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Kohlendampfer gefentert. Um den Tod des Grafen Stolberg

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London  , 5. Dezember.

Der 2400 Tonnen große britische Dampfer Frances Duncan", der sich mit einer Kohlenladung auf der Fahrt von Cardiff   nach Rouen   befand, wurde während des Sturmes der Ichten Nacht in der Nähe vom kap Lands End von einer ge­maliigen Woge 3 um kenfern gebracht und fant innerhalb von einigen Minuten. 16 Maun der Besagung ertranfen, fünf fonnten gerettet werden.

Sturm über England.

London  , 5. Dezember.

Der Sturm, der in der vergangenen Nacht in ganz England wütete, wohl der schwerste der letzten Jahre, erreichte zeitweilig eine Geschwindigkeit von 160 Stundenkilome= tern. Aus allen Teilen des Landes treffen Meldungen ein, die von eingestürzten Mauern, umgewehten Schornsteinen und ent­wurzelten Bäumen berichten, doch sind glücklicherweise teine Men­schenleben zu beklagen. Ein fleines Mädchen geriet unter einen umstürzenden Baum und wurde erst nach einer halben Stunde gefunden; es war bewußtlos, sein Zustand ist bedenklich. Die Schiffe in den Küstengewässern hatten gegen schwere See an­zukämpfen, viele von ihnen befinden sich in Seenot. Es laufen auch Gerüchte um von zwei Schiffbrüchen, bei denen Men­schenleben verloren gegangen sein sollen.

Das Versicherungs- Verbrechen. Lebte das Opfer bei 3nbrandsehung des Autos?

München  , 5. Dezember.  ( Eigenbericht.) Die rasche Aufklärung der ungewöhnlichen Mordfat des Leipziger   kaufmanns Erich Lehner ist auch auf die Mitwirkung der Münchener Kriminalpolizei zurückzu­führen.

Das ausgebrannte Auto mit der vertohlten Leiche wurde in der Frühe des 27. November aufgefunden. Da Tegner im Som­mer dieses Jahres längere Zeit in München   gewohnt hatte und polizeilich gemeldet war, leitete die hiesige Polizei sofort nach Be­fanntwerden des Besundes Ermittlungen ein, Dabei ergab fich, daß der angeblich im Auto verbrannte Tehner sich am 27. No­vember noch in München   aufgehalten hatte und der Tofe infolge­deffen unmöglich mit Tehner identisch sein konnte. Der Polizei ge­lang es ferner, einwandfrei festzustellen, daß Tegner am Mittwoch, dem 27. November, vormittags bei einem Münchener Schneidermeister seinen beschmugten und zerknitterten Mantel hatte instand setzen lassen und er dann eine Milchstube im Zentrum der Stadt aufsuchte, in der er von einer Angestellten der Münchener Niederlassung seiner Leipziger   Firma gesehen wurde. Diese zufällige Begegnung führte zu einer geschäftlichen Unterredung Tegners mit dem Chef der Münchener Filiale, wobei für nachmittags ein Vertrags­

abschluß bei einem Rechtsanwalt vereinbart wurde. Zu dieser verabredeten Zusammenkunft ist Teiner nicht erschienen. Er verschwand vielmehr schleunigst aus München  . Von diesem Augen­blid an bestand für die Polizei die Gewißheit, daß Tegner einen Mord begangen hatte.

Wie aus Leipzig   gemeldet wird, hat auch die Frau des Tetzner gestanden, daß sie um die Tat thres Mannes gewußt habe. Die Leiche des unbekannten Mannes, die in dem Auto des Tegner verbrannt ist, tonnte noch nicht identifiziert werden. Es steht noch nicht fest, ob der Mann fof war, als der Wagen in Brand gesetzt wurde. Eine weitere Festnahme ist entgegen anders­

Der Sohn unter der Anklage fahrlässiger Tötung

Am Montag, dem 18. März, fand man den 57jährigen Grafen  | fet. Graf Eberhard soll viel für Frauen und Wein übrig gehabt, Eberhard Stolberg- Wernigerode in seinem Arbeits- seine Frau mehr als freundschaftliche Beziehungen mit ihrem zimmer fot auf. Er faß halb liegend auf dem Stuhl, die rechte Schwager unterhalten haben, die Kinder waren in zwei Lager ge­Hälfte seines Gesichts war aufgerissen, der Hinterkopf zeigte den spalten. Nach dem Tode des Grafen machten Frau und Tochter Einschuß eines Dum- Dum- Geschosses, das Todesinstrument, ein nur zögernd ihre Aussage. Intime Briefe wurden verbrannt. Die Jagdgewehr, lag auf dem Fußboden, zwei Patronen daneben. Der Zeitungen Sprachen von einem Mordkomplott, stellten die zwei Tage später erlaffene Haftbefehl gegen den ältesten Sohn des Vermutung auf, daß Christian durch sein hartnäckiges Leugnen Toten, den 28jährigen Chriftian, sprach von vorfählicher iemand schüße, Wie sollte es sonst zu erklären sein, daß er, obgleich Tötung... Heute erscheint Graf Christian Friedrich Stolberg der Tat überführt, jede Schuld leugnete- ja, die goldene Brücke, vor dem Landgericht Hirschberg unter der Anklage, seinen die ihm die Behörden vom ersten Tage an gebaut hatten- Tötung Bater fahrlässig getötet zu haben. War es nur Fahrlässigkeit? durch Fahrlässigkeit nicht benutzen wollte? Die örtliche Kriminalpolizei fam feinen Schritt weiter. Die Motive der Tat blieben nach wie vor im Dunkeln. Man rügte, daß der ver­haftete Christian noch vor irgendeinem Geständnis stundenlang bei ungenügender Kontrolle mit seinem Berteidiger zusammen sein durfte. Man muntelte von Vertuschung. Am 26. März nahmen Beamte der Berliner   Kriminalpolizei die Untersuchung von neuem auf. Wenige Stunden später war Christian geständig. Er gab zu, seinen Vater bei der Hantierung mit Jagdgewehren versehentlich getötet zu haben. Weshalb hatte er nicht schon eine Woche früher dies Geständnis abgelegt? Es tam zu spät, um glaubwürdig zu erscheinen. Für die Staatsanwaltschaft wurde es aber zur Grundlage ihrer Anklage.

Die Todesanzeige der Familie Stolberg   besagte: Un fall. Auf dem Familientag, der unmittelbar nach dem Ereignis unter dem Vorsiß des Fürsten Stolberg auf Schloß Jannowig statt­fand, hieß es gleichfalls: Unfall. Christian Friedrich aber leugnete jede Täterschaft. Unter welchen Umständen war nun Graf Eberhard Stolberg ums Leben gekommen? An dem Todestage des Grafen taumelte gegen 11 Uhr abends Christian Stolberg   zur Gärtnerswitme hin: Es ist etwa geschehen, ich habe was angefteilt." Er machte einen vollkommen verstörten Ein drud. Die Einzelheiten, die er später schilderte, standen in vollem Widerspruch zu seinem ursprünglichen Gestammel. Diese Schilderung hielt Christian Friedrich auch vor den Untersuchungsrichter und Staatsanwalt aufrecht. Er blieb dabei, trotz Widersprüche.

Man stellte fest, daß die Familie Stolberg   in äußerst un­günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen lebte. Das Gut war ver­schuldet, konnte aber als Majorat nicht aufgelöst werden. Die Familie war aus dem Schloß Jannowit in das Rentamthaus über­gefiebelt. Dem alten Grafen fehlten oft die paar Mart, um seine Beche zu bezahlen. Christian als ältester hatte Anrecht auf das Majorat. Es hieß, daß sowohl seine Lage als die der Familie sich Durch den Tod des alten Grafen nicht gebessert hätte. Materielle Motive schienen auszuschalten. Es verlautete, daß das Familienleben durchaus tein harmonisches gewesen

Berlin   und Görlitz   betroffenen Beamten notwendig erschien, sei das erforderliche sofort im Einverständnis mit der Reichsregierung ver­anlaßt worden.

Explosion auf Dortmunder Union. Ein Zoter und sechs Schwerverlette.

Dortmund  , 5. Dezember. Heute vormittag ereignete fich auf dem Thomas- Werk der Vereinigten Stahlwerte, Abteilung Dortmunder Union, ein folgenschweres Explosionsunglüd. Aus bisher noch unbekannter Ursache explodierte um 11% Uhr eine Coquille ( eiserne Gußform). Durch die herumsprißenden glühenden Elfen­maffen wurden fieben Arbeiter so schwer verletzt, daß sie sofort dem Krankenhaus zugeführt werden mußien. Drei der Ver­letzten haben so schwere Brandwunden erliffen, daß an ihrem Auf­

Christian Friedrich Stolberg   ist auf seinen Geistes zustand untersucht worden. So soll sein ursprüngliches Leugnen für ihn unschädlich gemacht werden. Wird die Verhandlung in das Dunkel dieses außerordentlichen Kriminalfalles hineinleuchten? Der Staats­anwalt, der die Anflage auf Fahrläffigtett erhoben hat, der Verteidiger, dem der gute Name derer von Stolberg   am Herzen liegt, werden daran bestimmt tein Interesse haben. Etwa das Gericht? Die Instanz, die einzig und allein daran Intereffe haben dürfte, die Oeffentlichkeit, wird schwerlich gefragt werden. Sie will aber, daß arm und reich, niedrig Geborene", wie hochadlige", vor Gericht mit dem gleichen Maß gemeffen werden.

Durchschlag des Appenin  - Tunnels.

Der längste doppelgleisige Tunnel der Welt. Bologna  , 5. Dezember.

Auf der neuen Schnellzugsstrede Bologna­Florenz erfolgte der Durchschlag des neuen großen Appenin  Tunnels Bologna  - Florenz  . Der Unterstaatssekretär di Crolla Banza brachte die letzte Mine zur Explosion, worauf die beiden Arbeiter­gruppen sich begegneten. Die Blätter heben hervor, daß der Tunnel der längste doppelgleisige Tunnel der Welt sei, da er 18,510 Kilo meter mißt. Der Simplon Tunnel, der nur ein Klein wenig länger sei, bestehe aus zwei Tunnels, die nebeneinander laufen und eingleifig sind, während der Appenin  - Tunnel doppelgleisig ist.

Ein Kehlschnitt geht schnell....

kommen gezweifelt werden muß. Einer von ihnen, der Maschinist Hitlerstrolche provozieren auf dem Lande des Eisenwagens, ist inzwischen verstorben. Wie die Werkleitung mitteilt, hat sich die Explosion bei dem Guß eines Stahlblodes ereignet, der nach einem neuen, aber schon seit einiger Zeit in An­wendung befindlichen Berfahren gegossen worden war.

Die Nationalsozialisten werden langsam zu einer Landplage und es ist hohe Zeit, daß die Landjägerei ihr Augenmert besonders auf diese Landsknechthorden richtet. Jede Gelegenheit

tautenden Meldungen bisher noch nicht durchgeführt worden. Die Es ist nicht alles Bemberg- Gold was glänzt. benutzen die Nazis  ", um die Landbevölkerung zu provozieren, und

Leipziger   Kriminalpolizei hebt in ihrem zusammenfassenden Be­richt besonders das große Entgegentommen, das sie bei der Berfolgung der Angelegenheit durch die französischen  Kriminalbehörden in Straßburg   erfahren habe, hervor.

Der Oberpräsident will nicht. Preußen und Bank für Deutsche   Beamte.

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Gegen eine starte Opposition hatte vor einigen Monaten die Generalversammlung der zusammengebrochenen Berliner   Be amtenvereinigung beschloffen, die Haftpflicht für alle Mit­glieder gleichmäßig auf rund 150 m. zu erhöhen, um zu­gunsten der sogenannten Großgläubiger freilich auf Kosten der Einleger mit fleineren Beträgen die eingetretenen großen Ber­lufte zu verringern. Die entsprechende Sagungsänderung unterstand noch der Genehmigung des Oberpräsidenten von Berlin  und Brandenburg  . Dieser hat jetzt die beantragte Sagungsänderung abgelehnt, so daß die Gesamtheit der Mitglieder von der fie bedrohenden schweren Zubuße befreit bleiben.

Der Zusammenbruch der Bant für Deutsche   Beamte führte im Preußischen Landtag zu einer Anfrage. Danach seien die " Einleger der Bant durch Maßnahmen der Reichspostverwaltung veranlaßt worden, die Bant für absolut sicher zu halten. Das Staatsministerium sollte nach dieser Anfrage eine fofortige Klar­stellung beim Reiche darüber herbeiführen. Der preußische Finanzminister meist in seiner Antwort darauf hin, daß schon zur Vermeidung von Regreßtlagen aus Anlaß von etwaigen Kreditschädigungen eine Unterrichtung der Beamten über den Stand einer Bant, der auf Antrag der Beamten Gehälter überwiesen werden, nicht Aufgabe der Staatsregierung fein fönne. Die Reichs­regierung nehme denselben Standpunkt bezüglich der Reichsbeamten ein. Eine Klarstellung im Sinne der Anfrage bei der Reichsregie­rung sei deshalb zwecklos. Soweit eine Maßnahme zugunsten der durch die Zahlungseinstellungen der Bank für Deutsche Beamte in

Riesenfälschungen von Kunstseidenstrümpfen.

Mit einem riesigen Schwindel auf dem Kunstfeidenmarkt be­schäftigen sich, wie erst jetzt bekannt wird, seit etwa mitte Oktober die kriminalpolizeibehörden Berlins   und mehrerer Städte Mitteldeutschlands  , insbesondere Sachsens  . Den Ermittlungen liegen Anzeigen zu Grunde, die von 3. P. Bemberg A.-G. gegen eine Reihe von Firmen der Strumpffabritation erstattet worden sind.

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Die Bemberg- A.- G. hatte die Feststellung machen müssen, daß in einem Umfange, der sich bisher nicht im entferntesten abschätzen läßt, Kunstseidenstrümpfe minderer Qualität mit dem die beste Qualität kennzeichnenden Stempel Bemberg Gold" versehen, in den Handel gebracht worden waren. Die J. P. Bemberg- 2.- G. fertigt die bekannten Bemberg- Strümpfe nicht selbst an, sondern liefert die Strumpffeide, und zwar in einer Qualität, aber in drei Stärken an Lizenzfirmen, die die Strümpfe in Qualität, aber in drei Stärken an Lizenzfirmen, die die Strümpfe in den entsprechenden Qualitätsabstufungen herstellen. Beauftragte der J. P. Bemberg- 2.- G. stellten, als Klagen über die Qualität der Strümpfe laut wurden, im Herbst dieses Jahres fest, daß unter der Bezeichnung Bemberg- Gold" Strümpfe aus Kunstjeide minderer Qualität, zum Teil aber auch aus einer nach einem ganz anderen Verfahren hergestellten Kunstseide in riesigen Mengen in den Handel gebracht worden waren. Dem Vernehmen nach soll es sich in letzterem Fall um Kunstseidenstrümpfe handeln, die nach dem sogenannten Vistose- Berfahren fabriziert worden sind. In Berlin   wurden, wie wir hören, Ermittlungen gegen mehrere Strumpffirmen, die im Zentrum der Stadt ihre Be­triebe unterhalten, eingeleitet, während in Sachsen   Unter­suchungen gegen mehrere Fabrikanten aufgenommen wurden. Der Kreis der in die Ermittlungen einbezogenen Bersonen in Berlin   und im Reich soll bereits ein recht großer sein, ohne daß sich bisher übersehen läßt, in welchem Umfange er sich noch vergrößern wird. Die Bemberg- 2.- G. hat bereits in großem Umfange Lager von falschgestempelten Kunstseidenstrümpfen beschlagnahmen lassen.

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sie mit ihrem Sozialismus" vertraut zu machen. Am letzten Sonntag hatten die Nazis eine Feldübung in der Potsdamer   Umgebung. Ihre SA.( Sturmabteilungen) waren aus der ganzen Umgebung zusammengezogen. Feld­marschmäßig gefleidet, durchzogen sie mit wüstem Gejohle die Dörfer, ständig die Bevölkerung anpöbelnd, sie zeigten sich als Die allgewaltigen" Beherrscher des flachen Landes, denen selbst die einzelnen Landjäger gegenüber machtlos find. Nur zwei Szenen aus diesem Marsch seien mitgeteilt. Beim Durchmarsch durch Langerwisch   bei Potsdam   ging ein Baffant auf dem Bürgersteig. Der Führer der Nazis rempelte diesen nicht einmal ein politisches Abzeichen tragenden Bassanten an und jagte ihn mit dem Ruf: Runter" vom Bürgersteig. Der Landjäger stand tatenlos daneben. Die andere Szene fennzeichnet noch besser die Hitlerschen Garden. Beim Borbeimarsch einer größeren Abteilung Nationalsozialisten blieb ein Motorradfahrer mit laufendem Motor stehen. Einige der Landsknechte blieben zurück und unterrichteten den Führer eines nachfolgenden Trupps von der Frechheit" des Motorradfahrers. Der Führer wendet sich nun mit folgenden Worten an den Motorradfahrer: Lieber Bursche, bei uns geht ein Rehlschnitt schnell und du erleidest den Söllentod!"

Wie lange soll die Landbevölkerung sich die Provokationen der nationalistischen Strolche noch bieten lassen? Die einzelnen Land­jäger find wie gesagt machtlos. Wehe dem Landjäger, der verſucht einzuschreiten. Die Bevölkerung will aber vor diesen Landsknechts­horden geschüßt sein.

Kundgebung der sozialistischen   Studenten. Zu den aktuellen Forderungen der Hochschulreform veranstaltet die Bereinigung Sozialdemokratischer Studierender am Montag, dem 9. Dezember, in der Stadthalle, Klosterstraße, eine Hochschulreformtundgebung. Es sprechen die Genossin Prof. Anna Siemsen   und die Genossen Prof. Dr. Hermann Heller   und Prof. Dr. Erik Nölting. Beginn 20 Uhr.

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