Freitag
2. August 1929
Unterhaltung und Wissen
Johannes Nach fünfzehn Jahren
meinicke:
Es flingelt.
Der Schriftsteller Hermann Kirsten reißt sich von einer müft zusammengestrichenen Manuskriptseite los und wendet sich seiner jungen Frau zu, die auf dem Divan gegenüber sitzt und liest.
-
Er
Wenn es wieder so ein Versicherungstrottel ist, werfe ich ihn hinaus! Und morgen hänge ich ein Schild an die Tür, daß ich für Agenten aller Branchen nur noch an Bußtagen zu sprechen bin!" ,, Sie wollen auch bloß ihr Brot verdienen, Hermann..." ,, Beiberlogif!" tnurrt er und blickt wieder auf seine Arbeit. Bor vierzehn Tagen hatte er sich nach glücklich überstandener Standesamtszeremonie mit seiner jungen Frau in diese fleine Billa eines abgelegenen Vorortes bei Dresden eingemietet. wollte hier in Ruhe einen lange geplanten, durch die Erlebnisse der Nachkriegszeit immer wieder zurückgedrängten Kriegsroman schreiben. Seit dem zweiten Tage des Einzuges aber war nicht ein Tag vergangen, wo nicht ein Versicherungsagent oder irgendein Beauftragter einer Möbel oder Küchengerätefirma ins Haus ge drungen wäre. Sie hatten ihn mit abgeleierten Argumenten aufgehalten und seine anfangs freundliche Ablehnung bis zum Haß getrieben. Wenn es draußen flingelte, fühlte er sich schon überfallen. Eben ist es ihm gelungen, sich wieder in die Tage der Gewalt märsche durch belgisches Land zurückzudenten. Die Hand vor den Augen, erinnert er sich an die schlimmen Augusttage in Dinant Es flopft an der Zimmertür.
Die Wirtin stedt ihren grauen, struppigen Ropf herein. Ein Herr will Sie sprechen, Herr Kirsten."
D
Der Schriftsteller legt ärgerlich den Federhalter aus der Hand, zieht die Hose höher und strafft den Gürtel. Seine Frau ist schon aus dem Zimmer gegangen und hat in der Eile die Tür halb offen gelaffen.
-
Eine Weile begnügt sich Kirsten damit, den undeutlichen Wortwechsel im Flur weiter vorn anzuhören. Die Stimme des Mannes draußen, die sich immer wieder breit über die helle Gegenrede der Frau wirst, scheint aus einem tüchtigen Bauche zu tommen. Schließlich dauert's them doch zu lange. Er geht an die Zimmertür. Wir stehen alle in Gottes Hand, gnä' Fraut Schon morgen fann ein Auto Ihren Herrn Gemahl niederwerfen ich will es gewiß nicht beschreien, aber was wissen wir denn? Wir wollen nicht einmal das Schlimmste annehmen, gnä' Frau aber schon ein einziger amputierter Arm- der rechte zum Beispiel der rechte zum Beispiel was für ein Schaden im Berufe Ihres Herrn Gemahls! Sehen Sie, für solche und ähnliche Fälle hat meine Gesellschaft ganz außerordentlich günstige..."
Kirsten tritt auf den Korridor hinaus. Fünf Stufen tiefer, in der winzigen Borhalle ber Billa , sieht er einen großen, forpulenten und peinlich gefleideten Mann stehen, der sich bei seinem Anblic mit einer entschuldigenden Verbeugung von der jungen Frau abwendet.
Der Schriftsteller ist auf der vorlegten Treppenstufe stehengeblieben. Der tnapp ausgesprochene Rame des Mannes vor ihm geht zur Hälfte in einem noch tnapperen Hadenzusammenschlagen berg. Generalagent der Züricher-
unter,
B
Kirsten hat das Geficht des Agenten nur flüchtig betrachtet. Der gelbe Teig der Haut, der turzgeftuzte, borstige Bart über den
diden Lippen, die tiefliegenden, verschwommenen Augen mit den widerwärtigen, fast blauschwarz gefärbten Ringen das alles tommt ihm merkwürdig befannt vor...
-
" Zum Teufel mit Ihrem Geschwätz! Wenn Sie mich nicht gegen derartige Belästigungen versichern fönnen, ist jedes weitere Bort zwecklos!"
Kirsten geht ins Zimmer zurüd und schlägt die Tür hinter ich_zu.
-
-
Als er dann wieder am Schreibtisch sitzt und wie immer, wenn er sich hat gehen lassen zergliedert, um sich seinen Zornesausbruch als berechtigt nachzu die eben vergangene Situation weisen, streift sein Blick das beiseite geschobene Manuskript Dinant ... Und am Tage darauf?... Natürlich nach dem Massafer in Dinant - das Bataillon marschierte schon in am Lage der Richtung auf Namur weiter hatte er dieses Gesicht fennen Offiziershelm darüber! Ein Oberleutnant- aber mit einem feldgrau überzogenen, preußischen
gelernt
-
-
Die junge Frau tommt wieder ins Zimmer.
-
-
Du hast uns're Wirtin schwer beleidigt, mein Lieber! Der Herr, den du eben so furz abgefertigt hast, ist ein Bekannter von hr. Er gehört ihren Gesellschaftstreifen an, sagt ste. Bedente- er war Konful! Nach der Inflation hat er seine Villa hier vertaufen müffen. Und im Kriege ist er Hauptmann gewesen!" Na damals war er zwar erst Oberleutnant, aber den Allüren gewiffer Hauptmänner gab er nichts nach!" erwiderte Kirsten beluftigt. Dann zieht er seine Frau an beiden Händen zu fich heran. zum ersten Male begegnet. In einer belgischen Ortschaft zwischen 3m Auguft neunzehnhundertvierzehn bin ich diesem Menschen Dinant und Namur hat er sich mir in den Weg gestellt hoch zu geblieben und trottete meiner Truppe wieder nach. Ich war matt Roß. Ich war wegen wunder Füße einen halben Tag zurüd bis zum Umfallen. Meine Antworten auf seine barschen Fragen nach woher und wohin fielen wahrscheinlich nicht genügend reglementmäßig aus jedenfalls hielt er mir plöglich seinen Revolver vor die Stirn und brüllte:„ Stehen Sie stramm oder ich schieße Sie wie einen tollen Hund übern Haufen!" Ich riß meine Glieder zumachen... Heute, nach nahezu fünfzehn Jahren, tommt der Kert sammen, nannte ihm Bataillon und Kompagnie und durfte tehrt mit einer Attentasche unterm Arm, schlägt die Haden vor mir zu sammen und will mein Leben gegen Unfall und Tod versichern! Mertst du etwas?"
Sie nicht ihm lächelnd zu und zeigt auf seine Reidung.
-
In Hemd und Hose, die nackten Füße in ausgetretenen Haus schuhen empfängt man so einen früheren Borgesezten? Und dazu noch auf der Treppe! Pfui, Hermann du bist ein schlechter Soldat!" Sie lachen wie Kinder.
-
Kirsten wirft das Manuskript in die Schublade.
Für heute ist's genug! Die Erinnerung war noch vor einer Biertelstunde stärker als ich. Aber jetzt habe ich Land unter den Füßen junges, festes Land!"
Er faßt seine Frau bei den Händen und wendet sie im Schwung
der Tür zu.
Die Räder aus dem Stall! Wir müssen heute noch ins Grüne, Mädchen! Das muß gefeiert werden!"
Das Land der Gletscher und Vulkane
-
Ein guter Name ist immer was mert. Auch für ein Land. Die Isländer würden viel darum geben, trüge thr Band einen besseren Namen. Aber Eisland"...! Und die Nachbarschaft zu Grönland und Estimos, zum Polartreis und zum Baceis?! Da ift's tein Wunder, wenn die Welt diese entlegene nördliche Insel für naßtaltes, lichtarmes Nebelheim hält und ihre Bewohner für eine Mittelstufe zwischen Lappen und Samojeden. Mit Unrecht. Der isländische Winter ist erstaunlich mild, die jährliche Tageslicht menge dort oben weit größer als bei uns, und Sonnenschein häufiger als bedeckter Himmel. Auch die Menschen sind echte Germanen, nit germanischer Kultur. Die Hauptstadt Reykjavik trägt fast neuzeit liches Gepräge mit sauberen Straßen, manch ansehnlichem öffent lichen Gebäude, mit den üblichen überflüssigen Denkmälern, mit stets belebtem Hafen. Glaube niemand, man lebe auf Island hinter dem Monde"! Gewiß, das ganze Königreich zählt nur 100 000 Seelen, und die Hauptstadt hat es auch bloß auf etwa 22 000 gebracht; im übrigen jedoch lebt der Isländer mit demselben Komfort und im selben Stile wie etwa der Provinzstädtler bei uns. Bloß ein bißchen fleinstädtisch und enge ist alles vor allem geistig. Der geistige Horizont tönnte etwas größeren Durchmesser haben. Zumal da es an geistigen Interessen an sich nicht fehlt. Der Prozentsatz der Gebildeten aller Stände" ist auf Island vielleicht sogar höher als etwa in Frankreich oder Spanien . Die Werte der heimischen Dichter tennt dort jedes Kind- anders als bei uns, wo der Dichter oft genug nicht aus bitterer Not herauskommt. Beim isländischen Bauern"( mit Unrecht so genannt; er ist mur Pferde und Viehzüchter, weil es nämlich auf Island nichts zu bauen" gibt. da Feldfrüchte nicht reifen) beim sogenannten Bauern steht das Spinnstubenleben noch in voller Blüte; in den langen Bolarnächten liest der Hausvater den Seinen aus den alten Sagas" vor, in denen die Heldentaten der Ahnen befungen sind die aber auch den Nährboden bilden für allerlei finsteren Aberglauben, für Ge. spensterfurcht, Angst vor bösen Geistern. An Kobolde, unholde Geister" glaubt noch heute wohl bas halbe Island , Und die andere Hälfte dürfte restlos zu den überzeugten Spiritisten zu zählen sein. Berden in Reykjavit doch in der sogenannten, Freikirche regel rechte spiritistische Gottesdienste abgehalten!
-
-
-
Die Kultur des Isländers ist alt; die des heutigen Isländers aber ist noch recht jung. Noch sind keine 200 Jahre verflossen, daß das Land aufs äußerste verarmt war und die ausgepowerte Bevölkerung, in Elend verfallen, durch Seuchen dezimiert wurde. Dies war zu jener Zeit, als geschäftstüchtige Kaufleute in Kopenhagen für die damalige dänische Kolonie Island den Monopolhandel erfannen ein System, dessen sich, in abgeschwächtem Maße, die grönländischen Estimas noch heute erfreuen"; auf Grönland darf noch heutigentags niemand ohne Erlaubnis der dänischen Regierung landen, so daß die Estimos den dänischen Kaufleuten und deren Breisftellung ausgeliefert sind sowohl hinsichtlich Einfuheware
-
wie eigene Erzeugung. Dieses System hat die Isländer bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts fast zugrunde gerichtet. Die Armut war noch vor 70 Jahren so groß, daß es auf ganz Island nur ein einziges gedrucktes isländisches Buch gab! Heute befißt | Island eine umfangreiche eigene Literatur. Es ist erstaunlich, was diese Menschen in den letzten 70 Jahren alles geschaffen haben. Sie find stolz darauf. Mit gutem Grund. Manchmal find sie aber auch ein bißchen zu stolz und möchten, was sie nach geholt haben, über das stellen, worin andere ihnen vorangeschritten sind.
Islands Reichtum besteht in unerschöpflichen Fischgründen, von denen Fischer vieler Nationen angelodt werden, in erster Reihe die deutschen ; und in großen Schafherden, die neben beträchtlichen Fleischmengen wundervolle Wolle liefern. Auch Pferdezucht ist bedeutend. Das isländische Pferd ist ein Halbponny, ftrubbelig, genügsam, ausdauernd; es ist das hervorragendste Beförderungsmittel im Landesinnern( als Reit, nicht als Zugtier), wird aber auch viel von englischen Gruben getauft. Außerhalb des nicht großen Gebietes, wo Mensch und Bieh leben tönnen, ist es um die Natur der Insel färglich bestellt. Gewaltige Flächen sind vergletschert, andere durch den Bultanismus, insbesondere durch Lavaausbrüche zur Wüfte gemacht. Für die öftliche Halbtugel ist Island das flaffische Land der Bultane. Ungeheure Ratastrophen sind über die Insel hingegangen: Ausbrüche der zahlreichen Bulkane wie ver heerende Erdbeben. In alter wie noch in jüngerer Zeit. Allenthalben tritt diese gefährliche Natur des Landes in Erscheinung, auch in Zeitläufen äußerlicher Ruhe. Heiße Quellen, Solfataren, Fumarolen trifft man überall. Am bekanntesten ist der weltberühmte Geysir( der Ungeheure), der freilich seit Jahren fast erloschen ist, in feinem inneren Bau vermutlich zerstört durch das Erdbeben vom Jahre 1896. Früher warf er alle zwanzig Minuten eine mächtige Wasserfäule fast hundert Meter hoch. Zahlreich find die großen Wasserfälle, deren mächtigste nur durch wenige in Amerita und Afrita übertroffen werden. So ist das unbewohnte und unbewohn bare Island eine schaurige, aber erhabene Wildnis, schön in dem phantastischen Reichtum an grotesten Bildungen, doch ohne alle Lieblichkeit. Mangelt bem Lande boch das, was uns der schönste Schmud unserer Heimat ist: der Wald! Ebenso fehlen Sträucher fast völlig. Ein endloser, sich bis in den Juni hineinziehender Nachwinter, dazu Stürme von unerhörter Gewalt lassen im Freien nichts gedeihen als das schmiegsame, anspruchslose Gras und die befannten Moose. Doch diesen Mangel an Lieblichem macht ber Himmel einigermaßen wieder wett: die sommerliche Sonne, nachts faum zwei Stunden untergehend, taucht die bizarre Berg und Gletscherwelt in märchenhafte Farbengluten, die Mittwintersonne zaubert ein Alpenglühen von vier, fünf Stunden Dauer, und in den langen Nächten wogt geheimnisvoll das Polarlicht dem Menschen zu Haupten wie riefenhaftes, entzückend herrliches Feuerwert, Adrian Mohr.
Beilage des Vorwärts
Von 21 Sekunden zu 420 Stunden
Flieger- Weltrekorde in 25 Jahren
Als vor fünfundzwanzig Jahren die Brüder Orville und Wilbur Wright in der nordamerikanischen Stadt Dayton ein Flugzeug er finden wollten, mit dem man längere Zeit in der Luft bleiben könne, hatten die Einwohner nur ein mitleidiges Achselzucken für diese hoffnungslosen Phantasten" übrig. Ein Vierteljahrhundert ist seita dem vergangen, und unter dem Jubel von 13 000 Menschen landet das nicht weniger als 420 Stunden 21 Minuten, also über 17 Tage auf dem Flugplatz von St. Louis das Flugzeug ,, St. Louis Robin", in der Luft geblieben ist. Mit dieser Leistung haben die beiden Flieger Jackson und Forest Obrine einen neuen Dauerweltrekord überboten ist. Dies bedeutet, daß das Flugzeug während seines aufgestellt, da der letzte Weltrekord um 173 Stunden und 37 Minuten Dauerfluges rund 25 000 englische Meilen zurückgelegt hat, eine Strecke, die etwa der Länge des Aequators entspricht, so daß man bei dem Unternehmen der beiden amerikanischen Flieger von einem Nonstop- Flug um den Endball, und zwar über den größten Kreis, sprechen kann. Welche Auswirkung die Erringung dieses Refords für die Praxis des Flugwesens haben wird, läßt sich im Augenblic taum übersehen; es tann jedoch nicht bezweifelt werden, daß die Bedeutung dieser Leistung nicht nur auf rein sportlichem Gebiet liegt.
Langen und systematischen Anstrengungen, in denen der je weilige Reford immer wieder überboten wurde, ist damit ein schöner Erfolg beschieden gewesen. Fast furios mutet es an, wenn wir mit diesen Dauerflügen der letzten Zeit die Weltrekorde vergleichen, die in den Anfängen der Fliegerei, vor etwa zwei Jahrzehnten, aufgestellt wurden. Als am 12. November 1906 Santos- Dumont galt dies schon als eine Refordleistung. Ein Jahr später bewies die leine Strede von 220 Metern in 21,2 Sekunden zurücklegte, Farman die Leistungsfähigkeit des Flugzeugs, indem er 770 Meter Wilbur Wright am 31. Dezember 1908, als er 124,7 Kilometer in 52,6 Sefunden zurücklegte. Eine größere Aufgabe stellte sich in 2 Stunden, 20 Minuten und 53,2 Sefunden zurücklegte. Dieser Weltrekord wurde am 3. November 1909 von Farman gebrochen, der 234 Kilometer in 4 Stunden und 13 Minuten flog und sich am 18. Dezember 1910 selbst überbot, indem er 8 Stunden und 13 Minuten in der Luft blieb. Im November dieses Jahres wird Jahren unternahm der Franzose Latham den ersten Ueberlandflug das Flugzeug ein bedeutendes Jubiläum feiern fönnen: vor zwanzig in Deutschland vom Tempelhofer Feld in Berlin nach Johannisthal ; ein Ereignis. das damals ungeheures Aufsehen erregte. Die etwa 10 Kilometer betragende Entfernung wurde von dem Flugzeug, das in 250 Meter Höhe flog, in wenig mehr als fünf Minuten zurüdgelegt. Orville Wright hatte sich allerdings einige Monate vorher auf dem Tempelhofer Feld über eine Stunde 35 Minuten in der Luft gehalten. Ferner sind es jetzt gerade zwanzig Jahre her, daß Blériot in 27 Minuten den Kanal überflog.
Die Jahre 1909 bis 1911 fahen große Anstrengungen, durch 1909 ftellte Blériot auf der ersten Flugsportwoche in Reims feinen die die Entwicklung des Flugwesens beschleunigt wurde. Im Auguft Geschwindigkeitsreford von 77 Rilometer in der Stunde auf, der heute freilich wenig imposant wirkt, damals aber zweifellos eine wichtige Etappe bedeutete. Im Jahre 1910 erreichte Leblanc eine Stundengeschwindigkeit von 110 Kilometer, 1911 Rieuport eine solche von 133 Rilometer. Alle diese Zahlen haben heute nur noch historisches Interesse. Um zu den Streckenrekorden zurückzukehren, seien die Versuche erwähnt, die im Jahre 1910 gemacht wurden, um die pen zu überfliegen. Am 30. Dezember desselben Jahres legte dann Tabuteau im Flugzeug 585 Kilometer zurück, und genau ein Jahr später bewältigte Gobe fogar die Strecke von 740 Rilometer. Im Jahre 1911 gab es übrigens auch einen Reford im Dauerflug, den Fourny mit 11 Stunden, 1 Minute und 29 Sefunden hielt. Noch viele werden sich der Begeisterung erinnern, die Helmuth Hirth mit seinem großen Ueberlandflug von München nach Berlin weckte. Ein Jahr vor dem Krieg überquerte der Franzose Garros mit seinem Eindeder das Mittelländische Meer auf der Strecke Toulon- Korfita- Sardinien- Biserta und legte die 80 Kilometer in nicht ganz fieben Stunden zurück. Als er zu seinem Unternehmen aufstieg, erklärte man ihn für wahnsinnig und be schwor ihn, von seinem selbstmörderischen Beginnen abzustehen. Er ließ sich jedoch nicht beirren und lam ans Ziel. Dann trat eine längere Bause ein. Die letzten Weltrekorde unmittelbar vor dem Krieg wurden von dem deutschen Flieger Langer mit 14 Stunden 8 minuten ertämpft. Der Krieg machte dieser Entwicklung ein Ende. Das Flugwesen mußte sich auf andere Aufgaben umstellen, die ihre technische Entwicklung mur beschleunigten; allerdings war Retorden vorerst feine Rede mehr. Nach einer verhältnismäßig langen Pause wurde an den Leistungen der Vortriegszeit wieder angeknüpft, die Weltretorde waren in fürzester Frist immer wieder verbessert, woran auch die deutschen Flieger hervorragenden Anteil gehabt haben. In atemberaubendem Tempo geht so die Eroberuny der Luft durch die moderne Flugtechnik weiter, und es ist nicht abzusehen, wohin dieser Weg führen wird.
•
von
Metallene Banknoten
Nachdem es durch ein von Dr. Schoop erfundenes Berfahren gelungen ist, ein Papier herzustellen, das unverbrennbar ist und auch nicht zerriffen oder zertnüllt werden kann, ist endlich ein idealer Stoff für die Herstellung von Banknoten gegeben. Es handelt sich dabei nach einem Bericht der Frankfurter Wochenschrift„ Die Um schau" um ein metallenes Papier. Es wird ein Metall, wie Zinn, Kupfer oder Aluminium, verflüssigt und dann in dieser Form mit einem Berstäuber auf eine Papiermasse aufgetragen. Diese Metallifierung des Papiers verleiht ihm troß seiner Dünne außerordentliche Festigkeit; durch den metallenen Ueberzug leidet dabei aber die Struktur der Papierfaser nicht. Das metallene Papier eignet sich nun zu sehr vielen Dingen. Man wird Papierplatten, die sehr fest und zugleich äußerst elastisch sind, in der Telephon und Radiotechnik sehr gut verwenden fönnen. Sodann aber wird man aus folchem tupfernen oder zinnernem Papier Banknoten her. stellen, die sich auch durch den langen Umlauf nicht abnüßen und geradezu unverwüstlich find. Bei den metallenen Banknoten be steht keine Gefahr, daß sie zerrissen werden können oder verbrennen. Auch die Fälschung des Papiergeldes wird dadurch besonders erschwert. Die Banknotenfälscher werden daher fehr umlernen müssen, wenn sie nicht ihren Beruf ganz aufgeben wollen.