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Eugen Ernst  . 3a seinem 65. Geburtstage. 2l'm 20 September feiert ber frühere langjährig« und erfolg- reichste organisatorische Leiter der Berliner   Sozialdemo- k r a t i«. Genosse Eugen E r n st, seinen sünfundsechzigsten Geburts  - tag. lieber 45 Jahre steht Ernst agitierend und organisierend in der deutschen   Sozialdemokratie über 45 Jahre, und so manches dieser sturmbewegten Jahre muß als Ärjegsjahr doppelt gerechnet werden. Als Eugen Ernst   in die Reihen der geheim organisierten Berliner   Sozialdemokratie trat, hing noch das Fallbeil des Ausweisungsparogrophen drohend über jedem wirklichen Kopf derinneren"" Bewegung. Das hinderte den tatkräftigen, von der Idee des demokratischen Sozialismus entflammten Ernst nicht. sich auf die gefährlichsten Posten der Berliner   Geheimbewegung zu stellen. Aus den harten Erfahrungen der fozialistengesetzlichen Zeit entstand seine fesselnde Arbeit:P o l i z« i s p j ß e l e i e n und Ausnahmegesetz. 1878 1910", eine vortreffliche Schrift, die als ein wichtiges Quellenwerk der Geschichte der deutschen   Sozial­demokratie angesprochen werden kann. Die heftigen Verfolgungen des Ausnahmegesetzes hatten die Köpfe der Berliner   Sozialdemokratie stark radikolifiert, und auf ihre theoretische und tattische Haltung wirkte die Borstellung einer nahen politischen und sozialen Revolution bestimmend ein. Auch Eugen Ernst   wurde von dieser Borstellung ergriffen, die aber mit einer oer- tieften Erkenntnis des eigentlichen Wesens der Sozialdemokratie in
Gerade Sie als Ausländer..
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.'0» Hanns Erich Kamine
seinem Denken zurücktrat. Er wurde der überzeugteste Anhänger der Friedrich Engelsschen Taktik der Eroberung aller Festen. und so vollbrachte er sein Lebenswerk: den Aufbau der sozial- demokratischen Landesorganisation Preußens. Die Lettung der großen Wahlrechtsdemonstrationen Berlins   lag in seinen geschickten Händen, und seine feste, aber besonnene Taktik be- wahrte die Partei von manchen, von der Reaktion so heiß ersehnten Zusammenstößen mit den hauenden Säbeln und schießenden Flinten des preußischen Obrigkeitsstaotes. Die allgemeine Wertschätzung, die Eugen Ernst   als Taktiker und Organisotor genoß, erschloß ihm die leitenden Posten eines Parteikontrolleurs und auch eines Partei- Vorstandsmitgliedes. Die Lebensarbeit Eugen Ernfts reiste in der Novemberrevolution 1918, die ihm zu dem wichttgen Amt des Polizeipräsidenten in Berlin  und Breslau   berief. In der Weimarer Verfassung   nahm der deino- krastsch« Gedanke, für den Eugen Ernst   politisch heiß gestritten hatte. Form und Gestalt an. Wir wünschen dem Genossen Eugen Ernst  beute aus vollem Herzdn, daß er noch manchen Schrill zur Verwirk- l'chung der sozialistischen Idee«rleben möge, die seinem ranzen Kämpferdosein ein»"höhere Weche gegeben hat.' z Oer Brief eines Verrückten? Oos Geheimnis vom Königssee  . Ein Teil der Press« berichtet in großer Aufmachung über ein Geschehnis, das sich bei B e r ch t e s g a d e n zutrug. Im Königs- s c c wurde ein herrenloses Boot aufgesunden, in dem sich ein Hut, -in Stock und ein Schlüsselbund besanden. Auf dem Boden des Booles lag«ne Karte, die schwarzrotgold umrandet war und die Ausschrift trug:Dem Finder eine Belohnung von 100 Mark." Der Mieter des Bootes soll ein Mann Ende der Dreißiger sein. Im Mantel, der im Hotelzimmer hing, in dem der geh.ümnis- volle Gast abstieg, fand sich ein Brief, der auf den Schluß kommen läßt, daß es sich um einen Verrückten handelt vd>r daß der Mann mit den Behörden einen schlechten Scherz treibt oder aber eine Flucht ins Ausland verbergen will. In dem Brief spricht er von einem klassischen Vorkriegsdeutschland, grüßtSeine Exzellenz Majestät König Friedrich August von Sachsen", sagt, er sei fürst- lichcr Abstammung, jetzt aber Sozialdemokrat oder gar Kommunist, wolle aber nicht in der Fürstengruft beigesetzt werden, da sich sonst sein« Asch« in der Urne noch herumwälz«, gedenkt Napoleons  , Ehr- Hardts, des früheren demokratischen Ministers Schiffer, desFrie- densrichters Förster" und anderer. Gegenüber den Sensationsmeldungen gewisser Blället möchten wir beionen, daß es sich nach unserer Ansicht nur um die Tat eines Verrückten oder um eine Mystifikation handeln kann.
2S Todesopfer! Die Explosionskatastrophen bei Saarbrücken  . Saarbrücken  , IS. September. Di« Zahl der Todesopfer der beiden Sxplostonskata» strophen auf dem St. Charles-Schacht in Kleinroffeln ist nunmehr mit 23 festgestellt worden, die Zahl der 23er« letzten mit 25. Ss ist noch immer unmöglich, in den Stollen vorzudringen, da �er unterirdische Brand an- dauert, und man rechnet mit der Notwendigkeit, die Grube vorübergehend unter Wasser setzen zu müssen. Saarländische Gruben sind in keiner Weise gefährdet. Nicht Brüssel  , sondern Wiesbaden  . Als Tagungsort für das ZahlungS-Dantkomitee. Paris  , 19. September.  (Eigenbericht.) Wie derPetit Parisien" meldet, wird das O r g a n i s a t i o n s- komitee der internationalen Reparationsbant, dessen Einberufung nun doch durch die großen Notenbanken selbst erfolgt. in Wiesbaden   zusammentreten. Am 2. Oktober werde«ine erste oorberellend« Sitzung stallfinden. Die eigentlichen Arbeits. sitzungen würden am 7. Ottober beginnen. Wetter für Berlin  : Wolkiges und im ganzen etwas kühlere» Wetter, ohne erheblich« Reaensällc, mäßige westliche Winde. .für Deutschland  : Im Westen wolkig und etwas kühler, im Osten Wetterverschlechterung.
Wir Berliner   meckern gern, dos ist unsere lokale Eigenart, dagegen kann man nichts machen. Leute aus anderen Zonen behaupten deshalb, wir hätten keinen Mund, sondern eine Schnauze und eine große dazu. Mögen sie, wir finden, daß wir bloßkeß" sind, wir sagenMutterwitz", wo die anderen schnoddrig" sagen, und wir wollen uns unsere berlinische Seele nicht rauben lassen. Sind wir nicht die Stadt der Aufklärung? Ich bin ein Lokalpatriot. So oft ich in der Straßenbahn sehe, wie sich einer in die Brust wirft, und höre, wbe er dann in die klassischen Worte ausbricht:Na, erlaumse mah" so oft schlägt mein Herz höher, so ost fühle ich, daß ich zu Hause bin. Jeder von uns weiß, was er davon zu halten hat, wenn wer Dir hamse woll mitn Klammersack gepudert", oderDir hamie woll als Kind zu heiß jebadet" sagt. An derlei Liebenswürdigkeiten erkennen wir Berliner   uns, wie sich die Bayern   daran erkennen, daß sie dunkles Bier trinken und sich mitDamischer Lackl aus- gschamter" anreden. Das sind Freimaurerzeichen, deswegen brechen wir uns noch lange keine Berzierung ob, deswegen bleiben wir doch zwar helle, aber auch geduldig und warten überall, bis wir Moos ansetzen. Man lasse zweihundert Menschen vor irgendeinem Schalter warten. Sie werden entweder ruhig ausharren, bis jeder an die Reche kommt, oder sie werden weggehen. Sind diese zwechundert Personen aber Berliner  , so werden sie teils schimpfen, teils Witze machen, aber unter keinen Umständen weggehen. So sehen wir eben aus. Solange wir unsere Eigenart untereinander oder vielmehr gegeneinander zur Gellung bringen, ist nichts dagegen zu sagen. Anders jedoch wird die Sache, wenn wir nicht mehr bloß unter uns sind. Nicht-Berliner   nämlich, besonders Ausländer, sind manchmal zart besaitet und halten es für eine Unfreundlichkeit, wenn man zu ihnen sagt:Sie oller Dussel, Sie könn woll nich kieken, tretense doch in'n Mitteljang." Die Fremden wisien allerdings nicht, daß man daraufErlaumse mah" zu antworten hat, aber manchmal setzen sie sich doch zur Wehr, und dann schallt ihnen regelmäßig«nt- gegen:Gerade Sie als Ausländer sollten... überhaupt wo Sic unsere Gastfreundschaft genießen..." Und da hört der Spaß auf! Als ich in Turin   lebte, wurde ich in meinem Stammcafe«in- mal nicht bedient, weil der Kellner eine halbe Stunde die Fragen einer älteren Dame beantwortete, die erst jedes Wort in einer wilden Sprache, ich hielt sie für Schwyzerdütsch, ihrem Mann über- setzte. Endlich kam der Kellner zu mir und entschuldigte sich, daß es so lange gedauert Halle.Es sind nämlich Fremde", sagte er, sie haben mich nach verschiedenen Sachen gefragt, und ich mußte
ihnen alles genau erttären. Man muß doch Italien   Ehre machen," setzte er hinzu. Dies« Geschichte, für deren Wahrheit ich mich verbürge, erzähle ich oft und gern. Was der Kellner sagte, war dabei gar nicht nur seine persönliche Auffosiung, es war und ist die Auffasiung oller Italiener. Gewiß, nach Italien   kommen die Fremden seit Jahrhunderten, früher als Eroberer und jetzt als Besucher, und die Italiener vcr- stehen mit ihnen umzugehn. Sie wisien, daß die Fremden Geld ins Land bringen und sie behandeln sie. wie man Kunden behandelt Soll aber nicht auch jeder einmal nach Berlin   kommen? S'nd wir nicht auch eine Fremdenstadt? Und was heißt eigentlich: Gastfreundschaftgenießen"? In Wirklichkeit genießt der Fremde, was er bezahlt. Als Odysseus sich an den Herd des Phäakenkönigs setzte, wurde er zunächst gespeist und gebadet, und erst am Abend fragte man chn, wer er sei und woher er käme: damals gall der Gast als heilig. Heutzutage muß er zuerst Namen und Herkunft angeben, aber schenken tut ihm niemand etwas. Ergenießt" allenfalls den Schutz der deutschen  Gesetze, den er jedoch auch in Form von Steuern und Gebühren bezahlen muß. Als heilig gilt er längst»ichtz mehr. Immerhin, zu einem Fremden zu sagen:Gerade Sie als Ausländer sollten sich an- ständig benehmen", ist eine Ungezogenheit und ein grober Verstoß gegen eins der ällesten Sittengesetze. Es ist außerdem sehr dumm. Denn der Fremde fährt auch wieder einmal nach Hause, und dann erzählt er... Selbstverständlich, wenn man die Sache aus der materiellen in die ideelle Sphäre rückt, statt Wirt Gastgeber und stall Fremder Gast setzen will, muß man zugeben, daß auch der Gast Pflichten hat.' Aber die Pflichten des Gastgebers sind größer, und ein Gast- geber darf sich nicht als Schulmeister ausspielen... Wir müssen doch Berlill und Deutschland   Ehre machen! Wir wollen unsere Eigenart nicht preisgeben, wir haben es auch nicht nötig. Meckern wir weiter! Aber wenn wir zufällig an einen Fremden geraten, wollen wir ihm nicht vorwerfen, daß seine Wiege nicht an der Spree   gestanden hat. Und außerdem: was ein waschechter Berliner   ist, der stammt bekanntlich von außerhalb. Jeder Fremde kann so einmal noch unseresgleichen werden, und dann können wir ihn richtig auf den Arm nehmen. Bis dahin sollten wir uns jedoch lieber so benehmen, als ob er wieder abreiste und bei sich zu Hause für uns Reklame machen sollte, für unsere Waren, unseren Geist und unsere... Liebens- Würdigkeit. Dann kommt vielleicht jeder mehr als einm--' nach Berlin  .
Kleines Theater.
Alt-Serlin" Fritz Friedmann-Frederich   Inszeniert« im Kleinen Theater ein Singspiel in drei BildernA l t» B e r l i n", nach Nante" von Adolf Glaßbvenner. Gemütlichkeit ist da und derber Humor(ohne aus Wieix zu stammen), alle, vergangen« Gestalten werden lebendig, von denen man glaubt, daß sie dieser jungen, vor- wärtsstürmenden Weltstadt einst angehört hatten. Gebauschte Krina  - linen rauschen, Bratenröcke und Zylinderröhren stolzieren gravitätisch vorüber. Aber es sind nicht nur Geister der Vergangenheit, die hier lebendig werden. Blut rollt durch die Adern dieser singenden, pollenden, liebenden, rausenden und saufenden Alt-Berliner Leutchen. Der Hammer echten, schweren Lebens das ewig ist dröhnt hinter den Kulissen. Max Adalbert  , duNante", gebildeterLuley", von Pankow   bis zum Hausvogteiplatz berühmt unter allenEckenstehern" Berlins   als schnoddriges Original, laß dich umarmen! Berlin   saß vor der Rampe, Berlin   von gestern, heut« und morgen und hielt sich vor Lachen den Bauch. Nestroy stand Pate bei dieser In- szenierung. Das SBühnenbild, schlicht und mit vielleicht zuviel Müh« aus antiken Möbeln und Kupferstichen historisch echt gestaltet, schuf eine Atmosphäre, die schon an sich fesielle. Do kommt ein junger Herr Kloppenberg aus Kollbus, ein Kauf- mann, der sein Geschäft für Hunderllaufend verkauft hat, nach Berlin  ' und will Röschen, die Tochter desBürgers und Rentiers" Luffey | heiroten. Röschen aber hat einenPuschel", einenBogel  ", sie ist ein Fräulein Hochhinaus und will was Besonderes zum Ehegemahl kriegen, ein Kloppenberg kann sie nicht reizen. Ja, Flitter, Bräutigam ihrer Schwester Hulda, der sagte ihr«her zu, der hat so wasJe- bildetes" an sich. Kloppenberg aber, der junge Mann au» Kottbus  , läßt sich nicht so schnell kleinkriegen. Er weiß von Röschens Puschel und geht die Sache raffiniert an. Er will Röschen durch Ent- täuschung heilen und mietet für 100 Taler den Eckensteher Konrad Ferdinand Schwabbe, genanntNante, der gebildet« Luley", kleidet ihn als vornehmen Herrn ein und schleppt ihn in Bater Duffeys gastfreies Haus, wo gerade Huldas Verlobung mit Flitter gefeiert wird. Nante bringt Schwung in die Geschichte, er kehrt das Unterste zu oberst und erobert im Sturm die Herzen der Festgesellschaft. Cr soll Röschen den Kopf verdrehen, um Kloppenbergs Ziel« zu fördern. Aber er kann nicht«hinten herum" arbeiten, denn er ist ein echter alter Berliner  , grob, ober ehcklch. So wird alles aufgedeckt, Röschen bekommt ihren Flitter und Hulda ihren Kloppenberg. Der Luley, der das Dienstmädchen Fiek« allen anderen vorgezogen hätte, nimm� schließlich mit seiner allen Braut vorlieb, mft Jette. Neben Max Adalberts herzerquickendemNante" finden wir den trefflichen Hans H« rma n n-S chau f u ß als echten protzig-behäbigen Bürger, zänkisch-rührseligen Dater. Der stimmlich begabte Heinz Sarnow   ist als Kloppenberg ein dummdreister, urwüchsiger Dorstadtxent, der jung« Manfred Boß als Flitter unausgeglichen und hölzern: er soll noch viel lernen. Stark und ausgearbellet ist Richard Starenburgs Roll« als Wirt Karnaljenvogel. Di« Roll« des Röschen ist mll Margarethe Schlegel nicht günstig besetzt. Sie soll einenPuschel" haben, ist aber eine Naive. Tief erlebt und sprühend lebendig ist Eolette Corder als Dienstmädchen Fiele. Sie mimt«in anmutig-sreche» Mt-Derliner Hausmädchen und führt in der weiblichen Besetzung. Neben ihr 'leisten Käthe Erlholz alsJette" und Ellen Frank   als Wirt-trcher Auguste ganz« Arbeit. Die Aufführung wurde ost von stürmischem Applaus unter- brachen, man sah beim Fortgehen nur lachend« Augen. »«cracker von Lecher-dlesacb.
R«ich»schulmuflk«oche. Vom 80. Septemder 61»»um 5. Oktober findet in Hannover   dl« diesjährige ReichSlchulmusikwoche stall, auf der all« praktischen und thcoretis»eii Fragen der modernen Wusikpädagonlt erirtert werden lallen. An der Beranftaltung nimmt u. a. die.Interessengemein- schalt für da» deutsche tlhorgesangwesen- teil, zu der auch der»Deuts che Arbeitersängerdond' geHirt.
Samson und Dalila  ." Städtische Over Um einer Melodie willen hält sichSamson und Dallla" in der Gunst der Opernwelt. Durch anderthalb Akte harrt das Publikum ihr entgegen, sie steht gerade in der Mitte der Oper, diese unendlich oft gehörte Melodie, so oft, daß wir meinen, wir könnten nicht mehr hören, diese blühende, unwiderstehlich betörende Melodie, mit der Dalila den verhaßten Feind ihres Volkes überwälligt, mit derCa mille Saint- Sa ens, der akademisch vornehme Musiker die Opernbühnen der Well erobert hat. Um dieser Melodie willen, die den dramatischen Mittelakt und sozusagen mit rückwirken- der Kraft das ganze Drama beherrscht, drängen sich alle Altistinnen der Welt noch der Partie der Dalila: diese Lerführungsszene bei Blitz und Donner, gipfelnd in dem welthistorisch berühmten Triumph der Heldin über den Helden, macht den unausbleiblichen Erfolg des Abends. Von der Lebenskrast einer Melodie lebt das Werk. Aber sie ist nicht sein Bestes, gewiß nicht sein Edelstes: die tieferen und höheren Werte, um derentwillen Franz Liszt   und Hans v. Bülow einst die Partitur des großen französischen   Zeitgenossen bewundert haben, sind in den dramatisch schwächeren Akten, im ersten und im dritten enchallen: dort vor ollem in den großartigen, mehr oratorien- hast als opernmäßig angelegten Thören der Hebräer(,chie Israeliten klagen unter der Knechtschaft der Philister", erläutert das Pro­grammheft der Städtischen Oper) hier in dem fprmal und koloristisch gleich meisterlich gestalteten Tempelbild und vorher in der kurzen. stark und echt inspirierten Szene Samson im Kerker. Und hier ist Martin Oehman, der sängerisch glänzende Momente hat, menschlich am überzeugendsten. Als Dallla prunkt Sigrid Onegin   mit einer Stimme, derengleichen«s heute sonst nicht zu hören gibt. Der Gestalt des Dramas, auf das es freilich m dieser Oper nicht allzu sehr ankommt, muß sie immerhin einiges schuldig bleiben. Dem Oberpriester des Dagon gibt Max Roth Format und eindring- liche Haltung. Um originelle und zeitgemäße Gestaltung des großen Opfertanzes im Dagons-Tempel zeigt sich mit den Ballettträften de? Hauses Lizzie Maudrit nicht ohne Erfolg bemüht. Aber der Schwerpunkt der Aufführung ist erfreulicherweise und mehr, als man gewohnt sit, in die Teile des Werks gelegt, die dem mustko- tischen Ohr die wertvollsten sind: Chor und Orchester sind auf außer- ordentlicher Höhe: Erfolg der Arbeit Leo Blech  , der für diese Neueinstudierung von der Staatsoper beurlaubt ist.(Merkwürdig genug, daß sie seine Kraft fo lange entbehren tonnte, während oben- drein auch der andere Generalmukdirektor, Erich Kleiber  , In ferne» Ländern weilt.) Nach den Aktschlüssen stürmischer Beifall für r" Beteiligten, gute Arb-ll. miter Erfolg. » ICIaus Princ:«'- wieviel Blinde gibt es? Die International« Gesellschaft für die Bekämpfung der Blind­heit, die vor kurzem im Haag gegründet worden ist, oeröffentlichi einen Bericht, der sich auf Grund zweijähriger Erhebungen mit dem Vorherrschen der Blindheit auf der Erde und ihren Haupt- Ursachen beschäftigt. Bisher hat man genauer nur etwas weniger als die Hälfte der Bevölkerung der Erde erfaßt und die Zahl der Blinden mit etwa 1200 000 festgestellt. Man schätzt die Gesamtzahl der Blinden aus der Erde auf? M i l l i o n e n. Di» Erforschungen der Ursache der Blindheit haben aber gezeigt, daß der ZZerlust des Augenlichts sich in vielen Fällen vermeiden ließe. Der Bericht ver- weist aus denUnterricht im Sehen", der in Amrrika bereits in mehr als 300 Schulen erteilt wird und Kinder mit schwachen Augen dazu erzieht, ihre Sehkraft zn stärken. Aehnlich« Unterrichtsanstalten sind bereits anderwärts eingerichtet, und man glaubt, mit der Der- breitung dieser Methoden und einer energischen Bekämpfung der zur Blindheit führenden Ursachen einer bedeutenden Anzahl n*" Menschen das Augenlicht erhalten zu können.