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Krieg macht sich nicht bezahlt!

Von Léon Jouhaux .

Zunächst eine Erinnerung: Es war vor neun Jahren, im Ruhrgebiet ; menn ich nicht irre, in Bochum . Zum ersten Male seit dem Kriege traten französische Gewerkschafter in Deutschland mit deutschen Arbeitern in Berührung. Einige Tage vorher hatte ein französischer Minister eine optimistische Rede gehalten und vor aller Welt verkündet, daß Frankreich aus eigenen Mitteln die Wiederherstellung der zerstörten Ge­biete vollendet habe. Ich hatte große Mühe, unseren deutschen Freunden die Ueberzeugung beizubringen, daß eine Minister rede fein Evangelium ist und daß das Problem der Wieder­herstellung der zerstörten Gebiete noch lange nicht gelöst fei. Dieser Zwischenfall tommt mir ins Gedächtnis anläß­lich der Rede eines anderen französischen Ministers, die jüngsten Datums ist und der die deutschen Telegraphen bureaus eine besondere Bedeutung beimaßen.( Es handelt sich um die Rede des französischen Innenministers Tardieu, in der der Aufschwung Frankreichs infolge des gewonnenen Krieges gerühmt wurde.)

Die französische Arbeiterklasse ist nicht verantwortlich für den Gelegenheitsoptimismus der Minister, ein Optimismus, den fie nicht zu teilen vermag. Zehn Jahre Frieden haben ihr vor allen Dingen eines gelehrt: bag ber Krieg ich nicht bezahlt macht. Ueberall haben die Arbeiter die hauptsächlichsten Kosten des Krieges getragen, überall haben sie die Lasten der Nachfriegszeit zu tragen. Ich weiß wohl, daß man im Auslande oft von der gün­ftigen wirtschaftlichen Lage Frankreichs spricht, und ich ver­fenne feineswegs die glücklichen Umstände, die bewirken, daß, von einzelnen Berioden abgesehen, die Arbeitslosigkeit praf tisch bei uns in Frankreich nicht eriſtiert.

Freilich wären da Einschränkungen zu machen. Ich weise nur auf eine Tatsache hin: die Anwesenheit einer riesigen eingewanderten Bevölkerung- mindestens 2% Mil­lionen hemmt nicht allein die gewerkschaftliche Tätigkeit, denn diese Eingewanderten sind außerordentlich schwer zu organisieren; sie verfallen auch viel leichter der tommu nistischen Demagogie. Ich will auch nicht weiter darauf hin­meisen, wie sehr die französische Gemertschaftsbewegung ge­litten hat durch die kommunistische Spaltung, wie sehr sie in ihrem Aufstieg gehemmt wurde und lange Zeit in die Defensive gedrängt war.

Immerhin darf ich wohl bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, daß der französische Gewerkschaftsbund nicht un­wesentlich dazu beigetragen hat, daß die französische Arbeiter­schaft während der Entwicklung der Nachkriegszeit nicht die schmerzhaften Krisen durchzumachen gehabt hat. die das Pro­letariat in den meisten anderen industriellen Ländern heim­fuchten. Historisch betrachtet, fann man wohl sagen, daß der französische Gewerkschaftsbund der Arbeiterschaft vor allen Dingen den großen Dienst geleistet hat, die Initiative für jene Handlungen zu ergreifen, die die drohende Finanztatastrophe verhinderten und dadurch die allgemeinen Eristenzbedingungen der Lohnarbeiter sicherstellten und gleichzeitig die Errungen fchaffen der Vor- und Nachfriegszeit erhielten.( Anm. d. Red.: meifellos tam der französischen Arbeiterbewegung dabei nicht nur das Beispiel und die Erfahrung der deutschen Inflation Augute. bei der die deutsche Sozialdemokratie und die deut fchen Gemertschaften vergeblich als Warner auftraten; es tam ihnen vor allen Dingen zugute. daß auch die franzö­fische Bourgeoisie aus der deutschen Inflation etwas gelernt hatte.)

triegszeit. Wir haben solche, die von hohem Wert find und eine viel größere Bedeutung haben würden, menn unsere Organisationen stärker mären, wenn sie nicht geschwächt wären durch die Spaltung, von der mir uns übrigens zu er holen beginnen, wenn die Arbeiter ihre Tragweite selbst besser abschätzten.

Im Mai 1919 wurde das Gesetz über den Acht stundent ag angenommen, das ein allgemeines Ge seg ist. Während in Genf die internationale Seeschiffahrts­fonferenz, tagt, ist es wohl am Blaze, daran zu erinnern, daß die franzöfifchen Seeleute die einzigen sind, denen das Gesez den Achtstundentag gewährt. Wir haben dann freilich diese Reform gegen die wütenden Angriffe verteidigen müssen, und wir haben dies mit Erfolg getan.

Weiter wäre vor allem zu verzeichnen das Gesez von 1920, das das Gewerkschaftsrecht erweitert, ferner die Verbesserungen in der Unfallversicherung, die Berteidigung der Löhne bei der Steuergefeggebung und vor allem die Annahme des Gefeßes, die die Sozial versicherung einführt, das unter dem Drud des Ge­wertschaftsbundes zustande tam Freilich ist dieser Sieg leider noch nicht vollständig, denn wir befinden uns in vollem Rampf gegen die legten Versuche, die Reform zu sabotieren. Wir verhehlen uns feineswegs, daß die gefeggeberischen Erfolge in Arbeiterfragen Big find. Immerhin hat der franzöfifche Gewerkschaftsbund durch seine Tätigkeit noch andere Ergebnisse erzielen fönnen, und zwar durch seine Teilnahme an follettiven Einrichtungen, deren Schaffung er selbst veranlagt hat: den Ausschuß für Arbeit, den Reichs wirtschaftsrat, das Berufsschulmesen usw.

ohne foziale Gerechtigteit möglich ist, und daß Diese foziale Gerechtigkeit nicht möglich ist ohne den Frieden. Ich benute deshalb die Gelegenheit, die mir der Vorwärts" bietet, um den deutschen Arbeitern die brüderlichen Gefühle der französischen Arbeiter zu übermitteln.

Hugo Adam gestorben.

Einem treuen und verdienten Parteigenossen.

Am Freitag, dem 18. Oftober, ist nach langem, schweren Leiden ein Parteigenosse aus dem Leben geschieden, der von der heutigen Generation der Genossen nur ganz wenigen befannt war, aber doch verdient hat, daß man im Zentralorgan der Partei seiner gedenkt. Hugo Adam, aus einer Kleinstadt Ostpreußens gebürtig, ift um das Jahr 1872 unter dem Einfluß der Reden von August Bebel und Bilheim Liebknecht im gegen sie geführten Leip­siger Hochverratsprozeß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Eisenacher Programms beigetreten, die in diesen beiden Männern ihre Hauptführer verehrte. Er ist in Bersammlungen der Partei menig hervorgetreten, hat aber, nach Berlin übergesiedelt, im engeren Berkehr mit den leitenden Vertretern der Parteimitgliedschaft sich aufs Beste für die Intereffen der Partei betätigt. Bon damals in Berlin wirkenden Genossen schätzte ihn Ignaz Auer besonders hoch, und mir wurde er ein lieber Freund.

Als dann im Jahre 1874 die Aera des staatsanwaltlichen Strebers Lessendorf einsetzte und in dessen Domäne die sozial­demokratischen Organisationen unter den lächerlichsten Vorwänden unterdrückt wurden, schufen Hugo Adam und ich, dem Vorbild folgend, das uns die Lassalleaner gegeben hatten, unter dem Titel Der Socialist, Flugblatt zur Berbreitung socialdemokratischer folgend, das uns die Laffalleaner gegeben hatten, unter dem Titel been" ein im 3wölftelformat gedrucktes, zweimal im Monat er scheinendes Blättchen zum Zweck der Förderung des festen Zusam menhaltes der Genossen in Berlin und um durch seinen Ertrag Mittel für die Bártei aufzubringen. Der legtere Zwed wurde nicht erreicht, da das Blatt, obwohl wir es selbstverständlich unentgelt­lich schrieben, mehr foſtete, als es eintrug. Um feine Redaktion hatte Das ist die summarische Bilanz unserer Tätigkeit die ich, da ich durch Agitationsvorträge in Berlin und dessen weiterer fonders verdient gemacht. Mit Abschluß des Jahres 1874 ließen Ergebnisse, die mir erzielt haben, find nicht zu verachten, und Umgebung start in Anspruch genommen. wurde, Huga Adam be­der Gewerkschaftstongreß hat gezeigt, daß unsere Drgant mit den Socialist " eingehen, da die Eisenacher für Berlin einen fationen fie zu würdigen wiffen. Daneben muß man freilich fozialdemokratischen Wahlverein ins Leben gerufen hatten, den Tessen­auch die passive Seite oder wenigstens die Richt- Gewinnsdorf am Leben zu lassen schien. Fürsorge für Familienangehörige Seite betrachten. Der Tarifvertrag und die Be und eine Ehe, die er unter Umständen geschlossen hatte, welche triebsräte sind zwei wesentliche Forderungen, die immer ihm zur höchsten Ehre gereichen, machten es Hugo Adam nun zum noch auf den hartnäckigen Widerstand unserer Unternehmer Gebat, feine Tätigkeit auf den Erwerb zu beschränken, erst als stoßen. Andererseits missen wir nur zu wohl, daß gewiffe Handelsangestellter und dann als Fabrikant besserer Lederwaren. Reformen, die uns besonders am Herzen liegen, besonders die Aber seine Anhänglichteit an die Partei ließ darum der Sozialversicherung, Frankreich nur auf das Niveau ge- nicht nach. Er hat, wo er fonnte, der Partei Mittel zugewendet bracht haben, das andere industrielle Länder schon vorher und verfolgten Parteigenossen geholfen. Er verfolgte die Entwid­erreicht hatten. lung der Partei, mit lebhaftem Intereffe. Noch bei einem Besuch, den ich ihm wenige Tage vor seinem Tode an seinem Krankenbett machte, unterhielt er sich mit mir weniger veu sich und feinem Leiben , als von den Aufgaben und Kämpfen der Partei. Es war ihm nicht vergönnt, ihr das zu leiften, wozu ihn sein Empfinden für sie und sein reger Geist befähigt hätten. Aber die Tatsache, daß er ihr über ein halbes Jahrhundert treu anhing, wird es recht­fertigen, wenn ich im Parteiorgan seinem Andenken diese Zeilen widme. Berlin- Schöneberg , 19. Oftober 1929. Eduard Bernstein .

Ich möchte zum Schluß bemerken. daß es sehr schwer ist, die seit dem Kriege erzielten Ergebnisse in verschiedenen Län dern zu vergleichen. Jeder Bergleich muß ungenau sein, weil er nicht den sehr verschiedenen Bedingungen Rechnung tragen fönnte, die in den verschiedenen Ländern geherrscht haben. Die Lage der französischen Arbeiterbewegung war eine ganz besondere.

Aber es handelt sich hier nicht um einen Bett lauf. In der internationalen Arbeiterbewegung ist die Er rungenschaft in einem Lande die Anfündigung eines gleich wertigen Sieges in einem anderen Lande, der früher oder später zur Tatsache wird. Die Arbeiterschaft schreitet glüd licherweise nicht auf gleicher Linie vorwärts. Die Vorstöße, die über diese Ideallinie hinaus gemacht werden, dienen als Beispiel für alle, selbst wenn diese Borstöße nicht fiegreich waren.

Mit Zustimmung der Bundesregierung, fo meldet die heimwehr­freundliche Linger Lages poft, wird ein Automobilforps der Heimwehren errichtet, d. h. die Faschistenarmee motorisierf!

( Gewerkschaftliches fiehe 3. Beilage.)

Berantwortlich für Politik: Dr. Curt Geyer : Wirtschaft: G. Klingelhöfer:

Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : R.$. Döscher; Lokales und Sonstiges: Frik Karstadt : Anzeigen: Th. Glode: fämtlich in Berlin . Berlag: Vorwärts- Berlag G. m b. S. Berlin Drud: Vorwärts- Buchdruderet Sierzu 4 Beilagen und Unterhaltung und Wissen".

Ich möchte unseren deutschen Kameraden nochmals sagen, daß die französischen Arbeiter im Berlauf der Nachkriegs­Und nun fragt man mich auf Grund der Rede des Herrn periode vor allen Dingen gelernt haben, den Frieden Tardieu nach unseren Errungenschaften der Nachzu lieben, und gelernt haben, daß der Friede nicht unb Berlagsanstalt Bait Singer u. Co., Berlin G 68, Lindenstraße 3.

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