mit der Erfindung des Luftballons das Postulat der Eisenbahnen noch lange nicht da war, während man sich das Um­gefehrte leicht vorstellen kann. Er stellt überhaupt das empirische Berhältnis auf den Kopf. Als der Hauderer( ältere Bezeichnung für ein Fuhrwert) und Frachtwagen den entwickelten Bedürfnissen des Berkehrs nicht mehr genügte, als u. a. die Zentralisation der Produktion durch die große Industrie neue Mittel zum rascheren und massenweisen Transport ihrer Massen von Produkten nötig machte, erfand man die Lokomotive und damit die Anwendung der Cisenbahn auf den großen Verkehr. Dem Erfinder und den At­tionären war es um ihren Profit, dem Commerce überhaupt um die Verminderung der Produktionskosten zu tun; die Möglichkeit, ja die absolute Notwendigkeit der Erfindung lag in den empirischen Ländern beruhte auf verschiedenen empirischen Berhältnissen, z. B. in Amerika   auf der Notwendigkeit, die einzelnen Staaten des un­geheuren Gebietes zu vereinigen und die haibzivilisierten Distrikte des Innern mit dem Meere und den Stapelplägen ihrer Produkte zu verbinden... In anderen Ländern, wo man bei jeder neuen Erfindung nur bedauert, daß sie nicht das Reich der Erfindung vollendet wie z. B. in Deutschland  - in solchen Ländern wird man endlich nach vielem Widerstreben gegen die verwerflichen, keine Flügel verleihenden Eisenbahnen durch die Ronkurrenz gezwungen, fie zu adoptieren, und den Hauderer und Frachtwagen, wie das altehrwürdige Spinnrad fahren zu lassen. Der Mangel an anderer geminnreicher Anlegung des Kapitals machte das Eisenbahnbauen zum dominierenden Industriezweig in Deutschland  . Die Entwid fung seiner Eisenbahnbauten und seine Schlappen auf dem Welt­marft gingen gleichen Schritt... Der positive Kern der ideolo­gischen Verachtung des Bürgers gegen die Eisenbahn aus Sehn­sucht nach dem Vogelflug ist die Vorliebe für den Hauderer, den Sancho sehnt sich nach der Frachtwagen und die Landstraße. eigenen Welt", die... der Himmel ift. Darum will er an Stelle fahren. der Lokomotive den feurigen Wagen Eliä seßen und gen Himmel

,, Seien Sie so freundlich, den Genossen Trogti ans Telephon Verhältnissen. Die Anwendung der Erfindung in verschiedenen zu bitten."

Und plötzlich sehen die Gäste Mitrochin   sich im Gesicht ver­ändern, mit wirren Bliden sämtliche Anwesende mustern, das Telephonrohr zwischen die Knie flemmen, damit nichts zu hören ist, und flüsternd spricht er:

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Was soll ich sagen?... Man fragt, in welcher Angelegenheit? Woher gesprochen wird... Wahrscheinlich der Sefretär..." Da schnellte die Gesellschaft um ein weniges vom Telephon zu rüd. Jemand sagte:

" Sag', aus der Redaktion... aus der Prawda"... So rede doch, du Schuft..." me

Aus der Prawda", sagte dumpf Mitrochin  . Wie? Ueber haupt wegen eines Artikels..." Jemand sagte:

Habt eine langwierige Suppe eingebrodt. Sie muß nun auss gegelfen werden. Wartet nur, es wird noch Unannehmlichkeiten geben."

Die Eigentümerin der Wohnung, Darja Wassiljewna Pilotowa, auf deren wohledlen Namen selbige gemietet war, sagte schwankend: Hängt den Hörer an! Ich erlaube nicht, in meiner Wohnung mit Ach, mir wird schlecht, habt mich begraben, ihr Schurken! den Führern zu telephonieren!"

Mitrochins trostloser Blick überflog die Gesellschaft. Er hängte

den Hörer an.

Wieder sentte sich verzweifeltes Schweigen über den Raum. Leise erhob sich ein Teil der Gäste, um das Haus zu verlassen. Etwa fünf Minuten lang saßen die Zurückgebliebenen unbeweg­lich da. Plötzlich ertönte die Telephonglocke. Der Gastgeber trat selbst an den Apparat. Hob mit düsterer Entschlossenheit den Hörer ab. Und begann zu hören. Mit einem Male wurden seine Augen rund, Schmeiß trat auf seine Stirn, und das Telephonrohr flatschte gegen sein Ohr.

Eine Stimme dröhnte im Telephon:

,, Wer hat den Genossen Trotti angerufen? In welcher An­gelegenheit?"

Das ist ein Irrtum." fagte Sujem. Es ist nicht angerufen worden. Berzeihen Sie."

Es ist kein Irrtum. Von Ihnen ist angeläutet worden!" Die Gäste begannen ins Borzimmer zu strömen. Ohne ein ander anzublicken, zogen fie fich schweigend an und gingen fort.

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weiblichen kanadischen Entomologen, den Damen Marjory Ford, Expedition nach einem Ur- Infeft. Eine Expedition, die von drei B. Hamilton und Abidh, geleitet wird, ist jetzt von Banff   im Staate Alberta   aufgebrochen, um nach einem merkwürdigen Ur- Insekt zu suchen, der Grylloblatta. Dieses Tier stellt eine primitive und un gewöhnliche Form des Insektenlebens dar, die sich noch aus dem Eiszeitalter erhalten hat, als der Kontinent unter Gletschern be­graben war. Es hat sich den Bedingungen der Eiszeit angepaßt und Das Insekt wurde zuerst vor einigen Jahren von Dr. S. M. Balfer lebt seitdem auf den moosigen Schichten am Fuße der Gletscher. am Sulphur- Gebirge in der Nähe von Banff   gefunden, aber nur in ganz wenigen Exemplaren. Es gibt überhaupt nur zwei oder drei Orte in der Welt, an denen das Insekt noch zu finden ist, und die Hauptfundstätte ich am Moränensee, dessen schöne Gletscher eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Rockies ist. Dieses Ur- Insett stirbt sofort, wenn es einer Temperatur ausgefekt wird, die höher als 10 Brad über dem Gefrierpunkt liegt; es fühlt sich am mahlsten im Eis und fann nur in Eisstüden und unter dem Einfluß einer Kühl­gewohnheiten dieses interessanten lleberrestes, aus ferner Vorzeit maschine transportiert werden. Die Damen wollen nun die Lebens genau ftudieren,