Einzelbild herunterladen
 

Deutschnationale Jungfrau.

Sie hat ein Kind von Stlarefs- aber nur ein ganz fleines!

Zu den Enthüllungen des ehemals deutschnationalen Reichs­tagsabgeordneten Bruhn über die Stlaret- Spenden an die Deutsch nationale Boltspartei läßt sich der Lotal- Anzeiger" von unter richteter Seite einige Mitteilungen machen. Diese Erklärung die man als parteioffiziös ansehen darf, bringt eine vorsichtig in die Form von Dementis gewickelte

glatte Bestätigung der wesentlichen Angaben Bruhns. Sie beginnt zwar mit den stolzen Worten: Es ist nicht wahr, daß der Landesverband der DNBP. mehrfach Geldbeträge von den Stiarefs erhalten hat", aber aus dem weiteren geht hervor, daß sich das es ist nicht wahr" lediglich auf das folgende Wort mehr­tad" bezieht. Denn das angebliche Dementi gesteht eine ein= malige Spende ausdrücklich zu. Es sagt:

Gin Fall aus dem Jahre 1926, in dem dem Candesverband cine Spende von 2000 m. zugeflossen ist, war Gegenstand einer Untersuchung, die man in demselben Augenblid einleitete, als die Beschuldigung befannt wurde."

-

Ueber das Resultat dieser Untersuchung wird nun in der gleichen gewundenen Form nicht etma mitgeteilt, daß sie das Nichtvorhanden. feln dieser Stlaret- Spende ergeben hätte denn die Spende ist vorhanden, sondern lediglich, daß es sich bei der Spende nicht um Schweigegeld gehandelt habe. Der 3 med der Spende wird ja von den Sklarets kaum mit Tinte auf die Tausendmarkscheine draufgeschrieben worden sein.

Trotz aller Bindungen und Drehungen ist also bereits zuge= standen, daß der Landesverband Berlin der antisemitischen Deutsch nationalen Boltspartei von den Juden Stlaret eine Spende in Höhe von 2000 m. angenommen hat. Da die Erklärung des Lokal- Anzeiger" die Behauptung Bruhns als ,, ungeheuerliche Verleumdung" bezeichnet, daß die Stlarets sich mit dieser Spende das Entgegenkommen der DNBP. erkaufen wollten, jo bleibt nur die Annahme übrig, daß die Stlarets die 2000 m. geftiftet haben, um die Propaganda der Deutschnationalen auf Austreibung aller Juden aus Deutschland tatkräftig zu unter­flügen.

Einstweilen trösten sich die deutschnationalen Reiniger" mit tem bekannten Wort der Jungfrau, daß sie zwar ein Kind habe, aber nur ein ganz fleines. Doch Geduld! Das Kind wird am Ende noch wachsen, blühen und gedeihen, und zu den zwei zugestandenen Laufendern werben eine Anzahl weitere hinzufommen. über die man jezt geschämig schweigt, um den deutschnationalen Parteimit­gliedern die Runde vom eigenen Sündenfall teelöffelmeife beizubringen.

Herr Wulle berichtigt.

Bas er im Kriege für wichtiger hielt. Bon dem Führer der Böttischen Partei, Reinhold Bulle, geht Bon bem Führer der Böltischen Partei, Reinhold Bulle, geht uns folgende Berichtigung zu:

In der Nr 518 ber Spätausgabe des Borwärts" ,, Der bend" bringen Sie einen Artikel ,, Auch einer." Darin befindet sich

joigende Stelle:

Der völkische Führer Reinhold Bulle, ein ragender blonder Sina, während des Krieges Anfang der Dreißig, fchüßte einen in

feinen Folgen durchaus nicht erheblichen Straßenbahnunfall

Lan gleichfalls während des ganzen Krieges zu Hause zu bleiben. Das ist unwahr. Wahr ist vielmehr,

1 taß ich zu Beginn des Krieges wie alle andern mich der Militär­behörde zur Berfügung gestellt habe,

Der Mensch und sein Gott.

Von Hans Bauer.

Es ist heutigen Tags nicht ganz leicht, die Stellung zu erforschen, die die Menschen zur Religion einnehmen. Wenn es nach der die die Menschen zur Religion einnehmen. Wenn es nach der Kirchenstatistit ginge, müßten etwa 95 Broz. aller Deutschen zu den gläubigen Christen gerechnet werden. Aber die Kirchenstatistik be weist natürlich gar nichts, denn äußerliche Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft und inneres Verhältnis des einzelnen zu den Glaubensfäßen und vorschriften sind durchaus zweierlei. Wie also tann man sonst dahinterkommen, wie es die Menschen innerlich mit der Religion halten? Wie gesagt, es ist nicht leicht, denn die religiöse Debatte ist sowohl aus dem öffentlichen wie aus dem gesellschaftlichen Beben so ziemlich völlig verschwunden, aber eine Gelegenheit giot es doch, und sie bietet sich dem, der als Mitglied einer Drisgruppe des Bundes der Freien Schulgesellschaft in der Unterschriftenwerbung für die Errichtung einer neuen weltlichen Schule tätig gewesen ist. Diese Werbearbeit hat teinerlei antireligiösen Charakter. Es han delt sich nicht um atheistische Borstöße auf firchliches Gebiet, sondern lediglich darum, Eltern, von denen anzunehmen ist, daß sie im Prinzip sich bereits für die Weltlichkeit der Erziehung entschieden haben, zur Üleberweisung ihrer Kinder in eine zu gründende Sammel schule zu gewinnen. In dieser foll Religion... nicht etwa betämpft, aber doch als Privatsache behandelt werden. In der Praxis ist es natürlich nicht zu vermeiden, daß die religiöse Frage gestreift wird, und es geschieht, was sonst heute wohl faum mehr geschieht: man tommt als fremder Mensch in die Wohnung von fremben Menschen und redet mit ihnen über Gott und den Glauben. Welche Erfahrun gen macht der Werber? Die charakteristischste Erfahrung: durch die Bank sind die Frauen viel, viel viel schwerer als bie Männer für die weltliche Schule zu haben. Aber welche Einwände erheben sie? In teinem einzigen( unter bisher etwa 50 Fällen) wurde mir bisher mission für erledigt gehalten hätte: ich bin durchbrungen von den gefagt, was ich durchaus gewürdigt und woraufhin tch sofort meine Behren meiner Kirche... ich wünsche auch die Erziehung meiner Kinder im Sinne des Bekenntnisses! So ober so ähnlich hat niemand zu mir gesprochen. Sondern so: In die Kirche bin ich seit Jahren nicht mehr gekommen, aber mein Großvater war Rantor ... was würde meine Mutter sagen, wenn ich das Kind ohne Religion erzöge...", Ich mache mir nichts aus der Religion, aber wenn es der Lehrer erfährt, daß ich Ihnen die Unterschrift gegeben habe, dann muß am Ende mein Kind darunter leiden...", Barum soll das Kind feinen Religionsunterricht haben? Ich habe mich auch

Der gute Film."

.

Im Rahmen der internationalen Wanderausstellung des Deut schen Werkbundes Film und Foto", die bis zum 17. November im Lichthof des ehemaligen Kunstgewerbemuseums gezeigt wird, finden auch Filmfondervorführungen unter dem Titel Der gute Filme werden in Sonntag- Vormittags- Borführungen im Capitol Film" statt. Eine Reihe der besten deutschen und ausländischen gezeigt. Wir haben bereits einige davon behandelt, die in Deutsch land noch unbekannt waren. Außerdem führt die kamera" unter den Einben bis zum 21. November ein gweltägig wechselndes Sonderprogramm por, in dem neben einem Belprogramm von guten Sturzfilmen eine Reihe von großen Filmen gezeigt wird, die für die Entwicklungsgeschichte des Films von besonderer Bebeutung sind. Es sind bereits einige der besten älteren Füme, wie Der müde Tob", ,, Dirnentragödie"( mit Asta Nielsen ). Ein Mensch der Maffe"( von Ring Bibor) vorgeführt worden. Gestern sahen wir den Mattia Basca I", einen höchst eigenartigen Film nach einer Novelle von Pirandello, in dem Marcel I'Herbier die springhafte, fast traum ausdrückt. Die feltsamen, gebantlich vertieften Borgänge befremden manchen Buschauer, aber interessiert und gepackt wird jeder, besonders auch dant dem hervorragenden Spiel von Mosjutin. Im Bei programm lief wieder einmal Die Frühlingstönigin", der Puppen und Tridfilm von Starewitsch, auch ein bedeutsames Beispiel einer Driginalfilmfunft, die auf teinerlei Nachahmung anderer Künste beruht.

2 daß ich abgemiesen wurde, meil ich bauernd friegsuntauglich war wegen einer Beinverfürzung von 5 Bentimetern und eines berartige Handlungsführung des Borbildes in vollendeter Belfe filmisch stelften Fußes,

3 daß ich infolgedessen bis Ende 1917 zu ärztlichen Untersuchungen nicht zugezogen bin,

4 daß ich im Jahre 1917,, garnisondienstfähig Heimat" geschrieben worden bin mit der Bestimmung, Schreiberbienste im Beztrts tommando zu leisten.

5. daß das Generalfommando Münster und mein Berlag allerdings meine Arbeit als Hauptschriftleiter der Rheinisch- Westfälischen Beitung" für wichtiger hielten als meine etwaige Schreiberarbeit im Bezirtstonunando. Reinhold Bulle.

1 Herr Bulle ftildtet, wie die gerichtliche Medizin es nennt, in die Symptome. Jedermann, der Herrn Bulle zu beobachten persön­fich Gelegenheit hatte, weiß, daß Herr Bulle trog feines angeblid) jo großen Beinschabens einen durchaus normalen auf. Fechten Gang befigt. Sicherlich find Hunderte von Fällen nach maisbar, in benen Kriegsbefchädigte mit viel schwereren Berlegungen micber an die Front gegangen sind. Herr Bulle als einer der Sauptfriegsfreier hätte jebenfalls die moralische Ber. pflichtung gehabt, jein 2eußerstes zu tun, um an die Front zu gelangen. Es it Herrn Mulle bereits im Preußischen Bandtag nachgemtesen morben, daß mindestens Dom zweiten Kriegsjahr an auch für dienstuntauglich erklärte Personen, wenn sie nur wollten, zur Front gefangen fonnten. Herr Bulle hat aber nicht den geringsten ernsthaften Berfuch hierzu gemacht, er ist vielmehr schon vor dem ersten Schritt, auch nur in der Garnison Militärdienst zu leisten, zurüd gewichen, weil er die schrift fiche und mündliche Annerionshche für wichtiger" hielt als ben eigenen Dienst um bunten Rod. Herrn Wulles Gewissen ist jeden fells robuft genug gewesen um zu ertragen, daß vier Jahre lang andere für die ausschweifenden Eroberungsziele, die er vom ficheren Schreibtisch aus proflamierte, die Blutopfer bringen mußten,

Krieg in München .

Hitler gegen Rupprecht.

München , 7. November. ( Eigenbericht.) Hitler hat in der Affäre mit Rupprecht von Wittelsbach einen deutlichen Rüdzug angetreten. Weber in der Versammlung am Mittwoch abend noch in dem offenen Brief, ber nach der Ber­fammlung fäuflich vertrieben wurde, führte er ben reflamehaft ver­sprochenen Nachweis, daß sein an Rupprecht verübter Erpressungs nerfuh nicht den in der Deffentlichkeit behaupteten Tatfaden ents fpreche. Er gibt vielmehr zu, daß die schriftlichen und münd lichen Interventionen mit feiner Zustimmung beim Rabi nettschef Graf Soden stattgefunden haben, weigert sich aber, den Namen feines Mittelsmannes zu nennen. Aus Andeutungen geht herpor, daß es sich um jenen Mann handelt, zu dem Rupprecht in der Zeit der Revolution in München geflüchtet war, also um einen gemissen Reichel. Die weiteren Einzelheiten sollen erst bei der Durchführung der Klage geflärt werden, die Hitler , wie er be hauptet, gegen Graf Soben megen verleumberischer Beleidigung an ftrengen mill

Büchners verlorenes Drama.

T.

Aus Bemerkungen in Briefen, itteilungen ber Familie und der Braut Georg Büchners weiß man, daß der Dichter außer den betannigewordenen Werten an einem Drama gearbeitet hat, beffen Held Pietro Aretino mar und das, wie man annehmen muß, Don einer Braut vernichtet worden ist. Prof. Mag Herrmann, der die ipärlichen Zeugnisse darüber in der Berliner Gesellschaft für deutsche Biteratur einer eingehenden Prüfung unterzog, fommt zu dem Schluß, es sei wenig wahrscheinlich, daß bei des Dichters Tobe be. reits ein fertiges Wert vorgelegen habe. Angesichts der hohen Be deutung, die jedes Bissen von dem Schaffen des in der ersten Jugend hingerafften Gentes für uns befigt, ist es um so erfreulicher, baß es Herrmann gelungen ist, mit fast unbedingter Sicherheit die Quelle Büchners zu erschließen. Es handelt sich um eine Reihe von Auf fäßen über Aretino , die der französische Literarhistoriker Philarète Chasles in der von Büchner auch sonst benußten Revue des deux mondes erscheinen ließ, im besonderen um die Erzählung von einer tiefen Liebe, die der Basquillant und Roué zu einer Brufttranten faßte und die er, obwohl ihm die mit Zärtlichkelt und Fürsorge Ueberhäufte durch Untreue vergalt, niemals überwinden fonnte. Herrmann weist auf die ausdrückliche Bemerkung bei Chasles hin, daß hier der Stoff für ein Drama liege, und meint, Büchners Aretino möge als tragischer Genießer vielleicht in der Nähe feines Danton gestanden haben.

Der Ballettabend in der Staatsoper. In Ergänzung seines Be richts über den Baffettabend der Staatsoper schreibt unser J.S.Re­ferent: Bon den 365 Tagen des Jahres hatte sich die Staatsopern­leitung zu ihrer diesjährigen Ballettpremiere genau den Tag er toren, an dem im Bach- Saal der Balucca- Abend stattfand, ungefähr bas größte Ereignis der Berliner Tanzsaison. Ich habe deshalb meinen Bericht nach dem Eindrud der Generalprobe gaben müffen.

mit den Sprüchen herumquälen müssen... Warum soll dem Kind das erspart bleiben...?", mir persönlich fann die ganze Religion gestohlen bleiben, aber ich möchte doch, daß der Junge später mat fonfirmiert wird...", Die Religion ist mir egal, aber wenn ich das Mädel abmelde, tommt sie bloß so zeitig aus der Schule raus und quengelt mir im Bege rum.."," Die Kinder in der Nachbarschaft haben auch all Religion, mein Junge soll da nicht aus der Reihe tanzen...", 3a felber glaube an nichts, aber meinem Jungen lasse ich den Glauben nicht nehmen, er tönnte sonst später mal feine An­stellung friegen..." ,,, Mein Junge glaubt schon lange nicht mehr an den Weihnachtsmann und an die Engel, aber wenn ich hier unter­fchreibe, dann würde es vielleicht rausfonimen, daß wir ihn so fret erziehen...", Ich bin sehr für die weltliche Schule, aber ehe fie fich nicht durchgesetzt hat, bleiben wir religiös..."

Diese Zitate sind nicht immer völlig wort- und dialektgetreu, aber immer sinngetreu. Kein einziges ist frei erfunden. Niemals wurden Gewissens, immer nur füglichkeits- und allenfalls Tra­bitionsbedenken gegen die weltliche Erziehung geäußert( fofern über­haupt Bedenten geäußert wurden).

Der Wert der christlichen Religion steht hier nicht zur Debatte. Er ist durchaus eine Sache für sich. Aber es steht der Wert der Motive zur Debatte, aus benen heraus sich viele Menschen zur Re­igion bekennen oder vielmehr: aus denen heraus fie das Belenntnis zur Religionslosigkeit vermeiden. Aufschlußreicher noch als für die überzeugten Freidenfer sollte die Art diefer Motive für die über­deugten Anhänger der Religionsgemeinschaften sein.

Der Mensch und sein Gott: das ist für jebermann, glaube er, mas er molle, ein großes, ernsthaftes Problem. Aber der Mensch und die Rücksichtnahme auf den Beruf des Urgroßvaters, den Leu­mund der Nachbarschaft, die Konfeffion des zukünftigen Chefs: bas sind Lächerlichkeiten. Wer ist ärmer an Glauben als die Taufschein­hriften, denen Religionsunterricht eine Strafe bedeutet, der sie thre Kinder um deswillen aussehen, weil sie ihnen feinen Vorteil ver­schaffen möchten, dessen sie früher nicht selbst teilhaftig waren, oder die den Religionsstunden die Aufgabe einer zufäßlichen Fernhaltung der Kinder vom Haus beimessen!

-

Freidenkertum hin Freidenfertum her: aber ist es nicht oft nur der Mangel an Befenntnisstolz und Glaubenskraft, der den Christen den Weg dorthin versperrt?

Wie zeichnen Berliner Kinder?

In Neukölln, in der Rütilstraße, befindet sich eine Bersuchsschule, die die Kinder in der Art moderner Lebens­gemeinschaft zur Selbständigkeit zu erziehen sucht. Ihre Resultate auf dem Gebiet des Zeichnens hatte Lehrer Alfred Jung in inter­mit denen der alten Methode; freies Schöpfen aus der kindlichen effanter Weise zusammengestellt: flaffenweise Leistungen, kontrastiert Phantasie gegenüber dem Drill des Abzeichnens nach gegebenen Borlagen, und einige Beispiele individueller Entmidlung besonders begabter Schiller während der acht Schuljahre. Hier waren erfreu lidhe Resultate in dem Fall einer malerisch jehr begabten Schülerin festzustellen, die gegenwärtig 15 Jahre alt ist und fdymer um eine entsprechende Fortbildung zu kämpfen hat; eine practvolle Begabung, der man den Aufstieg aus tieffter Not zur Zeichenlehrerin oder Deforationmalerin ebnen follte. Leider scheint es, daß für solche Fälle tein Etipendium oder sonstige Hilfsmittel egiftieren.

Was indessen an dieser Ausstellung bemerkenswert ist, ist nicht das Individuelle, sondern das Prinzip. Seit fast zwei Jahrzehnten bemühen sich aufgeklärte Behrer und Theoretiker, dem Zeichenunter­richt in der Schule das Lebendige, das Schöpferische zu geben; wo fie frei schatten und den Kindern( Don 7 bis 14 Jahren) den Zugang zu ihrer Borstellungswelt öffnen tönnen, entstehen die herrlichsten und phantasievollsten Dinge, die fünstlerisch genannt werden dürfen. Es handelt sich dabei faft immer um Auquarell- und Farbenstift­zeichnung; darin können die Kinder eine Welt von Anmut und tiefster Beobachtung des Lebens ausdrücken, mit einer Inbrunst, die für Erwachsene unerreichbar ist, und die nur noch mit der Bauern und Erotenfunft und mit der Malerei von Klee , Molde und Rousseau nerglichen werden kann.

Ueberall, mo Kinder ihrem eigenen Genius überlassen werden ( und natürlich auch in dem Fall des Neuköllner Unterrichts von Alfred Jung) findet man diese befeligende Frische und Wahrheit der find fichen Darstellung. Es wäre zu fragen, wie weit die Macht der ver­ständigen Erziehung reicht. Um zu miffen, wo sich noch das Uebel der alten Methode, bas Gegenbeispiel einer 2bzeichnung über Bor­bilder und Modelldinge findet, und wo der neue Geist eingezogen wäre, milßte eine allgemeine Ausstellung aller Berliner Schulen veranstaltet, werben. Die Schulverwaltung Berlins sel herzlich zu diesem Bersuch eingeladen, dessen Vorschlag nicht aus irgendeiner vorgefaßten Meinung entspringt, sondern der zum Mugen und zur Freude der Jugend dienen wird, die allein von der neuen Methode des Gewährenlaffens die Förderung ihrer schönsten und fruchtbarsten Gaben erwarten darf. Die Stoften fönnen in feiner Weise erwähnenswert fein; der Mugen eines solchen Wett­bewerbs der Zeichenkunst aller Berliner Schulen wäre unabfelybar und müßte naturgemäß zur endgültigen Ausmerzung aller unnügen und( denten wir an unsere eigenen Zeichenstunden vor breißig Jahren) quälerischen Methoden der alten naturnahahmenden Belchen­fehre führen.

P.F. Sch.

Gegen den neuen Filmgefeßentwurf.

Der Sozialistische Kulturtag in Frankfurt a. M. hatte unter anderem auch zum neuen Entwurf eines Filmgesetzes Stellung genommen, besonders gegen eine Anzahl von Bestimmungen im neuen Entwurf, die gegenüber dem bisherigen Gefeß eine Ver­schlechterung darstellen. Inzwischen hat der Sozialistische Kultur bund beschlossen, eine Konferenz der sozialistischen Beisiger in den Filmprüfstellen zusammen mit Bertretern der großen Arbeiter­organisationen und der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion ein zuberufen, in der über die bisherige Pragis ber Filmprüfung und über den neuen Gefeßentuurf gefprochen werden soll. Die Tagung findet am 1. Dezember in Berlin ftatt. Gleichzeitig wurde be Auffindet fchloffen, im Rahmen des Sozialistischen Kulturbundes eine zen. trale Filmtommiffion zu fchaffen, in der alle wichtigen Filmfragen, soweit sie von allgemeinem Intereffe für die gesamte Erbeiterbewegung sind, bearbeitet werden sollen. Alle großen belterorganisationen werden aufgefordert, Bertreter in diese Kommission zu entfenden.

Die Anzahl der deutschen Theater. Wie aus einer Runbfrage hervorgeht, werden zurzeit in Deutschland 198 Theater betrieben. Davon befinden sich in staatlicher Regle 20, in ftabtijcher 59. Auf Grund von Stiftungen werden zwei, mit städtischer Subvention 24 betrieben. Private Theater eriftieren in Berlin allein 30, im ganzen übrigen Reide 35 Wanderbühnen mit öffentlichen zu ganzen übrigen Reide 35 Wanderbühnen mit öffentlichen Zu­fchäffen gibt es 25. Gefchloffen sind zurzeit 13 Theater.

"

Bühnenchroni. Rurt or wit von den Münchener Kammerspielen wurde für eine Reihe von Monaten an die Boltsbühne engagiert. 211s cifte Rolle wird er den Graf Elterbash in Affäre Dreyfus " baistellen. Die Lupe veranstaltet hente abenb 8%, Uhr im Meichs mittichaiterat. Bellevueftr. 15, einen Disiuifionsportrag von Dr. Deinrich Dehmel über Kulturrenaissance in tebe unb@he

Gustav Wyneten, der Grünber der Freien Schulgemeinde Widerstori ipricht heitag. 8 11hr, in der Stadthalle über.Staat unb Geist", ( Erziehung/ Justiz/ Benfur).