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GolistenkonzerteundKonzertsolisten
Konzerirundschau/ Von Klaus prmgsheim.
Gesangsabende. Der Be<Äii>ve>rsaal überfüllt, gehobene Stmunung, Beifalls- stürme nach jeder Nummer: so ist dos äußere Bilb, zu dem Lula Mysz-Gmeiners Goethe-Liederabend sich gestaltet. Nichts Neues läßt sich über die Künstlerin sagen, die von neuem zeigt, daß sie, gleich außerordentlich in der gesanglichen Beherrschung wie in der Intensität und frischen Unmittelbarkeit des Erlebens, als Liedgestatterin nicht ihresgleichen Hot. Sie darf, um Persönlich- keitswirtung nicht besorgt noch verlegen, sich ganz dem Dienst der hohen Aufgabe widmen, die sie sich in Liedern Schuberts, Loeroes und chugo Wolfs(und des dazwischen doch ein wenig abfallenden Hermann Zilcher  , ihres Begleiters an dies ein Abend) gestellt hat. Solche Konzerteindrücke sind selten. Der Sänger, die Sängerin, die ihren sicheren Erfolg auswerten oder den noch unsicheren befestigen wollen, tun es gemeinhin vor allem mit dem Instrument ihrer Stimme. Doch welch ein Unglück für Georges Bailanoff, den großen Künstler der Opernbühne, daß fein Bariton, vor wenigen Iahren noch eine herrliche Stimme, deren Klang sich nicht vergißt, heut« kaum ausreicht, solche Er- innerung zu erwecken, geschweige denn, die Philharmonie zu füllen, deren Sitzplätze vermöge der Anziehung seine» Namens nur zur Hälft« besetzt sind! Wie wäre diesem Sänger geholfen, besäße er nur einen Teil der Riefenstimm«, mit der der argentinische Opern- boritonist Ernesto Dodds einen Arienabend long prunkt. Aber wiederum, was für ein kostbares Instrument wäre dieses voluminöse Organ, hätte es zu seiner Fülle ein wenig von der edlen Geschliffen- heit und Ausgeglichenheit des Tons, durch die der amerikanische Konzertsänger Louis Graveure   nun also wieder im Konzert. saal nach dem halbgelungenen Opernexperiment verwöhnteste Ohren entzückt. Es war eine groß« Sensation für Berlin  , als er vor ein paar Iahxen zu erstenmal erschien: aber sein« Methoden der Propaganda sind wahrhast unomerikanifch-diskret. gemessen an jenen, mit denen der Tenor C r o o k s für sich wirbt oder werben läßt. Die Reklame treibt er, wie es scheint, als Sport: reist durch die Erdteil« und sammelt all« Pressestimmen, die seine Stimme in einem Mein mit der Carusos nennen.Crooks erfreute uns mit jener Arie, die uns aus Carusos bester Acit noch im Ohr sitzt" auch solche Sätze sind in die kostbare Sammlung ausgenommen. Warum gibt Crooks in Berlin   einen Lieder- und Arienobend? Vermutlich, um einmal mehr feinen Namen neben d«m Carusos plakatieren zu können. Denn solcherart ist wohl der Haupt- oder Nebenzweck, dem die Beranstaltung eines Konzertee dient: aus den Kritiken, die in Zeitungen erscheinen,«in paar wirkungsvolle Schlag- Zeilen für das nächste Konzertinserat zu gewinnen. Aber e» ist wohl nicht Pflicht der Preise, an diesem Kreislauf der Reklame fördernd mitzuwirken. Lnfirumentales. Anderer Zweck der vielen Solistenkonzerte: aus d«r Notlage de» ewigen Konzertgcbers und draufzahlenden Unternehmers in die wirtschaftlich gehobenere Position des Arbeitnehmers und bezahlten Konzertmitwirkendsn aufzurücken: zum Solisten eines Sinfonie- konzsrts. Höchstes Berliner   Ziel: einmal für«in Walter- oder Furt- wängler-Konzert in der Philharmom» engagiert zu werden. Di« Instrumentatisten haben es schwer. Ihrer sind zu viele, die viel können: dwh mir ganz wenige, die«» zu solcher Geltung zu bringen vermögen, den bevorzugten Platz auszunillen, der dem großen
Solisten der großen Orchesterkonzert« reserviert ist: den Platz der Attraktion, die für dos zahlend« Publikum, damit es nicht in Scharen wegbleibt, nötig ist. Der Kreis der Arrivierten, die dieser ehrenvollen Ausgab« ge- wachsen sind, ist nicht groß, die Liste der zuverlässigen Namen ist bald erschöpft. Aber in der Tat sind es Höchstleistungen des instru- mentalen Solospiels, auf die dos Abonnentenpublikum allemol mit. Sicherheit rechnen kann. Neulich, bei Furiwängler, hörte Man Adolf B u sch in Busonis Violinkonzert, eine Darbietung der absoluten Vollkommenheit: oder, in etwas bescheidenerem Rohmen. an einem Abend, der das neugcgründete Königsberger Rundfunk- orchester unter seinem Dirigenten Hermann Schorchen über­raschend glücklich einführte, den Konzertmeister des Orchesters, Stefan Frenkel  , in dein Violinkonzert Joses M. Hauer?' einen Geiger von eminenter Musikalität in einem schwierigen, spröden Werk, dessen Uraufführung immerhin lebhaftes Interesse weckte: aber im zweiten Bruno-Walter-Konzert zwischen zwei Gipfeln: nach der unvergleichlich schön gestalteten O-Moll- Symphonie von Brohms und vor dem hinreißend gespielten«Till Eulenspiegel  " Artur Schnabel  , gleich überragend in Weber? Konzertstück wie in Strauß' Burlesk  «: und bei Klempersr als Solisten feines Bach-Abends Josef Wolf st ha l: im E-Dm- Konzert und, ungewöhnliche Wahl, in der(unbegleiteten) Chaconne, hie gemeinhin nur in Solfftenkonzorten zu hören ist, doch deren sozusagen abstrakte» Klangbild sich den weiten Dimensionen des Operntheaters wundersam anpaßt. Die Violinenlsteratur der kloinen Formen und der intimen Gattungen ist nicht eben ergibig: ihr Borrot steht in schroffem Miß­verhältnis zu der Zahl der Blolinabendc, die in Berliner   Konzert- sälen stattfinden. Fast in jedem Programm drückt sich die Ver- legenheit seiner Gestaltung aus. Jüngst auf beispielhafte, wenn auch gewiß nicht vorbildlich« Art im Konzert Vasa Prihodas, des glänzenden tschechischen Birtuosen, bei dem alle Spielarten und Stil- gattungen von der belanglosen Salonbagatelle bis zur großen Konzortform vertreten waren: ähnlich ein andermal bei Mischo C l ni a n. Di« Cellisten haben es besser: sie haben weniger Konkurrenz,' so ist dos Terrain ihrer Literatur weniger abgesucht. Benito B r a n d i a, im vorigen Jahr als ausgezeichneter Vertreter seines Instruments eingeführt, entwirft ein großzügiges Programm für oj.er Abend«: und E n r i c o M a i n a r d i, der die Staatlich« Hoch- schul« zu ihren Meistern zählt, gibt an seinem ersten Abend ein« Folge wertvoller Musik. Für den Pianisten besteht an wertvoller Literatur feines In­struments kein Mangel, er hat reichste Auswohl; aber noch reichere Auswahl hat sozusagen die Klaoierliteratur an Pianisten, sie sind in Berlin   nicht zu.zahlen, die hochqualifizierten Könner, die willig sind, sich in dieser Literatur zu erproben. Nur das Außerordentliche, wie die selten« Mischung von Charme und Bravour im Spiel Claudio Arraus, oder die wunderbare Gestuftheit des Klovier- tons bei G i e s e k i n g: oder vielleicht auch die Spezialität, die Bertram aus seiner Ehopin-Interpretation zu machen weiß, vermag zu bestehen. Rämy Lcskowitz, sehr ungewöhnlich und auffallend gekleidet zu dem Iazzkonzert, da» er im Bechsteinsaol gibt, besteht weder im Technischen noch im Musikalischen. Di« These, daß«Jazz", eine vorgestrige Sachs nun wirtlich, sich nicht koitzerr- mäßig veredeln lasse, hätte nicht schlagender bewiesen werden können.
Dle Landbundführer tagen. M t Schiele in Berlin  - nicht bei Hilgenberg in Kassel  . Di« Tagung der Reichslandbundführer, die alljährlich nicht lang« vor der sogenannten Grünen Woche stattfindet, hat gestern unter dem Vorsitz von Dr. Schiele im Reichslandbundhaus begonnen. Dr. Schiele hat bekanntlich die Kasseler Tagung der Deutschnationalen vorzeitig verlassgn, und deutschnational« Blätter behaupten, daß nicht zuletzt dadurch der Sieg Hugenbergs in Jassel vollständig geworden ist. In der Tot muß nwn sagen, daß die Eröffraingsreo« Schieles aus Moll gestimmt war, und daß der Poung-Plan im ganzen ein einziges mal erwähnt wurde, der von Hugenberg geführte Kampf gegen den Poung-Plan aber überhaupt nicht. Der bisherige Verlauf der Reichslandbundsührertagung brachte nichts Aufregendes. Das Thema der Tagung lautet:Der deutsche Bauer und das deutsche   Volkstum." Ran an die Bauern, ist s6)on lange di« Devise des Reichslandbundes, und die Bauern zu um- ichmeicheln, ihr« Bedeutung für die gesamt« Wirtschast und das deutsch« Volk mit aller Macht zu unterstreichen, füllt einen großen Teil dieser Tagung aus. Es paßt natürlich in die praktischen Ziele des Landbundes, daß Herr Schiel« seinen Leuten und der Oeffent- lichkeit plausibel zu machen oersuchte, daß die Arbeitslosigkeit in Deutschland   verschwindet, wenn die Rentabilität dar Londwirrschast gehoben wird. Er verspricht sich, durch Intensivierung der Land- Wirtschaft 500 000 neue Arbeitskräfte zu beschäftigen, womit die Arbeitslosigkeit in der Hauptsach« ein Ende habe. Dr Schiele vergaß nur zu sagen, wer das bezahlen soll und wie es gemacht werden soll. Denn an einen Abbau dsj: extensiven Roggen- wirtschast, deren Rettung allein der Londbund heute seine Arbeit widmet, denkt Herr Schiele natürlich nicht. Angesichts dessen ist es natürlich eine Phrase, wenn Herr Schiel« meint, mit seiner Art sozialer Agrarpolitik aus dem deutschen Arbeitsvolk wieder ein Bodenvolk machen zu wollen. Vom Statistischen Reichsamt war Dr. F. Burgdörfer zitiert, um die Gefahren des Geburtenrückganges in den Städten aufzuzeigen und um zu sagen, daß allein das platte Land heute noch Deutschland  am Ausstarben verhindere. Freilich beachtet Herr Burgdörfer nicht, daß der von Herrn Dr. Schiele für die Bauern geforderte kauf- männische Sinn schließlich auf dem Lande die Geburtenfreudigkeit auch nicht weiter steigern wird, und außerdem hat er die Feststellung des nachiolgeiiden Redner« Pros. Münzinger»och nicht gekannt, daß der Bauer heut« auch damit zu sparen sucht, daß er weniger Kinder in die Welt setzt. .Herr Prof. Münzin gor von der Landwirtschaftlichen   Hoch- schule Hohenheim   sang das Loblied aus die Bauern fort und ver- sucht« an Hand seiner von uns gestern ausführlich kritisierten Spezial- Untersuchungen nachzuweisen, daß es den Bauern dreimal so schlecht geh« als den Arbeitern. Zu unserer Kritik scheint sich Herr Pros. Münzinger nach den uns vorliegenden Berichten die Sitzungen sind nicht öffentlich vorsichtigerweise ober nicht geäußert zu haben. Herr Hugenberg wird sich über diese Führertagung, die den Kampf gegen den Poung-Plan so wenig pflegt«, nicht sonderlich treuen. Freilich kann man nicht wissen, was hinter den Kulissen der Reichslandbundführer vor sich geht. Aber auch darüber wird Herr Hugenberg nach dem Auftreten Dr. Schieles in Kassel   wahrscheinlich nicht allzuviel Genugtuung empfinden. Oeutschnaiionale und Landvolk. Durch die neuerdings erfolgten Berhaftimgen ipegen der Bombanattentot« in Schleswig-Holstein   ist dar Blick der Oeffentlich- feit wieder einmal mts- die Landvolkbswegüng gerichtet wwrden, deren Führer trotz aller?ll,l«ugnungsversuche den Ärejs der Bombenattantäter bilden. Die BezeichnungLandvolk",«Land- voltzeiding" undLandoolkbcwegung" ist im Zusammenhang mit diesen Attentaten wiederholt durch die Presse gegangen. Ueber die Entstehung und di« Bedeutung dieser halb politischen, halb wirt- ichostlichen Bewegung dürfte jedoch noch Unklarheit bestehen. In der Provinz Schleswig-Holsteln ist di« Sucht, neue Parteien zu gründen, gerade in der Landbevölkerung in starkem Maße vor­handen, weil schon seit der Kriegszeit der..Landbund" und der Bauernoerein" sich im ungefähr gleichen Kräfteverhältnis gegen. überstehen und um die Vorherrschaft erbittert ringen. Es gehört mit in die Geschichte diese» Kampfes, daß zum Nachteil des Gegners neue Vereinigungen von der einen oder anderen Seite gegründet werden Als im»ergangenen Jahre die Beteiligung der Sozialdemo- kratie in der Reichsregierung bei den D e u t s ch n a t i o n a l e n den Wunsch auslöst«, dieser Regierung durch eine demagogisch betriebene Agitation Schwierigkeiten zu machen, ohne dabei das Ansehen der eigenen Partei zu gefährden oder sich durch maßlose Versprechungen für di« Zukunft zu binden, griff man zu diesem in der Provinz nicht mehr ganz unbekannten Mittel der Gründung einer neuen Bewegung. Es war der deutschnattonol« Reichstagsabge- ordnete S o t h, der in dieser Richtung zunächst führend vor» anging. In zahlreichen Versammlungen, die sich durch skrupellose Hefte auszeichneten, und die infolgedessen viel Zulauf aus der Be- völksrung der Westküste Schleswig�olsteins erhielten die sich im Herbst 1SÄ> wegen des stockenden Vishabsatzes m wirtschaftlicher Schwierigkeit befand, rief er zum Zusammenschluß derRot- b i l s e" aus. Ms diese Bewegung größeren Umfang annahm, so daß mit ihrem Fortbestand gerechnet werden konnte, stellten der deutschnotionole Parteisekretär Kühl au« Husum  und der Führer httIunglandbundes". Weschke, aus Itzehoe  , stch dieser Bewegung als Führer zur Verfügung. Nach den ersten aushetzenden Versammlungen ergingen damals die lächerlichen Aufrufe im Namen des Volke« an den sogenannten VerwalMna-opparat, sein Amt niederzulegen. Die Bewegung nahm weiteren Umfang und schärfere Formen an, so daß S o t h, um die D«>itschnationole Volkopartei nicht ,'u stark an diese neue radikale Vemeavng zu binden, unbeschadet ihrer weiteren Entwicklung, zu- rücktreten tonnte. Sie nahm nunmehr den Namen.Landvolk" undLandvolk- bewcs'.mg" an. Jede der Versammlungen wurde g-lchlosien mit dem altsriesischen Ruf:Lewer duod üs Slav!" An den Phrasen der Versammlungsredner erhitzten sich die Köpfe. Man schrie n o ch T a t e n. So ist es zu verstehen, daß sich gewissenlose Naturen fanden, die di« Entwicklung glaubten vollziehen zu müllen und zu den Bombenattentaten schritten. Die ersten, an sich noch nicht UN- bedingt geföhrltchen BombenaUntate, di« unemdeckt blieben, rieftn wiederum weiter Interessierte sul den Plan, bis sich schließlich der ganze Personenkreis zusammengefunden batt«, der jetzt in- Gefäng- vi« seiner Verurteilung entaegensieht. Au» dieser Entwicklung ist zu erkennen, welch« schwere Schuld die Schleswig<Holsteimsch«n Führer der Deutschnationalen Volk». partei und des Qandbundee dadurch aus sich geladen haben, daß sie «in, Bewegung entfesiellen, der die Neigung, sich Lberradi'al zu überschlagen, schon In der Entstehung mit aus den Weg gegeben wurde. .In diesem Sinne sind sie an den Bombenattentaten nicht frei von jeder Schuld!
Dich Hab' ich geliebt!" Eapitol. Die große Opcrettendioa Inge Lund heiratet einen edlen, aber viel beschäftigten Großindustriellen. Fünf Jahre glückliche Eh« sind absolviert, als der früher« Geliebte, dem allerdings nur«ine Nacht gehörte, wieder auf der Bildfläch« erscheint. Der Gatt« kommt dar- über nicht hinweg. Filmgatten tun solche Dinge, und es geschieht der Rausschmiß, bei dem e» für all« Zeiten geblieben wäre, wenn nicht das Töchterchen aus Sehnsucht krank werden würde. Die Träne quillt, und goldene Warte ertönen. Ein Blumenstrauß fröhlich erblühten Kitsches. Es sieht so auf, als ob der Manuskriptoersasser Walter Reisch   sein möglichstes getan hat, all« Elemente, die die Tränendrüsen antitzeln und nach- her energisch ausdrücken, als kompletten Mustertosfer dem Publikum zu offerieren. Was die Situation noch bedeutend verschlimmert, ist die akustische Reproduktion schöner Courths-Mahler-Zitat« Der SchlagerDich Hab' ich geliebt" hat auch sein« angenehmen Seiten. Da er jedoch unentwegt gesungen wird, lastet er schließlich schwer auf den Nerven. Welch« Schrecken der Tonfilm verbreiten kann, zeigt dies« sinnige, traute Arbeit. Di« Regie Rudolf Walther   Fein; ist bekamit. Biel   tränende Großaufnahmen, prächtige Räume und geschmackvolles Arrangement bilden sein Repertoire. Mady Christians   scheint sich jetzt sehr zu ihrem Nachteil für die rührende Haltung entschlossen zu haben, und Hans S t ü w« macht im Kostüm«ine prächtigere Figur. Walter Iankuhns Tenor kommt Im Tonfilm zu guter Wirkung. F. Seh.
Unschuld." Atrium. Max Jungks Drehbuch hat glücklich die Gefahr vermieden. Felix Söltens NovelleDie klein« Beroniko" nur aus der katholischen Gefühlswelt heraus entstehen zu lassen. Denn auch im Film steht immer das allgemein menschliche Empfinden im Vordergrund. Seelisch entwickelt und ganz fein ist sie erzahlt, di« Geschichte des blutjungen Bauernkinües, das nach Wien   fährt, um dort gefirmt zu werden. Die arme Mutter hat sich an ihr«reiche" Schwester gewandt, damit sie Firmpotin der kleinen Veronika werde. Die reiche Tante aber ist die Insassin eines Freudenhauses, und der Firmling genießt den verführerischen Glanz der Großstadt und den jammoroollen Untergang in ihr innerhalb 24 Stunden. Von der Firmung geht der Weg über Pratar, Bar und Separe« in das Bett eines Wüstlings. Am andern Morgen bemerkt Veronika erst, in welch« Gesellschaft si« geraten ist, und als sie nun nach Haus« abgeschoben wird, fährt sie nicht in da« klein« Gebirgedorf zurück, sondern verläßt unterwegs den Zug und endet durch Selbst« morft. Robert Land   war diesem Film«in sehr sorgfältiger Regisseur. Er nutzt di« Stimmung der Landschaft aus, er zeigt Wien   in feiner Eigenart eines Firmungstogee, und er formt seine Schauspieler zu wahren Menschen. Eine ganz große Leistung bietet Käthe von Nagy   als Veronika. Sie braucht nicht die Junge zu spielen, denn sie ist jung und empfindet tief und wahr. Gut ist auch Maly
Delschast in der Rolle der Tante. Der sehr viel könnende Photograph Otto K a n t u r e t wirkt« bei Wasserspiegelungen und Eisenbahnfahrtbildern durch ganz seltsame Reflexe. Da desgleichen alle irgendwie am Film Mitwirkanden mit Talent und Ernst bei der Sache waren, wirkt dieser Film fieser als mancher beabsichtigte Aufklärungsfilm. e. b.
Oer Hamburger Lessingpreis. Der Homburger Senat hat nunmehr die Mitglieder des Preis koll«iums jür die Verleihung des Lessingpreise» der Freien und Hansestadt Hambura, den der Senat anläßlich der 200. Wiederkehr des Geburtstages Lessings am 22. Januar 1929 stiftete, berufen, darunter den Generalintendanten Professor Leopold Ießner. Der Preis, der 12 000 Mark beträgt, wird am Verfassungstoge nächsten Jahres erstmalig und hernach am gleichen Tage alle drei Jahre verliehen worden. Als Preisträger kommen neben deutschen Dichtern und Schriftsteller» auch deutsche   Gelehrte in Betracht, deren Wirken auf den von Lessing   gepflegten Wissensgebieten die Er- kenntnis gefördert hat. und die zugleich durch ihre künstlerische Dar- stellung und sprachlich« Form die deutsche Prosa weitergebildet haben._
Dir größte Rundsunkstation in Europa  . Während der Rundfunk sich bisher in Italien   langsam eingebürgert hat, soll jetzt ein neuer großer Ausschwung geschaffen werden, und zwar durch Errichtung der stärksten drahtlosen Station, die es bisher in Europa   gibt. Die neue Rundfunkstation in Rom  , die demnächst eröffnet werden soll, besitzt«ine Sendefähigkeit von 20 Kilowatt: sie wird von der italic. Mischen Rundfunkgesellichaft mit Unterstützung der Regierung ge- schaffen, und zwar will sich Mussolim ihrer bedienen, um wichtige politische Nachrichten durch ganz Italien   und nach den afrikanischen Kolonien zu verbreiten. Ein türkisches Nationaltheatcr, das in Ausstattung und Ei»- richtung mit denen in anderen europäischen   Ländern«inen Vergleich aushalten fall, wird fetzi in Konstantinopel   errichtet. Der Bau ist einer deutschen Finna übertragen. Das Gebäude wird sich in dem mehr kosmopolitischen Viertel von Pera erheben, in der Nähe de? Platzes, auf dem dos Denkmal der Republik steht. Das Theater wird der Türkischen Nationalen Theatergesellschaft zur Benutzung eingeräumt, di« die Aufgabe hat, den Sinn für dramatische Kunst tn der ganzen Türkei   zu verbreiten und zunächst Werke aus fremden Literaturen zu spielen. Die St-rdtverwallung»an Konstantinopel  übernimmt damit eine schwere Last, denn sie wird zunächst große Unterstützungen zahlen müssen, da gegenwärtig nur eine ganz kleine. i Anzahl von Türken an den Theaterbesuch gewöhnt ist. planmäßige Zeilen" für natürliche Bedürfnisse. Das estnische Bostmimstermm hat angeordnet, daß die Postbeamten während der Dienststunden aus keinen Fyll dt« Toiletten benutzen dürfen. Für die Benutzung dieser Einrichtung sind, um im Jargon der Verordnung zu reden,planmäßig« Zeiten" festgesetzt.
An», die Vühne de« TaoeS. eröffnet am Montag in der Lutherstr. 81/83, gegenüber der Scalo,>/,l0 Uhr. ein neue» Kabarett. ver 200 Sänger zahlende.Berliner   Cradtal-ckhot" veranstaltet an, Sonntag!>n Zaalban niiedrich?baw ein Konzert U. a. gelangen die' elegiiche(»ie sänge von Crwin tlcndrai zur Urauifnhrunz. Iuliu« DrtN Klavier, Curt Bogel. Violwe, Max Schulz-Fürstenberg, Cello. Ani«' 7 Uhr. Eintrittspreis 1 M.