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Nr. 571 46. Jahrgang

no2. Beilage des Vorwärts

Neue Bankzusammenbrüche.

Schweigen im bürgerlichen Walde.-Eine bescheidene Bitte.

In Frankfurt   a. Main   hat wieder eine alte und sehr angesehene Privatbanffirma ihre Zahlungen eingestellt. Es handelt fich um die im Jahre 1875 gegründete Banffirma Heinrich Emden u. Co., deren Inhaber vor furzem gestorben ist und die auch in Berlin   eine Filiale unterhält. Das Banthaus Heinrich Emden in Hannover   hat mit dem zusammengebrochenen Frankfurter  Banthaus nichts zu tun.

Ein zweiter Banfzufammenbruch wird aus Rassel berichtet. mo die Bankfirma Gebrüder Hermann in Treyfa bei Kaffel ihre Zahlungen einstellte und die Inhaber sich selbst der Staats­anwaltschaft stellten, nachdem sie nach eigener Aussage in ihrem Depot ruhende Wertpapiere im Betrage von 155 000 Mart ver­untreut hatten.

Aus den allerletzten Tagen ist noch zu berichten, daß in Dresden   das Banthaus Albert Kunze   u. Co. die Schalter schließen mußte, und daß ferner der Bischofswerdaer Bant­verein sowie das Banthaus Babel in Liebau ihre Zahlungen eingestellt haben.

Wir haben teine Neigung, die Bedeutung der großen Liste von Bantzusammenbrüchen der letzten Wochen, die wohl schon die Zahl von fünf Dutzenden erreicht hat, zu übertreiben. Der Nachteil für die private Bankwirtschaft, zu der das Bertrauen gemiß durch diese Zusammenbrüche nicht erhöht werden fann, liegt auf der Hand Noch größer sind die Nachteile, die die einzelnen Einleger zu tragen haben. Wir wollen heute auf etwas anderes hinweisen. Wir wollen nämlich fragen, welcher Bärm wohl geschlagen worden wäre, wie die ganze bürgerliche Presse Deutschlands   von lautem Geschrei widergehallt hätte, wenn es sich bei diesen fünf Dugend Bantzufammenbrüchen etwa um Spartassen oder andere öffentliche Bantbetriebe gehandelt haben würde. In der bürgerlichen Breffe herrscht aber das Prinzip, jezt fein stille zu bleiben und ja tein scharfes Wort etwa über den Miß brauch zu schreiben, der hier von unzuverlässigen privaten Bant. herren in fehr vielen Fällen mit den Geldern ihrer Kundschaft herren in sehr vielen Fällen mit den Geldern ihrer Kundschaft getrieben worden ist. Wir wiederholen, daß wir keinerlei Intereffe baran haben, die Kritif an den Zusammenbrüchen privater Banken ungebührlich zu übertreiben. Aber mir empfehlen der gesamten bürgerlichen Breffe, mir empfehlen allen Verbänden der deutschen   Unternehmer und Banten, wir empfehlen allen Industrie und Handelstammern in Deutschland   und auch allen bürgerlichen Barlamentariern in Deutschland   ein Kleines bißchen von jener Schweigfamteit gegenüber der öffentlichen Birtschaft, die sie auch jetzt gegenüber der Privatwirtschaft so mufterhaft au mahren verstehen.

16 Proz. Siemens- Dividende?

Wie der Ruin der Wirtschaft aussieht.

Die Börse hört bekanntlich das Gras wachsen und für Dinge, die sie besonders angehen, wie z. B. Dividenden fragen hat sie einen ganz besonders guten Riecher. Wenn die Ber liner Börse daher auf Grund der gestern abgehaltenen Berwaltungs­raffigung bei Siemens mit einer Dividendensteigerung von 2 Broz. bei den beiden Siemens- Unternehmen rechnet, wird fie dafür schon ihre guten Gründe haben.

3ft die Rechnung der Börse richfig, fo würde fich bei Siemens und Halste die Dividende auf 16 Proz. und bei Siemens­Schudert auf 12 Pro3. erhöhen. Das würde für die beiden Gruppen, die ja ein Unternehmen bilden, eine Dividendenfumme von fa ft 29 millionen Mark bedeuten.

Bie fprunghaft der Siemens- Konzern seit 1924 die Aktionärs­gewinne erhöhen fonnte, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Es wurden gezahlt:

erwartet werden

für 1924/25.

1925/26.

"

1926/27.

"

10,8 min. M. .16,7

21,7

.1927/ 28. 24,7 1928/29.

28,9

"

Herr C. F. von Siemens gehört auch zu jenen prominenten Wirtschaftsführern, die behaupten, daß die deutsche   Wirtschaft vor dem Ruin stände. Für sein eigenes Unternehmen dürfte dies jedenfalls nicht zutreffen.

Das Zündholzmonopol Im vorläufigen Reichswirt. schaftsrat wurde dem Entwurf eines Zündwarenmonopolgefeges

3ugestimmt.

Linder und St

GARBAT

KUR MARK

CIGARETTEN

Freitag, 6. Dezember 1929

Arbeiterlos in Polen  .

Berschärfung der sozialen Gegenfäßze. sus si

In Polen   wird heute um die Berfaffung hart gefämpft. Die politische Atmosphäre ist aufs äußerste gespannt, die Möglichkeit eines Staatsstreichs ist nicht ausgefchloffen. In einer seiner frühe­ren Reden gab Pilsudsti eine Erklärung dafür, warum er die Stärkung der Staatsgewalt gegenüber dem Sejm anstrebt: er fürchte für das heutige Polen   dieselbe Gefahr, die das alte Polen  untergraben hat- die Anarchie des polnischen Reichstags. Allein im alten Polen   gab es noch feinen vierten Stand" wie im heuti gen, noch feine organisierte sozialistische Arbeiterschaft. Und dieser vierte Stand ist heute nicht nur aus politischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen in der Opposition.

-

Die beiden wichtigsten Gebiete der polnischen Industrie sind der Bergbau und das Tertilgewerbe. Von der Gesamtheit 891 677 der polnischen Arbeiter( im Mai d. I., nach dem Bericht Charles De­mens) maren nicht weniger als 152 524 im Bergbau und rund 170 000 in der Textilindustrie beschäftigt..

Wie find nun die Lohnverhältniffe

in diesen beiden größten Gebieten der polnischen Industrie? Dar auf gibt es sozusagen eine amtlich beglaubigte Antwort. Denn auf bas Drängen der polnischen sozialistischen   Partei murde Ende 1926 eine aus Vertretern der Arbeitnehmer, Arbeitgeber und der Regie rung gebildete Kommission zur Prüfung der Produktionskosten eingesetzt, die mun nach und nach die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlicht.

96 si0:

stand von 1925 überschriften haben). Die Attion ging damals auf Erlangung einer 20prozentigen Zulage, erreichte aber infolge des Widerstandes der Regierung, der den Widerstand ber Industriellen noch übertraf durchschnittlich nur 5 bis 7% Proz

QOP

Mindestens ebenso schlimm wie die Lohnverhältnisse ist es, daß von der Gesamtheit der 170 000 hier beschäftigten Arbeiter nicht weniger als 77 760 Tegtilarbeiter, also fast die Hälfte, durch dy nittlich nur Tage in der Woche beschäftigt find. Zehntausende von Arbeiterfamilien müssen also ihren Lebens. unterhalt mit einem Wochenlohn von 19 3loty 25 Groschen( in deutschem Geld nicht viel mehr als 10 M.) bestreiten! Schon im Mai d. 3. hat sich daher der Klassenverband an den Arbeitsminister mit einer umfangreichen Denkschrift gewandt, in der die ungeheure Not der Tertilarbeiterschaft geschildert und ein Eingreifen des Staates verlangt murde. Als Antwort hierauf aber oder doch wenigstens zu gleicher Zeit, erfolgte die Einstellung der außer ordentlichen Arbeitslosenunterstüßungen vom 1. Juli d. 3. ab.

Diese Not der Halbbeschäftigten

herrscht auch unter der übrigen Arbeiterschaft. Wenn der ameri tanische Finanzfontrolleur in Bolen, Dewey, in seinem jüngsten Bericht den Gang der Arbeitslosigkeit im laufenden Jahre folgendermaßen schildert: Januar 160 843, Februar 177 462, Märg 176 539, April 151 519, Mai 122 771, Juni 106 622, so ist aller­feft, daß über 15 Broz. der Arbeiter monatlich unter 100 3loty sten statistischen Angaben jant die Arbeitslosigkeit im Oktober d. 3. Auf dem Gebiete des Kohlenbergbaus   stellte die Kommission dings.eine beträchtliche Berringerung festzustellen. Nach den jüng erhielten; Löhne von 100 bis 150 3L monatlich erhielten 25 Bro3. auf 83 063 und ist dann neuerdings auf 93 000 etwas gestiegen. der Arbeiterschaft und Löhne von 150 bis 200 31. ein weiteres Allein man darf nicht übersehen, daß parallel mit dieser Berringe­Biertel. Löhne von 200 bis 250 31. verdienten 18 Proz. und mehr rung ein gewaltiges Steigen der Zahl der Halbbeschäftigten als 250 31. 15 Pro3. der Arbeiterschaft. Ein großer Teil sich bemerkbar macht, wie aus folgenden auch von Dewey angeführ arbeitet also unter dem Eristenzminimum. Der pol- ten Zahlen hervorgeht: Januar 1929 32 349, Februar 56 789, März mische Bergarbeiter ist in Europa   der schlechtest bezahlte. 2. 23.62 679, April 98 044, Mai 135 608. Dem Rückgang der Arbeits Archer, der Bizepräsident der Kohlenindustriellen von Yorkshire   losigkeit um 38 072 Menschen ir den ersten 5 Monaten des laufenden und Midland, hat diese Tatsache vor nicht allzu langer Zeit folgen Jahres steht also die Zunahme der Halbbeschäftigten( d. h. der fort dermaßen gekennzeichnet: Bolen ist ein schwarzer Fled auf der schreitende, memm auch teilweise Abbau) um 103 259 Mensen gegen­Kohlentarte Europas  . Es zahlt die niedrigsten Bergmannlöhne und über. steht auf niedrigem technischen Niveau. Es ist das rückständigſte und zugleich das rentabelite Rohlenland Europas  ." Da die Zustände auch seither teine nennenswerte Besserung erfahren haben, war der polnische Bergarbeiterverband neuerdings in eine Lohnbewegung eingetreten. Er forderte 20 Broz. Zulage, während Regierung und Belegschaften demonstrierten dagegen durch einen Proteststreit und ein Generalstreit stand vor der Tür. Ei murde dadurch verhindert, daß die Arbeitgeber noch weitere 5 Broz. bewilligten.

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Die traurige Lage in der Textilindustrie

hat vor der ganzen Welt bligartig der große, im Oktober vorigen Jahres im Zentrum biefer Industrie Lodz   ausgebrochene Streit beleuchtet, der rasch zu einem Generalftreit anwuchs und auch das ganze übrige Land in seinen Bann zu ziehen drohte. Schon turz vorher war ja durch dieselbe Kommission zur Prüfung der Pro­duktionsfoften" im 14. Band ihrer Veröffentlichungen festgestellt worden, daß die Arbeiterlöhne in Lodz   im Vergleich mit dem Jahre 1925 noch durchschnittlich um 27 Proz. zurüd gegangen waren ( während in derselben Zeit die Preise für Tertilartikel den Preis

Stimmrechtsaktien verboten.

Freilich nur in Frankreich  .

Wir haben fürzlich von der Energie berichtet, mit der man in Dänemart den sogenannten Vorratsaftien zu Leibe ge­gangen ist. Dänemart hat die Schaffung von Vorratsattien einfach verboten. Aehnlich scharf geht jetzt auch Frankreich   vor. Ein vom französischen   Finanzministerum ausgearbeiteter Gefeßentwurf ver. bietet neue Borzugsaftien; insbesondere soll eine Reform auch der bestehenden Mehrstimmrechts attien durchgeführt werden. Innerhalb von drei Jahren soll die auf jede Attie entfallende Stimmenzahl beschränkt und nach fünf bis sechs Jahren sollen die Mehrstimmrechtsaftien vollständig verschmin­den. Der Gefeßentwurf begründet diese Vorschläge, um die im französischen   Parlament sicher hart gefämpft werben wird, mit der heute verschwundenen Ueberfremdungsgefahr, die in Frankreich  ebenso wie in Deutschland   eine Hochflut in der Schaffung von Mehr. stimmrechtsaftien erzeugt habe. Wird man für die deutsche Aktien­

reform daraus lernen?

eller Erdeil 1 Gold and Silberdek Di

Lehten Endes hat der sozialpolitische Kurs der polnischen Re­gierung feine ökonomischen Gründe. Die Regierung denft vor allem daran, daß Polen   ein junger Staat ist, der sich zuerst auf dem inter­

nationalen Markt behaupten muß, also vor allem seinen Export formieren muß( hierbei spielen auch Rücksichten auf die feit Ende

1927 stabilisierte Währung träftig mit!). Demgegenüber vertreten. aber sozioftisch orientierte Kreise die Ansicht, daß ebenso wichtig die Stärkung des inneren Marftes durch ebung der Kauf­traft des Bottes vermittels besserer Löhne ist. Welchen Anspruch auf Berücksichtigung diese Arbeit verdient, ist schon daraus zu ersehen, daß auch der Regierungsreferent für soziale Fragen Dredi fie in der großen amtlichen Jubiläumsausgabe ,, Brzemyil­handel"( Gewerbe und Handel" 1918 bis 1928) entschieden ver­treten hat.

nehmern, die Auflösung der vielfach von Sozialdemokraten per­Das wiederholte Zusammengehen der Regierung mit den Unter­walteten Krantentassen, die Zurückziehung des bereits eingebrachten Gesezentwurfs über Altersversicherung, noch neuerdings den sozialen Kampf in Polen   und die oppositionelle das alles verschärfte Haltung der organisierten Arbeiterschaft.

E. Hurwicz  .

Große Neubauten für amerikanische   Boffdampferlinien. Die Bereinigten Staaten von Amerita haben jeẞt ein Riefenprogramm für den Ausbau ihrer Postdampferflotte aufgestellt. Wie der Generalpostmeister Brown erklärte, werden die Bau­fosten für die Schiffe der dreizehn Bostlinien insgesamt 1 Milliarde Mark betragen. Für die Nordatlantiflinie würden drei Schiffe von je 45 000 Tonnen und einer Geschwindigkeit von 28 Knoten innerhalb der nächsten sechs Jahre benötigt werden.

Die deutsche Autobilanz. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres stieg die Ausfuhr für Personen- und Laftwagen von 39 280 auf 48 985, während die Einfuhr gegenüber dem Vorjahr von 63 472 auf 46 948 Wagen sanf. Die Motorradausfuhr stieg in der gleichen Zeit gegen 1928 um rund 50 Broz. auf 6000 Maschinen, während die Einfuhr von 8100 auf 7059 Maschinen zurüd­ging. Bertmäßig ergibt sich im Kraftfahrzeugaußenhandel pom Januar bis zum Oftober dieses Jahres ein Ausfuhrüber huß von einer knappen Million gegenüber einem Einfuhrüberschuß von rund 28 Millionen Mart in der gleichen Zeit des Vorjahres.

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Diese Aktivierung des Außenhandels mit fertigen Kraftfahrzeugen ist einmal auf die fräftige Steigerung der Ausfuhr von Personen­

wagen und Motorrädern zurückzuführen, hängt aber im wesentlichen

FREUD KURMARK- RAUCHERS Klar und überzeugend bekundel veine Metrung über

den positiven Genuss des Rauchens

SPEZIAL- MAZEDONEN- MISCHUNG,

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Der Kaufmann:

Von diesem Schreibtisch aus lellele schon mein Gross valer die Firma.

Schwer lastet die Verantwortung auf mir und stets greife ich zu den Cigareffen ausgeglichener Ge­schmackswirkung, um die ruhige Sicherhelf meinet Geschäftsdisposiffonen zu finden.

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