Die Feiern im Reiche. Massenaufmarsch auch in den Hauptstädten der Länder/ Glänzender Verlauf in allen Gauen.
AuS allen Teilen des Reiches liegen Meldungen vor. nach denen die Verfassungsfeiern eine« gläa» zcnden Verlauf genommen haben. Die Masse« der Republikaner marschierte« überall auf, um in mächtigen Demonstrationen für Verfassung und Republik einzutreten. Hamburg . 12. August. Den Auftakt der Hamburger ZZeranstoltungen anlählich des zehnten Jahrestages der Verfassung, die sich über den Sonnabend und Sonntag erstreckten, bildete am Sonnabendmorgen die gemein fame Feier sämtlicher Schulen im Stadtpark. Der Abend bracht« den schon traditionellen Fackelzug zum Rathaus, dessen impa santes Bild wieder gewaltige Menschenmengen angelockt hatte. Im Mittelpunkt der Feiern des Sonntags, die mit einem Ge- denktag an den Gräbern der gefallenen Beamtelt der Ordnungs- Polizei begannen, stand die Enthüllung einer Büste des ersten Reichs Präsidenten Ebert im Rathaus. Anschließend fand im großen Rothaussaal die offizielle Ber- fassungsfeier mit einer Red« von Senator Kraus« und Schluß- warten Dr. Petersen« statt. Stadt und Hafen zeigten an beiden Tagen reichen Fahnen- schmuck in den Reichsfarben. Die Straßenbahn führte ham- burgische und schwarzrotgolden« Wimpel. » Dresden . 12. August. In Gegenwart der Spitzen sämtlicher Staats- und städtischen Behörden fand im großen Saal der Ausstellung«in« gemeinsam« Verfassungsseier statt. Nach einleitenden musikalischen Darbietungen hielt Ministerialdirektor Dr. Spiecker die Festrede, in der er vor allem die Notwendigkeit der Treue zum Putschen Vaterlande betonte, die auf gemeinsam«rtragenes Leid gegründet sei. Gleichsalls mittags fand in der mit den Reichs- und Landes- färben geschmückten Kuppelhalle des gemeinschaftlichen Ministerialgebäudes eine interne Verfassungsseier für die Beamten und An- gestellten der Ministerien sowie einiger anderer Staatsbehörden statt.
Darmstadt , 12. August. Der Derfassungstag, der in Hessen gesetzlicher Feiertag ist, wurde am Sonntag durch eine Feier der Schutzpolizei auf dem Festplatz in Darmstadt «ingeleitet. Di« amtlich« Festoersammlung begann mit der Festred« des Staatsprädenten Adelung, in der er di« Bedeutung des 11. August eingehend würdigte.
Schwerin , 12. August. Mittags 12 Uhr fend im mecklenburgischen Staatstheater die offiziell« verfassungsseier statt. An der Feier nahmen teil das Staatsministerium, di« in Mecklenburg anwesenden Reichsbehörden, die Spitzen der Kommunal- und Landesbehörden, der Reichswehr , der evangelischen und der katholischen Landeskirche, sowie Vertreter der Landtagsfraktionen. » . Sonn, 12. August. Di« Rheinischen Heimatspiel«,»erbunden mit der Ber« fassungsfeier der rheinischen Jugend unter dem Protektorat des Oberpräsidenten Dr. Fuchs und des Landes- Hauptmanns Dr. Horion. nahmen unter dem Vorsitz de» Re» gierungsrates Dr. Becker-Düfseldorf am Sonnabendabend mit einem Fackelzug, an dem sich di« Turn- und Sportverein«, die Polizei- schule, die Feuerwehr und da» Reichsbonner beteiligten, ihren Anfang. Im Anschluß fand in der festlich geschmückten städtischen Beethoven-Halle eine Eröffnungsfeier statt. Der Borsitzende, Re- gierungsrat Dr. Becker, hieß di« rheinische Jugend herzlich will- kommen., begrüßt« di« Vertreter der Behörden und wies auf die Bedeutung des Tages hin. • Karlsruhe . 12. August. Im Mittelpunkt der Festveranstaltungen zum Berfassungstog stand eine Kundgebung des Staatsministeriums, di« um%12 Uhr auf dem Schloßplatz stattfand. In das Hoch auf da- deutsche Volk und den deutschen Dolksstaat stimmte die Meng« begeistert ein. « München , 12. August. Auch in dem Stadtbild der Landeshauptstadt prägte sich die Feier des verfossungstages aus. Bei der offiziellen Derfassungsfeier der Reichsbehörden im Feftfaal d«s Berkehrsministeriums hielt die Fest- rede Geheimrat Dr. B a y« r l e, der an der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung hervorragend beteiligt war.
Stuttgart 12. August. Die württeinbergisch« Staatsregierung veranstaltete in Gemein schaft mit der Stadt Stuttgart am Svnnwgvormittog in der Sadt> hall««ine Lerfaffungsfeier. Im Mittelpunkt stand die Festred« des Reichstagsabgeordneten H o f m a n n- Ludwigshafen. * Köln , 12. August. Den Auftakt der Lerfossungsseierlichteiten bildet« in Köln am Sonnabend ein Fackelzug, an dem die Schutzpolizei mit etwa 900 Be amten teilnahm. Ein Feuerwerk beschloß den Abend. Am Sonntag nachmittag wurden di« Veranstaltungen fortgesetzt. Abends um 18 Uhr fand in der großen Messehalle die Derfassungsfeier der Stadt Köln statt, auf der Reichstagsabgeordneter Landsberg sprach. « Leipzig , 12. August. Di« gemeinsam« verfassungsseier der Leipziger Reichs-, Staats> und Kommunolbehörden wurde in der festlich geschmückten Aula der Universität abgehalten. Di« Festrede hielt Kaufmann Richard Pudor Leipzig . » Stettin , 12. August. Der Derfassungstag brachte in Stettin zahlreich« sportliche Ler anstaltungen der Schulen, de« Stettiner Bundes für Leibesülnmgen, des Arbeitersporttartells und des Polizeisportvereins. « t Weimar, 12. August. Die zehnjährige Wiederkehr de» Derfassungstages wurde auch in Thüringen in all«n Orten gefeiert. Ueberall fanden Gedenkfeiern statt, die nach den bisher vorliegenden Meldungen ruhig verliefen. Zur Erinnerung an di« Ausfertigung der Reichsverfassung durch den Reichspräsidenten Ebert wurde in Schwarzburg ein Gedenk- siein eingeweiht, ein großer Granitblock, der die Inschrift trügt: ,3n Schwarzbarg ward« am 11. August ISIS vom Reichs präsidenten Ebert die Verfassung de, Deutschen Reiches ausgefertigt.- Die Weihered« hielt Landrat Hertel- Rudolstadt. * Feier im Saargebiet. Saarbrücken , 12. August. Bei der von der Stadt Saarbrücken in Gemeinschaft mit den Frakttonen der Stadtverordnetenversammlung außer den Deutsch - nationalen und den Kommunisten veranstalteten Bersassungsfeier hielt der Direktor der Stadtbücherei, Dr. Koch, die Festred«. Er betonte einleitend, daß das Saargebiet ganz besonderen Anlaß zum Feiern de» Derfassungstages habe, denn seine Parole laute: Zu- rück zum Reiche! Zur Deutschen Republik! Feiern der Bezirksämier. Festreden der Sezirtsbürgermeister. Da» Bezirksamt Prenzlauer Berg hatte im Kinopalast Elystum in der Danziger Straß« am Sonnabend ein« künstlerische Feier de» Derfassungstages veranstaltet, bei der der Bezirksbürger- meister Dr. Ostrowski di« Festrede hielt. Die Mitwirkung des Organisten Rohrbach, des Männerchors Prenzlauer Berg und des Lambinonschen Streichquartett» gab der Feier eine besondere Rote. Mit einem Treuegelöbnis und einem Hoch auf di« deutsch « Republil schloß die erhebende Feier. Das Bezirksamt hatte die Freude, einig« tausend Einwohner bei dieser verfassungsseier versammelt zu sehen. Ueber die ganz« Hinterwand der Riesenbühne war ein Reichsbanner gezogen, die Bühne selbst mit Topfpslanzen und Blumen prächtig dekoriert. Schul- und Dolttfeier im S. Bezirk. Ueber 12000 Schüler der oberen Klassen aller Schulen des Be- zirks Friedrichshain waren in großen Darmittageveranstal- tungen versammelt, um mit jungen freudigen Herzen der Republik die Treue zu geloben. In«indnicksoollen Festansprachen verstanden es die Redner, der Jugend di« Grundgedanken unserer Verfassung nahezubringen. Besonders feierlich war die von über 1000 Arbeitern, Angestellten und Beamten des Bezirksamtes besuchte Veranstaltung im Rose- Theater . Alfred Beierle » das Ebert-Manz-Quartett und die Rose-Kopelle hatten starken Anteil an der würdevollen Ge« staltung der Feier. Di« Festansprache hielt Bürgermeister M i e l i tz. In kurzen Strichen zeichnete er seinen zahlreich erschienenen Mit- arbeiten, ein Bild von der Wandlung vom früheren Obrigkeitsstaat zum heuttgen Dolksstaat, der Beamte braucht, die dos vertrauen des Volkes genießen und für di« der republikanische Gedanke kein Lippen-
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bekenntnis sein darf, sondern dem st« au» ehrlicher und willen». bewußter Ueberzeugung zu dienen haben. Nachmittags waren 50000 Kinder und Erwachsene auf dem Sportplatz Friedrichshain oersammelt, um in zwangloser Wesse an den reich- Halligen Darbietungen teilzunehmen. Den Höhepunkt bildete für die Tausende von fröhlichen Kindern Fackelzug und Feuerwerk. Für den Bezirk Friedrichshain hat der Tag jedenfalls gezeigt, daß seine Be- völkerung in überwiegendem Maße fest und treu zur Repu- b l i k steht. Auch in den meisten anderen Bezirken Berlins sanden ähnlich« Feiern statt._ Schutzpolizei und Verfassung. Minister Grzesinski spricht im Lustgarten Der Lustgarten sah gestern die Rlassen des Reichsbanners. heute vormittag marschierte aus demselben Platz die Berliner Schutzpolizei auf. Obwohl an alle Beamten in den letzten Tagen die größten Anforderungen gestellt wurden, ließen sie sich es doch nicht nehmen, zu ihrer eigenen Bersassungsfeier in großer Zahl an- zutreten. Auf dem festlich geschmückten Lustgarten rückten dic_Jisspek- tionen in geschlossenem Zuge an. Auch die beritten« Schutz- polizei nahm im Lustgarten Aufstellung. Drei Schupo» k a p e l l e n leiteten die Feier mit Musikdarbietungen ein. Als das Auto des preußischen Innenministers Grzesinski , in dem auch der Berliner Polizeipräsident Z ö r g i e b e l mitfuhr, auf dem Lust- garten eintraf, erhob sich ein Beifallssturm. Nach einem Musikstück betrot Der preußische Innenminister Grzestnsri die Rednertribüne und sprach mit weithin hallender Stimm« zu den versammelten Beamten. Er führte aus: Zehn Jahre deutscher demo- kratischer republikanischer Entwicklung unter der Weimarer Ber- fassung liegen hinter uns. Dieser Zeitraum ist für Deutschland ein Aufstieg gewesen. Die Aufgabe der Polizei, die versassuagsmäßige Siaaisform gegen jeden Umsturzversuch zu schützen. die arbeitende Bevölkerung vor verhängnisvollen und verantwort- lichen innerpolitischen Katastrophen zu bewahren, ist von unserer Polizei vorbildlich durchgeführt worden. Es ist mir deshalb als dem für die Polizei verannvortlichen Minister Bedürfnis und Genug- tuung, der Polizei, besonders der Polizei Berlins , den D a n k d e r preußischen Staatsregierung für ihr« im Dienste des Staates und des Voltes geleistete Arbeit zu sagen. Ich weiß mich mit Ihnen, meine Damen und Herren von der Polizei, einig in dem festen Willen, unsere ganze Kraft, unser ganzes Wollen einzusetzen im Dienste des Volkes, im Dienste des auf der Verfassung von Weimar ausgebauten Staates. Wir wollen heute bei der zehnten Verfassungsseier der Berliner Polizei das alte Gelöbnis, im Dienste unseres Landes und Volkes unsere Pflicht zu tun und unerschütterlich und treu zur Republik und zur Verfassung zu stehen, wieder zusammenfassen in dem Ruf: Es lebe die Deussche Republik! In das Hoch auf di« Republik stimmte die nach Tausenden zählende Menschenmenge, die sich hinter den Polizeikordons im Lust- garten angesammelt hatte, begeistert ein. Dann schwenkte die be- rittene Schutzpolizei ein und desilierte vor der Tribüm!, auf der Grzesinski . Zörgiebel, Vizeprästdent Weiß und Staats- sekretär Ab egg standen, vorbei. An die berittene Schutzpolizei schlössen sich dann di« einzelnen Inspektionen an. In Achterreihen marschierten die Beamten in die Straße Unter den Linden ein und von dort in ihre Bezirk«. Tausende von Reichsbannerkameraden und Rupublikanern haben an dieser Veranstaltung teilgenommen. Das allein beweist schon zur Genüge, daß die Mehrzahl der Bevölkerung Berlins in der Schutz- polizei heute einen treuen Helfer in der republitani- f che n Aufbauarbeit sieht. Kestaki in den Opernhäusern. .Leider ist es uns nicht möglich, über die Feiern in den Berliner Opern in der Ausführlichkeit zu berichteu. wie wir es möchten. Der Raum gestattet es nicht. In der Staatsoper Unter den Linden sah man neben den Ministern Groencr, Dietrich und Becker Genossin Luise Ebert. Das Philharmonische Orchester unter Furtwänglers Leitung spielte die Suite Nr. 3 v-Dur von Bach. Der preußische Finanzminister Dr. Höpker-Aschofs hielt die Festrede. Er ging aus vom Wert der Nationalversammlung und dankte noch einmal Friedrich Ebert und seinen Gefährten. Er sagte dann: .Di« Bollendung der deutschen Nation bleibt die höchste Aufgabe. Wert und Würde empfängt das menschliche Leben erst im Dienst der Gemeinschaft— und welchen schöneren Dienst könnte es gerade für die Studentenschaft geben, als für die wahre Gemeinschaft aller Deutschen zu kämpfen und nach Florian Geyers Worten:.der deutschen Zwietracht mitten ins Herz!- zu stoßen.". Die Ouvertüre Leonore Nr. 3 von Beethoven schloß die Feier. Die Festrede hielt in der Städtischen Oper Oberbürgermeister Bäh. Das deutsche Kaiserreich, so sagte er, war ein Machtstaat der Fürsten . Nicht das Volk, sondern die Fürsten haben dieses Kaiserreich gegründet. Nur ein einziges Organ hatte das Volk unter dem Kaiserreich: den Reichstag . Alle anderen Organe wurden dem Volke ohne seinen Willen gegeben. Der neue Staat, di« deutsche Republik, ist durch das Volk geschaffen. Di« staatliche Macht im neuen Deutschland ist Volksmacht. Alle staatlichen Organe von heute werden durch das Volt bestinimt und sind dem Volt verantwortlich. Nicht die Revolution hat di« Weimarer Verfassung geboren, sie hat nur die alt« Verfassung gestürzt. Geschaffen ist die neue Verfassung der deutschen Republik durch wesentlich ältere und ehrwürdiger« Kräfte. Kein Geringerer als der größte philosophische Denker Deutschlands , Immanuel Kant , hat in unzweideutigen Worten die Republik gefordert. Reichsregierung, Staatsregicrung und Stadt Berlin veranstalte- ten in der K r o i l o p e r eine besonders eindrucksvolle Abendkeier, an der etwa 2000 Personen aus allen Schichten der Bevölkerung teilnahmen Die ernsten Klänge der Beettiov.-nschcn„E g m o n t"- Ouvertür« leiteten die Feier ein.Reichsminister a. D. Dr. Da- v i d hielt die Festrede. Er sagie zum Schluß:„Die Sicherung des Friedens aber muß fortan der höchst« Richsstern aller Politik fein. Keine andere Politik darf sich eine soziale Politik nennen. Keine andere Politik darf auch den Anspruch erheben, eine n a t i o- n a l e und eine christliche Politik zu sein Ein nationales Volks- ganze», i» dem olle Glieder Kulturmenschen sind— c ne Menschheit, die mir noch Kulturnationen kennt—. Notionen, die keinen anderen Wettstreit mehr kennen als den in den Werken des Friedens—, drs ist die S w i g k e i t s i d» c, di- in der W-i- marer Veriassung lebt. Den einzelnen on di« Pflicht der Mitarbett an diesen Aufgaben zu erinnern— alle für diese höchsten Ziel? zu gewinnen, dazu möge die National« Feier d?? Vr-nflungstaa-' iit- hellen Das gebe auch unserer Feier ihre höchste Weih?!" Stürmischer Beifall durchbrauste den Saal.»