pfähle im Meische Hugenbergs. Die Parteien der Banausen. Daß es im Lager der Deutschnationalen seit langem gärt, ist bekannt. Seit dem Falle Lambach hat sich die Zahl der Fälle weiter gehäuft. Die Zellenbildung der ehemals Christlich-Sozialen ist ein empfindlich drückender Pfahl im Fleische der L)ugenberg-Partei. Jetzt aber ergießt sich der Zorn der Diktatoren über die— christlich-nationale Bauernschaft, die im Begriff ist, ihre eigenen Wege zu gehen und die Hugenberger ganz unter sich zu lassen. Dafür wird sie in geheimen Rundschreiben der Parteiführer beschimpft. „Der Jungdeutiche" veröffentlicht den Wortlaut eines solchen Rundschreibens, das der Wahltreisvorsitzende von challe-Merseburg , Dr. G. W Schiele, an seine Vereine ver- schickt hat. Dort liest er den Bauern folgendermaßen den Text: Es entsieht durch den Einbruch der christlich-nationalen Bauern- Partei in unseren Wahlkpreis unter Führung von zwei mißver- gnügten ehemaligen Abgeordneten unserer Partei eine ganz neue und gefährliche Lage, welche sowohl unsere Partei wie die gesamte Rechtsfront bedroht. Der Einbruch ist gefährlich, weil in der Bauernschaft unseres Wahlbezirkes, besonders in einigen Kreisen, allerdings ein« radikale Verzweiflungsstimmung wie auch sonst im Reich besteht. Es ist auch Tatsache, daß diese Stimmung sich gegen die Führung der Dllvp. richtet(zugleich aber auch gegen die Führung des Landbundes). Es handelt sich hier um eine maßlose blinde Undank- b o r k e i t gegen die DNVP . Keine bestehende Partei hat sich in den letzten zehn Iahren so sehr im vollen Sinne des Wortes als Agrar- partei im Parlament bewährt wie diese— gleichsam als wäre sie zu hundert Prozent eine Landvolkpartci. Während die DNVP . bei uns im Reich wohl zu. 50 Prozent ans kleinen Beamten, Arbeitern. Angestellten sich zusammenseht und also auch den Charakter einer städti- schen Massenpartei hat, so hat sie doch die Agrarpolitik des Land- bundes immer hundertprozentig zu der ihrigen gemacht. Das andauernde Geschimpfe auf die Partei, was seit drei Jahren in bäuerlichen und zum Teil auch m Stahlhelmkreisen Mode geworden war, diese Verärgerungsstimmung ist schuld an der unverdienten, ober unvermeidlichen Niederlag« der Partei im letzten Wahlkampf. In der antiken Well kannte man den Begriff der Banau- s e n. Das Wort heißt eigentlich.�Handwerker": es wurde aber zu einem Begriff für Engstirnigkeit und rein materialistischer Einstellung gegenüber der vaterländischen Politik. Dieselbe Erscheinung taucht in unserer Zeit wieder auf. Die städtische WIrtschaslsparlei ist eine buchstäbliche Partei der Banausen. Das engst« materielle Geschäfts- interesi». soll parteibildend sein. Dagegen Nationolpolitik, Kultur- Politik, Staatspolitik sind nur Handelsobjekte.' Run bildet« sich auch«ine bäuerliche Banausenpartei, nennt sich„christlich-national", obwohl weder das Christliche noch d,s National« die wirklich bewegende Kraft ist. Wenn dies« beiden '.oanousenparteien erst die DNVP .... zur Strecke gebracht l aben, so können sie sich zusammentun: es wird aber daraus niemals eine wirklich groß« politische Partei werden könn«n. Das c i n z ige materielle Interesse, welches groß« Masten zusammenhalten kann, ist ler Klassenkampsgedank« der marxistischen Arbeiter. Immerhin ist auch der Marxismuseine Weltanschauung, renn auch eine zerstörend«. Gegenüber der starken einheitlichen Weltanschauungspaxlci. der Marxisten werden diese beiden Splitter- Parteien oder Banausenporte ien sich ausnehmen wie zwei alt« Negerweiber gegenüber einem Krokodil. Dos Krokodil hebt sie bis zuletzt auf. -6- Dieses Geheimschreiben enthält zweifellos sehr wichtige ltlngaben über die Z«lstä»ds.in der chugenberg?Partei>. Aber ckVnun-die christlichnationalen„Banausen" sich bessern werden, nachdem sie mit alten Negerweibern verglichen wurden, das muß man doch noch abwarten. Jedenfalls ist das„marxistische Krokodil" aufnahmebereit auch für die Nichtbanausen im Um» lreise des„Herrn über Film und Presse". Hilgenberg macht alles. Er reißt die Verfassungsfeier herunter und macht mit ihr fein Geschäft. Hilgenberg, Herr der Preste und Herr des Films, präsentiert sich uns in.zwei Gestalten. Als Herr der Preste hat er alles getan, um die Verfassungsseier heruillerzur«ißen. als Herr des Films, der Ufa, macht er«s ganz anders. Darüber berichtet in seiner Ausgabe vom 12. August der„Film-Kurier". Er erzählt von den Anstrengungen verschiedener Filmgesellschaften, um die Verfastungsfeier im Bilde festzuhalten, und fährt dann fort: „Den Gipfel aber erreichte der Schnelligkeitsrekord der Ufa - Kamerareporter. Mit acht Apparaten wurde hier gearbeitet. Und um die imposanten Massen festzuhallen. die auf dem Platze der Republik für das neue Deutschland in achtvoll demonstrierten, postierten sich Bericherstatier in Flugzeugen. Mittaas um 1Z Uhr tonnten bereits die ersten Teilaufnahmen per Motorrad in die Kopieranstalten gebracht werden, die sie eist- wickelten und rechtzeitig in die Kinos schafften, so daß sie in den Nachmittagsvorstellungen gezeigt werden konnten. Der Rest wurde bereits in den Abendvorstellungen vorgeführt. Dank sorgfältiger Organisation konnten die Verfassungsbilder des Extra-Dienstes der Ufa. Wochenschau gsst?vn abend in 58 Berliner Theatern anlaufen." Hugenbergs Ufa hat also durch Dildhokumcnte schon am Sonntagabend alle Lügen widerlegt, die Hugenbergs Zeitungen am Morgen daraus verbreiteten. Für beides aber steckt der Konzern des deutschnationalen Parteivo rsitzanden das Geld ein. Sehen Sie, das ist ein Geschäft!'- primo kündigt Oiktaturschluß an. ' Im Lahre 1931- dann soll Zensur aufhören. Madrid , 13. August. General Primo de River« erklarte der Madrider National- Versammlung bis Juli 1930 die Diskusston über den neuen Ver- fastungseniwurf beendet zu haben. Die Regierung werde dann zwei oder drei Monate benötigen, um den endgültigen Text auszuarbeiten. .In diesem Augenblick wert»« die Nationalversammlung ihre Auf- gaben beendet haben und verschwinden. Man werde Gemeinde- rats-, Provinzicl. und Generalratswahlen ausschreiben. Im April 1931"werde die Diktätür ihr« Mission de? Kammer übertragen und gleichfalls verschwinden. Zu diesem Zeitpunkt werde auch die Zensur überjlüssig werden. Spionltis grassiert. Die estnisch« Polizei verhaftete einen .jüdischen Kommunisten namens Pecker wegen Wirtjchaftsfvionoge iür Sowjetrußland. Er war ein« Zelllang Uederfetzer bei der«owjei- m.nbe?s®erlretung.— Pie tschechische Polizei hat in Karpotho- Rußland abermals zwei Ungarn verhoftet. Velde trugen Ab- zeiche» der Leveute-Arme«.
Die beschmuhte Volksbühne.
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„Wie doch die Zeit unier Moskaus Führung prächtig vorwärts schreitet! Mein Vater gab noch für diesen Bau seine Groschen— und ich muß ihn schon beschmieren!" Mussolinis Teufelsinseln. Die Qualen der Verschickten.
eocarno, 13. August. - Die italienischen Zeitungeix vom S. August berichten sehr lako- nisch. daß in der Nacht zum 28. Juli drei polllisch« Verschickte von der Insel Lipon entkommen sind: L ü s s u, R ö se.lli und Fran- cesco Fausta Ngtil. Es ist für den Faschismus peinlich, daß ausgerechnet diese drei entweichen konnten, und ganz und gor unge- milllich, daß nun vor der internationalen Oeffenllichkeit Zeugnis über die. Zustände auf den Inseln abgelegt wird. Lussu war Abgeordneter der sardischen Aktionspartei, ein energischer, auf seiner Insel sehr beliebter Mann, der bei der Be- setzung seines Hauses im November 1926 einen mit dem Revolver ch seine WohnupF drchgendcn.Fgschiste» niedepschoß. R o sei l i ist Soziaidemstvgt,'w«!'UBwsvsllätsppgfchsqx�in- wurde verfchickt, nachdem«.die Strafe für Organisation dsx. Flycht Tu- r a t i S abgebüßt hatte. Sein« Red« vor dem Gericht von Sovona suchte keine Entschuldigung, sondern erklärte sein Handeln als«ine sittliche Pflicht. Der junge N i t t i ist Republikaner und dem Regime als Neffe des früheren Premiers besonders verhaßt. Was die drei von den Inseln berichten, bestätigt vor allem, daß Mussoliin gelogen hat, als er in der Kammer«rklärie, die politischen Verschickten wären vollständig von gemeinen Verbrechern getrennt...' Was das Leben auf den Inseln so widerwärtig machk, ist gerade die Gemeinschaft mik dem gemeinsten Pack. Wucherern, beruf. lichen Fruchlablreibern, Zuhältern und Bardellbesitzern. Das Recht, isoliert zu leben, hat nur einer, nämlich Dumini, einer der Mörder MaUeotlis. der von allen getrennt auf der Insel T r e m i t i gehalten wird, wo man hofft, die Malaria werde die Regierung von seinen welleren Ansprüchen an die Staatssinanzen erlösen. Bon Zwei anderen Mördern Matteottis, V o l p i und Pooeromo, von denen es auch heißt, sie hätten sich aus Hierorchen zu politisch Verschickten zurückentwickelt, wissen die drei Geretteten nichts. Fast alle„Politischen " sind heute auf drei Inseln vereinigt: Lipari , Ustica und Ponza. Di« schlechteste ist Ustica , aus der sich z. B. der General Bencivenga. befindet, radikaler /Abgeordneter, früher Präsident des Verbandes der Journalisten und Würdenträger des Freimaurerordens. Das Leben der etwa 1200 politisch Ver- schickten ist geregelt wie bei der Polizeiaufsicht: Verbot öffentliche Lokale zu besuchen: Pflicht, beim Appell zugegen, im Winter um sieben, im Sommer � um acht Uhr in der Wohnung zu sein. Sie bekommen vom Staat 19 Lire täglich zum Leben; vom Fest- laich darf man ihnen nichts schicken. Ihre Post ist noch viel strenger und gründlicher zensuriert als die der übrigen Italiener . Sie dürfen ihre Familie bei sich haben, aber die kann sich nicht ernähren, wenn nicht zufällig einer von ihnen Arbeit findet. Auf 500 verschickte kommen 200 Milizleule. 100 Polizisten und 50 kiarabinieri, ungerechnet die Zollwächtcr. Di« Insel wird von Patrouillen umgürtet, auf See liegt ein Kanonenboot, Radio mch Flugzeuge erlauben schnelle Verbindung mft dem Festland, Fluchtversuch« find sehr schwer. Der Anarchist Spangaro wurde'gefaßt, als er sich mit blutig gescheuerter Brust an der Ankerkette eines nichtitalienischen Schiffes«mporipand, dos bei C a n n e t o vor Anker lag. Wir wüßten gern den Namen des Kapitäns, der so gering von den Rechten seines Landes dacht«, daß «r den Unglücklichen verhaften ließ, obwohl er schon der italieni - schen Jurisdiktion entronnen war. Spangaro ist zu weiteren drei Iahren Zuchthaus verurteilt worden. Das Schlimmste an der Verschickung ist nicht die materielle Not, elend« Kost und Wohnung, Wassermangel, sondern das provozierende verhalte« der Miliz, die es darauf anlegt. die Geduld ihrer Opfer zum Reihen zu bringe«.(Ein unflätige? Schmöhlleh auf Malteotti wird von den Schwarzhemden gesungen; außerdem sind falsche Anzeigen an der Tagesordnung. Es kommt oft zu Streitigkeiten zwischen der Miliz und den anderen Wach- organen. Die Miliz hat einen Riesenprozeß wegen Verschwörung eingefädelt, der viele unserer Genossen auf 19 Monate in Unter-
suchungshaft brachte, aber die Sache mußte wegen Fohlens jeden Beweises niedergeschlagen rverden. Nach Ablauf der fünf Jahre wird immer noch ein Teil der Verschickten am Leben sein und als sehr gesährliche Zeugen gegen das Regime freigelassen werden müssen. Um. dem vorzubeugen, trachtet man den Antifaschisten nach der U e b e r z c u g u n g noch mehr als nach dem Leben. Aus den Insel« und niehr noch bei den in der Heimat gebliebenen Familien«scheinen„Leute, die das Beste wollen", und die suchen die Opfer oder deren Angehörige' breitzvschlagen, damit sie ein Gnadengesuch an Mussolini einreichen. Wer be. gnadigk wird, der muß sich verpsllchten, nicht? gegen den Faschis, mus zu sagen oder zu tuu. Man erinnert sich noch, daß Mussolini in her Kammer Teile oi�s Briefen vorlas, die durch solche moralische Tortur erpreßt wurden. So sieht der Gnadenspendor im Schwarzhemd au?. Und die Versöhnung mit dem Papst wäre doch ein« Gelegenheit ge- wesen, wenigstenz die Greise und die Kranken unter den Ver- schickten zu begnadigen. Aber wie der Papst die Versöhnung für eindreiviertel Milliarden verschachert hat. so verschachert Muffalim seine Gnade gegen die Verpflichtung des Schweigens. Aber die drei glücklich Entronnenen werden reden. Die Faschistenmiliz als Armee. Rsm. 13. August. Der Generalstabschef Teruzzi hat im Einvernehmen mit Muffo- lini eine technische Organisation der faschistischen f r« i w i 1 l i g e n(!) Miliz zur nationalen Sicherhett durchgeführt. Es wurden vier neue Grenzkommandos geschaffen.
Putschversuch in Venezuela . Unter Mißbrauch der deutschen Flagge. Rem Jork. lZ. August.(Eigenbericht.) 400 venezolanische Rebellen landeten in der Rahe von Caracas und««suchten die Stadl C n m a n a durch einen Handflreich in Besitz zu nehmen. Die Landung des zu dem Ilebersall benutzten deutschen Dampfers„Falke" erfolgte nach einer assiziellen Meldung unter dem Schuhe d« deutschen Flagge. Die Angreifer wurden sedoch zurückgeschlagen, flüchtete« auf das Schiff und wurde« von Militärflugzeugen verfolgt. Zwei Rebellen- generale wurden gelötet. General Feruandes. der Gouverneur des Sncrcstaales. ist bei der Abwehr der Rebelle« gefallen. Die Regierung ordnete fünstögige Landestrauer an- Eine Siegesmeldung der Rebellen. Rem York. 13. August.(T. 11) Die venezolanischen Ausstandischen telegraphierten ihren An- hängern in Panama im Gegensatz zu den amtlichen Berichten, daß die Regicrungstruppen bei Cumana besiegt seien; 2999 Aus- ständische hätten die Schiffahrt am oberen Orinocojluß lahmgelegt. Es heißt, die Airsständischen bezögen Gelder aus Europa und oerfügten angeblich über«in 7999 Tonnen großes„Ärjegsschiff" mit Namen„Falke", womit offensichtlich das angeblich unter deutscher Flagge fahrend« Schiff gemeint ist. Der Sirchcnvertrag ratifiziert Wie der Amtliche Preußisch« Pressedienst mitteilt, find heute Im preußischen Staotsministerium die Ratifikationsurkunden zu dem Vertrag Preußens mit dem Vatikan zwischen dem apastolifchen Nuntius Dr. Pacelli und dem preußischen Ministerpräsidellten Dr Braun ausgetauscht worden. Vevölkerungsvermehrung In der Vatikunskadt. Wie dl« röiai- fchen Blätter verzeichnen, hat-in der neuen Vatikanitodt bereits der zweite neue Erdenbürger das Licht der Welt erblickt. kricgsfchisfbesuche. In Kiel sind setzt zwei italienische Schulschiffe zu Besuch. Nächst«,? kommt eine Sowsetslott«. die jetzt in der Ostsee übt.