(8. Fortsetzung) Heinrich verfolgte den Zlmeisenzug, der an der Landjeit« in einem morschen Erlenstrauch endete, wo ein mächtiger Haufen Bau- stoff aufgespeichert lag und ein Teil der fleißigen Tierchen schon Ordnung hineinzubringen suchte. Und wie kameradschaftlich sich die Tierchen gegenseitig halsen. Drei, vier griffen zu, reichte die Kraft des einen nicht aus, seine Last vorwärtszubringen. Und olles ging im Eifer, als dränge die nasse Flut schon in ihr altes Heim. Der Meister stieg an der nächsten Tasel hinauf.„Die müssen heut noch in Grund. Laß die Steine zurück, die fressen nicht so viel Farbe, die sind mit zwei Strichen gedeckt." Und er hämmerte fest drauflos, während Heinrich eilends den Pinsel am Pfahl auf und nieder schwang. Die Sonn« war in ein rotglühendes Meer versunken. Und feuchtwarm stieg es aus dem Wiesengras empor, als Heinrich die Karre, hinter seinem Meister, auf schmalem Pfad heimwärts schob. Der Alte eilte voraus. Zln einer Weggabelung schug er die Richtung nach einem kleinen Dorschen ein, wo der Weg am Krug oorbeiführte. Dort wollte er erst seinen Durst stillen. Heinrich blieb weit zurück im Wiesengelände, denn dos Trog- band drückte schwerer als am Morgen. Er hielt an und blickt« ein Weilchen dem scheidenden Tag« nach. Wie wenn er aus seines Vaters Karten über den Neuhofer Mühlberg schaue, so schwarz hob sich die Modritzer Windmühl« ab, auf der Anhöhe, gegen den gold- leuchtendcn Abendhimmel. Dos Peitschenknallen der heimkehrenden Hirten hallt« lang im nahen Erlengebüsch wieder und echote im ' Dörfchen nach. Ein grauer Schleier lag niedrig über Wiesen ge> breitet und drückte Blüten und Blumen wie müde Augen zu. Der- einzeltes Froschgequake und das helle Meckern der Himmelsziege begleitete dos still« Niedersenken der Nacht. Dieses alles erweckte in ihm die stille Sehnsucht nach seiner .Heimatknabenzeit. Ermüdet saß nun Heinrich auf seiner Karr« vor dem Dorskrug. Johlende Burschen und singend« Mädchen trieben satte Viehherden den Gehöften zu, die von mächtigen Eichen und Linden umduntelt da lagen. Rauch stieg aus niedrigen Essen, der sich mit frisch- gemähtem Klcegeruch oermischte. Es war ihm, wie wenn die alte Mäste leis muhe und Mutter mit klapperndem Milchgeschirr dem Stall zu eil«, und hinter der Scheune die Nachtigall, erst verträumt, dann immer mutiger in den stillen Abend hineinschmetter«. Sich so in die Erinnerung seiner Kindheit oersenkend, fand er das still« Dorsleben heut um vieles schöner als das hastend« Treiben der Stadt. Und ein neuer Sinn schien in ihm erwacht, der hell- sehend und feinhörig macht. Der Meister stand vor ihm, eine Kufe Brounbier in der Hand. ..Trink, wirst durstig sein." Nachdem sich beide gestärkt hatten, warf sich der Alte das Tragband über und Heinrich schleift««inen Strick an die Lehn«, denn hinterm Dorf gab es«ine Strecke losen Sandweges. Beide atmeten erleichtert auf, als sie kurz vor der Stadt in die Chaussee«inbogen. Sie machten noch einmal halt, um«in wenig zu verschnaufen. Ein freundlicher Gruß kam aus dem Dunkel der Bäume am Mühlteich herüber. Timm sah schweigend auf. Und gleich löste sich ein Pärchen aus der Dämmerung. Der Bursche zog das Mädchen an der Hand.„Lenchen Weißmann", sagte er, es artig dem Meister vorstellend. „Hoch, der Jakob und Försters Lenchen.— So. so." Timm reichte beiden die Hand. Der Geselle berichtet kurz was sich im Laufe des Tages im Geschäft zugetragen, und daß Lenchen noch am Abend eine dringende Bestellung von Oberamtmanns gebracht habe. Dort sei eine große Familienfeier in Dorbereitung und alle Aufträge für das Lippencr Schloß müßten so schnell als möglich fertiggestellt werden. „Gut. Da wollen wir morgen gleich hinüber. Das wird ein schwerer Tag, Heinrich." Timm dankte den beiden, und das«in- räderige Fuhrwerk setzt« sich wieder in Bewegung. Die geschäftliche Aufmerksamkeit des Jakob gefiel ihm sehr. Doch mit der Lene— das macht« den Meister nachdenklich.— Am End« wußten die Färstersleute schon darum. Denn auf keinen Fall würde sich die Lene mit ihm zeigen, wär's nicht ernstgemeint... Und ein ganzer Kerl, wie der Jakob einer ist... Gott , was würde der Adolf— sein Jüngster— für Augen machen, käme er aus der Fremde und es säße ihm der vor der Nase... So bläht« sich der Gedanke an das Verhältnis der jungen Leute bald zu einer nahenden Gefahr auf. Zuguterletzt verließ sich der Alt« auf sein« Rosil: die wird schon einen Ausweg finden, dachte er, als sie in den Hof einfuhren. Ein Tag des Schreckens. Am anderen Morgen hatte Meister Timm noch einige Geschäfte zu erledigen. So mußt« Heinrich allein in aller früh aufbrechen. An der Odersähre sollte er warten, bis der Alte ihn eingeholt habe. Nun faß er in der Morgensonne auf einer Sandbank, die sich ins flache Wasser hineinschob, und sah den Wildenten und Wasserhühnern zu, die sich schreiend im Weidengebüsch herumjagten. Ermüdet streckt« er sich bald in den warmen Sand, kerzengerade in den Himmel schauend.— Wie sie da angesegelt kamen, ver- einzelt, leicht, fast durchsichtig und weih wie Federbälle. Aber immer landeinwärts, dem Wafferlauf entgegen.— Der Jakob hatte recht, als er neulich sagt«, das Wasser wandere ewig hin und her: Unten ziehe es in Strömen zum Meer, dort nebel« es hoch und der Wind trüge es wieder zurück ins Land.— Das hatte der liebe Gott aber schlau eingerichtet, denn sonst müßte das Meer über« laufen.— Der Jakob meint« zwar, dieses alles regele«in Natur- gefetz— aber so ganz mag das wohl doch nicht stimmen, denn Tag und Nacht, hunderte Meilen weit ziehen Wolken, ohne auch nur ein Tröpflein zu verlieren und erst da, wo das Land ausgedörrt ist. ballen sie sich in Gewitter zusammen und brechen los.— Vielleicht kommt dies doch daher, weil Londleut« in dürrer Zeit togtäglich den lieben Gott um Regen bitten... Nahendes Gespräch mischt« sich in Heinrichs Gedanken. Er sprang auf. Die Fähre lag noch still in der Bucht am jenseitigen Ufer. Doch unter schattigen Eichen den Waldweg daher kam sein Meister hemdärmlig. Als dessen Begleiter erkannt« er Pastor Blechschmied. Entblößten Kopfes trat er auf den geistlichen Herrn zu und reichte ihm die Hand, was dieser im Eifer des Gespräches nur ganz mechanisch erwidert«. Wie nach einer entschuldbaren Ablenkung suchend, warf Timm einen prüfenden Blick aus Heinrichs Karrenladung. Bretter, Leisten,
Werkzeug, weiße und gelbe Farbe, Firnis, Lock, Kitt, Leimtiegel und obenauf die Fliegenfenster. Ja,«s war alles beisammen. Er winkte und rief über den Strom nach dem Fährmann. Nun erst wandte er sich dem Begleiter wieder zu, um zu ont- warten.„Nein, Herr Pastor, das dürfen Sie nicht oerlangen: einen solch tüchtigen Gesellen find ich nicht wieder." „Aber, Meisterl Dann stellen Sie Ihr Geschäft über das Seelenheil unserer Gemeinde! Der Mensch macht es mir einfach unmöglich, die jungen Leute zu vereinen. Er droht: sobald ich mein Werk begänne, dann gründe er«inen Arbeiterbildungsoerein." Blechschmied zog eine Monatsschrift„Der Zeitgeist" aus der Tasche.„Hier sehn Siel Die Gefahr ist um so größer, weil hinter Ihrem Herrn Frohnknecht der noble Herr Schöneich steckt, der hier schon seinen Plan entwirft. Er warnt die Jugend, sich nicht in kalten modrigen Gebetshäusern ihre jungen Seelen verkümmern zu lasten. Und wie geschickt: Zum Anreiz sind photographische Aus- nahmen ganzer Scharen von Jungen und Mädchen unserer Ge- meind« abgedruckt. So sucht er sie einzusangen." „Nicht übel.— Da werden unser« jungen Wartenberger nicht wenig stolz darauf sein, so in aller Welt bekannt zu werden." Der Alte betrachtet« lächelnd die Bilder.„Heinrich, sieh! Da bsst du wohl auch dabei." „Ach nein!" Der Geistliche nahm die Schrift an sich, als Heinrich die Hand danach ausstreckte. Die Fähr« stieß knirschend auf Sand. Timm und der Fähr- mann begrüßten sich wie alte Bekannte und begannen ein Gespräch über das nahende Hochwasser. Jedoch Blechschmied zog den Meister beiseite.„Auch ist mir zu Ohren gekommen", begann«r scharf flüsternd,„zwischen Frohnknecht und des Försters Tochter fei ein Verhältnis im Gange." „Wie's scheint I" „Sie wissen's? Dieses kann Ihnen doch aber nicht gleichgültig fein!" „Aber ich bitt' Sie, Herr Pastor, was geht das einen dritten..." „Timm, Timm! Si« sind in des Burschen Gewalt. Ich warne Sie!" fuhr Blechschmied erregt auf. „Immer ruhig, ruhig, Herr Pastor! Ich bedarf Ihrer Warnung weiß Gott nicht. Sie�stnd halt noch jung und Ihr strenger Glaube macht Ihnen Ehre. Doch a biß'l mehr Geduld und Nachsicht tät Ihnen gut. Drei Ihrer Amtsvorgänger überlebt« ich in den vierzig Iahren. Und ich bekenn es hier mitten auf der Oder: die Gemeinde hätte ohne Pfarrer friedlicher gelebt, denn immer nährten sie Haß gegen Andersdenkende. Und Sie oerfallen in denselben Fehler. Sie sollten sich hüten, gute Menschen, wie Frohn- knecht und Schöneich, mit Haß zu oerfolgen. Denn nur Glaubens- fchwächling« können solche Menschen sürchten." Betroffen, den Hut lüftend, verließ Blechschmied das Fahrzeug, als sie das andere Ufer erreicht hatten, und schritt eilends den Oderdamm hin zum nahen Pfarrdorf. Wie er beleidigt davonläuft, dachte Heinrich. Solch harten
Widerspruch hätte er dem Meister nicht zugetraut.— Ein Pastor ist doch kein gewöhnlicher Mensch, der hat doch Gewalt über andere: den darf man ebensowenig erzürnen wi« den lieben Gott. — Das gibt noch sehr Schlimmes, ohnt« er voraus, als er die Karre am Strick den Berg hinaufziehen half. Wie ausgestorben lag der geräumige Gutshos, von langgestreckten Wirtschaftsgebäuden eingeschlossen, im hellen Sonnenschein, als sie zum großen Hoftor einfuhren. Nur ein alter ausgedienter schäfer- Hund, der schlummernd vor seiner Hütte lag, schlug nach längerem Besinnen lässig an. Ließ aber den Kopf gleich wieder auf die Vorderpfoten zurücksinken und träumte weiter, wi««in Beamter. der sein« Pflicht erfüllt hat. War er sich doch der Wirkung seiner Ankündigung sicher. Denn sogleich erhob sich ein große Kriegs- geschrei im Schatten der mächtigen Linden. Dort saßen auf kühlem Rosen ein zahlreich Gänseoolk, aus dem sich der männliche Teil sofort erhob und mit vorgestreckten Köpfen feindselig zischend auf die beiden Fremden zum Angriff vorrückten. Da sich aber der»er- meintliche Feind nicht zur Wehr setzte, kehrten sie. kraslbewußt triumphierend, zu ihren erregten Frauen zurück und sprachen de- ruhigend auf sie«in. „Schön guten Margen, Meister!" Ein altes Mütterchen erhob sich vom Graszupfen auf dem Herrenwege und öffnete das Tor im grünen Staketenzaun, der den Schloßgarten abgrenzte. Timm setzt« die Karr« ab und reichte der alten, abgedienten Köchin die Hand, die unter ihrer großen Strohhaube wie aus einem Sousfleurkasten heroorlächelte und gleich zur offenen Küchen- tür die Ankunft der Tischler hineinrief. Mit lauten Vorwürfen trat die resolute Schafsnerin aus der Küche. „Na endlich, grad' fünf Minuten vorm Hochwasser sein Sie hier. Vor drei, vor vier, ach, schon vor sechs Wochen Hab' ich Sie bitten lasten. Wär a Tischler im Dorf, weiß Gott , ich hätt den geholt. Denn mir scheint, Sie sein schon a bißl zu alt, Meister." Timm blickt« dos breit vor ihm stehende Frauenzimmer vcr- wundert an.— Aber nein, das wär zu dumm... Rasch über- wand er den aufsteigenden Zorn und erwiderte mit erzwungener Ruhe.„Ich wüßt' nicht inwiefern mein Alter für Sie von Nachteil wär." „Ich, behüt', für mich: Ne, n«. Aber für die gnäd'ge Herrschaft könnt's sein." „Ach so. Aber darum brauchen Sie doch Ihr letzt biß'l Anmut nicht vergrämen, Lene." „'s letzt biß'l?— Werd' ich auch nicht. Und Sie haben recht: 's geht mich nichts an. Hält' ich unter der Lotterwirtschaft nicht so zu leiden, spräch ich kein Wort drüber." Si« öffnet« die Tür zum Vorratskeller. Da sah es allerdings wüst aus. Das Treppengeländer war abgebrochen, die Wein- ftellage zusammengefallen und die Speiseschranttüren hingen schief an rostigen Bändern.„Möchten Sie in einer solchen Werkstatt schaffen. Meister?'Und in der Küch wär's nicht bester, hätt nicht der Johann mit Hammer und Nägel schon tüchtig nachgeholfen. Dabei hängt doch das Wohl der gnäd'gcn Herrschaft von Keller und Küche ab." Timm stieg wieder die Treppe hinauf.„Was hilft hier alles Lamentieren. Da müssen wir gleich loslegen, Heinrich, denn das ist grad' genug für ein Tagwerk. Und bald kommt's Hochwasser, da müssen wir doch vorher hinüber, sonst sitzen wir hier fest auf acht Tage." „Zuerst, bitt schön, setzt euch und langt tüchtig zu", drängte die Wirtschafterin, aus den gedeckten Tisch weisend. Ei gewiß. Dazu war eine übereinstimmend« Bereitwilligkeit bei den Tischlern vorhanden, di« durch den Anblick der Schinken- schnitten und der bereitstehenden Liköre noch erhöht wurde. Und beide hieben tüchtig ein.(Fortsetzung folgt.)
DER TAG BRINGT.
Zwischen Enns und Mar. Das obersteirische Gebiet, in dem die Schlacht von St. Lorenzen zwischen der ein Arbeiterfest störenden Heimwehr und der Ver- teidigungswehr des Republikanischen Schutzbundes geschlagen wurde, ist beherrscht von der Eisenhüttenindustric. Bei Eisenerz liegt der berühmte E r� b e r g, der ganz aus hochgradigem Eisenstein besteht und seit Jahrhunderten, ja sogar seit vorgeschichtlicher Zeit, in gewaltigen Terrassen ober Tage abgebaut wird. Wenn man un- gewohnterweis« auch nur ein« Anzahl dieser Terrassen auf den unzähligen Stufen oder auch Leitersprossen heruntergeht, dann tun einem die Knie tagelang weh. Das Erz wird gleich in der alten Stadt Eisenerz den Hochöfen zugeführt und auf Roheisen verhüttet. Das Städtchen liegt im Schatten gewaltiger Berge der nördlichen Kalkalpen, wie des Reichenstein, die zum Teil recht schwierig zu besteigen sind. Oben auf dem Erzberg führt eine Transportbahn über dem Präbichl nach Vordernberg , da ein Teil des Erzes von den Eisen- erzer Anlagen nicht bewälligt werden kann. Die Verarbeitung, sowie die Veredelung des gewonnenen Roheisens geschieht dann in den gewaltigen Werken der Alpinen Montangesellschaft in Hieflau , Bruck an der Mur , der allen Vergstadt Leoben und besonders in ihrem Nachbarort Donawitz . Hier stehen außer Hochösen auch Marttnösen, große Hammer- und Walzwerk« mit Drahtgewinnung, Blech- erzeugung und vielen sonstigen Spezialbetrieben. Stahlwaren wer- den besonders bei Böhler in Kapfenberg erzeugt. In Leoben ist auch die staatliche Hochschule für Bergbau, die
Montag, 2. September. Berlin . 16.00 Hins Jakob:„Die Auftaben der Dolmetscher uäbrend der Voliversimm- lung des VBIkerbiindes." 16.30 Novellen. Verlaßt und gelesen: Dr. Pelix Linter. 17.00 Girtenkomert 18.20 Reichskunstwirt Dr. Redslob(Bildfunk). 19.00 Dr. Redslob: Aus dem Arbeltstebiet des Reielskunstwarts. 19.30 Tänze auf rw.'i Klavieren. 20.00 Das Interview der Woche. 30.30 Internationaler Programmausfauscb. Volkstümlicher Wiener Komponisten- Abend. Nach den Abendmeldungen bis 0.30; Tanzmusik. Während der Pause: Bildfunk. Kenizsvgsterhansen. 16.00 Englisch (kulturkundlich-literarlsche Stunde). 16.30 Dr. H. Möller und Mitwirkende: Wandernde Melodien. 18.00 Prof. Dr. Hans Reichenbach : Die Gesetalichkeit der Natur. 18.30 Englisch für Anlänger. 18.55 Dr. Laube: Betriebswirtschaftliche Fragen zum KerbStgetreidebau. 19.20 Heinze: Die Karosserie und ihr« Pflege. 30.00 Lieder(Schallplattenkonzert). 30.15 Populäres Konzert.
tmninmitniniiinimiiiimitiiiiimiuiiiiiiiuiiiiiiiiiniiiimiiiiiiuiiuiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiuD schon immer eine Pflanzstätte des Nationalismus war. Dem- entsprechend sind auch die Beamten der Berg- und Hüttenwerke meistens fanatische Reaktionäre. Sie hoben sich mit Wonne in den Dienst des Gesinnungsterrors gestellt, den die„Alpine" feit einigen Jahren wieder befohlen hat, nachdem es seinerzeit der Arbeiterbewegung gelungen war, sich durchzusetzen. Heute besteht sogar der Betriebsrat zur Hälfte aus Heimwehrlern, Arbeiter waren es, die sich von den Ingenieuren gegen das Arbeiterfest von St. Lorenzen kommandieren ließen und soeben hat man eine Anzahl Arbeiter entlassen, weil sie dem Leichenbegängnis des erschosten-.t Schutzbundgenossen Hauer, wenn auch nur als Zuschauer' beigewohnt hatten. Ts wird vieler und schwerer Aufklärungsarbeit der frei- gewerkschaftlichen Bewegung bedürfen, um ihre Machtposition in Obersteier wiederzugewinnen, die früher einmal die Zwanzger, Tuller u. v. a. aufgebaut haben. ribe. Eilt sehr. Als Herr von Keudell im Reichsinnenministerium noch sein deutschnationales Regiment führte, kam eine« i l i g e Sache zur Vorlage an den zuständigen Ministerialdirektor. Das Schriftstück war aber dicht neben dem Vermerk:„Eilt sehr!" mit einem sünf- markstückgrohen Fettfleck geziert. Der Ministerialdirektor kreiste den Fettfleck fein säuberlich mit Blaustift ein und schrieb daneben: „Wer hat. das verschuldet?" Dann ging der eilige Akt in Rundlauf durch sämtliche Ab- teilungen des Ressorts. Nach vierzehn Tagen wurde der Schuldige in der Registratur festgestellt und der Herr Registrator oermerki« am Rande: „Den Fettfleck hat Supernumerar Müller oerschuldet." Daraus ging der Akt im Laufe von vierzehn Togen den gleichen Weg, den er gekommen war, wieder zurück zum gestrengen Ministerialdirektor, der neben die Feststellung des Registrators schrieb: „Supernumerar Müller soll sich schämen!" Noch einmal trudelte di« eilige Sache bis zur Registratur, was noch eine Woche in Anspruch nahm. Dem guten Müller wurde di« Anordnung des hohen Chefs eröffnet, und der Akt gelangte nach wetteren acht Tagen nochmals und endgültig zum Ministerialdirekior. Der nahm befriedigt Kenntnis von der Randbemerkung des Registrators: „Supernumerar Müller hat sich geschämt." Dann ging der Akt mit dem Vermerk„Eilt sehr!" in den Auslauf. Friede seiner Asche. Der Kanzlist Schulze halle das Zeitliche gesegnet. Sein Bureau. Vorsteher meldete deshalb gehorsamst an die vorgesetzte Stelle: „Der Konzlist Schulze ist gestern gestorben. Di« Beerdigung findet morgen nachmittag, 3 Uhr, vom Zentralfriedhos aus statt." Daraus schrieb die hohe vorgesetzte Stelle darunter: „Verfügung: 1. Friede seiner Asche! 2. Den Herren Beamten zur regen Tellnahme am Begräbnis."