Morgenausgabe
Nr. 445
A 224
46.Jahrgang
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Vorwärts
Sonntag
22. September 1929
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Deutschnationale Zuchthauskandidaten
Gut und Blut für die internationale Schwerindustrie Deutschnationale Fremdenlegionäre.
Der diplomatische Bombenleger Dr.- Ing. h. c. Moriz Die Enthüllungen der ,, Nationalliberalen Correspondenz"[ hen und militärischen Angeboten entimidelt. Er RIönne, m. b. R., hat sicher damit gerechnet, daß die über die Pariser Berhandlungen des deutschnationalen habe aber durchbliden lassen, daß er feine perfönliche Un Deutschnationale. Bartei auch von ihm abrüden wird, falls Reichstagsabgeordneten lönne haben die geistige Bericht und nicht ein offizielles Angebot der französischen Regierung von seinem dunklen Treiben in Paris etwas bekannt werden mirrung im deutschnationalen Lager vollendet. Die deutsch vertrete. Die Feststellung, inwieweit die damals in Berlin viel follte. Herr Klönne ist allerdings auf der deutschnationalen nationale Pressestelle veröffentlicht die folgende fach verbreiteten angeblichen französischen Angebote wirklich von Erklärung: Reichslifte gewählt und dadurch von seiner Partei als einer der französischen Regierung vertreten würden, fei der Zwed dieſer ihrer besonderen Bertrauensmänner gekennzeichnet. Herr 3u diesen Behauptungen wird sich zunächst der Abgeordnete informatorischen Besprechung gewefen. Diese Feststellung sei a bugenberg wird faum von ihm behaupten fönnen, daß Klönne selbst zu äußern haben. Muß man an sich schon den fram folut negativ gewesen. Darauf sei Herrn Renauld von den zösischen Quellen, denen die„ Nationalliberale Correspondenz" ihre beiden Genannten erklärt worden, daß diese Angebote vom natiobeiden Genannten erklärt worden, daß diese Angebote vom natio Orientierung verdantt, mit einigem Mißtrauen gegenüberstehen, so nalpolitischen deutschen Standpunkt aus nicht ausreichend Auch Klönne erflärt.
erscheint die ganze Attion, die von den Mißerfolgen Stresemanns im Haag ablenfen soll, auch aus einem anderen Grunde in einem eigentümlichen Licht. Bar es doch gerade herr Klönne, der in einer der letzten Reichstagsfizungen das verhängnisvolle Wirken des Herrn Georg Bernhard , des Hauptes unserer französisch orientierten Nebenregierung, schonungsIps aufbeckte. Nach genauer Klärung der Sachlage wird die Deutschnationale Volkspartei zu der ganzen Angelegenheit Stellung
nehmen."
Es meldet sich weiter Herr Arnold Rechberg , der öffentlich feststellt, daß er Herrn Klönne an seinen Berhandlnugen mit französischen Staatsmännern beteiligt habe. Die Enthüllungen werden von der Zeitung Der Jung deutsch e" fortgesetzt. Er richtet folgende Fragen ant den Stahlhelm:
3ft es wahr, daß Herr vou medem, der sich bei dieser Gelegenheit als Außenpolititer des Stahlhelms felbst bezeichnete, vor gar nicht langer Zeit im Haufe des vom Stahlhelm foviel gelästerten und geschmähten Kali- Industriellen Arnold Redh berg mit dem Beauftragten Poincarés, dem Abgeordneten Paul Renauld, verhandelt' hat?
3st es wahr, daß Herr Dr. Kriegt als Bertreter des Herrn Geheimrafs Hugenberg diesen Verhandlungen im Hause Rechbergs mit Paul Renauld beigewohnt hat?
Jst es vor allen Dingen wahr, daß der Beauftragte des Stahlhelms, von Medem, und der Beauftragte Hugenbergs, Dr. Kriegt, den bekannten und im„ Jungdeutschen" mehrmals veröffentlichten Bedingungen Rechbergs zugestimmt und dem Bertreter Poincarés gesagt haben, das sei das außenpolifische Programm des Stahlhelms und der Deutschnationalen Bolkspartei?" he
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Die Herren von Medem der Chefredakteur des Tag" und Dr. Kriegt gehören zu den prominentesten Hugenberg - Journalisten. Bon ihnen fann man nicht wie von Herrn Klönne behaupten, daß sie zur Opposition gegen Hugenberg gehören!
Der Jungdeutsche" stellt weiter fest, daß auch Landbundführer zum Erbfeind" gegangen sind:
S
,, Bir ahnten seit langem, daß da etwas im Gange war und hatten auch mit großer Aufmerksamkeit das Nachspiel verfolgt, das ber. Besuch des deutschnationalen Landbund
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jahr d. J. gehabt hat."
Zum Schluß fagt er:
" Ist es wahr, daß Herr General von Lippe im Sommer dieses Jahres mit Wissen des Stahlhelms mit Rechberg in Paris gewesen ist, um auf Grundlage der Rechbergschen Bedingungen mit französischen Kreisen zwecks Herbeiführung eines Bündnisses mit Frankreich Fühlung zu nehmen? Ist der Stahlhelm weiter bereit, diese französischen Kreise zu nennen, oder
zicht er es vor, daß wir sie nennen."
Diese Mitteilungen zeigen den famosen§ 4 des Hugen berg - Begehrens im neuen Lichte. Sie enthüllen feine ganze Niedertracht. Oder soll man glauben, daß seine Fabritanten ihn nur verfaßt haben, um ihn auf die Herren Klönne, Medem und Kriegh anzuwenden, damit sie Hinden burg und Stresemann im 3uchthaus Gefell. fchaft leisten?
Medem und Kriegt antworten.
feien
Herr Dr. Könne verbreitet durch die Telegraphen- Union eine Erklärung zu den Beröffentlichungen der Nationalliberalen Ror. respondenz Er gibt darin zu, daß er im Jahre 1927 in London Unterhaltungen mit führenden englischen Politikern gepflogen habe und im Winter 1927/28 in Berlin Unterhaltungen ähnlicher habe und im Winter 1927/28 in Berlin Unterhaltungen ähnlicher Art mit französischen politischen Bersönlichkeiten. In diesen Unterhaltungen habe er als elementare deutsche Forderung über die Angaben der Nationalliberalen Rorrespondenz hinaus bezeichnet: unbedingte Rüdgabe des Weichfelforridors, volle Wiederherstellung der deutschen Souveränität und eine Revision des Dawes- Planes in dem Umfange, daß Deutschland höchstens die Hälfte der festen Dames: annuität zu zahlen hätte.
Ueber die Frage, melche Gegenleistungen Herr Klönne für diese Forderungen angeboten hat, schweigt die Erklärung sich aus. Das ist aber gerade ber springende Bunft! Man muß daher an nehmen, daß Herr Ktönne nicht zu beftretten magt, daß diese Gegen leistung im Angebot eines deutsch franzöfifchen Kriegsbündnisses gegen Sowjetrußland bestan den habe.) idn
Und der General von der Lippe:
Generalleutnant a. D. von der Lippe teilt der TelegraphenUnion mit: Bezugnehmend auf die von Ihnen wiedergegebene Beröffentlichung der„ Nationalliberalen Correspondenz" stelle ich fest: Ich habe über meine Pariser Unterredungen mit fran öfifchen und englischen Staatsmännern nicht nur gemeinsam mit Herrn Arnold Rechberg den deutschen Botschafter in Paris , von Hoesch, eingehend informiert, sondern nach meiner Rüdfehr in Berlin auch den Staatssekretär im Auswärtigen Amt , Herrn von Schubert. Auch habe ich mich vor meiner Abreise nach Paris der Zustimmung deutscher offizieller Persönlichkeiten und führender Politiker zu meinen Absichten vergewissert.
fanntschaft mit den Herren v. Me dem und Dr. Kriegf er ihm gänzlich unbekannt sei. Ebensowenig wird er die Be bestreiten können, die doch als Redakteure des„ Tag" und der Nachtausgabe" seine Angestellten sind und die sich, wenn man den schier phantastisch klingenden Enthüllungen des Jungdeutschen" glauben darf, nicht weniger schwer fompromittiert haben. Wahrscheinlich wird man niemals beweisen fönnen, daß die Klönne, Medem, Kriegt in direktem Auftrag Hugenbergs handelten. Sollte dieser Beweis wider alles Erwarten glüden, so würde das nur auf jene besondere Tapsigkeit zurückzuführen sein, von der der deutschnationale Parteivorsigende schon mehr als eine Probe gegeben hat.
Wir wollen aber auch nicht ungerecht sein und behaupten, die von Herrn Klönne angebotene Unterwerfung Deutschlands unter die sowjetfeindlichen Pläne gewisser französischer Kapitalisten sei einfach die deutschnationale Außenpolitif. Sie wäre es auch dann nicht, wenn sie von Hugenberg offenfundig unterstützt würde. Es gibt nämlich teine deutschnationale Außenpolitit, sondern eine ganze Musterkarte deutschnationaler Außenpolitiken. Teils will man im Bunde mit Rußland siegreich Frankreich schlagen, teils will man es genau umgekehrt. Teils feht man auf den Faschismus in Rom , teils auf die Arbeiterregierung in London . Für die Bierbant ist immer die Hauptsache, daß es mit... gegen... geht. Die Punkte tönnen beliebig ausgefüllt werden.
In der Politik sieht manches wie eine große Schurterei aus, was nur Konfufion und Dummheit ist.( Siehe Kapitel Kriegsschuld.) Aber mag man den Deutschnationalen auch ihre Tölpelhaftigkeit als mildernden Umstand anrechnen, so bleibt die ganze Affäre doch auch vom moralischen Standpunft aus erschütternd. Seit Jahren geht die persönliche Hezze gegen Stresemann , dem man nachsagt, daß er sich zum Träger der sozialdemokratischen Verständigungspolitif Frankreich gegenüber gemacht hat. Jeder Schritt, der dazu dienen soll, die Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu beenden und damit im Herzen Europas den inneren Frieden zu sichern, ist von der deutschnationalen Agitation als Landesverrat" hingestellt worden. Die Anhänger der Politif einer Annäherung wurden persönRäumungsbefehle für die 3. Zone. lich infamiert, galten mit ihrer Ehre und zeitweise mit ihrem Leben als vogelfrei. Diese volksvergiftende Heze hat auch in Ausführung nach der Ratifizierung des Young- Planes. jüngster Zeit nicht etwa nachgelaffen, sie hat sich aus Anlaß Paris , 21. September. ( Eigenbericht.) des famosen ,, Boltsbegehrens" zur Berewigung des Dames= Das französische Kriegsministerium hat, wie Plans und der Besegung womöglich noch verschärft. Und nun stellt sich heraus, daß von einflußreichen der„ Temps" zu berichten weiß, den Truppen auch in der Deutschnationalen, von Männern aus dem Kreise dritten Zone des Rheinlandes schon die nötigen Räu5ugenbergs den Franzosen Bindungen anmungsbefehle gegeben. Sämtliche dort liegenden Regimenter hätten bereits ihre neuen Garnisonen in Innerfrankreich angewiesen bekommen. Der Beginn der Näumung selbst aber, betont der„ Temp3" aus brüdlich, tönne erst dann in Erscheinung treten, wenn brücklich, könne erst dann in Erscheinung treten, wenn Deutschland den Young Plan ratifiziert habe. Gaarbevölkerung gegen territoriale Veränderungen nerälen für einen neuen Napoleonzug gegen
Saarbrüden, 21. September. ( Eigenbericht.)
Jn Hanweiler bei Saargemünd an der französischen Grenze fand am Sonnabend eine große Saarfundgebung statt, die von der Sozialdemokratischen Partei, der Zen trumspartei und der Deutschen Volkspartei einberufen worden war und die fich gegen gewiffe Gerüchte territorialer Berände. tungen, die im Saargebiet mit durchfichtiger Absicht in Umlauf gefeht waren, mit aller Deutlichkeit wandten. Im Verlauf der Kundgebung wurde noch einmal der ein mütige Wille der Bevölfe rung, feinerlei territoriale Jugeständnisse bei der Rüdgliederung an Frankreich machen zu wollen, unterstrichen und die Entschloffenheit der gesamten Saardeutschen betont, auch in den von Frankreich besonders umworbenen Gebieten weiler- Rildingen teine Abtretungen oder Grenzveränderungen eintreten zu lassen.
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Warndt- Gau und Han
Zu den Fragen des Jungdeutschen" übermitteln die Herren von Medem und Dr. Kriegt dem Wolffbureau eine Erflärung, aus der hervorgeht, daß Ende April d. I. in der Woh nung des Generals Don Lippe anfäßlich einer Tee- Einladung in Anwesenheit mehrerer anderer Herren, darunter Rechbergs. Die Frattionen der Stadtverordnetenversammlung von Saareine Besprechung stattgefunden hat, in der Freiherr von Medem und Dr. Kriegt in selbstverständlicher Ausübung ihres brüden haben in einer Entschließung zu den kommenden deutschjournalistischen Berufs sich über die politischen Anschau franzöfifchen Saarverhand'ungen einmütig Stellung genommen, in ungen Renaules unterhalten haben. Es sei nicht wahr, daß der Richtung einer unverfeh ten, reftloien ferritorialen die beiden Genannten in irgendeiner Form beauftragt waren Rüdgliederung, einer Rüdführung der Bergwerke in den oder fich als Beauftragte bezeichnet hätten Es set ebenso wenig preußlichen und bayerischen Staatsbesih, unter Ablehnung wahr, daß fie irgendwelchen Bedingungen Reraulds zu aller Internationalisierungs- und Privatifie. stimmten. Renauld habe in dieser Unterredung das Pro- rungs- Tendenzen, und endlich einer zoll- und handelspolitigramm einer Verständigung zwischen Deutschfchen Regelung, die den Intereffen der Saar von denen des übrigen land und Frontreich mit weitgehenden politi. Deutschland und Frankreich entspricht.
geboten worden sind, die weit über alles hinausgehen, was jemals von sozialdemokratischen Landesverrätern" vorgeschlagen oder auch nur geträumt worden ist! Der MarrisBreslau, ist nichts anderes als das Instrument der mus," rief neulich der deutschnationale Herr Quaak in napoleonischen Machtpolitif." Inzwischen hatten schon längst Klönne und seine Leute den französischen GeMostau deutsches Kanonenfutter zu fulanten Breisen offeriert!
Zur Ablehnung dieser deutschnationalen Abart der deutschfranzösischen Berständigungspolitik ist uns Sozialdemokraten fein Wort scharf genug. Der Plan derer um Klönne ist nicht nur infam, sondern auch dumm. Wer es für möglich hält, daß das deutsche Bolt Gut und Blut opfern könnte, um der deutschfranzösischen Schwerindustrie das Russische Reich foloniales Abfazgebiet zu erobern, hat keine Ahnung von der Wirklichkeit.
Bielleicht gibt es im deutschnationalen Lager Blinde, die glauben, daß die Gegnerschaft der Sozialdemokratie gegen den Bolschewismus dazu mißbraucht werden fönnte, Deutschland in einen Krieg gegen Rußland hineinzuheßen. So mag ihnen der Star gestochen werden.
Die Sozialdemokratie steht gegen den Bolschewismus, weil er dem Proletariat die Freiheit, die er ihm versprochen hat, vorenthält. weil er den Kapitalismus mit plumpen Methoden bekämpft und weil er die Arbeiterbewegung Europas in ihrem Kampf gegen den Kapitalismus auf das schwerste schädigt. Solange es in Rußland keine Meinungsfreiheit gibt, wird die Sozialdemokratie die inneren Zustände Rußlands fritisieren. Und solange man von Moskau aus der deutschen Arbeiterbewegung boljchewistische Methoden aufzudrängen versucht und den ver