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Gegenstand in einem Koffer im Schrank zu entdecken. Es handelte sich um«ine Höllenmaschine,»ie sie bei den kehlen illlenlolen verwendet worden ist. Die Höllenmaschine war kunstgerecht in einer kleinen Zi- garrentiste«ingebaut und mit Zeitzünder versehen. Man sah ihr an. daß sie mit sehr viel Liebe und Geschick auf- gebaut worden ist. Nickels war, nachdem er die Höllenmaschine bei Pünjer abgegeben hatte, wieder fortgefahren. Da die Polizei wußte, daß Nickels von Krempe aus nach Hamburg gefahren war, ließ sie den Bahnhof in Krempe überwachen und so konnte Nickels bei seiner Rückkehr am Dienstag dort verhaftet werden. Nickels ist 1890 in West-Holstein geboren, einen festen Wohnsitz hat er nicht, eine gewisse Bleibe fand er bei seiner Mutter in Heide, Markt öS. Nach seiner Berhoftung gab er zu, daß er die Höllen- Maschine nach Hamburg gebracht habe. Nachdem er sie abgegeben hotte, hat er sich in der Nacht im Ballhaus Trichter in St. Pauli v« r g n ü g t und ist dann am Morgen sehr müde nach Itzehoe gefahren, wo er in der Redaktion desLandvolk" Be- sprechungen hatte. Di« Redaktion desLandvolk" scheint überhaupt das Hauptquartier der Spreng st off atten- t ä t« r zu sein. Die Altonaer Polizei griff nun kräftig zu. Neben Nickels und dem Bankbeamten Pünjer in Hamburg wurden im Laufe des Bormlttogs bzw. in der Nacht die schon oben bekannten Personen in Itzehoe verhaftet. Außerdem ein K a u s m a n n Leopold Johnsen, Itzehoe , und der als 1l h r m a ch e r bezeichnete Hans Plön. Itzehoe , der aber als Goldschmied und Silberarbeiter tätig ist und der Polizei als hervorragender Bastler bekannt ist. Weiter wurden heute morgen verhaftet der Landwirt Klaus Heim. St. Annen, der in dem Fordwagen gefahren ist, auf den die Polizei in den letzten Tagen gefahndet hatte. Gesucht wird von der Polizei noch der Fahnenträger Mulhmann, der von der Lauerndemonstration in Neumünster bekannt ist und sich augenblicklich verborgen hält. Auch er ist in dem Ford- Wagen mitgefahren und ist einer derjenigen, die an dem Atten- t a t» v« r s u ch auf Severing beteiligt gewesen sein sollen. Als Haupt dieses Personenkreises ist ein gewisser berufsloser Herbert Volk aus Rönne bei Winsen an der Luhe anzusehen, der aber augenblicklich im Ausland weilt. Das Ford-Auto ist auch auf den Namen Herbert Volk eingetragen und trägt die Nummer I P 33 088 und ist im Kreise Steinberg gemeldet. Der Kaufmann Nickels nahm feine Verhaftung ziemlich gelassen hin. Er machte den Eindruck eine» Isiannes, der alles aufs Spiel gesetzt hat und nun den Augenblick gekommen sieht, wo es schief gegangen ist. Die Frau des 1890 geborenen o. Solomon sollte auch verhaftet «erden, da sie aber bei einer Beerdigung weilte, ist noch nicht be- kannt, ob die Verhaftung inzwischen erfolgt ist. Die Frau des Kaufmann» Quoschk« wurde, obwohl der Verdacht der Beteili- gung auch bei ihr sehr stark ist, nicht verhaftet, da sie sich im achten Monat der Schwangerschaft befindet. Zurzeit dauern die Vernehmungen der Verhafteten noch an.

Oer Prophet. Gr wußte, daß die Attentater Sozialdemokraten waren? Die Bortäuschung der bisherigen Attentate konnte nur dem vortoil der Linksparteien dienen. Die Wahrscheinlichkeit, daß in diesen Parteien die Täter sich befinden, ist demnach sehr groß. Dies« Wahrscheinlichkeit ist beim Reichstagsanschlag noch durch die Tatsache gesteigert, daß zu gleicher Zeit an auffälliger Stell« eines Straßenbahnmastes ein Hakenkreuz angeklebt war, eine Tatsach«, aus der die Verdächtigung der Nationalsozialisten unverkennbar hervortritt. Denn ebenso unvernünftig wie die Annahm« sein würde, daß diese Partei sich durch die Abgabe ihrer Besuchskarte als die Täterin kundgegeben habe, so vernünf- t i g ist die Annahme, daß diese nationale Partei durch ihre Feinde, die Sozialdemokratie, der Tat verdächtigt werden sollte, daß also in letzterer die Täter zu suchen sind. Da hiernach gegen die rechtsstehenden Staatsbürger schon wegen mangelnden Interesses überhaupt kein Verdacht besteht, d«r zu entscheidenden Maßnahmen hätte berechtigen können, waren die Verhaftung der Gutsbesitzer und die Durchsuchung ihrer De- bäude in jedem Falle ungerechtfertigt." * So orakelte am vorgestrigen Montag der Geheim« Iustizrat Dr. Th. W o l f f- Berlin-Wilmersdorf in derDeutschen Zei- t u n g". Wir möchten auf diesen offenbar mit prophetischen Gaben gesegneten Manu die Oeffentlichkeit geziemend hinzuweisen.

Oie Engländer ziehen ab. e Am 14. September Abmarschbeginn. Die Vorbereitungen für die Räumung der von den englischen Truppen besetzten Teile der dritten Zone sind in vollem Gange. Die Räumung beginnt am l4. September. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, wird die Räumung von königstein am 27. Sep. tember und von Bad Schwalbach am 2S. September beendet sein. von französischen Truppen werden beide Orte nicht wieder belegt. Die Räumung der englischen Zone, also auch von wies- baden und vlnaen. wird etwa am 13. Dezember 1929 abge- schloffen sein. Australische Regierungskrise verhindert Stellungnahme in Genf . Gens. 11. September. xin der Völterbundsoersammlung gab M a r r(Australien ) eine allgemein mit großem Interesse erwartete Erklärung zur Fakultativ- klausel der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit ab. Angesichts der Ereignisse der letzten 24 Stunden, womit er die erschütterte Stellung sein«? Negierung weinte, könne er über«ine so politisch« Frage sich nicht äuße.rn. Im übrigen betonte er in seiner R«d« die Bereitschaft Australiens , an den wirtschaftlichen Aufgaben de» Völkerbundes mitzuarbeiten, wobei ober berücksichtigt werden müsse, daß 27 nichteuropäische Staaten dem Völkerbund an- gehören, deren wirtschaftliche Interessen nicht unbedingt parallel saufen mit denen der europäischen Staaten.

Macdonald für Gnowden. Kein Zwiespalt in der Arbeiterregierung.

Eosinglon(vurham), 11. September. Premierminister Macdonald sagte in einer Rede: Wir haben unseren Beitrag zur Haager Konferenz geleistet. Einige Leute sagen, daß alles, wofür wir im Haag gekämpft haben, 2,4 Millionen Pfund im Jahre waren. Dies ist heutzutage ein- Summe, die keineswegs zu verachten ist. Aber wenn die einzige Frage 2.4 Millionen Pfund auf der einen Seite und Frieden und guter Wille in Europa auf der anderen Seite gewesen wäre, so wäre eine Regierung, die Frieden und guten Willen in Europa für 2,4 Millionen Pfund geopfert hätte, eine oerblendete und un- fähige Regierung gewesen. In menschlicher Beziehung achtet man nicht einen Nachbarn, der leine eigene Ansicht oder keinen Begriff von seinen eigenen Rechten hat und der niemals unbillige Behand- lung übel nimmt. Andere Länder, so glaube ich, begannen es für sicher hinzu- nehmen, daß Großbritannien nicht für billige Behandlung für sich selbst eintreten werde oder könne. Wenn Frieden in Europa bestehen soll, so mußten wir als Männer, die andere achten und die geachtet werden wollen, den Standpunkt einnehmen, den wir im Haag eingenommen haben, und dies war die Frage, die auf dieser Konferenz ausgekämpft würde. Kein fremdes Land kann uns sagen, daß wir irgend etwas durch den Krieg verdient haben. Wir waren niemals knauserig oder hart- herzig mit denen, die uns infolge des Krieges Geld schuldeten. Aber e» gibt eine Grenze. Solange ich meine jetzige Stellung ein- nehme, und solange eine Arbeilerregiernng in England am Ruder ist, werden wir ans billiger Behandlung bestehen, wenn wir auch bereis sind, unseren Anteil an den allgemeinen Laste« zu tragen. Das gesamte Land ohne Unterschied der Partei ist Snowden aufrichtig dankbar. Macdonald erklärte dann mit Nachdruck die Berichte von einem Zwiespalt innerhalb des Kabinetts für unrichtig. Ueber die englisch- amerikanischen Flottenverhandlungen sagte Macdonald: Ich bin optimistisch, wie ich es stets gewesen bin. Die öffentliche Meinung der Welt ist so schwerwiegend, daß ich an die Möglichkeit eines Mißerfolges nicht glaube. Es handelt sich bei unseren Berhandlungen nicht um ein Bündnis mit Amerika : die vereinigten Staaten sind viel zu klug, mit irgendeiner evro- päischen Macht ein Bündnis zn schließen.

Ich will Optimist bleiben, bis eines Tages die Verhandlungen mit einem Mißerfolg abschließen was aber sicherlich nicht zu er- warten ist und wir uns genötigt sehen würden zu erklären, daß das Problem unlösbar ist.

Liquidiert für dich!

Die Unterschlagung vonFeindbesih* in England. London , 11. September. Daily Mail" setzt ihre Berichte über die Durch- stechereien beim Cleariughouse für Feindesschulden fort. Das Blatt schreibt: Angesehene Persönlichkeiten der City dringe« ans eine strenge amtliche Untersuchung. Das Clearinghouse für Feindesschulden hat seit dem Kriege 84 830 S1Z Pfund an britische Gläubiger Teutschlands für 77 941 Ansprüche ausgezahlt uud fast 10 Millionen Pfund an Gläubiger Oesterreichs . Ungarns und Bul » gariens. Ansprüche in Höhe von Millionen müssen noch geregelt werden, und die Schwierigkeiten, die wegen der Berzögernnge« in der Regelung gewisser Fälle ent- standen sind, liegen der Forderung nach einer Unter- suchung zugrunde. Die Nachforschungen des Handels- amtes betreffen die Anschuldigung, daß ernste finanzielle Indiskretionen auf he« Wege zwischen dem Londoner Clearinghouse und den deutschen Behörden vorgekommen find. So wurden auf Grund der bisherigen Unter- suchung bereits zwei höhere Beamte entlassen. Die jetzt von der City gestellte Forderung«ach einer noch gründlichere« Untersuchung stützt fich auf die Be- hauptnng, daß Bonds im Werte von vielen taufenden Pfund von eine« englischen Staatsangehörige« hinter- legt worden seien, während das Amt bisher anscheinend nnr in der Lage war. ein Zehntel der geschuldeten Summen anzubieten. Das Geheimnis des Verbleibs des übrige« Teiles des Geldes ist ungelöst uud anscheinend dem Amte selbst nicht klar.

Waffenfund bei Hakenkreuzlern. Oie Schießerei in Schöneberg. Sieben Personen festgenommen.

Die blutigen Vorgänge, die sich in der ver- gangenen Rachi in Schöneberg abgespielt haben, sind zurzeit Gegenstand eingehender polizeilicher Ermittelungen. Erst vor wenigen Tagen mußten wir von einer schweren Schlägerei in Schöneberg zwischen Kommuni st en und Hitlergardisten berichten. Sechs Verletzte, die Schläge mit Stohlruten und Gummiknüppeln erlitten hatten, mußten zur Rettungsstelle gebracht werden. Gestern Nacht kam es zu weiteren schweren Zusammenstößen. Ein Teil der Gegner war mit Pi- stolen bewaffnet und machte davon in reichem Maße Ge- brauch. Das End« war, daß drei Personen mit schweren Schuß- verletznngn am Platze blieben. Einer von ihnen, der Kaufmann Justus H. aus Wilmersdorf , erlitt einen so schweren Kopfschuß, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Die dauernden Reibereien zwischen Links- und Rechtsradikalen in Sch ö n e b e r g haben unter der Bevölkerung große Beun- r u h i g u n g hervorgerufen. kaum ein Abend vergeht, an dem es nicht zu Schlägereien kommt. Die Polizei sollte aus diesem Grunde in stärkerem Maße als bisher diesem Stadtteil ihre Aufmerksamkeit schenken. Inzwischen ist schon ermittelt worden, daß die H i t l e r- G a r- d i st e n die Urheber der gestrigen Schlägereien gewesen sind.

Ein über 100 Mann starker Zug dieser Hakentreuzler zog, wie mit» jsu« geteilt wird, durch die Bahn- zur Sedanstraße und demolierte dort das Bertehrslokal der Kommunisten, in dem sich jedoch nur wenige Gäste befanden. Di« Hitler-Strolche feuerten einige Schüsse in das Innere der Gastwirtschaft ab, ohne jedoch jemand zu treffen. Nachdem sämtliche Scheiben ein- geschlagen waren, war derRachedurst" der Jünger vom Haken- kreuz offenbar befriedigt und sie zogen johlend weiter. Der zu Hilfe gerufenen Polizei gelang es, nur wenige der Krakeeler festzustellen. Dieser Ueberfall bildete den Auftakt zu den späteren Schlägereien in der Haupt-, Barbarossa- und Gotenstraße, in deren Verlauf dann drei Personen durch Schüsse schwer verletzt wurden. Sieben Festgenommene, deren politische Zugehörigkeit noch fest- gestellt werden muß, wurden mit einem Polizeitransportwagen ins Präsidium gebracht. Als die Verhafteten den Wagen verlassen hatten, entdeckten die Polizeibeamten auf dem Fußboden zahlreiche Mordwaffen, deren sich die Rowtchs unbemerkt enlledigt hatten. Es wurde eine Sauer-Maschinenpistole. ein dazu ge- höriger Gurt mit 17 Patronen,«in Totschläger, ein Schlagring und zwei starke Dolch« gefunden, woraus man ent- nehmen kann, daß jeder dieser Strolche schwer bewaffnet gewesen sein muß.

Die Llnschuldslämmer.

Wir Nationalen rücken von den Nombenattentätern weit ab. Wir bekämpfen den gegenwärtigen Staat rein geistig in Wort und Gift."

Begriffsverwirrung. Bei dem wilden Nohrlegerfireik. Das heißt, es handelt sich nicht etwa um einen gewöhnlichen wilden Streik, sondern um einen von der k o m m u n i st t s ch e n Opposition" unternommenen wilden Streit der Nieder- kirchner-Gruppe der Rohrleger. Diese Orgonisationsjpalter maßen sich an, die zu allgemeinverbindlich erklärten tariflichen Bedingungen arbeitenden Rohrleger und Helfer im Deutschen Metallarbeiter- verband als Streikbrecher zu beschimpfen, weil sie mit der wilden Kiste der KPD. nichts zu tun haben und tariflich gebunden sind. Die Leute um Niederkirchner möchten unser« Gewerkschafts- genossen verpflichten, sich an einem wilden Streit zu beteiligen, der nach den eigenen Erklärungen der kommunistischen Drahtzieher »gegen die sozialistisch« Gewerkschastsbureauratie" geführt wird, also gegen die Amsterdamer Gewerkschaftsrichtung. Die kommunistische Unverschämtheit geht so weit, die gestern falschlich behauptete Beteiligung der Rohrleger bei derH a w a g' zu e r z w i n g e n. So erschien heute ein Trupp der Niederkirchner- gruppe auf der Baustelle der Konsumgenossenschaft in Lichtenberg , um die bei der Fertigstellung der Wohnhäuser tätigenHawag"°Arbeiter zur Einstellung ihrer Arbeit zu veran- lassen. Als dieserStoßtrupp" sah, daß er mit der Befehlsüber- mittlung aus der KPD.-Zentral« kein Glück hatte, entfernt« er sich mit der D r o h u n g, morgen mit Lerstärkung zu kommen, um die Arbeitseinstellung der an dem wilden Streik unbeteiligten Rohrleger zu erzwingen. Der K l i n g e l b e u t e l für die IAH. geht um. Für dies« gegen die freien Gewerkschaften gerichtet« kommunistische Aktion keinen Groschent Türkische Deformen. Das Gesetz über Bankerotte und über Pro- zcsse wegen Schulden, das dem schweizerischen Gesetz noch- gebildet ist, ist in Kraft getreten. Di« Schuldhaft ist abge- schafft. Ferner ist die neue Strafprozeßordnung, der die deutsche zum Borbild gedient hat, in Kraft gesetzt worden.