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Sonntag 26. Lutt«29

Unterhaltung unö ÄVissen

Beilage des Vorwärts

3)er Chinele mil dem SByklopenauge Sine amerikanifche Groteske von Catre

Earl T. Rickenstoß betrieb auf Coney Island , New Toris riesigem Luna-Park, eine Raritäten- und Abnormitätenschau, der auch ein« Menagerie angegliedert war. Eine Art Varlete-Dkichs- figuren-Völkerschau-Zirkus-Schreckenskammer. In gigantischen Buch- staben prangte in rot und weiß unter dem Sternenbanner das WortMuseum" an seiner Bretterbude, und auf den Latten des Podestes darunter lud zur Kasse ein ansehnlicher Schwemm- sleischballen: seine Frau Mary. Die reichlichen Genüsse eines Dies- feitelebens hatten die Reize der einst gefeierten Broadway-Schön, heil Mary Loy mit Fett gepolstert, und so war sie zur Attraktion geworden, einedickste Dame der Welt" mehr aus der W«lt. Sie, die Chinesin, engagierte, sie allein endschied über Zugkraft. Eines Frühmorgens bestiegen zwei Individuen das Podest. Ihre Komödiantengesichter waren wie Kautschuk und zu fedem Aus- druck fähig. Kein Zweifel:Spick und Span, The Rubber Come- diansl" Der lange Hagere half dem furzen Dicken die Stufen er» klimmen. Sie überfielen die dicke Mary mit geradezu stürmischer Zärtlichkeit.Marychen, Kindchen, Süßling, Entchenl" Frau Mary schwitzte vor dem unerwarteten Ansturm.Ihr seid's, ihr Gano­ven." meinte sie nur.Heraus damit, was wollt ihr von mir?" Ein Engagementchen, süßer Riesenbarsch," grunzte der Dicke.Ich reim euch was! Wenn euch Earl sieht schmeißt er euch raus." Was. schmeißt er uns raus," wieherte der Magere, daß sich ihm bald das Skelett oerbog.trat er uns rousgeschmissen, als wir dich anschleiften, mit Hefe aufgetrieben und In Fett geschmort? Was hat er gemacht? Mahlzeit! hat er gesagt... und hineingebissen in den Liebesknochen hat er."Ich brauche aber keine Exzentriker. Nee, nee... is mch!" Ein« Woche später schwankt« zur Abendvorstellung ein langer Seemann die Stiegen zur Kasse hinauf. Wohlgefällig ruht« lein Blick aus den Wulstfingern Marys, mit denen sie ihm das Wechsel- geld überreichte. Gähnend verschwand er im Budeninnern und fläzte sich in die«rste Korbsesielreihe. Die Vorführung begann. Di« Spinne mit dem Mädchenkopf entlockt« uns«rem Seemann ein lautes, nur mit Krastanstrengung unterdrücktes Gähnen. Während die Menagerie gezeigt wurde, entschlief er mit rasselnden, gurgelnden Lauten, die selbst den Bentilator übertobten. Er erwachte kurz, als der Kunstschütz« Smart Browney lebenden Tauben kleine, auf- gesetzte Papierhütchen herunterknallte, gähnte dabei aber so furcht- bar, daß e» aussah wie Mundspem und ihm sein Nachbar die Kinnladen wieder einrenkte. Dann schnarchte und gähnte er ab» wechselnd bi» zum Schluß der Darbietungen. Das Publikum lachte unh amüsierte sich über ihn. Earl und Mary gerieten in helle Der- zweiflung. Mary hielt ihn für besoffen. Die letzte Nummer, bevor die Lichter wieder aufflammten, war ein Elefantenäkt. Die Dick- häuter trompeteten, der schnarchende Seemann erwiderte mit einem unheimlichen Gähnlaut, halb Heulsiren«, halb Kesselexploflon. Brüllend vor vergnügen schoben sich die Besucher dem Ausgang zu. Ganz dumm vor Schlaf stand der Seemann mutterseelenallein im Manegezwielicht den zürnenden Budenbesitzern gegenüber.Der- flucht anständige Art, sich zu amüsieren, wa?" wetterte Earl, von Mary durch einen Rippenstoß in Fahrt gebracht,.'schuldigen Sie.. amüsieren?" fragte der Seemann groß.Na, sind Sie vielleicht als Gähnwunder gekommen?" replizierte Mary spitz.Nööö," dehnte der Seemann ,ich wollte man bloß Ihre Wunder inspizieren, aber es waren keine da!"Keine Wunder, keine Wunder...!" keifte Mary. Da mochte der Seemann eine einholende Bewegung wie beim Segelreften.Gestern liefen wir in New Park von Tschi-fu.ein. Schön« Reis« Wir hatten«inen chinesischen Koch an Bord. Der war ein Wunder, er hatte man bloß«in Auge. Verstehen Sie wohl" hier wurde der Seemann lebhafter von Geburt au» ein Auge, mitten auf der Stirn. Ein Z y k l o- p«nauge! Unser Schiffsarzt. Dr. Truth, hat ihn untersucht. Liau ist das größte Wunder des Jahrhunderts..., er ist ein Zyklop!" Er wandte sich zum Gehen.Spithead vom Bowery- Theater hat ihm ein Angebot gemacht," sagte er an der Tür. Einen Brandy, Maat?" hielt ihn Carl auf.Wo steckt der Chinese?" von Mary.In Chinotown," der Seemann.Kost«t?" von Mary.Well, so'n Objekt---- 1 Unter fünfhundert Dollar nischt zu machen." Der Schmuggelbrandy kam in Carls Taße an- gewackelt.Unter fünfhundert Dollar nischt zu machen. Sonst geht er an Spithead» Theater," verabschiedete sich torkelnd der Seemann lange nach Mitternacht. Im dicksten Trubel, vor der Abendvorstellung, kam der See- mann mit seinem Chinesen. Er war kleiner, etwas beleibter Bursche, der skinen Hut tief ins Gesicht gedrückt trug.. Born über dem einzigen Aug« war er mit einem Schlitz versehen. Daraus glitzerte unheimlich das Zyklopenauge hervor. Der Gelbe war scheu und unzugänglich und hielt sich immer dicht bei seinem Freund. Marys flesschige Flosse lies an seinen Backenknochen aufwärt» und stellte fest, daß ihm di« normalen Augen fehlten. Als sie ihm an den Hut griff, wich er furchtsam zurück. Der Seemann erläuterte, daß Spithead» Agent«» ganz Chinatown nach ihm rebellisch ge- macht hätten. Liau sei ein ängstlicher Naturbursche. Er hätte den chinesischen Konsul um baldige Hennbeförderung gebeten.Ogotto. gott! Was er denn zu tun gedenke, um die Abreise zu verhindern?" Tja, der Chinese sei zwar feig«, aber auch geldgierig wie die meisten Chinesen. Do liege es nahe, ihn fest zu verpftichten, ihm die Greenbacks" auf den Tisch zu zählen."Das kann ich allerding» noch nicht," jammerte Mary.Aber wie ist's denn mit einer An­zahlung, vielleicht 150 Dollar?"Schön, da» wird ihn festnageln. Er wird quittieren." Die Menschen strömten zur Kasse. Mary zählte seufzend die Noten auf und bekam dafür ein Schriftstück mit chinesischen Zeichen, die Quittung, di« d«r Chinamann mitgebracht hatte. Zum Aus- schreiben brauche Liau Tusche und Holzstäbchen, meinte der See- mann, aber«r hätte vorsorglich an alles gedacht. Di« Summe füllte er selber aus, da der Chinese nicht englisch schreiben konnte. Das nächste Mal kam der Seemann ollein. Er war aufgeregt. Cpitheads Leute haben den gelben Zyklopen verängstigt. Er geht nicht aus seiner Höhle. Hier seine Grüße und daß er die Der- pflichtungen einhalten will, wenn ihr sie einhaltet." Damit über- reichte er«in chinesisches Schriftstück.Eine Quittung ist auch mit- gekommen. Bitte, was darf ich ausfüllen? Hundert Dollar? Bißchen wenig. Danke." Carl murrte, das sei nicht fair. Wisse man denn, ob der Zyklop nicht mit dem Geld nach China verdufte? Der Seemann

versprach, dafür zu sorgen, daß nicht. Und erhielt für die Gefällig- keit ein Trinkgeld von 25 Dollar. Mary beli«h inzwischen ihr Mobilar und gab dem Seemann am nächsten Tag gegen Hand- quittung weitere 150 Dollar mit auf den Weg. Statt des Seemannes kam ein umfangreiches Schriftpaket. Der Notar und gerichtsvereidigt« Dolmetsch Basil Chan Lüh, amerikanischer Bürger, teilt« mit, er habe auftragsgemäß die Ehe- leute Rickenstoß zu verständigen, daß sie folgende Schnftstücke m Händen hätten(Duplikate seien deponiert): 1. Eine Quittung:Dafür, daß wir Ihnen einen einäugigen Chinesen bzw. einen Seemann lebensecht vorspielen, erhalten wir hiermit von den Eheleuten Earl und Mary Rickenstoß eine An- Zahlung von 150 Dollar in USA. -Währung. Coney Island , den.... gez. Spick und Span ." 2. Dito:Dafür, daß wir Ihnen den einäugigen Chinesen bzw. Seemann mit Erfolg weiter vorgespielt haben, erhalten wir hiermit von den Eheleuten Earl und Mary Rickenstoß«ine Zu- satzzahlung von 100 Dollar in USA. -Währung. Coiwy Island, den... g«z. Spick und Span ." 3. Ein Schreiben:Wir, Spick und Span , der Mitwelt als The Rubber Comedians" bekannt, tun den Eheleuten Rickenstoß zu wissen: Wiewohl wir durch gutes Spiel die uns gezahlten Gagen doppelt und dreifach verdient haben, sind wir dennoch be- reit, die quittierten Summen herauszuzahlen, wenn sich die Ehe»

leute Rickenstoß verpflichten, uns gegen eine Wochengage von 80 Dollar pro Kopf drei Monate lang in ihrem Etablissement zu beschäftigen. Wir verpflichten uns unsererseits, nur erstklassige Nummern zu bringen, als erstes den SketchDer Chinese mit dem Zyklopenauge". Wir erklären ferner, das erhaltene Geld auf Heller und Pfennig bei der New Tork Garantce Bank depo­niert zu haben. New Pork, den..., gez. Spick und Span ." (Für getreue Ueberfetzung aus dem Chinesischen: Basil Chan Lüh, Notar.) 4. Ein« Quittung von Herrn Tom Brown, der bürgerliche Name des Herrn Spick, über 150 Dollar. Des weiteren habe Herr Tom Brown zu Protokoll erklärt, 25 Dollar als Bonus dafür erhalten zu haben, daß er einen Chinesen mit einem Zyklopenauge herbeischaffe. Da ihm dies gelungen sei und er in seinem Sketch einen solchen beschäftige, halte er die 25 Dollar für rechtsmäßig verfallen. Die Herren Spick und Span erbäten nur noch Nachricht, von wann das Engagement zu laufen beginn«, und schlügen vor, daß die von Herrn Tom Brown quittierten 150 Dollar als Borfchuß auf die«rste Wochengage gelten, die vorschlagsgemäß 150 Dollar betrage. Drei Tage blieb dasMuseum" geschlossen. Wutschäumend wälzte sich Mary und in ihrem Kielwasser Earl von einem Rechtsberater zum anderen. Am vierten Tag wurde in den Geschäftsräumen des Notar» Basil Chan Lüh der Bertrag mit Spick und Span unterzeichnet. Earl und Mary prolongierten sogar ihre verhaßten Freunde, denn sie erzielten ständig ein volles Haus mit ihrem Lacher:Der Chinese mit dem Zyklockenauge". lUebersei>ung au» tnn Amerikanischen von Carl Wehnar.)

Svend Pleuron: SdlilCpfßtlVOGßl

Bogel in der Luft! Aus klatschenden Flügeln, innehaltend im Flug«! Bordeisausend am Ohr« oder stehend, w«it in der Ferne gleich Sternen! Während die schwarzen Schatten üb«r dos Gras jagen, hört man di« Bogel pfeifen, hujen, jodeln, flöten. Glücklich fand ich die Watstell«, und nun oerfolgt mich die Lachmöwe. Ha ha! Ha ha! Ein unheimlicher, trockener, spöttischer Ton... Ha ha, gib acht auf ihn, hinter ihm Herl Ha ha! Ha ha! Unter der Möwe geh' ich, stolpere ich, schwer bewaffnet in Schaftstiefeln mit Feldstecher und Stock. Das Frühstück mit Thermo auf dem Rücken. Wieder und wieder prallt auf der grauen Düne mein schwarzer Schatten gegen den des Bogels. Das Tal da liegt noch im Urzustand! Zwischen zerfetzten Dünenbergen in dem kleinen Alpenland, wo der Flugsand aus dem Gipfel den ewigen Schnee bildet dehnt sich das lange, nicht passierbare Heidemoor. Erika, noch schwärzlich im Wintergewand, drängt vor in wallähnlichen Strecken und läßt los, wo das trüge- rische Moos mit dem Riede ringt. Das Wollgras fächelt mit seiner Blütenwolle,«eich und weiß wie der Bauch des Hafen. Ein paar Schritt« da hinaus und du bist des Todes! Auf den kahlköpfigen, grauen Alpendünen, die von dem fpär- lichen Sondried schmutzig und rauh erscheinen sonnt die Gift- schlang« chren kalten Leib: Eidechsen huschen in Ringen umher, so mehlsein ist der Sand, daß man jedes Nagelgeritz und die lange, fortlaufende Kurve des schleppenden Schwanzes sieht. Ein eben geschorenes Altschaf hält am Moorrand seinen Morgen- schlaf:«ms der Lämmer steht auf, trollt hin und schnuppert an der Alten. Sie sieht es an und versteht.Willst zu trinken haben?" Bedächtig erhebt sie sich; aber bei der ersten Bewegung fährt auch das andere Lamm sofort auf, und nun kommen sie von beiden Seiten, knien unterm Cuter. Mit tickenden Schwänzen malen di« drei da vor mir eins der ewigen Bilder der Erde. Ueber ihnen aber schwingt sich die Bekassine in chrem Himmels- flug« dahin, streicht ihre Bogen und spreizt, sich sinken lassend, die Federn des Schwangfächers. Määh, tönt es herab.... määh! Wie eine kleine Aiegenmutter nach ihrem Zicklein meckert. Darum nennt der Iütländer die Bekassine auchHimmelsziege". Weit da draußen, wo sonst nur Flügel über Sumpf und Wasser hintragen, geht einsam«in Mensch. Der Sommer hat tvieder den Fjord zurückgedrängt und einen fruchtbaren, köstlichen Wtesenzug aus Lehm und Sand geschaffen. Das Gras beginnt zu bilden: den gerundeten, kurzen, dichten Rasen mit seinem berückenden Schimmer. Quadratkilometer auf Quadratkilometer«nttollen sich Flächen. Dann plötzlich ganze Aussaaten von Immortellen: Myriaden von wind- zitternden, violetten Körben, aus dünne, bebende Stengelchen ge- setzt, werden der weißen Sonne dargereicht. Lluf runden Rasen- flächen gewundene Bänder, Tupfen und Fleck« zwischen den aus- getrockneten Rillen und in der Ferne, wo das Sonnenflimmern hiryieht, dampft es rot wie von überhitztem Herd«. Aus dem Hügel, gerade vor einer der sturmzerrissenen Hirten- Hütten, stehen di« Kampfläufer auf ihrer Walstatt. Sie sind in voller Aktivität. Aber nicht um zu kämpfen, sind sie aneinander geraten. Sie balgen sich im Spiel und weil es ihnen Freude macht. Um Gelegenheit zu haben, ihr« ganze Federnpracht zu entfalten. Stumm stehen die Ritter auf demselben Fleck, perfen den Schnabel empor, schlagen mit den Flügeln und wirbeln dabei herum sich stet» umsehend, ob nicht einer Beifall äußert. Der«in« von ihnen setzt sich hin. um einem Marabu-Storch zu gleichen, der den Kopf ganz in den Kragen hinabzteht. Auf einmal reckt«r dann den Hals, steht auf schwirrenden Flügeln In der Luft, plumpst wieder hinab, fuchtelt mit Armen und Beinen, agiert vor«inem Fleck im Gras« wie ein Schauspieler, der vor seinem Spiegel memoriert.... Plötzlich wendet«r sich nach recht» und verharrt in stolzer Positur: auf die Szene tritt«in anderer Herr, einer mit dem wunderbarsten, kreideweißen Halstragen aus braunrotem Grund«, einem japanischen Krieger aus' d«r Kasten- zeit ähnlich. Ein dritter kommt hinzu,«inSchwarzkragen" Rittersmann der stolzen, spanischen Art! Die Hand steif am Degen,«in Bein gekrümmt, so stellt«r sich hin den Schnabel dünkelhaft zu den Wolken erhoben. Da» Weibchen zeigt sich in der Luft.... Die Komödie beginnt. Ohrlappen, Kragen, Seitenfedern, Schwanz, olles schwillt an den Hähnen; halb heben sie die Flügel, wechseln mit plötzlichem Ruck von der wagerechten in die senkrechte Stellung, fahren holterdiepolter durcheinander. In der heftigen Ekstase des Augenblicks treiben sie Spiegelfechterei, springen auf- einander los wie Hahnenkücken. In demselben Augenblick ober. als di« Wank«, braune, kleine Henne die Füße auf die Erde setzt.

hört alle Bewegung auf. Di« Komödianten sinken in die Knie. Die raufenden Hähn«, die«ingebildeten Kriegstollen erstarren in prachtvollen Attitüden im Gras«, und nun liegt man da im blanken Grün wie groß«, vollentfaltete farbenreiche Blüten, vor der ange» beteten Dame kniend. Gleichgültig trippelt die aus ihren langen, gelbroten Strumpfbeinen zwischen ihnen umher. Sie bewundert sie. und vielleicht erhört sie einen um des Kleides willen! Fort flog das Weibchen und mit ihr der Schwarz- und der Weihkragen! DerMarabu-Storch" wacht auf, steckt den Schnabel in die Luft, schneidet mit den Flügeln, tanzt im Kreise herum und läuft vorwärts, bald nach der einen, bald nach der anderen Rich» tung. Er sieht sich ganz solo auf dem Platz« und läuft entsegt um- her, in«inem fort rufend:Ist hier jemand? Ist hier jemand?" Dann wendet er sich der Hirtenhütte zu, mit einer Bewegung, di« an die Verbeugung des Artisten vor dem Publikum erinnert. Ich klaffche Beifall. Durch dietiefe Rinne" muß man bis an Less'Leib durchs Wasser waten; dann aber ist man endlich im«igenttichen Bogel - reich. Die Lufffpiegelungen beginnen. Die Häuschen von drüben schwimmen über dem Grünen wie Inseln: drei Pferde, die mit der Brust noch hierhin stehen, oerwandeln sich in hohe, zitternde Pfähle. In allen ausgetrockneten Rinnen das Trippeln von Vögeln. In der weichen Lehmerde sieht man Schwimmfllße, Watfüße, kleine Forken und große Recherspuren und am Rande, wo die zarten, flaumigen Jungen sich aufhatten, zeichnen sich die zierlichen Pranken de» Fuchses ab..' Ein Säblerjunges ist im Prismenglase zu erkennen. Die Sanne ist auf seine Kinderjack« gefallen, die zu hell war im Vergleich zu dem dunkelbraunen Schlamm. Ich Hab' es gesehen. Im ganzen entdeck« ich drei dieser jungen Vögel. Ich geh« durch da» grüne Gras und schreite behutsam auf sie zu. Da fliegt der ganze Säblevfchwarm auf. Nur zwei bleiben zurück und kommen nun auf mich zu, klagend, drohend und voll Zorn. Blüt! Blüt! Blüt! Wie schön die Vögel sind in diesem weißesten Weiß, in der Farbe des Meeresgifchts und des zarten Neuschnees. Und aui diesem Weiß in Flecken das schwärzeste Schwarz, von der düstern Novembernacht entliehen. Ueber den Flllgelspitzen liegt das Dunkel; ein winziges Käppchen hüllt Finsternis über den obersten Teil des Kopfes. Jede der Schultern hat ihr langes Federgekringel und auf den Flugarmen ruhen zwei Schönheitsflecke als Schmucklpritzer. Mit halbgebogenem Halse, die langen Watbeine nach hinten ausgestreckt und auf den entfalteten Flügeln stürzen sie sich auf mich, und nun wird der Ton mehr jämmerlich und bedrängt. Die kleinen Grauen stelzen längs des Grashanges hin, finden hohl« Stellen und verstecken sich. Das unmittelbar unter meiner Stiefetfohle liegt unbeweglich auf dem Bauch. Ganz ein Stein, wenn es bei Steinen läge. Hier seh' ich es leicht. Ich bücke mich darüber und strecke vorsichtig den Arm aus; mein kleiner Finger streicht ihm leis über dm Rücken. Wie weich! Es ächzt, rührt sich aber nicht. Ich heb' es ein wenig auf, es ächzt noch mchr. blinzelt mit den Augen, rührt sich aber immer noch nicht. Ich leg' es wieder hin. zieh' es am Hals« vor. So bleibt es mit ausgestrecktem Halse liegen. Ein prachtvolles Kerlchenl Ich bringe einen Finger darunter und heb' es wieder auf.... Wips, da ist dos Daunenklümplein auf den Stelzen dort überm Schlamm. Rasches Trippeln'dort auf den hohen Hängebeinen, Kopf- werfen nun sehe ich, daß der kleine Schnabel dieselbe Krümmung nach oben hat wie der der Eltern. Den Schuhmachervogel nennt man den Säbler, Schuhmacher Blüt! Sein nach oben gebogener Schnabel hat die Form eine» Schuhmacherpfriems. Da läuft der klein« Schufterjunge! In« Wasser hinaus. Und sobald er darin ist, taucht und taucht der Schnabel. Das erfrischt ihn offenbar, ununterbrochen schäumt er die Oberfläche ab. Die Alten umschwirren sich, sinken annmtig aus der Luft aufs Wasser hinab, werfen im Tanz die langen, dünnen Beine in die blauen Fluten hinein, machen noch im Fluge unruhige Trittchen, schweb«» tief auf den Flügeln und steppen endlich unentschlossen in der Rinne herum. Die Schuhmachersrau ist am eifrigsten: mit gekrümmtem Halse, die Steuerfedern nach unten gebogen, den Wasserspiegel mit dem Schwanzsäcyer fegend, mit schirmenden, halb- erhobenen Flügeln, so storcht sie davon.Blüt" gebraucht das Mund- werk mehr. Um den kleinenBlüt-Mann" da draußen im Pfützenwasser braucht sie sich nicht zu sorgen. Er sputet sich Als die Steinrolle