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BERLIN  

Dienstag

19. November

1929

10 Pf.

544

= Der Abend

Erfdeinttagli

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Die neuen Stadtverordneten.

64 Bertreter der Sozialdemokratie im Stadtparlament.

Wir geben hier die Namen der Mitglieder der neuen fozial­bemokratischen Rathausfraktion:

Berlin- Mitte: Willy Riese, Stegbert Loewy, Paul

Horsch.

Tiergarten: Karl Bublik, Hermann Clajus, Dr. Räthe Frankenthal

Wedding: Hugo Heimann, Friz Brolat, Bilhelmine Beide, Mag Ulrich, Bruno Krause.

Prenzlauer Berg  : Adolf Dohnert, Mar Kreuziger, Georg Kermes, Kurt Knopf, Ella Ken.

Friedrichshain  : Otto Büchner  , Gustav Müller, Billy Günther, Christian Gutekunst, Karl Klingler  .

Kreuzberg  : Karl Bitte, Paul Robinson, Richard Barth  , Reinhold Eichberg, Karl Heichold, Richard Betnared. Charlottenburg  : Alfred Bill, Dr. Siegfried Kawerau  , August Gebert, Else Lange.

Spandau  : Erich Lezinski, Fritz Kranz.

Wilmersdorf  : Hans Woy wod.

Zehlendorf  : Richard Draemert  ,

Schöneberg  : Erich Flatau, Frizz Kaspar,

Steglitz  : Otto Klose.

Tempelhof  : Otto Burgemeister.

Berlins   modernftes Poftamt

Das Postamt in der Doro= theenstraße präsentiert sich nach feiner välligen Umgestaltung als ein fehr geschmackvoller, zweddienlicher Bau. In großen, hellen Räumen, die durch Glasbedachung Ober­licht erhalten, sind die verschiedenen Bostabfertigungsstellen untergebracht. Hinter einer braungetäfelten Barriere mit Linoleumbespannung und Alu­miniumeinfaffung figen die Beamten in offenen Kojen, die nicht mehr den altmodischen, furchterregenden Käfig­bau mit Glas und Borhang zeigen. Jede Koje erhält wiederum durch eir darüber befindliches Glasdach ihr Licht. Uebersichtlich und nicht ge­brängt sind die Poststellen verteilt;

Neukölln  : Hermann Harnisch, Anna Bormann, Mario befinden sich in einem gesonderten Aschenbrenner, Kurt Gärtner, Josef Arndt, Luise Mo11.

Treptow  : Wilhelm Strieder, Hermann Lempert

Köpenid: Friz pid.

Raum 19 Fernsprechtojen, in einem anderen Raum die Tele­gramm und Schließfachabteilung. Gut angebrachte Bentilationen in ge­Luftzufuhr, der Berkehr widelt sich nach den bisherigen Erfahrungen glatt ab.

Lichtenberg  : Gustav Tempel, Ernst Arndt  , Franz mig. mügender Zahl forgen für ständige

Weißensee  : Otto Faust.

Bankow: Hermann Amberg.

Reinidendorf: Heinrich Schäfer, Friedrich Meiser. Stadtfiffe: Johannes Haß  . Dr. Siegfried Weinberg, Richard Krille, Walter Reinhold, Robert Rohde, Minna Iodenhagen, Karl Siegle, Emil Buchholz, Georg Roga z.

Die Bergarbeiter von Horkshire. Sie bleiben bei der Ablehnung der Regierungsvorlage.

London  , 19. November.

Die Bergarbeitervereinigung in Yorkshire   beschloß am Sonn­abend, die Reformvorschläge der Regierung für den Bergbau a b zulehnen. Die Abstimmung ergab 36 650 Stimmen für An­nahme und 52 850 Stimmen gegen die Annahme der Regierungs­vorschläge.

Die Stellungnahme der Bergarbeiterschaft von Dorfshire ergibt sich daraus, daß sie die 7stündige Arbeitszeit, mit Ein- und Aus­fahrt 7% stündige Arbeitszeit, bei dem Streifzusammenbruch nicht verloren hatte, um deren Wiedereinführung für die Bergarbeiter der übrigen Kohlenreviere es sich hauptsächlich dreht.

Deshalb kann die Regierungsvorlage trotz der Ablehnung in Yorkshir: auf Annahme rechnen, wofür sich alle übrigen Distrikte ausgesprochen haben.

Yorkshire   wird sich der Mehrheit fügen, so daß die Regierung nunmehr energisch den bisher recht hartnäckigen Bergwerfsbefizern entgegentreten fann.

Schiffsunglück bei Mexifo

18 Menschen erfrunten.

New Yort, 19. November. Der Dampfer., Villa Hermosa" ist am 16. No­vember bei Chiltepec auf eine Sandbank gelaufen und gesunken. 12 Passagiere und 6 Mann der Be fatung sind ertrunken.

Befocht mit den Kraftwagen der Deutschen   Reichspoft die schöne Mark Brandenburg

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Der Scherz" des Obersten Michailow.

Der Diebstahl in der französischen Botschaft vor Gericht.

Bor dem Schöffengericht Berlin- Mitte   muß| Am 7. Ottober machte Bataille Michailow gegenüber verschiedene fich heute wegen schweren Diebstahls der 60jährige ruffifche Oberst Michailow verantworten. Das geheimnisvolle Verschwinden des Brillanten folliers aus der Französischen   Botschaft und das noch geheimnis. vollere Wiederauffinden des Schmudstüdes hat seinerzeit großes Auffehen erregt. Die Angelegenheit wurde dadurch noch verwickelter, daß verlautele, der Einbruch und der Diebstahl seien nur fingiert worden, um die Absicht, die französische   Geheimchiffre zu decken.

Der Angeklagte Michailow, ein grauhaariger Herr mit großem Schnurrbart und einem Kneifer, gibt seine Erklärungen mit leiser Stimme im intelligenten Russisch. Der Dolmetscher über. fett Satz für Saz. Michailom hat zwei Krizge mitgemacht, lebte von 1920 bis 1926 in Konstantinopel  , tam darauf nach Berlin   und wurde hier von seiner Tochter unterstützt. Sie fehrte nach Rußland  zurück und starb dort. Der Oberst befand sich in großer Not. Seine beiden Töchter, die in Rußland   geblieben waren, fonnten ihm nicht

helfen. Im Juli 1928 erhielt er die Portierstelle bei der Französischen   Botschaft; sein Gehalt betrug 120 Mark monatlich. Er war sehr verschuldet und mußte einen Teil seines Heizung besorgte. Am 2. Januar tam es zwischen ihm und Bataille Einkommens dem Chauffeur Bataille abtreten, dessen Frau die zu Differenzen wegen der Weihnachtsgratifitation. Michailow sollte ihm einen Teil für die Heizerdienste abtreten. Bataille beschwerte fich sogar deswegen beim Stellvertreter des Gesandten und bezich­tigte ihn des Gelbbiebstahls. Bis zum September vertrugen fich

Chiltepec ift ein einer Hafen im Bufen von Tehuantepec Michailom und Bataille einigermaßen. Dann tam es wieder zu an der Südwestküste von Merito.

Wohnungsbau in USA  .

Washington  , 19. November.

800 Millionen werden ausgegeben. Schahfefretär Mellon teilte mit, daß das Schahamt beabsichtigt, 200 millionen Dollar zur Förderung der Bautätigkeit auszugeben. Sanchez Guerra   freigelaffen. Der frühere spanische Minister. präsident Sanchez Guerra   wurde mit Rücksicht auf sein hohes Alter bis zur Durchführung des neuen Prozesses auf freien Fuß gefeßt.

einer heftigen Auseinandersegung wegen des Heizens. Der Botschafter und das gesamte Gesandtschaftspersonal maren verreift. Am Morgen des 5. Oktober fand Michailow das Fenster des Salons offenstehend und sowohl in dem Zimmer als in seiner Portierloge große Unordnung. Alles wies auf einen Einbruch hin. Als der Sohn des Gesandten eintraf, stellte er auch in den oberen Räumen Unordnung fest Im Laufe des Tages erschien dann zwei­mal hintereinander Bataille mit Juwelenfutteralen, die er im Garten vor dem Fenster des Michailowschen Zimmers gefunden haben wollte. Erst am Abend erfuhr Michailow, Juwelen ab handen gekommen waren. Am nächsten Lege, nach der Rück­tehr des Gesandten, befaßte fich die Polizei mit der Angelegenheit.

verdächtige Aeußerungen. Auch will dieser nachts gehört haben, wie irgend jemand sich nicht minder verdächtig im Veſtibül auf­gehalten habe. Am 8. November wurde dann das Brillantenkollier im Garten gefunden. Die Kriminalpolizei nahm zuerst Bataille ins Polizeipräsidium mit und holte dann auch Michailom. Man fragte ihn, mieviel Gehalt er bekomme und wie hoch seine Schulden feien. Man ließ ihm zehn Minuten Bedenfzeit. Michailom fagt nun vor Gericht: Ich faßte das Verschwinden des Kolliers als niederträchtige Provokation auf. Es war mir klar, daß ich nun meine Stellung verlieren, in Not geraten und meinen Töchtern in Rußland   nicht mehr würde helfen können; mein ganzes Leben zog an mir vorüber. Ich überlegte auch, daß der Botschafter sein Ehren­wort gegeben habe, die Sache weiter nicht zu verfolgen und

aus dem den Ruffen anhaftenden Eigenfinn habe ich dann mich felbft belastet.

die Sache so dargestellt, als hätte ich den Juwelendiebstahl fingiert, Das, was ich erzählt habe, war reine Phantasie. Ich habe und zwar aus Scherz. Von alledem, was ich damals erzähit habe,

ist fein Wort wahr. Ich befand mich in einer außerordentlichen seinerseits die Umstände schildern, unter denen das scherzhafte" Aufregung und hatte auch schlimme Herzbeklemmungen. Kriminalkommissar Busdorf  , der als Zeuge anwesend ist, wird seinerseits die Umstände schildern, unter denen das scherzhafte" Geständnis des Obersten Michailow zustande gekommen ist.

Seltsames Eisenbahnunglück Ueberhängende Balfen eines Güterzuges als Ursache. Acht Reisende verletzt.

Ein schwerer Eisenbahnunfall ereignete fich am Montag abend auf der Strecke Münster  - Rheine  . Der um 20,10 Uhr von Münster   abgehende Eilzug begegnete furz vor Ems­ detten   einem Güferzug. Dabei wurde der Eilzug an­scheinend von überhängenden Balken des Güterzuges ge­streift, wodurch eine Reihe Wagen schwer beschädigt und zwei Personen schwer und sechs leicht verlegt wurden. Die Berletzten wurden in das Emsdeffener Krankenhaus übergeführt. Die Untersuchung ist eingeleitet.