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miesen fest

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bieten. Die Nachforschungen nach dem Verbleiben Cohns waren bisher erfolglos.

Die Breslauer Staatsanwaltschaft hat heute nachmittag gegen den Inhaber der Installationsfirma Wierz, Kaspar Wierz, einen Haftbefehl erlassen, weil ein dringender Berdacht des Rontursverbrechens besteht. Daraufhin wurde Wiert von der Breslauer Kriminalpolizei   in Haft genommen und ins Polizei­gefängnis gebracht.

Die Ehefrau des flüchtigen Breslauer Kontursverwalters Cohn hat heute einen Selbstmordversuch unternommen, indem sie eine starke Dosis eines Schlafmittels zu sich nahm. Sie ist in besinnungslosem Zustande dem Krankenhaus zugeführt worden.

Fackelzug der Fünftaufend.

Große Wahldemonstration in Neukölln.

Die Neuköllner   Sozialdemokratie zeigte mit einem eindruds­vollen Aufmarsch die Stärke und Kraft der Organisation. An vier Sammelplägen traten die Abteilungen mit ihren Bannern und Musikkapellen an. Auf dem Herzbergplab formierte sich der Bug. Die Fackeln flammten auf. unter Borantritt des Reichsbanners und des Tambourkorps marschierte der Zug durch die Kaiser- Friedrich- Straße. Als das leuchtende Band von taufenden brennenden Fackeln längst in die Anzengruberstraße ein­gebogen war, standen die lehten Demonstranten noch immer am Hertzbergplatz. Ueber 5000 Demonftranten marschierten im Buge. Zahlreiche Transparente wurden mitgeführt. An beiden Seiten des Zuges marschierte bald eine nach Tausenden zählende Menge, die den Zug begleitete. Ueber die Berg- und Emfer Straße marschierten die Demonstranten zum Kranoldplay. Dort sprach Reichstagsabgeordneter Dr. Löwenstein zu den Tausenden. Sein Appell an die Wähler, am 17. November sozialdemokratisch zu wählen, fand begeisterte Aufnahme. Der Gesang der Internatio­nale und ein Hoch auf die Sozialdemokratie beschlossen die Kund­gebung.

Jugendliche zu Zuchthaus verurteilt.

Weil sie unverbefferlich sein sollen.

Die zahlreichen Einbruchsdiebstähle in die verschiedensten Zi­garettentioste im Februar und März dieses Jahres tamen vor dem Erweiterten Schöffengericht Berlin- Neukölln unter Borsiz des Land­gerichtsdirektors Dr. Guhrauer zur Aburteilung. Angeklagt waren der 21jährige Arbeiter Stedert und der 20jährige Ma­schinist Werblom, die trog ihrer Jugend schon erheblich vor­bestraft sind.

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Die Angeklagten bestritten auf das entschiedenste, überhaupt mit den Diebstählen etwas zu tun zu haben. Auf zehn Berliner   Bahnhöfen war innerhalb weniger Wochen auf immer gleiche Art in den ersten Morgenstunden der Zigarettentiost erbrochen und ausgeplündert worden. Bei dem Bersuch, auf dem Bahnhof Neukölln ihrer Arbeit nachzugehen, wurden sie von zwei Beamten überrascht. Als einziger Anhaltspuntt für die Polizei bot sich schließlich ein Fingerabdrud, der von Stedert stammte. So gelang es, die Berdächtigen im April in einer üblen Räuberhöhle in den Betten zu verhaften. Eine Menge Zi­garetten und Einbrecherwerkzeug wurde in dem Raum gefunden. Wie diese Dinge in das Zimmer gelangt seien, wollten fie nicht wiffen. Troß dieser belastenden Momente leugneten die Angeklagten weiter. Wiewohl der Staatsanwalt Gefängnisstrafe bean tragt und der Verteidiger für Milde plädiert hatte, ließ das Gericht feine Milde walten und verurteilte Stedert zu zwei Jahren sechs Monaten und einer Woche, Werblow zu zwei Jahren Zuchthaus. In der Urteilsbegründung führte der Vorsigende, Landgerichts­direktor Dr. Guhrauer, aus, daß von den Angeklagten trog ihrer Jugend feine Befferung mehr zu erwarten fei. Bor ihnen, an denen Hopfen und Malz verloren feien, müsse die Gesell­schaft geschüßt werden.

Soweit der Korrespondenzbericht. Weshalb der Bericht der An­sicht war, daß 2 Jahr 6 Monate Zuchthaus für Steckert einen besseren Schutz der Gesellschaft darstelle, als 3 Jahr ein Monat Gefängnis, ist nicht ganz verständlich. Jedenfalls hat sich der Bor­sitzende mit seiner Urteilsbegründung, daß es sich um unverbeffer­liche junge Menschen handle, in Widerspruch gesetzt zu den friminalpolitischen Gesichtspuntten der legten Verordnung des preußischen Justizministers über den Bollzug von Freiheitsstrafen in Stufen. Die Verordnung geht von dem Grundsaß aus, daß es gänzlich Unverbesserliche überhaupt nicht gibt und schneidet deshalb selbst den Schlimmsten nicht den Weg ab zum Uebergang in das Stufensystem. Für junge Menschen bis 25 Jahren will aber die Verordnung be­sondere Anstalten schaffen, in denen das erzieherische Prin zip in den Vordergrund gerückt werden soll. Das alles hätte Herr Landgerichtsdirektor Dr. Guhrauer in der letzten Sitzung der juristischen Gesellschaft erfahren tönnen. Der Staatsanwalt hatte recht, als er Gefängnis beantragte; das Zuchthaus bietet viel weniger Gewähr für einen Schutz der Gesellschaft, weil es vorläufig im höheren Maße Verbrecher Universität ist.

Suche Verleger

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Ein Mädchen geht im Romanischen Café" auf und ab, das von den anderen sich dadurch abfticht, weil fie fich eine Schärpe in Bleu mit silbergestickten Lettern umg hängt hat. In dieses Bleu hat sie mit Liebe gedichtet: Suche Verleger für Roman Irrenhaus". Sie sagt mir, daß sie Herta Krüger heiße, dreiviertel Jahr in Schuzhaft im Irrenhaus gewesen und Remarque   das achtzehnte Kapitel dieses Srrenromans" soeben lese. Mir gab sie das neunzehnte. Was ich da las, ist von einem Wesen

Der Prozeß von Frankfurt  .

Die Reichsbannerleute waren die Angegriffenen.

L. R. Frankfurt   a. d. O., 24. Oktober.  ( Eigenbericht.) Die Vernehmung der beiden Angeklagten 3 aschet und Stirn war geeignet, die verhängnisvollen Vorgänge am 12. August in dem Berlin  - Breslauer Zug in einem falschen Licht erscheinen zu lassen. Erst die Schilderung des Ange­flagten Hahn, des intelligentesten von den vier, 3ug­führer des Reichsbanners, ermöglichte es, sich über die verhängnisvollen Ereigniffe richtig zu orienfieren. Der Gesamteindrud des ersten Tages ist: die eigent. lichen Angegriffenen waren die Reichs­bannerleute, Angreifer war der verletzte Rademacher, über deffen Perfon die Berhandlung noch verschiedenes wenig Erquidliches zutage fördern wird.

Stirn einen Schlag, daß dieser in die Ede taumelte. Hahn lief zum Fenster, gab ein Pfeifensignal und rief hinaus: Reichsbannerleute heraus! Der Zug setzte sich gerade in Bewegung. Jezt sprang Hahn in das nebenan liegende Abteil 3. Klasse, in dem er einen Polizeibeamten wußte und bat ihn, doch zu Hilfe zu kommen, was der Beamte mit den Worten beantwortete: Das geht mich gar nichts an! Er eilte Darauf zum Abteil zurüd und hatte gerade noch Zeit, dem Mann mit Hilfe eines Kameraden einen diden Stod, mit dem er eben zu einem Schlage ausholte, aus der Hand zu winden. Dann wandte er sich hilfefuchend zum Abteil 3. Klasse, hörte plötzlich die Notbremse ziehen, lief zurüd und fand seinen Kameraden nicht mehr vor. Der Mann aber facte blutüberströmt und röchelnd zusammen. Hahn fragte ihn, was los sei und stützte ihn, damit er auf das Bolster falle. Der 3ug war stehengeblieben. Hahn rief nun hinaus:

,, Ueberfall, ein Berletter, Sanitäter her."

Er begab sich auf den Bahnsteig, traf einen Reichsbannersanitäter und ging mit ihm zum Verletzten zurück. Hier waren bereits Bahn­Breslauer beamte. Der Sanitäter bemühte sich um den Reisenden. Hahn ging in das Reichsbannerabteil zurüd. Hemd und Hände waren blutig. Auf Veranlassung seiner Kameraden wechselte er das Hemd und entlud in der Toilette seinen Revolver.

Der scharfe Ton des Borsigenden wurde bei der Bernehmung des Angeklagten Hahn immer milder. Die Behaup tung dieses Angeklagten, daß er es gewesen sei, der die Reichs­bannerleute zuerst um Hilfe rief und später den Sanitäter heranholte, wurde von den Zeugen bestätigt. Hahn erzählt: Die letzten drei Wagen des Zuges, der am 12. August um 48 Uhr abends den Schlesischen Bahnhof   verließ, waren für die Reichsbannerleute bestimmt; fie waren vollkommen überfüllt, es herrschte eine drangvolle Enge, die Luft war äußerst ftidig. Hahn trat seinen Platz einem alten Reichsbanner­fameraden ab und verließ unterwegs, begleitet von dem Kameraden Stirn, den Wagen, um in einem anderen Abteil Plaz zu suchen. In einem Abteil der 2. Klasse war es ziemlich leer. Hahn erklärte: Ich bleibe hier und zahle nach. In Briefen stieg er aus, Stirn holte ihn ein und sagte ihm, daß soeben ein Mann nach ihm geschlagen habe. Im Abteil der Reichsbannerleute wieder­holte er diese Erzählung. Irgend jemand müsse den Mann zur Rede stellen. In Jafobsdorf verließen Hahn und Stirn das Abteil und liefen zur 2. Klasse hin. Hahn erklärte, nicht bemerkt zu haben, daß auch Jaschet und Matscharet ihnen folgten. Im Abteil der 2. Klasse, in dem nur das blaue Licht brannte, fanden sie den Reisenden, auf der Bank ausgestreckt mit herabhängenden Beinen den Durchgang versperrend. Stirn sagte: Entschuldigen Sie, wes­halb haben Sie vorhin nach mir geschlagen. In demselben Augenblid sprang der Mann auf und verfekte

Der letzte Angeklagte Malscharet, der die drei anderen Ange­flagten erst im Zuge tennengelernt hat, will gehört haben, daß Stirn und Hahn einen besseren Blaz gefunden haben, die Worte, man müsse den Mann zur Rede stellen, seien mur nebenbei gefallen. Er sei seinen Kameraden nur gefolgt, weil er einen besseren Platz haben wollte. Als sie im Abteil 2. Klasse angelangt waren, sprang der Reisende sofort auf. Was im Abteil selbst vorgegangen sei, tönne er nicht sagen, weil er hinter Stirn gestanden habe. Er habe dem Hahn geholfen, dem Reisenden den Stock aus der Hand zu winden.

Der 19jährige Reichsbannermann Stoppin, ber Sanitäter, den Hahn auf dem Bahnsteig traf und in das Abteil des Verletzten mitnahm, leistete dem Verletzten Hilfe, erhielt dabei von ihm einen Schlag ins Gesicht. Er erflärte, er bleibe bei ihm, bis er in Frankfurt   a. d. D. ausgeladen würde.

fich angeblich dort hinziehenden fichtscheuen Elementen schüßen wollen. Auf der anderen Seite geben sich die Schausteller redliche Mühe, den Forderungen der Behörden schon von sich aus entgegen zukommen. Sie achten bereits selbst scharf darauf, daß der Mob von den Plägen ferngehalten wird, und sind auch bestrebt, mög­

erschrieben, das unzweifelhaft innerlich und äußerlich völlig zer­rissen ist und eigentlich mit der irdischen Sphäre nichts zu schaffen hat. Aber auch wir haben mit diesen unirdischen Dingen, die da wiedergegeben werden, nichts zu tun, und man möchte dem Mädchen den menschlichen Rat geben, sich erst einmal flar über ihr Tun und Handeln zu werden. Herta Krüger nimmt aber feinen Rat an, weil sie eben so schwer belastet ist, daß sie nicht die Klarheit auflichst jeden übermäßigen Lärm zu unterdrüden. Die Sorge um ihre zubringen vermag, die nun einmal für den Alltag Vorbedingung zum Atmen und Leben ist. So tändelt sie zum Hohn und Spott der Schauluftigen und Nichtstuer zwischen den angefüllten Tischen und Stühlen, jagt für einen Kuchen oder einen Raffee Gedichte auf, die gut und schlecht und schlecht und gut sind, glaubt an ihren Irrenhaus- Roman", der vielleicht, vielleicht auch aus purer Sensationsluft gedrudt werden dürfte.

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Die Schausteller wehren sich.

Die Schausteller auf den Berliner   Bergnügungs parts, die im Grunde auch nichts weiter sind als Proletarier, führen schon seit Jahren einen harten Kampf um ihre Eristenz. Ihr Birtungsfreis wird von Jahr zu Jahr enger, da die städtischen Behörden immer mehr die auf magistratseigenem Gelände befind lichen sogenannten Rummelpläge aufheben und andere Freiflächen für diese Art der Boltsbelustigung nicht zur Verfügung stellen. Die Behörden begründen ihr Vorgehen damit, daß sie die Bewohner in der Nähe der Bergnügungsparts vor dem Rummellärm und den

Funkwinkel.z

Alte Meister" beherrschten das Programm bes Tages. Karl v. Bittersdorf, geftorben am 24. Oftober 1799, wurde am Nachmittag gefeiert. Das Brunier- Quartett spielte Werfe, die durch ihre malo diöse Schönheit noch heute das Herz des Hörers erfreuen. Das Berliner   Funkorchester unter Leitung von Dr. Ludwig Lands hoff brachte ein Ronzert mit Rompofitioner verschiedener alter Meister. Auch hier war die Wahl auf noch heute sehr hörenswerte Berte gefallen. Besonders dankbar durfte man sein, daß auch eine felten gehörte Komposition des jungen Haydn zum Vortrag fam. Heitere ungarische Volksmusik füllte den ersten Teil des Abendprogramms. Neben der Kapelle Geza Komor wirkte Irene de Noiret  , die Meisterin unzähliger Sprachen, mit, die ungarische Bolkslieder vortrug. Borher Mufit auf zwei Klavieren: Dr. Wil helm Grosz und Walter Kaufmann  ; amüsante, mißige Inter­Sowohl pretation von Kompositionen verschiedenen Charakters. Jazzmufit als auch der klassische Johann Strauß   tamen zu threm Recht. Ueber Jugend und Völkerversöhnung" sprach Kurt Großs mann. Er gab einen Ueberblick über die Entwicklung des Schüler. austauschs, feine Absichten und seine Erfolge. Es war ein fachliches Referat, das nichts anderes wollte, als Tatsachen knapp und über­fichtlich darzustellen.

RESTPOSTEN!

03.8

lopulta brus

Tes.

Existenz läßt die Schausteller ängstlich darüber wachen, daß ihrerseits alles vermieden wird, was der Behörde Anlaß zum Einschreiten gegen sie geben könnte. Eine Versammlung der organisierten Schau­steller im Rosenthaler Hof, in der über die Behandlung dieser prole tarischen Existenzen lebhaft Klage geführt wurde, hat nunmehr ein­stimmig beschlossen, in der nächsten Zeit eine große öffentliche Protestversammlung aller Berliner   Schausteller einzuberufen. In dieser Kundgebung soll vor Bertretern der Be­hörden und der städtischen Körperschaften die Not diefes Gea werbes eingehend dargelegt werden, damit ihnen eine gerechtere Behandlung zuteil wird.

Pulverfabrik in die Luft geflogen.

Vier Arbeiter getötet, vierzehn Berlegte. Bologna  , 24. Oftober..

eine schwere Explosion. Bei der vier Arbeiter getötet und In einer Pulverfabrit in Caffen ajo bei Bologna   erfolgte

14 verlegt wurden. Die Ursache der Explosion, durch die auch in Bologna   zahlreiche Fensterscheiben in Trümmer gingen, ist noch nicht festgestellt. Feuerwehr und Truppen sind an die Unglücksstelle enffandt worden, um die Reffungsarbeiten aufzunehmen.

Doch Gelbstmord des Obsthändlers Pernetta.

Die Justiz preffeftelle teilt mit: In dem Ermittlungs­verfahren gegen den Fruchthändler Gleisner und die Witwe Bernetta wegen Ermordung des Obsthändlers Bernetta ist durch Beschluß der 3. Straftanımer des Landgerichts I   vom 11. Oftober auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Außerverfolgung. jetzung der beiden Beschuldigten angeordnet worden. Die Staatss anwaltschaft hat diesen Antrag gestellt, weil die Behauptung der Beschuldigten, Bernetta habe durch Selbstmord geendet, und der Alibibeweis des Gleisner durch die Ermittlungen nicht als widerlegt anzusehen sind.

Zimmer für Studenten. Parteigenossen, die billige und gute Bimmer an studierende Genossen vermieten mollen, werden ge beten, sich an den Sozialistischen Hochschulausschuß zu wenden. Ge naue Angabe des Mietpreises und evtl. Nebentoften erwünscht. An­Schrift: Bund", Berlin   NW. 6, Albrechtstraße 11.

Das Feft der filbernen Hochzeit feierte gestern das Ehepaar Molitor, Niederschöneweide  , Köllnische Str. 64.

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Zentrale: Berlin   Lichtenberg  , Frankfurter Allee 268