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Sonntag

20. Oftober 1929

And

Unterhaltung und Wissen

Käthe Donny:

Die Sandgrube flaffte in der Landschaft wie eine große helle Wunde. Ringsum wiegte sich Korn bis hinüber zu dem blauen See, in dem sich die weißen Sommerwolfen spiegelten. Weißdorn stand dicht am Abhang und schüttelte im Herbstwind seine roten Beeren in den Sand.

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Die Grube hatte jahrelang verlassen dagelegen mit umge ftürzten Karren und einer schwarz geteerten Bretterbude, aus der die Tür schief heraushing. Der alte Befiger war gestorben, der Erbe lebte in der Stadt meit fort in vierlei Geschäfte verstrict. Was fümmerte ihn die ferne Sandgrube. Aber nun mar ain fin­biger Geschäftemacher gekommen, hatte die Grube gesehen und um ein Billiges gepachtet. Er mar zu den kleinen Anliegern in der Nähe gegangen, nach Arbeitskräften suchen, und die hatten ihn an den jungen Hoff verwiesen.

Hoff wohnte am See. Eigentlich war er Fischer, aber die Fischerei brachte nichts Rechtes mehr. Hoff brauche Arbeit, ja- es märe geradezu ein Segen, wenn er recht viel davon befäme, sagten die Leute. Es tut nicht gut, wenn ein großer starter Kerl ohne Arbeit ist. So ging Hoff in die Sandgrube.

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Er tat es nicht gern. Sand ist nicht Wasser," sagte er, Sand ist tot, Wasser ist lebendig. Sand ist stumm, aber das Wasser hat feine Sprache. Es singt oder brüllt oder flüftert. Mit dem Wasser fann ich sprechen, mit Gand nicht." Er sagte das Anna, seiner Frau, als sie abends vor dem Hause am See saßen und der Wind den Geruch vom Wasser und das Schnalzen der Fische herauf­wehte.

Du machst dir immer alles unnütz schwer, Boul," sagte Anna mit ihrer hellen Stimme und legte ihre Hand auf die seine, dent lieber daran, wie sie nun mit dem Sand bauen und schaffen werden in der Stadt. Aus allem Toten wird allemal wieder etwas Leben diges."

Baul fah auf Annas Hand, die auf der seinen lag. Eine feste braune Hand, bereit zuzupacken, aber auch zu streicheln. Ja

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Anna war froh, daß er die Arbeit bekommen hatte. Paul war in der letzten Zeit so wunderlich geworden, und sie mußte oft an seinen Bater denken, der wirre Reden geführt hatte und zuletzt im Irrenhaus gestorben war. Die Hoffs waren sonderliche Menschen, mit denen man seine Not hatte alle sagten das. Pauf war gut, aber immer war eine Luft um ihn herum, die einem aufs arz drückte. Man konnte nie so recht froh merden bei ihm, und sie lachte doch so gern. Wenn sie wenigstens ein Kind hätte, ein fleines blondes, helles Kind

Im Sommer reichte Hoffs Arbeitskraft nicht mehr aus, das Doppelte mußte geschafft werden, der Bächter suchte einen zweiten Arbeiter und der tam bald. Der Kutscher, der die Sandwagen nach der Station fuhr, brachte ihn eines Tages mit. Ein heller junger Mensch, frohlaunig und geschmeidig. Er fragte Hoff, der ihn stumm und schwer betrachtete, ob er bei ihm wohnen könne, denn er sei von weit her und fenne hier niemand. Hoff fagte zu. Ihm tam der Blonde nur recht in seine Einsamkeit und Anna würde froh sein. Nun arbeiteten sie zu zweien und wohnten zu dreien. Der Blonde pfiff und sang den ganzen Tag und abends im Hause am See spielte er Harmonika. Anna lachte. Sie tanzte mit Baul. Ueber dem See stand der Mond und das Wasser rauschte. Schön mar der Sommer. Und dann versuchte Baul zu spielen, und der Blonde wollte mit ihr tanzen, aber Anna lief dapon. Die Frauen sonderbar, nicht wahr?" Baul schüttelte den Kopf und griff falsche Töne, aber der Blonde zuckte nur mit den Achseln. So sind sie nun mal."

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An einem schönen Sonntag fuhren sie im Angeltahn über den See. Die beiden Männer sprachen vom Fischen. Paul erzählte in seiner schweren umständlichen Art vom Netzeauslegen, von dem lifti­gen Spiel mancher Fische und von den Geheimnissen des Sees, denn jedes Wasser habe sein Geheimnis. Es müsse von unbekannten Zeiten her sein, als Land war, wo jetzt Wasser ist, mit Tieran und Pflanzen. Strudel seien in der östlichen Bucht und Quellen im Westen und an den Stellen laichen die Fische nie,

Der Blonde lachte. Bei dir ist immer alles Geheimnis, Paul, das Wasser mag's auch so an sich haben, mir ist die feste Erde lieber, da weiß man, moran man ist und steht mit beiden Beinen feft." m

Anna hatte ihre Hand in das Wasser gehängt und jah verträumt in den Grund hinab. Die hohen Algen wiegten sich auf dem heller Sand, silbern und schwarz blizten schlanke Fische durch das wiegende Grün. Sie hörte die Stimmen der Männer, ohne auf ihre Borte zu achten. Dunkel und schwer die von Paul, hell und schwingend die von dem Blonden. Und es war, als fiele abwechselnd die eine über die andere her. Anna mußte nicht warum aber sie zitterte plöglich.­

Der Sommer stand hoch am Himmel. Heiße Tage endeten in warmen Nächten, und aus den Nächten stiegen neue Tage empor, glühend vor Luft und schwer vom Blühen. Paul war unruhig. Er ging mit schiefgelegtem Kopf, als suche er etwas zu ertennen, was neben ihm herschritt, unsichtbar aber doch spürbar. Er arbeitete wie ein Besessener, fuhr nachts noch allein auf den Sea hinaus oder machte einfame Wanderungen.

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Eines Abends nahm er wieder seine Müße und ging hinaus. Die Nacht war flar und voller Sterne. Aber er nahm nicht sein Boot, er schritt zu der Sandgrube und legte sich unter einen Weiß­Dornbusch, der hart am Abgrund stand. Hier hat es angefangen," dachte er, hier aus dem Sand war es gekommen aber mas mas?" Immer drehte sich etwas in feinem Kopf, aber er vermochte es nicht zu faffen, und so viel er auch den Sand fragte, er antwortete nicht. Der Sand blieb stumm. Oder hatte er doch plöglich eine Stimme betommen wie das Waffer? Sprach er nicht? Bar das nicht ein Flüſtern?

Und mit einemmal mußto er, daß es Annas Stimme mar und bie von dem Blonden

Er zitterte und trallte die Hände in den Boden. Das war es also- ba batte er es das linglid, has schon so lange neben ihm herging. Nun konnte er's endlich faffen. Ein heißer Blufftrom fchoß in ihm auf und stieß dumpf in fein Gehirn. Er heulte auf. Anna schrat zusammen. Schrie da nicht jemand?" Nicht doch, ein Hund heult im Dorf."

Baul stöhnte: Ein Hund ein Hund und troch dicht n den Rand der Grube. Und nun sah er die beiden. Anna lehnte an der Schulter des Blonden, der zärtlich auf fle

Die Sandgrube

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einsprach. Wie er sprach. Paul selbst erschauerte. So meich hatte er noch nie einen Mann sprechen hören. Es war, als ergösse sich dem da unten das verlangende Blut in Worte, die nur noch Klang maren. Anna antwortete Leise fast fingend fleine zärtliche Laute, die wie Kinderlallen waren. Beider Hände lagen still, ja. deutlich sah er es nun, als er noch weiter troch Annas Hände waren gefaltet, aber die des Blonden waren zu Fäusten geballt. Ein Erdstück mochte sich gelöst haben, als Paul sich bewegte, denn er hörte Sand in die Tiefe poltern und Anna mit ihrer alten Stimme sagen: ,, Mir wird angst tomm!" Und dann gingen fie.

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Baul blieb auf der Erde liegen. Er sah den Sternenhimmel über sich, talt, glitzernd und unendlich fern. Warum?" schrie er und schüttelte die geballten Fäuste gegen den Himmel: Warum?

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Und von unten her, aus dem dumpfen Brodeln heraus, das ihn seit den letzten Wochen quält:, stieg etwas wie eine eiserne Kugel und setzte sich in seinem Hirn feft, wuchs füllte es aus, daß er nichts mehr denten fonnte nur diese schwere, schwere Rugel fühlte.

Am nächsten Tage arbeiteten die beiben Männer schweigend in der Sandgrube. Es war ein heißer Tag. Die Sonne stach und der helle Sand tat den Augen weh.

Jare

Beilage des Borwärts

Warum sprichst du fein Wort?" fragte Baul und fah finster auf den Blonden.

Der fuhr zusammen und wandte Baul sein Geficht zu, das heute ohne Lächeln war. Warum soll ich sprechen, wenn du nicht sprichst?"

Warum?

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ich dir."

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Weil du mir vielleicht mehr zu fagen hast als

Der Blonde zuckte die Achsein. Ich wüßte nicht."

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So? Ich wüßte schon so allerhand, was ein Ehrlicher zu jagen hätte. Ein Ehrlicher, sage ich."

Der Blonde drehte sich zu ihm. drohend aus, dunkelrot im Gesicht Feind.

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Du

Paul Er sah ein frember Mensch. Ein

Baul nahm seine Hade feft in die Hand. Erschlagen müßte man dich.- du Hund."

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Er hob die Arme und stürzte sich auf den Blonden, stolperte, fiel und schlug mit der Stirn auf das scharfe Eisen seiner Hade. Als Anna mit dem Eßtorb fam, fand sie den Blonden im Sande Inien. Aus Pauls Wunde lief immer noch ein Blutfaben, ganz dünn und blaẞrot, aber das Herz schlug schon lange nicht mehr. Der Blonde hob der Frau sein verstörtes Geficht entgegen. Ich war es nicht- Anna glaube es mir." Anna sah ihn lange an, dann sant sie, als risse sie jemand het unter, neben dem Toten in den Sand. Wir waren es beide!"

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Jubiläum der elektrischen Glühlampe

Am 21. Oftober dieses Jahres wird in Amerita feierlich der Tag begangen, der der Welt einen Gegenstand schenkte, der aus ihr nicht mehr wegzudenken ist, die elektrische Glühlampe. Alle Städte werden im Lichterglanz sprühen, Millionen von Glühlampen werden den Ruhm des greifen Erfinders, Th. A. Edison, verfün den. Das dankbare Amerita hat ihn schon längst noch in anderer Weise geehrt, indem zahlreiche Elektrizitätswerte feinen Namen mit ihrer Firma verbunden haben. Eine besondere, nach unserem Ge­schmad etwas reichlich theatralische Ehrung Edisons bereitet sein Freund Henry Ford vor. Er hat das kleine Häuschen, das das Laboratorium des Erfinders in Menlo Park beherbergte, angetauft, abbrechen und nach seinem Gut in Dearborn befördern lassen, wo ein riesiges, technisch- naturwissenschaftliches Museum im Entstehen ist, Zugleich hat er, soweit sie erreichbar waren, alte Instrumente und Maschinen qus jener Zeit angetauft und ebenfalls in Dearborn aufgestellt. Am 21. Oftober foll donn Edison mit Unterstügung der wenigen, heute noch lebenden Mitarbeiter pon damals wiederum eine elettrische Glühlampe herstellen, einschalten und den Anwesenden vorführen.

Man kann dem greisen, vielseitigen Erfinder und liebenswerten Menschen, der Edison zweifellos ist, seinen Erfolg und jede Ehrung gönnen, aber für uns als Deutsche geziemt es doch, des Mannes zu gedenken, der in Wahrheit der Erfinder der elektrischen Glüh­lampe ist und sie schon 25 Jahre vor Edison hergestellt hat, des Heinrich Goebel aus Springe bei Hannover . Ihm ging es so wie seinem Landsmann Philipp Reis , dem Frankfurter Lehrer, dem Erfinder des Telephons. Sie tamen beide zu früh mit ihren Erfindungen, die Welt war noch nicht reif dafür. Erst Jahrzehnte später machten andere, glücklichere Erfinder die gleiche Erfindung noch einmal und hatten Erfolg damit. Heinrich Spebel mar eine echte Erfindernatur. Er wurde Uhrmacher und Optiker und fertigte echte Erfindernatur. Er wurde Uhrmacher und Optiker und fertigte verschiedene Apparate für die polytechnische Schule in Hannover an. Er lernte dadurch, technische Aufgaben zu lösen. Im Alter Er fernte dadurch, technische Aufgaben zu lösen. Im öffen von 30 Jahren wanderte er nach New York aus, wo er einen fleinen Laden aufmachte. Schon damals beschäftigte er sich gern mit elettrischen Apparaten. Eines Tages brachte er auf dem Dache seines Hauses eine elektrische Bogenlampe an, die von 80 Elemen­ten Strom erhielt.

Daneben machte er eifrig Versuche, eine elettrische Glühlampe herzustellen. Bon seinen Versuchen in Hannover mit Barometern war ihm bekannt, wie man luftleere Glasgefäße herstellt, indem man ein Glasrohr oder einen Kolben mit Quecksilber füllt und um­ftülpt. Bu einem geeigneten Material für den Glühfaden verhalf ihm der Zufall. Ein verkohltes Stück an der Zwinge seines Bam­busspazierstodes ermies fich als guter Leiter der Elektrizität und genügend bauerhaft. Diese abgespaltene Bambussafer an Metall drähten befestigt, wurde in Glasgefäße eingeschlossen, die er sich aus alten Stölnisch- Wasser- Flaschen zubereitete. Das Glasgefäß wurde dann zugeschmolzen und die erste elettrische Glühlampe war fertiggestellt. Das war im Jahre 1854/55.

Die einzigen Stromerzeuger, die es damals gab, maren gale panische Batterien, die einen sehr teuren Strom lieferten. Die Dynamomaschine, durch die überhaupt erst Edisons spätere Erfin dung lebensfähig wurde, tam erst ein Dugend Jahre nach Goebels Erfindung im Kopfe von Werner Siemens zur Welt. Goebel per befferte indeffen seine Lampen und beleuchtete damit fein Schau fenster. Auch in den Straßen von New York setzte er sie abends in Betrieb. Er fuhr mit einem selbstgebauten Fernrohr auf einem Wagen herum, der mit seinen Glühlampen bestedt war, die durch eine im Wagen untergebrachte Batterie von Elementen gespeist wurden. So wurde Goebel gleichzeitig der Erfinder der Licht reklame.

Ein Geschäftsmann aber war er nicht, sonst hätte er aus seiner Erfindung wohl ebenjogut Rapital schlagen fönnen, wie das Edison verstand. An seinem Geburtshause in Springe hat jetzt der Elektrotechnische Verein zu Hannover eine Gedenktafel anbringen laffen, die pon einer dauernd brennenden Glühlampe beleuchtet wird. Einer der ersten, die die Fabrikation von Glühlampen anfingen, war der fürzlich verstorbene Stegmund Bergmann, der Gründer Der Bergmann- Elettrizitätswerte in Berlin . In feinem ersten Rataing berichtet er, baß bie neue Lampe nicht explodiert. Benn der Kolben durch irgendeinen Zufall zerbrechen sollte, perbrennt der Rohlefaden augenblicklich und das Licht verlöscht, ohne Schaden anzurichten. Obfchon das von der Glühlampe ausgestrahlte Licht hellglänzend sei, würden die Augen feinesfalls darunter leiden, felbst wenn die Lampen in nächster Nähe der Augen brennen wür den". Dieser Katalog wurde am 20. Juli 1883 abgeschlossen, da­mals brannten in den Vereinigten Staaten in Fabriken, Gasthöfen. auf Dampffchiffen, in Läden, Einzelhäusern usw. bereits 44 796 Lampen, die an insgesant 199 Kraftanlagen angeschlossen waren. In England und auf dem europäischen Festlande maten bereits

158 Anlagen in Betrieb, die 26 929 Lampen fpeijten. Mit unter den ersten, die die neue Beleuchtungsart anwandten, waren die Theater, die die Gefahrlosigkeit gegenüber der bis dahin allein möglichen offenen Flamme reizte. Die ersten deutschen Theater, die dazu übergingen, waren das Residenztheater in München mit 500 und das Hoftheater in Dresden mit 600 Lampen. Von den großen Geschäfts- und Warenhäusern nahmen die Magasins du Bon Marché" in Paris mit 2500 Lampen die erste Stelle ein, wie fie überhaupt den Ruhm in Anspruch nehmen fonnten, die größte An­zahl Glühlampen, die zu der damaligen Zeit in einem Betriebe auf der ganzen Welt brannten, besessen zu haben.

Auch in der Industrie führte sich das elettrische Licht schnell ein, obwohl man noch nicht so weit war, zu ertennen, daß gute Be­leuchtung die Arbeitsleistung wesentlich hebt. In Deutschland besaß die Kölnische Zeitung " mit 120 Lampen die größte Lichlanlage, in Krefeld brannten in der Spinnerei von W. Schröter u. Co. 34 Lampen. Der Bahnhof Straßburg der ellas- lothringiſchen Reichseisenbahnen besaß unter allen seinesgleichen die größte in der Welt mit 1200 Lampen.

Heute ist es nicht möglich, solche Einzelaufzählungen zu machen. Das elektrische Licht wird nur da nicht gebraucht, wo es einfach un­möglich ist, Strom zu haben. Ein Berliner Gericht hat fürzlich ent­schieden, daß elektrisches Licht tein Lurus mehr fei, sondern zine Einrichtung, auf die niemand zu verzichten brauche. Die Welt­erzeugung an Glühlampen hat indessen schon die Zahl von einer Milliarde jährlich überschritten. Dipl.- Ing. Dr. Arthur Hamm.

Fortschritte der Krebsbekämpfung

Die Medizin hat in den letzten Jahren in der Bekämpfung einer der furchtbarsten Krankheiten, des Krebses, außerordentlich bedeut­fame Fortschritte gemacht. Vor einiger Zeit berichtete in München in der Radiologischen Kommission des Böllerbundes in der Uni­versitätsklinik der Leiter der Klinit, Professor Döderlein, über die Erfahrungen, die man mit der Strahlenbehandlung, besonders bei Frauen, in der Krebsbekämpfung erzielt hat. Im Gegensatz zu den Radiuminstituten in Paris und Stockholm , an denen ausschließ­lich mit Radium behandelt wird, hat man in München eine Kom­bination aus Radium- und Röntgenstrahlen zur Anwendung ge­bracht. Dieses Berfahren, leistet nach den bisher vorliegenden Er­fahrungen mindestens das gleiche, wie eine Operation, wenn nicht Auch bei Kranken, die nicht operiert werden können und früher deshalb einfach als verloren gelten, wurden noch in 10 bis 12 Prozent der Fälle Heilung erzielt. Durch weitere Bervoll­tommmung der Arbeitsmethoden und durch die Entwicklung der Technit wird man vielleicht diese an und für sich schon beachtens­werten Resultate noch weiter verbessern können.

mehr.

Ueber die Erfahrungen bei der Bekämpfung des Krebses durrah Radiumbehandlung berichten mun der französische Professor Dr. Claude François Regaud und der englische Professor Canti.

Regaud ist einer der bekanntesten Forscher auf dem Gebiete der medizinischen Strahlenbehandlung. Er berichtet über die Er­fahrungen, die man im Radiuminstitut der Frau Curie gemacht hat. Dieses Institut verfügt bekanntlich über große Mengen von Radium, so daß man hier besonders eingehende Versuche vornehmen fann. Brofessor Regaud als der Leiter der medizinischen Abteilung des Instituts konnte nun über einzigartige Heilungserfolge bei den ver­schiedensten Krebsarten berichten. Er hat all die Faftoren geprüft, die notwendig sind, um durch eine ganz bestimmte Auswahl bei der Strahlenbehandlung immer nur die frankheitserregenden Krebszellen anzugreifen und das gesunde Gewebe unzerstört zu belassen. Eine dieser Methoden ist die von ihm selber ausgebildete sogenannte Spidmethode. Bei dieser Behandlung werden feine Hohlnadeln, die Radium enthalten, in die Geschwulst eingeführt und müssen dort einige Tage verbleiben. Eine andere Behandlungs­methode besteht in der Einführung von Radiumstuben in Körper­hohlräume, von denen aus dann die Bestrahlung erfolgt.

Noch eine ganz besondere Strahlungsart ist aber von Professor Regaud selber geschaffen worden. Es handelt sich dabei um einen Apparat, der im mefentlichen aus einer plastischen, also formbaren Waffe besteht. Er fann deshalb jeweils beliebig nach dem Ort und her Natur des Krebsgeschwürs modelliert werden. Auch dieser Apparat enthält feine Radiumröhrchen, die aber nach verschiedenen Seiten hin durch dicke Bleiplatten isoliert sind, so daß auf diese Weise die unerwünschten Wirkungen des Radiums auf das gefunde Gewebe ausgeschaltet werden. Regaud hat solche Apparate zur Be­tämpfung von Gesichts-, Lippen- und Unterleibstrebs erfolgreich ver­wendet. Dabei ergab sich, daß die Patienten tagelang diefe Be­ftrahlung ohne Störung ihrer Konstitution ertragen tonnten. Diese Vervollkommnung der Radiumbehandlungsmethode ist von außer ordentlicher Bedeutung für die Bekämpfung der Krebstranfe