Die Tragödie einer Mutter.
Ein Staatsanwalt warnt vor Menschlichkeit.
Vor dem Schmurgericht III, deffen Borjih Landgerichtsdirektor Friedmann führte, hatte sich die Landarbeiterin Anna Kr. wegen Tötung ihres 8 Tage alten, unehelichen
Kindes zu verantworten.
Die Angeklagte war Schnitterin auf einem Gut in Mühlenbed. Dort lernte sie einen Schnitter temmen und ging mit ihm ein Liebesverhältnis ein, das nicht ohne Folgen blieb. Im Juni d. 3. brachte die Angeklagte in der Charité ein lebensträftiges Kind zur Welt. Als sie nach 7 Tagen entlassen wurde, bot man ihr an, für die Unterkunft des Kindes zu sorgen. Sie lehnte das aber ab, weil der Vater des Kindes sie heiraten wollte. Auf dem Bahnhof traf fie, einen Arbeiter Witt, der ihr erzählte, daß ihr Bräutigam verschwunden sei, und daß sie sich bei der Schnitterzentrale und der Bolizei nach ihm nicht erst zu erfundigen brauche, da er nicht auf zufinden wäre. Das letzte war gar nicht der Fall, denn der Mann hatte nur seine Arbeitsstätte gewechselt. Hämisch hatte Witt aber noch hinzugefügt, daß der Schnitter ein anderes Berhältnis eingegangen sei, und daß er dieses Mädchen mitgenommen habe. Das war aber nicht wahr. Diese Nachricht erschütterte die Angeklagte auf das Aeußerste. Sie hatte kein Geld und wußte nicht, was sie mit dem Kinde anfangen sollte. Im Zug tam ihr der unselige Gedante, daß sie sich des Kindes entledigen müsse. Beim Umsteigen auf dem Bahnhof Reinickendorf- Rosenthal warf sie das Kind in eine Abortgrube.
Die Frage, ob sie denn fein Mitleid mit dem Kinde gehabt habe, beantwortet der Sachverständige, Sanitätsrat Leppmann, einer der wenigen von menschlichem Berständms bejeelten Gerichtsfachperständigen mit einem flugen Bort:„ Eben, weil sie Mitleid mit dem Kinde hatte, hat sie die Tat begangen." Der Staatsanwalt dagegen warnt die Geschworenen davor, rein menschliche Erwägungen sprechen zu lassen:„ Sie fönnen sonst kein gerechtes Urteil finden!" Und das Gericht hört auf den Staatsanwalt, diesem Vertreter des Boltsstaates, der vo: menschlichen Erwägungen warnt und verurteilt das Mädchen zu der bean= tragten Strafe von zwei Jahren Gefängnis ohne Be währungsfrist.
Ein neues Opfer der sozialen Not, des unseligen§ 218 und der tünstlich aufrechterhaltenen Unkenntnis der Berhütungstechnik.
Das erste Fest der Polizei".
In den Räumen des 300 drängte sich eine frohe und festlich geftimmte Menge. Die gesamte Polizeibeamtenschaft Berlins feierte das erste Fest der Polizei". Es war ein Gedränge und Geschiebe in Sälen und Gängen, auf Treppen und Tanzflächen. Schließlich kann sich jeder selbst ein Bild von der Fülle machen, wenn er erfährt, daß etwa 8000 bis 9000 Personen an= wesend waren. Ein sehr umfangreiches Programm sorgte für Stimmung und Abwechslung. Gin viel belachter Feſtzug zeigte die Polizei von heute, die„ Sipo" von 1919 und schließlich als Clou die uniformierte weibliche Polizei der Zukunft. Dann gab es da noch eine Originaltaschemme, Tänze und gute Rabarettnummern, das waren so Dinge, die gar keine Lange. welle aufkommen ließen. Nicht vergessen seien das Sinfonieorchester der Schutzpolizei und eine große Tombola, zu der Ein schon um Mitternacht keine Lose mehr zu haben waren. prächtig ausgestatteter Almanach mit Beiträgen des Polizeipräsidenten 3örgiebel, des Polizeivizepräsidenten Dr. Weiß, des Reichsministers Severing, des Ministers Grzesinski , des Reichstagspräsidenten Löbe usw. erregte allgemeinen Beifall. Erst um 5 Uhr früh fand das Fest der Polizei sein Ende. Es hatte nicht nur ein schönes finanzielles Ergebnis, sondern es bewies auch, wie das freundschaftliche Berhältnis zwischen Menschen aus allen Schichten der Berliner Bevölkerung und der Polizei sich immer mehr vertieft.:
Revolverjournalisten.
Schwere Gefängnisstrafen für Berleumdungen.
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Köln , 10. Dezember.( Eigenbericht.)
Das erweiterte Schöffengericht in Köln hat den Herausgeber der inzwischen eingegangenen Sensations. Wochenschrift ,, Das Echo", namens Eugen Mezenthin, zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis, den Redakteur des„ Echo", Peter Keil, zu elf Monaten und den Reporter Josef Engelbert zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Angeklagten hatten in ihrer Wochenschrift behauptet, daß sich in einer Wirtschaft in einem Kölner Vorort unfittliche Dinge abgespielt hätten; die Wirtin und ein Fabrikant wären daran start
beteiligt und würden von einem Polizeimachinefter begünstigt. In der Verhandlung stellte sich heraus, daß der Reporter, ein mehrfach vorbestrafter Mensch, sich seine Angaben aus den Fingern gesogen hatte.
Wenn sich unsere Gerichte entschließen tönnten, ebenso scharf gegen eine gewisse Sorte politischer Revolverjournaliſten vorzugehen, erfahren, die ihm die Besten des Bolles seit einem Jahrzehnt würde das öffentliche politische Leben sehr schnell die Reinigung
wünschen.
Schülerselbstmord auf den Schienen.
Am Sonntagvormittag hat man auf der Bahnstrede zwischen
Lemgo und Bogelhorst die verstümmelte Leiche des sechzehnjährigen Untersekundaners Hermann Rottmann aus Lemgo gefunden. Es ist festgestellt, daß er in der Nacht zum Sonntag von zwei Zügen überfahren worden ist. Der Schüler, ein begabter Pianist, sollte am Sonnabend abend in einem Schultonzert mitwirken. Da er wenige Tage vorher auf der Kirmes Unfug verübt hatte, war ihm drei Stunden vor dem Konzert die Mitwirkung durch die Schulleitung verboten worden. Der Schüler soll sich diesen Verweis so zu Herzen genommen haben, daß er zunächst mehrere Stunden umherirrte und sich dann vom Zuge überfahren ließ.
Das Reichswirtschaftsministerium war es, das in Berkennung seiner Aufgabe im Sinne der Fabrikanten in das Schlichtungsverfahren eingegriffen hat. Im Vorwärts" ist in dem Bericht: Friede in der Schuhindustrie" versehentlich dem Reichsarbeitsministerium dieser Vorwurf gemacht worden. Es galt dem Reichswirtschaftsministerium.
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Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Vorwärts Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch druckerei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co.. Berlin GB 68.. Lindenstraße 3. Sieran 1 Beilage.
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