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Erzengel Gabriel " pied.

Den Dolch im Gewande gegen die SPD. !

Ein Bibelmort jagt: Man sieht wohl den Splitter in des Nachbars Auge, aber nicht den Balten im eigenen. Für den ollen chrlichen Wilhelm Pied, den Führer der KPD. , tenn der Ballen schon deswegen nicht sichtbar fein, weil sich bei thm meist bie Batten biegen. Herr Bied fühlt sich bemüßigt, in der fommunistischen Belt am Abend" über den Korruptionsfumpf zu schreiben. Damit aber der Leser gleich von vornherein jeden Gedanken fallen laffe, daß Herr Pied sich über die Sflaretschen Geheimfonten ,, Gabriel" und Dolch"( Säbel und Degner) zu verbreiten gebenfe, so hat er schon die vorsichtige Unterzeile ge­mählt: Die Schuld der Sozialbemofratie."

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Bied hat sich für diese These ein sehr einfaches Schema zurechts gemacht, etwa in der Art der antisemitischen Hezer: Stiehlt ein Sude, so find die Juden daran schuld, stiehlt ein Christ, fo ist das ein Einzelfall Genau so logisch argumentiert Bied: Ninunt ein Sozialbemofrat von Stare! Geschente, so ist das eine Folge der sozialdemokratischen Rorruption, laffen sich aber awei tommunistische Stadträte von Stlaret forrumpieren, wie das positiv bei Gäbel und Degner bewiesen ist, so hat das mit der Kommunistischen Partei gar nichts zu tun; denn, so sagt Herr Pied: ,, Die Kommunistische Partei fann niemals in die kapitali­ftische Korruption hineingezogen werden, weil sie diesem System als Todfeind gegenübersteht."

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Sie fann nicht! Und wird sie es doch,- so ist es eben nicht wahr. Man wird an jenes schöne Palmström- Gedicht des ver ftorbenen Chriftian Morgenftetn erinnert, in dem Palmström von einem falschfahrenden Auto verletzt wird:

Und er tommt zu dem Ergebnis:

Nur ein Traum war das Erlebnis, weil

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so schließt er messerscharf,

nicht fein fann, was nicht sein darf.

So steht es auch mit Gäbel und Degner: Nur ein Traum war dies Erlebnis"; denn die Kommunistische Partei ,, fann niemals in die kapitalistische Korruption hineingezogen werden". Mert­würdig, daß fie es selbst dort wird, wo nach tommunistischer Be­hauptung gar tein Rapitalismus egiftiert, nämlich in Sowjetrußland. Dort sind nach den amtlichen fowjet­Hafftschen Meldungen Massenausschlüsse von fommunistischen Funt­Conären wegen Bestedlichkeit an der Tagesordnung!

Umgefehrt wie mit den Kommunisten, die nicht torrumpiert werden können, weil ,, nicht sein tann, was nicht sein darf", steht es dagegen mit den bösen Sozialdemokraten. Sozialdemokraten find jogar forrumpiert, wenn sie persönlich nicht beftochen sind. Herr Pied betont:

Es ist hierbei( Verantwortung der SPD. für den Korrup tionsstandal) nicht einmal so sehr das Hauptgewicht auf die persönliche Schuld zu legen, ob der einzelne mehr oder weniger fich von Stfarets Gefchenfe machen ließ, oder an ihren Gaufereien teilnahm....

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Das Korruptionsgeschrei... 9101 9ib л9890+

MOIT QUAЯON

Elektrizitätswe

Verkehr

Gaswerke

und welche Absichten sich dahinter verbergen!

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Zweite Haager Konferenz Ende November?

Jaspar drängt auf Beschleunigung.

Paris , 5. November. ( Eigenbericht.) Der belgische Ministerpräsident Jaspar wird in den nächsten Tagen, wie der Intransigeant" zu berichten weiß, die Einladungen zur zweiten saager Konferenz ergehen lassen. Mehrere an der Konferenz interessierte Regierungen hätten zu erkennen gegeben, daß sie den Abschluß der Arbeiten möglichst rasch herbeizuführen wünschen, damit die Diskussionen über die Abkommen in ihren Parlamenten beginnen können.

Es genügt nach Pied vielmehr, daß die Sozialdemokratie Roalitionspolitit mit bürgerlichen Parteien treibe, hier. durch werde sie automatisch in ben tapitalistischen Korruptionsjumpf hinabgezogen. Geradezu grauenvoll malt Pied das Bild der sozial Demokratischen Führerschaft: Einer beneidet den anderen wegen der Höhe der Bestehungsgelder." Hier bleibt den Lefer die Spude weg. Man fragt fich, ob der olle chrliche Wilhelm Bied nicht doch etwas gar zu fehr den Ber­hältnissen in der Sozialdemokratie entfremdet ist, obwohl er treu und bieber bis zum Frühjahr 1929 menigstens in der sozialdems tratilojen Pensionstaffe ausgeharrt hat, und ob er nicht in feiner Unfenntnis sozialdemokratischer Berhältnisse die Cliquennoch nicht zur Rückgabe des Liquidationserlöses für die beschlag, fämpfe in der tommunistischen Führerschaft um die Mostauer Stipendie naturgetreu abfonterfeit hat! Unr

Prozeß Theodor Wolff- Karl Kraus .

Kraus zu 100 M. Geldstrafe verurteilt.

In dem literarischen Beleidigungsprozeß, der am 29. Oftober vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte perhantelt morden war, vertündete am Dienstag Amtsgerichtsrat Dahl folgendes Urteil:

Jaspar hat bereits vor einiger Zeit an die von der Haager Ronferenz eingerichteten Kommissionen ein Rundschreiben erlassen, in dem er sie zu möglichster Beschleunigung ihrer Arbeiten aufforderte. Bisher sind jedoch nur die drei in Berlin tagenden Ausschüsse fertig geworden. Das Drganisationsfomitee der Internationalen Reparationsbank in Baden- Baden steht vor dem Abschluß seiner Arbeiten. Dagegen haben sich in den Pariser Ausschüssen große Schwierigkeiten gezeigt. In der Ostreparationen- Kommission find wegen der unnadh giebigen Haltung Ungarns fa um nennenswerte Fort fchritte erzielt und auch in der Liquidationstommiffion scheitert die Einigung immer noch daran, daß sich die Gläubiger nahmten deutschen Güter verstehen tönnen. In der Kommiffion für die Abänderung der Reichsbahngefeße herrschen Meinungsverschiedenheiten, weil die Gläubiger trog der im Doung Plan geforderten Freigabe der Reichsbahn von jeder Reparationsverpflichtung, dem Reiche die volle Verfügungsfreiheit nicht zurückgeben wollen. Immerhin hofft man in Parijer unter richteten Kreisen, daß die zweite Konferenz noch in der zweiten

Novemberhälfte einberufen wird und bis zu Beginn des Monats Dezember ihre Arbeit beendet hat.

Snowden über die Internationale Reparationsbank

London, 5. November.

Schaßtanzler Snowden gab im Unterhaus erneut die Ber ficherung ab, daß die britischen Mitglieder des Organisations. ausschusses für die Festsetzung der Sagungen der Internationalen Bank von der Regierung feinerlei Anweisungen erhalten hätten. Diese Mitteilung murde jedoch eingeschränkt durch den Zusatz fomeit es sich um die rein bantmäßigen Aipette handelt". Die Regierung unterhält dagegen, wie Snowden weiter fagte, eine Berbindung mit den britischen Vertretern in Fragen der Festlegung der fünftigen Funktionen der Bank hin fichtlich der deutschen Reparationszahlungen. Wenn der Bericht des Ausschusses fertiggestellt fei, werde er auf Grund des Haager Proto­folls der zweiten Haager Konferenz zugeleitet werden, die nach Auf­faffung der britischen Regierung nur eine Fortlegung der unterbrochenen ersten Hagger Konferenz darstelt.

IU. berichtet hierüber: Die Antwort Snowdens enthält teinerlei Anzeichen dafür, daß sich die sehr beträchtlichen Widerstände innerhalb der britischen Regierung und der englischen Hochfinanz gegen die Gründung der Bant vermindert haben. Die Auffassung zwischen Regierung und weiteren Kreisen der Hochfinanz stimmt nicht völlig überein mit den Ansichten des Gouverneurs der Bant von England, doch überwiegt nach wie vor die Abneigung gegen eine zu weitgehende Ausdehnung des Aufgabentreises oder der Bewegungsfreiheit der Internationalen Bant.

machen. Der Führer der Liberalen, Cloyd George, ließ feinen 3meifel darüber, daß die liberale Partei die Regierung in der Frage der Wiederaufnahme der Beziehungen zu Rußland voll und ganz unterstützen werde. Die Annahme des Antrages der Regierung ist Damit gesichert.

3ndiendebatte im Oberhaus.

Macdonald vor dem Unterhaus. Auf die Brinatbeleidigungsflage des Herausgebers der Wiener Zeitschrift Die Fackel ", Kraus, wird der Angeflagte, Theodor Optimistischer Bericht über seine Amerifa- Reife. olff. freigesprochen. Auf die Wiederklage Theodor London, 5. November. ( Eigenbericht.) Wolffs hin wird Kraus megen Beleidigung, begangen in der Beit­schrift Die Fadel" zu 100 Mart Geldstrafe oder im Richt­Ministerpräsident Macdonald gab am Dienstag im Unter­Beitreibungsfalle zu vier Tagen Gefängnis perurteilt. Der Wiederhaus aufs lebhafteste begrüßt einen Bericht über feine, fläger fann das Urteil auf Rosten des Wiederangeklagten je einmal 24 meritareise. Er betonte, daß der Erfolg seiner Reise in London , 5. November. ( Eigenbericht.) in der Fadel" und im Berliner Tageblatt" veröffentlichen. weitesiem Maße der Unterstützung zu danken fei, die er bei allen Die parlamentarische Auseinandersetzung über die Erklärun In der Begründung wurde darauf hingewiesen, daß der An Parteien daheim gefunden habe. Die Besprechungen zwischen dem geflagte Theodor Wolff habe freigesprochen werden müssen, weil er präsidenten Hoover und ihm hätten bereits die Furcht hinfällig gen des Bizetönigs und der Arbeiterregierung in Bahrung berechtigter Interessen gehandelt und gegenüber den gemacht, daß die geplante Seeabrüftungskonferenz an der Un hinsichtlich der Zukunft Indiens begann am Dienstag im Ober. fymeren Borwürfen des Brinattlägers pas Recht einer scharfen einigfelt Englands und Ameritas scheitern fönnte. Die Besprechun- haus mit einer Rede des ehemaligen liberalen Vizetönigs Bord Abwehr gehabt habe, die in scharf und eindeutig habe sein tönnen, gen hätten im übrigen den Zwed gehabt, jene fleinen mei. Reading. Niemals, fo betonte er, jei geplant gewefen, die indijdje daß bei bem Leser des Berliner Tageblatts" fein 3weifel mehr nungsverschiedenheiten zu überbrüden, die nach An- Erklärung zum Gegenstand eines Mißtrauensvotums zu machen. Es sei einzig und allein beabsichtigt, eine Erflärung über die Stellung übrig geblieben sei. Wolff habe die Borte einfache Lüge", Lügen erkennung des Prinzips der Flottenparität zwischen den hafte Geschichte und Reklamesucht, deretwegen Kraus die Klage beiden Ländern noch beffanden hätten. Hoover und er hätten die der Regierung über die indische Frage herbeizuführen. angeftrengt habe, nicht in der Absicht der Beleidigung gebraucht, Probleme unter neuen Gesichtspunkten und neuer Atmosphäre fowie fondern zur Kennzeichnung der unwahrhaften Handlungsweise des auf der Basis in Angriff genommen, daß ein Krieg zwischen beiden Ländern unmöglich sei. Dadurch sei die Möglichkeit einer für beide Gegners. Auf der anderen Seite aber habe Kraus dem Bieder. Cändern unmöglich sei. Dadurch sei die Möglichkeit einer für beide fläger Theodor Wolff in der Fadel" zweifellos beleidigt, wenn ihm Seiten befriedigenden Lösung der schwebenden Fragen in den euch zugute geregnet worden sei, daß er sich bislang straffrei gereich der praktischen Berwirftigung gerüdt worden. führt habe und ehrlich bestrebt gewesen sein mochte, angebliche Miß­ftände aufzudecken, so hätte er fich nach Ansicht des Gerichtes doch fagen müssen, daß er sich nur gefeßlich zulässiger Mittel bedienen

und nicht ohne Not die Ehre anderer angreifen burjte, indem er von einem frechen Schwindet" sprach.

Die Hochschule als Rafchemme.

Safenfreuz- Universität Wien .

Wien , 5. November. Deutschvolfische Studenten, die die Universitätsrampe befeht hielten, hinderten gemalijam fojialistische und jüdische Studenten, die die Universität vertaiseu bzm. betreten wollten; diese wurden mit Püffen und Stößen die Rampehinuntergetrieben. Diz Bölkischen verlangten von den Studenten die Vorweisung der Legifimafion der Deutschen Studentenschaft "; wer eine solche Legitimation nicht besaß, wurde unter Gejohle mit Fausthieben bearbeitet. Als es am Fuße der Rampe zu einer ernsten Schlägerei fam, fhrift die Polizeiwache ein und trennte die Studenten, indem fie mit den Gummifnüppeln dreinschlug, Die Rampe felbft als ..akademischen Boden darf die Polizei nicht betreten.

Trauerfeier für Fürst Bülow . In Klein Flottbed bei Hamburg fand am Dienstag die Trauerfeier für Fürst Bülow statt. Die Reichsregierung war durch Reichstanzler Hermann Müller ver

treten.

ausbrüdie.

Reading brachte gleichzeitig eine Anfrage ein, in der über fal gende drei Buntte Auskunft erbeten wurde: 1. über den Grund, ber die Regierung veranlaßt hat, die Erflärung über Indien ohne Be Befragung der Indien Kommission abzugeben, 2. ab die in den Erklärungen von 1917 und 1919 niebergelegten Bedingungen in Kraft bleiben und auch nach Umwandlung Indiens in ein Do Aenderung der bisherigen Politit Großbritan minion Anwendung finden sollen und 3. ob die Erflärung eine niens gegenüber Indien beabsichtige.

Nacheinander beglüdwünschten Baldwin im Namen der Konservativen und Lloyd George im Namen der Liberalen ben Premierminister zu feiner Triumphfahrt, wie fich Blond George Hinsichtlich der Freiheit der Meere", meinte Lloyd George , müsse England sehr porsichtig sein und feines feiner Rechte leichtfertig preisgeben. Macdonald bejahte ausdrücklich die Frage Wond Georges, ob er bei seinen Verhandlungen mit Hooper alle Rechte Englands in diesem Punkte vorbehalten habe. ( Damit ist also die Bombe, die Bertinar, anscheinerb im Auftrage der englischen Konservativen, im Echo de Paris" gegen Macdonald geschleudert hatte, pirtungslos perpufft Reb. b. ,, B.".)

Debatte über die Beziehungen mit Rußland . Das Interhaus erörterte ferner die Frage der

Wiederaufnahme der Beziehungen zu Rußland ,

für die Anfang Ottober durch die Verhandlungen zwischen dem Außenminister Henderson und dem nussischen Bertreter Domga­lepiti die Grundlage geschaffen worden waren.

Henderson betonte, der Sowjetregierung fel von der britischen Regierung flar gemacht worden, daß unter Verzicht auf ruffische Propaganda auch der Verzicht auf jede Einmischung der fommuni­frischen Infernailonale in die inneren Angelegenheiten Groß­ britanniens verstanden werden müffe.

Der ehemalige fonservative Ministerpräsident Baldwin mandte sich gegen die Wiederaufnahme der Beziehungen, ohne jedoch über feine eigene Anhängerschaft hinaus irgendwelchen Eindruck zu

Freigelassen wurde der in Rapenna( Italien ) grundlos ver haftete badische Stadtrat Dr. Hübner.

Wiederaufnahmeverfahren Jakubowski. Die Neustreliger Strai fammer hat in Sachen Satubomjti auf Antrag des Berteidigers des iederaufnahmeverfahren zugelassen.

Traalsches Schidial eines deutschen Wanderburschen. Im Draf maner Gebiet, unweit der ferbisch- hulgarischen Demartierungslinie, fanden bulgarische Polizeiposten bie et che eines jungen beutichen Wanderburichen. Der junge Mann ist beim 1leberschreiten der Grenze non serbischen Gendarmen erschossen und dann ohne jede nähere Feststellung seiner Berjonalien be graben morben. Eine Mitteilung an die zuständigen deutschen Be hörden ist ebenfalls nicht erfolgt.

Die deutsch - polnischen Handelsvertragsverhandlungen sind nach längeren Borbesprechungen mieber aufgenommen worden.

Aldovrandi geht doch. Der italienische Botschafter ist zwar nach Berlin zurückgekehrt, foll aber dennoch abberufen werden, leboch angeblich nicht in Bulammenhang mit der Entmendung des Chiffre Schlüffels, sondern nur im Rahmen eines allgemeinen diplomati ichen Schubs.

Prinz Mag von Baden befindet sich infolge Bersagens der Nieren in halber Bewußtlosigkeit, im Laufe des Dienstags nahmen die Kräfte des Kranten start ab.