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Mittwoch

1.1. September 1929

Lola Landau  :

Unterhaltung und Wissen

Empörung der Träume

Gespräch mit einem Araber in Jerusalem  

Eben noch mandert man durch die mogenden Getreidefelder einer jüdischen Kolonie, sieht, wie die mächtigen Maschinenpflüge den steinigen Boden aufreißen, und einige Schritte weiter auf dem Nachbarland erblickt man in seinem weißen Kopftuch den arabischen  Fellachen, wie er hinter dem Holzpflug, dem primitiven Werkzeug des Altertums, mit langsamen, schönen Bewegungen einherschreitet und, unregelmäßig die Steine umgehend, ein kleines schiefes Viereck abschneidet.

Soeben noch hört man zwischen den bildergeschmückten Bänden des jüdischen Kinderheims eine naturwissenschaftliche Unterrichts stunde, und zehn Minuten später befindet man sich auf dem Bajar des arabischen   Dorfes, wo in den Ständen der Schuhmacher, Leder­arbeiter und Korbmacher   kleine Kinder mit untergeschlagenen Beinen vor der Arbeit fauern.

Soeben noch lauschte man in dem Krankenhaus der Siedlung dem Vortrag einer jüdischen Aerztin über Malariabekämpfung, und bald darauf auf der Landstraße begegnet man einer Araberin, in langem buntgestickten. Gemande, die in föniglicher Haltung den schweren Wassertrug auf dem Kopfe trägt, ein leibhaftiges Bild bib. lischer Zeiten.

Welche phantastischen Gegensäze! Stoßen nicht alle Jahrhunderte hier zusammen?

Denn die jüdischen Einwanderer, die seit der Balfour- Defla­ration mit gutem Recht das Land betraten, sind nicht mur Vor­fämpfer ihrer nationalen Idee, sondern Pioniere der westlichen Zivilisation geworden. Auf wurde Europa  

,, Nein," begann er wieder. Wir wollen unseren eigenen Fort schritt, unsere eigene naturgemäße, dem Klima angepoßte Entwic lung. Der Rhythmus unseres Landes hat immer noch den Gang des Kamels, nicht den des Automobils. Bir schäzen nicht die rasende Geschwindigkeit des Lebens, die Leistung an sich. Wir lieben die Muße, die Beschaulichkeit, die tiefe Meditation, aus der einmal alle östlichen Religionen aufgeblüht sind. Wir fönnen stundenlang in den Himmel starren, ohne etwas zu tun. Wir können über einer Nargilehpfeife die seltsamsten Offenbarungen des Paradieses empfangen. Aus diesem ursprünglichen Leben aber stören uns die Juden mit ihrem entseglichen europäischen Tempo auf."

Nun mußte ich lächeln. Dieses schmerzhafte Ermachen aber scheint mir das unvermeidliche Schicksal des Drients zu sein."

Das Gesicht des Arabers glühte vor Erregung. Ja, sind es denn noch dieselben Juden, wie wir sie fannten, inbrünstig im Gebet versunken, Mystiker, Träumer wie mir? Was sind heute ihre Ge­danken? Technif, Elektrizität und einige abgestandene soziale Ideen. Wenn ich durch die Jaffastraße gehe und ich sehe die jungen Cha­luzim, diese Burschen mit den Sportmügen, wie sie mit ihren breiten Schritten die Straße herunterstampfen, immer geschäftig, immer in der Eile, packt mich die But. Welche Unruhe bringt dieses Volk in das Land! Das ist schlimmer als ein bewaffnetes Heer."

Beilage

des Borwärts

,, Aber so machen Sie doch das arabische Bolf fonkurrenzfähig!" rief ich. ,, Geben Sie dem Bolk die Erziehung, die ihm fehlt und die seit Jahrhunderten versäumt worden ist!"

Mein Wirt schlug heftig mit der Hand auf den Tisch, daß die Tassen klirrten.

,, Volksbildung! Auch so eine europäische demokratische Idee. Wir sind für Aristokratie der Bildung, eine Führerschicht, die das

Bolt leitet."

jagte ich.

,, So gäbe es also feine Einigung zwischen Juden und Arabern?" ,, Nur die Assimilation der Juden, ihre völlige Arabisierung fönnte uns retten," erwiderte der Effendi.

,, Das wird Ihnen niemals gelingen ,,, sagte ich. Die einzige Lösung scheint mir eine friedliche Zusammenarbeit beider Bölfer 311 sein."

Der Araber neigte den Kopf. ,, Wie es vom Schicksal be­stimmt ist."

Ich erhob mich, um mich zu verabschieden. Benor ich den Raum verließ, nahm mein Birt einen Dolch von der Wand, um mir die kunstvolle Goldschmiedearbeit zu zeigen.

,, Ein altes Familienstüd," sagte er und zog die Waffe aus der Scheide. Ich berührte die Klinge, sie war scharf geschliffen. Auch in den Augen des Mannes funkelte einen Augenblid ein seltsamer drohender Schein auf.

Dann verneigte er sich auf europäische   Weise vor mir; aber plötzlich bejann er sich und legte die Hand auf Stirn und Brust, um mich mit dem arabischen   Gruß zu ehren.

elber an das Zend gefriement, mit feiner Zebuilt, feiner Drgan: Erna Büsing: Hinnerk und seine drei Orden

Land geschwemmt, Technit,

sation, und es ist Asien  , aus den Träumen seiner mittelalterlichen Mystit aufgeschüttelt, das sich verzweifelt gegen das eindringliche Element nüchterner, unromantischer Tatkraft wehrt. Dies ist die tiefe eigentliche Ursache des arabischen   Aufstandes, der sich sowohl gegen die Juden als gegen die Engländer richtet, und der hinter der religiösen Maske das asiatische Gesicht gegen das europäische   ge mandt hat.

In diesem Frühjahr besuchte ich in Jerusalem   einen gebildeten Araber, den Abfömmling einer der vornehmsten Familien des Landes, der als Direktor eines arabischen   Knabengymnasiums eine führende Stellung einnahm.

Der Weg zu seinem Hause war nicht leicht zu finden. Denn die schmalen Gassen Jerusalems   sind ohne Namen, ein steiniges Labyrinth. Aber als ich einem arabischen   Wasserverkäufer den Namen des Effendi nannte, lächelte er verschmigt und lief mir, mit seinen Wasserschalen flappernd, voran, um mir das Haus zu zeigen. Im Schatten der mächtigen alten Mauer erreichten wir das Herodes tor  , wo sich auf dem Biehmarkt die Hammelherden der Beduinen zusammendrängten. Vor einem weißen Hause, das mitten in einem Schutthaufen von Bauplätzen von einem schmalen Blumengarten umgeben war, blieb der Wasserverkäufer stehen.

,, Backschisch," sagte er und streckte die Hand aus.

Ich wurde in ein Zimmer geführt, das eine seltsame Mischung von orientalischer Kultur und billiger europäischer Imitation zeigte. Ein graues Plüschsofa, verschnörkelte Korbstühle, aber davor ein fojtbar eingelegter Rauchtisch von alter Damaszenerarbeit. Neben geschmacklojen Bildern hingen schöngeschmiedete Dolche an den Bänden. Als der Hausherr eintrat, ein hoher, breitschultriger Mann, glattrafiert; nach der neuesten Mode gekleidet, spiegelte auch feine Erscheinung diese sonderbare Berkleidung des orientalischen Besens mider. Doch zeigten die kühne Nase, die tiefliegenden Augen den rassereinen Araber.

Er begrüßte mich in fließendem Englisch, rückte den kleinen Tisch heran und bot mir mit höflichem Lächeln türkischen Kaffee und Süßigkeiten,

,, Sie möchten meine Schule bejichtigen?" fragte er. ,, Nein," sagte ich offen, ich bin gekommen, um endlich einmal aus dem Munde eines Arabers seine Ansicht über die zionistische Einwanderung zu hören."

Blöglich erschien hinter seinem ftarren, immer gleichbleibenden Lächeln ein abweisendes, fast finsteres Gesicht.

Die Juden," sagte er. Nun ja. Es wäre das Beste, sie zögen dahin, wo sie hergekommen find."

Ich blickte ihn gespannt an, während sein Lächeln sich immer mehr zusammenzog.

Sie müssen wissen, ich bin weder Chauvinist noch religiöser Fanatiker. Aber was wollen die Juden eigentlich in unserem

Lande?"

., Ja, ist es denn nicht auch ihr Land?" wandte ich ein.

Der Araber lachte dröhnend auf. Drei Jahrhunderte haben die Juden einmal in Palästina gelebt, wir aber wohnen sieben­hundert Jahre hier. Wer also ist mehr heimatberechtigt, sie oder mir?"

Aber in diesen drei Jahrhunderten," erwiderte ich ,,, wurde das Fundament einer geistigen Welt gebaut." Der Effendi bewegte nachdenklich den Kopf. ,, Das gebe ich zu. Moses   ist uns ebenso heilig wie den Juden. Ja, damals führte er sie aus Aegypten   hierher. Doch haben sie nicht versucht, Pyramiden zu bauen. Heute kommen sie von einer anderen Seite, von Europa  , und sie bauen Elektrizitätswerte, Wasser­türme, Fabriken. Sie überschwemmen das ganze Land mit euro­päischer Tüchtigkeit. Ja, begreifen Sie denn nicht, welche ungeheure Gefahr diese Invasion für uns bedeutet? Denn so gering ihre Zahl heute noch ist, so sind sie uns durch ihre Organisation und ihre neuen Arbeitsmethoden tausendfach überlegen."

Ich unterbrach ihn. Aber sie tommen ja nicht als Feinde." Warum nicht? Sie beseßen unseren Boden." Die Landläufer aber haben die Grundbesitzer reich gemacht, und die Fellachen wurden auf anderen Blägen angesiedelt. Niemand wurde verdrängt."

,, Wie lange werden sie noch Land faufen können?"

"

,, Es ist Raum genug da für beide Völker. Vergessen Sie nicht, das meiste Land, das die Juden erhielten, war Brachland, fiebriges Sumpfland, das sie unter schweren Opfern fruchtbar machten." ,, Was haben wir davon?"

,, Sie find im Irrtum. Die Juden brachten Geld und neue Arbeitsmöglichkeiten in das Land. Der wirtschaftliche Aufschwung wird ebenso den Arabern zugute kommen."

Wir schwiegen beide, erschöpft wie nach einem Zweikampf. Mein Birt erhob sich, um mir eine neue Schale Kaffee zu reichen.

Schon jahrelang trieben Bremer   Jungens sich in Indien  herum, auf Küstenfahrt. Sie fuhren Passagiere, fie fuhren Fracht.  taten stets ihre Pflicht und fühlten sich als freie Menschen, bis eines Tages von der Reederci die Nachricht fam, daß eine siamesische Hoheit das Schiff benutzen würde. Im selben. Augenblid fühlte sich die ganze Mannschaft bedrückt. Doch der Kapitän tröstete. pflicht­gemäß und meinte: Jo, Jungens, es is jo. nich schön, ober, biet de Kusen man tosomen, de Reise ward of woll vorübergehn"( ia, Jungens, es ist ja nicht schön, aber beißt die Badenzähne zusammen, die Reise wird auch wohl vorübergehen).

An Bord traf alles seine Borbereitungen, und die Mannschaft fann ernstlich über Höflichkeit und höfische Etikette nach. Sie milderte ihre Sitten und übte sich in Geziertheit, die sie innerlich als erbärmliche Lüge empfand. Nun, Hoheit tam, und die ganze Mannschaft setzte beim Empfang ein gut eingedrilltes freundliches Lächeln auf. Der Kapitän mar mit den Empfangsfeierlichkeiten zu frieden und sprach sein höchstes Lob mit folgenden Borten aus: Jungens, dat hemt wie got mogt, wie grienten ja alle wie de Honigfofenpeer upp Bremer Freemarkt( Jungens, das haben wir gut gemacht, wir lächelten ja alle wie die Honigkuchenpferde auf dem Bremer Freimarkt  ).

Die Bertreter der Reederei verließen, nachdem sie sich das Quar­tier für Hoheit angesehen hatten und ein Festessen veranstaltet war, den Dampfer. Der lichtete die Anfer und stach mit Hoheit, dieser unangenehmen Fracht, in See. Schlimme Borfommnisse ereigneten fich gerade nicht, und man verständigte sich leidlich, weil doch schließ lich im Schifferplatt allerlei Broden Englisch   enthalten sind. Zudem hatte man einen ersten Offizier an Bord, dessen Bater( der Junge fonnte ja nicht dafür), Oberlehrer gewesen mar. So tam es, daß bewußter Offizier in seiner Jugend unbarmherzigerweise franzöfifa lernen mußte. Er befann sich auf seine verschütteten Sprachkenntnisse und radebrechte einigermaßen.

Es ging alles ganz gut, bis Hoheit den Einfall bekam, die Maschine zu besichtigen. Da war es natürlich für den ersten Offizier zappanduster", denn erstens verstand er nichts von der Maschine und zweitens reichten für Spezialerklärungen seine französischen Bokabeln nicht aus. Nun hätte eigentlich der Maschinist erklären sollen, aber er weigerte sich standhaft, den Bärenführer zu spielen, und sagte zu guter Leht aus Trog den Riemelreih auf, mit dem man seit altersher Schiffsmaschinisten ärgert. Grotet Mul un Hand voll Twist, makt den ganzen Maschinist, Deltann und nochn beten mehr. maft den ganzen Ingenieur.( Großes Maul und eine Hand voll Twist, macht den ganzen Maschinist, Delfanne und noch etwas mehr, macht den ganzen Ingenieur.) Aber der bleiche Schreden ging durch die Reihen. Hoheit stand bereits in der Maschine, hatte die Borte gehört, lächelte verbindlich und bedankte sich für die Belehrung. Er drückte dem Maschinisten die Hand und ließ sich seinen Namen geben.

Ingenieur Hinnert Meyerdierfs.

Die ganze Mannschaft litt unter bösartigen Befleminungen, man befürchtete, der arme Hinnert würde eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung bekommen, denn daß es einen Menschen gäbe, der fein Bremer Platt verstände, daran dachte man überhaupt nicht. Bald war man im Bestimmungshafen. Hoheit wurde von einem Bertreter der Reederei unter mannigfachen Komplimenten abgeholt. nachdem er sich leutselig vom Kapitän, ersten Offizier und Maschinist verabschiedet hatte. Man atmete auf, wurde jedoch die Gänsehaut nicht los. Man jang nicht einmal, un zu wiffen, ob Hamburger im Hafen maren: Ja, wir Bremer   find das größte Bolf der Welt." Ertönt nämlich die Bremer Nationalhymne, dann schreien die Ham burger fofort: Jie Grotschnuten, jie Grotschnuten!"( Ihr Groß­Schnauzen, ihr Großschnauzen!) Und der erste Borlampf ist im Gange, der ohne weiteres der gegebene Anknüpfungspunkt für die zähesten Freundschaften ist.

Man bemühte sich redlich, Hoheit zu vergessen, aber die Be­fürchtungen um Hinnert fonnte man nicht verscheuchen. Was mochte die Hoheit aus Siam mit ihm vorhaben? Sie war wohl sehr freundlich zu ihm gewesen, aber wenn man mit dem Kopf schüttelte sagte man im Orient ja, fonnte man da nicht wütend sein, wenn man huldvoll lächelte?

behielt bei schwerer See und Nebel seine Nerven, er zuckte auch nicht, wenn er als erster, infolge der Abkühlung, die sich bemerkbar machte, Eisberge vermeldete, und der Kapitän und die Offiziere auf der Kommandobrücke sich die Augen rot gudten, um das Eis über Wasser zu sehen, damit sie der Gefahr entrannen. Wirklich, er hatté fich bewährt auf allen Meeren, aber beim Auswickeln dieser Bafeté waren seine Finger unruhig.

Und was enthielten die Pakete? Je einen Elefantenorden. Sie maren, wie fich nachher bei einigem Ueberlegen herausstellte, für Kapitän, ersten Offizier und den Ingenieur bestimmt. In der Kanzlei der fiamesischen Hoheit aber hatte irgendein Staatsbeamter Ingenieur, Hinnert und Meyerdierfs jedes Wort für einen Personen­namen angesehen. So bekam der Maschinist drei gleiche Orden auf einmal. Er wollte sie sofort über Bord werfen, jedoch da fant bereits ein Telegramm vom Konsulat, welches ihn zu der hohen Auszeichnung beglückwünschte.

Hinnert Meyerdierks nahm noch schnell Landurlaub, denn er wollte dem erfreuten Konsul die Orden schenken. Doch schon in Borzimmer wurde ihm bedeutet, die Orden müsse der behalten, der fie für besondere Verdienste verliehen bekommen habe. Es würde bestimmt sehr übel aufgenommen, falls er sie dem Herrn Konsul anbieten werde.

Hinnert schülttelte den Kopf, dachte, mofür haben mir überhaupt ein Konsulat, fügte sich in sein Schicksal und ging an Bord.

Getragen hat er die Orden nie. Aber wenn das Schiff mal int einem gottverlassenen Nest liegt, wo es fich wegen der Kneipen. der weiblichen Haifische und der Moskitos mirtlich nicht lohnt, an Land zu gehen, dann packt er seine Orden aus und pugt sie. Er holt die Lupe, die der Kapitän immer benutzt, wenn er mit dem Kauder welsc) im Arzneibuch fertig werden will, und betrachtet die Auszeichnungen genau, ob nicht ein Stäubchen an ihnen hängen geblieben ist. Die Freunde betrachten sie gleichfalls genau, sehen sich den Elefanten in der feinen Filigranarbeit an und schelten, daß so'ne Kunst an son Ding verschwendet worden ist.

Darauf packt der Ingenieur die Orden vorsichtig in seine Schiffs fifte. Er muß sie nämlich instand halten, und er darf sie auch nicht verlieren, hat der Konsulatsvertreter gesagt, weil sie nach dem Ab­leben des Besitzers von der Familie zurückgefordert würden. Hinnert Meyerdierts rechnet mit dem Bellengrab; Bater, Großvater und Urgroßvater sind ja auch auf See geblieben. Doch er denkt an seine Familie und an die Rücksendungsformalitäten nach Siam via Kon julat und jeufzt: 2ch, wenn biem Schiffbruch de Orden bloß mit perjuppt"( Ach, wenn beim Schiffbruch die Orden bloß mit er« trinken).

Gekühlle Eisenbahnwagen

So mancher, der in der Hize dieses Sommers bei einer größeren Eisenbahnfahrt unter der fast unerträglichen Temperatur in den Abteilen gestöhnt hat, wird sich wohl gewünscht haben, daß die Eisenbahnverwaltung für etwas Kühlung sorgen möchte. Während aber die Wagen ja schon seit langem im Winter geheizt werden, hat man bisher merkwürdigerweise auf die Bedürfnisse der Reisenden im Sommer feine Rücksicht genommen. Erst die Vera waltung der französischen Orleans- Eisenbahn ist jetzt auf den glück­lichen Gedanken gekommen, Kühlvorrichtungen auch in den Berjonen wagen einzurichten. Leicht verderbliche Speisen werden ja schon seit langem auch bei der größten Size frisch und fühl nach Paris  gebracht. Solche Rühlvorrichtungen, wie sie in den Güterwagen gang und gäbe sind, werden mun jetzt auch in einer Anzahl von Bersonenwagen eingerichtet, so daß die Temperatur in den Abteilen auch an den heißesten Tagen nicht über 16 Grad Celsius steigt. Hoffentlich wird aber die Temperatur nicht noch geringer, so daß die Wagen, die ja im Winter nicht selten überheizt sind, über­fühlt werden, denn dann müßten die Reisenden, während draußen die Hize brütet, zu Mänteln und Handschuhen ihre Zuflucht nehmen.

Die Allgläubigen Rußlands   als Kartoffelfeinde. Noch mehr als in den anderen europäischen   Ländern waren die Bauern in Ruß Land gegen die Einführung der Kartoffel. Dieser Widerstand gegen

Endlich, am Abfahrtstage, tamen mit der letzten Post drei das Anpflanzen von Kartoffeln setzte sich in Rußland   bis weit in Batete an Bord. Adressiert an:

Ingenieur. Hinnert. Meyerdierts.

das 19. Jahrhundert hinein fort. So famt es noch in den vierziger Jahren in verschiedenen Gegenden Rußlands   zu richtigen Bauern aufständen, weil die Bauern die Kartoffeln wieder herausriffen, die vorher unter Aufsicht von Soldaten gepfanzt worden waren. Jedoch bei einem Teil der russischen Bauern, bei den sogenannten Altglaya bigen, wird die Kartoffel noch heute verabscheut. Diese Altgläubigen meinen, die Kartoffel sei eine Teufelspflanze; fie nennen die Kar­Ingenieur Hinnert Meyerbierts mar fein banger Sert, er toffeltnollen nie anders wie Teufelseier" und essen auch teine.

Der ganzen Mannschaft mar schmül