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Morgenausgabe imong

Nr. 409

A 206

46.Jahrgang

Böchentlich 85 31. monaffic 8,60 R um voraus zahlbar. Boftbezug 4.32 m einschließlich 60 Big. Boftzeitungs- und 72 Bfg. Boftbeftellgebühren. Auslands abonnement 6,- m. pro Monat

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Der Borwärts" ericheint madentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie Abenbausgaben für Berlin and im Handel mit dem Titel Der Abend Illustrierte Beilagen Bolf und Zeit und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen", Frauen­timme Technit Blid in die Bügerwelt" und Jugend- Bormarts"

Vorwärts

Berliner Volksblatt

Sonntag

1. September 1929

Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.

Die

tripattige Ronparetezefle 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. Kleine Anzeigen" das lettge brudte Wort 25 Pfennig( zulässig zwet fettgedruckte Worte). jedes weitere Wort 12 Bfennig. Stellengesuche das erite Bort 15 Bfennig, jedes weitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für amet Borte. Arbeitsmarkt Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt­geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Ubr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Vorwärts Verlag G. m. b. H.

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Labours Völkerbundprogramm. Daag und die Wirtschaft.

Für die Schiedspflicht/ Seeabrüftung.

Genf , 31. Auguft.( Eigenbericht.)

Der englische Außenminister, der am Sonnabend mittag in Genf eintraf, machte vor den Bertretern der internationalen Breffe ausführliche Mitteilungen über das

Bölkerbundsprogramm der Arbeiterregierung.

Henderson betonte, daß die englische Regierung zu nollständigster Offenheit gegenüber der Presse bereit sei, was sie auch schon mit gutem Erfolg im Haag getan habe. Er fuhr dann fort: Die Szenerie hat im Bergleich zum Haag gewechselt, aber wir werden in Genf in demselben Geiste der rücksichtslosen Bereini gung aller internationalen Schwierigkeiten handeln. Die Einigung im Haag bedeutet eine neue weltgeschichtliche Vera. Zum ersten Male seit 1914 fann man wirklich sagen, daß der Krieg liquidiert wird. Denn solange fremde Truppen auf deutschem Gebiet stehen, kann keine Rede davon sein, daß der Weltkrieg beendet sei. Der Haager Erfolg muß sich aber auch in den Berhandlungen der 10. Bölter­bundsversammlung und bei den Bölterbundsarbeiten überhaupt aus­wirken. Die neue englische Regierung kommt mit der Absicht nach Genf , dem Geist, in dem der Bölkerbund gegründet wurde, einen realen Inhalt zu geben und die Bölkerbundsversamm. fung zu einem Gewinn für die Berständigung der Nationen zu machen. Wir nehmen damit nicht nur die Ab­fichten der ersten Arbeiterregierung vom Jahre 1924 wieder auf. sondern erfüllen damit, was wir dem englischen Bolte vor der Wah! versprochen haben. Als einen ersten Schritt betrachten wir

die Unterzeichnung der Fakultativklausel des Haager Gerichts hofes Wir sind auch gewillt, dem allgemeinen Schieds- und Schlichtungs ablommen, der sogenannten General afte der vorjährigen daß das britische Reich einen Staatenbund darstellt, dessen einzelne

Völkerbundsversammlung, beizutreten, aber man muß berücksichtigen,

Glieder eine gewisse Selbständigkeit befizen. Bielleicht werden die führenden Männer der Dominien hier leichte Borbehalte machen.

Wir sind uns aber bemußt, daß die Fakultativklausel nur einen ersten Schritt darstellt und daß mit dem Schiedsgerichts­abtommen allein nicht alles getan ist. Als wir 1924 das Genfer Protokoll ausarbeiteten, glaubten wir die Abrüstung so gesichert, daß wir schon den 15. Juni 1925 als Datum der Abrüftungskonferenz beschlossen.

Aber die Regierung wechselfe, und mit ihr haben die Daten gewechselt.( Heiterkeit.)

Es ist aber möglich, daß die Verhandlungen zwischen Macdonald und General Dawes someit gediehen sind, daß Macdonald in der Ver­fammlung flare und wichtige Ausführungen darüber machen fann, so daß die Abrüstungsfrage in gleicher Weise fortschreitet wie die Schiedsgerichtsfrage. Wenn ein Resultat der englisch - amerikanischen

Berhandlungen vorliegt, muß unverzüglich eine

Konferenz der fünf Marinemächte

einberufen werden. Am Anschluß daran wird hoffentlich die Ab­rüstungskommission mit aller Energie die allgemeine Abrüstung durchsetzen können." Henderson betonte weiter, daß die neue englische Regierung auch die humanitären und sozialen Auf­gaben des Bölkerbundes en ergisch fördern wolle. Er er innerte daran, daß er 1919 nach Bersailles berufen war, um an der Ausarbeitung der sozialen Bestimmungen der Bölkerbundsbeftim mungen mitzuwirken. Als Fragen, denen die englische Regierung schuß, das Minderheitenproblem und die Wirtschaftsarbeit ihre Aufmerksamkeit zuwenden werde, nannte Henderson den Frauen­des Bölkerbundes. Zu den Wirtschaftsarbeiten werde der Präsident des englischen Handelsamtes( Board of trade), Graham, der Ber sammlung wichtige Ausführungen und Vorschläge unterbreiten. Auf eine Anfrage über die Palästina unruhen antwortete Hender­fon, daß er von Palästina Bericht eingefordert habe und bereit sei, dem Bölferbundsrat und der Bundesversammlung alle gewünschten Aufschlüsse zu geben. susing 19

Schlußfizung der Konferenz.

Deutsche Delegation heute in Berlin .

Haag, 31. Auguft.( Eigenbericht.)

Am Sonnabend mittag wurde die Haager Konferenz nach einer Dauer von 4 Wochen mit einer feierlichen, nicht öffent lichen Sigung geschlossen. Den Vorsig führte zeitweise Reichs­außenminister Stresemann .

Die Protokolle wurden nur von dem Präsidenten der Konferenz Jaspar und dem Generalsekretär unterzeichnet. Die endgültige Unterzeichnung durch die Delegationen wird in einer zweiten öffent­lichen Schlußfizung voraussichtlich im Ottober stattfinden. Bis dahin sollen die Arbeiten der Unterfommission und, des Organi­fationskomitees beendet sein. Als die Delegierten den Konferenz raum verließen und auf den Binnenhof hinaustraten, spielte eine Bolizeifapelle das Niederländische Dantgebet. Es folgten Ein feste Burg ist unser Gott und Nun danket alle Gott". Stresemann wurde stürmisch begrüßt. Auch Snowden erhielt Opationen. Die deutsche Delegation ist am Sonnabend abend nach Berlin abgereist.

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Glückwunsch für Briand.

Paris , 31. Auguft.( Eigenbericht.) Am Sonnabend befaßte sich das franzöfifche Kabinett unter dem Borfiz des Präsidenten der Republik mit dem Ergeb nis vom Haag. Der Rabinettsrat sprach dem Ministerpräsi­denten und den Mitgliedern der französischen Delegation ein­stimmig feinen Dant aus und beglückwünschte sie zu den erzielten Resultaten.

Der Dant des Rheinlandes.

Roblenz, 31. Auguft.( Eigenbericht.) Folgender Telegrammwechsel zwischen dem Reichsminister Dr. Wirth und dem Oberpräsidenten Fuchs wird veröffentlicht:

In dem Augenblid, wo die haager Konferenz die Befreiung des Rheinlandes festlegt, ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen als dem ersten Reichsminister für die beseßten Gebiete und unermüdlichen Borfämpfer für Ihre rheinische Heimat berzliche Grüße und Wünsche zu übermitteln. Dr. Birth."

Oberpräsident Fuchs antwortete:

Ramens des bejezten Rheinlandes spreche ich der deutschen Delegation, befonders Ihnen, dem Minifter für die belegten Gebiete, für die Erfämpfung unserer Freiheit herzlichen Dank cus. Sie ist um so wertnoller, als sie ohne Einbuße an na tionaler Bürde erreicht worden ist.

So möge der 29. August ein Merfstein werden auf dem Wege der Befriedung und' Völkerversöhnung, der aber auch die un­natürlichen Schranken gegen das Saargebiet niederreißen möge. Die schwergeprüfte Rheinprovinz hat neuen Mut und wird mit Hilfe von Staat und Reich alle Kräfte mobilisieren, die ihr infolge der Besetzung und der neuen Grenzziehung entstandenen großen Schäden auszugleichen und darüber hinaus an der weiteren. Hebung der deutschen Wirtschaft wieder tatkräftigen der weiteren. Hebung der deutschen Wirtschaft wieder tatkräftigen Anteil zu nehmen."

Die Young- Plan- Romitees.

Haag, 31. Auguft.( Eigenbericht.)

Die Haager Konferenz fegt zur Berwirklichung des Young Planes nach den Beschlüssen des Finanzkomitees folgende Kom­miffionen ein:

1. ein leberleitungsfomitee mit den drei Unterkomitees für die Reichsbant, für die Reichsbahn und für die Derpfändeten Einnahmen;

2. ein eigentlich er leberleitungs- Ausschuß für alle die Fragen, die mit der Neuregelung der Reparationen von den Dawes Blan- Organen auf die internationale Bant übergehen: 3. ein Unterausschuß für die internationale Bant neben dem Organisations- Romitee und schließlich 4. eine Reihe technischer Ausschüsse für die zur Revision des Wallenberg Berfahrens für die Sachlieferungen, für die Regelung der Schuldverhältnisse der Nachfolgeftaaten Altösterreichs zur Reparationstommission und einen Juristen­Ausschuß zur Regelung der Rechtsfragen..

Bollabbau ist nötig.

Der Reichsminiffer für Ernährung bestätigt es.

Auf der Tagung der Internationalen Bereinigung von Nah rungsmittel- Großhandelsverbänden überbrachte Reichsernährungs. minister Dietrich die Grüße der Reichsregierung. Er führte unter anderem aus, in der Tendenz der allgemeinen Zollerhöhungen fähe er lediglich eine Episode, non der zu hoffen sei, ihre Er fahrungen werde die kleinen Bölter dahin belehren, daß Berständi gung über den internationalen Berkehr, Erleichterung der Formali täten und Abbau der 3ölle, womöglich die Schaffung täten und Abbau der 3ölle, womöglich die Schaffung großer 3ollunionen allein erfolgversprechend und daher großer 3ollunionen allein erfolgversprechend und daher das Ziel der Politik sein müssen.

Was bedeuten zwei Milliarden und die Räumung? Von Fritz Naphtali .

Graf West arp, auf dessen Wint der Dawes- Plan im Jahre 1924 die reforderliche Unterstüßung der Deutschnatio­nalen fand, verteidigt sein Kind mit einer Skrupellosigkeit in der Wahl der Mittel, die auch ein besserer Zweck nicht heiligen fönnte. Um gegen den verhaßten Young- Plan, der die Lasten mildert, Agitationsmaterial zu finden, fordert er die Veröffentlichung der Dentschriften, die den Bariser Sachverständigen als Material vorgelegen haben. Wir zweifeln nicht daran, daß in diesen Denkschriften alle Argumente zusammengetragen worden sind, die nur irgend geltend gemacht werden konnten, um in der Verhandlung für die Herabsetzung der deutschen Zahlungsverpflichtungen zu wirken. Wäre es anders, so hätten die Regierung und die sie unterstüßenden Sachverständigen ihre Pflicht versäumt. Wir zweifeln nicht daran, daß es in diesem Material manche Uebertreibungen gibt. Aber wer könnte sich von Uebertreibungen frei halten, wenn er mit Leidenschaft das Beste für die Interessen des deutschen Volkes in der Verhand­lung mit seinen Gläubigern vertritt? Kann es eine weniger faire Methode in der innerpolitischen Auseinandersetzung geben, als das Bestreben, derartige Aeußerungen des Eifers im Ringen um das Höchstmaß der möglichen Entlastung nun ausnußen zu wollen, um sie dem erzielten Verhandlungs­ergebnis zu vergleichen und daraus die Jämmerlichkeit der Regierung beweisen zu wollen? Diese Frage ist glatt zu ver­neinen, Herrn Westarp und seinen Freunden ist die Anerken­gegen den Young- Plan mit der Sammlung von Aeußerungen nung einer Höchstleistung nicht zu versagen. Die Deutschnationalen operieren weiter in ihrer Fehde einzelner Wirtschaftsführer" und mit den Resolutionen von Vereinen, in denen der Young- Blan als, unerträglich für die Bereinen, in denen der Young- Plan als, unerträglich für die deutsche Wirtschaft bezeichnet wird. Das ist harmloser, denn folche Refolutionen find billig wie Brombeeren, und niemand, der sie verfaßt oder angenommen hat, hatte die Berpflichtung, fich zu überlegen, was denn der deutschen Wirtschaft geschehen würde, wenn der Young- Blan gescheitert, und damit der

Dames- Plan in Kraft geblieben wäre?

Wir wissen genau so gut, vielleicht noch besser, wie die Herren um Hugenberg, daß die zwei milliarden, die das deutsche Volt auf Grund des verlorenen Krieges auf lange Zeit jährlich bezahlen muß. eine schwere Last find. Wir werden auch in der Abwehr der demagogischen Angriffe uns nicht verleiten lassen, diese Laft als eine Baga­telle hinzustellen. Wohl aber ist es nötig, sich nüchtern zu fragen, was der Young- Plan und die im Haag erreichte baldige Befreiung der besetzten Gebiete wirtschaftlich bedeuten. Ganz abgesehen von dem politischen und kulturellen Wert der Befreiung.

Zunächst bedeuten die durchschnittlich zwei Milliarden Reparationszahlungen mindestens 500 millionen jährlich weniger, als Deutschland im ersten vollen Dames- Jahr, d. h. in der Zeit vom 1. September 1928 bis zum 31. August 1929 bezahlen mußte. Währe der Dames­Plan unverändert in Kraft geblieben, so wären diese Zah= lungsverpflichtungen, wie bekannt, durch Anwendung des Wohlstandsindex allmählich noch um einige hundert Millionen Mart gestiegen. Das ist die relative Bedeutung des Young­Blanes im Verhältnis zum Dames- Plan. Die bedeutsame relative Entlastung sagt natürlich nichts dagegen, daß die absolute Summe der Zahlungsverpflichtungen außerordentlich hoch bleibt. Aber bedroht sie wirklich die Existenzgrund­lagen und Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Wirt­schaft? Zur Beantwortung dieser Frage muß man sich ein Bild von der Größenordnung machen, in die die zmet Milliarden einzureihen sind. Man muß sie mit ein paar einkommen ist in den letzten Jahren wohl mindestens auf anderen Zahlen in Beziehung setzen. Das deutsche Volks 55-65 Milliarden Mart zu schähen; um 8-10 Milliarden Mark dürfte es zwischen Jahren guter Konjunktur und Jahren schlechter Konjunktur schwanken. Die auf Grund der Umjazz­steuerpflicht berechneten Umschläge in der deutschen Wirtschaft find von 105,6 milliarden im Jahre 1925 auf 134,3 milliarden im Jahre 1928 angewachsen. Das deutsche Bolf verbraucht gegenwärtig für Altohol- und Tabaffabrikate rund 8 Mil­liarden Mart. In dieser Summe sind knapp zwei Milliarden an Steuern enthalten, aber auch wenn man fie abzieht, bleibt ein Schäßungswert von mindestens 6 Milliarden Mark an reinem Warenverzehr auf diesen Gebieten. Die deutsche Aus­fuhr ist von 1925 bis zu diesem Jahre um rund Milliarden Mark gestiegen. Wir nennen all diese gesamtwirtschaftlichen 3ahlen hier nur, um zu zeigen, daß es bei aller Würdigung der Schwere der Reparationstast von 2 Milliarden doch eine sinnlose Uebertreibung ist, wenn man es so darstellt, als ob diese Last einen Rusammenbruch" der Wirtschaft, die nun einmal eine sehr elastische Erscheinung ist, herbeiführen müßte, oder als ob es richtig wäre, nun ie den Notstand in der deutschen Wirtschaft deutschen Wirtschaft und wir wissen, daß es deren niele gibt gibt einfach auf die Reparationen zurückzuführen. Wir merden nunmehr auf längere Zeit mit den im Young- Plan