Die fahrenden Schläfer.
Berlin ist eine arbeitsame Stadt, eine der emfigsten und attiosten Menschenfieblungen der Belt überhaupt, Miefen überall unbestrittenen Ruf und Ruhm verdankt Berlin feinen Arbeitern, den mit Kopf und Hand Werttätigen, deren ,, Leben“
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Heil, Huter, Heil!
Der Weltbund in dem Schulzimmer.
Ein Rassenzimmer des Friedrich Wilhelm Gym. nasiums. Anwesend zehn Frauen, fünf Männer und der Redner. Versammlung des Huter- Bundes Bureau, Fabrit, Lagerschuppen, Drehbant, Werkstätte fest; sein Ruf: Heil, Huter, Heil; seine Farben: hellgrau, blau, Sein Gruß ist: treu und orange; fein Symbol: Efeu, Eichenlaub, Holunderblume; seine Grundlehre: Carl Huters Psycho- Physiognomit; sein ethisches und ästhetisches Bekenntnis: Kallisophie( was, wohlbemertt, tein Mädchen ist); sein Ziel: Bahrheit, Schönheit und Glüd. Der Begründer dieses Bundes ist Carl Huter , leider weilt er nicht mehr schrieben, als er auf dem Sterbebette lag, waren bazu noch acht unter uns, weil er 1912 gestorben ist. Aber er hat 36 Bücher gein Arbeit, und so können wir ja nachlesen, was hinter dem schönen Buchtitel: Elementarstrahlen und strahlende Lebenstraft Helinda" für ein Zauber steckt.
oder Laboratorium heißt. Es sind leider! nicht immer nur die acht Stunden, die einem dieses Leben abnötigt, es sind oft mehr! Und mehr auch als mur einmal in der Woche geht der halbe Tag für die Arbeit drauf. Für die Erholung und für das Notwendigste, den Schlaf, bleibt da oft nur wenig Zeit. Aber geschlafen muß werden. Ein wenig muß man einmal, wenn zu Hause die Zeit dazu nicht reichte, selbst draußen die Augen schließen, sich innerlich ent. ipannen und freimachen von dem tobenden Getriebe der Um welt. Nur ein bißchen! Nur ein paar flüchtige Minuten! Es ist ja fein regelrechter Schlaf, tein tiefer, befreiender, nur so ein Ricerchen, so ein ganz leises, mit halbwachen, zum Handeln immer noch fähigen Sinnen. 3ehntausende schlafen diesen leifen, zarten Schlaf in den durch die Tunnel sausenden Unter grundbahnen, Behntausende tun, mit halbentspannten Kräften und facht geloderten Muskeln, zwischen fünf Haltestellen ihrer Straßenbahn diesen mimosenhaft empfindlichen Schlaf, der oft voll der phantastischsten Borstellungen und Träume ist; Zehntausende schwanfen im Morgendämmer der Frühe und im Dunkel der Nacht, auf dem Wege nach Hause oder zur Arbeit begriffen, oben auf den Decks der Autobusse traumschmer hin und her an jeder neuen Haltestelle schreckten fie auf, immer in der Furcht, ihr Ziel zu verfehlen.
Es gibt aber auch Birtuosen unter den fahrenden Schlä fern, solche, die tief und fest im Stehen schlafen fönnen, in dem stoßenden Rhythmus des dahinsausenden Zuges schwankten sie
mie ein Rohr im Winde, aber das stört weder ihre Balance noch den Schlaf- und fie triegen es sogar fertig, zur rechten Zeit an der richtigen Haltestelle aufzuwachen. Diese virtuosen Schläfer bedauern mit Recht jene, die schlafend ihr Ziel verpassen und erst an der Endstation aufwachen. Die Virtuosen sind, darauf fann man zehn gegen eins wetten, auch bei der Arbeit die ,, aufgewecktesten Leute. Ihr geistiger und förperlicher Organismus ift wie ein feines Instrument egatt auf die Notwendigkeiten des Augenblids eingespielt, sie sind, selbst traumbefangen und Schlaffchwer, jederzeit zum Handeln bereit. Und Berlin beher. tergt ihrer nicht wenige! Sie sind also nicht die Schlechteften, bie fahrenden Schläfer!
Raubüberfall auf einen Automobilisten. Bei Lichtenrade bewußtlos aufgefunden.
Ein geheimnisvoller Ueberfall, der in seinen Einzelheiten noch ungeklärt ist, beschäftigt die Kriminalpolizei. Auf der Chauffee zwischen den Ortschaften Lichtenrade und Glasom fanden gestern abend furz vor 20 Uhr zwei Bassanten neben einem vierfigigen Sportwagen, der mit den Borderrädern im Chauffeegraben stand, ben Führer des Autos bewußtios auf. Die Leute hielten den Chauffeur eines unmittelbar darauf die Stelle passierenden Brivatautos an, der den Bewußtlosen nach der Rettungsstelle in Tempelhof brachte. Den Bemühungen des Arztes gelang es bald, den Bewußtlosen, der am Kopf leichte Berlegungen aufwies, ins Leben zurückzurufen. Wie aus seinen Personalien hervorging, handelte es sich um den 29jährigen Willi M. aus der Rigaer Straße. Nach seinen Aussagen hatte er im Spreewald seine Braut besucht und befand sich auf dem Rückwege. Zwischen Glasom und Lichtenrade murde er von dem Scheinwerfer eines aas entgegengesetzter Richtung tommenden Autos derart geblendet, daß er die Herrschaft über sein Fahrzeug verlor und gegen einen Baum fuhr. Von da an fehlt ihm jede Erinnerung.
W. ist scheinbar überfallen und ausgeraubt worden. In seinen Augen befanden sich noch deutliche Spuren von Pfeffer. Außerdem fehlte ihm die Brieftasche, in der sich etwa 400 Mart befunden haben sollen. Nach allem hat es den Anschein, als ob das Opfer eines planmäßig vorbereiteten Raubüberfalles geworden ist. Da sich seine Verlegungen als nicht schwer herausftellten, fonnte er alsbald in seine Wohnung entlassen werden.
Sozialdemokratische Arbeit in Neukölln.
Gelände an der Hasenheide wird Bolkspart.
Die Kreisdelegierten der Reutoliner Parteiorganisation traten zusammen, um die Aufstellung der Stadt- und Bezirts. verordneten vorzunehmen. Bürgermeister Genoffe Scholz hatte das Referat übernommen. Die Sozialdemokratie, so führte er aus, hat zwar nicht die Mehrheit in den Stadtparlamenten, aber doch die Führung der Kommunalpolitif seit vier Jahren. Bir haben für die Kommunalpolitik die Verantwortung, die wir auch freudig übernehmen fönnen, denn die Leistungen auf diesem Ge biete sind unbestritten. Die Stadt Berlin hat in den letzten Jahren eine außerordentlich gute und weitsichtige Grundstüdspolitik getrieben, die es heute ermöglicht, die Großstadt mit genügend Freiflächen aufzulodern. Berlin hat heute eine Bauordnung, die das Spekulantentum herabdrückt und dafür sorgt, daß hygienisch einwandfreie Wohnungen, in die auch Licht und Luft kommt, gebaut werden. Riesiges Gelände ist für die Dauertlein. gärten ausgewiesen.
Ber Bezirk Neutölln hat auf diesem Gebiete mustergültige Anlagen geschaffen, so den großen Volkspart an der Hasenheide und den Sportpart am Tempelhofer Feld. Damit nicht genug, wird das Bezirksamt das ganze Gelände um die Hasenheide auftaufen und es der Neuköllner Bevölkerung als Erholungsanlage erschließen. Auch auf dem Gebiete des Schul wesens ist gute Arbeit geleistet worden. Auch dem Arbeiter ist es heute möglich, sein Kind in die höhere Schule zu schicken. Im Bezirk Neukölln sind an den höheren Schulen über 50 Proz. Freistellen. Der Mitarbeit der Sozialdemokratie im Bezirk Neukölln ist es zu danken, daß auch auf dem Gebiete des Krankenhauswesens und der Wohlfahrtspflege die Verwaltung im Dienste des Boltes, im Dienste der arbeitenden Schichten, gemirtt hat mit einem Appell an die Mitglieder der Partei, alle Kräfte anzufpannen, damit bei den Kommunalwahlen der Einfluß der Sozialdemokratie gerade in den Arbeiterbezirten noch wächst, schloß der Referent feine Ausführungen. Die Versammlung nahm dann eine Resolution an, in der die Regierungsstellen aufgefordert werden, mit allem Nachdrud gegen die terroristischen Gruppen von rechts und links vorzugehen. Bei der Kandidatenaufstellung wurde Genaffe Harnisch an erster Stelle gewählt.
Billiger Sprachunterricht. Die Genoffin Seß. Spidernftr. 16, Garten. haus 2 Tr., beginnt am 1. Ottober mit einem neuen Rurfus für frembe Sprachen, befonders Englisch und franzöfifch. Die Unterrichtsgebühr if außerft gering. Anmeldungen werden bis aum 4. Oftober entgegengenommen.
Bir dachten unter irgendwie belastete Leute zu tommen, aber weit gefehlt. Da faßen nette Kontoriſtinnen, so um zwanzig herum, ganz modern gekleidet, mit schön ondulierten Bubenköpfen, dann mit den Mäbchen gleichalterige junge Männer, Angestellte mit auf gewedten Gefichtern, alle todernst bei der Sache; statt schwimmen zu gehen, englisch zu lernen oder sich um ihren Tarif zu fümmern! Dazu mehrere ältliche Damen, diese allerdings mit einem unverkenn baren Stich. Noch ein: fein einziger Arbeiter mar da.
Der Bortrag über Körperfarm und Charakter stand unter dem Motto: Ich seh's an deiner Stirne, du haft' ne weiche Birne!" Be. wunderns und staunenswert, wie da Plattheit an Plattheit anein andergereiht wurde, so herrlich einleuchtend und oberflächlich. Hätte es noch länger gedauert, dann hätten wir armen Margisten doch noch tranenden Auges gestanden, was wir für große Trottel sind.
Go tam es aber nicht zu unserer Aufnahme in den Huter- Bund, benn nach§ 3 Absatz 2 der Satzungen müssen wir erst eine gemügende Borbildung in den Elementarschulen der Carl Huterschen Psycho- Physiognomit nachweisen, worüber der Vorstand und die ordentlichen Mitglieder entscheiden." Und dazu wird es wohl bei Und dazu wird es wohl bei uns armen Jrrenden niemals reichen.
Aber die anderen, diese jungen Menschen, waren gefangen und Balschten laut Beifall. Schade um die jungen Seelen.
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Mordversuch und Selbstmord.
Der Grund der Tat: Mittellofigkeit.
In einem Gasthof in Rottbus war ein Paar abgestiegen, das fich für Eheleute Oswald Berger und Frau Dora aus Berlin auf, die Frau lag mit angeschnittenen Pulsa dern blutüber. ausgab. Gestern fand man den Mann in dem Zimmer erhängt strömt im Bett. Sie wurde sofort in ein Krantenhaus gebracht un> man hofft, sie am Leben erhalten zu können. Nach den in Berlin angestellten Ermittlungen scheint es sich nicht um ein Ehepaar sondern um Geschwister zu handeln. Weiter ist festgestellt, das die beiden Leute unter dem Namen Bornemann und Böttcher aus in anderen Städten als Ehepaar Quartier genommen hatten. Au einem hinterlassenen Zettel hat der Mann mitgeteilt, daß mittel: loligteit der Grund zu der Tat war. Der Mann mar etwa 60 Jahre alt, 1,65 Meter groß und hatte start ergrautes Haar. Sein Oberhemd war D. B. gezeichnet. Die Frau verweigert im Krankenhause jede Auskunft über ihre wahre Persönlichkeit.
Schweres Eisenbahnunglück in Frankreich . Fünf Streckenarbeiter überfahren und getötet. Paris , 27. September.
Ein schweres Eisenbahnunglüd ereignete sich in der Nähe von St. Jean de Mamieaug. Ein Zug, der auf einer abschüffigen Stelle ins Rollen gekommen war, fuhr in eine Rolonne Stredenarbeiter hinein. Fünf Arbeiter wurden sofort getötet. 3wei Arbeiter wurden lebensgefährlich verlegt und mußten in hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus geschafft Sittlichkeitsvergehen eines Greises.
werden.
Wegen fortgesetter Sittlichkeitsverbrechen an Mädchen von 6 bis 8 Jahren wurde in der Nachbarschaft des Stettiner Bahnhofes ein 86 Jahre alter Schuhmacher festgenommen und dem Unter juchungsrichter vorgeführt. Der alte Mann hatte die Kinder in feinen Keller gelockt. Bisher sind drei Mädchen festgestellt, die er obendrein mit einer Krankheit angesteckt hat. Wahrscheinlich aber ist die Zahl seiner Opfer damit noch nicht erschöpft. Sein Treiben wurde durch eine Mutter aufgedeckt, die ihre Tochter zum Abend. essen rufen wollte und sie nach langem Suchen in dem Keller fand.
Was sagt der Bär?
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JOSETTI JUNO