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Morgenausgabe 10

Nr. 411

A 207

46.Jahrgang

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Vorwärts

Berliner Bolksblatt

326

Dienstag 3. September 1929

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die etnipalttge onpareillezetle 80 Bfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. Kleine Anzeigen das ettge brudte Wort 25 Pfennig( aufällig wet Fettgedruckte Worte), jebes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erite Bort 15 Bfennig, jebes weitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarkt Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme imhaupt geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 81%, bis 17 Ubr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Vorwärts Verlag G. m. b.H.

Macdonalds Friedenspläne

Erklärungen vor der internationalen Preffe

Hoover noch ich wollen ein Uebereinkommen, das für die übrige Belt nichts bedeutet, Amerita ist nicht Mitglied des Bölferbundes, aber wenn Amerifa mit England über die Abrüstung verhandelt, jo bin ich sicher, daß in feiner Weise die Autorität des Bölkerbundes damit ich sicher, daß in feiner Weise die Autorität des Bölterbundes damit geschwächt und die Mission des Böllerbundes in der Welt gemindert

werden soll."

Macdonald kam dann auf die Fakultativflausel zu fprechen und betonte, daß die englische Regierung alles tun merde, um die Unterzeichnung dieser Klausel durch das ganze britische Reich herbeizuführen.

Genf , 2. September. ( Eigenbericht.) Der englische Ministerpräsident Macdonald empfing am Montag nachmittag die internationale Presse. Er gab eine grundjäß­liche Bertiefung der programmatischen Ausführungen, die schon Hen derson am Sonnabend über die internationale Politit der englischen Arbeiterregierung gemacht hatte. Macdonald ging aus von dem Wirken der ersten Arbeiterregierung im Jahre 1924 im Bölker: bund. Er sprach von dem Genjer Brotokoll und betonte, daß dieses Friedensinstrument wie gewiffe andere Bersuche, der Welt eine rechte Ordnung zu geben, nicht zum 3iele geführt hätten. Die Zeiten seien andere geworden, aber das Genfer Proto­toll habe seine große Aufgabe erfüllt, der Welt zu zeigen, daß es gelte, den Frieden zu erringen. Der Kellogg- Batt bedeute einen neuen großen Fortschritt in der Sache des Friedens. Die Nationen, die vor den Augen der Welt ihre Hände zu dem Genf , 2. September. ( Eigenbericht.) feierlichen Bersprechen erhoben hätten, den Krieg zu ächten, dürften Zum Präsidenten der Völkerbundsversammlung wurde der Ber­nie vergessen, daß Krieg und Kriegsvorbereitung nicht länger Auftreter San Salvadors, Guerrero, mit 43 gegen 8 Stimmen gabe ihrer Politit jei. Macdonald fuhr fort: gewählt. Der belgische Außenminister Symans, der als Präfi­dent der ersten Bölkerbundsversammlung als aussichtsreichster Kan­dibat galt, hat im voraus verzichtet. Guerrero ist Professor des Bölkerrechts. Er mar z. B. Berichterstatter der Kommission für die Waffenherstellung und nahm an den Arbeiten für die Verein heitlichung des Völkerrechts aftiven Anteil. Die porausgegangene

Was die englische Regierung tun tann, um ein solides Gebäude des Friedens zu errichten, soll getan werden, so

Daß der

Friedenspatt feine papierne Erklärung mehr

Völkerbundsversammlung eröffnet. San Salvador führt den Vorsitz.

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Schwertreden.

Mit Sprengstoffmufit.

Herr Hugenberg hat seine Cheruskerrede auf das Schmertmotiv abgestimmt. Pathetisch wies er auf das Schwert in der Hand Hermanns des Befreiers hin und be­dauerte, daß das arme deutsche Volk, leider, kein Schwert befize. Freilich verschwieg der werdende nationale Heros seinen Hörern, daß er selber sein Schwert vor zwei Jahren in der Reichstagsgarderobe abgegeben und bisher noch nicht zurückverlangt hat, an jenem 7. Juli 1927, als der große Hugenberg sich durch die Flucht der Abstimmung über das Entwaffnungsgesetz entzog, dem die übrige deutschnationale Fraftion regierungsfromm beistimmte.

Wir greifen die Schwerterphrase nicht etwa willkürlich aus dem Hugenbergschen Wortschwall heraus. Daß sie Hugen­ berg selber das wichtigste war, beweist seine Leibpresse, die das Schwertmotiv in allen Variationen fortspielt: ,, Schwert­loses Volt!" so überschreibt der. ,, Lofal- Anzeiger", während die Nachtausgabe" sinnig darauf hinweist, daß beim Ab­marsch der Stahlhelmkolonnen ,, des Cheruskers hocherhobenes Schwert rot glühend im Schein der sinkenden Abend­sonne geleuchtet habe- für den, der sehen wollte, e in e Verheißung!"

"

Entspringt die Zuflucht zu Schwertgeflirr und Bogen­prall" nur dem Beifallsbedürfnis eines refíamebedürftigen Führers, der selbst diesem geistig minderbemittelten Publikum nicht auseinanderzusetzen wagte, daß man vom Young- Plan zurück müsse zum Dawes- Plan ?! Es ist doch etwas anderes. Diese Tonart des deutschnationalen Parteichefs ist

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ift, fondern ein wichtiger Teil der internationalen Friedens. Gröffnungsrebe des petitiden Ratspräsidenten Bonberes. Diele Tonart be mentung, au ber ŋugen­rug hi than brachte eine schwache Zusammenstellung der Bölker- berg feine Gefolgschaft tommandiert hat. Bor Jahren, als bundsarbeiten des vergangenen Jahres. Bemerkenswert war in die ersten Regierungsafpirationen bei den Deutschnationalen ihr ein Hinweis auf das permachten, da zerschnitten sie das Tischtuch zwischen sich und den Bölkischen, zumal die Taten und Attentate der Rechts­und ein anderer Hinweis auf die glückliche Beendigung der Haager radikalen für eine werdende Regierungspartei immer tompromittierender wurden.

maschinerie. Was 1924 in einer Form versucht war, tann 1929 in anderer Form vollendet werden. Ein Bölterbund ,, der bis zu den Zähnen bewaffnet ist, braucht darum teine Macht darzustellen, aber ein noch so schwach bewaffneter Bund der Nationen, der pom ind- der Bertrauen aller getragen wird, fann in Wirklichkeit ausschlag­gebend fein für alle lebenswichtigen nationalen Angelegenheiten." Macdonald sprach dann von den Wandlungen der internationalen Verhandlungsmethoden von Diplomatennoten zu persönlichen Ver­handlungen und ging auf die

englisch - amerikanischen Abrüftungsverhandlungen ein: Ich hoffe, daß die Umstände es gestatten werden, daß ich in diesem Herbst nach Amerita gehe. Ein genaues Datum fann ich natürlich heute noch nicht angeben. Die Unterhaltungen zwischen General Dawes und mir sind noch im Fluß. Wir prüfen jeden Vorschlag, der geeignet ist, die Unterhaltungen zu einem glücklichen Ergebnis zu führen, und das Teilnehmerresultat, das vor­lag, als ich England verließ, gibt mir die hoffnung, daß das Entwaffnugsproblem zu lößen ist, und daß ein Ueberein fommen erzielt werden wird. Wenn dieses Uebereinkommen zustande gekommen ist, werden wir nicht dabei stehen bleiben, denn das Ab­rüstungsproblem ist mehr als eine Angelegenheit, die nur Amerifa und England interessiert. Selbst wenn wir beide zu dem ausgezeich­neten Abkommen in bezug auf die Abrüstung der Armeen, der Ma rine und der Luftfräfte gekommen wären, so wäre das Abrüstungs­problem gerade erst in Angriff genommen. Weder Präsident

Belgische Räumungsbefehle. Beginn in 14 Tagen, Schluß spätestens Ende November.

Brüssel , 2. September. ( Eigenbericht.) Amtlich wird mitgeteilt, daß in Durchführung der Haager Beschlüsse die belgischen Truppen im Rheinland zum Teil Mitte September und zum an deren Teil Anfang Oktober das Rheinland verlassen werden. Ende November dürfte die Räumung des deur schen Gebietes durch die belgischen Truppen vollzogen sein.

Räumungsdispositionen der Engländer.

Wiesbaden , 2. September.

Die Maßnahmen für die Räumung durch die britischen Truppen, die in Stärke von 6200 Mann die Zone des rechts- und linksrheini­fchen Brüdenkopfes Mainz beherrschen, find nunmehr eingeleitet worden. Wie bereits gemeldet, follen zunächst die Besatzungen der Städte& önigstein und dann von Bad Schwalbach und Wiesbaden- Biebrich zurückgezogen werden. Dann ziehen die Truppen aus Wiesbaden , Wiesbaden- Schierstein und Bingen ab. Diesen Abtransport hofft man bis zum 23. No­vember durchgeführt zu haben. Die Truppen aus Wiesbaden­Doßstein und der in Wiesbaden noch verbleibende Teil des Militärs und der Militärpolizei werden voraussichtlich am 30. November zurüdgezogen werden, so daß an diesem Tage die britische Bejahungszone geräumt sein und die britische Flagge vom Hotel Hohenzollern ", wo sie seit dem 30. Dezember 1925 weht, niedergehen wird.

Pfälzer Sozialdemokratie und Haager Ergebnis. Der Bezirksvorstand der SPD. in der Pfalz hat in seiner heutigen Sigung einstimmig folgende Entschließung ge­

Konferenz.

baldige Eintrefen Aegyptens in den Bölferbund

In der Nachmittags fizung nahm die Völkerbundesver­sammlung unter dem Vorsiz des neugewählten füdamerikanischen Präsidenten ihre Tagesordnung an mit Hinzufügung der vom Rat überwiesenen Behandlung des Kontrollentwurfs für die Kriegsmaterialherstellung. Die Konstituierung der Ber fammlung wurde durch die Zusammensetzung der üblichen sechs Kom­misfionen fortgefeßt. Unter den Vorsitzenden der Kommissionen ist bemerkenswert Benesch, der tschechische Außenminister, als Vor sigender der Abrüstungstommission.. Zu Vizepräsi­denten wurden wie üblich die Außenminister der Großmächte, Briand , Stresemann, Macdonald, sowie der Vertreter Japans , Adatschi, ein Chinese und ein Lettländer gewählt. Die Kommissionen treten am Dienstag vormittag zusammen. Am Dienstag nachmittag wird die allgemeine Aussprache der Vollversammlung eröffnet. Mac= donald wird noch am Nachmittag das Wort ergreifen. Insgesamt sind nunmehr 53 Staaten in Genf vertreten. Von ihnen haben auch Finnland und Schweden je einen sozialdemokratischen Parlamentarier entsandt. Die Ankunft Stresemanns ist erst für Mittwoch nachmittag gemeldet.

faßt, die der Reichsregierung und der bayerischen Regierung unter­breitet wurde:

,, Die Sozialdemokratiche Partei der Pfalz nimmt mit Be­friedigung davon Kenntnis, daß es bei der konferenz im Haag gelungen ist, neben der Erleichterung der deutschen Reparations zahlungen die bestimmte Zusage der Räumung der befehten Gebiete bis zum 30. Juni 1930 zu erlangen. In der Fortfehung der Berföhnungs- und Erfüllungspolitit Deutsch­ lands , die eine spätere Revision des sogenannten Young- Planes nicht ausschließt, erblickt die Sozialdemokratische Partei der Pfalz eine fortschreitende Befriedung der Welt, die durch die allge. meine Abrüftung der Bölfer gekrönt werden muß. Als Aus­drud des guten Räumungswillens Frankreichs und als erftes ficht bares Zeichen der Vereinbarungen im Haag erwartet die Gesamt­bevölkerung der Pfalz den sofortigen Abbau der sogenannten Surété( franz. Geheimpolizei. Red.) und der französischen Ge­richtsbarkeit, deren Urteile in vielen Fällen als ungerecht empfunden worden find. Die Bevölkerung der Pfalz erwartet ferner, daß den wirtschaftlichen Notwendigkeiten, wie es besonders die Errichtung weiterer Rheinbrüden find, nunmehr weitere Schwie­rigkeiten nicht mehr gemacht werden.

Frankreichs Nationalisten gegen Briand .

Paris , 2. September.

Der Abgeordnete Reibel hat eine Interpellation ein gebracht; er wünscht die Gründe zu erfahren, die die Regierung be­stimmt haben, die Sicherheits- und 3ahlungsgarantien, die Frankreich nach dem Versailler Vertrag besitzt, aufzugeben.

Poincarés Befinden ist besorgniserregend. Infolge einer Lungen, entzündung fann er sich zunächst nicht einer zweiten Operation unter­ziehen. Briand und Macdonald, die am Sonnabend bei ihm vor sprachen, wurden nicht vorgelassen, da der Krante völlige Ruhe braucht.

Hugenberg hat die abgebrochenen Brücken wieder aufge­baut. Er schmiedet die Einheitsfront zwischen Deutschnatio­nalen, Bölkischen und Nationalsozialisten. Bereits mit deut= lichem Erfolg. Führt doch sein eigener Lokal- Anzeiger" sichtbar befriedigt aus:

Mit dem Stahlhelm hatten sich der Westfälische Landbund, die Nationalsozialistische Arbeiterpartei , der 211­deutsche Verband, die Deutschnationale Volks= partei... zusammengeschlossen.

Die deutschnationale Partei bereits an fünfter Stelle, hinter Stahlhelm, Landbund und Alldeutschen! Leugne noch einer, daß sie es unter Hugenberg zu Ruhm und Ansehen gebracht hat.

Aber es ist fein Zweifel, daß in der Aufzählung der Hugenberg - Breffe die deutschnationale Partei als Anhängsel eines bunten Gemengsels radikalisierter Verbände erscheint. Sie tritt nur als das in Erscheinung, was sie unter Hugen­bergs Führung innerlich geworden ist. Sie hat jede staatspolitische Orientierung verloren und muß nach Art der ewigen Minderheitsgruppen überhigten und übersteigerten Phrasen als lettem Zugmittel folgen.

Hugenberg hat seine Partei in eine Sackgasse geführt. Daß sein großer Trumpf, das Boltsbegehren gegen Ber­fassung und Young- Plan, in der Praxis sich als völliger Ver­jager und absolute Miete erweisen wird, daran zweifelt unter vernünftigen Deutschnationalen innerlich kein Mensch. Gleich zeitig aber hat mit dieser Zielsehung Hugenberg seiner Bartei eine Richtung gegeben, die ihre politische Ohnmacht für die nächsten Jahre feftlegt. Um gegen den Young- Blan an zurennen, müssen die Deutschnationalen zu Borkämpfern und Lobrednern des von ihnen mit angenommenen Dames Blanes werden. Sie müssen dem Bolte flarmachen, daß es ein ungeheurer Vorteil für Deutschland ist, wenn das Rheinland noch fünf Jahre besetzt bleibt, wenn Deutschland statt 2 Milliarden jährlich 2% bis 3 milliarden Mart zahlen darf usw. usw.

Wollen sie diesen Unsinn aber vermeiden, so bleibt ihnen nichts übrig, als blindwütiges Toben gegen je de Erfüllungs­politik, wobei sie sich die Dummen suchen müssen. die bereits vergeffen haben, daß während ihrer ganzen Regierungs­periode die Deutschnationalen wadere Erfüllungspolitiker gewesen sind, die nach besten Kräften an das Ausland ge­zahlt und die restlose deutsche Entwaffnung durchgeführt haben.

Das führt dann zu den Schwertreden und wilden Gesten der Leute, die noch vor zwei Jahren Entwaffnungsgesetze im Reichstag fchaffen halfen und die Schleifung der Ostfestungen flingt wider in den dumpfen Schlägen der Dynamit explosionen.

Nun wird Hugenberg versichern, daß er mit den Atten­

tätern gegen den Reichstag nicht das mindeste zu tun habe. Persönlich gewiß nichts. Aber solche Anschläge, deren mir nun ein polles Dugend in wenigen Wochen zählen, gedeihen nur in einer bestimmten Temperatur der Ber begung und geistigen Aufputschung. Es ist ebenso m'e zur Zeit des Erzberger- und Rathenau- Attentats, als die