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bleiblich seien, wurde ihm gesagt, es sei gleichgültig, ob die Alzuvielen bei den Unruhen umfämen oder langsam ver­hungerten! Und als ein anderer für die Kabelerneue rung des Elettrizitätsmertes Kredite anforderte, wurde geantwortet, er solle seine Werte an die Privat­wirtschaft pertaufen, dann brauche er feine An­leihen! Ein andermal sprach man offen aus, daß der Wohn­bau nicht Sache der Gemeinden, sondern der Privatwirtschaft sei. Man solle die Mieten in Altwohnungen so erhöhen, daß der Bau neuer Wohnungen rentabel würde, dann wäre der Wohnungsmangel sofort behoben. Vor allem aber müsse die Zwangswirtschaft abgebaut werden. Daß dann die Lohnforderungen nicht ausbleiben tönnen, wird nicht be­ftritten; aber wenn einmal erst alle die geseglichen Schranken zum Schuße der Arbeit gefallen sind, dann wird man schon damit fertig werden.

Direttorensfolz vor Deutschnationalen.

Der letzte Grund des Raiffeisenfrachs.

Die ersten Beugenvernehmungen des Breußischen Untersuchungs-| mann unterließ er es, ja wagte er es nicht einmal, die Forderung ausschusses in der Raiffeisenfache sind, wiewohl sie nur die Beamten der Breußentasse und noch nicht die eigentlichen Schuldigen vom Raiffeisenverband umfaßten, bereits außerordentlich auf schlußreich gewefen. Die Hintergründe des 60- Millionen- Berluftes beginnen sich abzuzeichnen.

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der Ausschließlichkeit der Kreditentnahme bei der Preußenbank gegen die Raiffeisenbank zu stellen. Aus dem gleichen Grunde unterließ er eine Reihe anderer notwendiger Sicherungen, unterließ er vor allem auch die wie Klepper mit Recht betonte so überaus notwendige Revision der Raiffeisenbank. Herr Dietrich aber, Bizepräsident des Deutschen Reichstags, hat das blinde Vertrauen Semvers damit gelohnt, daß er ihn, wie Semver heute entrüftet zugeben muß, in der unerhörtesten Weise hinters Licht führte. Im weiteren Verlauf der Sitzung zerstob noch eine Semper

nüchterner Bahlen wies der jetzige Referent Direktor Siedersleben das Gegenteil nach. Der Gewinn von 1,5 Millionen jährlich, den die Raiffeisenbank sich errechnet habe, und der an sich schon nicht zur Abdeckung des Ueberbrückungsfrebites von 40 Millionen aus­reichend gewesen sei, erweise sich bei Licht als ein Berlust pon mehr als einer Million jährlich. Die Bürgschaften der Genossenschafter für die 40 Millionen feien erst 1938 fällig gewesen, bis dahin würden die zahlungsfähigen Genossenschafter wahrscheinlich abge wandert sein, wenn dies Damoklesschwert der Bürgschaft über ihnen hängen geblieben wäre. Alle theoretischen Erwägungen über die Tragbarkeit dieser Bürgschaften scheitern an der harien Tatsache, daß schon die Realisierung von 20 Millionen durch Abschreibungen des Aktienkapitals bei mehr als 4000 angeschlossenen Verbänden be­fondere Stüßungsaftionen notwendig gemacht hat.

Sehr wesentlich war eine Erklärung, die am Schluß der Donnerstagvormittagssitzung der jetzige Präsident Klepper von der Preußentasse abgab. Hätte im Jahre 1924 bei Eingehung des Das find Proben antifozialer 3eitström un Kreditengagements die Preußenkaffe von der Raiffeisenbank Aus gen, die die enge Berbundenheit der Kommu- schließlichteit der Geschäftsbeziehungen gefche Illusion: daß nämlich die Raiffeisenbank mit Hilfe des nalwirtschaft unserer Zeit mit den sozialen Be- fordert, so wäre es der Raiffeisenbant unmöglich gewesen, Ueberbrüdungskredites fanierbar gewesen wäre. An Hand harter dürfnissen des Voltes flar aufzeigen. Würden sie von anderen Geldinstituten noch ebentredite aufzunehmen auch in den Parteien überall erfannt, so müßte auf die Gesetz- und mit ihnen ihre dunklen Spekulationsgeschäfte zu finanzieren. gebung ein starter Drud erfolgen, diese wichtigsten Berwal- Es wären dann natürlich auch die aus diesen Spekulationsgeschäften tungsorgane in den Stand zu sehen, ihren Aufgaben gerecht entstandenen Riesenverluste ausgeblieben. Die Aus. zu werden. Darum müssen diese Fragen in Frankfurt   erneut schließlichkeitserklärung war aber Anfang 1924 von der Raiffeisen­besprochen und dabei müssen mit möglichster Eindeutigkeit die fasse zu haben, weil damals mit der Kreditgewährung der Preußen­Brobleme aufgedeckt werden. Es ist nicht nur ein wesentlicher taffe fein anderes staatliches oder privates Institut tonfurrieren Teil politischer Zeitfragen, was in diesen Dingen stedt; fonnte. Die Raiffeisenbant wäre gezwungen gewesen, die verlangte es ist auch ein Stück wichtigster sozialer Arbeit, die ver- Erklärung abzugeben, wenn die Preußenfasse sie gefordert hätte. richtet wird. Die Gemeinde steht in unmittelbarer täglicher Der für die Unterlaffung verantwortliche frühere Präsident Fühlung mit allen Interessen und allen Klassen der Bevölke­Semver suchte vergeblich gegen diese Darlegung Stichhaltiges rung. Sie hat daher auch alle Krisen unmittelbar zu spüren. vorzubringen. Und sie hat die große Aufgabe, sie auf allen fulturellen Ge­bieten zu bewältigen. Dazu gebraucht sie neben den finanzi ellen Mitteln auch das Verständnis der Bevölte rung. Die Gemeinde von heute ist weit mehr als je zuvor der Apparat, der das Zusammenleben der Bürger in jeder Beziehung beeinflußt und bestimmt. Es liegt auf der Hand, daß diese Institution mehr ist, als ein Bersuchstaninchen für privatwirtschaftliche Anatomifer. Es ist Zeit, die Bedeutung der unteren Verwaltungskörper zu betonen, denn der Schaden, der sich aus der Vernachlässigung der Gemeinden ergibt, trifft vor allem die Besitlosen.

Seine irrige Anschauung, daß die Berluste der Raiffeisenbank größtenteils bereits vor der Kreditgewährung von 1924, nämlich während der Inflationszeit entstanden ware, wurde sofort an Hand der Atten als irrig widerlegt. Schließlich ergab sich, daß Semver Dom Präsidenten Dietrich nicht nur hinsichtlich der Höhe der Verluste, sondern auch hinsichtlich ihres Ursprungs gröblich getäuscht worden war. Es scheint eben, daß fich Semper von der Raiffeisenbant und namentlich von ihrem Bar. figenden, dem deutschnationalen Reichstagsvizepräsidenten Dietrich viel zu sehr hat imponieren lassen. Gewiß glaubt es Herrn Semver jedermann, wenn er auf eine Anfrage des Borsigenden Der Reichsfinanzminister an der Teilnahme Deerberg mit Entrüstung jeden Berdacht zurücwies, als ob ihn gesellschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zu Dietrich zu einer Verlegung seiner Amtspflicht verleitet hätten. Wir behaupten bas ganz gewiß nicht. Aber die Sache war so:

verhindert.

Der Reichs minister der Finanzen Dr. Hilferding hat an das Präsidium des Deutschen Städtetages Frankfurt a. M. folgendes Telegramm gesandt:

in

Präsident Semver war geblendet von den deutschnationalen Führerpersönlichkeiten, die nach außen hin das Raiffeiseninstitut repräfenfierten.

So blieb nichts anderes übrig, als die Raiffeisenbank zu liquidieren und auf den das Affienkapital überschießenden Teil der Bürgschaften zu verzichten.

Am Schluß der Sizung gab es eine Komödie: ein deutsch national- fommunistischer Antrag verlangte einen zweiten Be= richterstatter. Da einige Vertreter der Linksparteien sich schon entfernt hatten, wurde dieser Antrag angenommen. Aber bei der Bestimmung der Person des zweiten Berichterstatters ging die deutschnational- kommunistische Koalition in die Brüche, da jede Gruppe natürlich aus ihren Reihen den Berichterstatter stellen wollte. Sowohl der Deutsch   nationale Beder wie der Kommu nist Rau fandidierten, aber der eine wurde mit 10 gegen 10, der andere mit 4 gegen 10 Stimmen abgelehnt, so daß ein zweiter Berichterstatter einstweilen nicht vorhanden ist.

Am Dienstag, dem 1. Oftober, sezt der Ausschuß die Zeugen­verhehmungen fort, und zwar werden die ehemaligen Direktoren der Raiffeisenbant, in erster Linie Herr Dietrich, Prenzlau  ,

Meine feste Absicht, an Frankfurter   Berhandlungen Deutschen Städtetages teilzunehmen und über aktuelle Fragen deutscher Finanzpolitik zu sprechen, vermag ich zu schmerzlichem Bedauern Im blinden Vertrauen auf einen Dietrich, auf einen Seet. vernommen werden.

nicht zu erfüllen. Rückkehr des Reichsfanzlers und po. litische Lage erfordern Verhandlungen von großer finanz­politischer Tragweite, die meine Anwesenheit zu unbedingter Not­mendigkeit machen. Aus gleichem Grunde muß Staatssekretär r. Bopitz Frankfurter   Berhandlungen fernbleiben. Mit meiner Bertretung ist Ministerialdiretior Dr. Sarden beauftragt Unter erneuter Versicherung aufrichtigsten Bedauerns, der mir als Reichs. finanzminister gerade jeht so wichtigen Frankfurter   Stät: etagung richt beiwohnen zu fönnen, wünsche ich den Verhandlungen besten Berlauf.

Femeprozeß Edermann.

Am Freitag vor dem Schweriner   Schwurgericht.

Vor dem Schweriner   Schwurgericht beginnt am Freitag, dem 27. d. M., die Verhandlung gegen den wegen Anstiftung zum Morde angeklagten früheren Oberleutnant 3. S. und jezigen Kauf­mann Richard Edermann, der jetzt im 30. Lebensjahr steht. Die Anklage legt ihm zur Bast, Mitte Dezember 1923 in Schwerin  als stellvertretender Leiter des dortigen Kommandos der Schwarzen

tägigen Urlaub zu gewähren. Der Justizminister übersandte beide Gesuche an die Generalstaatsanwaltschaft und diese übermittelte fie der Staatsanwaltschaft III. Staatsanwaltschaftsrat Leffer äußerte fich dahin, daß ein Urlaub nicht gewährt werden könnte, da die Erfahrung gelehrt habe, daß die Fememörder allzu gern ins Ausland entschlüpften und ihnen zu diesem Zwecke auch reichliche Mittel zur Verfügung ständen. Diese Ablehnung des Urlaubsgesuches hatte v. Oppen Tornom als ,, viehische Gemeinheit" bezeichnet. Er wieder holte diesen Ausdruck, obgleid) die Staatsanwaltschaft bereits ant 21. März im Anschluß an einen Brief des Reichstagsabgeordneten

Das neue Kabinett Schober. Reichswehr   den früheren Feldschutzbeamten und Feldwebel in der Cynern sich bereit erklärt habe, Fuhrmann in das Bremer   Gefängnis

Die Minifter vereidigt.

Wien  , 26. September. Bundespräsident Mitlas hat die Bereidigung der in Bien anwesenden Mitglieder der neuen Regierung noch in vor­gerückter Abendstunde vorgenommen.

Wird der Finanzminister aus Amerifa geholt?

Wien  , 26. September.

Wie verlautet, ist für den Posten des Finanzministers der Universitätsprofeffor und frühere Finanzminister im Rabinett Lammasch, Dr. Joseph Redlich, für den Posten des Unter­richtsministers der Universitätsprofessor Dr. Eiselsberg in Aus­ficht genommen. Bis zur endgültigen Regelung führt proviso. risch Bundeskanzler Schober auch die beiden genannten Mini­ſterien

Der für das Finanzministerium in Aussicht genommene Univer­sitätsprofessor Dr. Josef Redlich  , geb. 1869, war auch im Kabinett Lammasch  , in den letzten Tagen der Monarchie, Finanzminister, er meilt gegenwärtig in Amerita, wohin er vor mehreren Jahren als Profeffor für Staatsrechtsfragen an die Harvard  : Universität berufen wurde. Ob er die Berufung annimmt, ist noch fraglich.

Schwarzen Reichswehr Belt   durch Ueberredung zum Mord be stimmt zu haben, indem er ihm den Auftrag erteilte, den seiner Ansicht nach in französischen   Diensten stehenden Spion Friß Beyer zu erschießen, was dieser dann auch in der Nacht vom 15. zum 16. Dezember in der Nähe des Dorfes Mecklenburg   bei Wismar   getan hat. Belt wurde deswegen Anfang Dezember 1925 zur Todesstrafe verurteilt, die in lebenslängliches Zuchthaus und später in eine Gefängnisstrafe von Jahren umgewandelt worden ist; den Rest der Strafe hat das neue mecklenburgische Staatsministerium im Gnadenwege erlassen.

Es handelt sich hier wieder um einen Feme  "-prozeß. Ecker­mann war nach seinem Ausscheiden aus der Marine und vorüber­gehender kaufmännischer Tätigkeit bei einer Großbant zur Schwarzen Reichswehr übergetreten und fam nach dem Zusammen­bruch des Küstriner Putsches mit dem Bataillon v. Senden nach Schwerin  . Dieses stand unter der Leitung des Oberleutnants v. Pannwit, deffen Adjutant Edermann war, Kurze Zeit nach der Erschießung Beyers ging Eckermann ins Ausland, und zwar zunächst nach Merito und von dort nach Guatemala  . Dort erfolgte am 18. Mai 1928 feine Berhaftung.

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Der schimpfende Mörderfreund.

" Biehische Gemeinheit" und Fememörder.

Saarverhandlungen gegen 20. Oftober lung gegen den Borfißenden der nationalen Nothilfe v. Oppen.

Interne Beratungen in Paris  .

Paris  , 26. September.  ( Eigenbericht.)

Die zur Borbereitung der deutsch  - französischen Saarverhandlungen gebildete französische   Ministerial­Kommiffion ist am Donnerstag im Quay d'Orsay zu einer ersten jedoch rein geschäftsordnungsmäßigen Sigung zusammengetreten. Der Generalinipettor des Grubenwesens im Ministerium für öffentliche Arbeiten Fontaine wurde zum Führer der französischen   Delegation bestimmt. Die Verhandlungen dürften, mie hier verlautet, um den 20. Oftober herum beginnen.

Der Shearer- Skandal.

Neue Enthüllungen.- Ein Geheimbrief an Lloyd George  .

Washington  , 26 September.( Eigenbericht.)

Am Montag foll das britische Geheimdokument", has im Berlaufe der Untersuchung der Senatstom.nission über das Flottenbauprogramm eine große Rolle spielt, anläßlich der Berneh­mung Shearers bekanntgegeben werden. Das Dokument soll u. a. cinen angeblich vom Juni datierten Brief eines tonserva tiven Ministers an Lloyd George   enthalten, der außer ordentlich scharfe Ausdrüde gegen Amerita enthält. Man befürchtet, daß der bevorstehende Besuch Macdonalds durch die Bekanntgabe dieses Briefes eine gewiffe Trübung erfährt. 1

Bor seiner Reise nach Washington  , die er am Freitag antritt, hatte Macdonald noch eine längere Unterredung mit Botschafter

Dames.

Bor dem Schöffengericht Berlin- Mitte fand geffern die Berhand. Tornow statt. Er war angeklagt, den Oberstaatsanwalt Sethe und den Staatsanwaltschaftsrat Leffer öffentlich beleidigt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe in höhe non 600 Mart, im Nichteintreibungsfalle zu 12 Tagen Gefängnis.

Rittergutsbesitzer und Rittmeister a. D. von Oppen- Lornom ist Borsitzender der sogenannten Nationalen Nothilfe und bezeichnet sich als Beauftragten ,, der als sogenannten Fememörder verurteilten alfen Soldaten". In dieser Eigenschaft bereiste er Deutschland  , um für die Fememörder Stimmung zu machen und beschimpfte in allen Ton­arten den preußischen Justizminister und die Staatsanwaltschaft Land­gericht III, die das Urlaubsgesuch des zum Tode verurteilten und später zu Jahren Gefängnis begnadigten Femeleutnants Fuhrmann, den feine angeblich erblindele Mutter noch einmal sehen wollte, abgelehnt hatte. Er nannte diese Handlung des in Frage kommenden Ober­ftaatsanwalts Sethe und Staatsanwaltschaftsrats Lesser in einer Bersammlung in Freienwalde   am 17. Februar dieses Jahres Diehische Gemeinheit". Ungeachtet dessen, daß gegen ihn wegen dieses Ausdrucks ein Strafverfahren eröffnet wurde, wieder holte er denselben in verschiedenen Bersammlungen und soll das gleiche unter anderem auch im Birkus Busch am 20. Juli getan haben. Bor dem erweiterten Schöffengericht Berlin- Mitte   erschien der Borsitzende der Nationalen Nothilfe in Begleitung des van den Fememordprozessen bekannten Rechtsanwalts Dr. Golz. Er er flärte den beleidigenden Ausdruck ,, viehische Gemeinheit" bewußt gewählt zu haben in der Absicht, ein Strafverfahren gegen fich herauf zubeschwören.

Herr von Oppen- Tornow hatte während seiner Anwesenheit in Bremen   Prof. Grunert, dem Bruder der Frau Fuhrmann, empfohlen, daß sowohl sie als auch der verurteilte Sohn ein Gesuch an das Ministerium einreichen mögen mit der Bitte, dem legteren vierzehn

zu überführen, damit seine Mutter ihn hier besuchen tönne. Früher hätte davon feine Rede sein tönnen, da Frau Fuhrmann die ganze Beit über bettlägerig gewesen war. Frau Fuhrmann erhielt die Möglichkeit, 14 Tage hintereinander ihren Sohn zu besuchen und bebantte sich dafür schrift. lich beim Justizministerium. Ungeachtet dessen erklärte der Angeflagte v. Oppen- Tornom selbst gestern noch, daß er den Aus­drud viehische Gemeinheit" nicht zurücknehme!

Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen öffentlicher Be­leidigung in einem Fall, und zwar wegen der Rede in Freienwalde  , zu 600 Mart Geldstrafe oder hilfsweise zu 12 Tagen Ge fängnis.

Eine fleine Bombe.

Die neueste rechtsraditale Mode.

Der fatholische Banerische Kurier" in München   hatte es gewagt, sich etwas über Herrn Ludendorff und seine neuesten geistigen Produkte lustig zu machen. Daraufhin erhielt er aus Berlin  das folgende Schreiben:

" Sie hegen gegen unseren großen preußischen Führer Er zellenz Ludendorff  . Das wird Ihnen noch in diesent Jahr mit einer fleinen Bombe heimgezahlt. Der dazu Auserwählte. Mögen alle ultramontanen bayerischen Schweine verreden. Das walte Gott  . Hoch Deutschland  , hoch Preußen! Hoch die Monarchie!"

Die fleine Bombe" scheint in den nationalistischen Kreisen die neueste Mode zu sein. Wenn sie dann wirklich plagt, will man von ihr nichts gemußt haben,

Severing und die Pressa.

Ausstellungen und ihr Ergebnis.

Köln  , 26. September.  ( Eigenbericht.) In einer anläßlich der Eröffnung der Magdeburger  Sportausstellung gehaltenen Rebe hat Reichsinnenminister Severing die deutschen   Städte zu alleräußerster Sparsamkeit ermahnt und u. a. auf das Defizit der Presseausstellung in Köln   verwiesen.

Auf Grund dieser Ausführungen wendet sich jetzt die Kölner bürgerliche Bresse und die Stadtverwaltung gegen den Reich sinnenminister. Er wird der Infonsequenz geziehen, weil er im vorigen Jahr am Schluß der Pressa in einer Rede dem Erfolg der Pressa Lob gespendet hat. Als Severing die Schlußrede auf der Pressa hielt, lag das finanzielle Endergebnis dieser Aus ftellung noch gar nicht vor. Im anderen Falle würde er damals wahrscheinlich anders geredet haben. In Erwiderung auf die Be­hauptungen der Stadtverwaltung, nach denen die Bressa in Einnahme und Ausgabe mit rund 7 Millionen Mart balanciert, ist schließlich folgendes zu sagen: Wenn man die Amortisation der großen rechts­rheinischen Museums- und Meffebauten, in denen die Bressa unter gebracht war, außer acht läßt, dann allerdings halten sich die Ein­nahmen und Ausgaben der Bressa ungefähr die Waage. Daß es sich aber bei den Ausstellungsbauten um einen 3insendienst von 20 millionen Mart handelt und die Amortisationspflicht bei dem Zinsfuß der Stadthaupttasse in die Millionen geht, sagt man nicht.