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Rr. 435 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Niederkirchner als Streifbrecher.

Ein Hafen frümmt sich beizeiten.

Von der Berliner   Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter. verbandes wird uns geschrieben:

In Berlin   tobt zurzeit ein wilder Rohrlegerstreit. Die Gruppe Niederkirchner  , die sich auf Befehl von Mostau vom Deutschen  Metallarbeiterverband getrennt hat, will in einer Durchbruchs­schlacht" ihre Eristenzberechtigung beweisen.

Niederkirchner  , der heute alle, die sich an seinem wilden Streit nicht beteiligten, als ,, Streitbrecher" bezeichnet, hat selbst im Jahre 1908 Streitbruch verübt. Damals mar der Tarif vertrag für das Rohrlegergewerbe abgelaufen. Ein neuer Tarif­vertrag follte abgeschlossen werden. Eine Gruppe der damaligen Rohrleger und Helfer war unter Führung von Wiesenthal  - zu der auch schon Niederkirchner   gehörte( früh übt sich, was ein Spalter werden will)- Dom Deutschen Metallarbeiter­verband abgesplittert worden.

Die damalige Wiesenthal  - Gruppe hatte mit dem Arbeitgeber verband einen Tarifvertrag abgeschlossen. In diesem Tarif vertrag war die Attordarbeit eingeführt und eine ganz minimale 2ohnzulage von 2% Pf. gewährt worden. Der Deutsche   Metallarbeiterverband, der Verband der Kupferschmiede und der Zentralverband der Schmiede hatten eine gemeinsame Bersamm. lung nach dem Friedrichshain   einberufen. In dieser Ber­sammlung wurde mit gewaltiger Mehrheit beschlossen, das Berhandlungsergebnis abzulehnen und am 1. September 1908 in den Streit zu treten Die Wiesenthaler aber, bei denen Niederkirchner   war, hatten das Berhandlungsergebnis auf Borschlag Wiesenthals angenommen.

Die in den drei freien Organisationen organisierten Arbeiter legten die Arbeit am 1. September 1908 nieder. Die Gruppe Wiesenthal- Niederkirchner verlangte von ihren Beuten, daß sie die Arbeit ausführen müssen. Noch mehr! Es wurden auch noch von dem Arbeitsnachweis der Wiesenthaler Arbeitsträfte dorthin vermittelt, mo Arbeiter der freien Organisationen die Arbeit eingestellt hatten. Auch Niederkirchner   hat damals seine Arbeit treu und brav weiter gemacht und hat sogar einen Helfer bekommen, der als Streitbrecher permittelt murde, weil sein ehemaliger Helfer die Arbeit eingestellt hatte. Niederkirchner   war also damals Streifbrecher.

Geschlossene Abwehrfront! Kundgebung der chriftlichen Gewerkschaften.

Frankfurt   a. M., 16. September.  ( Eigenbericht.) Der 12. Kongreß der Chriftlichen Gewerkschaften Deuffch­lands wurde am Sonntag mit einer Festsitzung von Bern­hard Otto Berlin eröffnet. Bon stürmischem Beifall begrüßt, nahm Reichsarbeitsminister Wissell namens der Reichsregierung das Wort Er erklärte, daß die Gegner der Sozial­

politif bei ihrem Angriff auf die sozialen Einrichtungen der Ar­beiterschaft auf deren geschlossene Abwehrfront stoßen würden. Alles Trennende zwischen den Gewerkschaftsorgani­fationen der verschiedenen Richtungen müffe zurüdfreten im Kampf um die grundfählichen sozialpolitischen Forderungen unserer Tage.

Gemertschaften aller Richtungen haben sich von vornherein dazu bereit erflärt, an der Beseitigung vorhandener Mißstände in der Arbeitslosenversicherung mitzuarbeiten. Sie haben diese Absicht auch in die Tat umgesetzt. Auch in den Zielen, alle anderen Angriffe gegen die Grundlage der Sozialversicherung abzu­

Und heute? Der Deutsche   Metallarbeiterverband hat mit Zu stimmung der organisierten Rohrleger und Helfer einen Tarifvertrag abgeschlossen. Gegen diesen Tarifvertrag führt Niederkirchner   angeb lich einen Kampf. Er verlangt vom Arbeitgeberverband, daß die Löhne, die vom DMV. mit dem Arbeitgeberverband vereinbart worden sind, um 5 Pf. pro Stunde erhöht werden. Im übrigen find die Forderungen, die von seiten Niederkirchners aufgeftellt werden, bereits alle in dem vom DMB. abgeschloffenen Tarifvertrag ver mirtlicht.

Nur eine Sonderbestimmung fordert der revolutionäre" Niederfirchner: Wenn sich Streitigteiten aus seinem Tarif Dertrag ergeben, soll nicht die Kraft der Arbeiter entscheiden, sondern das Arbeitsgericht Berlin  . Ist das nicht außerordentlich

,, revolutionär"?

Der Deutsche   Metallarbeiterverband hat 28. Mai 1929 einen rechtsgültigen Tarifvertrag abgeschlossen, der am 31. Auguft 1929 für allgemeinverbindlich erklärt worden ist. Der Metall­arbeiterverband und seine Mitglieder stehen zu ihrem Wort.

Der Streitbrecher Niederkirchner von 1908 schickt heute Roll­tommandos auf die Arbeitsstellen, wo die tariftreuen Rohrleger und Helfer arbeiten, um sie unter dem Druck des Terrors zu zwingen, sich seiner Bewegung anzuschließen. Der Führer der Bewegung von 1908, Wiesenthal, wurde vom Verräter zum Betrüger. Er hat jeden Tag die freigewerkschaftliche Organisation beschimpft. Die Kollegen, die Niederkirchner   mit seinen Betreuen täglich beschimpft, werben am Abschluß des Kampfes ehrlich vor der Arbeiter schaft Zeugnis ablegen tönnen. Durch Bügen, Ber­leumdung und Terror ist noch nie eine Bewegung groß geworden. Die organisierte Arbeiterschaft Berlins   rufen wir aber auf: Schüßt die tariftreuen Metallarbeiter und Kupferschmiede gegen den Terror der Kommunisten und den Streifbrecher Niederfirchner!

Keinen Pfennig für die Sammellisten der JAH., denn jeder Groschen, der auf einer solchen Liste gezeichnet wird, wird gegen die organisierte Arbeiterklasse verwendet, wird ver­wendet, um die Front der organisierten Arbeiter zu zersplittern und dem Unternehmertum immer mehr Kraft gegen die Arbeiter zuzuschieben.

Hoch die Solidarität! Rampf gegen den Terror.

Der von etwa 300 Delegierten gebildete 12. Kongreß des Ge jamtverbandes der christlichen Gewerkschaften tagt mit schwarzrot. goldenen Fahnen. Am Montag erstattete der Vorsitzende des Ber­bandes Bernhard Otte   Berlin   den Vorstandsbericht.

Er bezeichnet die Entwicklung der christlichen Gewerkschafts­bewegung, wenn auch fortschreitend, so doch nicht ganz zufrieden. ftellend. Es sei nicht zu verkennen, daß im Zeitalter des Rollet. tivismus eine Minderheitsbewegung, wie sie die christliche Gewert. schaft darstelle, auf schwierigem Terrain zu tämpfen habe. angesichts der Zunahme der weiblichen Erwerbsarbeit müsse ein erhöhtes Augenmert auf die Frauen propaganda gerichtet merden. Gleiches gelte für die Jugend.

sei in Deutschland   in den letzten Jahren stärter geworden. Was Die Gegenströmung gegen die Sozialpolitit insbesondere in dem ungewöhnlich harten und strengen Winter an übertriebenen falschen und gehäffigen Darstellungen über die Arbeitslosenversicherung in der Deffentlichkeit ver breitet worden wäre, fönne nicht mehr überboten werden.

Obwohl die christlichen Gewerbschaften durchaus bereit seien, an der Beseitigung von wirflichen misständen mitzu­arbeiten, würde jedoch darüber kein Zweifel gelassen werden, daß an der Grundlage der Arbeitslosenversicherung die chriftlichen Gewerkschaften nicht rütteln lassen.

Dienstag, 17. September 1929

Hin und wieder hört man auch die Klage über die furchtbare Minderheitsbewegung", die die christliche Gemertschaftsbewegung darstellt. Ein Vertreter der Bergarbeiter macht dem Vorstand Bor würfe über die geringe Unterſtügung der Bergarbeiter beim legten großen Ausstand und ein Schlesier flagt, daß im tatholischen Schlesien   die sozialdemokratischen Gewerkschaften allein herrschen.

Der Musikerstreif im Beba- Palast.

Berhandlung vor dem Arbeitsgericht.

Ueber den Streit der Mufiter in den Beba- Palast- Lichtspielen Atrium", Wilmersdorf  , Kaiserallee 178, haben wir unsere Leser am Donnerstag und Freitag unterrichtet. Am gestrigen Montag gab diefer Streit Anlaß zu einer Verhandlung vor dem Arbeits­gericht.

Der Deutsche   Musikerverband läßt vor dem Beba- Palast Hand= zettel verteilen, in denen dem Publikum von dem Streit und feinen Ursachen Mitteilung gemacht wird. Die Verbreitung dieser Zettel will der Unternehmer des Beba- Palastes durch einen Beschluß des Arbeitsgerichts verhindern. Deshalb hat er den Erlaß einer einst meiligen Berfügung beantragt.

Als Bertreter des Beba Palast- Unternehmers war Dr. Fried. mann vor dem Arbeitsgericht erschienen, derselbe Dr. Friedmann, ber sozusagen als unfreiwilliger Urheber des gegenwärtigen Streits anzusehen ist, denn er hatte als bevollmächtigter Vertreter des Beba­Palastes eine Vereinbarung mit den streifenden Musikern ab­geschlossen, die von dem Unternehmer nicht eingehalten wurde, weil Dr. Friedmann seine Bollmacht überschritten habe.

Begreiflich, daß die Vertreter des Deutschen   Musikerverbandes nicht geneigt waren, mit einem Unternehmervertreter vor dem Arbeitsgericht zu verhandeln, mit dem sie eine so üble Erfahrung ge­macht hatten. Sie lehnten also die Zulaffung Dr. Friedmanns ab mit der Begründung, er sei nicht Angestellter des Berbandes der Lichtspieltheater Berlins   und die Beba- Palast- Lichtspiele seien nicht Mitglied dieses Berbandes.

Das Gericht stellte fest, daß die Beba- Palast- Lichtspiele ,, Atrium" zur Zeit der Stellung des vorliegenden Antrags noch nicht Mitglied des Verbandes der Lichtspieltheater waren, dessen An­gestellter zu sein Dr. Friedmann behauptet. Ob er es wirklich ist. angestellter sein sollte, darf er ein Nichtmitglied nicht vertreten. braucht das Gericht nicht zu prüfen, denn selbst wenn er Verbands­Aus diesem Grunde wurde Dr. Friedmann zurückgewiesen.

Da tein anderer Vertreter des Beba- Palastes anwesend war, wurde ein neuer Termin zur sachlichen Verhandlung auf Dienstag, 2 Uhr, festgesetzt.

Spaltung der Spalter in Frankreich  .

Die Unorganisierten das Bünglein an der Waage.

Ueber die Tagung des französischen   tommunistischen Gemert­fchaftsbundes berichtet unser Bariser Mitarbeiter u. a. folgendes: Der Kongreß hat nach der Vorstandswahl mit einer bezeichnenden Aftion begonnen: Die Deffentlichkeit wurde strengstens ausgeschlossen. Hinter verriegelten Türen begannen die Auseinander­fetzungen zwischen Mehrheit und Minderheit Ueber pie Debatte liegt nur der tendenziöse Bericht der Humanité" vor, in dem selbstverständlich sämtliche Redner der Minderheit auch lächerlich gemacht werden. Die Humanité" berichtet triumphie­rend, daß die Minderheit ständig mit beinaher Einstimmigkeit" geschlagen worden sei. Insbesondere sei ihre Opposition gegen die Anwesenheit der Unorganisierten nicht durchgedrungen. Man habe vielmehr erreicht, daß über diese Frage erst am Schluß des Kongresses abgestimmt werde. Das sei ein entscheidender großer Sieg! Ein nicht minder großer Erfolg sei es, berichtet die Humanité", daß die Minderheit beschlossen habe, sich zu einer Sonderfrattion zu organisieren. Das sei nur

mehren, ist unter den Gewerkschaften eine verschiedene Meinung Die äußere Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens fei stärker logisch; denn so werde eine reinliche Scheidung erfolgen.

nicht zu verzeichnen, nur in den Wegen, auf denen dieses Ziel am besten zu erreichen ist, gingen die Ansichten auseinander.

Die Beratungen über eine

Reform der Arbeitslosenversicherung

find noch nicht abgefchloffen, ich habe aber Berlin   mit einem ge­wissen Optimismus verlassen, daß die Beratungen doch noch zu einer tragbaren Lösung führen werden. Eins fann man jezt schon mit Sicherheit sagen. Gerade die Beratungen über eine Reform der Arbeitslosenversicherung haben mit Deutlichkeit gezeigt, wie fest der Bersicherungsgebante im deutschen   Bolte und in der deut. schen Arbeiterschaft verantert und wie wenig die Arbeitnehmerschaft gewillt ist, daran rütteln zu lassen.

23issell schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß sich die Gewerkschaftsreihen, die Träger des neuzeitlichen Kollektiv arbeitsrechts, zum Wohle der Gesamtheit des Voltes immer enger zusammenschließen.

Nach dem preußischen Wohlfahrtsminister Dr. Hirtsiefer  und dem Frankfurter   Bürgermeister Graef   sprach Reichsver. fehrsminister Dr. Stegerwald, der die Arbeiterschaft auf­forderte, wachsam zu sein, damit die Kräfte nicht siegreich feien, die gegenwärtig dabei find, den alten Privilegienstaat wieder aufzurichten. Politische Demokratie laffe sich nicht mit Wirt schaftsautotratie verbinden.

auf den Gemeinschaftsgebanten abgestellt. Trogdem fehle es aber im Gemeinschaftsleben an dem notwendigen sozialen Geist. Wenn auch die Wirtschaft schwer zu tämpfen habe, so fei die Gesundung nicht dadurch herbeizuführen, daß das Rad um Jahr zehnte zurückgedreht werde.

Anschließend sprach Janssen über Die organisatorische Ge meinschaftsarbeit in der chriftlichen Gewerkschaftsbewegung. Der Redner befaßte sich dabei u. a. mit der bisherigen organisa­torischen Form der christlichen Gewerkschaften und tam zu dem Schlusse, daß diese Form nicht mehr der Zeit entspreche. Der Redner entwickelte dann die Notwendigkeit der Anstellung von Kartellsetretären.

In der anschließenden Distuffion wird von den einzelnen Red­nern für und gegen die Ansicht Janssens gesprochen. Fabrit, Textil- und Transportarbeiter teilen sie, während sich vor allem die Bergarbeiter dagegen aussprechen. Einige Diskussionsredner fordern schärfere Stellungnahme gegen die freien Gewerkschaften.

Heute abend 7%, Uhr, Musikersäle, Kaiser- Wilhelm- Straße 31

Funktionärkonferenz

aller Betriebsvertrauensleute u. Gewerkschaftsfunktionäre Reichstagsabgeordneter Genosse Karl Litke  : Der Kampf um die Kommune." Ansprache der Genossin M. Wurm, M. d. R Diskussion. Parteibuch und Funktionärkarte legitimieren Reger Besuch wird erwartet. Das Betriebssekretariat.

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Eine faule Ente. Ein Berliner   Montagblatt meldete gestern, daß zwischen den beteiligten Stellen Berhandlungen über eine all gemeine Kürzung der Beamtengehälter schon für das' nächste Etatsjahr geführt würden. Selbstverständlich entbehren diese Nachrichten der Grundlage.

Rieberschönemeibe. Frattionsverfammlung der SPD  . mit Sympathifierenden aller Nieberschönemeider Betriebe findet heute, 16% Uhr, im total lofter. mann, Cäcilienstraße, ftatt. Referent Genoffe Emil Barth   fpricht über Unfer Aufbau".

Freie Gewerkschafts- Jugend Berlin  .

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Seute, Dienstag, 19% Uhr, tagen folgende Gruppen: Sumboldt: Jugendheim Graum. Ede Lorgingstraße. Bortrag: Das Betriebsräte. gefek". Spanbau: Städt. Jugendheim Lindenufer 1. Bortrag: Ge mertschaftliche Rampfmethoden" Mariendorf  : Jugendheim Dorfftr. 7, Alle Schule. Bortrag: Das Arantentaflenwesen". Lichtenberg  : Jugendheim Doffeftr. 22. Liederabend. Ren- Sichtenberg: Jugendheim unterstr. 43. Bor  trag: Unsere Tagespreffe". Landsberger   Blak: Gruppenheim Diestelmener ftrage 5. Werbeabend. Mufit, Resitationen, Sumor und Lichtbilder von unferem Leben und Treiben. Frankfurter Allee  : Städt. Jugendheim Litauer Str. 18. Bunter Abend. Steptow: Schule Bildenbruchitr. 53-54( Sortzimmer). Buftiger Abend. Süblreis: 3m Rimmer 7a der Jugendzentrale, Engel ufer 24-25, Rreismädchenabend. Bortrag: Die Stellung ber Mäbchen in der OS. Spiel und Sport ab 18 Uhr: Südwesten: Sportplak Razbachstraße.

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Jugendgruppe des Zentralverbandes der Angestellten Seute, Dienstag, findet folgende Beranstaltung ftatt: Norbweft: Jugendheim Lehrter Str. 18-19. Marl  - Ewain- Abend."

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