Einzelbild herunterladen
 
  

Beilage

Mittwoch, 21. August 1929

Reiche Leute

Woher das Vermögen der Millionäre Deutschlands   kommt

Unmittelbar nach den elf reichsten Leuten Deutschlands   tommt| Paul von Mendelssohn- Bartholdy  , eine Dame, Frau Klara vermitmete Kammerjänger Josef Schwarz, vordem verheiratet gewesene Silfen auf dem Landsiz Mariahalden in Baden- Baden  , deren erster Mann, der Kaffeehändler Silten, Begründer und Hauptinhaber einer der ersten Kaffee- Engros- Handlungen in New Yorf war, nämlich der Firma Silfen u. Croßmann. Ungefähr zehn Jahre vor dem Weltkriege nahm Herr Silken seinen Hauptwohnsiz in Baden- Baden  , baute sich die Billa   Mariahalden und stiftete der Stadt Baden- Baden   sehr. erhebliche Geldmittel zur Verschönerung ihrer Partanlagen. Nach dem er einige Jahre nach Beginn des Weltkrieges gestorben war, heiratete seine Witwe Kara im Jahre 1921 den Kammerjänger Schwarz, der am 10. Nopember 1926 starb. Herr Silfen hat ein Vermögen von mindestens 100 millionen Mart hinterlassen und ist in Baden nach dem Fürsten zu Fürstenberg die reichste Person gewesen.

geboren den 14. November 1875, Rittergutsbesitzer auf Börnice bei Berlin  , Teil: haber von Mendelssohn u. Co., selbstverständlich ein geringeres Ber­mögen besitzt als sein Onkel Franz von Mendelssohn  . Dank der großen Filiale in Amsterdam   ist heute die Stellung des Bankhauses Mendelssohn   u. Co. bereits weit stärker als vor dem Kriege, wo die Finanzminister des russischen Weltreiches auf die Verbindung mit Mendelssohn u. C. den größten Wert legten.

Die nun folgenden reichsten Personen Deutschlands   find unter den Hauptaftionären der 3. G. Farbenindustrie A.-G., den Teil habern des Banthauses Mendelssohn   u. Co. in Berlin  , sowie des Bankhauses M. M. Warburg in Hamburg  , unter den Mitgliedern der Familie Haniel und ihrer Nachkommen, sowie unter den Groß­grundbesitzern zu suchen, deren Besitz auf eigener Kohle liegt, oder die eigene Rohlenbergwerke befizen.

Zu denjenigen Großgrundbesizern, die am wenigstens unter dem Kriege und der Inflation gelitten haben dürften, gehört der Herzog Engelbert von Arenberg,

der an der Schwelle des Krieges 80 000 Morgen in den Provinzen Hannover  , Westfalen   und Rheinlande zusammen besaß neben nicht unerheblichem Grundbefize in Belgien   und Frankreich  . In Preußen besaß er allein 80 000 Morgen, unter denen zum Teil die beste Steinkohle lagerte und er war der Regalherr. In dem Band West falen meines Jahrbuchs der Millionäre" furz vor dem Kriege habe ich berechnet, daß der Herzog von Arenberg im Jahre 1912 an solchen Bergwertsteuern beispielsweise von dem Steinkohlenberg­mert Graf Bismard und der Hibernia insgesamt 2 Millionen Mark eingenomemn hat. Der Herzog versteuerte im Jahre 1912 ein Bermögen von 63 Millionen Mart   und ein Einkommen von 3 millionen Mart. Sein Ber mögen war von 28 Millionen Mart   im Jahre 1895 hauptsächlich dant seiner engen Berbindung mit der Kohlenindustrie als Regal­herr auf 63 Millionen Mart schon bis zum Jahre 1911 gestiegen und ist bis zum Kriege wahrscheinlich auf mehr als 66 Millionen Mart angewachsen. Die Kohlen stiegen während des Krieges und nach dem Kriege gewaltig im Preise und die Förderung ist in der Gegenwart nicht geringer als vor dem Kriege. Als Bergherr hat der Herzog während des Krieges und nach dem Kriege, wo nur Sachwerte volle Geltung hatten, sein Vermögen ohne Zweifel be­potdeutend vermehrt. In dem dichtbevölkerten Ruhrgebiet   wird er den Morgen oder richtiger den Quadratmeter heute sicher zu viel höherem Breise verkaufen als vor dem Kriege, wenn er überhaupt verkauft. Als Mitglied des Aufsichtsrats der Disconto Gesellschaft hat es ihm nie an finanzieller Erfahrung gefehlt. Früher refidierte er meist auf seinem Schlosse Nordkirchen  , Regierungsbezirk Münster  , und gegenwärtig lebt er meist in Oldenbarnevelt kaam, s' Gravenhage( Holland  ). Das Einkommen des Herzogs war von 1100 000 Mart im Jahre 1892 auf genau 3 005 000 Mart im Jahre 1912 gestiegen. In dem von dem Herzog im Jahre 1911 versteuerten Bermögen von 63 Millionen Mart   war der Grundbesitz des Herzogs im Auslande, insonderheit in Belgien   und Frankreich  , nicht ent­halten. Das Vermögen des Herzogs von Arenberg ist also auf mindstens 66 Millionen Mark und sein jährliches Einkommen auf 3 Millionen Mark zu schähen.

=

Von allen Bantiers im Deutschen Reich dürfte

Franz von Mendelssohn  ,

der Seniorchef des Banthauses Mendelssohn u Co., Berlin   W. 56, Jägerstraße 49/52, der reichste jein, und zwar aus dem Grunde, weil schon während des Krieges und nach dem Kriege das Reich in erheblichem Umfange durch das Haus Mendelssohn u. Co. und insonderheit durch die während des Krieges gegründete Filiale dieses Bankhauses in Amsterdam   unter Leitung Don Frizz Mannheimer finanziert worden ist. Der Krieg und die Inflation, die der Gesamtheit zum Verderben wurden, wurden für das Bankhaus Mendelssohn   u. Co. eine Quelle steigenden Reichtums, und der Teilhaber dieses Hauses, Dr. Friz Mannheimer, zählt heute zu den reichsten Männern von Amsterdam   und ganz Holland  , wie mir von zuverlässiger Seite aus Amsterdam   mitgeteilt worden ist. Der am 29. Juli 1865 geborene Franz von Mendelssohn  ist der jüngere Bruder des am 21. August 1917 gestorbenen Robert von Mendelssohn   und wurde bereits am 5. Mai 1888 von dem Kaiser Friedrich geadelt, während sein am 25. Dezember 1909 ver­storbener Better Ernst von Mendelssohn Bartholdy, Wirklicher Geheimer Rat  , Exzellenz, erst am 17. Februar 1896 von Wilhelm II.  

in den erblichen Adelsstand erhoben wurde.

1

Ernst von Mendelssohn hatte seit Einführung der modernen Einkommensteuer im Jahre 1892 immer ein größeres Eine kommen und Vermögen als der einzelne seiner beiden Bettern und Teilhaber. Im Jahre 1892 versteuerte Gerson von Bleichröder   in Firma S. Bleichröder  

als der reichste Mann von Berlin  

ein Einkommen von 3,3 Millionen Mart  . Der zweitreichste Berliner  , Ernst von Mendelssohn- Bartholdy  , versteuerte 1892 ein Einkommen bon 2 Millionen Mart, der drittreichste, Adolf von Hansemann  , Seniorchef der Disconto- Gesellschaft, versteuerte ein Einkommen von 1,8 Millionen Mart  . Der am 6. Dezember 1892 verstorbene Werner Don Siemens versteuerte in dem gleichen Jahre ein Einkommen von etwas mehr als einer Million Mart   und ebenso in dem gleichen Jahre der Mitinhaber des Hauses S. Bleichröder  , Julius Leopold Schwabach  . Im Jahre 1908 war der Wirkliche Geheime Rat Ernst von Mendelssohn- Bartholdy   der reichste Mann in Berlin   und ver ffeuerte ein Bermögen von 43 millionen Mark und ein Einkommen von 3,2 Millionen Mart, während sein Vermögen im Jahre 1895 nur 25 Millionen Mark betragen hatte.

Aber Ernst von Mendelssohn   hinterließ insgesamt sechs Kinder, nämlich zwei Söhne und vier Töchter, fo daß fein ältefter Sohn

Die übrigen Teilhaber des Hauses Mendelssohn   u. Co. sind Rudolf Löb  , Dr. Paul Kempner  , Sohn des verstorbenen Justizrats Maximilian Kempner   und Schwiegerjohn des Geheimen Kommerzienrats Franz von Mendelssohn  , sowie Frau Guiletta von Mendelssohn, die Witwe des verstorbenen Generalkonsul Robert von Mendelssohn  , welche zugleich die Interessen der beiden Kinder Roberts, Eleonore und Franz jr., im Aufsichtsrat wahr nimmt, ohne natürlich vertretungsberechtigt zu sein. Obgleich also das Bankhaus sechs Teilhaber und noch mehr indirekte Besizer hat, muß das Bermögen des Seniorchefs Franz von Mendelssohn   allein

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärts

auf etwa 50 millionen und sein Einkommen auf etwa 5 Millionen geschätzt werden.

Die J. G. Farbenindustrie A.-G. in Frankfurt   a. M. hat heute ein Aktienkapital von 1,1 Milliarden Mart und übertrifft also die Bereinigten Stahlwerfe A.-G. in Düsseldorf   noch um 300 Millionen Mart. Wer von den Hauptaktionären der 3. G. Farben ist der reichste? Die reichsten Leute der Welt verdanken das Bollmaß ihres Reichtums zum erheblichen Teil ihrem hohen Alter, beispielsweise der 90jährige Rodefeller. Unter den Hauptaktionären ist unzweifel. haft der älteste, der

Geheime Kommerzienrat Leo Gans  

in Frankfurt   a. M., Bardhausstraße 14, Mitglied des Aufsichtsrats, menn auch wegen seines hohen Alters nicht der Verwaltungsrofes, der J. G. Farben- Industrie A.-G. Leo Gans   war bis zum Jahre 1904 Mitinhaber der offenen Handelsgesellschaft Leopold Cassella  u. Co., die sich im Oktober 1904 in eine G. m. b. 5. umwandelte und eine Interessengemeinschaft mit den Höchster Farbwerken einging. Ich habe sein Vermögen vor dem Kriege auf 23 Millionen Mark und sein Einkommen auf 1,7 Millionen Mart in meinem Jahrbuch der Millionäre" geschätzt. Bei der ungeheuren Vermehrung des Attientapitals der J. G. Farben- Industrie A.-G., bei dem Steigen der Kurse und Dividenden ist das Bermögen dieses in der Deffent­lichkeit sonst nicht hervortretenden Rentiers voraussichtlich auf mehr als 50 millionen Mart und fein Einkommen auf mehr als 6 Millionen Mart gestiegen. Rudolf Martin.

( Rachdrud, auch im Auszug verboten.)

Macys Parade

Reklame in USA  .

bares Bublifum) dort vormachen.

Go felten, und wohl auch kaum erlaubt, in Deutschland   Baraden| Aufsehenerregendes, Imponierendes( Amerikaner sind ja so ein dank­und Umzüge, so beliebt und variationsfähig sind sie in Amerika  . Im Frühjahr ist fast jede Woche eine andere ziehende Schau durch die Hauptstraßen der City zu verfolgen einmal als ,, Knaben

"

woche", dann als Sicherheitsparade"," Muttertag", Polizeiwoche" und, last not least, laufen dazwischen immer wieder Reklame

Das Kaufhaus Wannamaker   in New York   im großen Festschmuck anläßlich einer Reklame Woche umzüge großer Kaufhäuser, Werbepolonaisen mit Mummenschanz und Wagenpracht, Musit, Luftballons und sonstigem uns faschingsmäßig anmutendem Drum und Dran.

Dieses bunte Straßenbild hat man oft, sehr oft, denn in den Bereinigten Staaten gibt es teine bindenden Gesez bestimmungen für Umfang. oder Zeitdauer von Sonderange boten, Weißen Wochen, Spezialtagen und wie der Namen reiche Zahl weiter lauten und sich entwickeln mag. Das hat auch sein Gutes.

In unseren Tagen des schnellen Wechselns aller Dinge, die der Mode unterworfen und was gehört nicht dazu, von der Grammophonplatte über Teppich muster zum Wandleuchter, muß sich ein Warenlager schneller überholen, öfters umsetzen. Man kann hier nicht mit ſtarren Paragraphen den Lauf der Dinge, die Ent­wicklung des Tempos aufhalten, man versuche vielmehr finngemäß den Anforderungen entgegen zu kommen. Jedes Warenhaus hat seinen Eigencharakter, kennt seine Kundschaft, jedes hat andere Dispositionen zu treffen, andere Punkte in Anschlag zu bringen. Dadurch, daß keine Pauschalgesetze den Kanal zum Bublifum nach Allgemeinſchema leiten oder gar verstopfen, tcnnte das ameri tanische Raufhaus wie Detailgeschäft seinen großen Aufschmung nehmen.

Lediglich zwei Gefichtspunkte sind ausschlaggebend: wie ge winne, erhalte, befriedige ich mein Kaufpublikum, wie arbeite ich rationell, aufbauend, gut verdienend. Auf welchem Wege und mit ja, das ist amerikanischer welchen Mitteln dies erreicht wird business- spirit, Geschäftsgeist. Jeder einzelne sucht und findet Bege, die sich oft verschieben und umgestalten, die heute vielleicht vortrefflich und morgen schon überholt sind. Darum fann und läßt sich der Amerikaner nicht von allzuviel Bestimmungen schwarz auf weiß Borschriften machen: nur die praktische Erfahrung, seine Erfahrung ist der Lehrmeister und führt ihn zum Erfolg.

Der Geschäftsmann weiß, mit welch ehrlicher, findlicher Freude et sogar selbst groß aufgemachte Attraktionen verfolgt. barum mird er auch seinen Kunden und denen, die es meiden sollen, dieje Freude bereiten. Im Kaufhaus selbst? Das sowieso, das ist ganz felbstverständlich, aber die Kaufträftigen find ja gar nicht drin find noch auf der Straße! Also muß man ihnen zuerit etwas

=

Als großartigstes und populärstes Ereignis gilt Macys Um zug parade. Sie findet alljährlich mindestens einmal státt und zeigt jo unglaublich es erscheinen mag immer neue furiose so Sonderheiten. Alt und jung drängt sich auf den Straßen

-

Macy, das Haus mit jährlichem 72- Millionen- Dollar- Umjazz, das Haus mit 9000 Angestellten, das fast einzige Haus, das teinen Kredit gibt, Macy, das Haus mit der Parole: Wir geben Ware, feine Unter­haltung" es hopst fröhlich aus seinem Gleis und belustigt sich und die Umwelt in buntem Allerlei.

-

Ob mir diese Methode( die eigentlich gar teine ist) deutsch­tritisch als Reklamerummel" fennzeichnen, oder ihr mildernde ( amerikanische  ) Umstände zubilligen gleichviel. Was für die Kölner   der Faschingszug, mas für die Münchener die Oktoberwiese und die Leipziger ihre Messe mit Sang und Klang die New- Yorker Macys Umzug durch die 5. Avenue Broadway downtown.

"

4

das ist für

-

quer zum

Dabei wird alles übernommen, was Alt- Europa an Wirt­samem und Lustbarkeit von Venedigs Karneval bis zum Bremer Freimarkt   erprobt, und mit einem guten Schuß Yankee spirit", amerikanischen Geist und Geschmack, durchzogen. Es mangelt night an Fahnen, nicht an schneidigen Uniformen und hahngespreizten Leutnantführern( nach englischem System), die geschniegelt und steif gepanzert wie auf Eiern einherschreiten. Auch Riesenplatate ,. Luftballons und Faschingsleiterwagen treiben ihr aktives oder passives Unwesen. Ein Riesenfiebig streckt seine Stelzbeine in die Menge, die ihrerseits zu seinen topfgroßen Kugelaugen luftig be­wundernd ausschaut. Ein Nilpferd windet sich bauchfriechend: m Schnedentempo boran, ein elefantenartiges Ungetim mit zwei Köpfen folgt der Gala- Kapelle mit Husarenhelm. Und der sonst so umstrittene Schutzmann zu Pferde bändigt sich und sein Roß, um ebenfalls dem beluftigenden Schauspiel zuzustimmen.

teit

-

der

-

New York  , sachlichste der Städte, Steinwüste der 3medmäßig= mie gut but dir solch erleichternder, schwingender Rhythmus, wenn auch nur für kurze Stunden Motor, Wallstreet­  

-

und Busineß- Herrschaft überwindet und an sich reißt!

Der Erfolg läßt auch nicht auf sich warten er ist da. Das Bublifum läßt sich begeistern mithinreißen zu der Stätte des Verkäufers. Selbstverständlich darf es jetzt nicht enttäuscht werden, der große Pomp auf der Straße sollte ja erst verkünden, was im ause Ios ist. Die Außenfronten sind mit Riesenflaggen be­spannt, die für festtägliche Stimmung, außergewöhnliche Einkaufs­Nun denn, möglichkeiten, die nie wiederkehren werden, bürgen. und schon ist man im das darf man sich nicht entgehen lassen

--

Basement. Wie festlich mutet hier der überreiche Fahnenschmud an! Und tatsächlich, was die dort draußen versprachen, wird hier gehalten. Dabei werden keine Ladenhüter angeboten, sondern stets nur das

Der große Reklame Umzug rom   Kaufhaus macy in New York   durch die 5. Avenue.

-

Letzte und Neueste. Da unten schimmelt nichts, es tommt nicht mal zum Stillstand. Rasch überschlagen, eingekauft, aufgetauft, rasch an­geboten, mit geringem Nußen für das einzelne wenn irgendwo, rasch wieder geräumt und aufge= so macht es hier die Masse räumt das Nächste! Umsay, Umjaz und nochmal limfaß! Ohne Reklame, ohne Senfationstrubel fann er nicht erzielt werden. Louise Diel.

-