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Morgenausgabe

Nr. 445

A 224

46.Jahrgang

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Vorwärts

Berliner   Bolksblatt

Sonntag

22. September 1929

Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.

Die stalpattige Ronpareillezetle 80 Bfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. Kleine Anzeigen das feNge Drudte Wort 25 Pfennig( zulässig met Fettgebrudte Borte), jedes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengesuche das erite Bort 15 Bfennig, jedes wettere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben gablen für gwet Borte. Arbeitsmart Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme imhaupt eschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr.

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Verhandlungen mit dem Erbfeind" Krieg gegen Rußland  !

Deutschnationale Zuchthauskandidaten

Gut und Blut für die internationale Schwerindustrie Deutschnationale Fremdenlegionäre.

Der diplomatische Bombenleger Dr.- Ing. h. c. Moriz Die Enthüllungen der ,, Nationalliberalen Correspondenz"[ hen und militärischen Angeboten entimidelt. Er RIönne, m. b. R., hat sicher damit gerechnet, daß die über die Pariser   Berhandlungen des deutschnationalen habe aber durchbliden lassen, daß er feine perfönliche Un Deutschnationale. Bartei auch von ihm abrüden wird, falls Reichstagsabgeordneten lönne haben die geistige Bericht und nicht ein offizielles Angebot der französischen   Regierung von seinem dunklen Treiben in Paris   etwas bekannt werden mirrung im deutschnationalen Lager vollendet. Die deutsch   vertrete. Die Feststellung, inwieweit die damals in Berlin   viel follte. Herr Klönne ist allerdings auf der deutschnationalen nationale Pressestelle veröffentlicht die folgende fach verbreiteten angeblichen französischen   Angebote wirklich von Erklärung: Reichslifte gewählt und dadurch von seiner Partei als einer der französischen   Regierung vertreten würden, fei der Zwed dieſer ihrer besonderen Bertrauensmänner gekennzeichnet. Herr 3u diesen Behauptungen wird sich zunächst der Abgeordnete informatorischen Besprechung gewefen. Diese Feststellung sei a bugenberg wird faum von ihm behaupten fönnen, daß Klönne selbst zu äußern haben. Muß man an sich schon den fram folut negativ gewesen. Darauf sei Herrn Renauld von den zösischen Quellen, denen die Nationalliberale Correspondenz" ihre beiden Genannten erklärt worden, daß diese Angebote vom natio­beiden Genannten erklärt worden, daß diese Angebote vom natio Orientierung verdantt, mit einigem Mißtrauen gegenüberstehen, so nalpolitischen deutschen   Standpunkt aus nicht ausreichend Auch Klönne erflärt.

erscheint die ganze Attion, die von den Mißerfolgen Stresemanns im Haag ablenfen soll, auch aus einem anderen Grunde in einem eigentümlichen Licht. Bar es doch gerade herr Klönne, der in einer der letzten Reichstagsfizungen das ver­hängnisvolle Wirken des Herrn Georg Bernhard  , des Hauptes unserer französisch orientierten Nebenregierung, schonungs­Ips aufbeckte. Nach genauer Klärung der Sachlage wird die Deutschnationale Volkspartei   zu der ganzen Angelegenheit Stellung

nehmen."

Es meldet sich weiter Herr Arnold Rechberg  , der öffentlich feststellt, daß er Herrn Klönne an seinen Ber­handlnugen mit französischen   Staatsmännern beteiligt habe. Die Enthüllungen werden von der Zeitung Der Jung deutsch   e" fortgesetzt. Er richtet folgende Fragen ant den Stahlhelm:

3ft es wahr, daß Herr vou medem, der sich bei dieser Gelegenheit als Außenpolititer des Stahlhelms felbst bezeichnete, vor gar nicht langer Zeit im Haufe des vom Stahlhelm foviel gelästerten und geschmähten Kali- Industriellen Arnold Redh berg mit dem Beauftragten Poincarés, dem Abgeordneten Paul Renauld, verhandelt' hat?

3st es wahr, daß Herr Dr. Kriegt als Bertreter des Herrn Geheimrafs Hugenberg diesen Verhandlungen im Hause Rechbergs mit Paul Renauld beigewohnt hat?

Jst es vor allen Dingen wahr, daß der Beauftragte des Stahl­helms, von Medem, und der Beauftragte Hugenbergs, Dr. Kriegt, den bekannten und im Jungdeutschen" mehrmals veröffentlichten Bedingungen Rechbergs zugestimmt und dem Bertreter Poincarés gesagt haben, das sei das außen­polifische Programm des Stahlhelms und der Deutschnationalen  Bolkspartei?" he

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Die Herren von Medem der Chefredakteur des Tag" und Dr. Kriegt gehören zu den prominentesten Hugenberg  - Journalisten. Bon ihnen fann man nicht wie von Herrn Klönne behaupten, daß sie zur Opposition gegen Hugenberg   gehören!

Der Jungdeutsche" stellt weiter fest, daß auch Landbund­führer zum Erbfeind" gegangen sind:

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,, Bir ahnten seit langem, daß da etwas im Gange war und hatten auch mit großer Aufmerksamkeit das Nachspiel verfolgt, das ber. Besuch des deutschnationalen Landbund

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führers von Bilmosli beim Führer des franzöfi­chen Landbundes, Lucien Romier  , in Paris   im Früh.

jahr d. J. gehabt hat."

Zum Schluß fagt er:

" Ist es wahr, daß Herr General von Lippe im Sommer dieses Jahres mit Wissen des Stahlhelms mit Rechberg   in Paris   gewesen ist, um auf Grundlage der Rechbergschen Be­dingungen mit französischen   Kreisen zwecks Herbeiführung eines Bündnisses mit Frankreich   Fühlung zu nehmen? Ist der Stahl­helm weiter bereit, diese französischen   Kreise zu nennen, oder

zicht er es vor, daß wir sie nennen."

Diese Mitteilungen zeigen den famosen§ 4 des Hugen­ berg  - Begehrens im neuen Lichte. Sie enthüllen feine ganze Niedertracht. Oder soll man glauben, daß seine Fabritanten ihn nur verfaßt haben, um ihn auf die Herren Klönne, Medem und Kriegh anzuwenden, damit sie Hinden burg   und Stresemann   im 3uchthaus Gefell. fchaft leisten?

Medem und Kriegt antworten.

feien

Herr Dr. Könne verbreitet durch die Telegraphen- Union eine Erklärung zu den Beröffentlichungen der Nationalliberalen Ror. respondenz Er gibt darin zu, daß er im Jahre 1927 in London  Unterhaltungen mit führenden englischen Politikern gepflogen habe und im Winter 1927/28 in Berlin   Unterhaltungen ähnlicher habe und im Winter 1927/28 in Berlin   Unterhaltungen ähnlicher Art mit französischen politischen Bersönlichkeiten. In diesen Unterhaltungen habe er als elementare deutsche   Forderung über die Angaben der Nationalliberalen Rorrespondenz hinaus bezeichnet: unbedingte Rüdgabe des Weichfelforridors, volle Wiederherstellung der deutschen   Souveränität und eine Revision des Dawes- Planes in dem Umfange, daß Deutschland   höchstens die Hälfte der festen Dames: annuität zu zahlen hätte.

Ueber die Frage, melche Gegenleistungen Herr Klönne für diese Forderungen angeboten hat, schweigt die Erklärung sich aus. Das ist aber gerade ber springende Bunft! Man muß daher an nehmen, daß Herr Ktönne nicht zu beftretten magt, daß diese Gegen leistung im Angebot eines deutsch   franzöfifchen Kriegsbündnisses gegen Sowjetrußland bestan den habe.) idn

Und der General   von der Lippe:

Generalleutnant a. D. von der Lippe teilt der Telegraphen­Union mit: Bezugnehmend auf die von Ihnen wiedergegebene Ber­öffentlichung der Nationalliberalen Correspondenz" stelle ich fest: Ich habe über meine Pariser   Unterredungen mit fran öfifchen und englischen Staatsmännern nicht nur gemeinsam mit Herrn Arnold Rechberg   den deutschen   Botschafter in Paris  , von Hoesch, eingehend informiert, sondern nach meiner Rüdfehr in Berlin   auch den Staatssekretär im Auswärtigen Amt  , Herrn von Schubert. Auch habe ich mich vor meiner Abreise nach Paris   der Zustimmung deutscher offizieller Persönlichkeiten und führender Politiker zu meinen Absichten vergewissert.

fanntschaft mit den Herren v. Me dem und Dr. Kriegf er ihm gänzlich unbekannt sei. Ebensowenig wird er die Be bestreiten können, die doch als Redakteure des Tag" und der Nachtausgabe" seine Angestellten sind und die sich, wenn man den schier phantastisch klingenden Enthüllungen des Jungdeutschen" glauben darf, nicht weniger schwer fom­promittiert haben. Wahrscheinlich wird man niemals beweisen fönnen, daß die Klönne, Medem, Kriegt in direktem Auftrag Hugenbergs handelten. Sollte dieser Beweis wider alles Erwarten glüden, so würde das nur auf jene besondere Tapsigkeit zurückzuführen sein, von der der deutschnationale Parteivorsigende schon mehr als eine Probe gegeben hat.

Wir wollen aber auch nicht ungerecht sein und behaupten, die von Herrn Klönne angebotene Unterwerfung Deutschlands   unter die sowjetfeindlichen Pläne gewisser französischer Kapitalisten sei einfach die deutschnationale Außenpolitif. Sie wäre es auch dann nicht, wenn sie von Hugenberg   offenfundig unterstützt würde. Es gibt nämlich teine deutschnationale Außenpolitit, sondern eine ganze Musterkarte deutschnationaler Außenpolitiken. Teils will man im Bunde mit Rußland   siegreich Frankreich   schlagen, teils will man es genau umgekehrt. Teils feht man auf den Faschismus in Rom  , teils auf die Arbeiterregierung in London  . Für die Bierbant ist immer die Hauptsache, daß es mit... gegen... geht. Die Punkte tönnen beliebig ausgefüllt werden.

In der Politik sieht manches wie eine große Schurterei aus, was nur Konfufion und Dummheit ist.( Siehe Kapitel Kriegsschuld.) Aber mag man den Deutschnationalen auch ihre Tölpelhaftigkeit als mildernden Umstand anrechnen, so bleibt die ganze Affäre doch auch vom moralischen Stand­punft aus erschütternd. Seit Jahren geht die persönliche Hezze gegen Stresemann  , dem man nachsagt, daß er sich zum Träger der sozialdemokratischen Verständi­gungspolitif Frankreich   gegenüber gemacht hat. Jeder Schritt, der dazu dienen soll, die Erbfeindschaft zwischen Deutschland   und Frankreich   zu beenden und damit im Herzen Europas   den inneren Frieden zu sichern, ist von der deutsch­nationalen Agitation als Landesverrat" hingestellt worden. Die Anhänger der Politif einer Annäherung wurden persön­Räumungsbefehle für die 3. Zone. lich infamiert, galten mit ihrer Ehre und zeitweise mit ihrem Leben als vogelfrei. Diese volksvergiftende Heze hat auch in Ausführung nach der Ratifizierung des Young- Planes. jüngster Zeit nicht etwa nachgelaffen, sie hat sich aus Anlaß Paris  , 21. September.  ( Eigenbericht.) des famosen ,, Boltsbegehrens" zur Berewigung des Dames= Das französische   Kriegsministerium hat, wie Plans und der Besegung womöglich noch verschärft. Und nun stellt sich heraus, daß von einflußreichen der Temps" zu berichten weiß, den Truppen auch in der Deutschnationalen, von Männern aus dem Kreise dritten Zone des Rheinlandes schon die nötigen Räu5ugenbergs den Franzosen   Bindungen an­mungsbefehle gegeben. Sämtliche dort liegenden Regimenter hätten bereits ihre neuen Garnisonen in Innerfrankreich angewiesen bekommen. Der Be­ginn der Näumung selbst aber, betont der Temp3" aus brüdlich, tönne erst dann in Erscheinung treten, wenn brücklich, könne erst dann in Erscheinung treten, wenn Deutschland   den Young Plan ratifiziert habe. Gaarbevölkerung gegen territoriale Veränderungen nerälen für einen neuen Napoleonzug gegen

Saarbrüden, 21. September.  ( Eigenbericht.)

Jn Hanweiler bei Saargemünd   an der französischen  Grenze fand am Sonnabend eine große Saarfundgebung statt, die von der Sozialdemokratischen Partei, der Zen­ trumspartei   und der Deutschen Volkspartei   einberufen worden war und die fich gegen gewiffe Gerüchte territorialer Berände. tungen, die im Saargebiet mit durchfichtiger Absicht in Umlauf gefeht waren, mit aller Deutlichkeit wandten. Im Verlauf der Kund­gebung wurde noch einmal der ein mütige Wille der Bevölfe rung, feinerlei territoriale Jugeständnisse bei der Rüdgliederung an Frankreich   machen zu wollen, unterstrichen und die Entschloffenheit der gesamten Saardeutschen betont, auch in den von Frankreich  besonders umworbenen Gebieten weiler- Rildingen teine Abtretungen oder Grenzverände­rungen eintreten zu lassen.

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Warndt- Gau und Han­

Zu den Fragen des Jungdeutschen" übermitteln die Herren von Medem und Dr. Kriegt dem Wolffbureau eine Er­flärung, aus der hervorgeht, daß Ende April d. I. in der Woh nung des Generals Don Lippe anfäßlich einer Tee- Einladung in Anwesenheit mehrerer anderer Herren, darunter Rechbergs. Die Frattionen der Stadtverordnetenversammlung von Saar­eine Besprechung stattgefunden hat, in der Freiherr von Medem und Dr. Kriegt in selbstverständlicher Ausübung ihres brüden haben in einer Entschließung zu den kommenden deutsch­journalistischen Berufs sich über die politischen Anschau franzöfifchen Saarverhand'ungen einmütig Stellung genommen, in ungen Renaules unterhalten haben. Es sei nicht wahr, daß der Richtung einer unverfeh ten, reftloien ferritorialen die beiden Genannten in irgendeiner Form beauftragt waren Rüdgliederung, einer Rüdführung der Bergwerke in den oder fich als Beauftragte bezeichnet hätten Es set ebenso wenig preußlichen und bayerischen Staatsbesih, unter Ablehnung wahr, daß fie irgendwelchen Bedingungen Reraulds zu aller Internationalisierungs- und Privatifie. stimmten. Renauld habe in dieser Unterredung das Pro- rungs- Tendenzen, und endlich einer zoll- und handelspoliti­gramm einer Verständigung zwischen Deutschfchen Regelung, die den Intereffen der Saar   von denen des übrigen land und Frontreich mit weitgehenden politi. Deutschland   und Frankreich   entspricht.

geboten worden sind, die weit über alles hinausgehen, was jemals von sozialdemokratischen Landesverrätern" vor­geschlagen oder auch nur geträumt worden ist! Der Marris­Breslau, ist nichts anderes als das Instrument der mus," rief neulich der deutschnationale Herr Quaak in napoleonischen Machtpolitif." Inzwischen hatten schon längst Klönne und seine Leute den französischen   Ge­Mostau deutsches Kanonenfutter zu fulanten Breisen offeriert!

Zur Ablehnung dieser deutschnationalen Abart der deutsch­französischen Berständigungspolitik ist uns Sozialdemokraten fein Wort scharf genug. Der Plan derer um Klönne ist nicht nur infam, sondern auch dumm. Wer es für möglich hält, daß das deutsche Bolt Gut und Blut opfern könnte, um der deutsch­französischen Schwerindustrie das Russische   Reich foloniales Abfazgebiet zu erobern, hat keine Ahnung von der Wirklichkeit.

Bielleicht gibt es im deutschnationalen Lager Blinde, die glauben, daß die Gegnerschaft der Sozialdemokratie gegen den Bolschewismus dazu mißbraucht werden fönnte, Deutschland   in einen Krieg gegen Rußland   hinein­zuheßen. So mag ihnen der Star gestochen werden.

Die Sozialdemokratie steht gegen den Bolschewismus, weil er dem Proletariat die Freiheit, die er ihm ver­sprochen hat, vorenthält. weil er den Kapitalismus mit plumpen Methoden bekämpft und weil er die Arbeiter­bewegung Europas   in ihrem Kampf gegen den Kapitalismus auf das schwerste schädigt. Solange es in Rußland   keine Meinungsfreiheit gibt, wird die Sozialdemokratie die inneren Zustände Rußlands   fritisieren. Und solange man von Moskau   aus der deutschen   Arbeiterbewegung boljche­wistische Methoden aufzudrängen versucht und den ver