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Das Adslsbegehren. Kundgebung in Münster. / Oeutfchnationale Kritik. Nachdem man längere Zelt nichts von dem Fortgang des Hugcnberg-Volksbegel?rens gegen den Noung-Plan gehört hatte, ist in M ü n st e r in Westfalen eineKund- gebung" gestiegen. Die Hugenberg-Presse ist stolz darauf, daß ihr Herr und Gebieter wieder einmal geredet hat. Es ist den Machern des Adelsbegehrcns aber schon angst und bange geworden. Hugenberg baute in seiner Rede vor und stellte schon Betrachtungen für den Fall anwenn es n i ch t g s l i n g e n s o l l t e, den Abschluß des Pariser Tribut- Vertrages zu verhindern". Also trotz des Volksbegehrens hofft Hugenberg nicht! Auch die übrigen Redner der nationalen Opposition" nahmen den Mund nicht mehr so voll, wie in den ersten Tagen der Volksbegehrens-Propa- ganda. Nur ein Student, der gerade aus Hannover vom «tädtetag gekommen war, redete ganz große Töne. Er for- derte den Geist der Wahrhaftigkeit. ?.m übrigen hat der Propagandaradau für das Adels- begehren nachgelassen, genau so, wie seinerzeit nach der bom- bastischen Ankündigung des Stahlhelmvolksbegehrens, so daß man fast den Verdacht schöpfen könnte, daß es Herrn Hugen- berg nur um die sogenannte nationale Einheitsfront von Hitler bis Hugenberg zu tun war, nicht um das Volks- begehren selbst. Je schweigsamer die offiziellen Hugen- berg-Leute werden, um so lauter und deutlicher wird die Opposition aus deneigenen Reihen. Wir lesen im.Leutschcnspiegel", einer rechtsstehenden Wochenschrift, die folgende herbe Kritik: Wir flehen wieder einmal vor der Tatsache, daß die nationale Opposition im Begriff steht, sich außenpolitisch auf eine Politik der völligen Negation festzulegen. Nicht um Einheitsfronten zu zerstören, sondern um eine politische Wirksamkeit zu ermöglichen, ist es notwendig, schon jetzt die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Denn es ist falsch, jetzt zu schwelgen, weil Gruppen und Per- sönlichkeiten, denen wir weltanschaulich und politisch nahestehen, u n- zweckmäßige Wege gehen. Dieser Korpsgeist, der den Freunden jede Kritik verbieten möchte, damit der Gegner sich nicht etwa freuen könne, hat schon im alten Staat viel Unheil angerichtet. Frei- mutige Warnungen sind nützlicher als das Schweigen zu Cntwick- lungen, deren Gefährlichkeit und Verderblichteit auch viele erkennen, die sie unter dem Druck einer falsch verstandenen Soli- darstät heut« mitmachen. Die gleich« agitatorisch« Kurz- sichtigkeit, die nach der Unterzeichnung des Locarno-Dertragcs unter dem Druck des racheschnaubenden Chores der Landesverbands- Vorsitzenden zurtz Austritt der deutschnationalen Ministe: aus der Reichsregierung führt«, wird jetzt gegenüber dem Pmmg-Plan wieder- holt. Wir haben damals von dem politischenHarakiridurch Weglaufen gewarnt." Völlige Negation Gefährlichkeit und Verderblichteit agitatorische Lurzsichtigkeit, und diese ganze Kritik, noch ehe das Volksbegehren zum Zuge gekommen ist. das ist der Katzenjammer schon vor dem Fest! DerDeutschenspiegel" versichert weiter, daß keiner der Urheber kommender Volksbegehren im Ernst an deren Erfolg glaubt. Wer soll denn sonst an diesen Erfolg glauben? Etwa die Masten, die Hitler , Hugenberg und Kompagnie anlocken wollen? Wenn die Kritik aus den deutschnationalen Reihen heute schon solche Töne anschlägt, dann darf man ruhig fest- stellen, daß das Hugenberg-Voltsbegehren eine Zählung derer darstellen wird, die selbst noch dümmer sind als die veranstaltende Kompagnie.

Verfaffuugsfeier der Ltniverfiiäi. Eine akademische Feier. Trotz des Boykotts der nationalen Studentenschaft hatte sich ein ansehnliches Auditorium in der Aula der Universität versammelt, um die wegen der Universitätsferien vorverlegte Der» fassungsfeier zu begehen. Nach dem etwas mittelalterlich an- mutenden Einzug der Prosesiorenschoft in den historischen farbigen Baretten und Talaren ergriff der Festredner Professor Oncken das Wort. Seiner Rede lag die unausgesprochene Tendenz zu- gründe, den ferngebliebenen Teil der Studentenschaft davon zu überzeugen, daß er an dieser Feier ruhig hätte teilnehmen können. Wenn die Rede auch mit einem starken Bekenntnis zur heutigen Staats form begann, so erfuhren doch die sreiheit- lichen und demokratischen Ideen, die der heutigen Reichsversassung zugrunde liegen, nur eine sehr kursorische Beleuchtung und Wttrdi- gung. Allerdings betonte Oncken, daß die neuen politischen I d e e n. die der Weimarer Verfassung zugrunde gelegt wurden, sich als dl« einzig lebenskräftigen erwiesen hätten, um die national« Einheit zu erhallen, und den Bestand des Reiches vor den schweren Gefahre» des Zusammenbruches zu retten. Gewiß hob Oncken auch mit erfreulicher Schärfe hervor, daß es ein Unrecht sei, die neue Staatsform für die Niederlage und die Friedensbedingungen von Versailles verantwortlich zu machen. Im Geegenfatz zur französischen Republik von 1870, die sozusagen im zweiten Akt des damaligen Krieges ans Ruder kam und den natio- nalen Widerstand des frairzösischen Volkes steigern tonnte, sei die deutsche Republik er st mit dem Ende des fünften Aktes des Weltkrieges zur Herrschast gelangt, als alles verloren und die Niederlage bereits besiegelt war. Aber den Hauptakzent seiner Rede legte Professor Oncken nicht eigentlich auf Sinn und Geist der Verfassung, sondern auf die außenpolitischen Problem«. Neben der Legalität, der allgemeinen Anerkennung, die heut« im wesentlichen erzielt sei, müsse jede neue Staatsform, so führt er aus, sich auch ihke historische Legitimation erkämpien. Diese.Legitimation durch Leistung" sei noch nicht abgeschlossen, die Republik werde sie erst erhalten, wenn es ihr gelinge, die äußere Freiheit des deutschen Volkes wieder herzustellen. Sehr scharf unterstrich Oncken den Gedanken, daß die innere Freiheit nur auf der Grundloge der äußeren Freiheit möglich sei. Zum Beispiel sei der von der Dersassung proklamierte Schutz der Arbeitskraft nicht durchführbor. solange dos Ausland unser« Arbeitskraft kontrolliere. Sehr scharf wandte sich Oncken dann gegen jede» Plan, die Rheinlandkontrollc in versteckter Form über die Besatzungszell hinaus aufrechtzuerhalten, dann kritisierte er den V�ungplan, ohne ober zu der Frage des An- nehmen? oder Ablehnens Stellung zu nehmen, wie seinem Doxtrag ein positiver Fingerzeig, wie deng die äußere Freiheit anders oder schneller als bisher errungen werden könnt«, fehlte wir möchten sagen: begreiflicherweise. Beim Po unzplan bezeichnet« Professor Oncken es als be- sonders bedenklich, daß er Deutschland aus zwei Generationen hinaus belaste, und zitierte in diesem Zusammenhang ein Won des Amerikaners Jefjerson. daß kein« Generation das Recht habe, die Geschicke der folgenden zu bestimmen. Leider hören wir jplche Profeflorenwor?« nie, wenn es sich umdie uralten Ren-

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Prost Mu&solin

Ungarn und der Frieden. Die Giellung der Sozialdemokratie.

Der Artikel von Rudolf Illowy-Prag hat unseren Lesern das ungarische Problem in Erinnerung gebracht. Unmittelbar darauf lesen wir in der WienerArbciter-Zeitung": Der Parteiausschuß der ungarischen Sozialdemokratischen Partei beriet über die außenpolitischen Fragen. Referent Monus verwies auf den Sieg der englischen Arbeiterpartei und auf die Erklärung Lord Rvthermcres, der die Demokratisierung Ungarns als die Voraussetzung der Revision des Friedensriertrages bezeichnet«. Der demokratisch� Dormarsch in Europa verleih« den großen außen- politischen Fragen ein« besondere Aktualität. Di« von Monus beantragte und gegen die Stimmen der Oppo- sition angenommene Resolution betont die dringende Not- wendigkeit einer friedlichen Revision des Trianoner Friedensvertrages auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, fordert die allgemein« Abrüstung, da der jetzige Zustand neben bewofsneten Völkern entwaffnete nur Kriegsgefahren herausschwöre, und tritt für wirksamen Minderheitenschutz ein. Die ungarische Sozialdemokratische Partei sei sich dessen be- wüßt, daß die Gewinnung der sozialistischen Intemattvnal« für dies« Ziel« ihr« Pflicht sei; dies sei ober nicht möglich, solang« Ungarn nicht den Weg der Demokratisierung beschreit«. Di« Partei würde sich freuen, wenn sie auf diesem Weg« mit anderen Faktoren des ungarischen politischen Leben? für die Wiaderher- stellung Ungarns und des ungarischen Volkes gemeinsam vor- gehen könnt«. Verhandlungen mit Aethlen? Die Regierungspress« behauptet, daß dies« Entschließung auf Verhandlungen zurückzuführen sei. die die sozialdemokratischen Parteiführer mit dem Präsidenten der Regierungkpartei, Pesthy, mit dem Mlnisterprästdenten Bethlen und dem Außenminister Walko geführt hätten. Graf Bethlen habe den Standpunkt«inge- nsmmen, daß die Verwirklichung der Demokratie in lingarn im Hinblick auf die noch nicht weit zurückliegenden Revolutionen auf große Schwierigkeiten stoß«. Die Friedensrevisum würde

aber den Widerstand der Nation(!) gegen das geheim« Wahl­recht zum Verschwinden bringen. Di« Verhandlungen hätten folgende postliv« Ergebnisse gezeitigt: das Gesetz über die Verwaltung der Gemeinde Budapest soll in fortschrittlichem Sinn« revidiert wer- den und die Bestimmungen der politische» V e r j a in m l u n g c n sollen liberal gchandhabt werden. Eine Abordnung non Abgeordneten der englischen ?l r b« i t e r p a r t e i, die nach Athen fährt, soll unter Führung von Nennie Smith und William Gillies auf Einladung der ungarischen Sozialdemokratie auch noch Budapest kommen. Kntit in der Vartei. In der Porteiopposition wird behauptet, daß die Friedens- renision zugunsten Ungarns derzeit nicht zu erwarten sei; sie würde unter den jetzigen Derhältnisien nur die ungarische Re- aktiv» stärken. Di« Deschästigung mit der nicht aktuellen Revisiansfroge. könne nur zur Verschärfung der außenpolitischen Gegensatze in Mitteleuropa beitragen. In der Abrüstungssrage Hab« da» jetzige Ungarn ebensowenig einen moralischen Anspruch, als fordernd« Partei auszutreten wie in der Minderheitenfrage. Die madjarsschen Minderheiten leben, obwohl ihre Loge wirklich nicht rosig sei, unter viel günstigeren Verhältnissen als die nationale Mehrheit in Ungarn ! Noch der Ansicht der Opposition wäre der Sieg der englischen Arbeiterpartei zu einem Angriff gegen die ungarisch« Reaktion auszunützen und nicht zur Stärkung der Re- Visionspolitik, die nur ein Ablenkungsmanöver für die sozial« Reaktion darstelle. Di« Sozialdemokratische Partei plante am 28. Juli, dem . Jahrestag des Ausbruchs des Weltkrieges, ein« Trauer- 't u n d g« b u n g der Arbeiterschaft vor dem Budapest «? Helden- d« n k m a l abzuhalten. Die Polizei hat die Bewilligung dazu abgelehnt, weil der Ausruf zur Teilnahme die Befürchtung ge­rechtfertigt erscheinen lasse, daß die als Pietätsakt oedachte Kund- gebung sich zu einer politischen Demonstration gestalten könnte!

ten der Standesherrcn oder fürstliche Vermögens- anspräche aus dein Mittelalter handelt! In anderen Teilen hielt die Red« Onckens«in ersrsuliche« Niveau und der Reichtum an Ideen, mit dem Oncken sie durchtränkte. entsprach der Bedeutung des Anlasses. Besonders groß war der Beifall, als Oncken auf den sozialen Einschlag der Verfassung hin- wies und in diesem Zusammenhang dag Wort prägt«: »Wer Nation sagt, der muß ganze Nation sage», oder er sagt gar nicht»!" Die nationalistischen Eouleurbrüder, die aus diesem Satz hätten lernen können, daß sie gar nichts sagen, waren allerdings der Veranstaltung ferngeblieben. In der Näh« dieses Satzes erklang auch dos prophetische Zitat von Karl Marx , daß in künstigen Der- fassungen statt prunkvoller Katalog« der Menschenrecht« die be- scheiden« Magna charta des gesetzlichen Arb«iistag es zu finden sein werde. Doch diese Sätze verloren ihr« Kraft, als Oncken auch dies« Frage ins Außenpolitisch« wandelt« und es fälschlich so hinstellte, als ob vor Aufhören der Gläubigerkontroll« kein« wirk- same Sozialpolitik möglich sei. Der Red« folgte lebhafter Beifall. Sie hatte manchen balehrt, viele interessierte Zuhörer geftsselt, erwärmt hatte sie nur an wenigen Stelle». Aber das war wohl auch nicht der Zweck dieser akademischen Feier. Deutschland und pole«. Eine ernste Mahnung. Dos deutsch-polnisch« Komitee in Berlin erläßt folgende Erklärung: Die deutsch -polnischen Beziehungen drohen sich von neuem ernst Haft zu verschlechtern. Nachdem in langen Vor- arbeiten die für den endlichen Abschluß des deutsch -polnischen Handelsvertrags wesentlichen Fragen geklärt waren, hat die deutsche Regierung aus den Wunsch Polens , bereits am 25. Juli die offiziellen Verhandlung«» wieder auszunehmen, geantwortet, daß in- folge der Abwesenheit der führenden Persönlichketten von Berlin der Termin des Verhandlungsbeginns um mehrere Wochen ver- schoben werden müsse. Dies« neue Verzögerung ist von der polnischen

Oessentlichkett als ein« gewollt« Verschleppung der Berhand- lungen ausgefaßt worden und hat zu Schritten der polnischen R«> g i e r u n g geführt, die die Atmosphäre weiter zu verschlechtern drohen. Dos deutsch -polnische Komitee hält es angesichts dieses Tat- bestandes für seine Pflicht, auf die Gefahren hinzuweisen, die eine neue Verschlechterung des deutsch -polnischen Verhältnisses mit sich bringt. Das Komitee gibt deshalb dem dringenden Wunsch Aus- druck, daß der Termin für die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit polen nicht über das unbedingt notwendig« Maß hinaus verzögert werde. Es sollt« ohne groß« Schwierigkeiten möglich sein, der Dele­gation die durch die neuen Agrarzöll« notwendig gewordenen neuen Unterlagen für ihre Verhandlungen so schnell zu verschossen, daß der Eindruck einer absichtlichen Verzögerung ver- mieden wird. Die polnisch« Oessentlichkeit sollte sich sagen, daß der Der- such eines Druckes etwa in der Frage der Liquidationen da» Gegenteil des gewollten Erfolges bewirten und daß Pressionen in der deutschen Oessentlichteit eine Stimmung hervorrusen würden, die den unerlaßlichcn Abschluß des Handelsvertrages zwischen Deutschland und Polen verhängnisvoll erschweren muß. Sozialistenverfolgung in polen . Warschau , 27. Just.! Wie.Lurjer Ezerivony" meldet, ist mit einer Verfügung des Innenministers der Verbandsvorstand der Kranken- kasse» ausgelöst worden. Sein bisheriger Vorsitzender, Abg. Zu- I o w s t i, einer der Führer der Polnischen Sozialistischen Karter. wurde seines Postens enthoben. An Stelle des Verbandsvorstandes übernimmt ein Regierungstommiffar die Leitung des Verbandes. Natürlich will man durch diesen Streich die Polnische Sozialistische Partei treffen, zu deren wichtigsten Positionen die Krankenkassenoorstönde gehören. Die Knechtung Deutsch - Südtirols . In Provinz und Stadt Bozen darf vom Herbst ait wenn die deutschen Touristen fort sind keine deutsch « Ausschrift, Drucksache. Speisekarte usw. mehr existieren; der Schulunterricht ist da im nur noch italienisch!