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Parker Gilberts letzte Bilanz. Deutschlands   Leistungen im fünften OaweS-Iahr. Das am ZI. August abgelaufene fünfte Dawes- Jahr ist i zweifacher chmstcht bemerkenswert. Einmal stellte es das Jahr or, in dem Deutschland   zum erstenmal die volle Dawes- -) e l a st u n g in Höh« von 2,b Milliarden Goldmark zu trogen hotte rrd zugleich ist es auch das letzt« Jahr der Dawes- ! c i st u n g e n überhaupt. Die Bilanz, die der Rsparationsagent Parker Gilbert jetzt für en 31. August l9ZS gezogen hat. ist also die letzte ihrer Art. Der Generalagent stellt fest, daß Deutschland   während des fünften Dawes- iahres sämtlich« Zahlungen vollständig und pünkl» ich geleistet hat, und daß die Ueberweisungen an die Gläu- -igermächte und für die anderen Zwecke des Dawes-Plones regel- läßig und laufend ohne Störung für die deutsche Währung vor- enommen worden sind. Die tatsächlich von Deutschland   im letzten ieparationsjahr erhaltenen Beträge, beliefen sich auf etwa -ö00 Millionen Goldmark einschließlich zwei Zahlungen ur Bollendung der vierten Annuität von zirka 79 Millionen, welche rst im September 1f) fällig wurden. Die Gcsamttransfcrs im letzten Annuitätsjahr betragen und 2458 Millionen Goldmark, wogegen sich die Gesamteinnahmen uf ungefähr 2500 Millionen stellten. Don diesen Gesamttransferz surden etwa 57£ Proz. oder 1419 Millionen in ausländischer Wäh- ung überwiesen, während rund 1934 Millionen oder 42,1 Pro;. Nittels Reichsmarkzahlungen in Deutschland   abgeführt wurden. Der Barüberschuß auf dem Konto des Generalagenten ctrug Anfang des fünften Annuitätsjahres, also September 1928, irka 189,5 Millionen Goldmark und am End« des Reparations- ahres, am 31. August 1929, etwa 237 Millionen Goldmark. Hier- -an waren 67 Millionen Reichsmark und etwa 179 Millionen aus- indische Währung. Sedenten gegen die Befugnisse der�eparationsbant pari», 2. September.  (Eigenbericht.) Die außerordentlich weitgehenden Bollmachte», die «ach dem Projekt der Pariser sachverständigen die internationale tzeparationsbank erhalten soll, l)aben auch in den Kreisen der ranzösischen Linkspresse lebhaste Bedenken ausgelöst. Ihrer Irittk hat am Sonntag der ehemalige Finanzminisier Bonnet, iner der Führer des linken Flügels der Rodikalfoziolen. in einer n der Provinz gehaltenen Red« eine sehr scharfe Formulierung gegeben. Bonnet bezeichnete den Grundgedanken, die Regulierung >cr durch die Repäratienen und die interalliierten Schulden in Be- vegung gesetzten großen Geldtransaktionen einem internationalen Institut zu übertragen, als gut u n d o e r n ll n f t i g. Dagegen ei im Namen der demokratischen Prinzipien aufs schärfte zu protestieren, wenn darüberhinaus versucht werde, das Institut mm Re g u la t o r von Handel und Industrie van ganz Europa   und damit zur größten Geschäftsbank der Welt zu erheben. Die Bedenken dagegen seien um so größer, als die Bank schon durch 'ie Zusammensetzung ihrer Direktion und ihres Aufsichtsrats jede Kontrolle durch die Regierungen und Parlamente entbehrt. linier dem ausschließlichen Einfluß der großen Finanzmächte l'ehend, drohe die Bank zu einer großen Gefahr für die internationale Demokratie zu werden.
Dem Andenken von Zean Lauras. Märtyrer einer siegreichen Lbee. Heute würde Icure» 79 alt sein wenn ihn nicht ein ver- bummelter Student,-in Jarläufcr unserer Hakenkreuzler, am Bor- ovend de« Weltkrieges ermordet hätte. Di« deutschen   Sazialdemo- kraten denken mit Trauer und Dankbarkeit diese» großen Menschen, fei ein Borkämpser für die deuisch.sranznsische Verständigung und Aussöhnung war, die nun endlich gegen tausend Widerstände sich ihrer Verwirklichung nähert. Joures ist tot, aber fem Geilt lebt und jetzt sich siegreich durch. Der französische   Genosse Bracke, sein um zwei Jahre jüngerer Studien- und Kompsgeuosse, wird in nnjerer heutigen Abendausgabe sagen, wo» Joures dem französischen   Sozialismus, der Jnternatio- nale, der ganzen Welt gegeben hat.
Verirag Ranking-Tokio? Nicht nur über die Mandschurei  . Peking  , 2. September. Der chinesische   Gesandt« in Tokio   hat dem saponiichen Außen- Ministerium mitgeteilt, daß die N a n k i n g e r Regierung bereit sei. mit der japanischen   Regierung ein Abkommen über die j a p   a- nischen Interessen in der Nordmandschurei abzu» ichliehen. Dos japanisch« Außenministerium teilte dem chinesischen  Gesandten mit, daß die japanische   Regierung bereit sei, außer diesem Abkommen auch noch einen allgemeinen, jopanilch-chinesischen Vertrag aus folgender Grundkao« abzuschließen: l/ Japan   ist bereit, mit China  «inen Vertrag auf der Grund- lege voller Gleichberechtigung und der Meistbegünstigung cbzuschließcn. 2. Japan   ist bereit, auf die Exterritorialität in China  teilweise zu verzichten. 3. Die japanisch« Regierung erhält von China   dos Recht zur Unterhaltung einer Binnenschiffahrt. 4. Die chinesische   Regierung muß die Sicherheit leisten, daß sie alle ihre Machtmittel einsetzt, um die japameindlich« Be, w:gung zu umerdrücken_ Das bwiige Palästina. Noch immer Mord und Brand. London  , 2. September. Wie Reuter aus Jerusalem   meldet, sollen nach unbestättgten Nachrichten Araber die kleine jüdische Ansiedlung Y e i s o d bei Tibegia, in Brand gesetzt haben. Der Gelehrte Harold Weiner.«in hervorragender Kenner der mohammedanischen W-lt, der bei dem Domaskustor in Jerusalem  am 23. August getötet wurde, hat 19999 Pfund Sterling verschic- denen m o h a m m«dänischen Anstalten oerinacht. Nach einem Telegramm der Jüdischen Telegraphen-Agentur wurden in S o f e d sechs wettere Leichen von Juden gefunden, die bei den Unruhen am 28. August getötet worden waren. l�ernwirkungen in Polen  . Warschau  , 2. September. Au, ollen Teilen Polen  » kommen jetzt Nachrichten über Zusammenstöße zwischen der jüdischen Bevölkerung und der Polizei bei den Kundgebungen anläßlich der Polästinavorgäng«. In
Llnlauiere Konkurrenz.
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Hugenberg: rede mir hier mit Phrasen den Mund fuselig, derweil erregt die Konkurrenz mit einer fimpeln Knallkiste weit größeres Aufsehen! Guillaumat und der Reichswehmajor. Eine wahre Geschichte von der Haager Konferenz.
Es war bei einer der ersten Berhandlungen unter vier Augen, die Stresemann mit Briand   über die Räumung de» Rhein- landes im Haag führte. Der französische   Ministerpräsident ließ un- mögliche Räumungstermine durchblicken und verschanzte sich dabei hinter dem fachmännischen Urteil der Generäle. Einige der vorgebrachten technischen Argumente waren so lächerlich, daß sie den lebhasten Unwillen Dr. Stresemanns erzeugten. Wie immer, wenn sich Briand   in die Enge getrieben sieht, versuchte er, mit einigen nichtssagenden oder scherzhaften Redensarten auszuweichen:Was wollen Sie? So sind eben die Militärs. Aber wie wäre es, wenn Sie einige Ihrer Militärs zur Lösung dieser Streitfrage nach dem Haag kommen ließen? Di« Reichswehr   muß doch sicher tüchtige Spezialisten für Truppentransportsragen� besitzen.* Stresemann nahm ihn beim Wort. Auf ein« telegraphische Auf- forderung der deutschen   Delegation hin entsandte das Reichswehr  - Ministerium den Leiter seiner Transportabteilung, Major G.. nach dem Haag. Dieser rechnete auf Grund der eigenen Tabellen und sonstiger Grundlagen sehr bald aus. daß die etlichen 59 999 Franzosen mitsamt ihrem Materiol ordnungsmäßig in soundsoviel Zügen inner- halb voll höchstens vier Wochen heimbefördert werden könnten. Als ober dieses Ergebnis Briand   mitgeteilt wurde, hütete er sich wohl, die von ihm selbst ursprünglich angeregt« Konirontierung zwischen dem General Guillaumat und dem Vertreter der deutschen Reich«- wehr herbeizuführen. Sie hätte gar zu peinlich werden können.... Am letzten Sonntag vor Konferenzschluß war ich in A m st e r> dam. Am Nochmittag wanderte ich durch die Säle des R i f k s- m u f e u m s, wo die herrlichsten Schätze der niederländischen Molerei aufbewahrt werden: Rembrondt, Dermeer, Gerard Dou  , Franz Hals  , Ion Steen, Tenier« sind zwar etwas stark durcheinander, aber in grandioser Zahl vertreten. In einem kleinen Saal traf ich den mir bekannten Reichswehroffizier, der mit sachkundigem Interesse «in wunderbares Reiterbild aus dem 17. Jahrhundert betrachtet«: 'Na, wie geht's, Herr Major? Sie find wohl auch auf ein paar Stunden aus dein Haag geflüchtet?" Ich werde heute sicher nichts versäumt haben. Nachdem die Franzosen seit fünf Tagen vermieden hoben, meine Tronsportberech- nungen mit deren ihrer Generäle zu vergleichen, werden sie am heutigen Sonntag bestimmt kein« Lust dazu verspüren." Sie werden sich schwer hüten. An Ihre Begegnung mit Guillaumat glaube ich nie uyd nimmer."
Wir blieben noch ein paar Minuten im Gespräch vor dem Bild des holländischen Kaoallerieossiziers. Unterdessen hatte sich ein kleiner, korpulenter Herr mit weißem Schnurrbart in dem kleinen Saal ein- gefunden. Auch er ging auf das Bild zu und betrachtete es mit regem Interesie, Träume ich? Aber das ist doch...? Ich habe ihn zwar nie ge- sehen, aber erst gestern wurde mir eine Photographie gezeigt, die im Haag von ihm aufgenommen wurde. Ja. sollte er das wirklich fein? Ich musterte den kleinen Mann genau von der Seite: der typische sranzösische General in Zivil. Und ein Blick auf da» Knopf- loch bestärkt mich in meiner Annahme: das ist doch das gelbe Band- che» mit schmalem grünen Streifen, die Militärmedaille, die in Frankreich   vor dem Kriege eigentlich nur die Unteroffiziere der Kolonialtruppe erhielten und die man, durch eine hübsche Koketterie, nach dem Kriege nur solchen ganz großen Tieren verlieh, die be- reite alle hohen und höchsten Auszeichnungen erhalten hatten: die Unterofsiziersmedoille als Krönung des militärischen Ordensruhme«. Di« haben nur Fach, Pötain.und einige ganz berühmte Generäle er­halten, sicher auch der Oberkommandierende der Rheinarmee, General Guillaumat. Ich flüsterte dem Reichswehrmojor G. scherzhaft zu:«Das ist er! Jetzt wäre eine günstig« Gelegenhett. ihm seinen technischen Un- sinn nachzuweisen." Der überraschte Major lächelte, unterdessen hotte sich der kleine, breitschulterige, alte Herr entfernt. « Unten, vor dem Eingang des Rijksmuseums stand«in Auto der französischen   Delegation mit dem Trikolorenwimpel. Die letzten Zweifel waren behoben. Später ist mir bestätigt worden, daß ich mich nicht geirrt hatte. Der französische   General und der deutsche Reichswehrmojor durften in ollen diesen Togen nicht zusammenkommen. Sie dursten nicht ihr« Berechnungen und technischen Argument« mitein- ander vergleichen. Und doch hat e» eine Minute gegeben, in der sie, kaum einen Meter voneinander entfernt, dieselben Gedanken und Empfindungen hatten im Zeichen der Ewigkeitswerte klassischer Kunst: und sei es nur. daß sie sich beide gleichzeitig über das Bild des holländischen Reiterossizierz aus der Zeit des Dreiß'gjöhrigen Krieges freuten als Kunstkenner vielleicht, als Fachleute bestimmt! Viator Zattikk.
Lemberg   kam die Polizei mit jüdischen Demonstranten ins Handgemenge, wobei 15 Personen verletzt wurden. Eine Kund- gebung vor dem englischen Konsulat wurde verhindert. Mehrer« Personen wurden verhaftet. Auch in Lodz  , wo die Demonstra- fronen im allgemeinen ruhig verliefen, wurden Verhaftungen vor- genommen. In K a t t o w i tz sind 45 Juden wegen Landsriedens- bruch festgenommen wdrden, weil sie versuchten, in das englisch  « Konsulat einzudringen. Di« ruffisch-jhinesischen Verhandlungen zur Beilegung de» Ost- bahnkonflikts schreiten fort. Man ist schon bei der Begutachtung von Bertragsentwürsen.
Hannibal   ante portas. Theater in der Königgräher Straße. So twas wie«in zu belanglos geratener Bernard Shaw   ohne jede Tiefe. Ein billiger, auf Aktualität frisierter Witz kräuselt die Oberfläche. Di« Problematik des larthogischrn Feldherrn wird von Sherwood im Magazinstil gelöst. Amerika   kor ever! Ein bißchen Pazifismus hilft Stimmung machen. Großer Erfolg dank der S a n d. rock und Egon F r i d e l l s. Dagegen begnügt sich Ernst Deutsch  mit dem Aussehen eines antiken Winnetous  . F. S. Happy end/' Theater am Schiffbauerdamm Die MagazingeschichteHappz- end" von D o r oth y Lane im Theater am Schiffbouerdamm hotte bei ihrer Uraufführung leider kein bappx end. Im Verlauf des letzten Bildes machte sich im Zuschauerraum wütender Widerspruch geltend, der nur durch erhöhten Stimmaufwand der Darsteller auf der Bühne zeitweilig unterdrückt werden kannte. Durchschlagenden Erfolg der etwas langwierigen Berbrecherrevue batte nur ein mit ungeheurem Schmiß von Kurt Gerron   hingelegter Ehanson. Im übrigen mochte sich, infolge der viel zu langen und niemal, schlagkräftigen Song» von Brecht und W e i l l allmählich lähmend« Langeweile breit. Die Pfiff« am Schluß bewirkten, daß der Beifall der Un- entwegien um so lauter wurde, vxr.
Interner Krach im Elsaß  . Bei den Kommunisten und hei den Autonomisteu. Strahburg. 2. September.  (Eigenbericht.) Der Streit im Bolschewistenlager geht weiter. Der Abgeordnete B ö r o n, der Vertreter der Zentrole, hat dieser Tage in Colmar   einen letzten Versuch unternommen, die neun aus- geschlossenen Gemeinderatsmitglieder zur Raison zu bringen. Um- sonst! Die Herren ziehen den Ausschluß und das Verbleiben in de» Ratssesssln der Verzeihung Moskaus   vor.... Jetzt soll dieReue Welt", das Organ der Dissidenten, als Tageszeitung erscheinen. Der von der Metzer Regionalleitung ausgesprochene Ausschluß pon H u e d« r und Haas ist nun von der Pariser Zentrale bestätigt worden. Familienftreit herrscht auch im autonomistischen Lager. Da geht es u m« G«ld, um die Berteilung de» Kuchens in Gestalt des seinerzeit für die Opfer des Komplottoerfahrens gesammelten Unter st ützungsfonds. Einzelne unter den Betroffenen haben es nicht nur durch die Gemeinderotswahl zu Aemtern und Würden gebracht, sondern auch, neben den 2999 Franken, die jeder einzelne aus dem Fonds erhalten hat, noch Darlehen daraus bezogen, an deren Zurückzahlung sie bis jetzt nicht gedacht haben, während andere, Bedürftiger«, nun, nachdem der auf über 139 999 Franken beiragende Fonds sozusagen ausgezehrt ist, zu kurz gekommen sind. Darüber find sich die Herrschaften in die Haare geraten, undchie Benachteiligten haben der Oesfentlichkeit das Spiel aufgedeckt. Dies um so mehr, als Herr Paul Schall   den Rest seiner Parteikass« zuweisen wollte.
Zn Spa fand eine Begegnung der drei leitenden Funktionäre der Sozialistischen International«, d-s Sekpetärs Friedrich Adler  , des Präsidenten Banderveldil und de» Kassierers Van Roosbroeck statt. Es wurden lausend« Gr- schäst« der International« geregelt. Die katloroiherD«lonia" ist von der Pnlizeidirektion aber- malz beschlagnahmt worden, nachdem erst die Frettogausgabr wegen des Kommentars zu dem LeitartikelTheore und Praxis des Sozialismus", in welchem ein Interview mit dem Reidistagsodge- ordneten Dr. Breiticheid wiedergegeben war, beschlagnahmt worden war.