Einzelbild herunterladen
 

21

Nr. 357 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Freitag, 2. August 1929

Das Weltnetz der General Electric   Militarismus/ Landwirtſchaft.

Auch die AEG. wird umgarnt.

Die heute zu erwartende Veröffentlichung der AGG.­Berwaltung wird wichtige Aufschlüsse darüber bringen, in­wieweit die amerikanische   General Electric Company   im deutschen   AEG.- Konzern Einfluß gewinnen wird. Eine Kapi­talerhöhung von 186 Millionen auf 200 millionen soll voll der General Electric   zugute kommen, die außerdem schon AEG.- Aktien gekauft zu haben scheint. Drei Mitglieder des Borstandes der General Electric   sollen in den Aufsichtsrat

der AEG. eintreten.

T

Seit einigen Wochen verzeichnen die AEG. Aftien fort gefeßte Kurssteigerungen, und die Vermutung, daß der große ameri­tanische Elektrokonzern, die General Electric   Co., durch Aktien­fäufe zu dieser Kurssteigerung beigetragen hat, wird immer mehr Wahrheit. Anfang Juli gingen 16 Proz. des Kapitals der Osram  , an der die AEG. wie auch Siemens beteiligt sind und in der der übergroße Teil der deutschen   Glühlampenfabrikation fonzentriert ist, zu einem Kurse von 600 Proz. in die Hände der General Electric   Co. über. Nunmehr verlautet, daß die General Electric   Co. fich offiziell und direkt auch am Aktienkapital der AEG. beteiligen wird; die Berhandlungen sind heute sicher schon abgeschlossen. Heute will die AEG. die Deffentlichkeit darüber auch informieren. Gleichzeitig wird wohl das AEG.- Kapital eine Erhöhung erfahren. Wir geben im folgenden ein turzes Bild dieses amerikanischen   Konzerns, um zu zeigen, daß sein Eindringen in die AEG. nur eine der Etappen darstellt, die zur Schaffung eines den ganzen Erd­ball umspannenden Vertruſtungsnezes führen.

Die Anfänge der General Electric   Co. führen auf den heute schon sagenhaft gewordenen Ingenieur und Unternehmer Thomas Alva Edison   zurüd, der jetzt ein 3weiundachtzigjähriger ist. Rund ein halbes Jahrhundert ist es her, daß Edison   in New York   eine Revolution vorbereitete, teine poli­tische, sondern eine technische und wirtschaftliche: die elektrische Be leuchtung des wichtigsten Geschäftsteils dieser Stadt. Edison   hatte, außer zahlreichen anderen Erfindungen, eine Glühlampe fon ftruiert, deren Eigenart darin beruht, daß in einer luftleer gepumpten Glasbirne Kohlefäden durch Elektrizität zum Glühen gebracht merden. Heute werden auf der ganzen Erde Jahr für Jahr 500 bis 600 Millionen Stüd solcher Glühbirnen fabriziert, allerdings jetzt nicht mehr mit Kohle, sondern mit Metallfäden.

Der Anfang des Geschäfts war überaus amerikanisch: Die Edison Lamp Co. lieferte drei Jahre lang die Glühbirnen zu ganz erheblichen Verlustpreisen, nur um den Absatz zu forcieren. Erst im vierten Geschäftsjahr gelang es, die Herstellungskosten unter den Verkaufspreis( damals 40 Cents) herunterzudrücken, und in diesem einen Jahr wurden die Verluste der vorhergegangenen Jahre mehr als mettgemacht. Das große Geschäft nahm damit seinen Anfang. Schon vor 46 Jahren Verbindung mit Emil Rathenau  - AEG.

Neben den Gesellschaften, die auf Grund von Edison Batenten arbeiteten, gab es andere, die die Thomson Batenten arbeiteten, gab es andere, die die Thomson Houston Patente verwerteten. Beide Gruppen beschränkten sich keineswegs auf die Vereinigten Staaten  . So entstand 3. B. in Paris   die Compagnie Continentale Edison, mit der im Jahre 1883 Emil Rathenau   einen Vertrag abschloß. Damals ent­stand in Berlin   die Deutsche Edison- Gesellschaft. Vier Jahre später verselbständigte sie sich und erhielt den Namen: 211­gemeine Elettrizitäts- Gesellschaft( AEG).

Im Jahre 1890 begannen in den Bereinigten Staaten die Edison Electric Co. und die Thomson- Houston Electric Co. zu sammenzuarbeiten. 1892 erfolgte die Verschmelzung beider Gesell­schaften: die General Electric Company   wurde mit einem Attienkapital von 33,9 millionen Dollar gegründet. Auch die Thomson- Houston International Electric Co. wurde gleichzeitig auf­genommen, so daß auch die Auslandsinteressen beider Gruppen voll­tommen zusammengefaßt wurden. Einen führenden Anteil an dieser Schaffung eines überragenden elektrotechnischen Konzerns hatten Schaffung eines überragenden elektrotechnischen Konzerns hatten die interessierten Finanzmänner, insbesondere J. P. Morgan   und 5. 2. Higginson. Die Entwicklung der Gesellschaft zeigt die folgende Uebersicht( Angaben in Millionen Dollar):

Aktienkapital Umsatz Reingewinn

1893

34,7

9,9

3,2

1900

20,8

22,4

5,6

1910

65,2

71,5

11,6

1913

101,4

106,5

14,1

1920

139,1

275,8

26,4

1923

197,8

271,3

38,0

1926

223,2

327,0

49,7

1928

223,2

353,9

57,3

Das erste Halbjahr 1929 brachte weitere Steigerungen: einen

Stickstoffzölle in Frankreich  .

Umfaß von 220,7 Millionen und einen Reingewinn von 30,7 Mil Frankreich   scheint man anderer Auffassung zu sein, und zwar, was lionen Dollar.

Anfang 1929 wurden etwa 75 000 Arbeiter in den Eigen­

anlagen der General Electric   Co. beschäftigt, davon 22 000 in Schenectady   bei New York  . Außerdem ist aber die General Electric   Co. in den Bereinigten Staaten an einer Reihe weiterer Unternehmen, die Bogenlampen, Staubsauger und Apparate herstellen, maßgeblich beteiligt. Schließlich fon trolliert die General Electric   Co. gemeinsam mit der Westinghouse­Gesellschaft die Radio Corporation of America, den führenden amerikanischen   Konzern für Herstellung von Funk­material. Die Fangarme der großen Elettrospinne. Von den Auslandsinteressen fönnen wir hier nur die aller­wichtigsten aufzählen: Kanada  : 1892 wurde die Canadian General Elec tric Co. gegründet, die ein Kapital von 18 millionen Dollar hat. Thomson Houston, die im vergangenen Jahr mit der Metro­England: Die General Electric   Co. tontrollierte die British politain Vickers zur Associated Electrical Industries 2t d. verschmolzen wurde. Sie ist an dem neuen Konzern fapital­mäßig start beteiligt. Ferner hat sie einen großen Teil der Attien des größten englischen Elektrokonzerns, der General Electric  

Co. Ltd. in London  , erworben.

Frankreich  : Hier besteht Rapitalbeteiligung an der Compagnie Française pour l'Exploitation des Procédés Thomson­Houston, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Société Alsacienne de Constructions Mécaniques   alle elettrotechnischen An­lagen in einer neuen Gesellschaft AI st hom" zusammenfaßte. Die Alfthom ist mit 13 000 bis 14 000 Arbeitern der größte Elettro­fonzern Frankreichs  .

3talien: 1919 wurde ein Patentrechtsvertrag mit der großen italienischen Maschinenbau- und elektrotechnischen Firma. Franco Tofi G. A. abgeschlossen. Außerdem war die General Electric   Co. bis vor kurzem auch an der Società Edison Clerici ( Lampenfabrit) beteiligt, eine Beteiligung, die fürzlich an die Osram G. m. b. H. abgetreten murde.

Holland  : Am Aktienkapital des großen holländischen Philips  Ronzerns( Glühbirnen, Schwachstrommaterial; insgesamt über 15 000 Arbeiter) ist die General Electric   Co. beteiligt.

Japan  : Auch an einer der größten japanischen Elettrofirmen Japan  : Auch an einer der größten japanischen Elettrofirmen ist die General Electric   Co. beteiligt, ben Shibaura Enginee ring Works, mit denen seit 1919 ein Patentaustauschvertrag besteht. Außerdem arbeitet die General Electric   Co. mit dem größten japanischen Elektrizitätskonzern( Totyo Electric Co.) eng zu­fammen.

Deutschland  : Patentrechtsverträge bestehen mit der AEG. ( letter Vertrag vom 2. Januar 1922), mit der Osram   G. m. b. H. ( 17. Oktober 1921) und der 3. Pints A.-G.( 14. April 1922): Ferner besteht. Rapitalbeteiligung bei Dsram und in geringerem Ferner besteht. Kapitalbeteiligung bei Dsram und Umfang auch jezt schon

bei der AEG...

trust ein Bertrag abgeschlossen, der einige Monate später durch einen Rußland: Im Ottober 1928 wurde mit dem russischen Elektro. ufagvertrag ergänzt wurde; es handelt sich um Patentaustausch, bestimmte Lieferungen, technische Hilfeleistung, Entsendung von Fach­

leuten usw.

Andere Produktionsunternehmungen, an denen die General Elec­Brasilien, China   usw. Für all diese Auslandsintereffen, aber tric Co. beteiligt ist, arbeiten in Belgien  , Defterreich, Ungarn  , auch für das gesamte Ausfuhrgeschäft, besteht eine besondere Gesell schaft: die 1919 gegründete International General Elec tric Co., deren Aktienkapital 20 Millionen Dollar beträgt. Diese Auslandsgesellschaft, bei der also alle Fäden des Weltnezes zu­sammenlaufen, hat in südamerikanischen Staaten auch Elektrizitäts­die Absaßinteressen der General Electric   Co. auch der riesenhafte gesellschaften unter ihre Kontrolle gebracht. Im übrigen arbeitet für Finanzierungskonzern Electric Bond and Share Co sowie deren Untergesellschaft, American   and Foreign Power große Elektrizitätsunternehmungen beherrschen. Co., die in Südamerika  , Mérito, Westindien  , China   usw. zahlreiche

Dies ist in großen Zügen der Welttrust, an den in diesen Tagen die AEG. fich ,, anlehnen" wird.

Berschlechterung des franzöfifchen Außenhandels. Im ersten Halbjahr 1929 hat sich die französische   Einfuhr gegenüber ber gleichen Zeit des Vorjahres wertmäßig um 4,45 Milliarden Franten auf 30,64 Milliarden Franken, mengenmäßig um 4,74 millionen Tonnen erhöht.

Die Düngerversorgung der Landwirtschaft war bisher eine Frage, bei der man sich hütete, zollpolitische Erschwerungen und damit eine Berteuerung der Düngerwirtschaft herbeizuführen. In ebenso interessant als bedauerlich ist, aus rein militärischen Gründen. Auf eine Anfrage in der französischen   Kammer, ob ein Einfuhrzoll für Kunstdünger, in der Hauptsache für Stickstoff, geplant sei, hat der französische   Landwirtschaftsminister bejahend geantwortet. Sicher hat der französische   Landwirtschaftsminister tein Interesse an diesem Zoll, und zwar um so weniger, als die in der französischen  Rammer stark vertretenen Landwirte Frankreichs   einen Stickstoffzoll aufs heftigste bekämpfen werden. Aber es scheint eine ausgemachte Sache zu sein, daß die französische   Regierung sich für diesen Zoll, der 15 Proz. des Wertes betragen soll, einsehen wird.

-

Die Begründung des Stickstoffzolles ist eine rein militä­rische. Die französischen   Militärs wollen in Frankreich   eine Stick­stoffindustrie haben und wollen die bereits vorhandene eine staat liche Fabrit in Toulouse   und die Anlagen des Kuhlman- Konzerns gegen die ausländische Konkurrenz schützen. Nun gibt es freilich ganz andere Möglichkeiten für den Schuß einer eigenen Stickstoffindustrie als einen Boul, der für die gesamte Landwirtschaft die Stickstoffpreise in der Höhe des Bolles verteuern muß. Einmal fönnte Frankreich   mit seiner Stickstoffindustrie dem kürzlich gea fchloffenen internationalen Stickstoffablommen beitreten, und es fönnte, wie es bei internationalen Kartellen immer ist, ein Gebiets­fchug vorgesehen werden. Wenigstens für seine staatliche Fabrit, die bisher enorme Zuschüsse gekostet hat, scheint Frankreich   aber so fort höhere Preise zu erstreben. Dann wäre es auch möglich, und das fcheinen die französischen   Landwirte zu verlangen, daß man auf einen Zoll verzichtet und dafür die französische   Stichstoffinduſtrie fubventioniert. Das tostet natürlich sehr viel Geld. So scheint der Trumpf der französischen   Militärs, aus Gründen der Nationalver­teidigung sei ein Zoll nötig, gestochen zu haben.

Selbstverständlich wird der Plan, den Stickstoffzoll in Frank­ reich   zu erhöhen, sowohl durch die Opposition der Landwirtschaft als auch die der Friedensfreunde zu schweren Rämpfen führen.

Pessimistisches über den Baumarkt. Starter Rüdgang bei gewerblichen und öffentlichen Bauten.

Das Institut für Konjuntturforschung äußert sich in seinem letzten Wochenbericht über den deutschen   Baumarkt im ganzen ziemlich pessimistisch. Auf dem Gebiet des Wohnungsbaus steht es danach bisher noch ganz gut. Die Zahl der im Jahre

1929 fertiggestellten Wohnungen dürfte nach dem Ergebnis des ersten Halbjahres die Ziffer von 1928 wieder erreichen. Immerhin aber sind auch beim Wohnungsbau die ungenügt gebliebe nen Bauerlaubnisse gegenüber dem Vorjahr um 10 bis 15 Proz. höher. Für das Jahr 1929 tann man im ganzen die

Finanzierung des Wohnungsbaus als gesichert ansehen. Die Be­fich nach der Auffassung des Konjunkturforschungsinstituts in der dingungen für die Wohnungsbaufinanzierung haben legten Zeit aber verschlechtert; jedenfalls haben mehrere Bodenkreditinstitute die Zusage neuer Hypotheten gesperrt, und die Nettokosten für erststellige Bauhypotheten sind von 10,25 auf 10,40 Broz. vom ersten zum zweiten Quartal 1929 erhöht.

Sehr viel schlechter steht es auf dem Gebiet der gewerb= lichen und öffentlichen Bautätigkeit. Die Bauvollendungen find zwar um 1,9 Proz. höher als im ersten Halbjahr 1928, aber die Baubeginne find um 12,3 Proz. der Zahl nach und um 26,6 Proz dem Auftragsumfang nach gesunken. Bei diesem Rückgang wird man freilich zu berücksichtigen haben, daß 1928 die großen Gewinne der vorangegangenen Konjunktur gerade die Industrie zu größeren

Bauten veranlaßte und daß 1929 die ungeklärte Reparationslage u einer besonderen Zurückhaltung geführt hat. Daß bei den öffent­beeinträchtigen mußte, liegt auf der Hand. Es iſt eine um fo lichen Bauten die schwierige Finanzlage die Bautätigkeit wichtigere Aufgabe für die nächste Zukunft, durch bessere Kapital­persorgung( Beseitigung der Beratungsstelle) die öffentliche Bautätigkeit wieder auf das normale Maß zu bringen.

Bata produziert in Deutschland  .

Eine deutsche Schuhaktiengesellschaft Bata. Der tschechische Schuhmagnat Thomas Bata   führt seine Absicht, in Deutschland   zu produzieren und zu verkaufen, durch. Der Kon trolle über die Romeo- Schuh A.-G. ist jetzt die Gründung einer eigenen Produktionsgesellschaft, Deutsche Schuh- Aktiengesellschaft

Auch ohne SAISON

AUSVERKAUF immer billig u- gut

MARKE

SALA

AMAND

Braune

Herren­Halbschuhe

Farbige

15% 18% Damenschuhe

50

15: 18

Mk

Mk

SALAMANDER

DAS ERZEUGNIS DER GROSSTEN DEUTSCHEN SCHUHFABRIK