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Die Hitlerschlacht von Nürnberg  .

Ein amtlicher Kriegsbericht.

Die Polizeidireftion von Nürnberg- Fürth hat jest den ange. fündigten Berichte über die Vorgänge anläßlich des natio= nalsozialistischen Parteitages Dom 1. bis 4. Auguft veröffentlicht. In der Einleitung wird versucht, die Taten der Hafen­freuzler durch Provokationen so zu entschuldigen: Es ist festgestellt, daß in einer Reihe von Fällen Nationalsozialisten von vorbei. gehenden politischen Gegnern grundlos durch schmähende und hezze= rische Worte oder durch zurufe tommunistischer Kampf­parolen provoziert, vereinzelt auch durch hinterhältige lleberfälle mißhandelt murden."

Aber bei allen Entschuldigungsversuchen fann der Polizeibericht nicht umhin, auch das herausfordernde Auftreten der Hitler  - Rowdys zu fennzeichnen. Das geschieht mit folgenden Säßen: Es steht aber auch fest, daß in anderen Fällen Nationalsozialisten ohne vorhergegangene Propotationen über Ber jonen herfielen und sie durch Drohungen und Mißhandlungen nötigten, ihre politischen Abzeichen( meist handelte es sich um das Abzeichen des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold) abzunehmen." Dann folgt das befannte Sündenregister der Nationalsozialisten: das Eindringen in das Gemertschaftshaus und dessen Demolierung somie die Mißhandlung des Wirts; der Sturm von 30 Hitlerianern auf einen Straßenbahn- Triebwagen und die Mißhandlung des Tram bahnführers und einiger Fahrgäste; die Zerstörung eines meiteren Trambahnwagens, in dessen Inneres Burschen Brandfadeln marjen; der nationalsozialistische Sturm auf das als Kommunistenlokal be­fannte Café Hed unter Anwendung von Schießwaffen; die Rauferei in der Wirtschaft Bum grünen Martt", wobei wiederum die Nationalsozialisten ohne jeden Anlaß den Anfang machten; Raufe. reien auf der Straße, bei denen die Hitlerianer oft mehrere hundert Mann start auf einzelne Privatpersonen einschlugen; schwere Miß­handlung eines jungen Mannes, der das Abzeichen des Radfahr­bundes ,, Solidarität" trug; wiederholt schwersten bewaffneten Widerstand gegen die Polizei. Dabei wurden fünf Polizeibeamte in Erfüllung ihres Dienstes gegen die Banditen durch Dolchstöße und Hiebe verwundet.

In sämtlichen Fällen, die der Polizei bekannt geworden sind, ist Anzeige erstattet.

Notwendige Gedächtnisstärkung. Mord und Totschlag gab es auch in der Kaiserzeit

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So verurteilenswert die Bluttat von Jakobsdorf ist gegen­über der infamen Hehe der Rechtspresse, der diefer Totschlag wohl sehr gelegen tam, weil sie glaubt, ihn politisch ausnüßen und gegen die verhaßte und gefürchtete Reichsbannerorganisation als Mitschuldige an dieser Tat Anklage erheben zu fönnen, jei an fol. gendes erinnert:

Bon Angehörigen der Armee sind vor dem Kriege in einem verhältnismäßig furzen Zeitraum folgende Morde verübt worden: In einer ostpreußischen Garnison   mird der Rittmeister von Krosigt in der Reitbahn mit einem Diensttarabiner erschossen. In Allenstein   lauert der Hauptmann von Goeben nachts. den Major von Schönebec auf und tnallt ihn mit der Pistole nieder.

Der Fähnrich von 3euner wird, während er schläft, von einem Rameraden erschossen.

In Mörchingen   schießt der Leutnant Wunderlich einen Hauptmann, der seinen Bruder, einen Stabsarzt, wörtlich beleidigt hatte, über den Haufen.

In Karlsruhe   ersticht der Leutnant von Brüse mig einen Zivififten mach turzem Wortwechsel im Wirtshaus.

In Koblenz   tut dasselbe der Leutnant von Salisch nachts auf der Rheinbrücke.

Brinz Prosper Don Arenberg, Leutnant der Schutz­truppe, quält in Südwestafrita mehrere Menschen in teuflicher Weise zu Tode.

Was beweist das? In jeder großen Organisation gibt es räubige Schafe. Keinem anständigen Menschen wird es aber ein­fallen, die Tat einzelner mit der Gesinnung aller zu identifizieren.

In den angeführten Fällen ist es z. B. der sozialdemokratischen Bresse, die vor dem Kriege sicher im schärfsten Gegensatz zur Armee stand, nicht eingefallen, solche Schlüsse zu ziehen. Wenn jetzt die Rechtspresse anders handelt, richtet sie sich damit selber. Was sollte man aber von den Hussong, Thersites und Genossen auch anders erwarten?

Hugenberg   und Mädchenbeine.

Oder: Alles ist Geschäft.

Die Deutschnationale Partei fämpft für Zucht und Sitte, gegen die sittliche Fäulnis der neuen Zeit. Das heranwachsende Geschlecht vor der Verführung durch gedruckten. gespielten oder gefilmten Schmutz und Schund" zu bewahren, ist eine ihrer wichtigsten Auf­gaben. Ihr Vorsitzender aber, Herr Sugenberg, ist zugleich Herausgeber eines der schlimmsten Schundblätter Deutschlands  , der berüchtigten Nachtausgabe". Dort erscheinen neuerdings Erinne­rungen einer 18jährigen deutschen Schönheitstönigin" an ihre amerikanischen Erlebnisse. Und nun höre man einmal, wie dieses junge Mädchen an Hugenbergs Kamin unbefangen plaudert:

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37 Mädchen von unvergleichlich schönem Buchs mit einem be­zaubernd natürlichen Lächeln und einer föniglichen Freiheit in Haltung und Gang zeigten sich dem Publikum, das begeistert war und vorwiegend aus Männern bestand.

Go mas von Stielaugen habe ich noch nicht gesehen, wie die Männer da machten...

Eigentümlich berührte es mich, in welcher Art sich die ameri­tanischen Bewerberinnen bei der Vorführung bewegten. Die Brust sehr betont vorftredend, wiegten sie sich in einer schlangentänzerischen Art, die sehr finnlich aufreizend wirken mußte, dabei ein unschuldiges Lämmchenlächeln zur Schau tragend, daß mir ob dieses seltsamen Kontrastes die Spude weg

blieb.

Die Badetrikots der Amerikanerinnen, die wir bei diefer Gelegenheit zum ersten Male zu sehen bekamen unsere ameri fanischen Konkurrentinnen waren raffiniert genug, ihre Kampfes waffen uns nicht vorher zu zeigen fahen ganz anders aus als unsere europäischen. Vor allem waren sie viel dekolet­tierter.

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Die fleine Berlinerin, deren Beobachtungsgabe von erstaunlicher Reife zeugt, schließt mit einem artigen Rompliment an ihre amerita. nischen Manager:

Direitor Block und Mister Roe sind sehr tüchtige Köpfe, die das Geheimnis heraushaben, durch ein paar hübsche Mädchenbeine Tausende von Amerikanern zu veranlassen, tagelang Autoreisen zu machen, um die paar Mädels zu sehen. Man darf dieses Kompliment an Herrn Geheimrat Hugenberg weitergeben. Auch er ist ein tüchtiger Kopf, der es versteht, mit cin paar hübschen Mädchenbeinen Geschäfte zu machen. Darum spart er natürlich auch nicht an Illustrationen.

Manama Effi über KPD  .

,, Das Kind ist aber bedeutend schwächer geworden!"

ja, aber die Schnauze hat sich doch prächtig entwickelt."

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KPD  

Aus einem Irrenhaus.

Zentralblatt für das Jrrenwesen oder für Jrre?

Der Reichsverband beamteter deutscher Psychiater, eine Bereini­gung, der etwa 450 beamtete Irrenärzte angehören, gibt als Ver­bandsorgan die Psychiatrisch- neuorologische Woche n- schrift" heraus. Ihr Leiter ist Sanitätsrat Dr. Johannes Bresler. Wer in dieser Zeitschrift, die sich als Zentralblatt für das gesamte Irrenwesen und die praktische Psychiatrie und Neurologie" bezeichnet, ein wissenschaftliches Fachorgan vermutet, täuscht sich gewaltig. Dieses Zentralblatt ist. ja, was ist es nun eigentlich? Man gerät in Verlegenheit, wenn man es näher quali­fizieren wollte.

Da heißt es in einem Aufsatz, der mit den überaus bezeichnenden Worten Wir werden bald in Wohlfahrtsgesehen erffiden" schließt: Der Himmel schüße unser Bolf vor den weiteren Segnungen eines solchen Wohlfahrtsstaates, in dem vor lauter Wohl­fahrt Neurasthenie und Pflegebedürfnis immer mehr um sich greift.

Man könnte diese Anpöbelung der Republit als Entgleisung bezeichnen, wenn sich nicht die Zeitschrift des Herrn Bresler durch aus in diesem Geleise bewegte, ein Geleije, das sich durch den zum 2bdrud gebrachten Ausspruch selbst charakterisiert, daß

,, uns zielfichere Abwehr und schöpferische lleberwindung am schnellsten zu einer neuen gefeßlichen Gesellschaft und Staatsform führen merden, einer Staatsform, die mieder an die Ideale des gotisch tatholischen Menschen im deutschen Mittel­alter anfnüpfen wird."

Nach dieser Kostprobe wird es nicht mundernehmen, menn man erfährt, daß die wissenschaftliche Zeitschrift des Herrn Bresler unter dem Titel 3ur Psychiatrie des Parlamentarismus" eine ständige Rubrik führt, die ihre Aufgabe darin sieht, links­stehende Parlamentarier herunterzureißen und durch Ausschnitte aus rechtsgerichteten Zeitungen zu ,, beleuchten", und man wird es uns auch nicht übelnehmen, daß mir das Zentralblatt für das ge­famte Jrrenwesen" jenen nationalsozialistischen Hanswurstblättchen gleichyezzen, die eine Zeitlang ein gesuchtes Objekt für satirische Zeit­schriften waren, wenn man weiter erfährt, daß in ihm

erschien,

ein Aufruf

der fich gegen die Redensart ,, Irrenhausszenen im Parlament" mandte, daß es für 3rrenanstalten und für ihre Infaffen eine Beleidigung sei, mit den Parlamenten auf eine Stufe geftellt zu werden.

Ernst zu nehmen ist so etwas natürlich ebenso wenig wie eine schwungvolle Deflamation dieses Blättchens an die Adresse des Bodenreformers Adolf   Damaschke, in der die Bodenreform mit Bolfchewismus gleichgesetzt und jeder Bodenreformer als Feind, Revolutionär und Bolschemist bezeichnet wird.

Ernster wird die Sache schon, wenn das Blatt des Herrn

Bresler sich auf sein eigentliches Fachgebiet begibt, um auch hier mit dem Genie eines Anstaltsinjassen herumzufuhrwerken. Da fann man z. B. lesen, daß die Pflegerinnen verwöhnt, verwildert, ja verwahrlost in den Anstaltsdienst eintreten und daß die Qualität des Personals nach dem Umffurz ganz unhaltbar geworden sei:

,, Bei dem Mangel jeglichen Begriffs von Kranken- geschweige denn Irrenpflege, bei der völligen Saltlosigkeit und dem sittlichen Liefstand der meisten Pflegerinnen und ihrem vermilderten Lebenswandel fann von einer mirklichen Pflege nicht mehr die Rede sein. Notwendig ist ein Personal auf ethisch- religiöser Grundlage."

Solche Lümmeleien muß sich das Pflegepersonal, deffen Dienst wahrhaftig aufreibend genug ist, in dem amtlichen Organ einer Vereinigung von Jrrenärzten gefallen laffen. Aber es tommt noch beffer. In einem von der Wochenschrift publizierten Aufsatz wird dsl id eine Eignungsprüfung für das Pflegepersonal verlangt und gefordert, bei dieser Gelegenheit dem Personal u. a. folgende Fragen vorzulegen: folgende Fragen vorzulegen: is sblm plent

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Wie heißt der deutsche Kaiser?" Wo wohuf er?" Wer war Bismard?" Wer war der heilige Bonifazius?"" Wer war der heilige Ignatius con Coyola?". Wann haf Chriffus gelebt?" nolaudo, Wird der Friede ewig dauern?"

Das sollen Fragen für eine Berufseignungsprüfung sein? Ist das die Idee eines Narren?!

ist man versucht zu fragen aber halt, da ist ja der Herr Dr. Bresler persönlich und schildert die Gefahren, die einer Anstalt

aus

einem Direktor erstehen können, der auch Sozial­

demokrat ist: erfchen förmen, der auch

Ich halte, abgesehen von der Religionsfrage, auch benjenigen, der bem Bahne des Marrismus perfallen

HA

für ungeeignet, da die kritiklose Hinnahme diefer Utopie für Kritiflosigteit überhaupt spricht und die Gefahr der Uebertragung dieses Wahnes auf Angestellte und Krante

besteht."

Hier fann man nicht einmal mehr sagen ,,, ist's Irrfinn, so hat es doch Methode". Nein, derartiges steht auf gleicher Stufe mit wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, in denen allen Ernstes ge fagt wird:

,, Etwas absolut Heiliges ist das Nationale heute nur bei den Raffen, bei denen die religiösen Feiertage in einem und im wesent lichen Gedenffefte ihrer Stammesgeschichte sind, und dies sind die zähesten und leistungsfähigsten Rassen, die überall aufs beste gedeihen. Bei ihnen muß der Begriff des Nationalen mit un­geheurer Gewalt und sogar unbewußt auf den Gesundheits- und Fortpflanzungsinstinkt wirken. Sie müssen uns anderen zum Bor bild dienen."

So steht's geschrieben in der Psychiatrisch- Neurologischen Wochenschrift": Autor? Sanitätsrat Dr. Bresler.

Geschrieben steht in der Psychiatrisch- Neurologischen Wochens

schrift":

"

Wir spüren heute vielleicht noch nichts davon, aber ich bin überzeugt, daß schon in Millionen deutscher Seelen die Kriegs schulddoppelzüge zum Glauben geworden ist und unter dem Drud des Dames- Blans, des   Londoner Abkommens und anderer Ber­gewaltigungen mird noch manche gequälte Seele in dieses Gefühl hineingleiten, und das abgerüstete, gemarterte Herz wird durch das schmache Hirn fich genug Gedanken und Gründe zuflüstern lassen, die ihm den Berzicht auf Abwehr und Selbstausrüstung erleichtern. Darum, Ihr hohen Regierungen, laßt schon in den Schulen die Jugend gegen jenes Rampf­gift sicher und fest machen, und laßt sie lehren: Der Weltfrieg war uns heilig und wird uns heilig bleiben bis in alle Ewigkeit, Autor? Sanitätsrat Dr. Bresler.

"

Und zum Dritten steht geschrieben in der Psychiatrisch- Neurolo gischen Wochenschrift" über den Wert der psychischen Hygiene:

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,, Der beste pincho- hygienische Verein ist das Christentum Die besten psycho- hygienischen Institute für Wissenschaft und Braris die Millionen christlicher Gotteshäuser." Aufor? Sanitätsrat Dr. Bresler.

Man könnte über den Fall Bresler damit ohne weiteres Wort die Akten schließen. Denn Herrn Breslers geistige Qualitäten merden sich bestimmt weniger leicht ändern als der Zustand des auss fichtslosesten seiner Patienten. Das Erstaunliche ist nur, daß derselbe

Sanitätsrat Dr. Bresler auch 1. Direktor der Preußischen Heil- und Pflegeanstalt in Kreuzburg( D.-S.), 2. Vorsitzender des Reichs Bereinigung- Irren- und Nervenärzten ist. Das gibt zu denken. verbandes deutscher Psychiater, 3. Vorsitzender der Internationalen 1 Dr. J. Mofes.

Das Rebellenschiff.

Der Falfe" war an   Franzosen verkauft.  

Hamburg, 16. Auguft.

In der Angelegenheit des Dampfers ,, Falfe" wird. bekannt, daß der Dampfer bereits vor Wochen von der Firma   Prenzlau u. Co.,  Hamburg, an eine Pariser Firma verkauft worden ist. Für den Kaufpreis sind hypothekarische und andere Sicherheiten gegeben morden. Der Kapitän follte das Schiff gegen Barzahlung abliefern, worauf die Sicherheiten freigegeben und die Mannschaft zurüd befördert werden sollte. Dies sei jedoch nicht geschehen, vielmehr habe der Kapitän   telegraphisch von der Firma   Prenzlau Geld gefordert. Die Firma habe daraufhin zurüdgedrahtet, wieviel Geld benötigt würde und wofür. Gleichzeitig habe sie sich an das deutsche Konsulat in Trinidad um Auskunft gewandt, ob das Schiff tatsächlich in Trinidad liege und ob es unbehindert meiterfahren tönne. Die Firma Prenzlau fagt im übrigen, daß die Meldungen, es seien 125 Revolutionäre an Bord gegangen, nicht zutreffe. In   Danzig( oder   Gdingen) seien lediglich der Käufer des Schiffes, sowie 10 bis 15 Mann an Bord gegangen. New  

York, 16. Auguft. Aus Colon ist das nordamerikanische Kanonenboot   Ashville" nach Cristobal beordert worden, wo es einen Monat verbleiben soll, am im Notfall den Schutz der   amerikanischen Interessen in   Venezuela u übernehmen,