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Sonnabend

27. Juli 1929

Unterhaltung und Wissen

André Dahl: Ein verrückter General

Leutnant Routon, zugeteilt dem Stab der 129. Division, an den kommandierenden General der 51. Armee:

" Ich gestatte mir, Herr General, vertraulich Ihre Aufmerksam feit auf den Gesundheitszustand des Generals de Gonfle dan, Kommandant der 129. Division, zu lenfen. Ge wiffe Symptome lassen nämlich darauf schließen, daß das Gehirn des Generals durch die Aufregungen der gescheiterten Offensive vom 13. Dezember gelitten hat. So hat er zum Beispiel befohlen, daß in der ganzen Doision den Pferden die Schweife abgeschnitten werden müssen und daß die gesamte Mannschaft statt ihrer Wein­ration Bastillen gegen Erfältung zu bekommen hat. Ich hielt es für meine Pflicht, Ihnen den Inhalt dieser sonderbaren Befehle bekanntzugeben, die geeignet sind, die durch zwei Heringsmahl zeiten im Tage ohnehin erschütterte Moral der Truppe völlig zu untergraben."

General Colbert- Pinoiseau, Kommandant der 51. Armee, an Leutnant Routon, zugeteilt dem Stabe der 129. Division:

" Sie haben sich veranlaßt gefühlt, vertraulich meine Aufmert. famkeit auf den Gesundheitszustand des Generals de Gon. fledan zu lenfen. Die mir mitgeteilten Tatsachen vermögen Shren Verdacht in feiner Weise zu bekräftigen; ja die Befehle des Generals zeugen davon, daß er um das Wohl seiner Truppe be­forgt ist und sich vollkommen auf der Höhe seiner schweren Auf­gabe befindet. Die Pastillen gegen Erkältung hindern die Wacht­posten am Husten und verhüten es, daß der Feind auf diese Weise den Zeitpunkt der Ablösung erfährt. Was die Pferde betrifft, so werden sie jetzt ohne Schweif nicht mehr in der Lage sein, die Fliegen zu vertreiben, so daß lettere nicht mehr so zahlreich in der Umgebung der Feldküchen auftreten werden. Ich habe die Emp­findung, daß diese Maßnahmen innerhalb der ganzen 51. Armee durchgeführt werden sollten.

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Leutnant Routon, zugeteilt dem Stabe der 129. Devision, an den kommandierenden General der 51 Armee: Ich beehre mich neuerlich, die Aufmerksamkeit eines hohen Kommandos auf den Fall des Generals Gonfledan , Kom­mandant der 129. Division, zu lenten. Der General hat soeben den Befehl herausgegeben, daß die Mannschaft sich mit Kölnisch Wasser zu parfümieren hat, bevor sie sich auf Patrouilledienst begibt. Er hat von den ihm unterstellten Offizieren eine ganze Reihe mert würdiger Liften verlangt, so eine Zusammenstellung aller tarösen Bühne. die Namen aller Soldaten, die Esperanto sprechen und eine Aufstellung aller Divifionsangehörigen, die im Frieden Zuhälter cewesen sind. Diese Befehle haben in der ganzen Division die größte lleberraschung hervorgerufen und wurden allerseits aufs schärfste kritisiert. Der Chefarzt der Division hat es für seine Pflicht crachtet, für alle Fälle falte Duschen bereitzustellen."

General Colbert- Binoiseau, Kommandant der 51. Armee, an Leutnant Routon, zugeteilt dem Stabe der 129. Division:

Die 129. Division ist, wie mir scheint, von renitenter Gefin mung erfüllt. Sie ist sich nicht bewußt, welche Ehre es für sie be­i cutet, daß ein Mann von den Fähigkeiten des Generals de Gonfeldan an ihrer Spize steht. Die Maßnahmen, von denen Sie mir berichten, sind von vorbildlicher Folgerichtigkeit und zeugen con einer vollkommenen Beherrschung der Methoden der mo­bernen Kriegführung. Mit Kölnisch Wasser parfümierte Pa­trouillen strömen feine üblen Gerüche aus, durch die der Feind cufmerksam gemacht werden fönnte und was die Listen betrifft, so find sie zwar noch nicht vom ADR. verlangt worden; aber, menn ter Krieg noch zehn Jahre dauert, werden sie bestimmt verlangt werden. Der Herr Stabsarzt sollte an Stelle feiner durchaus un engebrachten Borsichtsmaßnahmen lieber über die Typhusimpfungen Bericht erstatten!"

Herr General! Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen nicht mehr im Dienstweg schreibe, aber ich habe begründeten Anlaß, Ihnen diesen Brief direkt und so rasch als möglich zu übermitteln. Ich schwöre, daß der General de Gonfledan wahnsinnig ist, so daß die Notwendigkeit besteht, ihm noch vor der Offensive auf die Höhe 7 abzulösen oder zumindest ihn des Kommandos während diefer Operation zu entheben. Er ist den ganzen gestrigen Tag im Dorfe Forecourt, in dem sich der Divisionsgeneralstab befindet, nur mit dem Hemd bekleidet, auf der Hauptstraße spazieren gegangen und hat den Bäuerinnen nachgestellt. und hat den Bäuerinnen nachgestellt. Als ein englischer Ber­bindungsoffizier ihn ansprach, hat er diesem sehr grob geantwortet und den Hintern zugekehrt. Wir konnten einen Standal nur das durch vermeiden, indem wir dem englischen Offizier einredeten, daß sich der General auf einer Inspektionsreise befinde und daß der Mann, den er als General angesprochen hat, ein schwachsinniger Bauer gewesen ist. Ich bringe meinen Borgesetzten gewiß stets die schuldige Achtung entgegen. Aber im vorliegenden Falle, ich wieder­hole es, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen zu versichern, daß der General wahnsinnig ist!"

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Mein lieber Leutnant! Ich habe die Vorkommnisse, von denen Sie mir berichtet haben und nicht mit Unrecht berichtet haben aufs genaueste untersucht, und ich muß sagen, daß Sie teinerlei Anlaß zu der von Ihnen geäußerten traurigen Vermutung geben. Meines Erachtens hat der General de Gonfledan, indem er, nur mit dem Hemd bekleidet, in dem häufig der feindlichen Be­fchießung ausgefeßten Dorfe spazieren ging, ein rühmliches und echt französisches Beispiel von Heldenmut und Tollkühnheit ge­geben. Er hat vielleicht übertrieben. Aber merten Sie sich, was ich Ihnen fage: Nur, wer übertreibt, wird siegen! Unter diesem Gefichtspuntte ist seine Tat bewundernswert und läßt die Todes. verachtung des Generals deutlich erkennen. Bleibt noch die Tat sache, daß er dem englischen Offizier das Hinterteil zugekehrt hat. Aber was wollen Sie? Bloß ein freundschaftlicher Scherz, der in allen Armeen der Welt unter engeren Kameraden üblich ist. Und

vielleicht wollte der General de Gonfledan dem verbündeten Offizier gegenüber durch seine Geste zum Ausdruck bringen, daß man marschiert. So hat manche Handlung vom militärischen Standpunkt niemals sein Hinterteil sehen werde, da er immer nach vorwärts gefehen, eine ganz andere heroische Bedeutung, die sich der dumme 3ivilist nicht träumen läßt. Dennoch haben Sie recht getan, mir zu schreiben. Ich werde Sie nach fiegreich durchgeführtem Angriff auf Höhe 7, der hoffentlich das Eigentum des Herrn Senator Boucaré vom Feinde säubern wird, bei Ihrer Truppe aufsuchen, und wir werden dann vielleicht von Ihrer Beförderung zum Ober. feutnant sprechen.

General Colbert- Pinoiseau."

Der fommandierende General der 129. Division General de Gonfled an an den kommandierenden General der 51. Armee: Ich gebe Ihnen befannt, daß ich die Absicht habe, mich während des für morgen angeordneten Angriffs auf Cote 7 persönlich und mit schußbereitem Gewehr in der Hand an die Spitze meiner Sturm­truppen zu stellen, um meinen Jungens zu beweisen, daß ich sie von Herzen liebe. Wenn ich falle, so merde ich eben dort sterben, wo es dem Kommandanten zu stehen geziemt, an der Spitze meiner Truppen!"

General der 51. Armee: Befehl des Generals Colbert- Binoiseau, tommandierender

Berson des Generals de Gonfleden zu versichern. Derselbe Der Generalstabarzt des Divisionslazaretts hat sich sofort der hat mit geziemendem Respekt, jedoch aufs strengste bewacht zu werden. Der General ist sodann von zwei Sanitätsunteroffizieren sofort ins Irrenhaus von Limoges zu bringen. Die Ausführung des Befehls ist ohne Verzug zu berichten.

( Berechtigte Uebertragung aus dem Englischen von Les Rotten.)

Willi Ley: Tierparadies und Riefentauben

In der Sprache der Zoologie fann das Wort Asyl" zweierlei bedeuten. Erstens einen legten Zufluchtsort einer einftmals weit nerbreiteten Tierart, wie vor dem Kriege der berühmte Urwald von Bjelowjesch( Bialowicza) das letzte europäische Asyl der Wisente war. 3weitens aber fann es die ungestörte Friedlichkeit eines Ge­bietes tennzeichnen, also zumeist eine Infel, auf der es nur wenige oder gar feine Raubtiere gibt, die an sich klimatisch günstig liegt und, durch das Weltmeer, gegen Invasionen fremder und vielleicht bösartiger Wesen( mit Ausnahme des Menschen, leider!) geschützt ist. Nun weiß jeder um den vielbesagten Kampf ums Dasein". In einem solchen Asyl existiert er nicht, man muß also erwarten, daß der Kraftüberschuß, der durch sein Fehlen entsteht, sich irgend wie bemerkbar macht. Wenn dabei zoologisch geraten werden soll, fönnte man sagen, daß vielleicht eine Tendenz zum Riesenwuchs, der freilich immer ein Zeichen beginnender Degeneration ist auf­treten würde, oder farbenprächtige Schmuckfedern oder Schmud schuppen bei Bögeln und Eidechsen oder nur eine gemütliche Fettmaft.

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Ziemlich den Anforderungen eines Asyles" entspricht Neu. guinea, und wir sehen denn auch gleich die Auswirkung, die wunderbaren Schmudfedern der Paradiesvögel, die in diesem Asyl, vor dem Auftreten der Weißen, wirklich beinahe im Paradiese lebten, was mit dem Namen aber nichts zu tun hat. Aber, wenn zwei dasselbe tun, ist es durchaus nicht dasselbe, und wenn zwei im Paradiese leben, dann gibt es ganz verschiedenartige Endeffette. Schon bei den verschiedenen menschlichen Religionen find ja die Baradiese, die ihre Anhänger für sich ersehnen, verschieden. Beim Buddhismus ist es das absolute Nichts, über das hier nicht ge sprochen werden soll, da es sich ja schließlich nicht um eine philo­sophische Abhandlung handelt. Das Gegenstück dazu war das Baradies unserer Vorfahren, die ragende Götterburg Walhall mit einem nichtendenden Eberbraten und Kampf und Schlachtgetöse als Berdauungshilfe hinterher. Tatsache ist ja wohl, daß im ger.| manischen Paradies meder Mensch noch Tier zu Schmucfedern, noch auch zu Fettbäuchen tommen fonnten. Dann das christliche, un

förperliche Paradies, in dem man an zoologischen Effekten wohl auch ein paar( geiftige) Schmudfedern erwarten tann. Schließlich noch das mohammedanische, das sich von unserem Schlaraffenland nur durch den Reichtum an schönen Frauen vorteilhaft unter fcheidet, wenn man den Fachleuten für diese Dinge Glauben schenken fann. Und in dem deshalb vor allen Dingen Fett, angefeßt wird.

Nun wieder zur Naturgeschichte. Aus den Baradiesvögeln hätten auch Schlaraffenvögel werden fönnen, wie man schon merkt. Und da die Natur seit alters her auch ein menig etwas auf den Dienst am Kunden" zu halten scheint, hat sie gleich die Probe aufs Erempel bei einer anderen Inselparadiesgelegenheit geliefert.

Es ist das schon eine Weile her, der Name der betreffenden Insel ist dem Briefmartensammler jedoch wohlbekannt, Mauritius

Um 1660 gab es da auf der Insel Bourbon. die jetzt Réunion heißt, zwei riesengroße Taubenarten, mächtiger als selbst ein starter Schyman, Hängebäuchen, fräftigen Beinen und einem Schnabel, der, mie der alte holländische Admiral Pieter Willem Berhoeven am eigenen Leibe erfuhr, gewaltig hart beißen" fonnte. Ganz mehrlos waren sie also noch nicht in ihrem Paradies oder Schlaraffendasein geworden, fliegen aber fonnten sie schon lange nicht mehr. Als die Holländer die Inseln auffanden, waren ihnen die Dronten, oder Dodos , im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen". Es waren die richtigen lebenden Konserven büchsen einer Zeit, die die toten noch nicht erfunden hatte. Da ging es denn schnell zu Ende mit der Drontenherrlichkeit. Um 1660 ent­dedte man die Inseln, 1693 fand schon jemand, der nach den Vögeln forschte, teinen einzigen mehr, und 1778 wußte auf beiden Inseln tein Mensch mehr, daß jemals so etwas gelebt haben sollte.

Auch unsere Museen haben nur ganz fümmerliche Reste, ein vollständiges Stelett, einen getrodneten Fuß, einen Schädel, ein Brustbein, einen Schnabel und ein paar Einzelfnochen. Die größten Bruntstücke darunter, wie zum Beispiel der Fuß, stammen von einem Exemplar, das ausgestopft in einer fleinen Tierbude in London gestanden hatte und wegen Mottenfraß zum Mülltasten

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Beilage des Borwärts

verdammt wurde, zu einer Zeit, als es den Bogel lebend schon nicht mehr gab.

Die Aufzählung, dieser wissenschaftlichen Raritäten mütet an, wie die Zusammnstellung der Reste eines Diners, und sie ist eigent lich auch nichts anderes.

Troßdem wissen wir noch recht genau, wie das Tier ausgesehen hat, denn die holländischen Matrosen nahmen ab und zu eins mit in die Heimat, wo man nicht ganz ausschließlich der Tulpenzucht huldigte, sondern auch fleißig malte, allerdings zumeist Tulpen. Jedoch fiel ab und zu auch ein wenig Zeit und etwas Farbe für einen armen verschlagenen Dronte ab, 1866 wurden zwei recht anständige Bildnisse gemalt, die in der Dresdener Galerie hängen. Sie sind, neben den Berichten der Seefahrer, die wichtigsten Quellen zur Refonstruktion dieser bizarren Riesentauben, die sich nur an dieser Erdecke herausgebildet hatten und nicht auf dem fabelhaften Südkontinent, von dem man damals sehr viel träumte, lebten, wie es Grimmelshausen in seinem, abenteuerlichen Simpli zisfimus" schreibt.

So waren die Riesentauben der Mastareneninseln Asyltiere, die sich nach der Schlaraffenseite hin spezialisiert hatten und für Prunkfedern und Hochzeitsschmuck nicht viel Verständnis zeigten. Wenn man ihnen aber Zeit gelassen hätte, vielleicht hätten, fie auch dazu noch einmal einen Anlauf genommen, um sich ihres Paradieses doch nicht ganz unwürdig zu erweisen.

Die

ahren Rekordschwimmer

schnell in den Fluten tummeln, mögen noch so viele Rekorde auf­Unsere Schwimmer und Schwimmerinnen, die sich so stolz und stellen; sie werden es ebenso wenig mit den eigentlichen Bewohnern des nassen Elements aufnehmen können, wie der Mensch jemals mit einem schnellen Rennpferd um die Wette laufen kann. Nun ist es uns freilich noch nicht gelungen, Fische zu Wettrennen abzurichten, Beobachtung ist es den Fischkundigen geglückt, die Schnelligkeit der wie dies bei Pferden und Hunden der Fall ist. Aber durch lange Fortbewegung bei verschiedenen Fischarten wenigstens ungefähr zu berechnen. Beobachtet man das schnelle Dahinschießen der Forellen, fo fönnen sie als besonders geübte Refordschwimmer

erscheinen, aber andere Wasserbewohner übertreffen fie. Immerhin fann man von einer Forelle behaupten, daß sie wenigstens 30 Kilo­Lachs in den Schatten gestellt. Diese Tiere scheinen bligartig durch meter in der Stunde zurücklegt. Diese Leistung wird jedoch vom die Wellen zu schießen, und es ist eine sehr bescheidene Schäßung, wenn man die Geschwindigkeit der Fortbewegung mit etwa 50 Kilo­meter in der Stunde annimmt, selbst wenn der Fisch gegen die Strömung schwimmt.

Manche der größeren Meerfische bewegen sich mit einer geradezu erstaunlichen Schnelligkeit fort. Der Braunfisch legt in der Stunde nach den Angaben eines englischen Zoologen 60 bis 80 Kilo meter in der Stunde zurüd. Megalops atlanticus, der Riesenhering, den man an den Küsten von Florida und Merito angelt, ist noch viel schneller. Dieser Fisch wird 200 Bfund und noch mehr schwer und ist ganz mit Muskeln bepadt; seine Bewegungen sind so rasch, und er tommt im Wasser so schnell vorwärts, daß man mit einer Schnellig­feit von Rilometer in der Minute bei diesem Renner der Fluten rechnen muß. Aber die höchste Geschwindigkeit im Wasser wird man doch wohl dem Schwertfisch zusprechen müssen. Auch bei ihm gibt es natürlich feine genauen Angaben, aber diese außerordentlich fräftigen Fische überholen alle anderen Geschöpfe des Meeres, und diese Schnelligkeit der Fortbewegung macht sie zu so gefürchteten Feinden im Wasser. Es ist gewiß nicht übertrieben, wenn man behauptet, daß der Schwertfisch 125 Kilometer in der Stunde bequem zurücklegt, das ist mehr als doppelt so schnell als die Leistung, die ein zum Rennen trainierter Windhund im Höchstmaß vollbrigen kann.

Großstädte ohne Einwohner

Es ist bekannt, daß in den Goldgräberbezirten über Nacht riesige Städte entstehen, die sofort wieder verlassen werden, wenn der Goldgehalt des Bodens ausgebeutet ist. Unbekannt dürfte es aber sein, daß es auch in Europa Großstädte gibt, die teine Einwohner haben. Leere und zerfallene Häuser ragen öde zum Himmel empor, die Kirchtürme find nur noch Ruinen und die ehe. mals gepflegten Straßen sind von Gras überwuchert. Nur Bögel be­wohnen diese Großstädte, in die tein Menschenfuß mehr tommt. Selbstverständlich waren es bedeutsame Ursachen, die die Bevölke rung dieser Städte veranlaßte, ihre Heimat zu verlassen und sich wo anders anzusiedeln. Eine früher bedeutende Stadt Needs han in Lancashire , die noch am Ende des vorigen Jahrhunderts zu den Großstädten gerechnet werden mußte, ist heute leer. Die Ursache ist darin zu erblicken, daß plötzlich alle Quellen versiegten, aus denen die Bevölkerung das Waffer bezog.

Die Stadt Needshan ist als Industriestadt bekannt gewesen, ins. besondere befanden sich hier zahlreiche Teppichknüpfereien, die vielen Tausenden von Arbeitern Beschäftigung gaben. Aber ohne Wasser tann eine Stadt nicht leben. Man nimmt an, daß vultanische Kräfte und Verschiebungen innerhalb des Erdinnern bei dieser Katastrophe, die die Stadt betraf, wirksam gewesen sind. Jedenfalls war es eine gewaltige Sensation, als die Wasserleitung zuerst nur ganz wenig Flüssigkeit zutage förderte. Man glaubte an technische Fehler und untersuchte alle Zuflußröhren, bis endlich mehrere Wissenschaftler, die zu Rate gezogen wurden, darauf hinwiesen, daß, die Quellen versiegt waren. Zuerst versuchte man durch Einfuhr von Wasser dem Uebel­stand zu begegnen. Aber dieses Verfahren war zu fostspielig und außerdem tonnte man besonders im Sommer nicht genügend Waffer heranschaffen.

Die Fabriken wanderten zuerst aus und dann folgten nach und nach die Bewohner, bis allmählich die Stadt leer war, da Handel und Verkehr völlig aufgehört hatten. Erstaunlicherweise versagten auch alle Maßnahmen, durch Grabungen Wasser hervorzuholen. Eine ähnliche Naturkatastrophe betraf die Stadt Northwich, die durch ihre Salzlager berühmt ist. Durch das Heraussaugen der Sole wurde die Stadt fo unterhöhlt, daß in kurzer Zeit mehr als 1000 Häufer verfanten. Auch hier begann bei Beginn dieses Jahrhunderts eine Maffenflucht, die erne fast völlige Entvölkerung der Stadt zur Folge hatte. Auch in Amerika gibt es Großstädte. die leer stehen. Besonders in den Anden, mo tostbare Metalle gefunden wurden, hatten sich Städte entwickelt, die in früheren Jahrzehnten eine Bevölkerung von mehreren hundert. tausend Menschen aufzuweisen hatten. Nachdem die Erzlager erschöpft waren, find die Bewohner ausgewandert und heute sind manche der früheren Riefenftädte völlig entvöltert.