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Bürgerschaftswahl in Lübeck  .

Bürgerblock gegen Sozialdemokratie!

Cübed, 9. November.( Eigenbericht.)

im 10, Stopember mirb bie Lübecker   Bürgerschaft neu gewählt. Besonders für die preußischen Städte in Nordwestdeutschland  , die nit ber fojialen und wirtschaftlichen Struftur Lübeds weitgehende Aehnlichkeit haben, werden die Lübeckischen Wahlen von einer gemissen Borbedeutung sein.

Die politische Situation in Lübeck   ist einzigartig. Obwohl nie mals eine mirifiche Koalition zustande fam( wie sie z. B. Hamburg hat) imb obwohl Demokraten und Zentrum ganz bedeutungslos Find, blieb die Sozialdemokratie feit 1918 bis heute ununterbrochen maßgebende und verantwortliche Regierungspartei. Seit dem Stu: 3 Reumanns aus Anlaß der befannten Hugenberg- Claß- Affäre ftellte sie auch den Bürgermeister. Jede Bürgerschaftswahl ging beshalb immer wieder um die Frage: Bleibt die Sozial. bemofratie an der

Entscheidung gerungen macht? Auch diesmal wird, um diese

ftellung: Bleibt der sozialdemokratische Bürgermeister?

Um die sozialdemokratische Machtstellung zu brechen, hat sich fchon bei früheren Wahlen eine fogenannte bürgerliche Eine heitsfront gebildet, die auch diesmal als Hauptangreifer auf­tritt unter dem Namen Hanseatischer Boltsbund. Dieser Bolfsbund ist eine Zusammenfassung der Volkspartei der Deutsch  nationalen, der Boltischen, der Hausbefizer und der Wirtschafts­partel, die mit allen möglichen mirischaftlichen Berbänden zu fannen einen ausgesprochenen Rechts- und Befizburger

blod bilben.

Dieser Bürgerbind hatte in der bisherigen Bürgerschaft 36 von 80 Eizen. Er war damit stärker als die Sozialdemokratie, die ber 35 Mandate verfügte. Er blieb trotzdem machtlos, da die Feinen Batteien der Mitte, zufammengefaßt in einer Arbeits. gemeinschaft( 2 Demokraten, 1 Zentrumsmann, 1 Aufmertler), mit im in fteter Feindschaft lebten und somit den Ausschlag gaben für eine Linksmehrheit, der auch eine Lintsmehrheit um Senat entsprach. Die Kommunisten mit ihren 5 Eigen find ohne jebe Bedeutung

Fettsperhältnille au bisherigen Burgerdaft bie DYD Immerhin ftanden in der bisherigen Bürgerschaft die mehr. Bettsverhältnisse auf des Messers Schneide. Und es ist noch völlig unübersichtlich, wie fich die Bage entwideln wird, henn vieles, wird abhängen von dem Schicksal der fleinen Mittel­parteien. Der Wahlkampf wird deshalb mit großem Aufwand und proßer Erbitterung geführt. Dabei wird die Sozialdemokratie als usgesprochene Regierungspartet blämpft, der Bürgerblod fühlt fich togegen in der porteilhaften Rolle der fritischen Opposition. Trog tem tit feine Pofition viel schmächer als bei der legten Wahl, wo as ihn gelungen war, mit der Barole der bürgerlichen Einheit die Demokraten fast ganz aufzureiben. Diesmal hat er außer den Demo roten auch die Nationalsozialisten gegen fich.

Es ficht heute schon abfolut feft, daß der Bürgerblod nicht mehr die stärkste Partei bleibt Die Sozialdemo­fratie wird wieder an der Spiße marschieren. Das ist um so mehr a eriarten, als der Bürgerblod innerlich sehr zerrissen ist, wobei taturaemäß gewisse reichspolitische Fragen, wie Boltsbegehren ufm., hre Rolle spielen..

Wahlberechtigt fund für die Bürgerschaftswahl. insgesamt 93 420 Wähler. Im einzelnen verteilen sich die Stimmen und Man­date nach der legten Bürgerschaftsmahl im Jahre 1926 wie folgt: Hanseatischer Boltsbund 32 940 Stimmen 36 Mandate Sozialdemokratische Partei 31 839 Kommunisten

Demokraten Zentrum

Aufwertungspartei.

4751

1719

.681

977

35 5 2

97.

1 Mandat

1

99

Die restlichen Stimmen der 1926 abgegebenen Wahlstimmen waren zeriplittert.

Der Roggenskandal.

Erflärung des Börsenvorstandes,- Untersuchung durch den Staatsfommiffar.

3

Der Börsenvorstand, Abteilung Produktenbörse, teilt mit: In Nr, 523 des Borwärts" ist in einem Artifel unter der Ueberschrift ,, Ein Roggenstandal Privatgeschäfte auf Roften des Reiches" die Behauptung aufgestellt, daß fünf Firmen der hiesigen Getreidebörse, von denen brei im Börsenvorstand vertreten find, bei Ausführung von Einkaufsaufträgen der Deutschen Ge treibehandels- Gesellschaft übermäßige Kommissionen erhalten haben und mangels einer ausreichenden Kontrolle der Handel in der Lage ist, beim Landwirt billig einzukaufen und der Deutschen Getreidehandels- Gesellschaft teuer zu verkaufen, so daß stellenweise Beträge bis zu 20 Mart pro Lonne verdient worden sind".

Die Inhaber der. namhaft gemachten Firmen haben dem Börsenvorstand die Bersicherung abgegeben, daß sie lediglich eine angemessene Kommissionsgebühr von 1 bis 2 Mart für die Tonne erhalten und in feinem Falle Berfäufe oder Vorverkäufe getätigt haben.

Der Börsenvorstand beschloß daraufhin, an den Staatstom­miffar bei der Berliner Börse   das Ersuchen zu richten, an Hand der Gefchaftsbücher der fünf Firmen und. der sonstigen von ihm einzufordernden Unterlagen tunlichst auch derjenigen der Getreidehandels- Gesellschaft die Vorwürfe zu prüfen und je nach den Ergebniffen der Prüfung entweder die Haltlosigkeit der Vorwürfe festzustellen oder die Einleitung eines ehren gericht. lichen Berfahrens herbeizuführen.

Der Staatsfommissar erklärte sich dazu auch mit der Maßgabe bereit, daß er zu der Prüfung Sachverständige aus den Kreisen des bereit, daß er zu der Prüfung Sachverständige aus den Kreisen des Handels und der Landwirtschaft hinzuziehen und versuchen werde, auch das Reichsernährungsministerium daran zu beteiligen.

Die vom Börsenvorstand beantragte Untersuchung ist not mendig unb zu begrüßen. Die Erflärung des Börsen vorstands läßt aber außer acht, daß es neben den übermäßigen Provisionen und Kommissionsgebühren, von denen in der Erflärung allein die auch übermäßige Handelsgewinne gegeben hat, die nicht ermahnt werden. Nur in Ausnahmefällen betrug.

die Kommissionsgebühr 1 Mart; bie Regel waren 2 Mart. Die Provisionen sind zu hoch, und es wird eine der ersten Aufgaben des Reichskommissars sein, auch die Provisionsfäße im Intereffe der Landwirtschaft zu senken.

Ein demokratisches Berliner   Blatt versieht die Erklärung des Börsenvorstandes mit der Ueberschrift Rein Roggenstandal". Das ist bewundernswert fühn, nachdem eine Untersuchung beantragt ist unb teine Spur der Widerlegung von dem betreffenden Blatt versucht worden ist.

Rebellion gegen Prinz Auwi.

Eine Ohrfeige für Geldles Byzantinismus.

Der Prinzenrummet der Stahlhelm- Führung fällt langsam felbft dem treuesten Stahlhelmmann auf die Nerven. Als Beweis dafür veröffentlichen wir nachstehend ein bom 23. September 1929 datiertes und einen Tag nach der Schlacht bei Langenberg" verfaßtes Schreiben eines rheinischen Stahlhelm- Gauführers an den Landesverband dieser Organisation in Hagen   i. W. Der Brief lautet:

3ur gestrigen Veranstaltung in Langenberg waren dem Gau  eine Reihe Ehrengäste gemeldet worden, darunter nicht Kamerad Brinz August. Wilhelm. Auf besondere Anfrage war dem Gau vom Landesführer geantwortet worden, daß der Brinz von niemandem geladen sei. Troßdem befand sich der Stahlheim. famerad bei den Ehrengästen neben dem Landésführer beim Vorbeimansch sowie vorher beim Stab des Landesführers.

Der Gau   erhebt in scharfffer Form Einspruch da gegen, daß bei einer Veranstaltung in seinem Bereich ein Stahl­helmafamerad, weiler Prinz ist, als Ehrengast behandelt wird. Lediglich qus diefem Grunde hat der unterzeichnete Gauführer das von absehen müssen, seinen Gau vorbeizuführen.

Der Bau behält sich vor, ebenfalls seinen Gau geschlossen aus der Aufstellung herauszuziehen, wenn nun nicht endlich diefem unwürdigen Brinzenrummel ein Ende gemacht wird. Selbstverständlich ist der Gauführer auch bereit, die aus seiner Stellungnahme etwa notwendigen Folge. rungen zu ziehen. wenn sich die ihm mehrfach befanntgegebene Stellung des Landesführers und der Stahlhelmführerschaft in dieser Richtung wesentlich geändert haben sollte. Front Heil!"

Bebauernswerte Gestalten biese Hohenzollern prinzen. Jetzt dürfen sie sich nicht einmal mehr beim Stahlhelmi in borderster Reihe sehen lassen. Auch hier haben sie endlich den legten Rest an moralischem und persönlichem Kredit verspielt. Danach werden selbst die wildesten Monarchisten ihre Hoffnungen auf die einstige Biederkehr herrlicher Zeiten unter dem großen Geschlecht der Hohenzollern   endgültig zu Grabe tragen!

Der fichechoslowakische Eisenbahnbeamte Bincenz Becha unb ber mitangeklagte Landwirt Johann Toth find in der zweiten Instanz zu vier Jahren sechs Monaten bzw. zmeieinhalb Jahren schweren. Sterfers verurteilt worden. Die Bestimmung des Urteils der ersten Instanz, daß Becha nach Verbüßung der Strafe des Landes ver wiesen wird, würde aufrecht erhalten.

( Gewerkschaftliches siche 4. Bellage.)

Berantwortlich für Politit: Dr. Curt Gener: Wirtschaft: 6 lingelhäfer; Feuilleton: 2. S. Discher: Batales Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner: und Sonfines Krik Karstäbt: Anselaen: Th. Glode: fänttlich in Berlin  . Berlag: Forwärts- Berlag 6. m b. 8. Berlin   Trude Borwärts- Buchbrudetét und Berlansanftalt Paul Singer u. Co. Berlin G 68 Lindenstraße 8. Sieran 5 Beilagen und Unterhaltung und Billen.

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